^.^> ■( '■ »* --SA r - /^ i ' -X'' • 4^;^. >- ^<2^'/> ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben TOm D eutsclien Ap otlieker -Verein onter Redaktion von £. Schmidt and H. Becknrts. Band 251. Heft 1. BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins. 1913. Ausgegeben den 25. Jannar 1913. INHALT. Seite F. Lehmann, Zur quantitativen Ausmittelung des Arsens .... 1 W. Beckers, lieber vergleichende Quecksilberbestimmungen nach Farup und nach Schumacher- Jung im Harn 4 H. Schulze und E. Bierling, Ueber die Alkaloide von Aconitum Lycoctonum 8 L. van Itallie und J. J. van Eck, Ueber da« Vorkommen von Metallen in der menschlichen Leber 50 L. Bosenthaler, Ueber die Verbreitung emulsinartiger Enzyme . öß Eingegangene Beiträge. L. Bosenthaler, Spaltung des Ainygdalins unter dem Einfluß von Emulsin. K. Kropat, Ueber eine einfache Eisenbestimmung im Extractum Ferri poinati. G. H. Hillen, Ueber Kautschuk- und Guttaperchaharze. A. Tschirch und M. Ruszkowskl, Ueber einen neuen Rhabarber vom Altai. M. Scholtz, Die Alkaloide der Pareirawurzel. E. Siebur?, Ueber Helleborein. E. Schmidt, Ueber einige Pyridinabkömmlinge. Derselbe, Ueber das Scopolin. \ (Geschlossen den 15. I. 191.3.) Nährmittel « für Säuglinge als Dauernahrung in den Fällen, in denen die natürliche Er- nährung nicht durchführbar ist, sowie für N^ ^^' '^'%'^ ältere Kinder und Erwachsene wäirend und ^Ä #^B^^ nafh zelirenden Krankheiten. w^^^^jp Nährzucker und verbesserte Liebigsuppe in ^^^ Piilverloaji in Dosen von 54 kg Inhalt zu M. 1.50. ^0 * Nährzucker-Kakao in Dosen v. ü kg Inhalt zu M. 1.80. Eisen-Nährzucker mit 0.7 °i. ferrum glycerin-phosphorio. die Dosi' von h k- Inhalt M. 1.80. Eisen-Nährzucker-Kakao mit 10% ferrum oxydat. saccharat. soi. Ph. IV. die Liose von J^ kg Inhalt M. 2. — . Leicht T«rdaolK-li<- Eisenpräparate klinisch h<-nährt bei Atrophie nud Anämie. Den H.H. Aer/li-n Litoiaitir und Proben kosten- und spesenfrei. Nährmlttelfabrik München, G. m. b. H., in Paslng bei München, g. A n zeigen. *('i Seite zum Preise von M 50.— ; V2 Seite zum Preise von M 30.— ; 1/4 Seite zum Preise von M 20.— ; '/« Seite zum Preise von M 10.—. Die Grundschrift ist Petit. ßeilaf^e-Gebühr für das Tausend der Auflage — 5600 — M 10.—. Für Beilagen, welche nicht dem Format des „Archiv" entsprechen, bleibt besondere Vereinbarung vorbehalten. ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben ▼om anter Redaktion von E. Schmidt und H. Beckurts. Band 251. BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins. 1913. 1''. I.c li III H. II n : Arsfribcstiimmiiig. Mitteilung aus dem pharmazeutisch-chemischen Institut der Universität Königsberg. Zur quantitativen Ausmittelung des Arsens. n. Mitteilung. Untersuchung: von Blut und Harn. Von Dr. F. Lehmann. (Eingegangen den 16. X. 1912.) In einem unlängst von E. R u p p und F. Lehmann mit- geteilten Arsen-Ausmittelungsverfahren für physiologisch-chemiHche Zwecke^) konnte gezeigt ^\•erden, daß durch Permanganat und konzentrierte Schwefelsäure die organische Substanz von Fleisch- masse sich in einer Oiieration so weitgehend zerstören läßt, daß das im Salzsäurestrom abdestilJierbare Arsentrichlorid direkt titrieit werden kann. Als Blindverbrauch an Jod bis zum Umschlag des Stärke-Indikators sind 0,05 ccni "/k,- bezw. 0,5 ccm "/loo'Jod- lösung als konstanter Wert vom Titrationsbefund in Abzug zu bringen. Die Ausdehnung des Verfahrens auf Blut und Harn erforderte eine entsprechende Anpassung an das Objekt. Die Eignung der eingeschlagenen Wege winde an Blindproben kontrolliert, und jene Modifikation "weiter verfolgt, bei der als konstanter ,, innerer 'Jod - verbrauch" der obige Wert von 0,05 ccm "/jQ-Lösung AA'iederkelirte. Es Avar dies die nachstehend beschriebene. Harn: 500 ccm wurden mit 30 ccm offizineller Wasserstoff- superoxydlösung und et\\as Hartparaffin, durch welches das lästige Schäumen verhindert M'ird, nahe bis zui' Trockne eingedampft. Der erkaltete Verdampfungsrückstand wurde sodann mit 5 g ge- pulvertem Kaliumpermanganat gleichmäßig zerrieben und zunächst mit 10 ccm verdünnter, kurz hernach mit 20 ccm konzentrierter Schwefelsäure verrührt. Sobald die lebhafte Chlorentwickelung vorüber war, fügte man zui' Zerstcirung supcioxydischer Mangan- reste 30 ccm Wasserstoffsuperoxyd iiinzu und erhitzte bis zum Sieden. Nun wurde in einen Kjeldahl- Kolben umgegossen, mit 30 com konzentiierter Schwefelsäure nachgespült, nach Zusatz 1) Dieses Archiv 250, 382. Aroh. d. Pharm. CCLI. Bds. 1. Heft, 1 2 F.Lehmann: Araenbest inmiung. von 5 g entwässertem Ferrosulfat sowie 50 g Natriumchlorid, wie früher beschrieben, abdestilliert und die vorgelegte Bikarbonat- aufschwemmung 40 : 100 mit Jod titriert. Sechs so behandelte arsenfreie Harnproben ergaben bis zum deutlichen Umschlag des Stärke-Indikators einen Blindverbrauch von 0,4 — 0,5 ccm "/joo-Jod. Die Resultate einer gleichen Versuchsreihe mit Zusatz von 1 — 100 mg As in Form von Arsenigsäure, waren die folgenden; Angewandt: Jodverbrauch: Gefunden: 1 mg As 2,9 — 3,2 ccm J/mo = 1,0— 1,2 mg As j Je 0,5 ccm J/mo 2,5 „ „ 6,4-6,8 „ „ = 2,4-2,5 „ „ I als BUndver- 12,5 „ „ 3,1 „ J/io = 11,6 „ „ j brauch in Ab- 100 „ ,, 24,2 „ „ = 91 ,, „ J zug gebracht. In derselben Weise wurde eine 0,15 g Salvarsan == 0,047 g As enthaltende Harnprobe von 500 ccm analysiert. Hierbei behef sich der Befund nur auf 0,021 g As = 5,6 ccm "^/^q = 44,8% der Be- rechnmig. Es war also während des Eindampf prozesses Arsen flüchtig gegangen. Zur oxydativen Bindung desselben wurde daher in einer weiteren Versuchsreihe an Stelle von Wasserstoffsuper- oxyd ein Zusatz von 2 — 3 g Kaliumpermanganat vor Abdampfung verwendet. Hiernach belief sich der Titrationsverbrauch auf 12,0 ccm "/lo" Jod = 0,045 g Arsen. Angewandt 0,15 g Salvarsan = 0,047 g As. Blut: 25 — 50 g Blut ^vurden im K j e 1 d a h 1 - Kolben mit 60 ccm konzentrierter Schwefelsäure durchgeschüttelt und nach dem Erkalten ganz allmäliHch mit 10 g gepulvertem Kahum- permanganat versetzt. 15 Minuten hernach fügte man zur Zer- störung superoxydischer Manganreste 30 ccm Wasserstoffsuperoxyd hinzu, ließ erkalten und destiUierte nach Zugabe von 7,5 g Ferro- sulfat 50 g Natriumchlorid sowie etwas Olivenöl in vorgelegte Bikarbonat-Aufschwemmung ab. Der Oelzusatz behebt in wirk- samer Weise die sonst bestehende Gefahr des Ueberschäumens. Sechs so angestellte Blindproben erforderten bis zum Um- schlag des Stärke-Indikators je 0,5 ccm ""jj^f^-Jod. Mit 1 — 50 mg As in Form von Arsenigsäure versetzte Proben ergaben folgende Resultate: Angewandt : Jodverbraiich : Gefunden : 1 mg As 2,4- 2,9 ccm -Vioo = 0,9- 1,0 mg As 2,5 „ „ 6,2- 6,3 „ „ = 2,3- 2,4 „ „ 12,5 „ „ 29,4-29,6 „ „ == 11-11,1 „ „ 25 „ „ 5,9 „ „ = 22 „ „ 50 „ „ 12.35 12,.-) ,. „ = 46-47 „ „ Je 0,5 ccm n/ioo-J ii^ Ab- zug gebracht. F.- Ijehmann: Arsenbostimmaiig. 8 Eine mit 0,15 g Salvarsan — 0,047 g As versetzte Blutprobe ergab einen Titrationsbefund von 6,7 c(!ra "/iß-Jod = 0,025 g As. Fehlbetrag 0,022 g = 46,8%. Die bei Harn beobachtete Flüchtig- keit des Salvarsan- Arsens trat also auch hier wieder in Erscheinung. Sie konnte wie dort durch eine oxydative Vorbehandlung des Materials mit 2 g Kaliumpermanganat behoben werden. Der Titrationsverbrauch belief sich hiernach auf 11,8 ccm "/lo/'Jod = 0,044 g As. Berechnet 0,047 g. Da die Möglichkeit des Vorhandenseins flüchtiger Ai'sen- verbindungen immer vorliegen kann, wird sich eine Permanganat- vorbehandlung stets empfelüen. Es gestaltet sich also der quanti- tative Arsennachweis in Harn und Blut wie folgt: Harn. 500 ccm Harn werden mit 2,5 g fein gepulvertem Kalium- permanganat kalt verrührt und auf dem Drahtnetz zunächst über großer, gegen Schluß über kleiner Flamme und unter Umrüliren fast bis zur Trockne eingedampft. Lästig fallendes Schäumen verhindert man durch eventuellen Zusatz von 0,3 — 0,5 g Paraffin. Den feuchten Salzrückstand verreibt man gleichmäßig mit 5 g gepulvertem Permanganat und 10 ccm verdünnter Schwefelsäure. Nach 3 — 5 Minuten fügt man unter Umrühren 20 ccm konzentrierte Schwefelsäure hinzu und läßt so lange unter dem Abzüge stehen, bis die reichliche Gasentwickelung vorüber ist. Nun vermischt man mit 30 ccm offizinellem 3%igem Wasserstoffsuperoxyd und erhitzt zur Verjagung freien Chlors bis zum Sieden. Die heiße Flüssigkeit gießt man in einen Kjeldahl- Kolben um, spült mit 30 ccm konzentrierter Schwefelsäure nach, gibt 5 g entwässertes Ferro- sulfat zu und külüt ab. Sodann versetzt man die Mischung mit 50 g Natiiumclilorid und destilliert mit verlängertem Stutze r'sehen Kugelauf satze^) auf dem Sandbade ab. Als Vorlage dient ein Einliter -Erlenmeyer- Kolben mit 100 ccm Wasser und 40 g Natriumbikarbonat. Sobald letzteres vollständig oder bis auf einen geringen Rest zersetzt ist, unterbricht man die Destillation, alkali- siert nötigenfalls das Destillat nach dem Erkalten mit Natrium- bikarbonat, filtriert und titriert mit "/iq- bezw. "/jo^- Jodlösung unter Anwendung von Stärkelösung als Indikator. 1 ccm "/lo-Jod ^ 0,003748 g As bezw. 0,00495 g AsgOg. 1 » Vioo-Jod = 0,0003748 „ „ „ 0,000495 „ „ 0,05 ccm "/lo-J bezw. 0,5 ccm "/loo'J sind als Umschlags- Blindverbrauch vom Titrationsergebnis in Abzug zu bringen. ^) Siehe dieses Archiv 250, 387. 1* 4 W. Ber,k|ers: Qucfiksilberbestimmungen ini Harn. Blut. 25—50 g Blut ^v■erden in einem K j e 1 d a h 1 - Kolben mit 2,5 g fein gepulvertem Kaliumpermanganat gleichmäßig vermischt und öfters durchgerüttelt. Nach 10 Minuten gießt man unter ständigem Umschwenken in dünnem Strahle 60 com konzentrierte Schwefelsäure liinzu, läßt völlig erkalten und versetzt nun nochmals unter beständigem Umschwenken mit 10 g gepulvertem KaUum- permanganat in kleinen Portionen. Tritt liierbei starke Erwärmung auf, so kühlt man unter der Wasserleitung ab, da sonst nutzloses Verpuffen und Entweichen von Sauerstoff stattfindet. Ist alles Permanganat eingetragen, so läßt man häufig schüttelnd eine Viertel- stunde lang stehen und versetzt dann mit 30 ccm offizinellem Wasserstoffsuperoxyd. Nach dem Erkalten gibt man 7,5 g wasser- freies Ferrosulfat, 50 g Natriumchlorid, sowie 3 — 5 g Olivenöl hinzu und verfährt wie bei Harn angegeben weiter. Ueber vergleichende Quecksilberbestimmungen nach Farup und nach Schumacher-Jung im Harn. Von W i 1 li e 1 m Becker s, Chemiker und Apotheker, Aachen. (Eingegangen, den 25. X. 1912.) In den letzten Jahren sind von verschiedenen Forschern ein- gehende Untersuchungen über die Resorbtion und Elimination des Quecksilbers bei den verschiedenen Quecksilberkuren angestellt und veröffentlicht worden. So haben zusammenhängende Unter- suchungen ausgeführt Bürgi, Wel ander, Nagelschmidt, Kromeyer, ferner A s s m y und R a v e. Die genannten Autoren haben bei ihren vergleichenden Untersuchungen zur Bestimmung des Quecksilbers im Harn sich meist der F a r u p'schen Methode bedient. In der ,, Zeitschrift für analytische Chemie" 1902, Heft 8, hatten nun S c li u m a c ii e r - J u n g diese Methode einer ab- fälUgen Kritik unterzogen, indem sie behaupteten, daß bei An- wendung des F a r u p'schen Verfahrens wegen der dort vor Aus- fällnng des Quecksilbers unterlassenen vollständigen Zerstörung der organischen Substanz ein beträchtlicher Teil des Quecksilbers nicht mitbestimmt wurde. Weiterhin bezeichneten sie die Methode W. Beckers; Quecksilborbestinimungon im Hnrn. 5 als eine Modifikation der ihrigen und lieten von der Anwendung derselben ab. Dieser Umstand veranJaßte mich, bei Gelegenheit der erneuten Behauptungen N e i s s e i' 's über die Unzweek- mäßigkeit der Aachener Badekur im Auftrage eines Spezialarztes Untersuchungen über die Resorbtion und Elimination des Metalles bei den verschied<*nen Anwendungsformen anzustellen und gleich- zeitig einige vergleichende Studien über die Zuverlässigkeit beider Methoden auszuführen. Zum besseren Verständnis seien beide Methoden hier kurz aufgeführt: T. Die Methode von Farup. 1 1 Harn wird nach Zusatz von 3 — 4 ccm konzentrierter Salz- säure in einem geräuiuigen, starkwandigen, mit kurzem, aufsteigendem Kühler versehenen Kolben auf dem Wasserbade auf 70 — 80° erwärmt, alsdann etwa 6 g Zinkstaiib zugesetzt und zwei Minuten lang tüchtig geschüttelt. Nach Erkalten und Absetzen wü'd die leicht getrübte Flüssigkeit durch eine nicht zu dünne, vorher an die Filtrierscheibe fest angesaugte Schicht von Seidenasbest mittels der Wasserstrahl- pumpe filtriert. Die untere Fläche der Asbestschicht darf nach be- endetem Filtrieren nicht dvu"ch mitgesaugtes ^letallpulver gi'au gefärbt erscheinen, sondern muß noch vollständig weiß sein. Der Asbest mit allhaftendem Zinkstaub wird jetzt wieder in den großen Kolben, in welchem sich die Hauptmenge des Zinkj)iih'ers befindet, quantitativ hineingebi'acht. Die an den Wänden des Trichters festhaftenden Metall- teilchen werden durch Einfüllen von 80 ccm verdünnter Salzsäure (konzentrierte Säure mit Wasser zu gleichen 'L'eilen) nachgespült. Nach weiterem Zusatz von 3 g chlorsaurem Kalium wird der wieder mit aufsteigendem Kühler \ers«'heno Kolben auf das ^Vasserbad bis zur vollständigen Lösimg dos Inhaltes gebracht. Nach dem Erkalt(>n wird die Lösmig durch Hartfilter in einen kleinen, etwa 200 ccm fassenden Kolben filtriert, das dm'cli Chlor grün gefärbte Filtrat auf (K)" erwärmt imd mit frischbereiteter Zinnchlorürlösmig (15 — 20 ccm) im Uober- schuß oder bis zum \-ölligen Verschwinden der grünen Farbi» versetzt. Das Quecksilber fällt nun in feinen, die Flüssigkeit gräulicli färbenden Kügelchen aus. Nach Erkalten auf 40" filtriert man endlit'h durch das Filtrioranaalgainierröhrchen, welches aus einem gewöhnlichen S o X h 1 e t'schen Reduktionsrohr besteht imd miten etwas Seiden- asbest, dann eine 10 ixun hohe Schicht Goldasbest enthält. Letzterem noch gekörntes riold zuzusetzen ist überflüssig, da der größte Teil des Quecksilbers sicherlich mechanisch, nicht durch die Anuilgamiermig festgehalten wird. Nach beendeter Filtration wird je di'cimal mit ver- dünnter Salzsäure. Alkohol und Aether gewaschen, das Saugen noch 5 Minuten fortgesetzt luid zuletzt 25 - 30 Minuten lang trockene Luft durch das Kolir geleitet. Es geschieht diese Durchleitmig in der Hichtung gegen den xerjüngten Teil des Kölirchens. Bei der Eüizelanalyse wird 6 W. Beckers: Quecksilberbestimmungen im Harn. von dem Goldasbest um- eine Schicht von 1 — 2 mm grau gefärbt. Eventuell mit dem Luftstrom verdampfendes Quecksilber muß dem- nach eine dicke Schicht noch unamalgamierten Goldasbest durch- streichen, \\elche es festhält, so daf3 Verlust© während des Trockiiens nicht zu befürchten sind. II. Die Methode von S c h u m a c h e r - J u n g. Diese Methode besteht darin, daß man 1 l Harn mit 100 ccm ehemisch reiner Salzsäin'e vom spezifischen Gewicht 1,19 und 30 — 40 g chemisch reinem Kali chloricum auf dem Wasserbade am Rückfluß - kühler bis ziu* vollständigen Zerstörung der organischen Substanz erhitzt. Man läßt die Flüssigkeit bis auf 40" erkalten, versetzt sie mit 50 ccm Zinnchlorüi'lösung, welche aus chemisch reiner Salzsäure 1,10 und Stannvun chloratvirn pvu'issimum pro analysi Merck hergestellt sein muß, und läßt eine Zeitlang stehen. Das diu-ch Zinnchlorür aus- geschiedene Quecksilber wird auf einem Asbestfilter aus chemisch reinem, vorher mit Salzsäure ausgekochtem Asbest von Merck mittels der Wasserstrahlpmiipe gesammelt. Hierauf wird das Asbestfilter quantitativ in ein Erlenmeyerkölbchen gespült und zur nochmaligen Chlorierung mit einer Messerspitze Kali chloricum und 10 ccm Salz- säure von 1,19 erwärmt. Die noch warme Mischung wird dann wieder über Asbest filtriert mittels der Wasserstrahlpmnpe, bis eine \ollständig klare Flüssigkeit resultiert, wobei zu beachten ist, daß das Filter mit salzsäurehaltigem Wasser nachgewaschen wird. In der klaren Flüssig- keit wii'd dann durch Zusatz von 10 ccm Zinnchlorürlösung das Queck- silber zum zweiten Male ausgefällt und dann über Goldasbest in einem sogenannten Amalgamatiousrolir aus schwer schmelzbarem Glase aufgefangen. Dies geschieht dadurch, daß die Wasserstrahlpumpe in Tätigkeit gesetzt Avird, wodurch die Flüssigkeit mit dem aus- geschiedenen Quecksilber durch Goldasbest durchgetrieben und das Quecksilber von dem Gold quantitativ zm'ückgehalten wird. Ist alle Flüssigkeit durchgetrieben, so wird mit salzsäm-ehaltigem Wasser nachgespült vmd schließlich mit absolutem Alkohol und Aether ge- trocknet. Zum Schluß jagt man noch einen trockenen Luftstrom eine Zeitlang dm'ch das Amalgamati onsrohr durch. Das auf diese Weise vollständig getroclaiete Amalgamationsrohr wird alsdann unter den bekannten Kautelen gewogen und hierauf das Quecksilber dm-ch starkes Erhitzen über dem Gebläse aus dem .4malgamationsrolir ausgetrieben. Die Gewichtsdifferenz des nochmals gewogenen Rohres gibt nun die Menge Quecksil1-)or an. welche in einem Liter des imtersuchten Harns vorhai\deii war. Ich habe nun eine Anzahl Harne von Kranken, welche mit 20 bis 30 Einreibungen a 5 g Ungt. Cinerei auf ärztliche Anordnung hin behandelt worden waren, nacli beiden Methoden quantitativ auf den Quecksilbergehalt geprüft. Die einzelnen Resultate sind aus beifolgender Tabelle ersichtlich: W. Beckrrs: Quecksilberbestiinmuiigon im Harn. No. iHarnmengo li von Milligramm Hg pro Liter nach j 24 Stunden F a r u p Schumacher- Jung 1 2450 ccni 2,55 2,8 2 3080 „ 3,8 3,84 3 2100 „ 2,7 2,8 4 1 2250 ., 2,9 2,8 5 j 2050 ,. 2,7 2,7 6 ! 2125 „ 2,2 2,1 7 j 2200 ,. 3.7 3,7 8 ! 2250 „ 4,2 4,2 1 2600 ,. 3,8 3,7 10 2550 .. 3,4 3,5 11 2180 .. 3,2 3,3 12 ' 2230 .. 4,0 3,9 Vergleicht man die Zahlenresultate miteinander, so sieht man, daß dieselben ein beredter Ausdruck dafür sind, daß beide Methoden bis auf zulässige Fehlergrenzen gleich exakt arbeiten. Worauf nun die Verschiedenheit bei den von Schumacher-Jung an- gestellten Anatyscn, welche sie in der „Zeitschrift für analytische Chemie" mitgeteilt haben, beruht, entzieht sich meiner Kritik. Jedenfalls habe ich bei meinen Versuchen keine wesentlichen Unterschiede verzeichnen können. Vielleicht findet dies dadurch seine Erklärung, daß ich entgegen der Vorschrift von F a r u p den Harn jedesmal längere Zeit, mehrere Stunden, mit dem Zink- pulver in saurer Lösung habe stehen lassen, so daß eine längere Ein^^^rkung der einzelnen Stoffe aufeinander stattfinden konnte. Außerdem habe ich der Vorsicht halber den als chemisch rein von Merck bezogenen Zinkstaub pro analysi auf Verunreinigungen durch Quecksilber geprüft und ihn erst dann benutzt, wenn derselbe absolut frei davon befunden wurde. Zur Herstellung der Filter benutzte ich imr chemisch reinen, schneeweißen, langfaserigen Seidenasbest von M e r c k, den ich vor der Anwendung jedesmal mit Salzsäure behandelte behufs Reinigung nach den Angaben von R a t n e r. Vor den einzelnen ^^'ägungen des Amalgamier- röhrchens habe ich, abweichend von der F a r u p'schen Vorschrift, nach dem Hindurchleiten des trockenen Luftstromes behufs Ver- drängung von noch eventuell vorhandenen Spuren von Aether bis zur Gewichtskonstanz gewogen und dann zur Verflüchtigung des Quecksilbers geglüht. Aus dem Gesagten folgt, daß man imter Beobachtung vorgenannter Vorsichtsmaßregeln mit beiden Methoden gut übereinstimmende Resultate eizielen kann. 8 H. Schulze u. E. Bierling: Alkaloide v. Aconit. Lycoctoniim. Mitteilung aus dem chemischen und pharmazeutischen Institut der Universität zu Halle a. S. Ueber die Alkaloide von Aconitum Lycoctonum. V^oii Heinrich Schulze und Erich Bierling. (Eingegaugen den 5. XI. 1912.) Der erste Forscher, der über einen Alkaloidgehalt von Aconitum Lycoctonum berichtet, ist der schweizerische Apotheker F. H ü b s c h m a n n, der seinerzeit als Fabrikant des ,, deutschen" Akonitins sich eines großen Ansehens erfreute, und der auf der Suche nach neuen Quellen für sein Spezialpräparat auch den gelben Eisenhut untersuchte. Im Jahre 1865 teilte er niit^), daß es ihm gelmigen sei aus dieser Pflanze zwei Alkaloide zu isolieren, von denen er das amorphe A c o 1 y c t i n, das andere, krystallisierte, L y c o c t o n i n nannte. Zur Darstellung dieser Basen hatte er sich desselben Verfahrens be- dient, das O. Q e i g e r mid Hesse*) zur Gewinnung des Akonitins aus Aconitum Napellus benutzt hatten. H ü b s c h m a n n beschreibt das Acolyctin als ein weißliches Pulv^er, das in Wasser, verdünntem Weingeist, absolutem Alkohol und Chloroform löslich, in Aether da- gegen unlöslich ist. Das ki'ystallisierte Alkaloid, das Lycoctonin, löst sich leicht in Alkohol, etwas schwerer in Aether, nur wenig in Wasser. Aus seiner ätherischen Lösung hinterbleibt es in mattweißen, meist warzigen Krystallen. Analysen hat Hübsch mann nicht aus- geführt. Ein \on Hübsch m a n n dargestelltes, schön krj'stallisiertes Lycoctonin hat 1870 Flückiger") untersucht und beobachtet, daß das wasserfi-eie amorphe Lycoctonin durch Berührung mit Wasser sofort wieder krystallinisch wird. Ferner hat F 1 ü c k i g e r durch Einwirkimg von Brom ein ki-ystallisiertes Bromlycoctonin dargestellt und durch Fällen des Lycoctonins mit Quecksilberjodidjodkali einen nach einiger Zeit krystallisierenden Niederschlag erhalten. Auch F" 1 ü c k i g e r hat seine Präparate nicht analysiert. Im Jahre 1884 ff. nahmen Dragendorff imd seine Schüler die ^Untersuchungen über Aconitum Lycoctonum wieder, auf. Dragen- dorff und S p o h n*) teilen 1884 mit, daß sie in den Wurzeln von 1) Schweiz. Wochenschr. f. Pharm. III. Jahrg., 1865, S. 269. 2) Arm. 7, 267 (1833). ') Arch. d. Pharm. (2), 141, 208 (1870). *) Pharm. Ztschr. f. Rum. XXIII (1884). 313 323, 32!» 340, 345 355, .361-366, 377-384. H. Schulz o n. K. Hia nach ilirer Angabe diosolbe Siiure bei der Einwirkung von Xutrünlaugo auf diu Bast' m n-ichliclierer Menge entstellt, diskutieren sie ihre Konstitution mflegontlich der Besclu-eibuug dieses Verseifungsversuohes. Aus der juit Bikarbonat alkaliseli geinaehten Lösung konnten I) r a g e n d o r f f und S p o h n durch Aether eine Baso ausschütteln, welche beim Verdunsten des Lösungsmittels krystallisiert hintorblei])t. Aus der mit Aether erschöpften Flüssigkeit erliiolten sie endlich durch Extraktion mit Cldoroform eine bräiuxliche harzige alkaloidischo Mas»», in der sie das Acolyctin H ü b s c li m a n n's vermuten. Sie lia)>tn dieses Alkaloid aber weder Ijeschrieben nodi isoliert. Das durch Aether isolierte kiystallisierte Alkaloid Lycaconin — ist in Aether zieniHcli schwer löslicli. Die Lösvmgen, ebenso die Solution in Alkohol und schwefei- säiirehaltigem Wassei- fluoresziert schön in Blau. Das über Schwefel- säure getroeknete Matr Spaltung mit Wasser bei erhöhter Temperatur habeii D r a g e n d o r f f und S p o h n auch die Einwirkung von Salzsäure auf das Alkaloid studiert. Sie schreiben darüber: ,,üie Zersetzung des Lycakonitins mit salz^äurehaltigem Wasser scheint derjenigen mit reinena Wasser ähnlich zu verlaufen, vor derselben aber keine ^'or- y.üge zu haben'"^). D o h r m a n n hat dann die Resultate von D r a g e n d o r f f imd S p o h n nachgeprüft, ohne zu einem anderen Resultate zu konmien. Im übrigen beschäftigen sich die Arbeiten D r a g e n d o r f f 's und seiner Schüler nüt dem Verlialt<'n des Lycakonitins und Myoctonins gegen Alkalien. Beim Erwännen \on Lyiakouiun inil 4',, Xatronlauge auf 100" beobachten Dragendorff imd S p o h n, daß nach einiger Zeit alles amor|)he Alkaloid ^'erschwunden war, und daß ein großer Teil davon in eine krystallisierte Substanz übergegangen war. Aus dem Filtratc dieses neuen Körpers konnten sie nach dem Ansäuern durcli Ausschütteln mit Aether ein Gemenge eines braunen Harzes mit einer Säiu-e erhalten, ,,die an der feuchten Luft bald teil- weise in eine braune harzige Substanz übergeht". ,,In ihren Reaktionen entspricht sie der di.u'ch Erhitzen mit Wasser aus d(>m Alkaloid ab- gespaltenen stickstoffhaltigen Säure"*). Diese Lj'coctoninsäure. für welche sie die Fomiel CjyHjgNjOv auf.stellen, zeigt den Schmelzpunkt 140.1—148.6" (korr.). Aus der 1) 1. c. S. 360. *) 1. c. S. 353. 14 H. Schulze u. E. Bierling: Alkaloide v. Aconit. Lycootonum. mit Aether erschöpften, mit. Bikarbonat übersättigten Flüssigkeit gelang es ihnen zunächst durch Aether, dami durch Chloroform je eine amorphe Base zu isolieren, die sie aber nicht weiter imtersuchten. Dem krystallisierten AUsaloid, Lycoctonin, wird die Formel C27H47N207'-) zuerteilt. Sie finden den Schmelzpunkt bei 90,3 — 91,8", seine Drehung zu [ajo = + 46,4". Die von iluien aufgestellte Formel stützen sie dm*ch Titration mit "/^Q-Salz-, Salpeter- imd Schwefelsäure. Die Analyse des amorphen Goldsalzes lieferte ihnen keine befriedigenden Resultate, was sie mit der Zersetzlichkeit des Salzes durch Wasser erklären. Die Salze des Lycoctonins mit Chlor- und Bromwasserstoff- säure, sowie das Sulfat erhielten sie niu* amorph, das Nitrat krystallisiert ,,Mit dem Lycoctonin (H ü b s c h m a n n) scheint also das Alkaloid identisch zu sein, welches wir durch Erwäi'inen mit 4% Natron- lauge aus dem Lycakonitin gewannen. Es teilt mit ihm die Krystall- form, das Verhalten des beim Schmelzen amorph gewordenen Alkaloid« gegen Wasser etc. Daß gerade dieses Alkaloid von H ü b s c h m a n n gewonnen wurde und nicht die in dem Lycoctonum präformierten, erklärt sich genügend aus dem Umstände, daß H ü b s c h m a n n seine Auszüge längere Zeit mit größereii ^Mengen von Natriumkarbonat erhitzte. Das namentlich durch Chloroformausschüttelung zu er- langende amorphe in Wasser lösliche Alkaloid, welches sich neben Lycoctonin bei Einwirkung von Natron aus dem Lycaktonitin bildet, besitzt, wie gleichfalls schon angedeutet wurde, viele Eigenschaften des Acolyctins''*). Diese Resultate von Dragendorff und S p o h n wurden zunächst von E i n b e r g a,n\ Myoctonin nachgeprüft. Als Ergebnis der Aufspaltung dieses Alkaloids mit Natronlauge erhält E i n b e r g eine krystallisierte Base, die dem Lycoctonin D r a g e n d o r f f 's \ öUig gleicht. Seine Analysen führen ihn zur Formel C24H38NO6 + 1 aq.'), er fmdet femer den Schmelzpunkt zu 94,2" (korr.), [ i t ■ I- 1 i 11 g : Alkal oiH e \- . A conit. I^ycoctonum . Wir glaubten zunäclist, daß die Verschiedeiilieit der beiden Alkaloide auf sterisclie Gründe zurückzuführen sei. Die Molekulargewichts- bestinimung iii Naphthalin, demselben Lösungsmittel, das wir auch bei der Molekulargewiclitsbestimmung des Lycakonitins verwandt hatten, zeigte aber, daß dem Myoctonin die doppelte Formel zu- komme. Als Formel des Myoctonins stellen wir demnach (C36H4eN20io)2 auf. Auch das Myoctonin ist eine schwache Base. Versuche, eine Aequivalentgewichtsbestimraung durch Titration durchzuführen, waren deshalb erfolglos. Im übrigen haben wir bei den Spaltungen des Myoctonins qualitativ dieselben Resultate erhalten, wie bei den Spaltungen des Lycakonitins, was mit unserer Auffassung des Myoctonins als Dimerem des Lycakonitins durchaus im Einklänge steht. Wir haben dann weiter das Verhalten des Lycakonitins gegen Wasser von höherer Temperatur studiert, haben aber gefunden, daß die Hydrolyse in sehr wenig glatter Weise verläuft. Trotzdem wir 120 g des wertvollen Materials geopfert liaben, konnten wir nur wenige Gramme von D r a g e n d o r f f 's Lycaconin isolieren. Nebenbei erhielten wir eine stickstofffreie Säure, die in Aetlier schwer löslich ist. Bei der Titration erhielten wir ein merkwürdig niedriges Aequivalentge wicht, nämlich 60,16. Da wir überdies bei einer Verbrennung, die mit dem rohen Materiale ausgeführt Avar, einigermaßen auf Bernsteinsäure stimmende Werte erhielten, und wir außerdem auf Grund einiger qualitativer Reaktionen^) auf das Vorliegen dieser Säure schheßen konnten, unterwarfen wir den Rest unseres Materials einer energischen Reinigung mit Salpeter- säure und konnten so einAvandfrei die Identität unserer stickstoff- freien Säure mit Bernsteinsäure nachweisen. D r a g e n d o r f f's angebliclie i:J-Resorcylsäure war demnach außerordentlich stark A^erunreinigte Bemsteinsäure. Ueber das Lycaconin D r a g e n d o r f f 's werden wir Aveiter unten gelegentlich der Spalt\nig des Lycakonitins mit Salzsäure berichten. Auch bei der Untersuchung der alkalischen Spaltung des Lycakonitins liaben wir ganz interessante Resultate gefunden. Wir haben zunächst beobachtet, daß man in einfacherer Weise alsDragendorff zum Ziele gelangt, Avenn man das Lycakonitin nicht in gepulvertem Zustande, sondern in Alkohol gelöst mit Alkali- ^) Siehe Experimenteller Teil. H. SchulzK 11. R. T^i'^rling: Alkahnde v. Aconit. I.yooclonum. 10 lauge, am besten in berechneter Menge, der Vcrweifung unterwirft. Ebenso wie Dragendorff erhielten wir dabei ein krystalli- siertes Alkaloid, das wir aber in wesentlich reinerem Zustande erhalten zu haben glauben als jener Forscher. Insbesondere konnten wir ohne Schwierigkeit eine Reihe von krystallisierten Salzen dar- stellen. Wir erhielten das Lycoctonin^) als weiße Krystallnadeln, Schmelzpunkt 131—133». Beim Erhitzen auf 100" unter ver- mindertem Druck verliert die Base ein Molekül Wasser. Ob dieses Wasser als Krystallwasser oder Konstitutionswasser anzusprechen ist, möciiten wir vorläufig nicht entscheiden. Die Ergebnisse der Molekulargewichtsbestimmung scheinen für die letztere Auffassung zu sprechen. Die Elementaranalysen, die an getrocknetem Material ausgeführt wurden, stimmen gut auf die Formel C25H39NO7, für das krystallisierte Material würde sich demnach die Formel C25H4iN08 ergeben. Das Lycoctonin enthält vier Meth.oxylgruppen, außerdem konnten wir mit Hilfe der H e r z i g - M e y e r'schen Methode eine Methylini idgruppe nachweisen. Von den übrigen Sauerstoffatomen sind mindestens zwei in Form von Hydroxyl- gruppen vorhanden, so daß nur noch die Funktion eines Sauerstoff- atoms aufzuklären ist. Das Lycoctonin ist eine starke tertiäre Base, die ein gut charakterisiertes Jodmethylat liefert und deren wässerige Lösung Phenolphthaleinlösung rötet. Unter Anwendung von Jodeosin oder Methylrot läßt es sich scharf titrieren. Aequivalenzbestim- mungen, die wir unter Anwendung dieser Indikatoreii ausgeführt haben, führen ebenfalls eindeutig auf die Formel C2-H41NO8 für das krystallisierte Material. Durch Ammoniak wird das Lycoctonin aus seinen Salzlösungen erst nach einiger Zeit in schön krystalli- sierter Form abgeschieden. Die Fällung ist nicht vollständig; ein Teil des Lycoctonins bleibt als salzsaures Salz in Lösung. Ja, es gelingt sogar, durch längeres Erhitzen von Lycoctonin mit Am- moniumchloridlösung die gesamte Base in das salzsaure Salz über- zuführen. Während wir bezüglich des Lycoctonins, abgesehen von der Formel, die Befunde Dragendorf f's einigermaßen bestätigen konnten, sind wir hinsichtlich der Lycoctoninsäure zu ganz anderen, abweichenden Resultaten gekommen. Als wir die alkalische Lösung *) Das von der Firma E. Merck. Dai'mstadt, iu den Handel gebrachte Lycoctonin scheint im wesentlichen mit unserem Lycakonitin identisch zu sein. Mit der Icrystallisierten Base, die wir nach dem Vor- gange von H ü b s c 1\ m a n n und Dragendorff als Lycoctonin bezeichnen, stimmt es nicht überein. 2* 20 H. Schulze u. E. Bierling: Alkaloide v. Aconit. Lycoctonum. von der Spaltung des Lycakonitins vorsichtig mit so viel Säure versetzten, daß das anfangs zugesetzte Alkali gerade gebunden war, erhielten wir eine in Wasser ziemlich schwer lösliche Säure, die wir als Lycoctoninsäure bezeichnen wollen. Bei der Titration fanden wir ihr Aequivalcntgewicht zu 118 — 119. Unter der Annahme, daß eine zweibasische Säure vorliege, ergab sich ein Molekular- gewicht von 236 — 238. Die Säure ist stickstoffhaltig. Bei der Elementaranalyse erhielten wir Werte, die auf eine Dikarbonsäure der Formel CnHnNOg lünweisen. Die gesamte Spaltung des Lyc- akonitins ist demnach nach folgender Bruttogleichung verlaufen: C36H4,N20,o + 2 H^O = C25H3„NO, + CiiHi^NOb Lycakoiiitin. Lycoctonin. Lycoctoninsäure. Dieser Reaktionsvei'lauf erklärt auch, weshalb das Suchen von Dragendorff nach weiteren Spaltungsprodukten des Lycakonitins ohne Erfolg gewesen ist. Die Nebenprodukte, die auch wir bei dieser Spaltung erhielten, sind offenbar nur einer tiefgreifenden Zersetzung des Lycakonitins durch Natronlauge bez. Wasser zuzuschreiben. Die Lycoctoninsäure hat sich als ein recht interessanter Körper erwiesen. Bei einigen Spaltungen, die wir ohne die ge- nügende Sorgfalt vorgenoniiuen liatten, hatten wir beobachtet, daß wir statt der Lycoctoninsäure eine andere, leichter lösUche Säure erhielten, deren Lösungen sich durch starke blauviolette Fluoreszenz auszeichneten. Bei der Untersuchung einer derartigen Säure erhielten wir bei der Verbreimung Zahlen, welche von den von der Lj'^coctoniusäure geforderten Werten für C und H um mehrere Prozente abwichen. Wir haben darauf auch den Stick- stoffgehalt bestimmt und diesen erheblich höher gefunden als die Formel CnHnNOg verlangt. Das Aequivalcntgewicht einer derartigen Säure ergab sich bei der Titration als 136 — 137. Diese Werte ließen, ebenso wie der Schmelzpunkt 145^ auf das Vorliegen von Anthranil- säure schheßen. Es lag nahe, anzunehmen, daß diese Anthranilsäure einer sekundären Veränderung der Lycoctoninsäure ihre Entstehung verdanke. Das ist in der Tat der Fall. Als wir reine Lycoctoninsäure mit Salzsäure einige Zeit am Rückflußkühler kochten, konnten wir aus dem Reaktionsprodukte zwei Säuren isoheren. Die eine, in Aether leicht lösliche, erwies sich als Anthranilsäure, die zweite, in Aether schwer lösliche, als Bem- steinsäurc. /COOH(l) CHj.COOH '' ' ^NHj (2) CHj.COOH Lycoctoninsäure. Anthranilsäure. ßernsteinsäure. H. fcjohnlzu u. E. Biorliug: Alkaloide v. Aconit. Lycootoniim. 21 Der Lycoctoninsäure kommt demnach die Konstitution einer Succinanil-o-karbonsäure zu C'.H, / COOK (1) *\NH.CO.CHi.CHo.eOOH (2). Nach Abschhiß unserer Untersuchungen wurden wir darauf aufmerksam, daß an schwer zugänglicher Stelle kurz zuvor^) die Synthese einer derartigen Säure beschrieben worden war. Die dort gemachten Angaben über die Succinanil-o-karbonsäure stimmen mit den Beobachtungen, die wir an unserer Lycoctoninsäure machen konnten, völlig überein. Bei der Spaltung des Myoctonins mit Natronlauge, die in gleicher Weise, wie die des Lycakonitins ausgeführt wurde, haben wir die gleichen Sjialtungsprodukte : Lycoctonin und Lycoctonin- säure beobachtet, nur war die Ausbeute an letzterer etwas geringer. Außer der Spaltung mit Natronlauge haben wir auch die EiuAvirkung von 10%iger Salzsäure auf Lyeakonitin und Myoctonin studiert. Bei wochenlanger Einwirkung von Salzsäure auf Lye- akonitin und Myoctonin kaim man aus dem Reaktionsprodukt ein Alkaloid ge^vinnen, das sich als identisch erweist mit dem Produkt, das aus Lyeakonitin durch Spaltung mit '^^'asser bei höherer Temperatur erhalten wird. Die Ausbeute ist aber unvergleichlich viel größer als bei der Wasserspaltung. Durch die S]jaltung mit Salzsäure konnten wir aus dem Lyeakonitin und dem Myoctonin ca. 50% des Ausgangs- materials an dem neuen Alkaloid gewinnen. Dieser neue Körper zeichnet sich durch eine außerordentlich intensive Fluoreszenz seiner Lösungen in Alkohol und Aether aus. Das Alkaloid ist schwer löslich. Seine Salze sind amorph, mit Ausnahme des Perchlorates, in dem es als zweisäurige Base auftritt. Das lÜkaloid besitzt die Formel C32H44N2O8. Aus der von basischen Stoffen befreiten Mutterlauge konnten wir reichliche Mengen von Bernsteinsäure isolieren. Die Bildung des neuen Körpers aus dem Lyeakonitin erfolgt demnach nach folgender Gleichung: C3«H„NjOio + 2 HjO = CjaH^^NjO, + C^ll,0^ Lyeakonitin. Bernstein- ») Jahresbericht der Firma J. D. Riedel, Berlin, 1912, S. 2Ü. 22 H. Schulze ii. E. Bierling: Alkaloide v. Aconit. Lycoctonura. Die Base entliält vier Methoxyl- und eine Methylimidgruppe. Bei der Spaltung mit Natronlauge zerfällt sie in Lycoctonin und Anthranilsäure nach folgender Gleichung: /COOH(l) C32H44N2O8 + H2O = CsssHg.NO, + CßHZ ^NHa (2) Anthranoyl- Lycoctonin. Anthranil- lycoctonin. säure. Demnach würde das neue Alkaloid als Anthranoyllycoctonin zu bezeichnen sein. Trotzdem das Anthranoyllycoctonin sehr wahrscheinlich mit dem Lycaconin D r a g e n d o r f f 's identisch ist, glauben wir von der Verwendung dieses Namens absehen zu sollen, da man als Aconine bisher nur die Produkte der völligen Spaltung der Akonit- alkaloide bezeichnet hat, demnach die Bezeichnung des Anthranoyl- lycoctonin« als Lycaconin nur irreführend wirken kömite. Im Ansclilusse an diese Erörterungen dürfte es i\icht un- interessant sein, die Beziehungen der Alkaloide von Aconitum Lycodonum zu denen der übrigen Akonitarten einer Betrachtung zu unterziehen. Naturgemäß können wir dabei auf die wenig be- kannten Alkaloide von Aconitum septentrionale (Lappaconitin, Septentrionalin, Cynoctonin), ferner auf die von Aconitum hetero- phyllum (Atisin) und Aconitum palmatum (Palmatisin) nicht näher eingehen, da deren Konstitution zu wenig bekannt ist. Was die übrigen Akonitalkaloide anbelangt, so sind deren Stainmj)flanzen und ihre endgültigen Spaltungsprodukte in folgender Tabelle (S. 23) zusammengestellt- Wenn wir alle diese Akonitalkaloide betrachten, so fällt zu- nächst auf, daß alle Akonitine, mit Ausnahme der aus Aconitum Lycoctonum gewonnenen bei der vollständigen Hydrolyse zwei einbasische Säuren liefern, während die Alkaloide von Aconitum Lycoctonum nur eine, dafür aber, was sehr bemerkenswert ist, zweibasisclie Säure liefern, die ihrerseits weder ein eigenartiges Acylderivat darstellt und sich auch durcli ihren Stickstoffgehalt von den übrigen Spaltungssäuren der Akonitalkaloide unterscheidet. tu dem Gehalt eines Antliranilsäuredetivates steht übrigens Aconitum Lycoctonum m der Fainilie der Ranunculaceen nicht ganz isoliert da. Wir möcliten dabei darauf hinweisen, daß auch das Damascenin^) als ein Derivat der Anthranilsäure aufgefaßt ') 0. K ü 1 J e r, Arch. d. miarm. 246, 1 ff. (1908); A. .T. E w i n s, {). 1912, I.. 1724. H. Schulze u. E. Bierliiig: Aikaloide v. Aconit. Lycoctuiuun. 23 Stanimpflanze Aconitimi Napolliis L. Aconitum Fisheri Kusauzuknollou \ou Hokkaido Aconitum Fisheri ? KusauzuknoUen von Hondo Aconitum ferox Aconitum chasmanthuni Stapf Aconitum spicatuni Brühl Aconitum Lvcoctonuni Alkaloid Säuren Basen Akonitin*) C34H47^45)NOii Jesakonitin*) C,oH6,NO,3 Essigsäure Benzoesäure Anissäure Aconin C'25H4i(3J,)N09 Aconin Benzoesäure \ Cif^H^if^ct^^O^ Japakonitin') j Essigsäure ' Japaconiii C34H47(<5)NOn I Benzoesäure C25H4i(39jXO, Pseiidakonitin*) C36"49^C)l2 Indakonitin*) (•34H„NO,o Bikliakonitin*) Lycakonitin Myoctonin |(C36H48N20io)2 Essigsäure Veratrmnsäure I Essigsäure i ! Benzoesäui'o I Essigsäure \"eratr umsäure t I Lycoctonin- säure Pseudaconin Pseudaconin C25H39NO8 Bikhaconin C25H41XO7 Lycoctoniii C25H39N07 werden kann. Vielleicht liegt auch in dem Lappakonitin'), das sich ebenfalls durch eine stark rotviolette Fluorescenz auszeichnet, ein Anthranilsäurederivat vor. Wesenthch ähnlicher als die sauren Sjialtungsprodukte der Akonitine sind die alkaloid.-vrtigen. Ja, bei einigen sind dieselben sogar untereinander identisch, so ist das Aconin nicht nur ein Spaltungsprodukt des Akonitins, sondern auch des Jesakonitins, Pseudaconin das des Psendakonitins mid des Indakonitins. Diese Körper enthalten alle vier Methoxylgruppen und. soweit darauf geprüft worden ist, eine Metli ylimidgruppe : Aconin C^^ H.,;,~XO,5(OCH3)4, Japaconin C2iH29N05(OCH3)4. . Pseudocanin CoiH2;N04(COH3)i. Bikhaconin CJj H29N03(OCH J4, Lycoctonin Cgj H27N03(OCH3) ,. 1) M. Freund und P. Beck, Ber. 27, 720-733 (1894); H. Schulze, Arch. d. Pharm. 244, 136 (1906). «) K. Makoshi, Arch. d. Pharm. 247, 251 (1909). ») K. Makoshi, Arch. d. Pharm. 247, 270 (1909). *) M. Freund und K. N i e d e r h o f h e i m, Ber. 29, 852 (1896). ') W. R. D u n 3 t a u imd A n d r e w s, Joiun. ehem. soc. vol. 87, II., 1620 (1905). •) W. 11. D u n s t a ii luid A n d r e w s, Journ. ehem. soc. vol. 87, II., 1650 (1905). ') H. V. R o 3 e n d a h 1, Arb. d. pharmakol. Inst., Dorpat, XI- XII. (1895). 24 H. Schulze u. E. Bierliug: Alkaloide v. Aconit. Lycoctonum. Betrachtet man die so geschriebenen Formehi, «o drängt sich die V^ermutung auf, daß allen diesen Stoffen ein gemeinsames Kohlen- und Stickstoffskelett zugrunde liegen müsse. Es wird Aufgabe weiterer Untersuchungen sein, diese Beziehungen aufzu- decken. Experimenteller Teil. Dai'stellung der Rohbasen. Zur Isolierung der rohen Alkaloide haben wir zunächst die grob gepulverte Wurzel mit Alkohol von 94,5% ausgezogen; ein Zusatz von AVeinsäure unterbheb, da ein \^orversuch zeigte, daß der alkoholische Auszug der Wurzel ohnehin sauer reagiere. Zum Ausziehen haben wir uns der Methode der Verdrängung bedient: Je 1,5 kg der Droge Avurde, mit genügend Spiritus durchfeuchtet, in einen Perkolator gebracht und in der übhclien Weise mit Alkohol extrahiert. Die ersten 4 Liter des Ablaufs wurden als ,, Vorlauf" zunächst beiseite gestellt. Die Behandlung des Wurzelpulvers mit Alkohol wurde solange fortgesetzt., bis der Abdanipfrückstand von 100 ccm des Nachlaufs, der mit wenig Salzsäure aufgenommen wurde, nach dem Filtrieren mit Wismutjodid- Jodkali nur noch eine geringe Trübung zeigte. Einen Teil dieser Nachläufe benutzten wir zum Anfeuchten gleicher Mengen der Droge, die Avir zunächst mit Nachläufen und erst zuletzt mit reinem Alkohol bis zur Er- schöpfung behandelten. Jeweils wurden 6 kg der Wurzel in vier Portionen nachein- ander auf diese Weise systematisch ausgezogen. Diese Kolonnen- extraktion hat den Vorteil, daß man mit geringeren Mengen von Alkohol auskonmit, und daß die Menge der einzudampfenden Flüssigkeit verringert wird. Vom Nachlauf der letzten Portion wurde zmiächst bei 50" und 40 — 50 mm Druck in einer der S o x h 1 e t 'sehen nach- gebildeten Apparatur der Alkohol zum größten Teile abdestilUert und dann erst die Vorläufe in der gleichen Weise konzentriert, um ein übermäßig langes Erwärmen der alkoliohschen Auszüge zu vermeiden und so einer eventuellen Zersetzung der Alkaloide vorzubeugen. Das noch dünnflüssige Konzentrat haben wir dann bei Zimmertemperatur etwa 14 Tage stehen lassen. Während dieser Zeit schied sich eire krystallinische Masse^) (Saccharose) ab. ^) Der Zuckergehalt schwankte in den einzelnen Jalirgängen der Droge, er war am größten in der im Jahi^e 1911 eingesammelten Wurzel. Aus 5 kg davon erhielten wir 92 g reinen krystallisierten Kohrzucker. H. Scliulz.e u. E. Bierling: Alkaloide v. Atoiüt. Lycoctonum. 2ö Durch mehrmalige KrystaUibation aus Wasser mit Hilfe von Tier- kohle wurde der Zucker gereinigt und zeigte dann alle Eigenschaften des R o ii r z u c k e r s. Angewandter Zucker 5,0321 g. Gewicht der Lösung 55,495. d = 1,041. p = 10,147. «u Uli 200ram-Rolir = 14,1°, mithin [<^]d = 66,27. Erst nacli Entfernung des Zuckera, der sicli sonst während des Eindampfens ausscheidet und ein außerordentlich lästiges Stoßen verursacht, konnten \nr das Filtrat unter gleichen Be- dingungen wie vorher zu einem dicken Extrakte eindampfen. Der Abdampf rückstand wurde dann in dem dreifachen Volumen Wasser verteilt und durch Filtrieren von der Hauptmenge des Fettes und Oeles getrennt. Die letzten Anteile des Oeles beseitigten wir durch dreimaliges Aussdiütteln der schwach sauer (Lackmus) reagierenden Flüssigkeit mit Aether. Die mii Aether gesättigte Flüssigkeit machten wir mit Soda alkalisch und schüttelten sofort dreimal mit dem doppelten Volumen Aetlior aus. Die so von der Haupt- menge des ätherlöslichen Alkaloides befreite Flüssigkeit haben wir dann noch 10 Stunden lang im Hage m a n n'schen Apparat mit Aether ausgezogen, um eine möglichst vollständige Trennung der in Aether löslichen von den übrigen Alkaloiden zu bewirken. Beim Verdunsten des Aether« hiuterbJieb ein amorplier Firnis = rohes Lycakonitin. Die Menge des Alkaloids wechselte je nach dem Jahrgange der Droge, am größten war die prozentuale Ausbeute im Jahre 1911, in dem wir aus 5 kg der \^^urzel 125 g rohes Lycakonitin gewannen. Die mit Aether erschöpfte Flüssigkeit wurde zunächst durch einen durchgesaugten Luftstrom von dem gelösten Aether befreit und dann mit Chloroform solange ausgeschüttelt, bip eine Probe der wässerigen Flüssigkeit nach dem Ansäuern mit Salzsäure durch Wismutjodid-Jodkali kaum mehr getrübt wurde. Nach dem Ab- destillieren des Chlorofoims iiinterblieb eine dunkelbraune amorpiie Masse, die nach dem Trocknen im Vakuumexsikkator mit der gleichen Menge reinen Sandes gemischt wurde. Dieses Gemisch haben wir dann im Soxhlet mit absolutem Aether extrahiert, bis dieser fast nichts mehr aufnahm, bis also alles Lycakonitin entfernt war. Die im Sandgemisch zurückgebliebenen Alkaloide wurden durch Chloroform in Lösung gebracht, das Chloroform abdestilliert und der Rückstand zur Trockne gebracht. Das so erhaltene Alkalv.idgemisch enthält noch durch Rhodanwasserstoffsäure fäll- bare .\nteile. Wir lösten deshalb dieses Gemisch in der neunfachen 26 H. Schulze u. E. Biorling: Alkaloide v. Aconit. Lycoctonum. Menge 3%iger Salzsäure und versetzten diese Lösung allmählich mit 3% Kaliumrhodanidlösung. Beim Zusatz der Rhodanlösung trat eine Fällung ein, die sich beim Schütteln zu einer zähen, dunkel- braunen Masse zusammenballte. Der Zusatz von Rhodankalium erfolgte solange, bis ein weiterer Zusatz keine Trübung der über dem Niederschlage stehenden Lösung mehr bewirkte. (Unter- suchung der durch Kaliumthiocyanat gefällten Alkaloide siehe: Seite 31.) Das Filtrat von der Rhodanfällung wurde abermals mit Soda alkalisch gemacht und mit Chloroform erschöpfend ausgezogen. Beim Abdestillieren des Lösungsmittels hinterblieb das ,,Myoc- tonin" als amorphe, hellbräunlich gefärbte Masse. Die Ausbeute an roliem Myoctonin ist wesentlich geringer als die an Lycakonitin, wir erhielten z. B. aus 8 kg der Wurzel 75 g Myoctonin. Lyeakonitin. Zur Reinigung der Rohbase nahmen wir diese in soviel stark verdünnter Salzsäure auf, daß eine etwa 10%ige Lösung entstand, behandelten diese mit frisch ausgeglühter Tierkohle und filtrierten. Die nun schwach gelblich gefärbte Flüssigkeit -woirde alsbald mit Soda alkalisch gemacht und mit frisch destilliertem Aether aus- geschüttelt. Die ätherischen Lösungen wurden mit Natriumsulfat getrocknet und der Aether abdestilliert. Die Base hinterbleibt dabei als schwach gelb gefärbter Firnis, der nach dem Zerreiben ein fast weißes Pulver darstellt. Die für die Elementaranalyse und für die Molekulargewichtsbestimmungen bestimmte Substanz haben AA'ir noch zweimal derselben Behandlung unterworfen. Das Lycakonitin ist ziemlich leicht löslich in Aether, leicht löslich in Alkohol uad Cliloroform, ziemlicli schwer löslich in Benzol, unlöslich in Wasser und Petroläther. (Reaktionen des Lycakonitins siehe Tabelle am Schlüsse der Arbeit.) Im Gegensatz zu den Angaben von ])ragendorff und S p o h n^), die beobachteten, daß die ätherische Lösung des Lyc- akonitins und ebenso die Lösungen seiner Salze eine geringe Fluoreszenz zeige, konnten wir eine solche nicht feststellen. Offenbar war das fluoreszierende Lycakonitin durch eine kleine Menge des außerordentlich stark fluoreszierenden Anthranoyllycoctonins ver- unreinigt. (Das Anthranoyllycoc tonin bildet sich sehr leicht bei der EinMdrkung von Säuren auf das Lycakonitin.) 1) 1. c. 8. 338. H. Schulze u. E. Bierling: Alkaloide v. Aconit. Lyeoctonum. 27 Das Lycakonitin ist eine schwache Base, die zwar Lackmus bläut, die sich aber weder bei Anwendung von Methykot, noch bei Verwendung von Jodesoin als Indikator mit "/jqo- Salzsäure titrieren läßt. Aequivalenzbestimmungen, die wir auf diese \\'eise ausfüliren wollten, sind deshalb erfolglos geblieben. Das Lycakonitin dreht rechts. Wir fanden in 99%igem Alkohol : 9,30 Substanz gelöst zu 100 ccm. uf, = 7,9" im 200 mm-Rohr; luf^ mithin + 42,47°. Dragendorff und S p o h n^) geben für die 10%ige alkoholische Lösung an: ['>f]ij — 4-31,5", D o h r m a n n^) ['/]d + 32,8", V. d. Belle n^) [«]d -f 32,G". Die Elementaranalyse Moirde mit Material ausgeführt, das aus Wurzeln gewonnen wurde, die im Jahre 1908 und im Jahre 1911 eingesammelt waren. Die unter No. 1 — 7 und No. 12 an- geführten Analysen sind mit Lycakonitin von 1908, die unter No. 8 — 11 und No. 13 mit solchem von 1911 ausgeführt worden. Die Substanz wurde dazu bei 40 mm Druck und 100° getrocknet; ^^^e wir uns durch Versuche überzeugten, bleibt das Lycakonitin dabei unverändert. I. 0,1884 g liefe )rteu 0,4460 g COj und 0,1232 g 1 I^O. 2. 0,2172 g 0,5134 g „ „ 0.14.50 g 3. 0,2050 g 0,4876 g „ „ 0,1362 g 4. 0.2054 g 0,4907 g „ „ 0.1417 g '* 5. 0,1940 g 0,4611g „ „ 0,1308 g 6. 0,1880 g 0,4499 g „ „ 0,1291g 7. 0,2156 g 0,5111 g „ .. 0,1505 g 8. 0,2123 g ■ 0,5047 g „ „ 0,1443 g 9. 0,1878 g 0,4442 g „ „ 0,1256 g 10. 0,2074 g 0,4910 g „ „ 0,1358 g 11. 0,1967 g 0,4646 g „ „ 0,1252 g 12. 0,2050 g , 7,5 ccm N (7 51 nun Druck, 17°). 13. 0,3674 g 13,6 ccm N (755 mm Druck, 17»). Gefunden : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. c 64,56 64,47 64,87 65,16 64,82 65,05 64,65 H (,32 7,47 7,43 7,72 7,54 7,68 7,81 X — — — — — — — 8. 9. 10. IL 12. 13. c 64,84 64,51 64,57 64,42 — — H 7,60 7,48 7,31 7,12 — — X — - " " 4,25 4,33 ') 1. c. S. 338. »} Diss, S. 21. •) Diss. Ö. y. i 28 H. Schulze u. E. Bierling: Alkaloide v. Aconit. Lycoctonmn. Bereclinet für CagHijNjOio: C 64,83% H 6,96% N 4,20% Die Molekulargewiclitsbestimmung im B e c k m a n n'«chen Apparat nach der Gefrierpunktsmethode ergab: Substanz (bei 100° und NaphthaUn . ^r i /-. ,rt T-\ 1 i 1 i.\ /T^ er>\ Depressiou: Mol.-Gew. : 40 mm Druck getrocknet): (K — 69): ^ 0,4984 g 6,836 g 0,784" 641,7 0,3154 g 6,139 g 0,570" 621,9 0,4200 g 6,087 g 0,754" 631,5 Berechnet für C3gH46N20io: Mol.-Gew. = 666,39. Es ist uns nicht gelungen, krystallisiert« Salze des Lyc- akonitins darzustellen, auch das Perchlorat konnte nicht kiystalli- siert erhalten werden. Ebensowenig führten die Acetylierungs- versuche und Versuche zur Darstellung eines Jodmethylates zu gut charakterisierten Verbindungen. Von einer Beschreibung dieser Versuche sehen Mir deshalb ab. Slyoctonin. Das rohe M\'^octonin ist seiner Darstellungsmethode zufolge schon ziemlich rein, so daß es ohne weiteres für präparative Zwecke verwendet werden kann. Das für analytische Zwecke und das zur Ausführung der Fällungs- und Farbreaktionen bestimmte Material (siehe Tabelle am Schlüsse der Arbeit) haben wir in folgender Weise einer Reinigung unterworfen: Das getrocknete Alkaloid wurde mit wenig Wasser angerieben um eventuell beim Abdampfen des Chloroforms entstandenes salz- saures Salz in Lösung zu bringen. Von der Lösung wurde abfiltriert und der Rückstand ausgewaschen. Durch Schütteln mit Wasser auf der Maschine (je 10 Stunden) brachten wir dann das Alkaloid in Lösung. Es zeigte sich dabei, daß das Myoctonin zu etwa 1% in Wasser von gewöhnlicher Temperatur löslich ist^). Die so er- lialtenen Lösungen gaben nach dem Ansäuern mit Salpetersäure mit Sübernitrat eine kaum sichtbare Trübung, so daß sie also frei von Chlorid und Rhodanid waren. Beim Abdunsten des Wassers im Vakuum über Schwefelsäure hinterbleibt das Myoctonin als schwach bräunlich gefärbte Masse, die nach dem Zerreiben ein fast weißes Pulver liefert. ^) E i n b e r g, Diss. S. 29, gibt die Löslichkeit seines Myoctonins zu 1 : 41,8 an. H. Schulze 11. E. Bierling: Alkaloido v. Aconit. Lycoctonum. 29 Um die Einheitlichkeit des Myoctonins festzustellen, haben wir das Rohalkaloid mit unzureichenden Mengen Wasser geschüttelt, olme einen l'nlrrsohied in der Zusammensetzung des aus den ver- schiedenen Fraktionen erhaltenen Alkaloides beobachten zu können. Das Myoctonin löst sieh ferner leicht in Alkohol und Cliloro- form, sehr srliwor in Aether und Benzol, unlöslich ist es in Petrol- äther. Die alkoholi.sclie Lösung zeigt eine ganz geringe blauviolette Fluoreszenz, die wässerige Lösung fluoresziert nicht. Das Myoctonin ist rechtsdrehend. Wir fanden: 10.27 g zu 100 ccm Lösnng in 99%igem Alkohol aj^' =~. 4.6" im 100 mm-Rohr; [uf^ = O- 44,19^^). Zur Analyse wurde die Substanz bei 100'' und 40 mm Druck getrocknet. Auch hier überzeugten wir uns durch einen Spaltungs- versuch, daß das Myoctonin unter diesen Bedingungen keine Ver- änderung erleidet. Die Analyse ergab: L 0,2246 g lieferten 0,5296 g CO, und 0,1490 g H.,0. 2. 0,2022 g 0,4782 g . , „ 0,1840 g „ 3. 0,1908 g 0,4520 g , „ 0,1276 g ., 4. 0,1958 g 7,2 ccm N {754 mm Druck. 16"). 5. 0,2472 g 9,0 ccm N Gef luiden : (752 nun Druck, 17"). Bereclmet für L 2 3. 4. 5. (C36H46N20,o)2: c 64,31 64,50 64,61 - - 64,83 H 7,42 ! 7,41 7,48 - - 6,96 N — — - 4,31 4,24 4,20 Die Molekulargewichtsbestimmung nach der Gefrierpunkts- raethode im B e c k ra a n n'schen Apparat zeigte, daß dem My- octonin die Formel (C3gH4eN20io)2 zukommt. Wir fanden: Substanz: Naphthalin (K = 69) Depression: j\[ol.-Gew. : 0,3922 g 6,359 g 0,357" 1192 0,3912 g 6,005 g 0,357" 1259 Bereclmet für CgeH^NjOio: 666,39. >» >> (C3jH49N20io)2= 1333,78. Auch hier haben wir vergeblich nach krystaUisierten Salzen gefahndet. ») Dragendorf £ mid S p o h n. 1. c. S. 381, geben + 32,9" an, Einberg, 1. c. S. 30, + 29,52". 30 H. Schulzo u. Vj. Bierling: Alkaloidu v. Aconit. LycootOntlm. Spaltim^ des Lycakouitins mit Natronlauge. Nach einer Reihe von Vorversuohen, bei denen wir mit wechselnden Mengen von Alkali gearbeitet haben, sind wir zur folgenden Methode der alkalischen Hydrolyse des Tjycakonitins gekommen : 20 g Lycakonitin werden in ca. 120 g Alkohol gelöst und diese Lösung warm mit 60 ccm "/j-NaOH versetzt. Dabei färbte sich die Mischung sofort etwas dunkler. Wir haben dann unter Umrühren auf dem Wasserbade solange erhitzt, bis der weitaus größte Teil des Alkohols verdampft war. Auf Zusatz von etwas Wasser schied sich das Lycoctonin bereits in krystallisierter Form ab. Menge 5 g. Das braun gefärbte Filtrat haben mr zunächst zur l^^ntfernung von gelöstem Lycoctonin und unverändertem Lycakonitin dreimal mit Chloroform ausgeschüttelt. Die Chloroformlösung hinterließ beim Abdestillieren des Chloroforms 8,4 g eines Gemisches der beiden Basen, aus dem wir bei erneuter Verseifung mit 20 ccm "/^-Natronlauge weitere 3 g von Lycoctonin erhielten, so daß die Gesamtausbeute an diesem Körper 8 g betrug. Die braun gefärbten alkalischen Filtrate von Lycoctonin wurden vereinigt und zunäclist mit so viel °/i- Salzsäure versetzt, daß die Lösung annähernd neutrale Reaktion zeigte, und dann durch Eindampfen auf dem Wasserbade auf ein kleines Volumen gebracht. Nach dem Erkalten haben wir dann so viel "/^-Salzsäure zugesetzt, daß die Gesamtmenge 40 ccm betrug, also die Hälfte der zur Spaltung verwendeten Natronlauge neutrahsiert war. Hierbei schied sich eine flockige Trübung aus, die durch Filtration entfernt wurde. Das nun hellbraun gefärbte Filtrat zeigte auf Zusatz von weiteren 40 ccm "/j- Salzsäure eine milchige Trübung, die alsbald in eine krystallinische Fällung überging. Beim Stehen Avährend einiger Zeit vermehrte sich die Menge derselben noch beträchtlich. Dem Filtrate konnte durch Ausschütteln mit Aether noch eine weitere Menge der ,,Lycoctoninsäure" entzogen Averden. Menge 4,3 g. Spaltung des Myoctonins mit Natronlauge. In genau der gleichen Weise, wie oben angegeben, haben wir auch die Spaltung des Myoctonins durchgeführt, ohne daß wir in qualitativer Hinsicht einen Unterschied in dem Verhalten der beiden Alkaloide feststellen konnten. Dagegen war die Ausbeute H. Sclnilzo u. E. Bierlliig: Alknloido v. Aconit. LyoootonTun. 31 an Lycoctouiii iiiui J^yi-ootüiiiiiHäurc etwas schlechter. Wir orhielten aus 20 ^ Myix'tonin 3,5 g Lycootonui und 2,8 g Lyeoctoninsäuro und weiter 7,8 g eines (Jemische« von unverändertem Myoctonin mit Lycoctonin. Spiiltiiii^ d«r (iurch Rhodaiikalium fällbaren Basen. Da es uns nicht gelungen ist, die durcii Rhodankalium fäll- baren Alkaloide in eine zur Analys<' geeignete Form überzuführc^i, haben wir dieselben, ähnlieh wie das Lycakonitin und Myoctonin, mit Alkali gespalten. üen uns verbliebenen Rest (ca. 50 g) der Alkaloide lösten war in Alkohol, erwärmten auf dem AVasserbade und versetzten unter Umrühren solange mit kleinen Mengen von 10%iger Kali- lauge, bis die stark alkalische Reaktion der Lösung bestehen blieb. Nach dem Verjagen des Alkohols und Verdünnen mit Wasser trübte sich die schwarzbraiuie Flüssigkeit. Um etwa entstandene alkaloid- artige Körper zu isolieren, schüttelten wir zunächst mit Chloroform aus. Den filtrierten dunkelbraunen Chloroformlösungen entzogen wir dann durch Salzsäure die basischen Produkte. Dabei schieden sich reichliche Mengen einer teerartigen schwarzen Masse ab. Die filtrierten saurerj^ Lösungen machten wir dann mit Soda alkalisch und extrahierten vollständig mit Aether im Hageman n'schen Extraktionsapparate. Nach dem Konzentrieren der ätherischen Lösungen schieden sich reichlich Krystalle (Lycoctonin) ab. Der nach dem Abdestillieren des Aethers erhaltene hellgelbe Sirup wurde einer nochmaligen Verseifung unterworfen und lieferte dabei weitere Mengen der Krj-stalle. Das Alkaloid erwies sich durch seinen Schmelzpunkt 131 — 133" als Lycoctonin. Eine Mischprobe mit notorisch reinem Lycoctonin zeigte keine Depression des Schmelzpunktes. Menge des Lycoctonins 16,5 g. Die alkalische, mit Chloroform ausgeschüttelte Flüssigkeit, die ebenfalls stark gefärbt war, neutralisierten wir mit Salzsäure so weit, daß die Flüssigkeit gegen Kongopapier eben noch alkalisch reagierte. Von der dabei ausgefällten braunschwarzen harzigen Masse filtrierten wir nach eintägigem Stehen ab und versetzten die jetzt nur noch hellbraun gefärbte Flüssigkeit mit Salzsäure im Ueberschusse. Nach kurzer Zeit krystallisierte eine Säure aus, die nach dem Umkrystallisieren aus Wasser bei 170 — 171" schmolz. Ausbeute 3,5 g. Offenbar liegt in der Säure Lj'coctoninsäure vor, deren Schmelzpunkt durch irgend eine hartnäckig anhaftende Verunreinigung herabgedrückt wird. Durch Krystallisation aus Wasser konnten wir ihren Schmelzpunkt nicht über 173" bringen. ä2 H. Schulze u. t^. Bierling: Alkaloide v. Aconit. Lycoctotiuin. Lycoctonin. ])as rohe Lycoctonin wird dnrch Umkrystalüsieren aus ver- dünntem Alkohol in farblosen langen Nädelchen erhalten, die leicht in Alkohol und Chloroform, einigermaßen in Benzol, schwer in Aether und Wasser löslich sind. In Potroläther ist das Lj^coctonin unlöslich. Das Lycoctonin ist rechtsdreliend. Wir fanden in 99%iger alkoholischer Lösung : 2,4045 g Lycoctonin (über H2SO4 getrocknet) in 19,6283 absolutem Alkohol gelöst, d^o = 0,82748, l*]^ = + 8,97" [«]d = + 49,640 1). Das Lycoctonin fängt bei 120" an zu sintern, wird bei 127° durchscheinend und schmilzt bei 131 — 133"^). Beim Erhitzen auf 137° findet eine Gasentwickelung statt. Das Lycoctonin zeigt ziemlich stark basisöhe Eigenschaften, seine wässerige Lösung rötet Phenolphthalein, und es läßt sich unter Aua^ endung von Metl^ylrot und von Jodeosin als Indikatoren scharf titrieren. Die wässerige Lösung seiner Salze wird durch Ammoniak erst nach einiger Zeit gefällt; das Alkaloid kommt dabei in schönen langen Nadeln heraus, die nach dem Trocknen über ScliAA'efelsäure den gleichen Schmelzpunkt zeigen, "wae das aus verdünntem Alkohol erhaltene Material. Die Fällung, z. B. des salzsauren Salzes, durch Ammoniak ist nicht vollständig. Dampft man die Mutterlaugen ein, so hinter- bleibt ein Rückstand, dem man durch Alkohol das leicht in Alkohol lösliche salzsaure Lycoctonin entziehen kann. Man kann sogar das salzsaure Lycoctonin dadurch erhalten, daß man Lycoctonin in Wasser aufschwemmt, die berechnete Menge, oder besser einen kleinen Ueberschuß Ammoniurachlorid zugibt und auf dem Wasser- bade erwärmt. Dabei löst sich allmählich das Lycoctonin, und beim Eindampfen bleibt salzsaures Lycoctonin zurück; das Lyc- octonin verhält sicli also in dieser Beziehung dem Magnesium ganz ähnlich. Beim Trocknen bei 40 mm Druck und 100° verliert das Lyc- octonin die einem Molekül Wasser entsprechende Menge. Die so erhaltene amorphe glasige Masse wird beim Befeuchten mit Wasser ^) Dragendorff und S p o h n, 1. c. S. 355, geben unter annähernd den gleichen Bedingungen an la]i) = + 46,4°; Einberg, 1. c. S. 38, [a]D = + 38,91». *) Dragendorff und S p o h n, 1. c. S. 354. finden den F. bei 90,3-91,8; Einberg, 1. c. S. 38, bei 94,2» (korr.); Dohr- mann, 1. c. S. .34, bei 98,8" (korr.). H. Schulze II. E. Bicrling: Alkaloide v. Aconit. Lycoctonum. 33 oder beim Zutritt von Wasserdampf sofort wieder krystallin; < in N'erlialten, das schon von D r a g e n d o r f f und S p o li n^) an ihrem l^ycoetoninpräparat beobachtet worden ist. Dieses \\'as.ser ist vielleicht als Konstitutionswasser anzusehen, obwohl sich das Lj'cakonitin und das Anthranoyllycoctonin von der \^ asserärmeren Form ableiten. Wir fanden: 1. 0,2113 g verloren bei 100», 40 mm, 0,0084 g. 2. 0,2242 g verloren bei 100», 40 mm, 0,0086 g. 3. 0,2050 g verloren bei 100», 40 mm, 0,0084 g. 4. 0,2068 g verloren bei 100°, 40 nmi, 0,0082 g. Gefunden: Berechnet für 1. 2. 3. 4. C^sHg.NO- + 1 aq. H.,0 4,02 3,H2 4,09 3,96 3,72 Die Elementaranalyse wurde größtenteils mit getrocknetem Material ausgeführt. Wir fanden an solchem: 1. 0,2029 g lieferten 0,4779 g COg tmd 0,1663 g H2O. 0,4925 g „ „ 0,1577 g „ 0,5052 g „ „ 0,1660 g ,, 0,4672 g „ „ 0,1532 g „ 0,4626 g „ „ 0,1532 g „ 5,1 ecm X (761 mm Druck, 13«). Gefiuiden: Berechnet für 3. 4. 5. 6. CagHgjKO,: 63,90 64,16 64,17 — 64,47 8,61 8,63 8,72 - 8,44 - - - :i,05 3,01 Einige Stickstoffbestimmungen haben wir auch nach der Methode von K j e 1 d a h 1 unter Verwendung von Methyh-ot als Indikator ausgeführt, das Material zu den vier folgenden Bestim- mungen war nur über Schwefelsäure getrocknet, enthielt also nocli 1 Mol. HoO. 1. 0,9636 g verbraiu'liten zur Bindmig des entstandenen NH3 18,05 ecm "/10-HCl. 2. 0,9635 g verbrauchten zur Bindiuig des entstandenen NH3 18,92 ecm n/io-HCl. 3. 0,9921 g verbrauchten ziu- Bindimg des entstandenen XH, 19,10 ecm n/io-HCl. 4. 0,3913 g lieferten 9.9 ecm X (755 nmi Druck, 19"). (J^efimden: Bereclm.et für 1. 2. 3. 4. CjsHsoNOt + 1 ftq- N 2,63 2,75 2,68 2,94 2,90 2. 0,2094 g 3. 0,2156 g 4. 0,1986 g 5. 0,1966 g 6. 0,1995 g 1. 2. c 64,24 64,14 H 9,17 8,42 X — — 1) 1. c. S. 355; F 1 ü c k i g e r, Areh. d. Pliarm. (2), 141, 209 (1870). .\rch a Pharm. COLI. Kda. 1. Heft. 3 34 H. Schulze u. E. Bierling: Alkaloide v. Aconit. Lycoctonuin. Das Lycoctonin entliält vier Methoxylgruppen und eine Methylimidgrujjpe. Wir erhielten nach der Methode von Herzig und Meyer mit getrocknetem Material : 0,3343 g lieferten 0,6690 g AgJ und 0,1347 g AgJ. Gefunden: Berechnet für C2oH24X(CH3)03(OC'H3)4: CH3O 26,24 26,67 N.CH3 2,57 3,23 Einige weitere Bestimmungen haben wir mit ungetrocknetem durch Ammoniak gefällten Material ausgef ülirt : 1. 0,3731 g lieferten 0,6903 g AgJ. 2. 0,3506 g „ 0,6704 g AgJ. 3. 0,3378 g „ 0,6398 g AgJ und 0,1389 g AgJ. Gefunden: Berechnet für 1. 2. 3. Ci,oH26N(CH3)03(OCH3),4- 1 aq. CH3O 24,45 25,26 25,02 25,67 N.CH3 - - 2,63 3,11 Zur Ermittelung der Molekulargröße haben wir eine Reihe von Aequivalenzbestimmungen durch Titration ausgeführt. Bei den unter No. 1 angeführten Zahlen wurde als Indikator Methylrot, bei denen unter 2 und .3 Jodeosin benutzt^). 1. 0,5118 g wiu'den in 150 ccni '^/^qq-ÜCI gelöst, zur Rück- titration wurden 42 ccrii "/loo-NaOH gebraucht. 2. 0,4958 g wiu"den in 150 ccm a/^^^^.jJCl gelöst; zur Rück- titration wurden 45,7 ccm "/loo'^^OH gebraucht. 3. 0,5085 g wurden in 150 ccm n/^oo-HCl gelöst; zur Rück- titration wurden 42,9 ccm "/^oQ-NaOH gebraucht. Gefunden: Berechnet für 1. 2. 3. C25H39NO7 + 1 aq.: 472,6 474,1 473,5 483,34 Die Molekulargewich tsbestimmuug im B e c k m a n n'schen Apparat nach der Gefrierpunktsmethode lieferte ebenfalls Werte, die für die Formel CgäHgaNO^ -f- 1 aq. sprechen: Substanz: Naphthaliii (K=69): Depression: Mol. -Gew.: 0,2134 g 8,365 g 0,396" 444,5 0,2018 g 6,676 g 0,471«» 442,8 0,2175 g 5,987 g 0,558« 449,8 (Verhalten des Lycoctonins gegen Alkaloidreagentien siehe Tabelle am Schlüsse der Arbeit.) 1) Die benutzte "/loo'-'^ '1 hatte den Faktor 1,0023, die "/loo-NaOH den Faktor 1,0014. H. Schulzo n. K. Biorling: Alkaloido v. Aconit. Lyrtoflonnm. 35 Salze des Lycoctonins. Zur DarHtelluug des Salzsäuren Salzes lialjcu wir 1 ^ Lyc- o(;tonin in einem geringen Ucberschuß von verdünnter Salzsäure gelöst und auf ein kleines Volum eingedampft. Der in absolutem Alkohol gelöste Rückstand ließ beim Schichten mit Aether all- mählich derbe schiefe farblose Prismen auskrystallisieren, die an der Luft etwas trübe wurden. Das Salz ist in Wasser sehr leicht löslich, ohne hygroskopisch zu sein. Die Substanz winde nach längerem Stehen über Schwefelsäure analysiert. Beim Trocknen bei höherer Temperatur gibt es, wie der Versuch zeigte, außer Wasser auch Salzsäure ab. Schmelzpunkt unscharf bei 75" unter Auf- schäumen. 1. 0,3795 g lieferten 0,1010 g AgCl. 2, 0,3439 g „ 0,0956 g „ Crcfunden: Berechnet für 1. 2. CggHjjNOT.HCl -f laq.: Cl 6,58 6,76 6,82 Analog wurde das bromwasserstoffsaure Salz erhalten. Es sind derbe Prismen. Schmelzpunkt des lufttrockenen Materials 88 — 89". Die Analyse wurde durch Titration nach \ o 1 h a r d ausgeführt. 1. 0,4003 g verbrauchten 6,85 ociu "/io-AgN03. 2. 0,3905 g „ 6,64 cciu Gefunden: Berechnet für 1. 2. CagHajNO^.HBr -{- 2aq.: Br 13,68 13,59 13,73 Auch das in Wasser leicht löshchc Perchlorat konnte durch Krystallisation aus AJkoliol-Aether in derben Prismen erhalten werden, die merkwürdigerweise krystallwasserhaltig sind. Schmelz- punkt des Salzes 68 — 69" unter Aufschäumen. Zur Analyse wurde die getrocknete Substanz durch Glühen mit reinem Aetznatron im Silbertiegel zerstört und das Chlor in übliciier Weise bestimmt. 1,0046 g verloren bei lOO», 40 mm Druck, 0,0502 g. Gefunden: Berechnet für CasHgjNO; . HClOi + 1]^ ^^^^ HoO 4,00 4,56 1. 0,3702 g lieferten 0,0981 g AgCl. 2. 0,5459 g „ 0,1456 g „ 36 H. Schulze u. E. Bit^rling: Alkaloide v. Aconit. Lycoctonum. Gefunden: Berechnet fiu- 1. 2. C25H39NO7.HCIO4: Cl 6,55 6,59 6,27 Das Gold- und Platindoppelsalz des Lycoctonins konnten wir- nicht in kivstallisierter Form erlialten. Jodmethylat des Lycoctonins. Zur Darstellung des Jodmethylats haben wir 1 g Lycoetonin in 10 g Methylalkohol gelöst, Jodniethyl im Ueberschusse hinzu- gegeben und die Mischung im geschlossenen Rohr 1 Stunde auf 100° erhitzt. Nach dem Oeffnen des Rolires haben wir den Inhalt auf dem Wasserbade eingedunstet, den krystallinischen Rückstand in Wasser gelöst, von einer harzigen Masse (Per Jodid) abfiltriert und die klare Lösung auf dem Wasserbade eingeengt. Der Rück- stand, ein zäher Sirup, wurde mit absolutem Alkohol aufgenommen und mit Aether geschichtet. Allmählich krystallisierten feine, schwach gelb gefärbte Nadeln aus. Menge 0,7 g. Durch nochmalige Krystallisation aus Alkohol-Aether wurde das Salz gereinigt. Schmelzpunkt 178° unter Aufschäumen. Als versucht wurde, eine bessere Ausbeute an Jodmethylat dadurch zu erhalten, daß wir getrocknetes Lycoetonin mit absolutem Methylalkohol und Jodmethyl unter sorgfältigem Ausschluß von Feuclitigkeit 2 Stunden auf 100° erhitzten, zeigte es sich, daß Jod- methyl unter diesen Bedingungen überhaupt nicht auf Lycoetonin einwirkt, wir erhielten den weitaus größten Teil des Alkaloids un- verändert zurück. Das Jodmethylat enthält wechselnde Mengen von Krystall- wasser, wir geben daher nur die Analysenresultate an, die wir bei Verwendung von Material erhielten, das bei 100° und 40 mm Druck getrocknet war: 1. 0,1970 g lieferten 0,3680 g CO, und 0,1272 g H2O. 2. 0,1976 g 0,3678 g „ ,, 0,1344 g „ 3. 0,2157 g 0,4028 g „ ,, 0,1474 g „ 4. 0,3648 g 0,1394 g AgJ. . 5. 0,4594 g 0,1764 g „ Gefunden: Berechnet für 1. 2. 3. 4. 5. C26H42NO7J: C 50,90 50,76 50,90 - — 51,38 H 7,22 7,61 7,64 - — 6,97 J ~ - - 20,65 20,76 20,90 H.. Schulzu u. E. Bicrling: Alkaloide v. Aconit. Lycoctoiuun. 37 Weitere Salze der quaterniiren Base. Zunächst haben wir aus dem Jodmethylat durch Schütteln der Lösung mit frisch gefälltem Chlorsilber das Clilorid der quater- iiiiien Base dargestellt. Es ist uns nicht gelungen, den Sirup, der beim Eindampfen seiner Lösung zurückbleibt, zur Kr5'stallisation zu bringen. Wir haben iiin dalier auf das ziemlich scluver lösliclie aurichlorwasser- stoffsaure Salz verarbeitet. Bei Zugabe von Goldchlorid zu einer Lösung des Lycoctoninmethylchlorids fällt zunächst ein ölig zäher Niederschlag aus, der sich bei längerem Verweilen in der Flüssigkeit in kleine gelbe derlje Prismen umwandelt. Da mehrere Versuche, das Salz durch Krystallisation aus Alkohol oder Aceton zu reinigen, daran scheiterten, daß dabei unter Abscheidung von Gold eine Zersetzung eintritt, haben wir das Salz ohne weitere Reinigung, nur nacli dem Abi>ressen zwischen Fheßpapier analysiert. Wir fanden infolgedessen einen etwas zu hohen Goldgehalt. 1. 0,4132g lieferten 0,1009 g Au. 2. 0,4249 g „ 0,1036 g „ Gefunden Berechnet für 1. 2. CaäHaaXO^.CHg.HAuCl^: Au 24,42 24,38 24,04 Das platinchloridchlorwasserstoffsaure Salz der Ammbnium- base ist in Wasser leicht löslich. Lycoctoninsäure. Die rohe Lycoctoninsäure, wie sie bei der Spaltung des Lj^c- akonitins und Myoctonins gewonnen wird, enthält noch Verunreini- gungen, die sich durch Umkrystallisieren aus Wasser oder ver- dünntem Alkohol kaum entfernen lassen. Am besten reinigt man die Säure dadurch, daß man die getrocknete Säure fein pulvert und mit ziemlich viel Aetlicr schüttelt. Dabei geht der größte Teil mit schwach hellgelber Farbe in Lösung, während eine braune, flockige, humusartige Substanz in geringer Menge auf dein Filter zurückbleibt. Nach dem Einengen der ätherischen Lösung krystallisiert die Säure schon annähernd rein und nur wenig gefärbt aus. Schmelzpunkt 179". Durch Krystallisation aus verdünntem Alkohol wird sie in hellbräunlichen kleinen Nädelchen oder Blättchen erhalten und V 38 H. Schulze u. E. Bicriing: Alkaloide v. Aconit. Lycoctoiiuin. sclimilzt bei 179 — 180°; etwas oberhalb des Schmelzpunktes tritt eine Gasent Wickelung ein^). In Wasser ist die Säure in der Kälte recht schwer löslich, ebenso in Aether, ziemlich leicht in Alkohol. Die alkoholische Lösung zeigt eine scliAvache blauviolette Fluoreszenz, weniger fluoresziert die ätherische Lösung, kaum die wässerige. Die Säure gibt die Lassaign e'sche Probe, ist also stick- stoffhaltig. Trotzdem ist sie eine starke Säure, deren Lösung Kongo- papier bläut. Beim Trocknen bei 100*^ und 40 mm Druck erleidet die Säure keinen Gewichtsverlust. Die Aequivalenzbestimmung durch Titration unter Anwendung von Phenolphthalein als Indikator gab folgende Werte: 1. 0,3545 g in heißem Wasser gelöst, verbrauchten bis zur Rot- färbung 29,8 ccm n/j^p-Xatronlauge. 2. 0,4922 g verbrauchten unter gleichen Beclingiuigen 41,78 ccni "/lo-XaOH. 3. 0,5050 g in neutralen absolutem Alkohol kalt gelöst, brauchten bis zur Rotfärbung 42,5 ccm °/jo alkoholische Natronlauge. 4. 0,5026 g brauchten unter gleichen Bedingungen 42,05 ccm n/,o-XaOH. Gefunden: Bereclm^et für 1. 2. 3. 4. CgHsOXCCOOHJa: 118,9 117,8 118,6 119,3 118,6 Die Elementaranalyse ergab: 1. 0,2168 g lieferten 0,4430 g COg und 0,0922 g HgO. 2. 0,1883 g „ 0,3846 g „ „0,0881g „ 3. 0,2139 g „ 0,4361 g „ „ 0,0957 g „ 4. 0,2060 g „ 0,4225 g „ „ 0,0933 g „ 5. 0,1972 g ,. 10,1 ccm N (757 mm Druck, 13»). 6. 0,1802 g „ 9,2 ccm N (763 mm Druck, 13"). 7. 0,2023 g „ 10,4 ccm N (754 mm Druck, 17,5°). ^) Für die Succinanilkai'bonsäure geben J. D. Riedel, Jahres- bericht für 1912, S. 21, den F. 186" unter Gasentwifkekmg an. Wir haben, als wir nach Abschluß unserer Versuche diese Arl^eit zu Gesicht bekamen, die Succinanilkarbonsäure nach dieseni Verfahren her- gestellt und bei langsamem Erhitzen F. 180—181° beobachtet. Ein Geiuisch dieser S^iu-e mit unserer Lycoctoninsäure schmolz bei 179 bis 180°, zeigte also keine Depression. irl. Scliiilzc II. E. Bit rlijig: Alkuloidc v. Aconit. J.ycocloiuiiii. ."J'J (Jofiuidüii: 1. 2. 3. 4. 5. 0. 7. C 55,73 55,70 55,61 55,93 _ __ _ H 4,76 5,23 5,00 5,06 _ _ _ N - - - — 6,09 6,11 5,99 Berechnet für CiiHnOgN: C 55,67 H 4,68 N 5,91 Unter der Annahme, daß nur ein Stickstoffatoni in der Säure vorhanden ist, berechnet sich für die Säure die Formel CuHnOjN. Molekular gewiclit 237,1. Da das Aequivalentge wicht nur halb so hoch gefunden ist, liegt eine zweibasische Säure vor. Von den Salzen der Lycoctoninsäure, die wir noch nicht näher untersucht haben, ist das neutrale Natriumsalz in Alkohol sehr schwer löslich. Spaltung des Lyeakonitins mit Wasser. 25 g Lycakonitin haben wir in Portionen von je 5 g mit reinem geglühten Sand fein verrieben und in je 500 g Wasser suspendiert. Diese Mischung wurde im Silberautoklaven 2 Stunden lang auf 3 — 4 Atmosphären Druck (137 — 150") erhitzt. Nach dem Erkalten stellte der Inhalt des Autoklaven eine durch wenig rotbraunes Harz getrübte Flüssigkeit dar. Das Harz konnte durch Filtrieren leicht entfernt werden. Wir haben dann mit verdünnter Salzsäure bis zur eben saueren Reaktion gegen Kongo angesäuert und im H a g e m a n n'schen Apparat mit Aether erschöpfend extrahiert. Nach dem Abdestillieren des Lösungsmittels hinterließen die ätherischen Auszüge 1,3 g einer in weißen Nädelclien krystalli- sierenden Säure, die in Wasser ziemlich leicht, in Aether schwer löslich war. Nach dem UmkrystaUisieren schmolz sie bei 177 — 178". Auch durch UmkrystaUisieren aus Aether wurde der Schmelzpmikt nicht verändert. Die Säure erwies sich als identisch mit der bei der Spaltung des Lyeakonitins durch 10%ige Salzsäure entstehenden. Ihre Identifizierung soll deshalb an jener Stelle mit erfolgen. Die vereinigten, mit Aether ausgezogenen sauren Flüssigkeiten haben wir zunächst im luft verdünnten Räume (30 — 40 mm) bei 70" auf ca. 0,5 Liter eingeengt, dann mit Alkali (Soda) übersättigt und drei Tage lang im H a g e m a n n'schen Apparat mit Aether aus- gezogen. Die gelb gefärbten ätherischen Lösungen hinterließen nach dem Abdestillieren des Aethers einen orangegelb gefärbten 40 H. Schulze u. E. Bierling: Alkaloide v. Aconit. Lycoctonuin. Firnis, der beim Verreiben mit Alkoliol zum Teil krystallinisch erstarrte. Durch Aufstreichen auf gebrannten Tonsclierben und Aufbewahren in einem mit Alkoholdampf gesättigten Gefäß konnten wir 2,6 g einer Rohbase gewinnen. Durch Ausziehen der Tonscherben mit Aetlier, Lösen des Abdampfrückstandes in verdünnter Salzsäure, Behandeln mit Tier- kohle und noclunaliges Ausziehen der mit Soda übersättigten Flüssigkeit mit Aether ließ sich aus den Mutterlaugen ein wesentlich weniger gefärbter Sirup gewiimen, der beim Verreiben mit Alkohol abermals 0,7 g der Rohbase lieferte. Nach dem Umkrystallisieren aus Alkohol betrug die Gesamtausbeute der Base 3 g. Die Base ist identisch mit dem Anthranoyllycoctonin, sie schmilzt wie dieses bei 154 — 155*^, die Mischprobe zeigt denselben Schmelz- punkt. Da die mit Aether extrahierte Flüssigkeit noch starke Alkaloid- reaktionen gab, haben wir sie nach dem Verjagen des Aethers mit Chloroform erschöpfend extrahiert. Nach dem Verdunsten des Chloroforms liinterblieb ein dunkelbraun gefärbter Sirup, der in verdünnter Salzsäure gelöst, mit Tierkohle entfärbt, nach Zugabe von Soda im Ueberschusse abermals in Chloroformlösung über- geführt wurde. Nach dem Abdestillieren erhielten wir in geringer Menge eine dunkelbraun gefärbte amorphe Masse, aus der wir ver- geblich krystallisierte Salze zu gewinnen suchten. 'Wir verseiften sie deshalb mit alkoholisclier Kalilauge und konnten so noch 0,7 g Lycoctonin isolieren, so daß es sich in dem Rückstande anseheinend um unverändertes Ausgangsmaterial gehandelt hat. Auch die mit Chloroform extrahierte Flüssigkeit gab nach dem Ansäuern mit Salzsäure mit Wismutjodidjodkali noch starke Niederschläge. Wir behandelten deshalb die ganze Flüssigkeit in der gleichen \A\'ise, saugten den reichlichen Niederschlag ab und zerlegten ihn durch Schwefelwasserstoff. Durch Schütteln mit Chlorsilberpaste führten wir dann in der üblichen Weise die Jodid in die salzsauren Salze über und dampften auf dem Wasserbade ein. Da der so erhaltene Sirup keine Neigung zum Krystallisiercn zeigte, haben wir versucht durch Quecksilberchlorid eine Trennung herbeizuführen. Durch Quecksilberchloridlösung im Ueberschuß fällt ein gelblich gefärbter amorpher Niederschlag aus, den wir abermals' durch Schwefelwasserstoff zerlegten. Das durch Ein- dampfen erhaltene salzsaure Salz konnten wir auf keine Weipe krystallin erhalten. Aus dem Filtrate der Queoksilberfällung wuide der Queck- silberüberschuß ebenfalls durch Schwefelwasserstoff entfernt. Auch H. Suhiilzo u. E. Bierling: Alkaloüle v. Aconit. Lycoctonuin. 41 liier hinterblieb ein salzsaures Salz, das auch bei monatelangem Stehen nicht krystallisierte. Auf etwa entstandenes Aconin haben wir vergeblich gefahndet. Spaltung des Lycakoikitins durch Salzsäure. Bessere Resultate, als bei der S[)ultuug mit Wasser, haben wir bei der Spaltung des Lycakonitins mit Salzsäure gehabt. Wir hatten gelegentlich der Darstellung von Lycakonitinsalzen beobachtet, daß Lösungen von Lycakonitin in Salzsäure nach einiger Zeit eine starke violettblaue Fluoreszenz annahmen, und daß beim Zusatz von Soda eine teilweis kiystallinische Masse ausfiel. Wir liaben diesen Versuch daher in folgender Wei.se mit gutem Erfolge wiederholt. 50 g Lycakonitin werden mit 500 g 10%iger Salzsäure 14 Tage lang im geschlossenen Gefäße stehen gelassen, dann mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnt und von einer geringen flockigen Trübung abfiltriert. Nach weiterem Verdünnen mit etwas W^asser haben wir zunächst die Hauptmenge der Säure durch Sodazusatz abgestumpft. Aus der nur noch schwach sauren Lösung schied sich eine braune schmierige Masse ab, die wir durch Abfiltrieren entfernten. Die nur noch hellbräunlich gefärbte Lösung sättigten wir zunächst durch Schütteln mit Aether und gaben dann so viel Soda zu, daß deutlich alkahsche Reaktion eintrat. Es fiel dabei ein anfangs harziger Niederschlag aus, der aber bald krystallinisches Gefüge annahm. Der Aetherzusatz befördert diese Uinwandlung. Nach mehrstündigem Stehen ^vurde der krystallinische Niedei-schlag abfiltriert, mit wenig Alkohol verrieben, auf Tonscherben gestrichen und so in einer Alkoholatmosphäre abgesaugt. Ausbeute an aus verdünntem Alkohol umkrystaliisiertem Materiale 22 — 23 g. Wir bezeiclnien diesen Köprer als Anthranoyllycoctonin. Das Filtrat vom Anthranoyllycoctonin lieferte beim er- schöpfenden Extrahieren mit Aether im H a g e m a n n'selien Apparat noch 4,65 g Alkaloid, das offenbar zum größten Teile un- verändertes Lycakonitin darstellte. Die mit Aether erschöpfte Flüssigkeit dampften wir auf dem Wasserbade auf zirka die Hälfte ein, entfärbten mit Tierkohle und gaben so viel Salzsäure hinzu, daß die Flüssigkeit gegen Kongo- papier deutlich sauer reagierte. \'on einer geringen braunen Fällung wurde abfiltriert und die Lösung dann 30 Stunden im Hage- m a n n'schen Apparat mit Aether behandelt. Aus dem Aether scheiden sich während des Ausziehens schon Krvstalle ab; eine 42 H. Schulze u. E. Bierling: Alkaloide v. Aconit. Lycoctonum. weitere Menge etwas braun gefärbter Kry stalle konnten wir durch Abdestillieren des Aethers erhalten. Gesamtmenge 5 g. Durch Krystallisation aus Wasser erhielten wir eine scliwach gelb ge- färbte Säure, die bei 177 — 178" schmolz. Zur Reinigung führten wir die Säure zunächst in das in Alkohol schwer lösliche Calcium- salz über, erhielten aber aus dem Salz eine Säure zurück, die wieder bei 177— 178» schmolz. Bei der Analyse des Ca-Salzes erhielten wir Werte, die auf bernsteinsauren Kalk schließen ließen. Das Material zur Analyse haben wir bei 105" getrocknet. • 0,3195 g lieferten 0,2483 g CaSO^. Gefunden : Berechnet für C4H404Ca + 1 aq. : Ca 23,01 22,90 Die Säure erwies sich als sublimationsfähig. Wir vermuteten deshalb, daß in der Säure Bernsteinsäure vorliege, deren Schmelz- punkt durch eine hartnäckig anhaftende Verunreiiügung herab- gedrückt werde. Auch qualitative Versuche ließen auf das Vor- liegen von Bernsteinsäure schließen: Wir haben eine kleine Probe des Calciumsalzes trocken destilliert und das Destillat in wässerigem Alkohol aufgefangen. Auf Zusatz von einem Tropfen Benzaldehyd und soviel Natron- lauge, daß eben alkahscbe Reaktion eintrat, schieden sich nach längerem Stehen schöne gelbe Nadeln von Dibenzaladipinketon aus^) . Mit der Säure erhielten wir ferner die schöne von N e u b e r g angegebene Pyrrolreaktion^). Weiter zeigte eine Probe unserer Säure mit notorisch reiner Bernsteinsäure gemischt den Schmelz- punkt 178". Da es demnach in hohem Grade wahrscheinlich war, daß in der Tat Bernsteinsäure vorliege, haben wir die große Resistenz der Bernsteinsäure gegen Salpetersäure zu ihrer Reinigung benutzt und die ganze uns zu Gebote stehende Menge der Säure, ca. 6 g, mit 60%iger Salpetersäure eingedampft. Dadurch wurden die Ver- unreinigungen oxydiert, und wir erhielten durch zweimalige Krystalhsation aus Wasser 4,5 g einer farblosen Säure, die scharf bei 185" schmolz. Eine Mischprobe mit reiner Bernsteinsäure zeigte keine Depression des Schmelzpunktes. Die Analyse bestätigte das Vorliegen von Bernsteinsäure. 1) M e t z n e r und Vorländer, Ber. 31, 1885 (1898). ») Neuberg, Ztschi-. physiol. Chem. 31, 574 (1901). H. Schul/.ü u. E. Bierliiig: Alkaloido v. Aconit. Lyooctonum. 43 0,2198 g lieferten 0,3250 g COg und 0,1010 g HjO. Gefunden: Berechnet für CiHßO^: C 40,36 40,66 H 5,14 5,12 Daraufliin haben wir auch die bei der Wasserspaltung des Lycakonitins erhaltene Säure in gleicher Weise gereinigt und sie ebenfalls als Bernsteinsäure erkannt. Ihre Identität haben wir außer durch den Schmelzpunkt durch Titration festgestellt. 0,4957 g verbrauchten in wässeriger J^ösung bis zur Rotfärbung des zugesetzten Phenolphthaleins 80,52 ccm "/jß-Xatronlauge. Gefundenes Aequivalentgewicht : Berechnet für C4H,04: 60,16 59,02 Die von der Bernsteinsäure befreite Lösung wurde eingedampft . Dabei entwickelte sich ein an Methylamin erinnernder Geruch. Die von der Hauptmenge des Kochsalzes befreite Lösung säuerten wir mit Salzsäure stark an und setzten Wismutjodid-Jodkali im Ucber- schusse hinzu. Der schwarzbraune, sieh beim Schütteln zu einem festen Klumpen zusammenballende Niederschlag, ca. 8 g, wurde in Holzgeist gelöst. Die Lösung schüttelten wir nach dem Verdünnen mit Wasser mit Bleioxyd mehrere Tage auf der Maschine. Das Filtrat befreiten war durch Schwefelwasserstoff von gelöstem Blei, führten die Jodide nach dem Verjagen des Schwefelwasserstoffs durch Chlorsilber in die Chloride über und dampften zu einem dünnen Sirup ein. Die nach längerem Stehen sich absetzenden Krystalle erwiesen sich als Alkalichlorid. Der durch Ausziehen mit Alkohol abgetrermte organische Anteil zeigte auch bei monate- langem Stehen keine Anzeichen von Krystallisation. Ebensowenig ist es uns gelungen, durch Acetyheren des ca. 1,5 g betragenden Produktes einen analysierbaren Körper zu erhalten. Bei Ein- wirkung von Acetylchlorid^tritt tiefgreifende Zersetzung ein. Spaltung des Myoctonins mit Salzsäiue. In analoger Weise, wie die Spaltung des Lycakonitin,s mit 10%iger Salzsäure, haben wir die des Myoctonins vorgenommen. Wir erhielten aus 10 g Myoctonin 4,3 g Anthranoyllycoctonin und 0,9 g Bernsteinsäure, die wir in der gleichen Weise, wie vorliin angegeben, reinigten. Der Sicherheit halber haben wii- auch die hier gewonnene Bernsteinsäure analysiert ; 44 H. Schulze u. E. Bieriing: Alkaloide v. Aconit. Lycoctouiiiu. 0,1988 g lieferten 0,2968 g COg und 0,0934 g HgO. Gefunden: Berechnet für C4Hg04: C 40,71 40,66 H 5,25 5,12 Anthranoyllycoctonin. Das rohe Anthranovllycoctouin, wie es bei der Spaltung ge- wonnen wird, enthält noch kleine Mengen von färbenden Ver- unreinigungen, die sich nur schwer entfernen lassen. Am besten hat sich folgendes Verfahren zur Reinigung bewährt: Die rohe Base wird in verdünnter Salzsäure gelöst und soweit verdünnt, daß eine etwa 4%ige Lösung entsteht. Man gibt dann zu der er- wärmten Flüssigkeit tropf euAveise 20%ige Perchlorsäure hinzu, bis kein Niederschlag mehr entsteht. Dadurch fallen die Verunreini- gungen als braune harzige Masse aus, die durch Filtrieren leicht zu entfernen ist. Aus dem hellbräunlich gefärbten Filtrate fällt man dann durch Sodalösung die Base wieder aus, die man so als fast weiße mikrokrystallinische Masse erhält. Durch Krystallisation aus heißem Alkohol erhält man das Anthranoyilycoctoniii als hell- bräunlich gefärbte glänzende Blättchen. Schmelzpunkt 154 — 155". Das Alkaloid ist schwer löslich in den gebräuchlichen Lösungs- mitteln, wie Alkohol, Aether, Benzol, leicht löslich ist es in Chloro- form, fast unlöslich in Wasser und Petroläther. Die Lösungen des Anthranoyllycoctonins zeichnen sich durch eine schön blau- violette Fluoreszenz aus, die auch noch in sehr starker Verdünnung beobachtet werden kann. Bei der Ermittelung der Elemeutarzusammensetzung hatten wir zunächst mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Das aus» Alkohol krystallisierte Material hält nämlich selbst bei 100*^ und 40 mm Druck hartnäckig Alkohol fest, so daß wir bei der Analyse zu niedrige Werte für den Kohlenstoff erhielten. Von unseren zahl- reichen, untereinander ganz gut übereinstimmenden Werten, führen wir z. B. No. 1 der Analysenzusammenstellung an. Wir erhielten erst dann richtige Zahlen, als wir zur Verbrennung Material ver- wandten, das aus Lösungen des Anthranoyllycoctonins durcli Fällen mit Ammoniak als fast weißes mikrokrystallinisches Pulver dar- gestellt war. Zur Analy-^e haben wir das bei 100" und 40 nmi Druck getrocknete Material gebraucht. Bei der unter No. 6 angeführten Bestimmung haben wir das mit Ammoniak gefällte Präpaiat (Analyse No. 5) nochmals aus Alkoliol umkrystallisiert und abermals die zu niedrigen Werte für Kohlenstoff beobachtet. Wir fanden folgende Werte: H. Scluilzo u. E. Bierling: Alkaloide v. Aconit. Lycoctonum. 45 1. 0,1968 g li eferten 0,46 i3g C O2 und 0,1435 g 1 ho. 2. 0,2112 g ,, 0,5082 g „ 0,1452 g „ 3. 0,2244 g »> 0,5384 g „ 0,1598 g ,, 4. 0,2026 g >» 0,4872 g „ 0,1456 g ,, 5. 0,1991 g ,, 0,4778 g ,. 0.1480 g ,, 6. 0,2268 g 0,5404 g „ 0,1574 g ,, 7. 0,1860 g .. 0,44 52 g „ 0,1310 g ,, 8. 0,2336 g ,, 0,55 32 g ,, 0,1 680 g >> 9. 0,1956 g ,, 8,00 ccm N (755 imn Druck , 15,5") 10. 0,2048 g ,, 8,90 ccm N (739 mm Druck 15,5«) Gefunden: 1. 2. 3. 4. 5, C 64,90 65,62 65,44 65,58 € 5,45 H 8,16 7,69 7,97 8,04 8,31 N - — — — — 6. 7. 8. 9. 10. C 64,99 65,28 65,29 — — H 7,76 7,88 8,04 — — N - — - 4,80 4,99 Berechnet für C); 2H44N2O8: C 65,71 H 7,59 N 4,79 Die Analysen No. 1, 5, 6, 9 und 10 waren mit Material aus der Wasserspaltung des Lycakonitins, No. 2, 3 und 4 mit soleliem aus der Säurespaltung des Lycakonitins, No. 7 und 8 mit Material aus der Säurespaltung des Myoctonins ausgeführt worden. Bei der Methoxyi- und Methylimidbestimmung, welche wir nacli der Methode von Herzig und Meyer ausführten, fanden wir 0,3340 g lieferten 0,5107 g AgJ und 0,0692 g AgJ. Gefunden: Berechnet füi- C27H29N2(CH3)04(OCH3)4: O.CH3 20,20 21,23 N.CH3 1,32 2,57 Alkaloidreaktionen siehe Tabelle am Sclilusse der Arbeit. Salze des Anthranoyllycoctonins. Die Salze des Anthranoyllycoctonins zeichnen sich durch Mangel an Krystallisationsfähigkeit aus. So haben wir weder die halogenwasserstoffsauren Salze desselben, noch sein Sulfat krystallisiert erhalten können. Nur das überclüorsaurc Salz krystallisiert gut. Zu seiner Darstellung liaben wir die Base in wenig Salzsäure gelöst und zu der ziemlich stark veidünnten 46 H. Schulze u. E. Bierling: Alkaloide v. Aconit. Lycoctonum. Lösung 20%ige Perchlorsäure im starken Ueberschusse zugefügt. Von einer dabei auftretenden geringen Trübung filtrierten mr ab. Bei längerem Stehen, eventuell nach vorsichtigem Einengen auf dem Wasserbade, schied sich das Perchlorat in weißen Nadeln aus, die abfiltriert und auf Tonscherben getrocknet woirden. In warmem Wasser und in Alkohol ist das Salz ziemlich leicht löslicli, unlöslich in Aether. Aus Alkohol-Aether krj^stallisiert das Salz in langen, zu halbkugeligen Aggregaten vereinigten Nadeln, deren Menge sich durch weiteren Aetherzusatz noch vermehren läßt. Der Schmelz- punkt ist unscharf; der Beginn der Zersetzung liegt bei 185" und ist bei 235" noch nicht vöUig beendet. Die Analyse des getrockneten Salzes ergab: 1. 0,4552 g Heferten 0,1737 g AgC!. 2. 0,4948 g „ 0,1923 g „ Gefunden: Berechnet für 1. 2. C32H44N2O8.2HCIO4 Cl 9,44 9,61 9,03 Versuche zur Darstellung eines Jodmetliylats des Anthranoyl- lycoctonins haben bisher nicht zu faßbaren Produkten geführt. Spaltung des Anthranoyllycoctonins mit Natronlauge. 5 g Antliranoyllycoctonin wurden mit 50 ccm Alkohol auf dem Wasserbade gelöst und nach Zusatz von 10 ccm ^^/^-Natron- lauge auf dem Wasserbade so lange erwärmt, bis der Alkohol fast vöUig verdampft war. Nach dem Verdünnen mit Wasser krystalli- siert die Kauptmenge des Lycoctonins schon in ziemüch reiner Form aus, der Rest wird der alkalischen Lösung durch Extraktion mit Aether entzogen. Nach einmaligem Umkrystallisieren ist das Lycoctonin völlig rein und zeigt den Schmelzpunkt 134". Aus- beute 3,24 g. Die Analyse ergab das Vorhegen von Lj'coctonin. 0,2241 g Heferten 0,5269 g COg und 0,1781 g H2O. Die Substanz war zur Analyse bei 100° und 40 nun Druck ge- trocknet. Gefunden: Berechnet für C25H39NO7: C 64,13 64,47 H 8,89 8,44 Die von Lycoctonin befreite alkalische Flüssigkeit haben wir zunächst auf dem Wasserbade konzentriert, dann mit so viel "/^-Salzsäure versetzt, daß die Mischung gegen Lackmus eben neutral reagierte. Von einer dadurch entstandenen Trübung wurde ab- H. Sohulzo u. E. Bierling: Alkaloido v. Aconit.. Lycdctonum. 47 filtriert und n\in noch so vielj"/i- Salzsäure zuge8etzt,"^daß deren Gesamtmenge 10 cem "/^-Salzs.äure entsprach. Dabei scheidet sich ein Teil der Säure diiekt aus, der liest kann der Flüssigkeit durch Aether entzogen werden. Die nach dem Abdestillieren des Aethers erhaltene Säure wurde zusammen mit der direkt gewonnenen zuerst durch Krystallisation aus Ligroin, in dem sie sehr schwer löslich ist, dann aus Wasser rein erhalten. Sie stellt dann lange, hellbraune Nadeln dar, deren alkoholische und ätherische Lösung blauviolott fluoresziert. Schmelzpunkt scharf bei 145°. Menge 1,3 g. Die Titration ergab: 1. 0,4976 g brauchten zur Rotfärbung des zvigesetzten Phenol- phthaleins 36,42 ccni °/jQ-Baryt\vasser. 2. 0,4891 g brauchten unter gleiclien Umständen 35,76 ccin "/iQ-Barytwasser. Gefundenes Aequivalentgewicht : Berechnet für 1. 2. C7H7NO2: 136,6 136,8 137,06 1. 0,2336 g lieferten 0,5262 g COg und 0,1111 g HgO. 2. 0,1937 g „ 0,4363 g „ „ 0,0951g „ .3. 0,2398 g „ 21,4 ccm N (758 mm Druck, 22 O). Gefunden: Berechnet für 1. 2. 3. C7H7N02: C 61,43 Gl,43 - 61,28 H 5,32 5,49 - 5,14 N - - 10,30 10,22 Schmelzpunkt und Analyse der Säure stimmen mit Anthranil- säure überein. Zur Sicherstellung dieses Befundes imben wir einen Teil der Säure diazotiert und die Diazoverbindung verkocht. Beim Er- kalten der wässerigen Lösung krystallisierten weiße Nadeln heraus, die nach dem Umkrystallisieren aus Alkohol sich als Salicylsäure durch Eisenchloridreaktion und Schmelzpunkt charakterisieiten. Eine Mischprobe mit reiner Salicylsäure zeigte den unvei'änderten Schmelzpunkt ISS^. Spaltung der Lycoctoninsäure. 2 g Lycoctoninsäure und 25 ccm 10%ige Salzsäure haben wir unter Rückflußkühlung I14 Stunde im Sieden erhalten. Nach dem Erkalten und Verdünnen mit Wasser haben wir zunächst mit Tier- kohle behandelt und dann 12 mal mit Aether ausgeschüttelt. Di(> stark fluoreszierenden ätherischen Lösungen wurden zunächst durch Abdestillieren des Aethers konzentriert und nach dem Erkalten 48 H. Schulze u. E. Bierling: Alkaloicle v. Aconit. Lycoctoniuii. von einer geringen Menge der in Aether schwer löslichen Bernstein- säure abfiltriert. Der Rest der Bernsteinsäure wurde der ätherischen Lösung durch Ausschütteln mit wenig Wasser entzogen. Nach dem Verdunsten des Aethers hinterblieb eine weiße Krystallmasse, die durch Umkrystallisieren aus wenig Wasser rein erhalten werden konnte. Menge 0,85 g. Die Säure schmolz bei 145", ebenso die Mischprobe mit notorisch reiner Anthranilsäure. Die saure, wässerige Flüssigkeit, die neben Avenig Antliranil- säure die Bernsteinsäure enthält, wurde auf dem Wasser bade zunächst eingeengt und der Rest der Flüssigkeit im Vakuum über Aetzkali entfernt. Durcli Behandeln mit 60%iger Salpetersäure konnte die Bernsteinsäure in reiner Form erhalten werden. Menge 0,7 g. Die Säure und die Miscliprobe mit reiner Bernsteinsäure zeigten beide den Schmelzpunkt 185". Herr Professor Dr. H. Hildebrandt- Halle hatte die Liebenswürdigkeit das Lycakonitin, Myoctonin, Anthranoyllycoctonin und Lycoctonin einer pharmakologischen Prüfung zu unterziehen. Er teilte uns hierüber folgendes mit: 1. Lycakonitin, 2. Myoctonin, 3. Anthranoyllycoctonin, 4. Lycoctonin. ,,Alle vier Präparate zeigen in Mengen von je 1 — 2 mg in Lösung beim Frosch injiziert keinerlei Wirkung, während von Akonitin bereits Bruchteile eines Milligramms von Wirkung sind. Bei Anwendung von Dosen zu 0,01 g erweist sich am stärksten wirksam No. 1, Lycakonitin, indem 5 Stunden nach der Ver- giftung Herzstillstand erfolgte; weniger No. 2, indem hier nacH" 7 Stunden das Herz noch schlägt, während nach weiteren 3 Stunden der Tod eintrat. Die beiden Spaltungsprodukte No. 3 und No. 4 zeigen erheb- lich geringere Wirkung; bei dem schwer löslichen No. 3 zeigte sich erst nach 6 Tagen eine Wirkung; bei No. 4 ist nach 7 Stunden Lähmung eingetreten, bei noch guter Herztätigkeit. In den Fällen, -wo der Herzstillstand nicht allzu früh erfolgte, wurden am Herzen Erscheinungen beobachtet, wie ^e sonst durch Akonitin erzeugt werden: Halbierung des Herzens, darin bestehend, daß auf zwei Vorhofkontraktionen eine Ventrikelkontraktion er- folgte.'' Die Untersuchung wird fortgesetzt. H. Scliulzc II. K. IBiirling: Alkaloid«» v. Aconit. J.ycociouiiiii. 40 Fällungsreaktionen. Reagens Lycakonitin i Myoctonia Anthiano^l- , lycoctonin I Lycuctonin Cailminmjodid-Jodkalium . 'weiße, amorphe weiße, amorphe, weiße, amorphe ! pulverige pulverige I pulverige I Fällung Fällung } Fällung braune braune ] braune amorphe araurphe i aniurphe Fällung Fällung I Fällung gelbe amorphe gelbe amorphe j schwach gelbe Fällung Fällung amorphe Fällung unverändert unverändert weiße amorphe Fällung gelatinöse Fällung Wismutjodid-.lodkalium Phosphormolybdänsäure Phosphorwolframsäure Siliciumwolt'ramsäure . . m schwache, weiße amorpht» Fällung Pikrinsäure selbe amorphe ,: Fällung Pikrolonsäure [gelbe amorphe ii Fällung Gerbsäure '■ amorphe ; Fällung Jod-Jodkalium |i braune i' amorphe ij Fällung Qoecksilbe-jodidjodkalium i-weiße amorphe Fällung Rhodankalium .... , nicht gefällt schwache, weiße amorphe Fällung gelbe amorphe Fällung gelbe amorphe Fällung amorphe Fällung braune amorphe Fällung weiße amorphe Fällung nicht gefällt gelbe amorphei Fällung 1 gelbe amorphe Fällung j schwache amorphe KälloDg braune amorphe Fällung weiße amoiphe Fällung nicht srefällt weiße Fällung, löslich im Ueberschuß braune amorphi' Fällmig schwach gelbe amorphe Fäliung unverändert starke, weiße amorphe Fällung nicht gefällt nicht gefällt schwache amorphe Fiilliuig braune amorphe Fällung weiße amorphe Fällung^) nicht gefällt Farbreaktionen. Molybdän-Schwefelsäure . Torübergehend bräinlich violett, später Tom Rande ans blan schwach bräunlich ' fast farblos fast farblo.s Salpeter-Schwefelsäure . . farblos farblos farblos farblos Vanadin-Schwefelsäure . . kaum verändert kanm rerändert, nach einiger Zeit schwach orange kaum verändert Formaldthyd-Schwefelslsre . . . farblos grün farblos j farblos farblos Benialdehjd-Schwefelsäure . . , Furfurol-Schwefelsäure . . schwach gelb zunächst farblos, nach einiger Zeit schön kirschrot orange ' zunächst farblos, später | über Bräunlich- grün nach Bräunlichrot farblos unverändert orange unverändert Schwefelsäure farblos farblos farblos farblos Salpetersäure schwach gelb schwach gelb schwach gelb farblos ^) Die Fällung geht nach einiger Zeit in feine Nadeln über, die ihrerseits wieder zu einem mikrokrystailinen Pulver zerfallen. Diese charakteristische Reaktion hat schun Flückiser beobachtet. Arch. d. Pharm. CCI^I. Bda. 1. Heft 50 L. van Itallie n. J. J. van Eck: Metallvorkommen. Mitteilungen aus dem pharmazeutisch-toxikologischen Institut der Reichs-Universität Leiden. Von L. van 1 1 a 1 11 e. 11. Ueter das Vorkommen von Metallen in der menschlichen Leher. Von L. van Itallie und J. J. v a n E c k. (Eingegangen den 18. XI. 1912.) Bei der Untersuchung menschlicher Leichenteile auf die An- wesenheit metallischer Gifte, wurde aus der Flüssigkeit, erhalten nach der Zerstörung der organischen Substanzen aus 170 g Leber, Niere und Herz, neben Spuren Arsen und Kupfer auch Zink gefunden, und zwar so viel als mit 80 mg Zinkoxyd in 1 kg Leichen- teilen übereinstimmt. Obwohl die neuere toxikologische Literatur^) das Vorkommen von Zink in Leichenteilen nicht erwähnt, meinten wir doch nicht ohne weiteres auf eine Vergiftung mit einer Zinkverbindung schheßen zu können, weil ja schon D r a g e n d o r f f 2) zur Vorsicht mahnt. Auch findet sich bei g i e r^) folgender Passus: ,,0n trouve donc du zinc dans les organes, souvent, mois pas toujours, de meme que l'on y trouve parfois du cuivre. Mais il s'agit toujours de tres petites doses." g i e r fand zu dieser Auslassung Berechtigung durch die Untersuchungen von Lechartier und B e 1 1 a m y*). Diese und die Mitteilungen von R a o u 1 1 und Breton^) sind die ein- zigen, welche wir in der Literatur finden konnten. ^) Baumert, Lehrb. d. gerichtl. Chem. ; K o b e r t, Lehrb. d. Intoxikationen; G a d a ni e r, Lehrb. d. chem. Toxikologie. ^) Die gerichtliche chemische Ermittehing von CJiften 1888, S. 482: ,,Ist Zink gefunden, so ist zu bedenken, daß einzehie Autoren behaupten, dasselbe könne als normaler Bestandteil des tierischen Körpers auftreten. ') Traite de chirnie toxicologique p. 351. *) Compt. rend. de l'Ac. des Sc. 84, 1877, p. 687-690. Sur la presence du zinc dans le corps des aniniaux et dans les v6g6taux. 6) Compt. rend. de l'Ac. des Sc. 85, 1877, p. 40 — 42. Sur la pr6senco ordinairo du cuivre et du zinc dans le corps do rhonnnc. L. van Itallie u. J. J. van Eck: Metallvorkommen. 61 L e c- h a r t i e r und B e 1 1 a ni y eiliiclten aus 1780 g nicasch- liclicr Lober 20 mg Zinkoxyd und erwähnen, daß diese Mcuige ein ^lininmm sei, weil bei der von iJinen befolgten Untersuchungs- niethode (nahezu übereinstimmende mit der später zu erwähnenden Lehman n's), die zurückbleibende Kolde bei der Extraktion mit Salpetersäure haltendem Wasser, schwer von Zink befreit werden konnte. Weiter fanden sie noch Zink in Kalbsleber, Oclisenfleisch, Hühnereiern, Getreide und weißen Bohnen. R a o u 1 1 und Breton bestimmten Kupfer und Zink in der menschlichen Leber und erhielten Ergebnisse, welche zwischen 3 — 15 mg Cu und 10 — 76 mg Zn in 1 kg schwankten. Sie sagen: Si certains toxicologistes n'ont pas reussi ä y (der menschliche Körper) d^eouvrir ces metaux (Cu und Zn), c'est qu'il n'ont pas toujours employ6 les moyens convenables. Le cuivre, en parti- culier, reste obstinement dans le cliarbon sulfurique. Und weiter: Cela peut tenir aussi k ce que le cuivre et le zinc manquent r6ellement cliez certaines personnes. La proportion de cuivre et de zinc, dit normal, existant chez les differs individus, floit vraisemblablement varier beaucoup, suivant leur age, leur etat de sante. la nature de leur alimentation et celle des ustensiles ordinairement mis en contact avec leur boisson ou leur aliment. Für das Kupfer sind derartige Untersuchungen von L e h - m a n n^) ausgeführt worden. Lehmann verkohlte die verschie- denen Gregenstände durch Erhitzung mit Schwefelsäure und extra- hierte die Kohle mit verdünnter Salpetersäure; auch zerstörte er die organische Substanz mit verdünnter Salpetersäure, da die Ver- kohlung längere Zeit in Anspruch nahm. Lehmann gibt fol- gende Zahlen für den Gehalt an Cu in 1 kg Leber: Mensch 2,5 — 5,0 mg Kalb bis 48,0 „ Rind 22,5-51,0 „ Hammel 18,0 „ HammeLfötus 7,5 „ Betreffend Leber der Niederländer finden sich in der uns be- kannten Literatur keine Angaben. Eine größere Reihe von Unter- suchungen über das Vorkommen des Zinks in diesem Organ ist noch nicht angestellt. Auch im Zusammenhang mit den Angaben von R a o u 1 1 und Breton erschäen uns eine derartige L^ntersuciiung erwünscht. Hierzu mußte eine Methode angewendet werden, bei 1) Arcli. f. Hygiene 24, 1895. 52 L. van Itallie n. J. J. van Eck: Metallvorkommen. welcher die Verkohlung umgangen und eine vollständige Zerstö- rung der organischen Substanz möglich war. Zu gleiclier Zeit beab- sichtigten wir Gewißheit zu erlangen über die Anwesenheit des Arsens. Zwar war auf Grund der von B 1 o e m e n d a F) in diesem Labo- ratorium ausgeführten Untersuchungen, zu erwarten, daß die Leber in der Regel frei von Arsen sein würde, doch aucli hier bedurfte es einer größeren Versuchsreihe, um seine Ausführungen endgültig zu beweisen. Für die Zerstörung der organischen Substanz benutzten wir die Methode, welche von K e r b o s c h^) im hiesigen Laboratorium ausgearbeitet worden ist. Sie bietet den Vorteil, daß mit nicht allzu großer Menge Reagentien eine vollständige Zerstörung hervorge- rufen wird. Auch geschieht die Zerstörung in einer Retorte, sodaß jede Verunreinigung mit Kupfer, Zink u. dgl. von Brennern, Wasser- bädern usw. herrührend, ausgeschlossen ist. Wir haben die Mengen der Säuren auf ein Minimum reduziert und verfaliren wie folgt: 200 g Leber werden in Stücke geschnitten und in einer tubulierten Retorte von Jena-Glas, mit einer Mischung von 25 ccm Schwefelsäure und 25 ccm Salpeter- säure (Spez. Gew. 1,3) übergössen. Die Retorte wird mit einem tubulierten Rezipienten verbunden, in dessen Tubus eine Glasröhre, Avelche in einen Abzug ausmündet, angebracht worden ist. Die Retorte wird im Luftbad schwach erhitzt. Im An- fang bildet sich ein Schaum, welcher aber wenig belästigend ist, wenn man wenigstens die Temperatur nicht zu schnell steigert. Nach kurzer Zeit ist der Schaum verschwunden und fängt die Masse ruhig zu sieden an. Die Leberstückchen sind dann zu leicht gelb- braunen Partikelchen auseinandergefallen. Die Temperatur wird jetzt gesteigert und die Erhitzung bei geschlossenem Retorten- tubus so lange fortgesetzt, bis der Inhalt der Retorte zu verkohlen anfängt. Darauf bringt man durch den Tubus einen Scheidetrichter mit Tropfvorrichtung, und z^ar so, daß die Trichterröhre unge- fähr 14 ^01 vom Boden der Retorte entfernt bleibt. Man läßt jetzt durch die Röhre tropfenweise Salpetersäure zufließen, und zwar so lange, bis der Retorteninhalt schwach gelb oder farblos geworden ist. Inzwischen sind Wasser," Fettsäuren usw. überdestilliert. Man destil- liert den größten Teil der Schwefelsäure ab und hält schließlich 5 — 10 ccm einer farblosen Flüssigkeit in der Retorte zurück. ^) Arsen im tierischen Organismus. Inaugiiral -Dissertation, Leiden 1908; dieses Archiv 246, 1908, S. 614. =•) Dieses Archiv 246, 1908, S. 617-620. L. Villi Itallie vi. J. J. van Eck: Metallvorkonuneii. 53 W'ürde bei der Destillation Gelb- oder Braunfärbuiig der Flüssigkeit eintreten, ao muß noch etwas Salpetersäure hinzugefügt werden. Die Flüssigkeit wird mit Wasser verdünnt und so lange erhitzt, bis die Gase ausgetrieben sind. Die vollständige Zerstörung der organischen Substanz erfordert in der Regel 4 — 6 Stunden. Meistens bleibt bei der Zerstörung der Leber mit der Flüssigkeit in der Retorte ein wenig einer farblosen, krystallinischen Substanz zurück, die, wie sich ergeben hat, Ferriphosphat ist. Bei der Zerstörung eines so blut- und lecithinreieiien Organs wie die Leber ist die Bildung dieses Körpers niclit auffallend. Die Zerstörungsmethode ist elegant, leistet mehr als die Methode von Fresenius und B a b o und kann auch des- wegen empfolilen A\"erden, weil sie eine Flüssigkeit liefert, welche ohne weitere Vorbereitung in den Apparat von M a r s h gebracht werden kann. Da wir uns zum Ziel gestellt hatten, auch auf die Anwesenlieit geringer Spuren Arsen in der Leber zu prüfen, so mußten die zu verwendenden Reagentien arsenfrei sein. Die Salpetersäure wurde aus einer Retorte aus Jena- Glas destilliert. Arsenfreie Schwefelsäure wurde erhalten durch Destillation von SchA\efeltrioxyd und Mischung des Destillats mit Wasser; weiter durch Reinigung der Schwefelsäure des Handels, indem durch die auf 250° — 270" erhitzte Säure während 3 Stunden ein Strom Chlorwasserstoffgas geführt wurde. Wurden 25 ccm dieser Schwefelsäure und 250 ccm Salpetersäure in gleicher Weise wie bei der Zerstörung der organischen Substanz zusammen- gebracht und destilhert, bis schUeßlich nicht mehr als 5 — 6 ccm Flüssigkeit in der Retorte zurückblieben, dann konnte mit dieser Flüssigkeit kein Arsenspiegel im abgeänderten M a r s h 'sehen Apparat erhalten werden. Wir benutzten den Apparat, welcher von B 1 o e m e n d a 1 ^) angegeben ist, und welcher bei kapillar- ausgezogener Reduktionsröhre den Nachweis eines ^/loooo "^S Arsen gestattet. Bei dem beschriebenen blinden Versuch wurde kein Spiegel erhalten; die Reagentien waren also genügend ai'.senfrei. Zur Zerstörung der 200 g Leber genügten im Mittel 25 ccra Schwefel- säure und 250 ccm Salpetersäure. Die in der Retorte zurückbleibende Flüssigkeit wurde mit Wasser auf 30 ccm gebracht. Von diesen wurde % Teil (= 66,6 g Leber) für die Untersuchung auf Arsen, der Rest zur Bestimmung des Kupfers und des Zinks benutzt. Zu diesem Zweck wurde die Flüssigkeit mit Ammoniak fast neutralisiert (die Reaktion blieb Sixuer gegen Kongopapier) und mit ») Dieses Archiv 246, 1908, S. 603. ' 54 L. van Itallic u. J. J. van Eck: Metall vorkonuiion. N O5(NI>C0O I '^"^ (M«0t>>C«C'>*»O00COCil>O00O'-H -H0005COOt~-iMOOXOOl>OOC ;:. hn ^ -iä cc O c3 O d a. <1 3 +» t^ S3 rn ^ ^ Ph2 a> i— I o pq s I > 03 :3 a 'S pH SS M o C5 :c8 -.-2 -ö'-S S'-S -2 ^ .a^a^ a u 1, £^ Ö o o '^ I— ' 2 S o O tio'^ 1-1 Ec] toco 'C'^'#0C00(MlCiOt^Cif0OOOO'*COf0«O iM(MC)cceoccecec'<*'^>ot>i>t>i>oooo «•s © TS ä L. van Itallif u. J. J. van Eck: !Mi,'tallvürkoiamen. ö5 Scbwefelwassei-stoffgas gesättigt. Das abgeschiedene Kupfersulfid wurde auf ein aschefreies Filter gesammelt und naeli dem Aus- waschen mit \\'assei" in verdünnter Schwefelsäure gelöst. Die Kupfer- bestimmung in der so erhaltenen Flüssigkeit geschah nach geeig- neter Verdüiuiung kolorimetrisch, und zwar mit Ammoniak oder, nacli Hinzufügung von Xatriumacetat, mit Ferrocyankalium. Aus der von Kupfer befreiten Flüssigkeit wurde, nachdem der Schwefelwasserstoff durcli Erliitzung ausgetrieben worden war, die Phosphorsäm'e mittels Natriumacetats und Ferrichlorid gefällt, und aus der so vorbereiteten Flüssigkeit, nach dem Ansäuern mit Essigsäure, das Zink mittels Schwefelwasserstoffs gefällt. Das ZinksuKid wurde durch Glülien in Zinkoxyd übergeführt. Blinde Versuche mit den verschiedenen angewandten Re- agentien und Apparaten ergaben den Beweis, daß diese sämthch frei von Kupfer und Arsen waren. Aus dem Boerhaave- Laboratorium der hiesigen Uni- versität erhielten wir menschliche Lebern. Die Ergebnisse der mit diesen angestellten Versuche finden sich in folgender Tabelle. In dieser finden sich auch die uns mitgeteilten Angaben in bezug auf Geschlecht. Alter, Beruf. A\'ohnsitz und Todesursache der Ver- storbenen, und zwar im Zusammenhang mit der oben angegebenen Vermutung R a o u 1 t's und B r e t o n's, betreffs des wechselnden Gehalts an Kupfer und Zink in der Leber. Die erhaltenen Ergebnisse berechtigen zu den folgenden Schlüssen : L Arsen ist ktin normaler Bestandteil der menschlichen Leber. 2. Kupfer und Zink scliciaen regelmäßig in der mensclilichcn Leber vorzukommen. 3. Dieselben werden schon während des fötalen Lebens in der Leber ausgeschieden, und zwar das Kupfer selbst in größerer Menge als in den folgenden Lebensabschnitten. 4. Uebrigens besteht dem Anschein nach keine Beziehung zwischen dem Gehalt der Leber an Kupfer und Zink und dem Alter, dem Geschlecht, dem Beruf und dem Wohnsitz. 5. Die von Lehmann gegebenen Zahlen für den Kupfer- gehalt sind ziemlich niedrig. Die von Lehmann mitgeteilte Maximalzahl von 5 mg in 1 kg Leber wird in den niederländischen Lebern regelmäßig überschritten. Leiden, November 1912. 56 L. Roseuthaler: V'erbreituiig omulsinartiger Enzymo. Mitteilungen aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Straßburg i. E. Ueter die Vertireitung emulsinartiger Enzyme. Von L. R o s e n t h a 1 e r. (Eingegangen den 4. XIT. 1912.) Das Emulsin vermag eine ganze Reihe von Wirkungen aus- zuüben. Außer seiner schon längst bekannten Eigenschaft, Amyg- dahn zu spalten, besitzt es auch die Fähigkeit, die Hydrolyse von Milchzucker und Cellobiose zu bewirken. Es vermag weiter aus Aldehyden und Blausäure optisch aktive Oxynitrile zu syntheti- sieren und, wie Bourq uelot neuerdings festgestellt hat, aus Alkoholen und Glykose Glykoside aufzubauen. Alle diese Eigen- schaften werden, ob immer mit Recht, sei dahingestellt, ver- schiedenen Enzymen zugaschrieben. Bei der Amygdalinspaltung^) allein sind nach der jetzigen Auffassung schon drei Enzyme be- teiligt. Das Amygdalin wird zuerst durch die Amygdalase in Glykose und Mandelnitrilgljkosid gespalten, letzteres durch die Prunase^), eine /3-Glykosidase, in Glykose und Benzaldehydcyan- hydrin und dieses wiederum durch eine Ox3niitrilase in Benzaldehyd und Blausäure. Die Synthese von optisch aktiven Ox^'nitrilen wird durch eine OxjTiitrilese bewirkt, wie ich das früher von mir als 6 -Emulsin bezeichnete Enzym unter Anpassung an einen Vorschlag von H. E u 1 e r^) benennen wUl, usw. Angaben über die Verbreitung dieser Enzyme liegen bisher nur über einen Teil von ihnen vor. Die älteren Angaben über die Verbreitung des Emulsins beziehen sich ausschließlich auf den- jenigen Anteil, nacli dessen Einwirkung auf Amygdalin im Destillat Blausäure und Benzaldehyd (meistens wurde nur erstere allein nachgewiesen) auftreten, also nach jetziger Anschauung auf ein Gemisch von Amj'gdalase und Prunase. Von solchen älteren ^) Meine letzte Mitteilung daniIxT siehe dieses Archiv 248 (1910). 534. ,f f,,;,, ') H. E. A r m s t r o n g, E. F. A r in .'s t r o n g imd E. H o r t o n (Proc. Royal Soc. London, Serie B, 85, 359 und 363; nach Chem. Centralbl. 1912, IT., 1292-1293). •) Zeitschr. f. physiol. (Iiem. 74 (1911), 13. L. Rosenthaler: Verbreitung emulsinartiger Enzyino. ö7 Arbeiten sind zu nennen die von H 6 r i 8 s e yM und von Heu t^). Die Verbreitung von Amygdalase und Pninase als Einzelindividuen (wenn dieser Ausdruck bei dem heutigen Stand der Enzymcliemie gestattet ist) wurde erst jüngst von H. E. Armstrong und seinen Mitarbeitern^) studiert. Ueber die Verbreitung der anderen Enzyme liegen bis jetzt überhaupt keine Angaben vor. Alle darüber ausgeführten Arbeiten sind ausschließlich mit ..Emulsin", d. h. dem käuflichen Enzymgemisch der süßen Mandeln, ausgeführt worden. Ich habe deshalb aus einer größeren Zalil von Pflanzentcilen und Pflanzen Enzympräparate hergestellt und sie daraufhin untersuchf), ob sie ähnliche Wirkungen wie das Mandel-Emulsin entfalten, nämlich darauf, ob sie Amygdalin (bis zum Auftreten von Blausäure im Destillat) zersetzen, ob sie weiter beim synthetischen Versuch^) und bei der Xitrilspaltung nach K. F e i s t^) optisch aktive Xitrile liefern. Von besonderem Interesse schien es dabei, die Verbreitung des synthetisierenden Enzyms zu studieren. Es war nämlich von vornherein recht wohl möglich, daß die Pflanze solche Enzyme in weitgehendem Maße benützt, um eine Reihe von optisch aktiven Köqiern aufzubauen, da von den Oxynitrilen aus manche andere Körper (Oxysäuren, Aminonitrile, Aminosäuren usw.) zugäng- lich sind. Da das synthetisierende Enzym des Mandelemulsins eine Bildung von optisch aktiven Ketoncyanhydrinen nicht bewirkt, in der Xatur aber auch Glykoside von diesen Nitrilen (allerdings, soweit bekannt, nicht von optisch aktiven) vorkommen, so schien es angezeigt, gelegentlich auch synthetische Versuche mit asym- metrischen Ketonen anzustellen. Weiterhin war darauf zu achten, ob nicht die optischen Antipoden der Emulsin-Enzyme aufzufinden wären, also solche, die beim sjTithetischen Versuch 1- und bei der Xitril Spaltung d-Benzaldehydcyanhydrin liefern. Noch ein anderer für diese Untersuchung in Betracht ge- zogener Gesichtspunkt war der, weiteres Material zur Prüfung der Frage herbeizuschaffen, ob das synthetisierende Enzym mit einem der spaltenden identiscli ist oder nicht. Derartige Fest- ^) Recherclias sur rEuiulsine; These, Paris 1899. ») Dieses Archiv 239 (1901), 581. ») 1. c. *) Bei einiiji kleineren Teil der Versuclie bin ich \on Herrn E. V e u t h unt instützt worden. «) Biochemische Zeitschrift 14 (1008), 238. •) Dieses Arc-hiv 247 (1909), 220. 58 L. Rosentlialer: Verbreitung emulsmartiger Enzypae. Stellungen mußten dann besonders leicht sein, weiaji in einem Präparate die eine oder andere Wirkung des Mandelemulsins fehlte. Waren aber stets alle Enzyme vorhanden, so mußten vergleichende Versuche über diese Frage Aufschluß geben, da bei einer Identität der Enzyme die von ihnen ausgeübten Wirkungen in einem be- bestimmten für alle Präparate gleichen Verhältnis stehen müssen. Von Pflanzen wurden für diese Untersuchung in erster Linie solche herangezogen, in denen das Vorkommen von Blausäure nachgewiesen worden ist, da hier am ehesten auf das V^orhanden- sein der gesuchten Enzyme zu rechnen war. Es wurden jedoch auch eine Anzahl von Pflanzen untersucht, in denen über das Vor- kommen von Blausäure nichts bekannt ist. Da mit diesen indes mehr negative als positive Resultate erhalten wurden, so wurden die Versuche nach dieser Richtung vorläufig nicht weit ausgedehnt. Bei der Beurteilung der Resultate ist zu beachten, daß sie, soweit nichts anderes angegeben ist, sich ausschließlich auf die dargestellten Präparate beziehen. Soweit die Resultate positiv sind, gelten sie in qualitativer Hinsicht ohne weiteres auch für die Pflanzen, aus denen die Präparate gewonnen wurden. Eür die negativen Resultate läßt sich dasselbe nicht sagen, da mit der Herstellung der Präparate wohl immer eine Schädigung der Enzyme verknüpft ist. Man muß infolgedessen damit rechnen, daß die Präparate inaktiv sind, auch wenn das Ausgangsmaterial geringe Mengen von Enzymen enthält. Auch hat sich im Lauf der Unter- suchung herausgestellt, daß die Extraktion mit Wasser allein nicht immer zur Lösung der Enzyme genügen dürfte. Der exakte Nachweis der entstandenen optisch aktiven Körper durch präparative Herausarbeitung in optisch reinem Zustand konnte bei den verhältnismäßig geringen Mengen, die davon (aus- genommen mit den Enzympräparaten der Prunaceen und Pomaceen) entstehen, nicht in Betracht kommen, auch deshalb nicht, weil sonst enorme Mengen von Material auf Präparate hätten verarbeitet werden müssen. Daß es sich um die Entstehung von optisch aktiven Benzaldehydcyanhydrinen und den zugehörigen Mandel- säuren handelt, darf in den Fällen als sicher gelten, wo der Drehungs- wechsel beim Uebergang von Nitril in Säure beobachtet werden konnte. In anderen Fällen mußte man sich damit begnügen, fest- zustellen, daß die entstandene optisch aktive Säure die Löslichkeits- verhältnisse der Mandelsäure zeigte. Auch die Frage bedarf der Erörterung, ob die beobachteten Wirkungen immer von Enzymen herrühren. Die Frage ist dann nach dem bisher Bekannten zu bejahen, wenn die Wirkung nach L. Rosonthaler: Verbreitung emulsiuartiger Enzyino. 59 dein Erhitzen der Präparate ausbleibt. Dieser Fall trat auch bei allen den Präparaten, die daraufhin untersucht wurden, ein. Aller- dings war es auch nicht in allen Fällen möglich, den Versuch aus- zuführen, nämlich dann, wenn nicht genügend Präparat vorhanden war. Aber auch da kann wohl bis zum Beweis des Gegenteils Enzymwirkung angenommen werden, da nur wenige andere Ursachen für die beobachteten Wirkungen in Betracht kommen können. Dazu gehört zum Beispiel, daß Amygdalin auch durch Säuren gespalten wird. Diese kommen indes bei den meisten Enzym- präparaten nicht in Betracht, schon wegen der Verwendung von Calciumkarbonat bei deren Darstellung. Eher bei den Versuchen mit den Drogen selbst; doch ist die Spaltung meist schon in der Kälte wahrzunehmen, und auch beim Abdestilheren dürfte die Säure-Konzentration nur selten den Grad erreichen, der zur Spaltung nötig ist. Für die beiden anderen Wirkungen kommen nach den bis- herigen Erfahrungen nur Alkaloide in Betracht, da G. B r e d i g und P. S. F i s k e^) gefunden haben, daß man durch Einwirkung von Chinin und Chinidin auf Benzaldehyd und Blausäure geringe Mengen der optisch aktiven Nitrile erhält. Unter den von mir untersuchten Pflanzen befanden sich indes nur wenige alkaloid- haltige, und es ist bemerkenswert, daß die Versuche gerade mit diesen negativ verliefen, bei Fruct. Conii sogar, obgleich fast alle anderen Umbeüiferen-Früchte die Oxynitrilase-Wirkung zeigen. Uebrigens ist die Darstellungsweise der Präparate eine derartige, daß in der Regel wohl kaum mehr als Spuren von Alkaloiden sich darin befinden dürften. Für die in den Familien der Prunaceen und Pomaceen nach- gewiesenen emulsinartigen Wirkungen darf übrigens nach dem für das Mandel-Emulsin Nachgewiesenen ohne weiteres angenommen werden, daß es sich um Enzymwirkungen handelt. Experimenteller Teil. Darstellung der Präparate. Die angewandten Verfahren waren je nach der Art des Ausgangsmaterials verschieden. Bei den Prunaceen- und Pomaceen- Samen wurden die Enzym- präparate nach dem von H 6 r i s s e y^) bei den süßen Mandeln angewandten Verfahren hergestellt: 100 g Mandeln werden etwa eine Minute lang in kochendes Wasser getaucht, und nach dem Ab- ^) Biüchemisclie Zeitsclirift 496 (1912), 7. *) 1. c. 60 L. Rosenthaler: Verbreitung emulsinartiger Enzyme. tropfen des Wassers geschält und dann fein zerstoßen. Man maze- riert .sie dann 24 Stunden mit 200 ccm eines Gemisches aas gleichen Teilen Wasser und Chloroforaiwasser und preßt ab. Die Flüssig- keit versetzt man mit zehn Tropfen Eisessig, filtriert und gießt das Filtrat (120 — 130 ccm) in 500 ccm 9.5%igen Weingeist. Der Niederschlag A\ird erst mit AA'eingeist, dann mit Aether gewaschen und zuletzt im Exsikkator über Schwefelsäure getrocknet. In anderen Fällen wurde das gepulverte Material mit der gleichen Menge Wasser zusammengestoßen, dann nach Zusatz von Toluol 48 Stunden stehen gelassen. Die ausgepreßte Flüssigkeit wurde nach der Fil- tration mit Weingeist gefällt und w^eiter wie oben behandelt. Frische saftige Pflanzenteile wurden zu Brei zerstoßen; der nach dem Ab- pressen (mit der h3"draulischen Presse) verbleibende Rückstand wurde nochmals mit Wasser zusammengestoßen, worauf die Flüssigkeiten vereinigt und der Weingeistfällung und weiteren Behandlung wie oben untenvorfen wurden. Nachdem sicli während der Untersuchung herausgestellt hatte, daß die Enzyme während der Darstellung ge- .schädigt wurden, so w"urde, um wenigstens eine dafür in Betracht kommende Ursache zu beseitigen, den sauer reagierenden Ansätzen vor der Mazeration Calciumkarbonat bis zur Neutralisation zugesetzt, nachdem ich mich davon überzeugt hatte, daß dadurch die Wir- kungen des Emulsins nicht aufgehoben werden. Ausführung der Versuche. I. Amygdalin Spaltung. Bei den quantitativ aus- geführten Versuchen wurde folgendermaßen verfahren. Eine auf 25" vorgewärmte Lösung von 2,5 g Amygdalin in 50 ccm Wasser wurde mit einer ebenso warmen Lösung von 0,25 g Enzym in 50 ccm Wasser 2i/2 Stunden bei 25 "^ (im Thermostaten) belassen. Dann wurde in eine mit sehr verdünnter Natronlauge beschickte Vorlage ab- destiUiert und die Blausäure, meist nach D e n i g e s , bestimmt. Bei den wegen der schwachen Wirkung der Präparate nur qualitativ vorgenommenen Versuchen betrug die Einwirkungsdauer 24 Stunden, die Enzymmenge meist 0,5 g. Als positiv wurden die Ergebnisse dann angesehen, wenn mit dem Destillat die Berliner- blau-Reaktion eintrat. Bei negativem Ausfall wurde dann meist noch das Ausgangsmaterial selbst (gewöhnlich 5 g) auf seine amyg- dalinspaltende Wirkung geprüft. II. Synthetischer Versuch. Unter Benützung früher^) gewonnener Erfahrungen wurde folgendes Verfahren einge- ») Biochemische Zeit.sclirift 14 (1908), 250. L. Roftonthaler: Verbreitung emulsinartigor Eiizynio. ßl schlagen: Dii' Anreibuiig dvti Präparates mit Wasst-r wurde mit einer Lüsun«,' von 0,675 g Blausäure ver.setzt, auf etwa 150 cem mit Wasser ergänzt und dann mit 10,6 g Benzaldehyd 2^ ^ Stunden im Schüttelapparat geschüttelt. Hierauf wurde mit zweimal je 20 ccm Chloroform ausgesehüttolt ; die vereinigten Cldoroformaus- züge wurden naeh der Entwässerung mit trockenem Xatrium.sulfat auf ilir optisches Verhalten im 1 dm-Rohr geprüft. In den meisten Fällen und ganz besonders, wenn das Ergebnis irgendwie zweifel- haft war, wurde das erhaltene Nitril noch verseift. Die Chloro- formlösung wurde mit 25 g rauchender Salzsäure versetzt; nach einer halben Stunde wurde abdestilHert und die rückständige Flüs.sig- keit zur Trockene eingedampft. Die Mandelsäure wurde in Wasser gelöst und das Filtrat (eventuell nacli Klärung durch Kieselgur) im 2 dm-Rohr in den Polarisationsapparat gebraclit. Die Ueber- führung des Nitrils in Mandelsäure empfiehlt sich besonders deshalb, weil letztere eine beträchtlich größere spezifische Drehung besitzt als ersteres. War die Drehung auch so nur schwach, so wurde in der Regel noch versucht, ob die drehende Substanz sich (wie Mandelsäurc) ausäthern läßt. III. Nitril Spaltung. Die Versuclie beruhen auf dem von K. F e i s t^) gemachten Befunde, daß man durch Hindurch- leiten von Luft durch eine mit Emulsin versetzte Lösung eines racemischen Oxynitrils ein optisch aktives Nitril, und zwar den Anti- poden des im synthetisclien Versuch gewonnenen erhält. Die Ver- suche wurden in der von K. Feist angegebenen Weise angestellt. Die dazu vervvendete Flüssigkeit wurde so hergestellt, daß zu der Lösung von 5 g r-Benzaldehydcyanhydrin in 10 ccm Weingeist die Anreibung des Präparats mit 100 g Wasser gegeben wurde. Nach 24 stündigem Durchleiten von Luft erfolgte die Fertigstellung wie im synthetischen Versuch. Phanerogamen. Samen. Areca Catechu L. 1 kg Samen ergab 4 g Enzympräparat. Zur Araygdalin- spaltung wurden 0,5 g, zum synthetischen Versuch 2,5 g, zur Nitrilspaltung 1 g verwendet. Alle V^ersuche verliefen negativ; ebenso die Einwirkung von 5 g gepulvertem Samen auf Amygdalin- lösuug. 'j Dieses Arcliiv 247 (1900), 229. 62 L. Rosenthaler: Verbreitung eravilslnartiger Enzsrme. Aquilcgia vulgaris L. Ausbeute aus 1 kg Samen 24 g Präparat. Alle Versuche (Amygdalinspaltung mit 0,5 g, synthetischer Versuch mit 2,5 g, Nitrilspaltung mit 5 g Präparat) verHefen negativ, ebenso ein synthetischer Versuch mit 5 g Präparat, 0,675 g Blausäure und 12 g Acetophenon. Sinapis alba L. Aus 1 kg Samen 18,5 g Präparat. Alle Versuche (Mengen wie bei Aquilegia) negativ. Das Samenpulver selbst spaltet Amyg- dahn. Pangium edule Reinw. Aus 1 kg Kernen 19 g Präparat. Amygdalinspaltung (mit 0,5 g) negativ. Im synthetischen Versuch (mit 5 g Präparat) konnte eine Drehung des Nitrils nicht beobachtet werden, die daraus her- gestellte Mandelsäure zeigte eine Drehung von — 0,20''. Die bei der Nitrilspaltung (mit 2,5 g Präparat) beobachtete Drehung war noch schwächer: Nach der Verseif ung +0,13". Außerdem wurde noch ein synthetischer Versuch mit 12 g Acetophenon und 2,5 g Präparat ausgeführt. Ergebnis negativ. Hydnocarpus Wightiana Bl. Aus 1 kg Kernen 12 g Ausbeute. Amygdalinspaltung (mit 0,5 g Präparat) negativ. Der synthetische Versuch (mit 2,5 g) ergab eine Drehung des Nitrils von + 0,35°, der Mandelsäure von — 3,6". Die Nitrilspaltung wurde mit 2,5 g Präparat ausgeführt: Eine Drehung des Nitrils war nicht zu beobachten, nach der Verseifung drehte die Flüssigkeit schwach nach rechts (+0,2"). Die direkte Einwirkung von 5 g der gepulverten Kerne auf Amygdalinlösung bewirkte keine Abspaltung von Blausäure. Ein synthetischer Versuch, bei dem statt Benzaldehyd Aceto- phenon verwendet wurde, verhef negativ. Die Oxynitrilasewirkung wird durch Erhitzen des Präparats vernichtet. Ricinus communis L. Ausbeute aus 500 g Samen 12,5 g. Amygdalinspaltung positiv; die beiden anderen Versuclie negativ. Cydonia vulgaris Pers. Vor der Darstellung des Enzyms ^^^lrden die Samen zur Ent- fernung des Schleims einer Vorbehandlung unterworfen. Die Samen wurden wiederholt juit Wasser mazeriert; die letzten Anteile des Schleims wurden dadurch entfernt, daß die Samen auf einem Sieb L. Rosenthalor: Verbreitung emulsi'narti'ger Rnzyiiio. 63 unter dci Wasserleitung bewegt -wurden. Die vom Schleim befreiten 8amen wurden dann mit Alkoliol gewaschen, an der Luft getrocknet, gepulvert luid im übrigen wie besi-h rieben weiter behanflelt. Ausbeute (i;aeh zweimal'ujer Extraktion) aus 500 g Samen 3,65 g Präp.arat. 0,25 g Enzym spalteten in 2io Ötundtn 0,6336 g = 25,34% Amygdalin. Das aus 6 g Amygdalin bei 24 stündiger Einwirkung erhaltene Nitril drehte bemerkenswerterweise nach links. Synthetischer Versuch mit 0,5 g Enzym; Drehung des Nitrils: + 1,980. Nitrilspaltuug mit 1 g Enzym; Drehung des Nitrils: — 0,310. Eriobotrya japonica Lindl. Aus 600 g Samen, die aus frischen Früchten entnommen werden konnten, wurden 3,2 g Präparat gewomien. Amygdalin wurde durch 0,25 g Präparat im 2^'> Stiinden- Versuch nur in geringem ^Nlaße gespalten; nach 24 Stunden konnte eine starke Berlinerblau-Reaktion erzielt werden. Synthetischer Versuch (mit 0,5 g) positiv; Drehung des Nitrils + 0,11**, der daraus durch Verseifung gewonnenen Mandel- säure — 0,45**. Nitrilspaltung (mit 1 g Enzym) ebenfalls positiv; Drehung des Nitrils —0,4^'. PirusmalusL. Aus 70 g Samen 2,8 g Enzym (oline Eisessigfällung). Alle Ver- suche positiv. Amygdalinspaltung 87,04%. Sj'^nthetischer Versuch : -f 2,45". Nitrilspaltung — 1,05". Pirus communis L. Aus 330 g Holzbirnenkernen 9 g Enzym. Alle Versuche positiv. Amygdalinspaltung; 19,82% in 214 Stunden. Synthetischer Ver- sucli -f- 0,30". Nitrilspaltung direkt wegen Trübung der Flüssig- keit nicht zu beobachten. Drehung nach der Verseif ung = -f 5,0". Prunus amygdalus Stokes var. amara. Da das käufliche Emulsin aus süßen Mandeln hergestellt wird, so schien es von Interesse, auch das Präparat der bitteren Mandeln (18 g aus 250 g ^Mandeln) zu untersuchen. Alle drei Versuche (Mengen wie bei Eriobotrya) positiv. Von 2,5 g Amygdalin wurden im 2|'2 Stunden- Versuch 2,1155 g = 84,6% gespalten. Drehung des d-Nitrils im synthetischen Versuch = -\- 0,81 ", des 1-Nitrils bei der Nitrilspaltung = — 0,14". Die beiden letzten Wirkungen sind beträchtlich schwächer, als die des käuflichen Emulsins. 64 L. Rosent iialor: Verbreitung emulslnartiger Enzyme. P r u n u s a r m e n i a c a L. Aus 500 g Samen 22 g Präparat. Alle drei Versuche (Mengen wie bei Eriobotrya) positiv. Von 2,5 g Aniygdalin wurden in 21/2 Stunden 2,3353 g = 93,34% gespalten. Der synthetische Ver- such ergab eine Drehung von + 0,13°; bei der Nitrilspaltung war nur so wenig aktives Nitril gebildet worden, daß die Drehung nicht abgelesen werden konnte. Die durch Verseifung erhaltene Mandel- säure drehte + 0,31 ". Prunus armeniaca L. var. dulci s.^) Aus 500 g Samen 10 g Präparat. Alle drei Versuche (Mengen wie bei Eriobotrya) positiv. V^on 2,5 g Aniygdalin wurden in 2^2 Stunden 2,463 g = 98,52% gespalten. Drehung des beim syn- thetischen Versuch erhaltenen d-Nitrils = + 1,77*^, des bei der Nitrilspaltung entstandenen 1-Nitrils = — 0,2*^. Prunus avium L. Ausbeute aus 500 g Samen, die zu Versuchszwecken erst mit Petroläther erschöpft und dann nocli mit kaltem Weingeist be- handelt waren : 3,5 g. Alle drei Versuche (Mengen wie oben) positiv. Von 2,5 g Aniygdalin wurden in 214 Stunden 1,6415 g = 65,66% gespalten. Synthetisierende Wirkung sehr stark; Drehung des d-Nitrils = + 3,5"; Nitrilspaltung schwächer. Drehung des Nitrils = —0,34". Das bei der Einwirkung von 0,5 g Emulsin auf 6 g Amj^gdalin entstandene Nitril dreht bei sechsstündiger Dauer des Versuchs nach rechts (+0,25"), bei 24 stündiger schwach nach links. Prunus domestica L, Ausbeute aus 500 g Samen 28,4 g Enzym, mit dem die drei Versuche positiv ausfielen (Mengen wie bei Eriobotrya). Von den 2,5 g Aniygdalin wurden im 21/9 Stunden- Versuch 2,411 g = 96,47% gespalten. Beträchtlich schwächer waren die beiden anderen Wir- kungen. Die synthetisierende Wirkung war erst nach Ueberführung in Mandelsäure (Drehung = — 0,38") zu erkennen. Die Nitril- spaltung lieferte ein Nitril mit der Drehung — 0,18". Prunus persica Stokes. Aus 5(X) g Samen 11g Enzym. Alle drei Versuche (Mengen wie bei Eriobotrya) positiv. Amygdalinspaltende ^^'irkung sehr stark. Von 2,5 g Amygdalin wurden im 2 14 Stunden- Versuch 2,4886 g = 99,44% gespalten. Syntlietischer Versuch: Drehung = -f 1,31"; Nitrilspaltung: Drehung = —0,20". 1) S. Pharm. Centralh. 1911, S. .507. ]j. R oseii t ha lr- L. T^ewin. Herausgegeben vom Deutschen Apotheker- Verein. 1 aschenformat 8°, flexibel, in abwaschbares Victorialeincn gebunden, mit Goldprägung, einschließlich Preistafel. Preis 5f . 1,50 portofrei bei Voreinsendung. Dc: Höchstgaben - YerÄeiclmis 3 teili;^ L Höchsteaben der offlzinellea Arzneimittel für Erwachsene nach Pharm. Germ. V, dieselben für Kinder nach dem Medizinalkalender 1912 IL Höchstgaben der nichtofflzinellen Arzneimittel für erwachsene Menschen nach dem Ergäfizungsbuch des Deutschen Apotheker- Vereins, 3. Auflage 1906 inkl. Nachtrag 1912 III. Höchstgaben der starken oder giftigen Arzneimittel für Tiere (Einzel- gaben) nach Prof. Dr. Fröhner und Veterinärkalender von Dr. Raulenberg eine Tabelle auf holzfreiem Papier in der Grösse von 53 X 67 cm, jeder Teil für sich abtrennbar, Preis 50 Pf einschliesslich Porto. Selbstverlag des Deutschen Apotheker-Vereins, Berlin NW 87. Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker m. b. H. Berlin NW. 21, Dortmunderstr. 12 Breslau — Göln — Dresden — Hambnrg — München. Die Weinabteilung Berlin empfiehlt den Herren Apothekenbesitzern, anch Nichtmitgliedern, unter eigener Kontrolle stehende Medizinal -Weine, Cognacs etc.: Tokayer, Sherry, Portwein, Malaga, Bordeaux-, Rhein- und Mosel- weine, deutsche und französische Cognacs und Schaumweine. Außer diesen genannten können sämtliche anderen Weine und Spirituosen von uns bezogen werden, man verlange ausführliche Preisliste. Bei Aufträgen von M, 50. — an in Stillweinen, Rum, Arrak oder Cognac vergütet die Weinkellerei Berlin die einfache Bahnfracht innerhalb Deutschlands. Den Mitgliedern der Handelsgesellschaft werden alle gefl. Wein- einkäufe bei der Gewinnverteilung in Anrechnung gebracht, weshalb wir bitten, auch den Bedarf in Weinen für den Privatgebrauch bei der Handelsgesellschaft zu decken. ICHTHYOL. Der Erfolg des von uns hergestellten speziellen Schwefelpräparats hat viele sogenannte Ersatzmittel hervorgerufen, welche nicht identisch mit unserem Präparat sind und welche ohendrein unter sich verschieden sind, wofür wir in jedem einzelnen Falle den Beweis antreten können. Da diese angeblichen Ersatzpräparate anscheinend unter Mißbrauch unserer Marken „Ichthyol" und „Suifo-ichthyollcum" auch manchmal fälschlicherweise mit Iclitliyol oder Ammomuin sulf o - ielitliyolicuni gekennzeichnet werden, trotzdem unter dieser Kennzeichnung nur unser spezielles Erzeugnis, welches einzig und allein allen klinischen Versuchen zugrunde gelegen hat, verstanden wird, so bitten wir um gütige Mit- teilung zwecks gerichtlicher Verfolgung, wenn irgendwo tatsächlich solche Unterschiebungen stattfinden. IcMliyol- Gesellscliaft Cordes, Hermanni & Co. HAMBURG. Diesem Heft liegt ein Prospekt der Fa. Dr. Thilo & Co., Mainz, betreffend Chloraetiiyl „Dr. Thilo", bei. Börsenbuchdruckerei Denter & Nicolas, Berlin C, Nene Friedrich 8tr«ße 48. fv:g5>ö' ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben vom D eutscliezi Ap otlieker -Verein unter Redaktion von E. Schmidt and H. Becknrts. Band 251. Heft 2. BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins- 1913. Aasgegeben den 22. Febrnar 1913. INHALT. Seite L. Bosenthaier, Uebei die V^erbreitnng emulsinartiger Enzyme (Schluß) 81 Derselbe, Die Spaltung des Amygdalins unter dem Einfluß von Emulsin 86 K. Kropat, Ueber eine einfache Eisenbestimraung in Extractum Ferri pomati 90 6. H. HlUen, Ueber Kautschuk- und Guttaperchaharze .... 94 A. Tschirch und M. Ruszkowski, Ueber einen neuen Rhabarber vom Altai 121 M. Scholtz, Die Alkaloide der Pareira Wurzel 136 P, Lehmann, Ueber Wasserstoff Übertragung durch Osmiumdioxyd 152 E. Sieburg', Ueh)er Hellpborein 154 Eingegangene Beiträge. E. Schmidt, Ueber einige Pyridinabkönunlinge. 0. Keller und 0. Völker, Ueber die Basen aus Delphinium Ajacis. A. W. van der Haar, Ueber die Struktiu- der natürlichen Saponine (die Sapogenine der Guajac-Saponine, des Saponins und Sapo- toxins der levantisehen Saponaria, des Senegins und des Digitonins). (Geschlossen den 16. IT. 1913.) Nährmittel für Säuglinge als Dauernahrung in den Fällen, in denen die natürliche Er- nährung nicht durchführbar ist, sowie für ' \^ .^J^L^^ ältere Kinder und Erwachsene während und ^t ^^%^^ ■ nach zehrenden Krankheiten. V^^raP Nährzucker und verbesserte Liebigsuppe in ^^^ Pulverloim in Dosen von ^ kg Inhalt zu M. 1.5U. ^^ Nährzucker-Kakao in Dosen v. H kg Inhalt zu M. 1.80. tk Eisen-Nährzucker mit 0,7% ferrum glycerinphosphoric. die Dose von H kg Inhalt M. 1.80. Eisen-Nährzucker-Kakao mit lO'/o ferrum oxydat. saccharat. so'. Ph. IV. die nose von Hkg Inhalt M. 2.—. Leicht Terdnuliciie Eisenpräparate klinisch benährt bei Atrophie und Anämie. Den H.H. Aerzten Literatur und Proben kosten- und spesenfrei. , Nährmittelfabrik Münclien, G. m. b. H., in Pasing bei München. . A n ze ige n. »/i Seite zutD Preise von M 50.— ; 1/2 Seite zum Preise von M SO.— ; »/4 Seite zum Preise von M 20.— ; V» Seite zum Preise von M 10—. Die Grundschrift ist Petit BeilaKe-Gebühr für das Tausend der Auflage — 5600 — M 10.—. Für Beilagen, welche nicht dem Formatdes ..Archiv" entsprechen, bleibt besondere Vereinbarung vorbehalten. L. Rosen thalei': Verbreitung emulsinartigor Enzyme. 81 Uebersicht über die Ergebnisse der Untersuchung.^) Amygdalin- Synthetischer NitriJ- spaltung Versuch spaltun;^ Phanerogamen. Sameu. P a 1 ni a e. Areca Catechu L negativ negativ negativ Ranunculacoae. Aquilegia \-ulgaris L. . . . negativ negativ negativ Cruciferae. Sinapis alba L positiv*. negativ negativ B i X a c e a e. Pangiiim edule Reinw. . . negativ positiv positiv Hydnocarpus Wightiana Bl. negativ positiv positiv E u p h o r b i a c e a e. Ricinus coniniunis L. . . . positiv negativ negativ Pomaceae. Cydonia vulgaris Pers. . , positiv positiv positiv Eriobotrya japonica Lindl. . positiv positiv positiv Pirus malus L positiv positiv positiv Pirus communis L positiv positiv positiv P r u n a c e a e. Prunus amygdalus Stokes var. amara positiv positiv positiv Primus armeniaca L. . . . positiv positiv positiv Prmius armeniaca L. var. dulcis positiv positiv positiv Prmius avium L positiv positiv positiv Prmius domestica L. . . . positiv positiv positiv Prunus persiea Stokes . . positiv positiv positiv Papilionaceae. Phaseolus lunatus L. . . . positiv negativ negativ Physostigma venenosum Balfour positiv negativ negativ Vicia sativa L positiv negativ negativ ^) Die Tabelle gibt die mit den Präparaten erhaltenen Ergebnisse wiedia-. Wo die Amygdalinspaltvmg nicht mit dem Präparat, aber mit der Droge selbst eintrat, ist dies durch * bezeichnet. A.rch d Pharm CCLI Bds. 2 Heft ft 82 L. Rosent haier: Verbreitung emvilsmartiger Enzyme. Amygdalin- Synthetischer Nitril- spaltung Versuch Spaltung Apoeyneae. Strophantus Kombe Oliver . positiv* negativ negativ Strophantus hispidvis D. C. positiv* — — Cucurbitaceae. Cucurbita pepo L positiv negativ negativ Cannabis sativa L. Früchte. C a n n a b a c e a e. . . j)ositiv A u r a n t i a c e a e. Citrus aurantium L., sub- species amara L. ... negativ U m b e I 1 i f e r a e. Foeniculuin vulgare jMiller . positiv negativ negativ negativ zweifelhaft Pimpinella anisuni L. . . positiv* negativ positiv Carum carvi L positiv negativ zweifelha Coriandrum sativum L. . positiv* positiv jjositiv Cuminum cyminum L. . negativ negativ positiv Anethum graveolens L. . IDOsitiv negativ positiv Conium maculatum L. positiv negativ negativ Oenanthe phellandrium Lmk positiv negativ negativ Petroselinum sativum L. positiv P o m a c e a e. negativ positiv Sorbus aucuparia L. . . positiv positiv positiv Pf ipilionaceae. Dolichos Lablab L. . . . positiv Fruchtstiele. Prunaceae. negativ negativ Prunus cerasus L. . . . positiv Blüten. Prunaceae. negativ negativ Prunus spinosa L. . . . positiv P o m a c e a e. positiv positiv Crataegus oxyacantha L. positiv L a b i a t a e. positiv positiv Lamiiim album L. . . . jDOsitiv* negativ negativ L. Rosonthaler: Verbreitung onuilsinartiger Enzyme. 83 Amygdalin- Synthetisclior Nitiil- spaltung Vorsuch K|)altung C a p r i f o I i a c ü a c. Sambiicus nigra L negativ negativ negativ C o lu p o s i t a e. Achillea milldl'olimn L. . . positiv positiv positiv Matriearia cliaTuoiailla 1. . positiv negativ negativ Narben. Zea in.ays L positiv positiv negativ Blätter und Kräuter. Juglandaceae. Juglans regia L positiv* negativ negativ F u m a r i a c e a e. Fiunaria officanali;- L. . . . positiv negativ negativ Aristoiochiaceae. Aristolochia siplio L'Heritier negativ negativ negativ B i X a c e a e. Taraktogenos Bluniei Hssk. positiv positiv zweifelhaft G r o s s II 1 a r i a c e a e. Ilibos nigruin L negativ negativ negativ R o s a c e a e. Rubus idaeus L positiv* negativ negativ Fragaria vosca L negativ negativ negativ P r u n a c e a e. Prunus lanrocerasus L. . . positiv* positiv positiv • P o in a c e a e. Crataegus oxyacantha L. . — negativ — Papilionaceae. Robinia psciidacacia L. . . negativ negativ negativ Boragineae. Puhnonaria officinaUs L. . positiv* negativ negativ S c r o p h u 1 a r i a c e a e. Digitahs purpm-ea L. . . . negativ negativ negativ S o 1 a n a c e a e. Atropa belladonna L. . . . positiv* negativ negativ C a p r i f o 1 i a c e a e. Sainbucus nigra L positiv positiv negativ 6* 84 L. Rosenthaler: Verbreitung emulsinartiger Enzyme. Amygdalin- Synthetischer Nitril- spaltung ^'^ersuch Spaltung Ganze Pflanze. Ranunculaceae. Aquilegia vulgaris L. . . . positiv positiv positiv Rinden. Bixaceae. Taraktogenos Blumei Hssk. negativ negativ negativ Tiliaceae. Echinocarpus Sigun Bl. . . negativ negativ negativ Rosacea e. Pygeum latifoliuin Miq. . . negativ negativ negativ Prunaceae. Prunus padvis L positiv positiv positiv Prunus virginiana L. . . . — positiv positiv Unterirdische Organe. Liliaceae. Polygonatvim officinale All. negativ negativ negativ Aroideae. Arum maculatum L. . . . positiv* negativ negativ Gramineae. Triticum repens L positiv* negativ negativ Gentianeae. Gentiana lutea L negativ negativ negativ Caprifoliaceae. Sambucus ebulus L. . . . positiv positiv negativ Keimpflanze. Linum usitatissimum L. . . positiv negativ negativ Kryptogamen. Pyrenomycetes. Seeale cornutum positiv negativ — Polyporaceae. Merulius domesticus Falck . negativ negativ — Polyporus sulfureus Fries . positiv* negativ negativ L. Rosenthaler: Spaltung des Amygdalins. 85 Die Spaltung des Amygdalins unter dem Einfluss von Emulsin. (4. Mitteilung!). Von L. Rosenthaler. (Eingegangen den 4. XII. 1912.) Wälirend bisher alle Beobachter (K. Feist, S. J. M a u s o n A u 1 d und ich) gefunden haben, daß d-Benzaldehydcyauhydrin entsteht, wenn Amygdalin durch Emulsin zersetzt wird, hat V e r n o n K. K r i e b 1 e 2) zwar mit eine m Emulsin dasselbe beobachtet, bei Anwendung eines anderen Präparats aber gefunden, daß l-Benzaldehydcyanhydrin entsteht. Da Herr K r i e b 1 e keine Erklärung für diese Tatsache gegeben hat, so habe ich mich, in Ergänzung früherer Versuche bemüht, den Sachverhalt aufzu- klären. Zunächst habe ich gesucht, ob unter den von mir dargestellten Enzympräparaten (s. vorhergehende Arbeit) sich solche befinden, die sich wie das K r i e b 1 e'sche Emulsin verhalten. Es zeigte sich, daß die Präparate von Kirschen- und Quittensamen gleichfalls l-Benz- aldehydcyanhydrin lieferten, während die Pi'äparate aus den Samen von Pfirsichen, bitteren und süßen Aprikosen, sowie aus bitteren Mandeln und Zwetschgen die d-Form entstehen ließen. Die Ver- suche ^vurden deshalb mit dem Präparat aus Kirschkernen, das der Kürze halber als Kiischenemulsin bezeichnet sei, durchgeführt. Es zeigte sich dabei zunächst, daß zwar bei 24 stündiger Ein\virkung (Versuch 1) 1-Nitril entsteht, bei 6 stündiger aber d-Nitril (2). Die Entstehung des 1-Nitrils mußte also auf einem Vorgang sekundärer Art beruhen. Allgemein läßt sich über die Entstehung des 1-Benz- aldehydcyanhydrins bei der Amygdalinspaltung folgendes sagen: Es muß sich entweder durch asymmetrische Synthese bilden, so daß Blausäure und Benzaldehyd, die durch Zerfall des primär gebildeten d-BenzaldehydcyanhjT^drins entstehen, unter dem Einfluß einer im Emulsin vorhandenen 1-Oxynitrilese zu l-Benzaldehyd- cyanhydrin zusammentreten, oder aber durch asymmetrische ^) Vorhergehende Mitteilung siehe dieses Archiv 248 (1910), 534. *) Jouru. Anieric. Chem. Soo. 34, 716; Chemisches Central - blatt 1912, II., 122. 86 L. Rosenthal er: Spaltung des Amygdalins. Spaltung. Im letzteren Falle müßte die d-Komponente des inaktiven Benzaldehydcyanhydrins, das ebenfalls im System Amygdalin — Emulsin v^ertreten ist, unter dem Einfluß einer Oxynitrilase ent\\'eder allein aufgespalten werden oder doch jedenfalls rascher als die 1-Komponente, so daß das Nitril dauernd oder vorübergehend linksdrehend wird. Würde es sich um eine asymmetrische Sj^ithese handeln, so müßte man offenbar das 1-Nitril erhalten, wenn man Kirschenemulsin, Benzaldehyd und Blausäure unter den Bedingungen des synthetischen Versuchs (s. vorhergehende Arbeit) zusammenbringt. Bei der Aus- führung des Versuchs (3) entsteht aber d-Nitril. Damit bleibt nur noch die zweite Annahme, nämlich die der asymmetrischen Spaltung übrig. Man mußte demgemäß erwarten, daß 1-Nitril entsteht, wenn man das i-Nitril mit Kirschenemulsin unter den Bedingungen der Amygdalinspaltung zusammengibt. Dabei (4) entsteht jedoch kein oder nur sehr wenig optisch aktives Nitril. Da aber nach den obigen Ausfüllrungen und dem Ausfall des synthetischen Versuchs die Entstehung des 1-Nitrils nur durch asymmetrische Spaltung erfolgen kann, so mußte der negative Ausfall der Versuche (4) auf irgendeiner Störung der Reaktion beruhen, auch weim man berück- sichtigt, daß eine weitgehende Aufspaltung durch die Gegenwart der Spaltungsprodukte verhindert wird. Denn, daß das Kirschen- emulsin Oxynitrilase enthält, zeigt der positive Verlauf einer nach K. Feist unter Durchleiten von Luft vorgenommenen Nitril- spaltung (5). Man kann indes auch ohne Durchleiten von Luft aus inaktivem Benzaldehydcyanhydrin und Kirschenemulsin 1-Benz- aldehj'dcyanhydrin erhalten, wenn man reichlich Weingeist zu- setzt (6). Führt man denselben Versuch mit einem Emulsin aus Zwetschgenkernen aus, das bei der Amygdalinspaltung d-Benz- aldehydcyanhydrin gibt, so entstehen nur Spuren von 1-Nitril (7). Die Momente, welche, wie oben erwähnt, die Reaktion stören, sollen an anderem Ort eingehender behandelt werden. Hier sei nur erwähnt, daß das Benzaldehydcyanhydrin und seine Spaltungs- produkte die Oxynitrilase inaktivieren. Wenn aber trotzdem bei der Einwirkung des Kirsclienemulsins auf Amygdalin 1-Benzaldehyd- cyanhydrin entsteht, so muß hier ein die Reaktion begünstigendes Moment vorhanden sein. Es liegt nahe, dieses in dem Vorhandensein der bei der Spaltung entstellenden Glykose zu suclien. Man kann sich vorstellen, daß die Glykose die Aufspaltung des Benzaldehydcyanhydrins dadurch beschleunigt und erleichtert, daß sie 'sich mit der Blausäure zu Glykosecyanhydrin verbindet, und letztere Verbindung scheint in der Tat bei der Amygdalinspaltung ]j. Rü«c'atluilt»r: .Spaltung tlos AinygdaliuH. 87 aufzutreten^). War dies richtig, so war zu erwarten, daß ein Ge- misch von Giykose, KirschcMieinulshi und inaktivem Benzaldehyd- cyanhydrin das 1-Nitril entstehen läßt. Dies trifft indes nicht zu (8), auch nicht, wenn man die Giykose unmittelbar bei Begii\n des Ver- suchs zusetzt, so daß man es zunächst mit der u-Modifikation zu tun hat. Daraus konnte man den Schluß ziehen, daß die bei der Amyg- dalinspaltung entstehende Giykose gewissermaßen nur in statu nascendi begünstigend wirkt, d. h. daß sie im Augenblick des Frei- werdens in einer anderen als der u- und |i-Modifikation vorliegt. Um auch diese Annahme zu prüfen, war es nötig, in dem Versuch mit Benzaldehydcyanhydrin und Kirschenemulsin dieselbe Glykose- Modifikation entstehen zu lassen. Dies läßt sich dadurch erreichen, daß man Sahein zusetzt, da dieses durch Emulsin unter Entstehung von Giykose aufgespalten w ird. Der Versuch ergab, daß unter diesen Umständen tatsächlich 1-Xitril entsteht, wenn man den Versuch mit Kirschenemulsin ausführt (9). Verwendet man aber etwa ein p]nmlsin aus bitteren Mandeln zu demselben Versuch (10), so entsteht kein 1-Nitril, obgleich auch dieses Präparat Oxynitrilase enthält, wie es ein Spaltungsversuch nach Feist zeigt (s. vorher- gehende Arbeit, Diese Versuche dürften genügen, xun die Tatsache aufzuklären, daß einzelne Emulsine bei der Amydalinspaltung 1-Benzaldehyd- eyanhydrin ergeben. Die Versuche 6 und 7 zeigen, daß das Kirschen- emulsin reicher an Oxynitrilase ist als das Zwetschgenemulsin, die Versuche 9 und 10 zeigen dasselbe für das Verhältnis von Kirschen- emulsin zum Emulsin der bitteren Mandeln. Und ganz allgemein lassen sich die Verschiedenheiten in der Drehung des bei der Amyg- dalinspaltung erhaltenen Bcnzaldehydcyanhydrins darauf zurück- führen, daß das V^erhältnis von Oxynitrilase und Oxynitrilese in den verwendeten Emulsinpräparaten ein verschiedenes ist. Die Entstehung des 1-Benzaldehydcyanhydrins ist auf eine asymme- trische Spaltung des sekundär entstandenen inaktiven Bcnzaldehyd- cyanhydrins zurückzuführen. Für die Vorgänge im System Amygdalin — Emulsin ergibt sich damit, wenn man von der Entstehung des Glykosecyanhydrins absieht, folgendes Gesamtbild: *) M a q u e n n c nach E. O. v. L i p p ni a n n ,,Die> Chemie der Zuckerarten", 3. Aufl., IT., S. 543. Glykosecyanhydrin kann natürlich auch aus primär entstandener Blausäure mid Giykose entstehen. 88 L. Rosen thal er: Spaltung des Amygdalins. I. Avis Amygdalin entsteht durch Amygdalase Mandelnitril- giykosid und Glykose. II. Mandelnitrilglykosid zerfällt durch Prunase in d-Benz- aldehydcyanhydrin und Gtykose. III. d-Benzaldehydcyanhydrin zerfällt durch d-Oxynitrilase in Benzaldehyd und Blausäure. IV. Benzaldehyd und Blausäure vereinigen sich unter dem Ein- fluß einer d-Oxynitrilese zu d-Benzaldehydcyanhydrin. V. Aus Benzaldehyd und Blausäure entsteht außerdem in- aktives Benzald ehydcyanhydrin . VI. Inaktives Benzaldehydcyan hydrin kann durch d-Oxy- nitrilase asymmetrisch unter Bildung von 1-Benzaldehydcyanhydrin aufgespalten werden. Bei Emulsinpräparaten, die reich an diesem Enzym sind, kann infolgedessen das bei der Amygdalinspaltung ent- stehende Benzaldehydcyanhydrin nach links drehen. Experimentelles. Die Ausführung der Amygdalinspaltung und die Prüfung des dabei entstandenen Benzaldehydcyanliydrins erfolgte, wie in den früheren Arbeiten. Ueber den synthetischen Versuch und die Nitril- spaltung vgl. die vorhergehende Arbeit. 1. 0,5 g Kirschenemulsin wirkt 24 Stunden auf eine Lösung von 6 g Amygdalin in 150 g Wasser: das Nitril dreht schwach nach links, die daraus durch Verseifung erhaltene Mandelsäure 1,6° nach rechts. 2. Derselbe Versuch bei 6 stündiger Dauer ; Drehung des Nitrils 0,25" nach rechts, der Mandelsäure 2,6° nach links. 3. Synthetischer Versuch mit 0,5 g Kirschenemulsin, 0,675 g Blausäure und 10,6 g Benzaldehyd; Dreliung des Nitrils: -f 2,2°. Auch wenn der synthetische Versucli unter anderen Verliältnissen ausgeführt M'urde, ergab er immer rechtsdrehendes Nitril, so mit 0,5 g Emulsin, 0,0675 g Blausäure und 1,06 g Benzaldehyd ein Nitril, das 0,3° nach rechts drehte. Ebenso änderte eine längere Ein- wirkungsdauer des Emulsins nichts an der Richtung der Drehung. Ein bei viertägiger Versuchsdauer erhaltenes Emulsin drelite noch stark nach rechts. 4. 0,5 g Kirschenemulsin wurden mit 5 g Benzaldeiiydcyan- hydrin 24 Stunden zusammengeschüttelt. Nitiil und Mandelsäure inaktiv. Ebenso verlief derselbe Versuch bei 12 stündiger Dauer, ebenso wenn die Versuche unter Zusatz von 10 g Weingeist wieder- L. Rosentlialer: (Spaltung des Ainygdalin.s. 8ii holt wurden. Bei 7 stündiger Versuchsdauer wurde einmal eine schwache Rechtsdrehung der Mandclsäure (-}- 0,05") beobachtet. 5. Nitrilspaltung mit 0,5 g Kirschenemulsin und 5 g Benz- aldehydcyanhydrin unter Durchleiten von Luft: das Nitril dreht 0,55'' nach links, die Mandelsäure 4,95" nach rechts. 6. a) 6 stündige Einwirkung von 0,5 g Kirschenemulsin auf ein Gemisch von 5 g Benzaldehydcyanhydrin, 25 g Weingeist und 100 g Wasser. Drehung des Nitrils: — 0,15". b) Dasselbe bei 20 stündiger Versuchsdauer: Drehung des Nitrils: —0,25". c) Wie b), aber mit 50 g \V'eingeist. Drehung des Niti-ils: — 0,25". 7. Im Versuch 6a) statt Kirschenemulsin Zwetschgenemulsin: Am Nitril ist eine Drehung nicht zu beobachten; die durch Ver- seifung erhaltene Mandelsäure dreht nur + 0,15". 8. a) Eine frisch bereitete Lösung von 0,5 g Kirschenemulsin und 10 g Glykose in 100 g AA'asser wird sofort mit 2,5 g Benzaldehyd- cyanhydrin versetzt und damit 6 Stunden zusammcngeschüttelt : Nitril und Mandelsäure inaktiv. b) Derselbe Versuch mit 2^4stündiger Versuchsdauer: Ergeb- nis wie bei a). c) Derselbe Versuch mit 2,5 g Glykose bei 6 stündiger Versuchs- dauer: Ergebnis wie a). 9. a) 0,5 g Kirschenemulsin und 4 g Salicin werden in 100 g Wasser gelöst; nach y2 Stunde wird 2,5 g Benzaldehydcyanhydrin hinzugesetzt und dann 2^4 Stunden geschüttelt: das Nitril dreht 0,15" nach rechts. b) Derselbe Versuch mit 6 stündiger Dauer : Drehung des Nitrils —0,20". 10. Wiederholung der Versuche 9a) und b) mit Emulsin aus bitteren Mandeln: Weder Nitril noch Mandelsäure lasssen Aktivität erkennen. 00 K. Kropat: Eisoiibestiminuug. Mitteilung aus dem pharmazeutisch-chemischen Universitäts- Institut in Königsberg. Von Professor E. R u p p. Ueber eine einfache Eisentestimmung in Extractum Fem pomati. Von Kuno Kropat. (Eingegangen den 6. XII. 1912.) •Zur Bestimmung des Eisens in Extractum Ferri jx)mati läßt das Arzneibuch 1 g Extrakt im Porzellantiegel einäschern, die Asche wiederholt mit einigen Tropfen Salpetersäure befeuchten, den Verdunstungsrückstand glühen und in 5 ccm heißer Salzsäure lösen. Die so erhaltene Ferrichloridlösung wird alsdann in einen Titrierkolben übergespült und jodometrisch bestimmt. Die Art der Vorbereitung ist recht zeitraubend und erfordert große Sorgfalt, denn das Extrakt verascht nur schwer und unter starkem Aufblähen, so daß nicht nur der Boden, sondern auch die Wandung des Tiegels mit Eisenoxyd beschlägt. Dieses fülirt bei der Nachbehandlung mit Salpetersäure leicht zu Sprüliungsver- lusten, zumal sehr gleichmäßig mit Salpetersäure durchfeuchtet werden muß, um das Eisen quantitativ salzsäurelöslich zu machen. Auf Veranlassung von Herrn Professor R u p p versuchte ich nun die Veraschung durch eine nasse Verbrennung mit Kaliumper- manganat in schwefelsaurer Lösung zu ersetzen, um auf diese VVe^ise direkt zu einer titrationsfertigen Ferrisulfatlösung zu gelangen. Wie sich ergab, gelingt die Zertrümmerung der organischen Substanz auf diesem Wege sehr leicht, bemerkenswerter\^eise unter Bildung beträchthcher Mengen von Fornialdehyd. Schwierigkeiten bot jedoch die Entfernung superoxydischer Manganreste, die unbe- dingt erforderlich ist, da sonst auf Jodkaliumzusatz Jodabspaltung erfolgt, also zu liohe Titrationswerte erhalten werden. Es lag nalie, die Zerstörung dei- peroxydischen Manganüber- schüsse durcli Wasserstoffsuperoxyd vorzunehmen und letzteres durch Aufkochen zu entfernen; also jen^n Weg einzuschlagen, der von R u p p und L e h m a n n für verschiedene andere Gehalts- bestimmungen benützt und von mir aucli für Hydrargyrum sali- K. Kropat: Eiaenbestiinruung. Ol cylicum*) als empfehlenswert erkannt wurde. Im vorliegenden Falle jedoch resultierten dabei höchst schwankenfle und durchweg zu niedrige Titrationsergebnisse. Dasselbe traf bei einer Reihe an- derer Versuchsanordnungen mit nachfolgender intensiver Erliitzung zu. Der Giinid des Mißerfolges konnte durch entsprechende Ferri- cyankaliumproben dahin erkannt werden, daß bei Siedehitze das gebildete Ferrisulfat den organischen Stofftrümmem (Formaldehyd) gegenüber sich als Oxydationsmittel betätigt, also mehr oder weniger reduziert wird und damit für die Titration verloren tjeht. Bei An- wendung von Oxalsäure als Mangansuperoxydreduktor stellen sich gleichfalls gerne Unterwerte ein, da Oxalsäureüberschuß zur Bildung von komplexem Ferrioxalat fülirt, das nach Untersucliungen von R u p p und Hör n^) durch Jodwasserstoff nicht n^duzierbar ist. Die zugehörigen Versuchsreilien wurden mit einem eisenhal- tigen Apfelextrakt ausgeführt, das bei der Bestimmung nach dem Arzneibuche einen Thiosulfatbedarf von 9,6 — 9,7, im Mittel 9,65 ccm "/i(,-Lösung pro 1 g = 5,39% Fe aufwies. 1 g Extrakt wurde in 10 — 20 ccm verdünnter Schwefelsäure gelöst und so lange mit gepulvertem Kaliumpermanganat versetzt, bis eine klare ferrisalzgelbliche Lösung resultierte. Die hierzu sicher ausreichende Permanganatmenge betrug 1,5 g. Nun v.urde mit Wasser mäßig verdünnt und teils direkt, teils nach einer der oben er- wähnten Vorbehandlungen nach dem Arzneibuche weiter verfahren; also mit 2 g Jodkalium versetzt und nach einer Stunde mit Thio- feulfat austitriert. Die Befunde waren: Vorbehandlung zur Entfernung etwaiger '| o/iQ-ThiosuKat ^Nlangansuperoxydreste jl Verbrauch | Soll r 1. - 3 9,8 -12,5 ocui 9,65 ccm 2. ^lit lU ccm konzentrierter H2SO4 nach- J erliitzt :i. Mit HjOj versetzt und aufgekocht . 4. Mit 0,3—1 g Oxalsäure angewärmt . Es A\"urde nun versucht, durch Anwendung von weniger Per- manganat die Menge der verbleibenden superoxydischen Reste zu verringern und diese dann einfach durch Stehenlassen mit einer etwas größeren Schwefelsäuremenge zum Verschwinden zu bringen. Dem- gemäß wurde das Extrakt in 30 ccm verdünntei' Schwefelsäure 3,1- 6.5 „ 9,65 3,4- 8,2 ,. 1 9,65 5,2- 9,4 „ 9,65 ^) Apoth.-Ztg. 1912, Xo. 41. *) Dieses Archiv 244, 572. 92 K. Kropat: Eisenbestimmimg. gelöst, mit 1 g Permanganat versetzt und unter öfterem Umschwen- ken so lange stehen gelassen, bis eine hellweingelbe Lösung resul- tierte, in der eventuell noch ausgebleichte Verunreinigungsstoffo des Extrakts umherschw animen, jedenfalls aber keine dunkelfarbi- gen Mangansuperoxydpartikel mehr erkennbar waren. Diese Lö- sungen ergaben nun den richtigen Titrationswert von 9,6 com "/jQ-ThiosuKat. Die erforderliche Klärdauer schwankte zwischen 2 — 12 Stunden, je nach dem Feinheitsgrade des Permanganats. Je sorg- fältiger dieses zuvor gepulvert war, um so rascher vollzieht sich die Lösung der verblei- benden Mangan superoxydreste. Weiter wurde dann gefunden, daß der Lösungsprozeß außerordentlich beschleunigt werden kann durch ein Anwärmen auf ca. TS'*, d. h. durch ein 2 — 3 Minuten langes Erwärmen auf dem siedenden Wasserbad, bezw. durch ganz kurze Erhitzung über freier Flamme, wobei die Tem- peratur jedoch aus oben vermerkten Gründen keinesfalls bis zum Sieden getrieben werden darf. Wie die Versuchsreihe zeigt, ist auch auf dem Wasserbade eine längere Erhitzungsdauer durchaus zu vermeiden. Findet also nicht bereits während der statthaften Erhitzungsdauer völlige Lösung des Braunsteins statt, so hebt man trotzdem vom Feuer und läßt dann unter öfterem Umschwenken noch so lange stehen, bis die Mischung ferrisalzgelb geworden ist. 2 Minuten auf dem Wasserbade 9,6 — 9,7 ccm n/jo-Thiosulfat 5 „ „ „ „ 9,6-9,7 „ 10 „ „ „ „ 9,4-9,7 „ 20 „ „ „ „ 8,4-9,6 „ Je nach der Lösungsgeschwindig- keit des Braunsteins 2—12 Std. bei Zinunerteniperatur .... 9,6 — 9,7 ,, ,, Auf freier Flamme angewärmt . . 9,6 — 9,65 ,, ,, Durch einen Zusatz von 2,5 — 5 ccm offizineller Ameisensäure heß sich die Klärdauer auch bei gewöhnlicher Temperatur etwas kürzen. Der Zeitgewinn beträgt jedoch nur 14 Stunde. Da die jodometrische Ferrisalzbestimmung eme ziemhch hohe Jodwasserstoffkonzentration erfordert, so ist bei etwa not- wendig ersclieinendem Nachspülen der inneren Kolbenwandung mit mögliclister Oekonomie zu verfahren. Hingegen werde das 'I'itrationsgemisch vor Zugabe der Indikator- Stärke] ösung stark mit Wasser verdünnt, da der Blauumschlag in stark saurer Lösung empfindlich leidet. K. Kropat: EiBenbestiimiuing. 93 In Zusammeiifassuiig ergibt sich folgende Bestimmung des Eisengehalts in Extractum F e r r i p o m a t i . Auf den Grund eines genau tarierten Glasstopfenerlenmeyer- kolbens von 250 ccm Inhalt (Jodzalilkolben) verbringt man mit Hilfe eines Glasstabes, ohne die Kolbenwandung zu berühren, 1 g Extrakt, gibt aus einem Meßglase 30 ccm verdünnte Schwefel- säure hinzu und löst durch gelindes Erwärmen über einer ganz kleinen Flamme. Nachdem die Mischung auf Zimmertemperatur abgekühlt ist, versetzt man wiederum möglichst ohne Berührung der Koibenwandung mit 1,0 g iiUerf einst gepulvertem Kalium- permanganat und schwenkt 1 — 2 Minuten gelinde um. Nun er- wärmt man 2 — 3 Minuten auf einem zuvor zum Sieden erhitzten Wasserbade, liebt dann vom Feuer und läßt unter öfterem Um- schwenken erkalten bezw. so lange stehen, bis eine, wenn auch nicht klare, so doch hell ferrisalzgelbe Lösung vorliegt, in der keinerlei braune Mangansuperoxydreste mehr erkennbar sind. Ein etwa notwendiges /abspulen der inneren Kolben wandung bewerkstellige man mit 5 bis höchstens 10 ccm Wasser. Zur erkalteten Lösung fügt man 2 g Jodkalium und läßt Avohl verschlossen eine Stunde lang stehen. Nun wird mit Thiosulfat und Stärkelösung austitriert, nachdem man unmittelbar zuvor noch mit ca. 100 ccm Wasser verdünnt hatte. Sollverbrauch mindestens 9 ccm "/^o Thiosulfat - 5% Fe. 94 G H. Hillen: Kautschuk- und Guttaperchaharze. Arbeiten aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Bern. Untersuchungen über die Sekrete. Von A. T s c h i r c h, 98. Ueber Kautschuk- und Guttaperchaharze. Von G. H. Hillen. (Eingegangen den 17. XII. 1912.) 1. Ueber das Harz des Pontianak-Kautschuks. Der Pontianak-Kautschuk kommt auch unter der Bezeich- nung ,,Besk" und „dead Borneo" in den Handel, jedoch versteht man unter „dead Borneo'" mehr die Gattung im allgemeinen und rechnet dazu auch Sorten, die aus Sarawak, Sambas, Banjer und Palembang kommen. Letztere Marken repräsentieren eine bessere Sorte als Pontianak, Sarawak und Sambas eine geringere. Der Handelsname für allen ,,dead Borneo" ist Jelutong. Die Stammpflanze des Pontianak-Kautschuks ist Dyera costu- lata Hook. Das Harz dieses Rohkautschuks, also der in Aceton lösliche Anteil des Rohproduktes, ist bereits von anderen Autoren unter- sucht worden, so unter anderen von Sack und T o 1 1 e n s^), die daraus Alstol, Alstonin, Isoalstonin inid einen kautschukähnlichen Körper isolierten. Maurenbreche r^), der die Arbeiten fort- setzen sollte, hat keinen krystallinen Körper erhalten und nur Ameisensäure und Essigsäure nachweisen können. N. H. C o h e n') fand Lupeol, '/- und i:J-Amyrin neben Essigsäure, konnte aber Alstonin und Isoalstonin nicht nachweisen. A. D u b o s c^) hat aus Jelutong «- und |i-Harz isoliert. — Das alles veranlaßte uns, aufs neue die Untersuchung aufzunehmen und ist es uns gelungen, Klarheit über die Zusammensetzung dieses Harzes zu schaffen. 1) Ber. d. deutsch, ehem. Ges. .37, Heft 15. ") Dissertation, (Jöttingen 1906. 3) Dissertation, UtrecJit 1906. *) A. D u b o s c, Le Cautchouc et la Guttapercha 1911, Bd. VIII, S. 5754. G. H. Hillon: Kautschuk- und Guttaperchaharzo. 95 Das mir gütigst von Herrn Professor Dr. T s c li i r c li über- lassene Material war dem pliarmazeutisclien Institut der Universität Bern von Herrn Dr. Z i e s e r aus Hamburg zugesandt worden. Ueber die Gewinnung und Bescliaffenlieit dies(!S Harzes schreibt Herr Dr. Zieser: „Die frische Ware (Pontianak-Kaut- scliuk) enthält mindestens 65% Wasser und höchstens 8 bis 9% Kautschuk, das übrige ist Harz. Das Harz nun, wie es Ihnen vor- liegt, ist in siedendem Alkohol von 95% vollständig löslich. Es ist seinerzeit mit Aceton (mit geringem Benzolzusatz) in Lösung ge- bracht, hat sich nach dem Erkalten abgeschieden und ist dann ab- gepreßt worden. Bei unserer Fabrikation wird das Ihnen vorliegende Harz noch geschmolzen, um die letzten Lösungsanteile zu vertreiben." Das Harz findet in der Technik zur Papier- und Lackfabrikation, auch für Isolierzweeke und zu Feueranzündern Verwendung. Das mir vorliegende Material war ein krystallinisches Pulver von gelblich-weißer Farbe und zeigte unter dem Mikroskop Sphärite neben feinen und derben Nadeln. Mit diesem Material wurden nun zunächst Trennungsversuche gemacht mit etwa 58 verschiedenen Lösungsmitteln in der Kälte und in der Wärme. Dabei stellte sich heraus, daß auf diesem Wege keine exakte Trennung zu erreichen war; bei fast allen organischen Lösungsmitteln, die zur Anwendung gelangten, gingen Sphärite mit einem Teil der Nadeln in Lösung. Auch durcli fraktionierte Krystallisation war es nicht möglich, mikroskopisch einheitliche Körper zu bekommen. Wir versuchten dann, durch Mischungen verschiedener Lösungsmittel zum Ziele zu gelangen und hatten damit Erfolg. Schütteln der Substanz mit kaltem 95%igem Alkohol, Mi- schungen von Aether mit Weingeist oder Methylalkohol verschie- dener Konzentration, Behandeln mit Aleohol absolutus führten am besten zum Ziel. Wie bei derartigen Trennungsversuchen am einfachsten verfahren wird, soll im folgenden ausgeführt werden, und sind wir sichei', daß diese Metliode der Trennung sich auch für viele andere Harze eignen wird, besonders solche, die phytosterin- artige Körper neben Resen enthalten. Zur Trennung der in dem Gemisch enthaltenen Körper wurde das gelb ausseliende Pulver zunächst mit kaltem Alkohol von 95% Übergossen und einige Wochen beiseite gestellt; bei öfterem Um- schütteln zeigte sich dann, daß ein brauner Bestandteil leicht in Lösung ging. Die braune Lösung wurde dann von dem weißlichen Rückstand abfiltriert und das Extrahieren wiederliolt, bis beim Aus- ziehen mit weiteren Mengen Alkohol die Lösung farblos bUeb. Die braunen Laugen wurden von der größten Menge Lösungsmittel durch 96 G. H. Hillen: Kautschuk- und Guttaperchaharze. Abdestillieren befreit und nach Vereinigung der verschiedenen Auszüge beiseite gestellt. Im Anfang krystallisierten noch einige Nadeln und Sphärite aus, die mit dem weißen Rückstand vereinigt wurden; aber nach eiiüger Zeit blieb die Lösung, die auf ein geringes Volumen ge- bracht war, klar, und Abscheidungen wurden nicht mehr beob- achtet. Die braune Harzlösung wurde darauf in Wasser eingegossen, die kolloidale Lösung mit wenig Salzsäure angesäuert und das Harz durch Schütteln zur Abscheidung gebracht. Das Harz sollte auf diese Weise nach Möglichkeit gereinigt werden und die Färbung verheren; aber dieser Versuch hatte nicht den gewünschten Erfolg. Beim Trocknen des abgeschiedenen Harzrückstandes und Lösen in Aceton ging die Masse genau wie vorher mit dunkelbrauner Farbe in Lösung. Aber auch aus dieser Lösung krystallisierte nichts mehr aus, und destillierte ich deshalb die größte Menge Aceton ab, goß den Rückstand nochmals in angesäuertes Wasser, trocknete das abgeschiedene Gemenge bei einer 50" nicht überschreitenden Tempe- ratur und erhielt so eine gelblichbraune bröckelige Harzmasse. Dieses Harz löste ich in 10%iger alkoholischer Kalilauge, koclite einige Stunden am Rückflußkühler und goß die Lösung in mit Schwefelsäure angesäuertes heißes Wasser ein. Die abgeschiedene Harzmasse = a wurde noch heiß von der Lauge = b getrennt und bei 50" getrocknet. Die Lauge wurde, erkaltet, ausgeäthert und der Aetherrück- stand auf aromatische Säuren untersucht, aber ohne Erfolg. Die ausgeätherte wässerige Lösung wurde darauf mit vorgelegtem Kühler überdestilliert und konnte im Destillat, nach dem Neutralisieren mit Eisenchlorid, Essigsäure durch die blutrote Färbung nach- gewiesen werden. Um die Essigsäure durch die Analyse festzulegen, wurde das Destillat mit Silberkarbonat gekocht und das aus der eingedampften Lauge auskrystallisierende Silberacetat nach dem Umkrj'stallisieren getrocknet und geglüht: 0,0696 g Substanz gaben nach dem Glülieu 0,440 g Silber = 64,65% Ag; berechnet für Silberacetat = 64,61% Ag. Nachdem die Säure so festgestellt war, wurde die getrocknete Abscheidung in wenig Benzol gelöst^), mit Pyridin und Benzoyl- chlorid eine halbe Stunde (mit Luftkühler) gekocht und das Reak- tionsprodukt noch etwa drei Standen auf dem Dampfbade in einer Porzellanschale erhitzt. Nach dem Abkühlen wurde die Masse mit verdünnter Schwefelsäure verrieben, das Zurückbleibende mit stark 1) N. H. C o h e n und J. E. Q. B o s z; dieses Archiv 250 (1912). G. H. Hillen: Kaut?cliuk- und Guttaperchaharzo. !)7 verdünntem Alkohol einige Male ausgezogen und scidießlich der krystallinische Rückstand wiederholt unikrystallisieii. 80 wurde eine Verbindung erhalten, die einen Schmelzpunkt von 265 — 266° zeigte. Die braune Substanz war bei diesem Verfahren in die ersten Alkoholauszüge übergegangen. Die bei 265 — 266 "^ schmelzende Verbindung (Nadeln) wurde darauf im Platinscliiffchen mit reinem Sauerstoff vorsichtig verbrannt, und zeigte dieAnalyse folgendeDaten : 0,1012 g Substanz: CO2 = 0,3015 g, HjO = 0,0994 g. In Prozenten demnach gefunden .... 83,67 C, 10,04 H. Berechnet für Lupeolbenzoat CgiH^O,. C-Hg 84,07 C, 10,03 H. Cohen fand 83,73 0, 10,41 H. Sack und Teilens fanden 83,71 C, 10,10 H. Berechnet für C33H46O2 83,44 C, 9,79 H. Da nun der Schmelzpunkt von 266** gut auf Lupeolben- zoat stimmt und auch der Kohlenstoffgehalt mit dem für diesen Körper von anderen Autoren gefundenen Gehalt übereinstimmt, so darf man wohl schließen, daß hier Lupeol als Benzoat vorliegt, um so mehr, da eine Verwechslung mit Amyrinbenzoat ausgeschlossen ist. Die Schmelzpunkte von t«- und p- Amyrinbenzoat liegen be- kanntlieh sehr viel tiefer. Ein anderer Teil des so hergestellten Benzoates wurde mit 8%igem alkoholischem Kali verseift und das durch Eingießen in heiße, verdünnte Scliwefelsäure gewonnene Produkt des öfteren mit Wasser ausgekocht und aus wasserhaltigen! Aceton umkrystalli- siert, bis die erhaltenen Nadeln einen Schmelzpunkt von 211 ^ zeigten. Mit dem so gewonnenen Lupeol wTirde eine Molekulargewichts- bestimmung nach der Beckmann 'sehen Siedepunktsmethode vorgenommen, mit Aceton als Lösungsmittel, und im Mittel ge- funden: 372,7. Berechnet für Lupeol der Formel C26H42O = 370,42. Berechnet für Lui^eol der Formel CgiHgoO = 438,10. Hiernach sollte man annehmen, daß die erste Formel zu Recht bestellt; jedoch kann man auch hieraus noch keinen Schluß ziehen, und es werden erst weitere Arbeiten zeigen, welche Formel die richtige ist. Möglich ist auch, daß das Lupeol nur ein Isomeres vom Amyrin ist, da der Kohlenstoffgehalt nahezu gleich groß ist. Wie bereits vorhin erwähnt, ging nach dem Benzoylieren ein brauner Körper unverändert in den verdünnten Alkohol über; dieses braune Harz wurde nun vom größten Teil des Lösungsmittels durch Eingießen in angesäuertes Wasser befreit, das Abgeschiedene, um die letzten Reste Benzoesäure zu entfernen, öfter mit Wasser aus- Arch. d. Pharm. COLI. Bdt. 2. H«ft. 7 98 G. H. Hillen: Kautschuk- und Guttaperchaharze. gekocht und das so gereinigte Produkt bei 50" bis zum konstanten Gewicht getrocknet. Das so erhaltene braune Resen war bei Zimmer- temperatur von balsamartiger Beschaffenheit und gab bei der Ana- lyse folgende Daten: 0,2074 g Substanz: CO2 = 0,5866 g, HgO = 0,1602 g. In Prozenten: C = 77,13, H = 8.6. Mithin war in dem kalten Alkoholauszug nur L u p e o 1 - a c e t a t und ein Resen von brauner Farbe vorhanden ; be- merkenswert ist nur, daß das Resen in alkoholischer Lösung gerade für das sonst in kaltem Alkohol nahezu unlösliche Lupeolacetat und gerade für dieses besonders, und nicht für die später gefundenen Amyrinacetate, ein so hohes Lösungsvermögen besitzt. Inzwischen w^urde das zu Anfang mit kaltem Alkohol von dem braunen Harzgemisch befreite weiße Krystallgemenge weiter untersucht. Nach wiederholtem Umkrystallisieren aus kochendem Aceton wurde ein Krystallgemisch erhalten, das unter dem Mikro- skop derbe Nadeln, feine Nadeln und Sphärite zeigte. Um diese Körper zu trennen, schüttelte ich das getrocknete Krystallpulver (lufttrocken) mit Aether-Weingeist einige Miiiuten und filtrierte die Lösung dann rasch durch ein Faltenfilter vom Ungelösten ab. Auf dem Filter blieben derbe, harte Krystalle zu- rück, die nach öfterem Umkrystallisieren einen Schmelzpunkt von 227° zeigten. Die ätheralkoholische Lösung der Sphärite und feinen Nadeln wurde darauf von der größten Menge des Lösungsmittels durch Abdestillieren befreit und zur Krystallisation beiseite gestellt. Die weiße Abscheidung zeigte sodann unter dem Mikroskop wiederum feine Nädelchen und zum größten Teil Sphärite. Mit leichter Mühe konnten die Sphärite durch Schütteln mit kaltem Alcohol absolutus von den Nadeln, die darin nicht lös- lich waren, getrennt werden. Die Sphärite, ebenso wie die Nadeln, zeigten nach wiederholtem Umkrystallisieren ein einheitliches mikroskopisches Bild. Um nun die letzten drei Körper nacli der Trennung näher zu charakterisieren, wurden zunächst die derben, schwer löslichen pris- matischen Krystalle vom Schmelzpunkt 227'' mit alkoholischem Kali, wie oben beschrieben, hydrolysiert ; dabei konnte in der Lauge Essigsäure nachgewiesen werden, und wurde dieselbe als Acetat bestimmt. Die Analyse ergab: 0,0210 g Substanz: Ag = 0,0135 g, Ag = 64,3%. In Prozenten, berechnet für Silberacetat: Ag = 64,61. G. H. Hillen: Kautschuk- und Cuttaperchaharze. 99 Das beim Eingießen in Wasser abgeschiedene Reaktions- produkt wurde getrocknet und, wie bei Lupeol beschrieben, ben- zoyliert. Das so erhaltene Benzoat hatte einen Schmelzpunkt von 228 — 229", welclier dem Schmelzpunkt des Amyrinbenzoates gleich- kommt. Das Benzoat Aviirde dann wiederum hydrolysiert wie das Acetat — doch war hier ein längeres Kochen mit Lauge nötig. Das auf diese Weise gewonnene Reaktionsprodukt wurde getrocknet und dann wiederholt aus Aceton umkrystallisiert ; ich erhielt so Nadeln vom Schmelzpunkt lOS**. Die Analyse dieses Produktes ergab: 0,0692 g Substanz: COj = 0,2136 g, H2O = 0.0726 g. Demnach gefunden in Prozenten .... 84,05 C, 11,75 H. Berechnet für Ainyrin CgoH-oO 84,41 CW 1,84 H. N. H. Cohen fand 84,22 C, 12,07 H. Da der Schmelzpunkt des Benzoates und der des reinen Pro- duktes, ebenso der Kohlenstoffgehalt dem des [:i-Amyrin gleich- kommt, dürfte damit die Identität mit'diesem Körper nachgewiesen sein; die gefundenen derben prismatischen Krystalle sind also |:} - A m y r i n a c e t a t. Die feinen, in Alcohol absolutus unlöslichen Nadeln, zeigten auch nach öfterem Umkrystallisieren einen unscharfen Schmelz- punkt, die Nädelchen sinterten bei 178", der Schmelzpunkt lag bei 185». Die Elementaranalyse ergab : 1. 0,0838 g Substanz: 0,2512 g CO2 imd 0,0824 g H2O. 2. 0,0800 g Substanz: 0,2409 g CO2 und 0,0822 g H2O. Gefunden demnach in Prozenten Berechnet für üt-Ainyrinacetat 1. 2. im Mittel C32H52O2: C == 81,8 82,1 81,95 81,96 H = 11,0 10,9 10,95 11,21 Die Substanz wurde darauf wie beim j^J-Amyrinacetat hydro- lysiert und benzoyliert und zeigte das Benzoat einen Schmelzpunkt von 195", d. h. den des (^-A m y r i n b e n z o a t e s. Das Benzoat wurde dann wiederum hydrolysiert und zeigte das Reaktions- produkt nach öfterem UmkrystalUsieren und Trocknen bei 80" einen Schmelzpunkt von 182 — 183", und die Elementaranalyse ergab: 0,1538 g Substanz: 0,4738 g CO, und 0,1408 g H^O. Demnach gef luiden Berechnet f üi' M a \i r e n b r e c li e r in Prozenten: ot-Amyrin C30H5QO: fand: C = 84,01 84,41 83,72 H = 11,34 11,82 11,99 7* 100 G. H. Hillen: Kautschuk- und Guttaperchaharze. N. H. Cohen fand: C -= 84,26 H = 11,95 Die feinen Nadehi bestehen somit, da der Schmelzpunkt des Benzoates und der des hydrolysierten Produktes auf a - A m y r i n stimmt, und der Kohlenstoffg ehalt der Nadeln auf a-Amyrin- a c e t a t , ebenso der des über das Benzoat gereinigten Produktes annähernd dem des «-Amyrins gleichkommt, aus a-Amyrin- a c e t a t. Die Essigsäure wurde dabei in gleicher Weise wie beim P-Amyrinacetat durch Kochen des aus der Lauge gewonnenen Destillates mit Silberkarbonat und Analysieren des auskrystalli- sierenden Silberacetats bestimmt. 0,0426 g Silberacetat gaben beim Glühen 0,0275 g Ag = 64,57% Ag; berechnet für Silberacetat in Prozenten = 64,61 Ag. Es bheb nun noch übrig, die bei der Trennung durch Lösen in Alcohol absolutus gewonnenen Sphärite zu charakterisieren. Dieser Körper zeigte einen Schmelzpunkt von 203 — 204", sinterte aber schon bei lOS*^, zeigte also einen sehr unscharfen Schmelzpunkt. Die Analyse der Substanz ergab: 1. 0,0948 g Substanz: 0,2828 g COg und 0,0941 g HgO. 2. 0,1458 g Substanz: 0,4348 g COj und 0,1422 g HgO. Demnach in Prozenten gefunden: Berechnet für 1. 2. im Mittel Aniyrinacetat C32H62O2! C = 81,37 81,33 81,35 81,96 H = 11,10 10,91 11,005 11,21 M a u r 6 n b r e c h e r'^) fand in Getah Kenavi für Amyrinacetat : C = 81,21 H = 11,18 N. H. Cohen fand für Amyrinacetat: C = 81,95 H = 11,36 Hier mußte demnach ein noch stark verunreinigtes (wenn überhaupt) «-Amyrinacetat vorliegen, was auch durch den Schmelz- punkt angezeigt wurde. Um hier Klarheit zu schaffen, wurde der Körper, ebenso wie beim p- Amyrinacetat angegeben, hydrolysiert und benzoyliert; das Benzoat zeigte dann einen Schmelzpunkt von 194", d. h. den des a-Amyrinbenzoates ; hydrolysiert zeigte dieser Körper nach dem Umkrystallisieren aus Aceton feine Nadeln (Schmelzpunkt 183") wie ot-Amyrin. ^) Dissertation, Göttingen 1906. G. H. Hillen: Kautschuk- und Guttaperchaharze. 101 Die Analyse ergab: 0,0884 g Substanz: 0,2781 g CO2 und 0,0928 g H^O. In Prozenten C = 84,05, H = 11,70. Berechnet für «-Aniyrin C30H50O: C = 84,41, H -: 11.81. Aus der Lauge der hydrolysierten Sphärite ließ sich, wie oben, wieder das Silberacetat darstellen. Die Analyse ergab: 0,0461 g Substanz gaben beini Glülien 0,0296 g Ag, in Prozent«m = 64,55 Ag; berechnet für Silberacetat in Prozenten = 64,61 Ag. Somit bestehen auch die Sphärite, dem Schmelzpunkt des Benzoates und dem Kohlenstoffgehalt des gereinigten Produktes nach, aus a - A m y r i n a c e t a t. Bei der Analyse der Sphärite läßt der etwas zu niedrig ge- fundene C- Gehalt, ebenso wie der H- Gehalt und der niedere Schmelz- punkt auf Verunreinigung mit Resen schließen, und dieses fanden wir auch bei der Hydrolyse bestätigt; diese Verum-einigung ist eben nur durch Reinigen über das Benzoat zu entfernen. Was die Krystallform dieser Phytosterine anbetrifft, so ist darüber zu sagen, daß diese stets bedingt ist durch das Lösungs- mittel und die Temperatur; auch ist dieselbe von dem Wasser- gehalt dieser Körper abhängig. Zwar nehmen diese Körper schwer Wasser auf und enthalten nur verschwandend geringe Mengen; beobachtet wurden bis zu 0,2%; aber auch so gennge Mengen müssen \vohl die Krystallform bei diesen Körpern schon wesentlich beeinflussen. So sagt W i n d a u s^), daß das Cholesterin wasser- frei in feinen Nadeln krystallisiert, aus Alkohol in durchsichtigen Tafeln mit Wassergehalt. Audi mir war es möglich, das reine Lupeol aus Alkohol in feinen Nadelbüscheln, aus Aetheralkohol in scharfen Nadeln, aus wasserhaltigem Aceton in Sphäriten zu erhalten. Es ist deshalb erklärlich, daß sich die feinen Nadeln und Sphärite, die wir anfangs für verschiedene Körper hielten, beide als identisch mit 6t-Amyrinacetat zeigten; möghch, daß durch die Behandlung mit Aether- Weingeist ein Teil des Gemisches wasserfrei krystallisiert und nach dem Verdunsten des Aethers die Sphärite wasserhaltig werden; das würde auch die leichte Trennung mit Alcohol absohitus erklären. Möglicherweise sind diese Krystalle mit geringen Mengen Wasser leichter löslich und haben das Bestreben, in den wasserfreien Zustand überzugehen. 1) Dieses Archiv 246, Bd. II, Heft 1908. 102 G. H. Hillcn: Kautschuk- und Guttaperchaharze. Bei Angabe der Krystallform ist jedenfalls gut, stets das Lösungsmittel mit anzugeben, worauf bereits N. H. C o h e u^) hingewiesen hat. Mit den aus Pontianak isolierten Körpern wurden dann noch die folgenden Reaktionen angestellt: L i e b e r m a n n 'sehe Reaktion. Geringe Mengen Sub- stanz (0,002 — 0,003 g) wurden in 10 Tropfen Essigsäureanhydrid gelöst und unter Kühlung 1 — 2 Tropfen konz. HgSO^ hinzugefügt. Die Farbenübergänge Avurden festgestellt. Die Endreaktion wurde nach 24 Stunden beobachtet: Substanz Farbenübergänge Phytosterin vorübergehend rosenrot, blau, blaugrün Lupeol |3-Amyrinacetat .... üt -Amyrinacetat .... Rasen rot, dunkelrot, rot, rotbraun rosa, kirschi-ot, rot, braun rosa, rosenrot, kirschrot, orangebraun braunrot, dunkelbraun, grüngelb H e s s e - S a 1 k o w s k i 'sehe Reaktion. 0,002—0,003 g Substanz in 3 ccm Chloroform gelöst und mit 3 ccm Scliwefelsäure durchgeschüttelt. Einige Tropfen der Chloroformlösung auf einer Porzellanschale verdunsten lassen {Tropfenfärbung). Substanz Chloroform Schwefel- säure Fluoreszenz Tropfen - färbvmg Phytosterin kirschrot, später violett gelb grüne Fluor- eszenz der Schwefelsäure blauviolett Lupeol (3 -Amyrinacetat . (y. -Amyrinacetat . Resen braunrot, später rosa scliwach rosa i schwach rosa rotbraun gelb gelb gelb dunkel - gelb schwach grünlich schwach grünlich schwach grünlich grünlich blauviolett blauviolett rötlich blau rotbraun Das Pontianakliarz best eh t somit aus Lupeol acetat, «- und ^.^ -Amyrinacetat und einem Resen. 1) N. H. C o h e n, Dissertation, Utrecht 1906. C H. Hillon: Kautschuk- und Ciuttapcn;haliarzo. 103 Wir können die Untersuchung von N. H. Cohen (Disser- tation, Utrecht 1906) der Hauptsache nach bestätigen, nur daß wir für Lupeol ein anderes Molekulargewicht gefunden, und daß wir außerdem noch ein Resen isoliert haben, welches in Alkohol leicht löslich ist und die Farbe des Pontianakliarzes bedingt. Auch halten wir das Verfahren, wie es N. H. Cohen angewendet, bei der Unter- suchung von Pontianakharz nicht für ganz einwandfrei ; denn im Falle man gleich das ganze Harzgemenge hydrolysiert, läßt sich nicht mehr bestimmen, welche Körper in dem Gemisch an Säuren gebunden sind und ob neben den Estern auch freie Alkohole vorkommen. Das Verfahren C' o h e n's hat hier zufällig zu richtigen Re- sultaten geführt, da hier nur eine esterbildende Säure vorliegt; wenn mehrere vorhanden sind, ist es aber zu verwerfen. 2. Das Harz des Lewa- Kautschuks aus Deutsch- Ost- Afrika. Der Lewa-Kautijchuk für unsere Untersuchung wurde von der Firma 0. Gentzsch, Hamburg, bezogen und, als aus Deutsch- Ost- Afrika von der Plantage Lewa (den Le^a Rubber Estates Ltd. gehörig) kommend, fakturiert. Dieser Kautrchuk stammt von der kultivierten Manihot Glaziovii Müller Arg., einer Euphorbiacee. Der für unsere Untersuchungen verwendete Lewa-Kautschuk bestand aus handgroßen, etwa 2 cm dicken Stücken und zeigte auf dem Quersclinitt ein grauweißes Aussehen. In. der Masse waren kleine Pflanzenteilchen zu sehen, und war der dunkelgrün aus- sehende Kautschuk von Pflanzenfasern und Haaren zum Teil be- deckt. Die Stücke zeigten eine zähe Beschaffenlieit, ohne schmierig zu sein. An einer Probe dieses Kautschuks wurde zunächst der Harz- gehalt festgestellt; dieser betrug 7%. Dann wurde das Material in kleine Stücke zerschnitten und mit Aceton in zirka 38 Stunden erschöpft; die heißen Laugen wurden am Abend abfiltriert und der Kautschuk gleich wieder mit dem Lösungsmittel Übergossen. Die ersten Auszüge waren stark grün gefärbt, die letzten hellgrün bis farblos. Aus den gesammelten Laugen setzte sich sogleich nach dem Erkalten ein schwer löslicher voluminöser Niederschlag ab, der, aucli wiederholt umkrystallisiert, gefärbt bUeb. Weder die Hydrolyse dieses Körpers nocli Benzoylierungsversuche gaben ein Resultat ; Phy tosterinreaktionen nach Liebermann und Hesse-Salkowsky waren negativ. Bei vorsichtigem Trocknen zeigte der Körper einen sein- unscharfen Schmolzpunkt, ca. bei 120". 104 Ci. H. Hillen: Kavitschuk- luid Guttaperchaharze. Die erhaltenen Auszüge wurden dann vom größten Teil des Lösungsmittels durch Abdestillieren befreit und zur Krystallisation beiseite gestellt. Nach einiger Zeit setzte sich aus diesen Laugen ein in Blättchen krystallisierender Körper ab, vermischt mit ge- ringen Mengen des zuerst beschriebenen grünen Körpers. Die grün gefärbte Lauge wurde darauf von dem Ungelösten abfiltriert und die Blättchen durch wiederholtes Umkrystallisieren von den Ver- unreinigungen befreit. Der so erhaltene Körper zeigte sich unter dem Mikroskop als aus feinen silberglänzenden Krystallblättchen bestehend, die nach dem Umkrystallisieren aus Aether-Alkohol einen Schmelzpunkt von 135 — 136" zeigten. Die Verbrennung ergab: 0,0748 g Substanz: 0,0222 g CO2 und 0,0790 g HgO. Demnach gefunden Berechnet füi* Isocholesterinacetat in Prozenten: C26H42O2 oder C28H480g: C = 80,83 81,15 80,94 H = 10,96 11,20 11,70 Um nun festzustellen, ob diese Substanz, die dem Schmelz- punkt und Kohlenstoffgehalt nach auf Isocholesterinacetat stimmte, mit diesem Körper identisch war, wurde die Substanz mit 8% iger Natronlauge hydrolysiert und konnte dabei in der Lauge Essigsäure nachgewiesen werden. Das beim Eingießen in angesäuertes Wasser zurückgebliebene Reaktionsprodukt wurde getrocknet und aus Aether-Alkohol mehrmals umkrystallisiert ; dabei erhielt ich feine Nadeln mit einem Schmelzpunkt von 138". Die Analyse ergab: 0,0584 g Substanz : 0, 1 786 g CO2 und 0,0644 g HgO. Demnach gefunden A. U r i c h Berechnet für Isocholesterin in Prozenten: fand: C24H40O oder C28H44O; C = 83,42 83,42 83,72 83,87 H = 12,10 11,86 11,72 11,92 Somit dürfte wohl dieser Körper, dem Schmelzpunkt des Acetates und der hydrolysierten Substanz nach, ebenso wie dem Kohlenstoffgehalt der beiden Substanzen nach, als Isochole- sterin gebunden an Essigsäure anzusprechen sein. Auch die nach Hesse-Salkowski angestellte Farben- reaktion gab die für Isocholesterin typischen Färbungen : Chloroform : rosa; Schwefelsäure: gelb. Die vom Isocholesterinacetat abgegossene grüne Flüssigkeit wurde, nachdem sich nichts mehr absetzte, vom Lösungsmittel befreit, getrocknet und mit alkoholischer Kalilauge am Rückflußkühler gekocht — aber beim l^^higießcn der Lauge in G. H. Hillon: Kautschuk- und Cluttaperchaharzo. 105 angesäuertes Wasser wurde das sich absetzende Produkt unverändert zurückgewonnen. Darauf wurde die ätherische Lösung des Körpers mit Chlor- calcium getrocknet, abfiltriert, der Aether abgezogen, der Rück- stand nochmals getrocknet und die Substanz im Vakuum destilliert. Bei 220" gingen einige ölige Tropfen über, dann aber zersetzte sich plötzlich die Substanz in Fraktionskolben, und es blieb nur eine schwarze Masse zurück, die nicht weiter untersucht wurde. Das Harz des Lewa-Kautschuks besteht somit aus einem schwer löslichen grünen amorphen Körper, Isocholesterinacetat und einer dunkelgrünen balsamartigen Harzmasse. 3. Das Harz des Guayule- Kautschuks. Die ersten Kenntnisse der Guayulepflanze stammen aus dem Jahre 1852. Die allgemeine Aufmerksamkeit wurde 1876 auf den Kautschukgehalt der Pflanze gelenkt. Aber erst 1905 gelang es, den Guayulestrauch erfolgreich auf Kautschuk auszubeuten^). Guayule^), Farthenium argentatum Gray, Compositae, ist ein ungefähr drei Fuß hoher Strauch, der auf dem nördlichen Plateau vom Mexiko wild wächst und vornehmlich in seiner Rinde, aber auch im Holz Kautschuk enthält. Zur Gewinnung des Kautschuks ziehen die Leute den Strauch mit der Wurzel heraus, binden die Sträucher zu Bündeln und trans- portieren diese zur nächsten Station, wo Maschinen aufgestellt sind, die das Strauchwerk zu Ballen zusammenpressen, die dann zur nächsten Fabrik befördert werden. Der Kautschuk, der von uns zur Untersuchung verwendet wurde, wurde von der Firma S. M a d e r o & C o. S. E. C. auf der Hazienda San Tiburcio im Staate Zacatecas auf folgende Weise ge- wonnen: Die Stengel wurden geraspelt, der Kautschuk nach einem besonderen Verfahren extrahiert und gewaschen, so daß ein festes Produkt gewonnen wurde. Dieser auf sorgfältige Weise gewonnene Kautschuk enthält ungefähr 16% Harz gegen 24 — 30% der meisten anderen Marken. Die Analyse des Kautschuks zeigte folgende Daten : Wassergehalt 21% Harzgehalt 16% Schmelzpunkt 1200C. In Benzol von 35" C. unlösliche Bestand- teile 2,9% ') F. E. Llyod, India Kubber Jouinial (1911), S. 19-21. *) Riensch und Held, Broschüre: Guayule-Kautschuk. 106 G. H. Hillen: Kautschuk- luid Guttaperchaharze. Der Guayule-Kautschuk ist von anderen Forschern verschie- dentlicli untersucht worden, jedoch beschäftigten sich die Autoren nieist mit der Feststellung des Harzgehaltes oder anderer Bei- substanzen, wie des ätherischen Oeles. Zu unseren Untersuchungen verwendeten wir etwa 2 Kilogramm des von der Firma R i e n s c h & Held gelieferten Kautschuks, große, etwa 4 cm dicke Stücke von schwarzem Aussehen und kleb- riger Beschaffenheit. Dieses Material wurde nach Möglichkeit in kleine Stücke zerschnitten und in großen Kolben einige Wochen mit kaltem Alkohol stehen gelassen und des öfteren umgeschüttelt; dabei löste sich der größte Teil des Harzes mit brauner Farbe. Die Laugen wurden eingedampft und zum Absetzen beiseite gestellt. Es setzte sich aber auch bei langem Stehen in der Kälte nichts ab. Darauf wurden die mit kaltem Alkohol erschöpften Massen mit siedendem Alkohol am Rückf lußkühler erschöpft. Die Laugen wurden abends abfiltriert und eingedampft, bis auf ein geringes Volumen. Das Kochen mit siedendem Alkohol wurde im ganzen etwa 56 Stun- den fortgesetzt. Aus den gesammelten Auszügen setzte sich nach einiger Zeit ein wenig eines amorphen Körpers ab; die kleine Menge wurde wiederholt in heißem Alkohol gelöst, konnte aber nicht kristal- linisch und rein weiß erhalten werden. Die nach L i e b e r m a n n und Hesse- Salkowski angestellten Farbenreaktionen gaben keinen Ausschlag; es war also kein phytosterinartiger Körper vorhanden. Der Körper wurde sodann mit 10%iger alkoholischer Kalilauge gekocht und nach dem Abdestillieren der größten Menge Alkohol in mit H2SO4 angesäuertes heißes Wasser eingegossen ; aber auch hierbei fand keine Veränderung statt und konnte im Filtrat keine Säure nachgewiesen werden. Darauf wurde nochmals in heißem Alkohol gelöst und die Abscliei- dung bei einer 50*' nicht übersteigenden Temperatur getrocknet. Der Körper zeigte dann einen Schmelzpunkt von 75'', und die Ana- lyse ergab: 0,0412 g Substanz gaben COj = 0,1160 g, HjO = 0,0508 g; in Prozenten C = 76,78, H = 12,54. Die zurückbleibende grünlichbraune Harzmasse wurde in Aether gelöst und mit l%iger NaOH-Lauge geschüttelt; dabei blieb ein grün aussehender Teil in dem Aether gelöst = I, und ein dunkel- brauner Teil ging in Natronlauge über = II. I. Die ätherische Lösung wurde vom Lösungsmittel durch Abdestillieren und Abdampfen befreit und der Körper in Alkohol gelöst. Als sich nach einiger Zeit nichts absetzte, wurde die Sub- C H. Hillt'u: Kuiitsclink- imd ( Juttupcrclmlianso. 107 stanz mit 6%igei' alkoholischer Kalilauge gekocht und in mit Schwefel- säure angesäuertes heißes Wasser eingegossen. Dabei setzte sich das hellgrün aussehende Harz ab, und in dem wässerigen Filtrat koiuitc nach dem Ausäthern eine Säure vom Schmelzpunkt 120*' isoliert werden. Diese Säure wurde bereits von A 1 e x a n d e r i) als ein der Zimmtsäurereihe angehörender Körper erkannt. Die abgescliie- dene Harzmasse \^alrde dann weiter getrocknet und in Alkohol gelöst beiseite gestellt. Aber auch nach wochenlangem Stellen setzten sich keine Krystalle ab. Darauf wurde die Substanz durcli Abdestillieren, Abdampfen vom Lösungsmittel befreit und der Rückstand mit Aether aufgenommen, die ätherische Lösung mit Chlorcalcium getrocknet und das vom Aether befreite Harz im Vakuum destilliert : Bei 70" und 10 mm Druck begann die Flüssigkeit zu sieden, und bei 110" gingen einige Tropfen eines hellgelben Oeles über, aus dem sich feine Kryställchen in geringer Menge absetzten. Eine z\\eite Fraktion bei 185", die aus einem blauen Oel bestand, setzte dieselben feinen Nädelchen ab, zuletzt ging dann bei 235" und 13 mm Dmck ein dickes gelbes Oel über, das nichts melir absetzte; im Kolben verblieb ein schwarzer Rückstand. Der aus der ersten und zweiten Fraktion durcli Befreien vom Oel gewonnene krystal- linische Körper, der aus feinen Nadeln bestand, war leider nur in selir geringen Mengen vorhanden und konnte nach dem Umkrystal- lisieren und Trocknen nur der Schmelzpunkt = 166" festgestellt werden. Mit der übrigbleibenden Substanz wurden noch die Phyto- sterinreaktionen nach Hesse-Salkow^ski und Lieber- m a n n angestellt, mit negativem Erfolge. IL Der an Natronlauge übergegangene Teil des Guayule- Harzes wurde in mit Schwefelsäure angesäuertes heißes \^'asser eingegossen und die abgeschiedene Harzmasse durch Abfiltrieren und Auswaschen von der Lauge getrennt. Das Filtrat -wTirde zu- nächst ausgeäthert, um etwa aromatische Säuren nachzuweisen; aber diese waren nicht vorhanden, und wurde deshalb die vom Aether befreite saure Flüssigkeit destilliert. Im Destillat ließ sich dann, nach dem Neutralisieren einer Probe, Essigsäure mit Eisen- chlorid nachweisen und wurde die wässerige Flüssigkeit deshalb mit Silbercarbonat gekocht, filtriert, eingedampft und das zurück- bleibende Silberacetat aus heißem Wasser umkrystaUisiert. Die Analyse ergab: 0,0354 g Substanz gaben beüu Glülien 0,0238 g Ag = 64,4"o; berechnet für Silberacetat = 04,61%. 1) Alexander, Bar. 44 (1911), 2320, 108 G. H. Hillen: Kautschuk- und Guttaperchaharze. Die nach dem Eingießen in angesäuertes Wasser auf dem Filter zurückbleibende Harzmasse wurde getrocknet und in Aether gelöst; dabei setzte sich ein schwer löslicher Körper ab, der nur in Pyridin löslich war und daraus umkrystalUsiert feine büschelige Nadeln zeigte. Beim Bestimmen des Schmelzpunktes bräunte sich der Körper bei 290,3°; die Analyse konnte nur mit sehr wenig Sub- stanz ausgeführt werden und ergab; 0,0304 g Substanz: 0,0796 g CO2 und 0,0322 g HgO; in Prozenten C = 71,4, H = 11,82. Die nach Hesse-Salkowski und Liebermann angestellten Phytosterinreaktionen waren negativ. Von der ätheri- schen Lösung des Harzes wurde der Aether abdestilliert ; der Rück- stand, in Alkohol gelöst, zeigte auch nach längerem Stehen keine Kry- stallabscheidung. Darauf wurde das Lösungsmittel abdestilliert, der Rückstand getrocknet und in einem großen Kolben mit 8%iger wässeriger Natronlauge gekocht unter gleichzeitigem Durchleiten von Wasserdampf. Die Flüssigkeit schäumte dabei stark, und es ging ein wenig ätherisches Oel mit dem Wasser über. Dieses bläulich aussehende Oel wurde mit Aether ausgezogen, der Aether verdunstet und das Oel fraktioniert; dabei gingen einige Tropfen eines blauen Oeles über. Mit der geringen Menge stellten wir eine spektroskopische Untersuchung an; wir glaubten, daß es sich hier wie bei anderen Kompositen-Oelen um A z u 1 e n handeln könne, jedoch waren im Spektralapparat keine Azulenbänder sichtbar. Die mit Wasserdampf behandelte Lösung des Harzes in Natron- lauge wurde dann von dem Lösungsmittel durch Eindampfen befreit, der Rückstand, der ein bräunliches Aussehn hatte, in Alkohol ge- löst und die Lösung in mit Schwefelsäure angesäuertes AA'asser ein- gegossen, gewaschen und getrocknet. Der Trockenrückstand wurde wiederum in Alkohol gelöst und zur Krystallisation beiseite gestellt. Aber auch nach dieser Behandlung setzten sich keine Krystalle ab. Die Lösung wurde deshalb wie bei I. vom Lösungsmittel befreit, in Aether gelöst, die ätherische Lösung mit Chlorcalcium getrocknet, das Lösungsmittel verdunstet und der Rückstand der fraktionierten Destillation im Vakuum unterworfen. Die Harzmasse begann bei 100*^ und 10 mm Druck zu sieden, und einige Tropfen eines gelblichen Oeles gingen über; die Haupt- menge aber destillierte bei 235" über, und im Kolben blieb ein schwarzer Rückstand. Aus beiden Fraktionen setzte sich bei längerem Stehen ein krystallinisclier Körper ab. Um nun die geringen Mengen dieser Krystalle vom Oel zu befreien, wurde das dicke Oel auf dickes, glattes Filtriei'papier, wie man es zur Kapillaranalyse verwendet, G. H. Hillen: Kautschuk- und Guttaperchaharze. 109 gestrichen und die zurückbleibenden Krystalle vorsichtig abge- kratzt und aus verdünntem Alkohol unikrystallisiert. Die so erhal- tenen, fettig anzufühlenden, schollenartigen Krystallniassen wurden bei einer 40 *' nicht übersteigenden Temperatur getrocknet. Die etwas gelblichen Krystalle zeigten einen Schmelzpunkt von 48 — 50", und die Analyse ergab: 0,0980 g Substanz gaben 0,2707 g COj und 0,1074 g H,0; in Prozenten C = 75,33, H = 12,25. Die nach L i e b e r m a n n und Hesse- Salkowski angestellten Phytosterinreaktionen waren negativ. Das Guayule-Kautschukharz, das von weicher Beschaffenheit war, zeigt somit ein ganz'anderes Verhalten wie andere Kautschuk- harze. Es enthält keine phytosterinartigen Körper, wie die meisten Harze anderer Kautschukarten. Möglicherweise besteht es der Haupt- sache nach aus den in der Pflanze vorkommenden verharzten An- teilen des ätherischen Oeles, das von A 1 e x a n d e r^) näher unter- sucht \%Tirde. Bei unserer Untersuchung standen uns zu kleine Mengen zur Verfügung, um die erhaltenen Körper weiter zu charak- terisieren; die Mengen Substanz für die Analysen waren sehr gering, und darf die Untersuchung deslialb nur als eine vorläufig orientierende angesehen werden. 4. Bestimmung des Harzgehaltes der Kautsehuksorten des Handels und Untersuchung der Harze auf phytosterinartige Körper. Die verschiedenen Kautschuksorten wurden am Rückfluß- kühler mit siedendem Aceton extrahiert, die erhaltenen Auszüge heiß filtriert, das Aceton abdestilliert, der Rückstand bis zum kon- stanten Gewicht getrocknet und gewogen. Nachdem so der Harzgehalt bestimmt, wurde das Harz mit Aeth er- Alkohol in Lösung gebracht und nach dem Verdunsten des Aethers die auskrystallisierten Produkte nach dem Umkrystalli- sieren mikroskopisch untersucht und die Farbenreaktionen an- gestellt. Die umstellende Tabelle zeigt das Ergebnis. 5. Das Harz der Malabuwai- Guttapercha. Mit Malabuwai oder besser Meaboewai^) wird im Malaiischen der Baum Ahtonia grandijolia Miq. bezeichnet, der einen zu einer guttaartigen, harzigen Masse eintrocknenden Milchsaft besitzt. Die Malabuwai-Guttapercha für meine Untersuchungen wurde von Herrn Dr. K i ß 1 i n g im Jahre 1902 auf Pangalang (zu den 1) Ber. 44 (1911), 2320. •) Nach Angaben von Prof. Dr. Voigt- Hambiu-g. liö G. H. Hillen: Kautschuk- und Guttaperchaharae. a bc a> a '^ <^x> u u T-rt H -5 «8 C ß ■*^ ^ •« o o ,13 2 " s 5 ----5 S 2« a 5 ö 60 bO o't'sh ,-ij2 o^'"-i tiD bJO 2 ö '-' s ^ Ca 2 ^, Q ^-^ £ «:Ö 'S 'S > «2 w a a a> S ■ 00 o) 55 .2 »: S Mg "^ ^ r^ ^^ X "-^ 2 £^ S •-- iT X >^ o. I a r! 03 'i cö CS g ^M o ^ ^^ a. ^^ CC ' O 'S -3 O -H O '-^ Ol c3 o ^ .2 "» 2 «1 1 e 1 1 i Tscliirch und Edner hn Mittel: im .Mittel: C = 74,41% C - 74,46% H - 7,96% H - 7,92% 126 A. Tschirch u. M. Ruszkowski: Neuer Rhabarber. Mit konzentrierter Salpetersäure färbte sich dieser Körper braun, mit konzentrierter Salzsäure blaßrot. Mit M i 1 1 o n 's Reagens gab er einen orangegelben Nieder- schlag. Diese Reaktion ist sehr empfindlich, und auch Spuren gaben diese Reaktion noch deuthch. Die physikalischen und chemischen Eigenschaften der von uns durch Hydrolyse des Rhaponticins gewonnenen Verbindung stimmen mit denen des von Tschirch und Cristofoletti beschriebenen Rhaponticins überein. Da bekanntUch die Glykoside sowohl durch Enzyme als auch durch verdünnte Säuren sich spalten lassen, so haben wii* auch das Rhaponticin der Einwirkung eine Enzyms und zwar des Emulsins unterworfen. Die Versuche nüt Eniulsin haben wir auf folgende Weise aus- geführt : Versuch I. Gut gepulvertes Rhaponticin Avurde im Becherglase mit Wasser Übergossen, mit einem Teile des Emvilsins versetzt und das Gemisch bei 35° während 24 Stunden ruhig stehen gelassen. Versuch IL Das Rhaponticin wurde in Sodalösmag gelöst, dann mit dem Emulsin gemischt und bei 35° 24 Stunden stehen gelassen. Versuch III. Eine kleine Menge Rhaponticin wurde in 10%igem Alkohol gelöst, dann mit dem Emulsin gemischt und wie in Versuchen I und II behandelt. Die Versuche führten aber nicht zum gewünschten Ziel, und es gelang nicht das Rhaponticin durch Emulsin zu spalten. Die beim Behandeln des Rhaponticins mit 10%iger Schwefel- säure gewonnene Lösung wurde auf Zucker untersucht; sie zeigte deutliche Zuckerreaktionen : reduzierte F e h 1 i n g 'sehe Lösung schon in der Kälte und beim Erwärmen der Flüssigkeit mit salz- saurem Phenylhydrazin und Natriumacetat bildete sich ein Osazon vom Schmelzpunkt 205". Die Flüssigkeit drehte rechts. Es kann also keinem Zweifel unterhegen, daß als Spaltungs- produkt des Rhaponticins eine Zuckerart und zwar die d-Glykose auftritt. Es ist uns denn auch gelungen diese Zuckerart in freiem Zu- stande zu isolieren. Zu diesem Zweck woirde die mit Tierkohle entfärbte Flüssigkeit im Vakuum stark konzentriert und dann stehen gelassen. Nach einigen Tagen bildeten sich in geringer Zahl kleine Kryställchen. Durch Zusatz von etwas Alkohol konnte die Krystalli- sation etwas beschleunigt werden. A. Tschircli u. M. Ruszkowski: Neuer Rhabarber. 127 Analyse der ätherischen Lösung der Anthrachinone (vergl. S. 123). Die ätlierische Lösung der freien Anthrachinone war rotgelb gefärbt und hinterließ nach dem Abdanipfen des Aethers einen volumi- nösen Rückstand, der eine rotgelbe Farbe hatte. Der Niederschlag wurde in 10%igor Sodalösiuig in der Siedehitze gelöst, die rotbraun gefärbte Ijösung heiß filtriert und das Filtrat stehen gelassen. Nach deni Ab- kühlen der Flüssigkeit schied sich ein gelber Körper aus. Der Körper wurde von der Mutterlauge befreit, mit viel Wasser gewaschen, getrocknet und zur näheren Untersuchung aufbewahrt. Die rotbraun gefärbte Mutterlauge wurde mit Salzsäure bis zur saui'en Reaktion versetzt. Es entstand dabei ein Niederschlag, der nach dem Abfiltrieren, Waschen und Trocknen ein braungelb gefärbtes amorphes Pulver darstellte. Dieses Pulver koiuite Emodin und Rhein enthalten, da diese Körper die Eigenschaften besitzen, sich in kalter- Sodalösung zu lösen vmd beim Versetzen der Lösung mit Säuren auszufallen. Da das Pulver noch stark verunreinigt war, so wurde es mit Chloroform im Soxlilet extrahiert. Der in Cliloroform unlösliche Teil könnte das Rhein darstellen. Zur Identifizierung wurde der Extraktionsrückstand in nicht zu viel Alkoliol beim Erwärmen gelöst und die Lösung sicli selbst überlassen. Da auch nach längerem Stehen keine I^ystall- bildung zu sehen war, so wiu"de der Alkohol abgedampft, der Rückstand in PjTidin gelöst Lind wieder der Ivrystallisation überlassen. Aber auch in diesem Fall konnte keine Spur von Rheinkry stallen nachgewiesen werden. Emodin. Das Emodin wurde in folgender Weise dargestellt: Aus dem Chloroform-Auszuge (s. oben) -wurde das Cliloroform abgedampft und der Rückstand anfangs aus Pyridin, dann aus Alkohol um- krystallisiert. Der auf diese Weise gereinigte Körper stellte ein krystallini- sches gelbes Pulver dar. Die bei 150" getrocknete Substanz hatte einen Schmelzpunkt von 250''. Diese Eigenschaften der isolierten Verbindung stimmen gut mit denjenigen des Rheum-Emodins überein und auch die folgenden Resultate der Elementaranalyse sprechen dafür, daß wir es hier mit Rheum-Emodin zu tun haben : 1. 0,1314 g gaben 0,3210 g COg und 0,0436 g H2O. 2. 0,2200 g gaben 0,5356 g COa mid 0,0841 g HjO. Gefunden: Berechnet für 1. 2.- im Mittel: CjsHioOg: C = 66,62 66,4 66,56 66,66% H = 3,8 4,2 4,0 3,7% 128 A. Tschirch u. M. Ruszkowski: Neuer Rhabarber. Untersuchung des in kalter Sodalösung unlöslichen Niederschlages (vergl. S. 127). Chrysop hansäure (Chrysophanol), Emodin und Emodinmonomethyläther. Die Chrysophansäure wurde in folgender Weise isoliert: Der aus der kalten Sodalösung sich abscheidende Körper wurde auf der Nutsche von der Mutterlauge getrennt, gewaschen, getrocknet und dann aus 98%igem Alkohol mehrere Male um- krystallisiert. Die auf diese Weise erhaltene Chrysophansäure stellte ein hellgelbes, krystallinisches Pulver dar, das unter dem Mikroskop betrachtet die für die Chrysophansäure charakteristischen gelben Schuppen zeigte. Das Pulver löste sich leic^ht in Aetlier, Alkohol, Chloroform, Benzol und Toluol, in konzentrierter Schwefelsäure löste es sich mit kirschroter Farbe auf. Mit derselben Färbung auch in verdünnten Alkalien. Die bei 120" getrocknete Substanz hatte einen Schmelzpunkt von 175". Die methoxylfreie Chrysophansäure schmilzt bei 196"; die Erniedrigung des Schmelzpunktes auf 175" ist auf die Bei- mischung einer Methoxyl- Verbindung, wahrscheinlich auch hier des Emodinmonomethyläthers, zurückzufüliren. In der Tat ist es uns nach der Z e i s e l'schen Methode ge- lungen in der isolierten Verbindung einen Methoxylgehalt von 1,31% festzustellen. Um nun die Chrysophansäure von der Methoxyl- Verbindung zu befreien, benutzten wir folgende Verfahren: Das eine Verfahren berulite auf der Verseifung des Emodin- monomethyläthers und der nachfolgenden Entfernung des gebildeten Emodins. Die zweite Methode beruhte auf der Entfernung des methoxylhaltigen Körpers mit einem entsprechenden Lösungs- mittel. Zum Verseifen des Emodinmonomethyläthers benutzten wir die von Oesterle und Johann angegebene Methode : Die pulverisierte Chrysophansäure wurde mit konzentrierter Schwefel- säure gemischt und eine halbe Stunde lang bei 160" auf dem Oelbade erhitzt; dann wurde die kirschrot gefärbte Lösung während einiger Stunden stehen gelassen. Diese kalte schwefelsäurehaltige Lösung wurde vorsichtig auf Eis gegossen. Die kirschrote Farbe der Flüssigkeit veränderte sieh in eine grünlichbraune, gleichzeitig setzte sich eine halbflüssige grünbraune Masse ab. Die Flüssigkeit wurde auf der Nutsche A. Tbcliirch u. M. Ruszkowski: Nouit Rhabarber. 129 filtriert, die von dem mctlioxylhaltigeii Körper befreite Clirysophari- säure auf einem Filter gesammelt, gtnvasehen und getrocknet. Das Pulver stellte ein Gemisch von E m o d i n und raethoxyl- freier Clirysop hansäure (Chrysophanol) dar. Zur Ab- trennung des Emodins wurde das Gemisch mit Sodalösung gekocht. Das Pulver löste sich in der Hitze vollständig in der Sodalösung mit kirschroter Farbe auf, aber beim Abkühlen der Lösung ent- stand ein gelber Niederschlag, und die Flüssigkeit erschien nur schwach rot gefärbt, ein Zeichen, daß das Emodin nur in sehr kleiner Menge in der Lösung vorhanden war. Der Niederschlag wurde von der Mutterlauge getrennt, gewaschen und aus Alkohol umkrystalli- siert; nach dem Trocknen bildete er goldglänzende Schuppen. Bei 120° getrocknet zeigte dieser Körper einen Schmelzpunkt von 196". Nach der Z e i s e l'schen Methode untersucht ergab er kein Silberjodid, der Körper war also ganz methoxyl- frei. Es war Chrysophanol (reine methoxylfreie Chryso- phansäure). Die Elementaranalyse des Chrysophanols gab folgende Resultate : 1. 0,210 g gaben 0,5451 g CO2 und 0,0774 g HgO. 2. 0,181 g gaben 0,4658 g CO2 und 0,0586 g HjO. Gefunden : Berechnet für 1. 2. im Mittel: C,,U,0,{Cli,){OH). c = 70,8 70,2 70,5 70,83% H - 4,1 3,6 3,8 3,9% Es gelingt also durch Verseifen mit kon- zentrierter Schwefelsäure die Chrysophan- säure von ihrem methoxylhaltigen Begleiter zu befreien und das Chrysophanol rein darzu- stellen. Wir versuchten auch das Emodin aus der Sodalösung durch Versetzen derselben mit Salzsäure zu gewinnen. Das Emodin schied sich aber in so geringer Quantität ab, daß es unmöglich war, den Niederschlag umzukrystallisieren. Es ist Grund vorhanden anzunehmen, daß beim Erhitzen des Emodinmonomethyläthers mit konzentrierter Schwefelsäure neben kleinen Mengen Emodin auch eine wasserlösliche Sulfo Verbindung sich bildet. Um aus dieser Ver- bindung das freie Emodin zu gewinnen, ]\aben wir sie auf folgende Art behandelt: Aroh. d. Pharm. CCLI. Bds. 2. Heft. 9 130 A. Tschirch u. M. Ruszkowski: Neuer Rhabarber. Die grünlichbraun gefärbte Lösung (vgl. Seite 128) ergab nach mehrtägigem Stehen einen flockigen, grünlich gefärbten Nieder- schlag, und die Mutterlauge war nur schwach gelb gefärbt. Der Niederschlag war in Wasser und in Alkalien leicht löslich, so daß es unmöglich war, durch Waschen mit Wasser oder durch Behan- deln mit Alkalien den Körper von der Schwefelsäure zu befreien. Wir verrieben nunmehr den Niederschlag mit Baryumkarbonat, versetzten mit Wasser und erhitzten das Gemisch zum Kochen. Der Niederschlag, dej' aus Baryumsulfat, aus unverändertem Baryumkarbonat und eventuell aus freiem Emodin bestand, WTirde gewaschen, getrocknet und pulverisiert. Um nun das Emodin von den anorganischen Beimischungen zu trennen, wurde das Pulver im Soxhlet mit Aether extrahiert. Der Aether färbte sich bei dieser Extraktion nur sehr schwach gelb und das Baryumkarbonat ent- färbte sich nicht, ein Beweis dafür, daß das Emodin nicht in freiem Zustande, sondern in Form einer in Aether unlöslichen salzartigen Verbindung vorhanden war. Um diese Verbindung zu zerlegen und so das freie Emodin zu bekommen, wurde der Niederschlag in Wasser suspendiert und mit Schwefelsäure behandelt, aber das Emodin konnte auch auf diese Weise in freiem Zustande nicht gewonnen w^erden. Die Verseifung des Emodinmonomethyläthers mit Schwefel- säure wurde mehrere Male unter den verschiedensten Modifika- tionen durchgeführt, die Resultate waren aber immer dieselben, und es war unmöglich, das Emodin in genügender Menge zu ge- winnen. Nur nach vielen Versuchen ist es uns gelungen, das Emodin in einer größeren Quantität auf folgende Weise darzustellen. Die beim Erhitzen der Chrysophansäure mit konzentrierter Schwefelsäure erhaltene Lösung wurde wie früher auf Eis gegossen. Nach dem Schmelzen des Eises wurde die Flüssigkeit bis zum Kochen erhitzt und mit so viel gepulvertem Baryumkarbonat versetzt, daß die Lösung alkalisch reagierte; dann wurde Soda bis 10% zugesetzt, alles zusammen eine Stunde lang gekocht und die kirschrot gefärbte Flüssigkeit noch heiß filtriert. Aus dem Filtrat schied sich nach dem Abkühlen ein gelber Niederschlag ab; er wurde von der Mutterlauge getrennt, ge- waschen und aus Alkohol einige Male umkrystallisiert. Die Ver- bindung stellte ein gelbes Pulver dar und war allen Eigenschaften nach identisch mit dem früher dargestellten Chrysophanol. Die kirschrot gefärbte Mutterlauge %vurde mit verdünnter Salzsäure versetzt. Das Emodin schied sich jetzt als flockiger Niederschlag ab. Zur besseren Abscheidung des Emodins wurde die Flüssig- A. Tsehirch n. M. Ruszkowski: Neuer Rhal^arber. 131 keit auf dem W^asserbade erhitzt. Der gebiklete Niederschlag wurde auf einem Filter gesammelt, gewaschen, getrocknet und dann zu- erst aus Pyridin, nachher aus Alkohol umkrystallisiert. Auf diese Weise ist es uns gelungen, fast quantitativ das E m o d i n zu gewinnen. Dieses E m o d i n stellte kleine gelbe, unter der Lupe deut- lich sichtbare Nadeln dar. Das Pulver löste sich leicht in kalter Sodalösung mit kirsch- roter Farbe auf und konnte durch Versetzen dieser Lösung mit Säuren wieder als gelber, flockiger Niederschlag gefällt werden. Es löste sich in Aether, Alkohol, Chloroform, Benzol, Toluol usw. Beim Verbrennen auf dem Platinblech ließ dieses E m o d i n keinen Rückstand zurück, bei 150^ getrocknet, schmolz es bei 250—252". Die Elementaranalyse gab folgendes Resultat: 1. 0,1624 g gaben 0,4013 g COg und 0,0553 g HoO. 2. 0,1640 g gaben 0,3989 g COj mid 0,0501 g HjO. Gefunden : Berechnet fü. 1. 2. im Mittel: C15H10O5: c = = 66,8 66,34 66,57 66,66% H = = 3,9 3,4 3,6 3,7% Dieses durch Verseifung der rohen Chrysophansäure dar- gestellte Emodin war identisch mit dem frülier isolierten freien Emodin. Es wairden dann auch viele Versuche gemacht die S u 1 f o - Verbindung des Emodins in krystallinischem Zustande zu bekommen und sie durch andere Mittel, und nicht durch Kochen mit Baryumkarbonat und Soda, zu zersetzen. Die Versuche blieben aber ohne Erfolg. Die zweite Methode, methoxylfreie Chrysophansäure (Cluy- sophanol) zu erhalten, wurde in folgender Weise ausgeführt. Wir versuchten zuerst den Emodinmonomethyläther von der Chryso- phansäure durch Petroläther zu trennen. Der Emodinmonomethyl- äther ist in diesem Lösungsmittel viel leichter löslich als das Chrj^- sophanol. Die Extraktion der methoxyDialtigen Chrj^sophansäure mit Petroläther wurde mehrere Male ausgeführt. Da aber auf diese Weise eine vollkommene Tremiung der beiden Substanzen unmög- lich war, so haben wir ein anderes Verfahren gewälüt, das auf dem Prinzipe der fraktionierten Krystallisation beruht; der noch un- reine Emodinmonomethyläther wurde in wenig Chlorofoi'm gelöst und mit viel Alkohol versetzt. Emodinmonomethyläther löst sich 9* 132 A. Tschirch ii. ]\I. Rviszkowski: Neuer Rhabarbef. in kaltem Alkohol ziemlich schwer, Chrysophanol dagegen sehr leicht; es krystallisiert nur der erste aus, und durch starkes Um- rühren mit einem Glasstab kann man die Fällung des Emodin- monomethyläthers schon in wenigen Minuten hervorrufen. Der auf diese Weise gewonnene E m o d i n m o n o m e t h y 1- ä t h e r wurde dann einige Male aus 90%igem Alkohol umkrystal- lisiert. Er stellte ein hellgelbes krystallinisches Pulver dar; unter dem Mikroskop betrachtet, bildete er Schuppen, die der methoxyl- haltigen Chrysophansäure ähnlich waren. Bei 150'' getrocknet, hatte der Körper einen Schmelzpunkt von 200 — 202". Die Elementaranalyse gab folgendes Resultat: 0,164 g gaben 0,4059 g CO2 und 0,0678 g HgO. Gefunden: Berechnet für CH3Ci4H402(OH)20CH3: C ^ 67,5 • 67,6% H = 4,6 4,2% Es war also gelungen, den Emodinmono- methyläther zu isolieren. Zur Isolierung des Chrysophanols woirde dieselbe Methode angewendet, welche zur Isolierung des Emodinmono- methyläthers diente. Die methoxylhaltige Chrysophansäure wurde mit Petroläther so lange im Soxhlet extrahiert, bis der Petroläther fast farblos erschien. Der im Soxhlet gebliebene Rückstand wurde mehrere Male aus Petroläther und dann aus Alkohol umkrystalli- siert und getrocknet; er bildete goldgelbe Schuppen und zeigte alle für das Chrysophanol charakteristischen Eigenschaften. Ge- trocknet bei 120" zeigte er den Schmelzpunkt von 196". Analyse des alkoholischen flüssigen Extraktes a. Das alkoholische Extrakt, aus welchem die freien Antlarachinone durch Konzentration der Lösung entfernt worden waren, bildete eine dunkelbraun gefärbte Flüssigkeit. Mit diesem Extrakt wurden zuerst Vorversuche gemacht, welche zeigten, daß das Extrakt noch in kleiner Menge freie Anthrachinone, eine Zuckerart und einen Körper glykosidischer Natur enthielt. Wir versuchten zuerst die freien Anthrachinone vollständig aus der Lösung zu entfernen. Zu diesem Zwecke wixrde das alkoholische Extrakt mit Wasser bis zur Trübung ^'ersetzt und einige Tage stehen gelassen. Es entstand dabei ein dicker brauner Niederschlag, und die oben stehende Flüssigkeit trübte sich nicht mehr bei Zusatz von Wasser. Der Niederschlag wv^irde abfiltriert und mehrere Male mit Wasser gewaschen, um ihn ganz vom Zucker und anderen in Wasser löslichen Substanzen zu befreien. Dann wurde er auf einem Tonteller getrocknet Ä. Tschirch u. M. Ruszkowski: Neuer Rhabarber. 133 und pulverisiert. Der getrocknete und gepulverte Niederschlag bildete ein amorphes Pulver; er löste sich leicht in Alkohol, Toluol und in Sodalösung; in Aether löste er sich nur teilweise und zwar mit brauner Farbe, in Chloroform dagegen lösten sich nur die Anthi'achinone. Um nun die freien Anthruchinone zu beseitigen, wurde der Niederschlag mit Chloroform im Soxhlet extrahiert, und zwar solange, bis das Chloroform ganz farblos war. Der auf diese Art von den Anthra- chinonen möglichst befreite und getrocknete Niederschlag stellte ein braunes Pulver dar; ein Teil dieses Pulvers wurde mit Aether im Soxlilet extrahiert. Die stark braun gefärbte ätherische Lösung wurde eingedampft. Wir versuchten den Rückstand aus verschiedenen Lösungsmitteln umzukrystallisiereu, die Versuche blieben aber ohne Erfolg. Der nach der Extraktion mit Aether im Soxhlet ztu'ückgebliebene Rückstand war amorph, vmd es gelang nicht, ihn zur &ystallisation zu bringen. Wir versuchten auch einen Teil des von den Antlira- chinonen befreiten Körpers mit Wasser zu mischen und dann mit dem gleichen Volumen Amylalkohol auszuschütteln. Der Amylalkohol löste viel von diesem Körper auf. Nach dem Vefjagen des Amylalkohols wurde ein harzartiger Rückstand erhalteia, der aber ebenfalls nicht zur Krystallisation gebracht werden konnte. Da alle Versuche, den Nieder- schlag in krystallisiertem Zustande zu erhalten, ohne Erfolg blieben, so wurde er mit 10%iger Schwefelsäure hydrolysiert. Nach der Hydrolyse war die wässerige Lösung braun gefärbt. Diese Lösung reduzierte F e h 1 i n g'sche Lösung schon in der Kälte und bildete mit salzsaurem Phenylhydrazin und Natriumacetat reichliche Mengen eines O s a z o n s, das nach dem Umkrystallisieren aus 70%igem Alkohol einen Schmelzpunkt von 206 "^ hatte. Der Zucker selbst konnte leider nicht krystallinisch erhalten werden. Bei der Hydrolyse wurden neben der wässerigen zuckerhaltigen Lösung auch eine schwarzbraune amorphe Masse erhalten; diese wurde mit Wasser gewaschen, getrocknet und pulverisiert. Die erhaltene Verbindung war in Wasser unlöslich, löste sich dagegen leicht in Alkohol, Toluol und beim Erwärmen auch in Soda- lösung. In Aether war die Substanz wenig löslich; die ätherische Lösung war braun gefärbt. Zur Isolierung der bei der Hydrolyse möglicher- weise entstandenen freien Anthrachinone wurde die Substanz mit Chloroform im Soxhlet extrahiert. Nach dem Abdampfen des Chloro- forms blieb ein Rückstand zurück, der sich aus E m o d i n und m e t h o X y 1 h a 1 1 i g e r C h r y s o p h a n s ä u r e bestehend erwies. Der im Soxlilet zurückgebliebene Rückstand bildete ein amorphes braunes Pulver, das in Sodalösung mit dunkelbrauner bis roter Farbe löslich war. Diese Lösung mit Salzsäiu-e angesäuert ergab einen flockigen braunen Niederschlag. In Alkohol, Aceton und Aether löste sich dieser Niederschlag nur teilweise. Der in Alkohol migelöst ge- bliebene Teil stellte ein schwarzes Pulver dar und entsprach seinen 134 A. Tschirch u. M. Ruszkowski: Neuer Rhabarb*. Eigenschaften nach dem von Tschirch und Heuberger be- schriebenen Rheonigrin. Wie schon erwähnt, war das alkohohsche Extrakt a (vergl. S. 132) zuckerhaltig und reduzierte F e h 1 i n g'sche Lösung schon in der Kälte. Um diesen Zucker zu isolieren, wurde aus einem Teile dieses Extraktes der Alkohol auf dein Wassorbade abgedampft, der Rückstand mit Wasser aufgenommen und ziu" Reinigung mit Bleiacetat versetzt. Der Niederschlag wurde abfiltriert und aus dem Filtrat das überschüssige Bleiacetat mit Schwefelsäure gefällt. Da die blei- und zuckerhaltige Flüssigkeit noch ziemlich stark gefärbt war, so wurde sie mit Ammoniak behandelt und dadm'ch fast vollständig entfärbt. In einem Teile der so erhaltenen Flüssigkeit wurde diu*ch Erhitzen mit salzsaurem Pheiaylhydrazin und Natrium- acetat ein O s a z o n gebildet. Nach dem Umki-ystallisieren und Trocknen bei 120" zeigte dieses Osazon einen Schmelzpunkt von 205''. Die im Vakuum konzentrierte Flüssigkeit zeigte beim Unter- suchen im Polarimeter eine Rechtsdrehung. Um den Zucker in reinem Zustande zu erhalten, wurde die Flüssigkeit im Vakuum bis zur Sirup- konsistenz abgedampft und dann stehen gelassen, aber selbst nach einigen Wochen bildeten sich keine Krystalle. Das Extrakt A konnte auch die von Tschirch und H e u - b e r g e r geftmdenen Rheotannoglykoside enthalten. Um diese Glykoside zu isolieren, haben wir das Extrakt den folgenden Versuchen unterworfen: ein Teil des Extraktes wurde mit viel Wasser versetzt, filtriert und von Alkohol auf dem Wasserbade befreit, dann der wässerige flüssige Rückstand mit Amylalkohol ausgeschüttelt. Die ersten Auszüge mit Amylalkohol waren tief braun gefärbt. Diese Ausschüttelungen wurden so lange wiederholt bis schließlich die letzten amylalkoholischen Auszüge farblos waren. Aus diesen Aus- zügen wurde der Amylalkohol im Vakuum auf zwei Drittel seines ursprünglichen Volumens abgedampft und einige Tage ruhig stehen gelassen. Nach dieser Zeit schied sich ein gelbbrauner amorpher Nieder- schlag ab. Alle Versuche, den Niederschlag umzukrystallisieren, führten nicht ziun Ziel. Aus einem anderen Teile des Extraktes wvirde der Alkohol ab- gedampft und der Rückstand auf dem Tonteller getrocknet. Auch diesen Körper konnten wir nicht krystallinisch erhalten. Da alle Anstrengungen, aus dem Extrakt A die Glykoside zu isolieren, fruchtlos waren, wurde das Extrakt mit Schwefelsäure hydi'o- lisiert. Nach der Hydrolyse wairde am Boden des Kolbens ein dicker brauner Niederschlag erhalten. Dieser Niederschlag wurde auf einem Filter gesammelt, gewaschen und getrocknet; er bildete eine braune spröde Masse, die sich leicht pulverisieren ließ. Um das Pulver von den anhaftenden Anthrachinonen zu befreien, wm'de es mit Chloroform im Soxhletapparat extrahiert. A. Tschirch u. M. RuBzkowski: Neuer Rhabewber. 13ö Der Chloroformauszug färbte sich dabei stark gelb uiid hinterließ nach dem Abdampfen des Chloroforms einen gelben Rückstand. Dieser Rückstand wurde nach den bekamiten Reaktionen als aus methoxyl- h altiger Chrysophansäure und E m o d i n bestehend erkannt. Der nach dem Extrahieren mit Chloroform im Soxhlet gebliebene Rückstand stellte ein braunes Pulver dar; es löste sich leicht in Alkalien sowie in Alkohol und in Aceton. Tschirch und Heuborger haben nach der Hydrolyse der in Wasser löslichen Glykoside einerseits einen Zucker, andererseits einen Körper gefimden, welchen sie mit dem Namen Rheumrot bezeichneten. Der von uns dargestellte Körper stimmte seinen Eigenschaften nach mit dem Rheumrot überein. Resultate. In dem untersuchten Rhabarber vom Altai Avurden gefunden: 1 . Das Glykosid Rliaponticin, welches nach der Hy- drolyse d-Glykose und Rhapontigenin ergab. 2. Eine metlioxyllialtige Chrysophansäure mit einem Schmelz- punkt von 175''. Diese konnte in zwei Körper zerlegt werden: a) methoxylfreie Chrysophansäure = Chryso- p h a n o 1, b) E ni o d i n m o n o m e t h y 1 ä t h e r. 3. Em od in vom Schmelzpunkt 250**. 4. Zwei Glykosidgruppen : a) Tannoglykoside, b) A n t h r a g 1 y k o s i d e. Bei der Hydrolyse derselben entstehen zwei amorphe Körper, welche unter dem Namen Rheumrot und Rheonigrin bekannt sind. 5. d-Glykose. Wertbestimmung des Rhabarbers. Die Wertbestinimung des untersuchten Rhabarbers woirde auf folgende Art ausgeführt: 0,5 des feingepulverten Rhabarbers -s^iirde mit 5% iget Schwefelsäure einige Male ausgekocht. Die vereinigten Flüssig- keiten samt Pulver wurden, ohne zu filtrieren, in einen Scheide- trichter mehrere Male mit Aether ausgeschüttelt. Die erhaltenen Aetherauszüge wurden in einen Scheidetrichter mit 5%iger wässeriger 136 M. Scholtz: Alkaloide der Pareirawurzel. Kalilauge ausgeschüttelt und zwar so lange, bis der Aether farblos erschien; dann wurde die alkoholische Lösung auf 500 ccm aufge- füllt. Auf diese Weise wurde die Urlösung erhalten. Um Normallösung darzustellen, wurden 0,001 Emodin in einem Liter sehr verdünnter Kalilauge aufgelöst. Die Lösung ent- spricht also 1 : 1 000 000. Für den Versuch wurden 100 ccm der Urlösung auf einen Liter verdünnt, was 1 : 10 000 entsprach, dann wurde diese Lösung so lange verdünnt, bis sie der Farbe der Normal- Emodinlösung entsprach. Auf diese Weise wurde eine Gehalt von 3,2% Anthrachinone gefunden. Der Rhabarber vom Altai ist also keines- wegs minderwertig. Mitteilung aus der pharmazeutischen Abteilung des chemischen Instituts der Universität Greifswald. Die Alkaloide der Pareirawurzel. Von M. Scholtz. (Eingegangen den 28. XU. 1912.) Ueber Bebeerin, Isobebeerin, ß Bebeerin. Nachdem ich in mehreren Abhandlungen^) die Alkaloide der Pareirawurzel beschrieben und eine Anzahl von Derivaten dieser Basen dargestellt hatte, mußte ich mich in dem im November er- schienenen Heft des Archivs der Pharmazie^), veranlaßt durch eine Arbeit von F a 1 1 i s®), von neuem mit derjenigen Eigenschaft dieser Alkaloide beschäftigen, deren Feststellung eigenthch allen anderen Untersuchungen vorauszugehen hatte, nämhch mit ihrer elementaren Zusammensetzung. Nach meinen früheren Unter- suchungen enthält die Wurzel ein gut krystallisierendes Alkaloid, Bebeerin, C^gllgiNOg, und zwar konnten die beiden optischen Antipoden und die razemische Form aufgefunden werden, und ferner ein amorphes Alkaloid, C h o n d r o d i n, CigH2iN04. Nach F a 1 1 i s soUte das Bebeerin die Zusammensetzung C21H23NO4 besitzen. Außerdem isoherte er aus dem käufhchen, amorphen 1) Dieses Archiv 236, 530; 244, 556; 249, 408. 2) Dieses Archiv 250, 684 (1912). 8) Monatsh. f. Cham. 33, 873 (1912). M. Scholtz: Alkaloide der Pareirawurzel. 137 Bebeerinum sulfuricum ein von ihm als (i - B e b e e r i n bezeichnetes Alkaloid, dem die Fähigkeit zu krystallisieren abgeht. Diesem schrieb er, ebenso wie der von ihm Isobebeerin genannton, gut krystallisierendcn Base, die dem neuerdings im Handel befind- lichen Bebeerinum sulfuricum crystallisatum zugrunde liegt, eben- falls die Zusammensetzung C21H23NÜ4 zu. Für das Bebeerin war diese Formel mit meinen früheren Untersuchungen ganz unvereinbar, und es ließ sich leicht zeigen, daß sie nicht in Betracht kommen kann. Hingegen sali ich mich, beeinflußt durch das in der Arbeit von F a 1 1 i s enthaltene reichliche Analysenmaterial, veranlaßt, die bisher für Bebeerin gebrauchte Formel CigHoiNOg in Ci7Hj9N03 abzuändern. Die Analysen der meisten früher beschriebenen Deri- vate des Bebeerins, wie die der Alkyl- und Acylbebeerine, ließ sich ohne Schwierigkeit auch mit der neuen Formel in Einklang bringen. Doch bin ich nachträglich wieder zweifelhaft geworden, ob diese Aenderung gerechtfertigt ist, und zwar hauptsächlich auf Grund der gleich in meiner ersten Arbeit über Bebeerin angeführten Analyse des Bebeerinjodmethylats^). Die beiden Formeln CigHoiNOg.CHgJ und Ci-HjgNOg.CHaJ unterscheiden sich sowohl im Kohlenstoff- wie im Jodgehalt um ein Prozent, und die dort angeführten Analysen stimmen in beiden Elementen gut mit den von der Formel CigHgiNOa . CH3J geforderten Werten überein. Um diese Verhältnisse aufzu- klären, habe ich das Bebeerinjodmethylat von neuem dargestellt und gefunden, daß seine Zusammensetzung durch die früher an- gegebene Formel CigHaiNOg.CHgJ durchaus richtig wiederge- geben wird. Auch die für Bebeerin selbst gefundenen Werte sprechen mehr die für Formel CigHgiNOg als für Cj^H^gNOg, und schließlich beweisen die Analysen einiger weiter unten beschriebener neuer- dings dargestellter Umsetzungsprodukte, daß die zuerst von B ö d e k e r^) und dann von F 1 ü c k i g e r^) für das Bebeerin auf- gestellte Formel C^gHaiNOg, die ich allen meinen Untersuchungen zugrunde gelegt hatte, allein in Betracht kommen kann. Dem- nach bleiben die Formeln aller von mir früher beschriebenen, aus dem Bebeerin gewonnenen Derivate unverändert bestehen. Es erhob sich nun die Frage, me es um die Zusammensetzung des Isobebeerins bestellt ist, von dem ich annahm, daß 'es mit dem Bebeerin stereoisomer ist^). Audi hier brachte die Untersuciiung des Jodmethylats, ferner die des Hydrochlorids und Hydrojodids 1) Dieses A chiv 236, 534. 2) Ann. d. Cheni. u. Pharm. 69, 54, ^j Neues Jahrlmc]i der Pliarin. 31, 257, *) Dieses Archiv 260, 690. 138 M. Scholtz: Alkaloide der Pareirawurzel. die Entscheidung zugunsten der Formel CjgHgiNOg. Es ließ sich auch zeigen, weshalb die in der vorigen Arbeit angeführten Analysen der freien Base etwas zu niedrige Werte für Kohlenstoff gegeben haben, die mehr für die Formel Ci-HjgNOg sprachen. Das Alkaloid, das sich nur in Pyridin und in Chloroform reichlich löst, war zur Reinigung aus Chloroform urakrystallisiert \A'orden. Die so ge- wonnene Base enthält Krystallchloroform, das sie auch bei höherer Temperatur in ganz erstaunlicher Weise festhält. Nach längerem Trocknen bei 100" ist noch deutlich Chloroformgeruch wahrnehmbar, und selbst ein eine halbe Stunde auf 140" erhitztes Präparat erwies sich noch als chlorhaltig. Zur Analyse diente daher jetzt ein aus Pyridin durch vorsichtigen Wasserzusatz gefälltes, aus mikro- skopischen Stäbchen bestehendes Präparat, das mit der Formel CigHgiNOg übereinstimmende Analysenzahlen gab. F a 1 1 i s ana- lysierte das aus Chloroform umkrystallisierte und bei 100" getrock- nete Isobebeerin^), woraus sich die zu niedrigen Werte für Kohlenstoff und Wasserstoff eiklären, die ihn veranlaßten, dem Alkaloid die Formel C21H23NO4 zuzuschreiben*). Das amorphe ji-Bebeerin, das von F a 1 1 i s zuerst isoliert worden ist, und für das er ebenfalls die Formel C21H23NO4 festgestellt zu haben glaubte, hatte ich in der vorigen Arbeit noch nicht unter- sucht, doch habe ich schon darauf hingewiesen, daß die von F a 1 1 i s angeführten Analysenzahlen ebenso gut mit der Formel Ci^HuNOg im Einklang stehen. Nunmehr habe ich auch dieses Alkaloid genau nach den Angaben von F a 1 1 i s, durch Auskochen der aus dem amorphen Bebeennum sulfuricum gewonnenen Rohbasen mit Benzol und fraktionierte Fällung durch Petroläther dargestellt. Die Analyse sprach nicht für die Zusammensetzung C21H23NO4, sondern ließ die Wahl zwischen den Formeln C17H19NO3 und CigHgiNOg. Die amorphe freie Base erscheint aber zur Analyse wenig geeignet. Sie ist, wie auch F a 1 1 i s angibt, in lufttrockenem Zustande wasser- haltig und ist schwerhch ganz rein zu erhalten, da sie stets gefärbte Lösungen gibt. Auch krystallisierte Salze gibt sie nicht, hingegen vereinigt sie sich mit Methyljodid zu einem gut krystallisierenden 1) Monatsh. f. Cham. 33, 889. *) Anmerkung. Einer Privatmitteihing des Herrn Geheimrat E. Schmidt verdanke ich den Hinweis, daß nach seiner Erfahrung bei der Verwendung des Chloroforms als Lösungsmittel für Alkaloide zuweilen selbst in der Kälte eine geringe Einwirkung des Chloroforms unter Bildung von Hydrochlorid stattfindet. Hierdurch dürfte sich auch der Chlorgehalt des aus Chloroform umkrystallisierten und bis zur Gewichtskonstanz getrockneten Isobebeerius erklären, M. Schultz: Alkaloide der Pareirawurzel. 139 Jodmethylat, dessen Analyse zeigte, daß auch dem (3-Bebeerin die Zusammensetzung CigHgiNOg zukommt. Damit ist die durch die Arbeit von F a 1 1 i s in der Chemie der Pareiraalkaloide hervorge- rufene Unsicherheit endgültig beseitigt, und unsere Kenntnisse dieser Alkaloidgruppe lassen sich nunmehr folgendermaßen zu- sammenfassen. Aus der Pareirawurzel sind bisher folgende Alkaloide isoliert worden : 1. Bebeer in, CigHjiNOg, und zwar als d-, 1- und r-Bebeerin. Dieses Alkaloid existiert in einer amorphen und einer krystalli- sierten Form. Das amorphe Bebecrin wird den Rohbasen durch Extraktion mit Aether entzogen und durch Methylalkohol in die krystallisierte Modifikation übergeführt. Durch andere Lösungs- mittel, wie Chlorofor)n, Aether, Aceton wird es wieder in den amorphen Zustand zurück verwandelt. 2. I s o b e b e e r i n, CigHaiNOg. Dieses gut krystallisie- rende Alkaloid ist nur in Chloroform und Pyridin einigermaßen lös- lich. Sein krystallwasserreiches Sulfat bildet das seit einiger Zeit im Handel befindliche Bebeemium sulfuricum crystallisatum. 3. 1^ - B e b e e r i n, C18H21NO3, ist nur in amorphem Zu- stande bekannt und wird den Rohbasen durch Benzol entzogen. 4. C h o n d r o d i n, CigH2iN04, amorph, läßt sich der mit Aether und Chloroform extrahierten Rohbasenmasse durch Aus- kochen mit Salzsäure entziehen'). Bebeerin, Isobebeerin und j5-Bebeerin gleichen sich nicht nur in der Bruttoformel C18H21NO3, sondern sie besitzen alle drei ein Phenolhydroxyl, sowie ein an Stickstoff und ein an Sauerstoff gebundenes Methyl, entsprechend der Formel Cj6Hi40(OH) (O.CH3) (N.CH3). Ihr durchaus gleiches Verhalten gegen chemische Reagentien spricht dafür, daß sie sich auch in den in ilirer Konsti- tution bisher noch^ nicht aufgeklärten Teilen ihrer Molekeln sehr nahe stehen, so daß^die Vermutung nahe lag, daß es' sich um stereo- isomere Verbindungen handelt. Diese Annahme gewinnt an Wahr- scheinlichkeit durch die Untersuchung der Produkte, die sie bei der Einwirkung von Essigsäureanliydrid liefern. Schon in der ersten Arbeit über Bebeerin^) habe ich gezeigt, daß eine Acetylierung des phenolischen Hydroxyls nur bei vorsichtigem Erwärmen des Be- beerins mit Essigsäureanhydrid auf 40 — 50 '^ gelingt, während bei stärkerer Einwirkung eine weiße, amorphe Verbindung entsteht, 1) Dieses Archiv 249, 408. 2) Dieses Archiv 236, 53-i. 140 M. Scholtz: Alkaloide der Pareirawurzel. die keine basischen Eigenschaften mehr besitzt und sich im Gegen- satz zum Bebeerin weder in Säuren noch in Alkalien löst. Dieses Produkt habe ich jetzt genauer untersucht, wobei sich ergab, daß neben der Acetylierung des Phenolhydroxyls noch ein Eintritt einer Molekel Essigsäureanhydrid in die Bebeerinmolekel erfolgt ist. Da das Stickstoffatom seine Fähigkeit zur Salzbildung ver- loren hat, so ist es acetyliert worden, was nur unter Aufspaltung des stickstoffhaltigen Ringes möglich ist. Eine solche Aufspaltung bei der Einwirkung von Essigsäureanhydrid und von Benzoyl- chlorid ist von P s c h o r r^) beim Apomorphin und von G a d a m e r und K u n t z e^) beim Bulbocapnin beobachtet worden, aber in diesen Fällen fand gleichzeitig Abspaltung eines Wasserstoffatoms statt, indem ein hydrierter Benzolring, von dem sich das Stickstoff atom löst, in einen wahren Benzolring übergeht. Der austretende Wasser- stoff vereinigt sich entweder mit dem Rest CH3.COO zu Essig- säure, oder bei Anwendung von Benzoylchlorid mit dem Chlor zu Chlorwasserstoff : .^-^^'^•^^s + (CH3.CO)20 = f^'^u "^^CO^CHa + CH3.COOH U/-H2 L^>' Beim Bebeerin findet keine Wasserstoffabspaltung statt, sondern eine Molekel Essigsäureanhydrid addiert sich an das Alkaloid. Dies ist nur so zu erklären, daß das Kohlenstoff atom, das sich vom Stickstoff loslöst, den Rest CH3.COO aufnimmt, so daß die Re- aktion folgendermaßen aufzufassen ist: -N.CH3 _^ (CH3.C0).,0 = ^^^ ^^^'^Co'cHa lO.CO.CH, Der verschiedene Verlauf der Reaktion beim Bebeerin einerseits und beim Apomorphin und Bulbocapnin andererseits läßt darauf schließen, daß das in obiger Formel mit 1 bezeichnete Kohlenstoff- atom nicht in der Lage ist, Wasserstoff unter Bildung einer Doppel- bindung abzugeben, also an einer solchen schon beteiligt ist. Da 1) Ber. d. d. dieiu. (Jes. 35, 4380. ») Dieses Archiv 249, 609. M. Scholtz: Alkaloide der PareirawurznI. 141 bei der Einwirkung von Essigsäureanhydiid auf Bebcerin gleich- zeitig das Plienolhydroxyl acetyliert wird, so verläuft die Reaktion nach der Gleichung: rO.CH, [O.CH3 O.CO.CH3 C,eH„0 OH + 2(CH3.CO)20 = CieHi40 < O.CO.CH3 + CH3.COOH Die entstehende Verbindung besitzt also die Formel eines Triacetyloxybebeerins, Diese Reaktion führt nun beim d- und 1-Bebeerin und beim |:J-Bebeerin zu demselben, op- tisch inaktiven Triacetyloxybebeerin. Ist die soeben wieder- gegebene Auffassung der Reaktion richtig, so findet der Uebergang eines asymmetrischen Kohlenstoffatoms in ein symmetrisches hierbei nicht statt, und die Inaktivierung ist dann auf Razemisie- rung zurückzuführen. Andere Verbindungen liefert die Einwirkung von Essigsäure- anhydrid auf Isobebeerin. Hier entstehen zwei verschie- dene Verbiji düngen, von denen die eine dem Triacetyl- oxybebeerin in Aussehen und Löslichkeitsverliältnissen völlig gleicht, aber optisch aktiv ist, und zwar liefert das von mir benutzte rechtsdrehende Isobebeerin ein rechtsdrehendes Triacetyloxyiso- bebeerin. Im Gegensatz zu dieser amorphen, in Alkohol sehr leicht löslichen Verbindung ist die andere, gleichzeitig entstehende in Alkohol nahezu unlöslich, schmilzt viel höher und ist krystalhsiert. Sie löst sich nur in heißem Pyridin, fällt aber beim Erkalten nicht aus, sondern wird erst durch Wasserzusatz in mikroskopisch feinen Nadeln ausgeschieden. Auch diese Verbindung besitzt die Zusammen- setzung eines Triacetyloxyisobebeerins, ist aber inaktiv. Das Entstehen beider Verbindungen nebeneinander beim Kochen des Isobebeerins mit Essigsäureanhydrid läßt es möglich erscheinen, daß das hoch- schmelzende, inaktive Triacetyloxyisobebeerin die Razemform dar- stellt. Die Ausbeute an beiden Verbindungen ist einigermaßen von der Dauer des Erhitzens abhängig. 1 g Isobebeerin lieferte bei einstüiidigem Kochen mit Essigsäureanhydrid 0,7 g der niedrig schmelzenden und 0,3 g der hochschmelzenden Verbindung, nach achtstündigem Kochen aber von jeder Verbindung 0,5 g. Hieraus könnte man schheßen, daß eine allmähliche Umwandlung der nie- driger schmelzenden, aktiven Form in die inaktive stattfindet, es gelang aber nicht, das einmal isolierte aktive Triacetyloxyisobebeerin durch nochmaliges Kochen mit Essigsäureanhydrid in die inaktive Form überzuführen. Beide Triacetyloxyisobebeerine geben dieselbe 142 M. Scholtz: Alkaloide der Pareirawurzel. Farbenreaktion: sie lösen sich in konzentrierter Schwefelsäure mit äußerst intensiver rotvioletter Farbe, die beim Verdünnen mit Wasser in Blauviolett übergeht. Die Triacetylverbindung aus Bebeerin und |3-Bebeerin hingegen gibt mit Schwefelsäure eine orangerote Lösung, die beim Verdünnen mit Wasser entfärbt wird. (Bebeerin und Isobebeerin selbst geben mit Schwefelsäure keine Färbung.) Daß die Einwirkung von Essigsäureanhydrid tatsächlich in der angegebenen Weise erfolgt, daß die drei durch diese Reaktion erhaltenen Verbindungen also zwei Acetyle an Sauerstoff gebunden enthalten, ergibt sich aus dem Resutat der Verseifung. Die Acetyl- bestimmung ergab zwei verseifbare Acetyle, und die hierbei ent- stehenden Verbindungen besitzen die der Formel rO.CH, OH CieHi,0]0H entsprechende Zusammensetzung, sind also als A c e t y 1 o x y - bebeerin bezw. Acetyloxyisobebeerin zu bezeichnen. Hierbei liefern die beiden Triacetyloxyisobebeerine wiederum zwei verschiedene Verbindungen, die sich durch Schmelzpunkt und Lös- lichkeit unterscheiden. Beide geben mit Schwefelsäure dieselbe rot- violette Lösung, wie die Triacetylverbindungen. Diese durch Ver- seifung gewonnenen Verbindungen lösen sich, ihrem Gehalt an Phenolhydroxyl entsprechend, in Natronlauge und werden aus dieser Lösung durch Salzsäure wieder gefällt. Die Ringaufspaltung unter dem Einfluß von Essigsäure- anhydrid zeigt von neuem die nahen Beziehungen des Bebeerins zu den Alkaloiden der Morphingruppe^) . Weniger energisch als Essigsäureanhydrid wirkt Benzoesäure- anhydrid auf Bebeerin und Isobebeerin. Das beim Erliitzen von Bebeerin mit Benzoesäureanhydrid entstehende Benzoylbebeerin habe ich schon früher beschrieben^) . Erwärmt man Isobebeerin mit der mehrfachen Menge Benzoesäureanhydrid mehrere Stunden auf dem Wasserbade, so entsteht eine klare Lösung, die beim Er- kalten harzartig erstarrt. Aus dieser Schmelze läßt sich Benzoyl- isobebeerin, Ci8H2o(CO . C6H5)N03, isolieren, es hat also einfache Benzoylierung stattgefunden. F a 1 1 i s konnte aus dem käuflichen amorphen Bebeerinum sulfuricum das krystallisationsfähige Bebeerin nicht isolieren, fand 1) Vergl. dieses Archiv 250, 690. «) Dieses Archiv 236, 535. M. Selioltz: Alkaloido der Pareirawurzel. 143 aber au dessen Stelle das nicht krystallisierbare |i-Bebeerin auf. Ich habe mich bei der Untersuchung des Bebeerinum sulfuricum überzeugt, daß m tatsächlich die bisher als Bebeerin beschriebene Base nicht entliält, während mir umgekehrt in dem aus Radix Pareirae isolierten Alkaloidgemiseh früher niemals das amorphe Alkaloid, das von F a 1 1 i s den Namen ji- Bebeerin erhalten hat, begegnet ist. Die große Umwaudlungsfähigkeit der Pareiraalkaloide ist schon mehrfach betont worden, und es war nicht ausgeschlossen, daß Bebeerin bei der Darstellung des Sulfats in ;i-Bebeerin über- geht. Um dies festzustellen, habe ich eine Lösung von 2 g krystalli- siertem 1-Bebeerin vom Schmelzpunkt 214° in verdünnter Schwefel- säure wiederholt zur Trockne eingedampft. Nachdem diese Operation mehrere Tage hindurch wiederholt worden war, wurde das zurück- bleibende Salz durch Soda zerlegt. Das abgeschiedene Alkaloid erwies sich zum größten Teil als unverändertes Bebeerin. Ein kleiner Teil war in eine amorphe Modifikation übergegangen, die durch Methylalkohol nicht mehr zur Krystallisation gebracht werden konnte, und die wohl in ihren Löslichkeitsverhältnissen mit j3 -Bebeerin übereinstimmte, aber in Anbetracht des unscharfen Schmelzpunktes dieser amorphen Verbindungen und mangels ein- deutiger Reaktionen nicht mit Sicherheit mit ihm identifiziert werden konnte. Ueber das Verhältnis des i:J-Bebeerins zum Bebeerin und über die Ursache, weshalb im amorphen käuflichen Bebeerin- sulfat Bebeerin nicht enthalten ist, wird erst die erneute Unter- suchung der direkt aus der Wurzel isolierten Alkaloide Aufschluß geben können. Das oben beschriebene Verhalten der beiden Ver- bindungen gegen Essigsäureanhydrid, wobei sie Ti-iacetylverbin- dungen geben, die zweifellos identisch sind, zeigt die nahen Be- ziehungen, in denen sie zueinander stehen. Auch das /i-Bebeerin zeigt Neigung zur Umwandlung in hoch- schmelzende Verbindungen. Als das aus der Benzollösung durch Fällen mitPetroläther gewonnene j^'-Bebeerin zur Prüfung auf einen Gehalt an Bebeerin in Methylalkohol gelöst wurde, gab die Methylalkohol- lösung beim Eindampfen einen Rückstand, der sich nicht mehr völUg in Benzol löste, sondern in eine sehr hoch schmelzende Modi- fikation übergegangen war. Experimenteller Teil. Bebeerinmethyljodid, CigHgiNOg . CH3J. Diese schon früher^) beschriebene Verbindung wurde in der- selben Weise dargestellt. 2 g krystallisiertes l-Bebeerin vom 1) Dieses Archiv 236, 534. 144 M. Scholtz: Alkaloide der Pareirawurzel. Schmelzpunkt 214° ^\^l^den mit 5 g Methyl Jodid und 10 g Methyl- alkohol im Einschlußrohr mehrere Stunden im Dampfbade erhitzt. Xach dem Erkalten hatten sich an der GefäßAvandung zahlreiche würfelförmige Krystalle abgeschieden. Der Rohrinhalt wurde mit Alkohol herausgespült, der Alkohol und das überschüssige Methyl- jodid verjagt und der Rückstand aus Wasser, in dem das Jodmethylat leicht löslich ist, umkrystallisiert. Das aus Wasser auskrystalli- sierende Jodmethylat ist kry stallwasserhaltig. Die Analyse der bei 100^ getrockneten und bei 268° schmelzenden Verbindung entscheidet eindeutig zugunsten der Formel CigHgiNOg.CHgJ. Der Jodgehalt läßt sich, ebenso wie beim Jodmethylat des Isobebeerins und pJ-Be- beerins, nicht durch direkte Fällung mit Silbernitrat bestimmen, da diese Basen sämtlich eine stark reduzierende Wirkung auf Silber- salze ausüben. Gibt man zur neutralen Lösung der Jodide Silber- nitrat, so erfolgt überhaupt keine Ausscheidung, sondern es ent- steht eine kolloide Lösung, aus der erst beim Ansäuern Silber Jodid ausfällt, das sich aber bald schwärzt. Sämtliche Halogenbestim- mungen wurden daher nach G a r i u s ausgeführt. 1. 0,1963 g Substanz gaben 0,3713 g COg und 0,0995 g H2O. 2. 0,3092 g Substanz gaben 0,1644 g AgJ. Berechnet für Gefunden: C18H21NO3.CH3J: Oi^HijNOa.OHgJ: 1. 2. C 51,7 50,6 51,6 - H 5,4 5,2 5,6 - J 28,8 29,7 - 28,7 Hierauf wurde auch das krystallisierte Bebeerin selbst noch- mals analysiert. 1. 0,1850 g Substanz gaben 0,4885 g CO2 und 0,1135 g HgO. 2. 0,1600 g Substanz gaben 0,4212 g COj und 0,0980 g HgO. 3. 0,1387 g Substanz gaben 6,2 com N (B = 749mm, t = 18"). Berechnet für Gefunden: C18H21NO3: C17H19NO3: 1. 2. 3. C 72,2 71,6 72,0 71,8 — H 7,0 6,7 6,9 6,9 - N 4,7 4,9 - - 4,9 Isobebeerin, CigHgiNOg. Zur Darstellung dieser sehr schön krystalhsierenden Base wurde das M e r c k'sche „Bebeerinum sulfuricum crystallisatum" durch Soda zerlegt, der voluminöse, aus mikroskopischen KrystäUchen bestehende orangefarbene Niederschlag wurde auf Tontellern ge- trocknet und hierauf in siedendem Chloroform gelöst. Nach dem i\r. Seholtz: Alkaloidc clor Pareirawurzel. 145 Vorgange von F a 1 1 i s wurden aus der Chloroforiulösung durch vorsichtigen Zusatz von Petrolätiier färbende Verunreinigungen ausgefällt. Beim Eindunsten des Filtrats schied sicli das Alkaioid in gut ausgebildeten Krystallen aus. Um zur Analyse ein ehloroform- freies Präparat zu erhalten (vergl. theor. Teil) wurde das aus Chloro- form gewonnene Isobebeerin in heißem Pyridin gelöst und durch Wasserzusatz in kleinen Nadeln gefällt. Die Base schmilzt bei 297" unter Zersetzung. 1. 0,1818 g Substanz gaben 0,4809 g CO2 und 0,1111 g H,0. 2. 0,1420 g Substanz gaben 0,3744 g CO2 vind 0,0852 g H2O. 3. 0,1146 g Substanz gaben 4,7 com N (B = 750mm, t = ]80). Berechnet für Gefunden: CisHotNOa: Ci^H^^NOa: 1. 2. 3. C 72,2 71,6 72,1 71,9 - H 7,0 ■ 6,7 6,9 6,7 - N 4,7 4,9 - - 4,7 Isobeb eerinhydro Jodid, CJ8H21NO3 . HJ. Zur Darstellung des Hydro Jodids wurde Isobebeerin in möglichst wenig verdünnter Schwefelsäure gelöst und mit Kaliumjodidlösung versetzt. Es fällt ein rein weißer Niederschlag, der in lieißem Wasser ziemlich leicht löslich ist. Beim Eindunsten der Lösung hinter- bleibt das Jodid in schönen, prismatischen Krystallen. Das Salz hat keinen bestimmten Schmelzpunkt, oberhalb 200" verändert es sich, schmilzt aber erst wenig unterhalb 300". Vermutlich ent- weicht bei der hohen Temperatur Jodwasserstoff, so daß schließlich der Schmelzpunkt des Isobebeerins gefunden mrd. 1. 0,2145 g Substanz gaben 0,4004 g CO2 und 0,0987 g H2O. 2. 0,3152 g Substanz gaben 0,1732 g AgJ. Berechnet für Gefunden: C18H21NO3.HJ: Ci^HijNOj.HJ: 1. 2. C 50,6 49,4 50,9 — H 5,2 4,8 5,1 - J 29,7 30,7 - 29,7 Isobebeerinhydrochlorid, CigHaiNOg . HCl. Da das Sulfat von allen bisher untersuchten Salzen des Iso- bebeerins die größte Lösliclikeit besitzt, so kann man das Hydro- chlorid durch Zusatz von Salzsäure zu der möglichst konzentrierten Lösung des Sulfats erhalten. Das Hydrochlorid scheidet sich dann allmählich in farblosen Nadeln aus. Es besitzt keinen eigenen Arch. d. Pharm. GCIjI. Bda. 2. Heft. 10 146 M. Scholtz: Alkaloide der Pareirawurzel. Schmelzpunkt, sondern verhält sich beim Erhitzen wie das Hydro- jodid, 1. 0,1277 g Substanz gaben 0,3005 g COg und 0,0735 g HjO. 2. 0,4924 g Substanz gaben 0,2074 g AgCl. Bereclmet für Gefunden: CjgHjiNOs.HCl: Ci^HijNOg.HCl: 1. 2. C 64,4 63,4 64,2 - H 6,5 6,2 6,4 - Cl 10,6 11,0 - 10,4 Isobebeerinmethyljodid, CigHaiNOg . CHgJ. 5 g Isobebeerin wurden in 100 g Chloroform gelöst und der Lösung 10 g Methyljodid zugegeben. Schon nach wenigen Minuten tritt Trübung ein. Die Mischung wurde hierauf eine Stunde am Rückflußkühler gekocht, wobei sich das Jodmethylat quantitativ ausscheidet. In heißem Wasser ist es ziemlich leicht löslich und krystaUisiert beim Erkalten in großen, prismatischen, wasserhaltigen Krystallen. Zur Analyse diente das bei 120** getrocknete Präparat, das sich bei 275° unter lebhaftem Aufschäumen zersetzt. 1. 0,2012 g Substanz gaben 0,3809 g COg und 0,1007 g HgO. 2. 0,3044 g Substanz gaben 0,1604 g AgJ. Berechnet für Gefunden: CigHaiNOg.CHaJ: C^HiaNOa-CHaJ: 1. 2. C 51,7 50,6 51,6 - H 5,4 5,2 5,6 - J 28,8 29,7 - 28,5 ß-Bebeerin, CigHaiNOg. Die Isolierung dieser Base erfolgte genau nach den Angaben von F a 1 1 i s^). Ihr Schmelzpunkt ist, wie auch F a 1 1 i s angibt, sehr unscharf und liegt zwischen 140 und 150". Sie stellt ein amorphes,, schwach gelbes, sehr lockeres Pulver dar. Die Analyse der bei 100*' getrockneten Verbindung spricht viel mehr für die Foi'mel CigHgiNOg, als für die dem Alkaloid von F a 1 1 i s zugeschriebene C21H23NO4. 1. 0,1349 g Substanz gaben 0,3550 g CO2 und 0,0814 g B.fi. 2. 0,2020 g Substanz gaben 7,9 ccm N (B = 755 mm, t = 18»). Berechnet für Gefunden: C18H21NO3: C^.H^gNO^: 1. 2. C 72,2 71,3 71,8 - H 7,0 6,6 6,7 - N 4,7 4,0 - 4,5 1) Monatsh. f. Chem. 88, 536. M. Schultz: Alkaloide der Paroirawurzel. 147 P-Bebeerimnethyljodid, CigH 21NO3 . CH .,J. Die Entscheidung über die Zusammensetzung des /3-Bebeerins \mrde durch die Untersuchung des Jodmethylats herbeigeführt. Dieses besitzt im Gegensatz zu den Salzen des (i-Bebecrins, die sämt- lich amorph sind, ein starkes Krystallisationsvei mögen. Es wxirde durch Erllitzen von 2 g p'-Bcbeerin mit 5 g Methyljodid und 10 g Methylalkoliol im Einschlußrohr auf 100 •* gewonnen. Läßt man das Rohr nach mehrstündigem Erhitzen erkalten, so ist die Rohr- wandung zunächst mit einer harzigen Substanz bedeckt, aus der sich im Laufe einiger Tage zahlreiche Krj^stalle ausscheiden. Die Isolierung des Jodmethylats geschah in derselben Weise, wäe es oben für das Bebecrinmethyljodid beschrieben ^vurde. Aus der wässerigen Lösung scheiden sich beim Eindunsten im Vakuum schwach gelbgefärbte BJättchen aus, die krystallwasserhaltig sind. Sie schmelzen seliou bei 80", aber nacli dem Verdunsten des Wassers findet wieder Erstarrung statt, und die wasserfreie Verbindung schmüzt erst bei 258 — 259° unter Zersetzung. Zur Analyse wurden die Krystalle bei mäßiger Temperatur entwässert und dann bei 120° getrocknet. Die Gegenüberstellung der den Formeln CigHgiNOg . CH3J und C21H23NO4 . CH3J entsprechenden Werte genügt, um zu zeigen, daß die Formel C21H23NO4 für [:i-Bebeerin gänzhch ausge- schlossen ist. 1. 0,2049 g Substanz gaben 0,.S855 g CO2 mid 0,0997 g HjO. 2. 0,.3ö28 g Substanz gaben 0,1896 g AgJ. Berechnet für Gefunden: CigHjiXOa.CHgJ: CaiH^sNOi.CHjJ: 1. 2. C 51,7 53,3 51,3 - H 5,4 5,2 5,4 - J 28,8 25,6 - 29,0 Einwirkung von Essigsäureanhydrid auf Bebeerin, Isobebeerin und ß-Beeberin. Die beiden Triacetyloxyisobebeerine. CieHi40(0 . CH3)(0 . CO . CH,)2N(CH3)(CO . CH3). Die Einwirkung von Essigsäureanhydrid ist beim Isobebeerin am eingehendsten untersucht worden. Das Isobebeerin ist in Essig- säureanhydrid nicht löslich, wohl aber in heißem Eisessig. Es wurden daher 5 g Isobebeerin in 10 g Eisessig gelöst, 20 g Essig- säureanhydrid hinzugefügt, und diese Lösung wurde sechs Stunden am Rückflußkühler gekocht. Gießt man hiei'auf die tiefrote Lösung in Wasser, so erhält man eine milchartige Emulsion, aus der sicli 10* 148 M. Scholtz: Alkaloide der Pareirawurzel. auch im Laufe einiger Stunden kein fester Niederschlag abscheidet. Gibt man aber einen Elektrolyten liinzu, so erfolgt sehr bald eine weiße, flockige Fcällung. Hierbei sind Säuren, Basen und Salze von gleicher Wirksamkeit. Der Niederschlag besteht .aus zwei Verbindungen, die beide die Zusammensetzung des Triacetyloxyiso- bebeerins besitzen. Die eine, die als «-Verbindung bezeichnet werden soll, ist amorph, schmilzt unscharf bei 130 — 140 '^ und löst sich sehr leicht in Alkohol, aus dem sie durch Wasser unter Zusatz von etwas Salzsäure in rein weißen Flocken abgeschieden \^'ird. Die andere, die |3- Verbindung, ist krystallisieit, in Alkohol unlöslich, ebenso wie in allen anderen gebräuchliclien Lösungsmitteln mit Ausnahme von Pyridin, von dem sie aber auch ziemlich viel zur Lösung erfordert. Versetzt man die Pyiidinlösung mit Wasser bis zur Trübung, so scheidet sich das (i-Triacetyloxyisobcbeerin in sehr feinen Nadeln aus. Der Schmelzpunkt dieser Verbindung liegt bei 291". Sie ist optisch inaktiv, während das «-Triacetyloxyisobebeerin rechts- drehend ist. Optisches Verhalten des et -Triacetyloxyisobebeerins. 0,3070 g zu 19,88 ccm in Pyridin gelöst, drehen im dcm-Rohr -f 1,040. Hiernach ist [uf^ = + 68,1". a-Triaeetyloxy isobebeerin. 1. 0,1816 g Substanz gaben 0,4303 g COg und 0,1085 g HgO. 2. 0,1285 g Substanz gaben 0,3056 g CO2 und 0,0747 g HoO. 3. 0,1285 g Substanz gaben 3,9 ccm N (B = 735 mm, t = IS»). Berechnet für C24H2JNO7: C 65,0 H 6,6 N 3,1 - - 3,3 ß-Tria. cetyloxyisobebeerin. 1. 0,1943 g Substanz gaben 0,4619 g CO2 und 0,1133 g H2O. 2. 0,1841 g Substanz gaben 0,4376 g CO2 und 0,1091 g HjO. Berechnet für Gefunden: C24H29NO7: 1. 2. C 65,0 64,8 64,8 H 6,6 6,5 6,6 Beide Verbindungen sind sowohl in verdünnten Säuren, wie in Alkalien unlöslich, lieber ihr Verhalten gegen konzentrierte Schwefelsäure ist schon im theoretischen Teil berichtet worden. Von den drei in die Molekel des Isobebeerins eingetretenen Acetylen werden beim Kochen der Verbindungen mit alkoholischem Gefunden 1. 2. 64,6 64,8 6,7 6,5 M. Schultz: Alkaloiilo der riirciiawurzcl. 149 Kali zwei verseift. Die Formel Ci8H2oN04(CO . CH.,)., \vei.st einen Aeetylgehalt von 29,1% auf, die Verseif ung ergab nun, daß genau 2/3 hiervon, also 19,4*^0, abgespalten werden. 0,3284 g a-Triacetyloxyisobobeerin wurden mit 20 ocm alkohoH- scher I/2 N.-Kahlaugo eine Stunde gekocht. Die Rücktitration ergab, (hiß 2,95 cciu ]o K.-Kahlaugo zur Verseifung verbraucht worden waren. (»,r)2(54 g, oliPnso behandelt, verbrauchten zur Veraeifung 5,5 ccin ]., X.-Kaliliiuge. Berechnet für CjiHjqNO, Gefunden: mit zwei verseifbaren Acetylen: 1. 2. % Acetyl 19,4 19,3 19,2 0,3324 g ß-Triacetyloxyisobcbeorin erfordern zur Wrseifung 3,05 ccm alkoholische U ^•"K^^ü^^gc- Bereclmet: Gefunden: % Acetyl 19,4 19,6 Die beiden Mouoacetjloxyisobebeerine. Ci,H,,0(OCH3)(OH)2N(CH3)(CO . CH3). Zur Gewinnung des Verseifungsproduktes des f><-Triacetyloxy- isobebeerins wurde die alkohol-alkalische Lösung zur Entfernung des Alkohols auf dem Wasserbade eingedunstet. Der Rückstand löst sich leicht in Wasser, und aus dieser Löfung fällt Salzsäure das «-Monoacetyloxyisobebeerin in äußerst feinen Nadeln aus, die bei 280^ schmelzen. Die Verbindung ist unlöslich in allen ge- bräuchlichen Lösungsmitteln, ebenso in verdünnten Säuren, in Alkalien hingegen löst sie sich leicht, in konzentrierter Schwefel- säure mit rotviolettcr Farbe. 1. 0,1895 g Substanz gaben 0,4656 g CO, und 0,1163 g H^O. 2. 0,1650 g Substanz gaben 5,9 ccm N (B = 760mm, t = IS»). Berechnet für Gefunden: C\,oH25N05: 1. 2. C 66,9 67,0 - H 6,9 6,9 - N 3,9 - 4,1 Das p'-Triacetyloxj'isobebeerin gibt bei der Verseifung mit alkoholischem Kali einen krystallinischen Niederschlag, der sich in Wasser leicht löst und vermuriich aus dem Kaüumsalz des Ver- seifungsproduktes besteht. Dieses wurde ebenso isoliert, wie bei der '-«-Verbindung. Auch für das i^J-Monoacetyloxyisobebcerin gibt es außer Kali- und Natronlauge kein Lösungsmittel. Aus der Lösung in Natronlauge fällt es durch Salzsäure in mikroskopisch ft^inen Näd'.lchen aus. Der Schmelzpunkt der Verbindung liegt außeiordent- lich hoch, erst bei 330" beginnt sie zu sintern und ist bei 332° ge- 150 M. Scholtz: Alkaloido der Pareirawurzel. schmolzen. Gegen konzentrierte Schwefelsäure verhält sie sich wie die "-Verbindung. 1. 0,1831 g Substanz gaben 0,4467 g COg und 0,1137 g HjO. 2. 0,1560 g Substanz gaben 5,6 ccm N (B = 760 mm, t = IS»). Berechnet für Gefunden: C20H25NO5: 1. 2. C 66,9 66,6 - H 6,9 6,9 - N 3,9 - 4,1 Das Triacetyloxybebeerin aus Bebeerin und [^-Bebeerin. Ci6Hi40(0 . CH3)(0.C0 . CH3)2N(CH3)(CO . CH3). 2 g Bebeerin wurden mit 20 g Essigsäureanhydrid vier Stunden gekocht und das Reaktionsprodukt in Wasser gegossen. Auf dem für die Isolierung des «-Triacetyloxyisobebeerins angegebenen Wege ließ sich auch hier eine rein weiße, amoi'phe Verbindung isolieren, die diesem im Aussehen und in den Löslichkeitsverhältnissen völlig gleicht, aber etwas niedriger, bei 125 — 135*^, schmilzt und optisch inaktiv ist. In Schwefelsäure löst es sich mit weniger intensiver, orangeroter Farbe. Die Bildung einer zweiten Verbindung, die dem /3-Triacetyloxyisobebeerin entspricht, findet beim Bebeerin nicht statt. 0,1814 g Svibstanz gaben 0,4329 g CO2 und 0,1049 g H2O. Berechnet für C24H29NO7: Gefunden: C 65,0 65,1 H 6,6 6,5 Bei der Verseifung mit alkohohschem KaH werden auch hier zwei Acetyle abgesj)a]ten. 0,3470 g Substanz erfordern zur Verseifung 3,05 ccm 14 N. -Kalilauge. Berechnet für C24H29NO7; Gefunden: % Acetyl 19,4 18,9 Die Einwirkung von Essigsäur eanhydrid auf [i-Bebeerin führt zu demselben Produkt, doch erhält man es zunächst stark verun- reinigt, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß das p-Bebeerin selbst nicht ganz frei von färbenden Substanzen ist. Die Lösung in Essigsäureanhydrid färbt sich sofort dunkelrot, während die des Bebeerins erst allmählich beim Kochen rot wird. Beim Eingießen der Anhydridlösung in Wasser fällt das Reaktiousprodukt dunkel aus, kann aber durch wiederholtes Lösen in Alkohol und fraktio- nierte Fällung durch Wasser, wobei die färbenden Stoffe zuerst ausfallen, gereinigt werden. Die Verbindung besitzt alle Eigen- schaften des Triacetyloxybebeerins, mit dem es zweifellos identisch ist. M. Scholtz: Alkaiuide der Pareirawiirzel. 161 0,3520 g Substanz erfordern zur Vereeifung 3,1 ccin 14 N. -Kalilauge. Berechnet für C24H29NO7: Gefunden: % Acetyl 19,4 18,9 Benzoylisobebeerin, CigHaoiCO . CßH5)N03. Der Versuch, das Phenolhydroxyl des Isobebeerins durch Einwirkung von Benzoylchlorid und Natronlauge zu benzoylieren, führt ebenso wie bei dem entsprechenden Versuch mit Bebeerin^) zu Nebenprodukten, die noch nicht näher untersucht v^oirden. Hin- gegen läßt sich die Benzoylierung, wie beim Bebeerin, durch Zu- sammenschmelzen des Alkaloids mit Benzoesäureanhydrid bewerk- stelligen. 1 g Isobebeerin und 5 g Benzoesäureanhydrid wurden in einem Kölbchen zwei Stunden auf dem Wasserbade erwärmt. Es entsteht eine klare Lösung, die beim Erkalten zu einem Harz- kuchen erstarrt. Wird dieser mit Aether behandelt, so geht das über- schüssige Benzoesäureanhydrid in Lösung, und es hinterbleibt ein bräunliches Pulver. Dieses wurde in Alkohol gelöst, durch Aether wieder gefällt und schließlich aus Alkohol umkrystallisiert, wobei es in gelben, glänzenden Blättchen erhalten wird, die bei 215^ schmelzen. 0,1634 g Substanz gaben 0,4467 g COj und 0,0889 g H2O. Berechnet für C25H26NO4: Gefunden: C 74,4 ' 74,6 H 6,2 6,1 Auch aus dem Resultat der Verseifung ergibt sich, daß das einfache Benzoylderivat entstanden ist: 1. 0,3668 g Substanz erforderten zur Verseifung 1,9 ccm alkoholische Y2 X. -Kalilauge. 2. 0,3508 g Svibstanz erforderten zur Verseifung 1,75 ccm y^ N.- Kali lauge. Berechnet für Gefunden C,«H2o(CO.C,H5)N03: 1. 2. % Benzoyl 26,0 26,7 26,2 Die Ausbeute an Benzoylisobebeerin ist verhältnismäßig ge- ring, da auch hier zum Teil weitergehende Einwirkung stattfindet, die voraussichtlich zu entsprechenden Verbindungen führt, wie die Einwirkung von Essigsäureanhydrid. *) Dieses Archiv 236, 535. 152 F. Lehinaun: WasscistoffübtTtraguiig. Aus dem pharmazeutisch-chemischen Universitätsinstitut Königsberg. UeberWasserstoffübertragung durch Osmiumdioxyd. Von F. L e li m a n n. (Eingegangen den 20. I. 1913.) Die Mitteilung von K. A. H o f m a n n^j über Sauerstoff- katalyse durch Osmiumoxyde veranlaßt mich, über einige Versuche von Wasserstoffkatalyse durch Osmiumoxyd zu berichten, welche ich auf Veranlassung von Herrn Professor R u p p vor einigen Monaten in Angriff genommen habe. Beim mikroskopischen Fettnachweis mit Osmiumtetroxyd entstellt durch die reduzierende Wirkung der Oelsäure bezw. des Oelsäureglycerids hydratisches Osmium- dioxyd. Von diesem versprachen wir uns eine Wasserstoff übertragende Wirkung, also eine Fetthärtung beim Einleiten von Wasserstoff durch Bildung von Stearinsäure bezw. Stearin. Die Vermutung bestätigte sich, indem sowohl die Oelsäure selbst als auch flüssige Fette, z. B. Olivenöl, bei höherer Temperatur, aber ohne die Not- wendigkeit höheren Druckes je nach der Menge angelagerten W^asser- stoffs in halbfeste bis feste Produkte übergehen. Das Osmium- dioxyd erzeugen wir im Reaktionsgemisch selbst, indem dieses einfach mit einer geringen Menge Osmiumtetroxyd angerieben wird. Das gebildete Dioxyd löst sich im erwärmten Fette klar auf, offenbar kolloidal, denn es kann der Lösung durch Schütteln mit Tierkohle \neder entzogen werden. Hingegen wird das Osmiumdioxyd beim Lösen des Fettes in organischen Lösungsmitteln oder beim Schütteln mit Xeutralsalzlösungen etc. nicht abgeschieden. Von den angestellten Versuchen seien vorerst folgende erwähnt : In einem Reagenzglas wurden 10 g Oelsäure mit 0,05 g Osmium- tetroxyd versetzt und so lange erhitzt, bis sich das Reagierrohr mit weißen Dämpfen füUte. Es entstand hierbei eine vollständig klare, tiefbraun gefärbte Lösung, In die heiße Flüssigkeit wurde nunmehr aus einem K i p p'schen Aj^parat mit Permanganatlösung ge- waschener Wasserstoff in langsamem Strom ca. l^o Stunden lang eingeleitet. Innerhalb dieser Zeit erstarrte die Flüssigkeit zu einer festen, hellbraunen Masse. Der Versuch Avurde in derselben Weise 1) Berl. Ber. 45, 3329. F. Lehmann; Wasserstüifiibertragnng. 153 mit Olivenöl wiederholt und iiatte auch hier das gleiche Ergebnis. Das Reaktions])rodukt wurde in Aether gelöst, mit Tierkohle versetzt, einige Minuten auf dem Wasserbad erwärmt und filtriert. Aus dem Filtrat blieb nach dem Verdunsten des Aethers das nahezu weiße Fett zurück. In einem weiteren Versuch wurde das Oel-Osmiumgemisch nicht nur zu Beginn, sondern auch während der Hydrierung über kleiner Flamme erwärmt. Versuche, die in dieser Weise mit 10 g Olivenöl und 0,05 g Osmiumtetroxyd angestellt wurden, ergaben als Reaktionsprodukt : 1. nach halbstündigem Einleiten von Wasserstoff ein Fett mit dem Schmelzpunkt 32**; 2. nach einstündigem Einleiten von Wasserstoff ein Fett mit dem Schmelzpunkt 39"; 3. nach l^o stündigem Einleiten von Wasserstoff ein Fett mit dem Schmelzpunkt 39". In dieser letzten Probe wurde nochmals unter Erhitzen 0,1 g Osmiumtetroxyd gelöst und die Flüssigkeit von neuem mit Wasser- stoff eine Stunde lang gesättigt. Das gewonnene Produkt zeigte nach dem Reinigen mit Aether und Tierkohle den Schmelzpunkt 45". Die Fetthärtung läßt sich auf diese \\'eise sehr einfach als Vorlesungs- versuch zeigen. Man bedient sicli für diesenZweck einer etwas größeren Osmiumtetroxydmenge, nämlich 0,1 g, reibt diese mit 10 g Olivenöl an, erhitzt die Mischung im Reagierrohr bis" zur Bildung weißer Dämpfe und leitet in die heiße, vollständig klare Lösung unter ständigem Erwärmen über kleiner Flamme Wasserstoff ein. Halb- stündige Hydrierung genügt, um nach dem Kühlen durch Schütteln unter der Wasserleitung eine ersta''rte Masse zu erhalten. Auch bei der Hydrierung anderer ungesättigter Verbindungen läßt sich das Osmiumdioxyd aus Tetroxyd im Reaktionsgemisch erzeugen, bleibt aber zumeist nicht kolloidal gelöst, sondern fällt als mattschwarzes Pulver aus, das durcli Behandlung mit AN'asser- stoffsuperoxydlösung leicht zu Tetroxyd regenerierbar ist. 154 E. Sie bürg: Helleborein. Aus dem Institut für Pharmakologie und physiologische Chemie der Universität zu Rostock. Ueber Helleborein'). Von E. S i e b u r g. (Eingegangen den 11. I. 1913.) Entgegen den zahlreichen^) uns über die physiologischen — digitalisähnhchen — Wirkungen des HeUeboreins recht genau orientierenden Arbeiten sind wir über seine chemischen Eigen- schaften weniger gut unterrichtet. Es x^oirde 1864 von M. M a r m e aus den Wurzeln der verschiedenen bei uns einheimischen Nies- A^TU'zarten zuerst isoliert und von ihm zusammen mit A. H u s e - m a n n^) näher untersucht. Die beiden Forscher stellten den Glu- kosidcharakter fest, indem sie fanden, daß es bei der Hydrolyse durch verdünnte Mineralsäuren in ein blaues, wasserunlösliches Spaltungsprodukt Helleboretin und Glukose zerfällt und gaben diesem Vorgange folgende Formel: ^Z6^iiOi5 = C14H20O3 + 2 CgHi20g. Weiter befaßte sich K. T h a e t e r*) unter H i 1 g e r in Mün- chen chemisch näher mit dem HeUeborein. Auch er erhielt bei der hydrolytischen Spaltung das blaue Helleboretin, neben Glukose aber auch noch Essigsäure. Schon bei der Elementaranalyse des Helleboreins erhielt T h a e t e r etwas andere Werte wie H u s e - mann und M a r m e und stellte eine andere Formel auf. Den Spaltungsprozeß selbst formuliert er dann C37H56O18 -t- 5 H2O = CioHgoOs + 2 CeHi^Oe + 2 CH3COOH. Weiteres WesentHches wissen wir bezüglich der Chemie des Helleboreins nicht. ^) Im Auszug mitgeteilt aixf der 84. Versammlung Deutscher Xaturforscher und Aerzte zu Münster i. W. ^) Zusammengestellte Literatur hierüber siehe in E. M e r c k's Jahresbericht 1912, 25. Jahrgang, 8. 101 ff. ') M. M arme und A. H u s e m a n n, Liebig's Arm. 135, 1865, Seite 55. *) K. Thaeter, Dieses^ Archiv 235, 1897, S. 414. E. Sicburg: HoUeborein. 155 Aus gewissen physikalisch-chemischen Eigenschaften: der Fähigkeit, in wässeriger Lösung stark zu schäumen, durch Am- nioniunisulfat ausgesalzen zu werden, beim Au.sfallon aus der mit Aramoniumsulfat versetzten wässerigen Lösung fremde Farbstoffe mit niederzureißen, vor allem aber aus der Eigentümlichkeit, den roten Blutkörperc^ien ihren Farbstoff zu entziehen, schloß R. K o - b e r t^), daß das Helleborein den Saponinen sehr nahe steht, und gibt dieser Vermutung Ausdruck durch den Satz : „D i e B r ü c k e von den Saponinsubstanzen zu denen der Digi- talingruppe bildet das Helleborei n." Gerade die letzt erwähnte Eigentümlichkeit, hämolytisch zu wiiken, kommt von pflanzlichen Glukosiden eigentlich nur der Unterabteilung der Saponine zu. K o b e r t^) empfiehlt geradezu diese Eigenschaft als biologische Wertbestimmungsmethode heran- zuziehen bei der Prüfung einiger arzneilich verwandten Saponin- drogen, z. B. der Sarsaparille. Nach K o b e r t wirkt das Helle- borein auf Kaninchenblutkörperchen zwar nur schwach, aber deut- lich (1 : 25) hämolytisch, bei einigen anderen Blutarten, bei Meer- schweinchenblut und menschlichem Placentarblut, wie ich fand, sogar noch stärker (ca. 1 : 200). Nach der neuesten vorliegenden chemischen Bearbeitung der Frage der Digitalisblätterglukoside isolierte F. K r a f t') in reiner Form das G i t a 1 i n, das früliere D i g i t a 1 e i n als ein echtes, typisches Saponin, das sich mit C28H48O10 in die allgemeine K o b e r t' sehe Saponinformel CnHjn-gOio einreilien läßt. War hiernach zum erstenmal ein starkwirkender Stoff aus den Digitalisblättern als ein dieser allgemeinen Formel sich an- passender identifiziert, so konnte K o b e r t^) nach einem Vor- versuche es wagen, dem Helleborein in diesem System einen be- stimmten Platz C21H34O10 — wenn auch noch mit einem Frage- zeichen - - anzuweisen und übertrug mir dann die nähere Be- gründung. ^) R. K o b e r t, Beiträge ziu" Kenntnis der Saponinsubstanzen, Stuttgart 1904. *) R. K o b e V t, Ber. d. Deutsch. Pharmaz. Ges., Jahrg. XXIT, 1912, S. 205. 3) F. Kraft, Dieses Archiv 250, 1912, S. 118. *) R. K o b e r t, Ueber die wii'ksamen Bestandteile und die Verorduungsweise der Digitalis. Vortrag, No. 333 d. Korresp.-Bl. des Mecklenburg. Aerzte -Vereins, Rostock 1912; siehe auch Münch. med. Wchschr. No. 34, 1912. 156 E. Sieburg: Helleborein. Eigenschalten und Zusammensetzung. Meine Untersuchungen stellte ich mit dem bei Merck käuf- lichen Helleborein an. Das schwach gelbliche Pulver ließ unter dem Mikroskop kein KrystaJlgefüge erkennen, auch war von einer 20%igen Lösung im Dialysator innerhalb zwei Tagen nichts durch die Pergamentmembran diffundiert, ich muß es demnach gegen- über anderen Mitteilungen als kolloidal ansprechen. Es war asche- frei. Ohne markanten Schmelzpunkt zu zeigen, bläht es sich über 120° erhitzt auf und beginnt dann bei steigender Temperatur langsam braun zu werden. Leicht und klar ist es mit gelblicher Farbe in Wasser löslich, die Reaktion ist neutral. Von einer frisch bereiteten wässerigen Lösung wurde « d = — 2,8" gefunden. Ebenso löst es sich leicht in Natronlauge, Ammoniak, Alkohol, Methylalkohol, Eisessig und Pyridin, sehr wenig beim Erwärmen in Isobutylalkohol und Amylalkohol, unlöslich ist es in anderen sonst gebräuchlichen Lösungsmitteln wie Aether, Essigäther, Petroläther, Aceton, Ligroin, Chloroform, Benzol und Toluol. Aus wässeriger Lösung wird das Helleborein außer durch Ammoniumsulfat noch niedergeschlagen durch Phospliormolybdän- säure und Phosphorwolframsäure, durch Gerbsäure nur, wenn beide Stoffe in sehr konzentrierter Form vorliegen; diese FäUung löst sich aber in der Wärme wieder. Merkwürdigerweise entstehen weder mit neutralem noch basischem Bleiacetat Niederschläge. Auch eine gesättigte alkoholisclie Cholesterinlösung mit konzen- trierter alkoholischer Helleboreinlösung zusammengebracht blieb während der Beobachtungszeit von mehreren Tagen völlig klar. Daß aber zwischen diesen beiden Körpern gewisse Wechselwirkungen existieren, zeigte K a r a ü 1 o w^) im Straub' sehen Laborato- rium auf biologischem Wege. Diese geringe Affinität des Helleboreins zum Cholesterin bietet bei seiner nur schwachen hämolytischen Wirkung nichts Ueberraschendes. So nimmt auch S. Y a g i'^) an, daß nur Saponine, die eine starke Wirkung auf Blutkörperchen ausüben, zur Cholesteridbildung geeignet sind, während solche mit schwachen hämolytischen Eigenschaften wegen ihrer geringen Affinität zum Cholesterin kaum Cholesteride bilden. Das Helleborein besitzt nur geringe Reduktionsfähigkeit. F e h 1 i n g' sehe Lösung wird auch in der Wärme nicht verändert, Quecksilberchlorid selbst bei längerem Kochen nicht. Mit am- ») Th. Karaülow, Biochein. Ztschr. 32, 1911, S. 149. ») S. Yagi, Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 68, 1912, S. 323. E. Sioburg: Helleborein. 157 nioiüakalischcr »Silbcilöauug längere Zeit im Sieden erhalten, färbt sich das Gemisch erst dunkel und läßt schließlich einen schwarzen in Ammoniak lösliclien Niederschlag fallen. Auch Goldchlorid wird uiciit bis zu metalliscliem Gold, sondern nur bis zu Goldoxydul reduziert; im Moment, wo das Reaktionsgemisch zu kochen be- ginnt, wird es schön indigofarben. N e ß 1 e r's Reagens färbt die wässerige Lösung ei'st gelb, nach einigen Sekunden schlägt diese Farbe in Orangerot um; nach wenigen Minuten fällt ein grauer Niederschlag aus und die überstehende Flüssigkeit ist dann zeisiggelb bis gelb- grün gefärbt. Erwärmen läßt diese einzelnen Phasen zusammen- fallen und weniger gut beobachten. Diese, wenn auch nicht gerade sj)ezifisclie, aber mir immerhin bemerkenswert erscheinende Re- aktion ist, noch mit einer Hel'eboreinlösung 1 : 250 angestellt, lecht deutlich. — Weiter wird neutrale Kaliumpermanganatlösung in der Kälte entfärbt, fuclisinschweflige Säure in der Hitze gerötet. Von sonstigen Farbenreaktionen sei die bekannte Rotbraun- färbung mit konzentrierter Schwefelsäure hervorgehoben, obschon der so erzielte Farbenton keineswegs sehr schön und charakteristisch ist. Zusätze zur Schwefelsäure irgendwelcher Art, nach K i 1 i a n i, L a f o n, M e c k e u. a. nuancierten den Farbenton in keiner Weise. So muß gesagt werden: Charakteristische Reaktionen fehlen zur- zeit, wenn anders man nicht die unten zu erwähnenden Erschei- nungen, die beim längeren Kochen mit verdünnten Mineralsäuren zutage treten, als solche betrachten will. Zur Elemeutaranalyse wurde das käufliche Helleborein in wenig Alkohol gelöst, mit Aether ausgefällt und im Vakuum über Schwefelsäure getrocknet. Die Verbrennungen selbst wurden, wie auch alle folgenden, im offenen Rohr mit Kupferoxyd bei Sauer- stoffüberleitung ausgeführt und sechs Stunden lang unterhalten. Substanz CO2 H2O C H 0,2058 g 0,4228 g 0,1448 g 56,02% 7,88% 0,1552 g 0,3204 g 0,1052 g 56,30% 7,54% 0,2203 g 0,4512 g 0,1515 g 56,20% 7,69% Als Mittelwerte berechnet sich heraus: C = 56,17% H = 7,70% O = 36,13% Nach diesen Daten ist die empirische Formel (0 = 1 gesetzt) ^'2,oT^h,nO, oder mit 10 multipliziert: C2o,7H34_iO,o- Dieser Wert 158 E. Sieburg: Helleborein. paßt aber ungezwungen in die allgemeine Saponinformel Ko b e r t's CnH(2n-8)Oio uud wii' erhalten Ganz ähnliche Zahlen erhielt T h a e t e r. Eine Gegenüber- stellung der Werte mag mit als Stütze für die Richtigkeit heran- gezogen werden. nach T h a e t e r nach S i e b u r g Berechnet für C2iH340io C = 56,15% C = 56,17% C = 56,47% H= 7,42% H= 7,70% H= 7,68% ber. O = 36,13% O = 35,85% Möglich, daß aber ein Multiplum dieser Formel vorliegt. Eine Molekulargewichtsbestimmung von in Eisessig gelöstem Helleborein im B e c k rn a n n'schen Apparat, gab keine befriedigenden Resul- tate, wohl weil das Lösungsmittel zersetzend wirkte. Es wurde deswegen die Substanz acetyliert. Acetyl-Helleborein I Ci9H2e08<|J!^^Q^ ] Mol.-Gew. 1969. Schmp. 1290-130». Helleborein wurde mit der gleichen Menge entwässertem Natriumacetat und der fünffachen Menge Essigsäureanhydrit vier Stunden hindurch am Rückflußkühler im Glyzerinbade auf 145" bis 150» erhitzt. Nach Eingießen der hellbraunen Lösung in viel kaltes Wasser schieden sich gelbbraune Massen aus, die abfiltriert und wiederholt mit lauwarmem Wasser ausgewaschen wurden. Sie lösten sich spielend leicht in Aether. Die ätherische Lösung wurde zur Rei- nigung im Scheidetrichter wiederholt mit Wasser ausgeschüttelt und der Aetiier nach dem Trocknen durch wasserfreies Natrium- sulfat verdunstet. Der Rückstand \^^urde dann nochmals in wenig " Alkohol aufgenommen und ins Vakuum über Schwefelsäure ge- bracht. Er hinterblicb schließlich in Form gelber Schüppchen, die Wasser- und aschefrei waren und bei 129» -130» schmolzen. Sie lösten sich außer in Alkohol und Aether auch leicht in Methyl- alkohol, Aceton, Chloroform und Eisessig. Das Molekulargewicht wurde unter Anwendung von Eisessig als Lösungsmittel durch Gefrierpunktserniedrigung im B e c k - man n'schen Apparat bestimmt und nach der Formel K.p.lOO M= fr A.L E. Sieburg: Helleborein. 159 berechnet, worin M das gesuchte Molekulargewiciit, K die mole- kulare Gefrierpunktsemiedrigung (für Eisessig = 30), p die ange- wandte Menge Substanz, L die angewandte Menge Lösungsmittel und A die beobachtete Gefrierpunktsemiedrigung bezeichnen. Eisessig als Gefrierpunkts- Gefunden Substanz Lösungsmittel Erniedrigung Mol. -Gew. 0,4282 g 14,236 g 0,065» 1805 0,6438 g 17,100 g 0,08» 1835 0,7200 g 12,2554 g 0,13" 1762 Zur Bestimmung der in das Molekül des Helleboreins einge- tretenen Essigsäurereste ^\-urde Acetyl-Helleborein in Alkohol gelöst und em Ueberschuß von ca. "/g alkoholischer Kalilauge li inzugegeben, eine Stunde bei Zimmertemperatur belassen und dann zwecks Vervollständigung der Verseifung noch eine Stunde auf dem Wasser- bade am Rückflußkühler gekocht. Der Alkaliüberschuß M-urde unt^r Anwendung von Phenophtalein als Indikator mit "/, Salz- säure zurücktitriert. Gleichzeitig wurden, um den Wirkungswert der ca. "/g KOH genau zu erfahren, mehrere blinde Versuche genau unter denselben Bedingungen, nur unter Weglassen der zu ver- seifenden Substanz ausgeführt. Der Einfachheit halber sind in nachfolgender Rechnung die gefundenen Zahlen direkt als "/g KOH bezw. "/g CH3CO angegeben. Die auf diese ^^'eise gefundenen Zahlenwerte für die Anzahl der eingetretenen Acetylreste bedürfen aber einer Korrektur. Wie sich herausstellte und unten genauer besprochen wird, enthält das Molekül des Helleboreins sclion an und für sich einen leicht durch Alkali und Säure abspaltbaren Komplex, der als durchschnittlich 1,1 Molekül Essigsäure gefunden \Mucle. Die Berechnung geschah demnach nach folgender Formel g CHsCO-freies Helleb. in 1 g Acetyl-Helleb. g CH2CO ui 1 g Acetyl-Helleb. g Mol. (CaiHs^O^o-CHaCQ) = 404 X (= gesuchte g CH2CO) X : 42 (= Mol. -Gew. von CHoCO) = Anzahl der Acetylgruppen. Acetyl-Helleborein verbrauchen "/^ KOH entsprech. in 1 g CHjC'O 0,7528 g 14,4 com 0,4017 0,5114 g 9,8 com 0,4024 0,9364 g 17,2 ccm 0,3858 16C» E. Sieburg: Helleborein. Gew. der CHgCO- Gruppen Anzahl auf 1 Mol. Helleb. der Mol. CHjCO 271 j 6,45 j 272 266 6,48 J 6,33 254 ) 6,05 J Hiernach müssen zu einem Gramm-Molekül {C^iÜ^Oiq — CHgCO) = 404 mindestens sechs Gramm-Moleküle CHgCO = 42 x ö = 252 hinzuaddiert werden, so daß das Molekulargewicht des acet}'- Uerten HeUeboreins zu 656 gefunden wird. Aus demselben wurden durch Alkali rund sechs Essigsäurereste abgespalten, und da im Molekül des Helleboreins schon ein Essigsäurerest enthalten ist, müssen durcli die Acetylierang rund sechs Essigsäurereste ein- getreten sein. Das so berechnete Molekularge\Wcht von 656 stimmt aber mit dem durch Gefrierpunktserniedrigung zu im Mittel 1800 ge- fundenen nicht überein. Letzteres ist ungefähr dreimal so groß. Infolgedessen muß das zu 656 berechnete Molekül des acetylierten HeUeboreins als verdreifacht angenommen werden, ebenso wie das des unveränderten Helleboreins. Diese Befunde passen auf die zu Eingang aufgestellten Daten und werden bestätigt durch die Elementaranalyse,. Substanz CO, H,0 C H 0,2410 g 0,4993 g 0,1400 g 56,50% 6,51% 0,1826 g 0,3778 g 0,1110 g 56,42% 6.81% Berechnet für (C3iH440i5)3: C = 56,68^0, H = 6,75%. Aus dem Acetyl-HeUeborein wurde durch alkaUsche Verseifung wieder HeUeborein regeneriert. Da durch diesen Prozeß der von Hause aus sich im HeUeborein findende Essigsäurerest mit abgesj)alten vävd, ist das resultierende Produkt als ein HeUeborein minus ein CHgC'O anzusprechen. Ueber seine plwsiologischen Eigenschaften wird weiter unten berichtet. Das in Wasser aufgeschlämmte Acetyl-HeUeborein %^Tirde mit überschüssiger gesättigter Barj-tlösung mehrere Stunden lang ge- kocht, wodurch es nahezu vöUig gelöst A^Tlrde. Im Filtrat wurde die größte Menge des überschüssigen Baryts durch mehrstündiges Einleiten von Kohlensäure beseitigt, der Rest durch tropfenweisen Zusatz von sehr verdünnter Schwefelsäure. Das durch Abdunsten der Lösung, Aufnehmen dieses Rückstandes in starkem Alkohol und abermaUges Eindampfen gewonnene fettsäurefreie Helleborein bildete nach dem Verreiben ein schwach gelbliches Pulver, das aber noch ca. 0,6% Asche (Barj4) enthielt. (Schluß folgt.) ^a^u^!/^fj^!Fi!^i^mmf^f^mf=^f^ Kürzlich erschienen! Kürzlich erschienen! Ergänzungstaxe zur Deutschen Arzneitaxe 1913 Die Positionen d. amtlichen Taxe sind alphabetisch eingeordnet In abwaschb. Leinen flexib. geb. Oktavform. M. 2,50 Durchschossene Exemplare sind zum Preise von M. 3,50 bei Voreinsendung zu beziehen vom Deutschen Apotheker-Verein, Berlin nw87. Höchstgaben -Verzeichnis 8 teilig I. Höchstgaben der offizineilen Arzneimittel für Erwachsene nach Pharm. Germ. V, dieselben für Kinder nach dem Medizinalkalender 1912 II. Höchstgaben der nichtoffizinellen Arzneimittel füi* er- wachsene Menschen nach dem Ergänzungsbuch des Deutschen Apotheker-Vereins, 3. Auflage 11)06 inkl. Nachtrag 1912 III. Höchstgaben^ der starken oder giftigen Ai-zneimittel für Tiere (Einzelgaben) nach Prof. Dr. Fröhner und Veterinär- kalender von Dr. Rautenberg eine Tabelle auf holzfreiem Papier in der Größe von 53x67 cm, jeder Teil für sich abtrennbar, Preis 50 Pf einschließlich Porto. Ferner sind erschienen die Maximaldosen des D. A. B. V und des Erg.-Buclies perforiert je 30 Pf. Selbstverlag des Deutschen Apotheker-Vereins, Berlin NW 87. Handelsgeseilscliaft Deutscher Apotheker m. b. H. Berlin NW. 21, Dortmunderstr. 12 Breslau — Göln — Dresden — Hamburg — Manchen. Die Weinabteilung Berlin empfiehlt den Herren Apothekenbesitzern, auch Nichtmitgliedern, unter eigener Kontrolle stehende Medizinal-Weine, Cognacs etc.: Tokayer, Sherry, Portwein, Malaga, Bordeaux-, Rhein- und Mosel- weine, deutsche und französische Cognacs und Schaumweine. Außer diesen genannten können sämtliche anderen Weine und Spirituosen von uns bezogen werden, man verlange ausführliche Preisliste. Bei Aufträgen von M, 50. — an in Stillweinen, Rum, Arrak oder Cognac vergütet die Weinkellerei Berlin die einfache Bahnfracht innerhalb Deutschlands. Den Mitgliedern der Handelsgesellschaft werden alle gefl. Wein- einkäufe bei der Gewinnverteilung in Anrechnung gebracht, weshalb wir bitten, auch den Bedarf in Weinen für den Privatgebrauch bei der Handelsgesellschaft zu decken. ICHTHYOL. Der Erfolg des von uns hergestellten speziellen Schwefel präparats hat viele sogenannte Ersatzmittel hervorgerufen, w^elche nicht identisch mit unserem Präparat sind und welche obendrein unter sich verschieden aind, wofür wir in jedem einzelnen Falle den Beweis antreten können. Da diese angeblichen Ersatzpräparate anscheinend unter Mißbrauch unserer Marken „Ichthyol" und „Sulfo-Ichthyolicunj" auch manchmal fälschlicherweise mit Ichthyol oder Ammoniuiii snlfo - iehthyolicam gekennzeichnet werden, trotzdem unter dieser Kennzeichnung nur unser spezielles Erzeugnis, welches einzig und allein allen klinischen Versuchen sngrunde gelegen hat, verstanden wird, so bitten wir um gütige Mit- teilung zwecks gerichtlicher Verfolgung, wenn irgendwo tatsächlich solche Unterschiebungen stattfinden. IcMliy Ol - Gesellschaft Cordes, Hermanni & Co. HAMBURG. BOrsenbaohdrnckerei Denter & Nicolas, ßerliu C, Nene FrUdrichetraße 43. ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben vom D eutscilen Ap otlielLer -Verein anter Redaktion von E. Schmidt und H. Becknrts. / Band 251. Heft 3. BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins, 1913. Ausgegeben den 12. April 1913. INHALT. Seite E. Sieburg, Ueber Helleborein (Schluß) . 161 E. Schmidt, Ueber einige Pyridinabkömmlinge 183 0. Keller und 0. Völker, Untersuchungen über die Gruppe der Helleboreen 207 A. W. ran der Haar, Ueber die Struktur- der natürlichen Saponine 217 H. Matthes und F. König, Ueber die Bestimmung der Rohfaser und der Cellulose 223- Eingegangene Beiträge. J. Troeger und W. Beck, Beiträge zur Erforschung der Angostura- alkaloide. Abbauversuche des Kusparins. E. Schmidt, Ueber das Scopolin. (Geschlo^en den 3. IV. 1913.) Nährmittel für Säuglinge als Dauemahrung in den Fällen, in denen die natürliche Er- nährung nicht durchführbar ist, sowie für ältere Kinder und Erwachsene während und zehrenden Krankheiten. Nährzucker und verbesserte Liebigsuppe in Pulverform in Dosen von ü kg Inhalt zu M. 1.50. Nährzucker-Kakao in Dosen v. H kg Inhalt za M. 1.80. Eisen-Nährzucker mit 0,7 % fermm glycerin-phosphoric. die Dose von Vt kg Inhalt M. 1.80. Eisen-Nährzucker-Kakao mit lO'/o ferrum oxydat. saccharat. sol. Ph. IV. die Dose von 3^ kg Inhalt M. 2. — . 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Da bei der Verarbeitung des säuerst off ärmeren neutralen Helleboretins ein Kohlenwasserstoff erhalten wurde, der nahezu auf (CgHg)^ paßt, so sei hier vergleichsweise die berechnete Zusammen- set7Aing von (CioHigO),, angeführt: C = 78,94o„ H = 10,54% O = 10,52%. Ein w i r k u n g von Salpetersäure. Da durch Einwirkung von konzentrierter Salpetersäure auf das saure Helleboretin lebhafte Farbenerscheinungen auftraten, stand zu erwarten, daß dies etwa auf der Bildung eines wohl- charakterisierten Nitrokörpers beruhe. Es wurde deshalb eine größere Portion der Substanz in überschüssige, auf ca. 90 '' erwärmte Salpeter- säure nach und nach eingetragen. Nach 1 4. stündiger Einwirkungs- zeit wurde ein Teil der purpurroten Lösung in viel Wasser ein- gegossen. Der in roten Flocken allmählich ausfallende Körper wurde nach dem Absitzenlassen abfiltriert und auf dem Filter die an- haftende freie Salpetersäure wegge waschen. Dabei verblaßte die lote Farbe immer mehr und machte einer gelben Platz. Der so be- scliaffene Köi'per wurde dann getrocknet. Der andere Teil des Helleboretin-Salpetersäuregemisches wurde noch zwei Stunden lang auf dem Wasserbade belassen, wobei die rote Farbe allmählich in eine orangegelbe überging und dann in Wasser gegossen. Es fiel ein gelblich weißer Körper aus, der gewaschen und getrocknet wurde. In Aether aufgenommen, entwickelten sich beim Abdunsten desselben rote Dämpfe: der Körper zersetzte sich. — Zwei orientierende Stickstoffbestimmungen nach K j e 1 d a h 1 , ausgeführt mit beiden Substanzen, die nur kurze und lange Zeit mit der Salpetersäure in Berührung geblieben waren, lieferten sehr differente Zahlen. Es erübrigten sich deswegen genauere Analysen. 176 E. Sieburg: Helleborein. Das neutrale Helleboretin bildete schwarze Massen mit einem geringen Stich ins Grünbraune, die sich nur in Alkohol und Eisessig lösten. Es schmolz schwieriger wie der sauere Körper, erst oberhalb von 200 " zersetzte es sich langsam. Mit Schwefelsäure und Salpetersäure traten dieselben Färbungen ein. Auch hier konnte kein Brom und Cholesterin angelagert werden. Analysen: Substanz CO 2 H2O C H 0,2300 g 0,5970 g 0,2154 g 70,79% 10,51% 0,3174 g 0,8286 g 0,2944 g 71,19% 10,41% Im Mittel: C= 70,99%, H = 10.46«o; berechnet 0*== 18,55%^ Unter vorläufiger Zugrundelegung einer Molekulargröße von 100 lautet die hieraus berechnete Formel: Cä.saHio-JcO.ie Die Molekulargewichtsbestimmungen ergaben : Eisessig als Gefrierpunkts- Gefunden Substanz Lösungsmittel Erniedrigung Mol.- Gew. 0,3231 g 12,4825 g 0,38" 267 \ ^^^ 0,4212 g 14,2002 g 0,48" 241 ) Die vorstehende Formel mit 2,54 multipliziert, ergibt demnach Cj5,03H26,57O2,94 Betreffs ihrer Bewertung gilt dasselbe wie bei der auf diese Weise vom sauren Helleboretin aufgestellten Formel. Korrigiert man sie z. B. nach C15H24O3 hin, mit 71,03%C und 9,52%H, so würde sie der K o b e r tischen Reihe der x y s a p o g e n o 1 e^) CnH(2n 6)03 sich anschheßen, von der Glieder mit 10, 11, 12, 14 und 15 Kohlenstoff atomen bisher beschrieben sind. Die Abbauversuche wiu'den in der nämlichen Weise wie oben vorgenommen; durch Kahschmelze, trockene Destillation mit Zink- staub unter vermindertem Druck und durch Nitrieren. Andere Operationen, wie z. B. Oxydation durch Kaliumpermanganat, führten zu keinem Ziel. Die K a 1 i s c h m e 1 z e \\urde nach dem Uebersättigen durch Phosphorsäure mit Aether ausgeschüttelt. Der Aether reagierte sauer und hinterheß nach dem Abdunsten sehr wenig weißen Rück- stand, der durcli Eisenchlorid keine andere Färbung annahm, nach Zusatz von Calciumchlorid eine gelinde Trübung auftreten ließ, die 1) Siehe S. 173, Anrnerk. 1. K. Siel)iir^: Holleboroiii. 177 aui-li luu-h E.ssig.säiir>'/iisat/ rieht vcrscliw and. was auf ( ) x a I - s ä u r t' hindeutet. Die K i n w i r k u n <^ v o n 8 a i p i- 1 e r säur e iiiiiterließ nach anfänglicher Rotfärbung einen amorphen in Wasser unlösliclien, gelblich weißen Körper, der ebenso wie das saure Helleboretin bei stundenlangem Kontakt mit Salpetersäure keine Pikrinsäure lieferte. Bei dei- Z i n k s t a u b d e s t i 1 1 a t i o n bei ca. 50 mm Vakuum destillierte der größte Anteil in Form einer gelblichbraunen, schwach fluoreszierenden Flüssigkeit z^\•ischen 220" und 270" über. Um die Siedepunktgrenzen enger zu ziehen, wurde nochmals rekti- fiziert, ein anderes Resultat jedoch nicht erhalten. Mit Schwefel- säure trat schöne Rotfärbung ein. Die Analyse ergab: Substanz CO, H.,0 C H ber. O 0,1634 K 0,0247 g 0.168Ö g 87,58"o 11,57% 0,85% Den geringen Säuerst off gehalt möchte ich auf Analysenfehler oder Venu\reinigungen zurückführen, es dürfte ein Kohlenwasser- stoff vorliegen. Für (C^H^)« berechnet sich 88,23% C und 11,77% H, Zahlen, die den gefundenen recht nahe kommen. Vergleicht man die beiden bei der Hydrolyse des Helleboreins erhaltenen Helleboret ine, so unterscheiden sie sich in ihrer Zusammen- setzung wesentlich durch ihren Sauerstoffgehalt. Ihren Reaktionen nach zu urteilen müssen sie aber nahe verwandt miteinander sein. Das sauerstoffärmere neutrale Helleboretin liefert bei weiterem Abbau einen oder ein Gemisch von Kohlenwasserstoffen, die etwa der Formel (CäHg)^ entsprechen, während das sauerstoffreichere Helleboretin Produkte liefert, die etwa auf (CjoHjgOJn schheßen lassen. Hiernach kann ich mich, ohne allzusehr spekulativ zu sein, der Ansicht nicht verschließen, daß im H e 1 1 e b o r e i n m o 1 e k ü 1 T e r p e n - radikale enthalten sind. Ganz ähnlich zusammengesetzte Produkte der trockenen Destillation von Sapogeninen sind übrigens schon mehrfach beob- achtet worden. So erhielten W i n t e r s t e i n und B l a u^) aus Sapindus-Sapogenin einen Kohlenwasserstoff, den sie möglicher- weise für Butylen ansprechen, dessen Analyse aber ebensogut für einen Terpenkohlenwasserstoff paßt. — A. W. v a n d e r H a a r^) ^) E. W i n t e r s t o i n und H. B 1 a ii, Ztschr. f. physiol. Chem. 75, 1911, S. 433. 2) A. W. van der Haar, dieses Archiv 250, 1912, S. 434. Arch. d. Pharm. COLI. Bdr 3. Heft. 12 178 E. Sieburg: Helleborein. gewann aus einem aus Hedera helix dargestellten Sapogenin eine Substanz, die er nach Analyse und Molekulargrößenbestinimung C15H24 schreibt. — Bei der trockenen Destillation von Assam- Sapogenin bekam J. H a 1 b e r k a n n^) in unserem Institute ätherische Oele, die er gemäß ihrer Zusammensetzung für Gemische aus Sesquiterpenen und Sesquiterpenalkoholen hält. — Ohne etwas Besseres zu bringen wird diese Ansicht von A. M e y e r^) in seiner Dissertation hingestellt als „Ver- mutungen, die aus Mangel an experimentellen Daten überhaupt nicht diskutierbar sind". — Gewiß, die chemisch ganz strenge durchgeführte Charakterisierung und Individualisierung ist in keinem der Fälle erfolgt. Man bedenke, welch ungeheuer große Menge von Ausgangsmaterial und welch erheblicher Aufwand von Zeit und Mühe erforderlich wären, um von diesen sehr weitgehenden Abbau- produkten größere Quantitäten in genügender Reinheit zu erhalten, die doch zur näheren Charakterisierung unbedingt erforderlich sind. Aber wozu gänzlich verneinen, wenn eine große Walirscheinlichkeit ohne weiteres zugegeben werden kann ! Zusammenfassung. Das Gluliosid Helleborein dokumentiert sich chemisch genügend als ein S a p o n i n, das sich mi t (C2iH340io)3 der allgemeinen K o b e r t'schen Näherungsformel CnH(2n— 8)0io einreihen läßt. Wie viele Saponine enthält es einen leicht abspaltbaren F e 1 1 - säurekoniplex, nämlich eine Acetylgruppe. Bei der hydro- lytischen Spaltung werden von Zuckerarten Glukose und Arabinose abgekuppelt, ferner Essigsäure und zwei Sapogenin e. Diesen sich chemisch sehr ähnlich verhaltenden Sapogeninen, einem sauren und neutralen Helleboretin, liegt aller Wahi'scheinlichkeit nach ein Terpenradikal zugrunde. Wegen der eigentümlichen Farbenerscheinungen, die einige seiner Bruchstücke mit Säuren geben, läßt sich das Helleborein auch als ein ,,c h r o ni o g e n e s" S a p o n i n bezeichnen. Pharmakologische Bemerkungen. Ueber die physiologischen Wirkungen des unveränderten Helleboreins ist nichts Neues nachzutragen. Altes zusammenfassend, läßt sich kurz sagen, daß nach der Applikation eintritt: Reizung der ») J. H a 1 b e r k a n n, Biochem. Ztschr. 19, 1909, S. 313. *) A. Meyer, Beitrag zur Kenntnis der Saponine, Inaug.-Diss., Berlin 1912. E. Siebxirg: Helleboroin. 179 Heninuiiigsapparate des Herzeus, infolgedt.'sseu Pulsverlan^sarnung, ferner Reizui\g der Cefäßwändc, dadurch Zvaiahnie des Blutdrucks, und weiter molekulare Vercänderungeu des iTerzmuskeLs. Ein inter- mediäres Stadium, wie bei der Digitaliswirkung, der Lähmung der I lemmungsapparate, scheint zu fehlen, vielmehr die ausgesprochen toxische Wirkung sich direkt dureli Ueberreizung der Angriffspunkte darzutun: im delirium cordis, oder, wie Schmiedeberg es nennt, in Herzperistaltik mit anschließendem diastolischen, bezw. bei Kaltblütern systolischen Stillstand. Vergiftungserscheinungen sollen in nachstehenden Versuchen am Warmblüter im Blutdruckversuch gezeigt und am systolischen Stillstand des Froschherzens gemessen werden. Verliält sich nämlich das Helleborein auch biologisch wie ein Saponin, so muß es durch die Ueberführung in die Acetyl- oder Benzoylverbindung und wieder Abspalten daraus, ferner durch Bromiercn, merkbar entgiftet werden. Daß wir so in beiden Fällen dann ein deacetyliertes Produkt vor uns haben, ist ja schon gesagt. I. V c r s u c h : K a n i n c h e n ^ 2600 g erhält 0,5 g über die Acetylverbindung deacetyliertes Helleborein in 10%iger Ijösung unter die Haut gespritzt. Es zeigt keinerlei krankhafte Erschei- nungen. II. V e r s u c h : Kaninchen^ 2200 g erhält 0,5 g von mit Brom behandeltem Helleborein subkutan und bleibt gesund. III. Blutversuche: Es werden je 10%ige Lösungen des über die Acetylverbindung und mit Brom entgifteten Helle- boreins in 0,9%iger Kochsalzlösung hergestellt und mit gleichen Volum teilen eines 2%igen Blut- 0,9% NaCl- Gemisch es versetzt. Von Blutarten wurden Kaninchen-, Meerschweinchen- und mensch- liches Placentarblut benutzt. Es waren somit l%igc Blutgemische, die auf 20 ccm 1 g entgiftetes Helleborein enthielten. Sie wurden innerhalb 24 Stunden bei Zimmertemperatur beobachtet. I n keiner der Proben trat während dieser Zeit Haemolyse ein. IV. Versuch: B l u t d r u c k v e r s ii c h . Ein Kater 3100 g wird in Aethernarkose in Rückenlage aufgespannt und einer- seits die Vena jugularis communis, andererseits die Arteria carotis communis freigelegt. In die Jugularis wird eine Einspritzkanüle zentralwärts eingebunden, und in die Carotis eine mit dem Mano- meter in Verbindung stehende mit 25%iger Bittersalzlösung als Sperrflüssigkeit gefüllte Kanüle ebenfalls zentralwärts eingefülirt. 12* 180 E. Sieburg: Helleborein. Das Manometer ist mit einem Schreibliebtil armiert, der auf der Trommel des Kymograpliions schreibt. Zu Beginn des Versuches beträgt der Puls 42 X 4 pro Minute, der Blutdruck 45 — 47 mm Hg x 2. Es werden nacheinander 0,25, 0,5 und 0,3 g des über den Essigester deacetylierten Helleboreins, zusammen also 1,05 g in Abständen von etwa 4 Minuten in 10%iger Lösung in die Jugularvene gespritzt. In der Mitte des Versuchs hebt, sich der Druck für ganz kurze Zeit auf 55 — 60 mm X 2, die Pulszahl sinkt auf 38 x 4, um aber sehr rasch zu den Anfangszahlen zurückzukehren. Nachdem das Tier noch eine Weile beobachtet ist, wird es durch Entbluten getötet. V. Versuch: Blutdruckversuch. Katze 2800 g. Anordnung wie vorhin. Der normale Druck wird zu 55 — 60 mm X 2, die Pulszahl zu 45 x 4 festgestellt. Es werden in zwei Portionen 0,8 g mit Birom entgifteten Helleboreins injiziert. Der Blutdruck steigt vorübergehend auf 70 — 75 mm x 2, der Puls ist unverändert. Zum Schluß ist wieder die Anfangsnorm hergestellt. Wenn schon durch Abspaltung der Acetylgruppe eine völlige Entgiftung erzielt wird, so muß nach allen Erfahrungen ohne weiteres angenommen werden, daß die viel weitergehende vollständige hydrolytische Spaltung erst recht ungiftige Produkte liefert. Wir sahen aber, daß diese völlige Spaltung ziemlich lange dauert. Durch einige Enzyme: Taka-Diastase und Rizinus-Lipase, wird diese Spaltung sicher eingeleitet, da es ja gelang, die Produkte derselben nachzuweisen; aber es dürften bei meiner Versuchsanordnung doch noch erhebliche Mengen Helleborein unverändert geblieben sein. Es AMirden kräftige ca. 50 g schwere cf Ranae tem- p o r a r i a e vor dem Versuch mehrere Stunden trocken im Zimmer gehalten, dann in Rückenlage aufgebunden, das Herz in situ frei präpariert und die Lösung in den Oberschenkellymphsack injiziert. VI. V e r s u c h. Das auf S. 166 erwähnte fermentativ gespaltene Helleborein-Taka-Diastasegemisch wurde auf 1 : 100 verdünnt, aufgekocht, neutralisiert und nach dem Umschütteln 1 ccm = 10 mg injiziert. Da innerhalb von 15 Minuten an der Herztätigkeit keine Veränderungen wahrzunehmen sind, wird die Injektion mit 2 ccm = 20 mg wiederholt. Das Herz macht anfangs außerordentlich kräftige Kontraktionen und steht nach 4,5 Minuten in Systole still. VII. V e r s u c h. In dem Helleborein-Rizinus-Lipasegemiscli, das auf 1 : 100 verdünnt war, wurde die Lipase durch einstündiges Erhitzen auf dem Wasserbade inaktiviert und nach dem Umschütteln 1 ccm = 10 mg eingespritzt. Das Herz scheint hierauf durch etwas kräftigere Kontraktionen zu reagieren. Nach 10 Minuten erneute E. Sii'lMirg: Holloborein. 18i Injektion von 2 com ^ 20 mg. Darauf nach ^^2 — 1 Minute systolischer Stillstand. Auch ein längerer Kontakt mit den Enzymen der Darm- schleimliaut entgiftet beträchtlich. — Von dem Darm einer frisch getöteten Katze wird die Mucosa abgeschabt, eine Suspension dieser Zellen mit einer Helleboreinlösung, die 1 g Substanz ent- hält, zusammengebracht und diese Mischung nach Zusatz einiger Tropfen Toluol auf 50 cem ergänzt. Dies wird mit einer Kontrole, die nur Helleborein 1 : 50 nebst etwas Toluol enthält, fünf Tage lang bei ca. 38" gehalten. Von der Kontrole bewirkten dann nach entsprechender V^erdünnung 2 mg systolischen Stillstand des Froschherzens innerhalb 8 Minuten, während von dem Helleborein- Darmzellengemisch nach und nach 35 mg injiziert werden mußten, um nach 58 Minuten, von der ersten Injektion an gerechnet, Stillstand eintreten zu lassen. Wenn sonst die Frösche schon prompt auf Bruchteile von 1 mg unveränderten Helleboreins reagieren, so lehren diese Versuche, daß die enzymatische Spaltung relativ weit gegangen sein muß. Die Beantwortung einer Frage war noch von Interesse: was geschieht mit dem Helleborein im Organismus ? Bei der Verabreichung des starkwirkenden unveränderten Saponins dürfte, da die Einfüh- rung nur kleinster Dosen gestattet ist, der Nachweis, oder der seiner Abbaujjrodukte in den Sekreten und Exkreten auf chemischem Wege wohl stets mißlingen. Größere Mengen der deacetylierten Substanz lassen sich aber nach den vorstehenden Resultaten ohne Schaden für den Organismus beibringen. Ihr Nachweis als u n v e r - ä n d e r t e r Körper ist dann leicht nach dem Zerkochen mit Säure zu füinen, wodurch dann ja Zucker und die lebhaft gefärbte Sapo- geninkomponente entstehen. Wird dagegen bis zu letzterer abgebaut, so ist deren Nachweis ja auch nicht schwierig. VIII. Versuch. H u n d cf 8300 g erhält mit Fleisch 2 g deacetylierten Helleboreins verfüttert. Der Harn wird vier Tage lang untersucht, ohne daß es gelingt, darin den unveränderten Körper oder seine Spaltungsstücke nachzuweisen. IX. Versuch. Derselbe Hund erhält nach 6tägiger Pause 4,7 g verfüttert. Der Harn und die Faeces aus den ersten drei Tagen nach der Fütterung werden gesondert aufgefangen. — Der Harn zeigt nach dem Zerkochen mit Salzsäure eine sehr geringe rötlich- violette Verfärbung, wie das ja auch bei normalen Harnen sehr häufig beobaclitet wird. Nach längerem Stehen hatte sich ein minimaler dunkler Niederschlag abgesetzt. Zucker konnte durch die üblichen Keduktionsproben ivicht nachg(>\\ Icscmt werden. — Hiernacli nuiß 182 E. Sieburg: Helleborein. icli es als nicht eindeutig entschieden lassen, ob unter diesen Um- ständen etAvas vom Helleborein nachweisbar im Harn erscheint. Die Faeces Avurden getrocknet, mit Sand verrieben und mit heißem Alkohol wiederholt extrahiert. Der alkoholische Extrakt wurde mit Wasser verrieben, das Wasserlösliche weggeworfen und der bleibende Rückstand getrocknet. Eine Probe hiervon wurde in Alkohol unter Zusatz einiger Tropfen Salzsäure gelöst: die Lösung war prachtvoll violett. Eine andere Probe wurde mit Salpetersäure erhitzt und in Wasser gegossen: es schieden sich reichliche hochrote Flocken aus. Hiermit war der Nachweis der Spaltungsprodukte im Kot erbracht. X.Versuch. H u n d cT 6900 g erhält 2,8 g Substanz in 75 ccm 0,9%iger Kochsalzlösung in die Glutäalmuskulatur infundiert. Die in der Nacht gelassenen 350 ccm Harn haben normales Aussehen. Nach ^stündigem Zerkochen mit Salzsäure hatte sich eine verhält- nismäßig reichliche dunkle Abscheidung gebildet unter schmutzig violetter Verfärbung des ganzen Reaktionsgemisches. Im Filtrat ließ sich eindeutig Zucker nachweisen, der Rückstand gab die be- kannten Farbenreaktionen. Das Ergebnis ist also, daß bei paraenteraler Einfuhr des Helleboreins es sicher zum allergrößten Teil unverändert im Harn erscheint, daß nach Beibringung per os dagegen der größte Teil zum mindesten im Verdauungstraktus gespalten wird, die Spaltungs- produkte aber nicht resorbiert werden, sondern sich mit dem Kot entleeren. Das Wesen der Entgiftung, ohne weitgehende Zertrümmerung des Moleküls, ist schon genügend betont. Uebrigens findet eine der- artige Entgiftung einer hochmolekularen Verbindung durch Ab- spaltung eines so einfach gebauten Radikals wie die Essigsäure nicht nur bei den glukosidischen Saponinen statt, sondern hat auch ihr Analogon bei den Alkaloiden. Auch hier bedingt oft das Frei- werden von veresterten Hydroxylgruppen das Aufhören der Wirk- samkeit. Wir sehen dies in drastischer Weise bei der Deacetylierung des Akonitins und bei der Abspaltung aromatischer Säurereste aus den Tropaalkaloiden und dem Kokain. Daß umgekehrt pflanzliche Basen, wenn man in ihnen den Wasserstoff von Hydroxylen durch Säureradikale, speziell auch Acetylgruppen, ersetzt, zu viel giftigeren Verbindungen werden können, lehrt das allbekannte Beispiel des diacetylierten Morphins (Heroin). In M e r c k's Jahresbericht 1911, S. 103, ist zu lesen, daß das Helleborein als Ersatz der Digitalis innerlich mehrmals täglich in Dosen von 0,01 — 0,02 g (mit Maximaldosen 0,03 g pro dosi und 0,12 g pro die) vcrabreiclit werden kaim. Soviel icii weiß, hat es »ich E. Schmidt: Pyrklinabköminlingo. IH'.i kaum Eingang in clie Therapie verscliaffen kömien, und obschoa mir persönliche Erfahrungen am Krankenbette darüber fehlen, glaube ich, daß von eineni Ersatz der Digitalis durch Helleborein gar keine Rede sein kann. Genügt selion die Abkuppelui\g eines Fettsäurekomplexes, was durch Fermente leicht geschieht, um das Molekül ^^^rkungslos zu machen, so gelangen ganz unkontrollierbare M(Migen zur Resorption und damit zur \Virkung. Der subkutanen oder intravenösen Appli- kation ließe sich vielleicht eher das Wort reden — wenn es nicht, wie fast alle Saponine, die der Digitalis (Digalen!) nicht ausgenommen, in dieser Anwendungsform oft schlecht vertragen würde. lieber den Verbleib der Digitalissubstanzen im Orgaiüsmus wissen wir aus verständlichen Gründen noch nicht allzuviel. Möglich, daß diese Frage zur Entscheidung gebracht werden kann, nach analog angestellten Entgif tungsversuehen wie beim Helleborein. Denn das Helleborein bildet die Brücke von den S a p o n i n e n z u d e n K ö r p e r n d e r D i g i t a 1 i n g r u p p e ! Mitte' lungen aus dem pharmazeutisch-chemischen Institut der Universität Marburg. 241. Ueber einige Pjrridinabkömmlinge. Von Ernst Schmidt. Bei den Untersuchungen, welche ich im Verein mit meinen Schülern in den letzten beiden Jahrzehnten über das C h o 1 i n, N e u r i n und venvandte Verbüidungen ausführte^), sollte auch das typische Cliolin mit seinem niedrigeren Homologen, dem Formo- cholin : HO X (^^3)3 VXi-) -ST (CH3)3 Clioiiri Forniocholin in seinen chemischen und physiologischen Eigenschaften verglichen werden. Der damals in Aussicht genommene eingehende Vergleioli dieser beiden Verbindungen wurde jedoch durch den Umstand er- schwert, daß das Formocholin nur schwierig in etwas beträchtlicherer Menge beschafft werden konnte. Zur Ausfülluns dieser Lücke 1) Ann. d. Cham. 267. 249-318; tI68, 143-197; 337, 37-121; dieses Archiv 1904, 705. 184 E. Schmidt: Pyridinabkömuilinge. habe ich daher versucht, die entsprechenden Cholinderivate des Pyridins darzustellen, obschon nach den vorliegenden Literatur- angaben auch eine glatte Gewinnung des Pyridinformocholins in- sofern nur wenig aussichtsvoll erschien, als bei der Einwirkung von Methylenjodid auf Pyridin, an Stelle des hierfür zunächst als Aus- gangsmaterial in Betracht kommenden Pyridinmethylenjodids : GH J C5H5N< j ^ , nach den Angaben von Prescott und B a e r^) nur Dipyridinmethylenjodid: p^u'^Tsr t>CH2> gebildet werden soll. Der Reaktionsverlauf, welcher sich unter Anwendung von Pyridin abwickelt, würde sich hiernach wesentlich von dem unter- scheiden, welcher bei der Einwirkung von Trimethylamin auf Me- thylenjodid zu konstatieren ist. Die Versuche, welche seinerzeit F. M. L i 1 1 e r s c h e i d^) in letzterer Richtung auf meine Veran- lassung ausführte, lehrten, daß bei der Einwirkung von Methylen- jodid auf 3.'{%ige alkoholische Trimethylaminlösung bei gewöhn- licher Temperatur nur gleiche Moleküle beider Verbindungen, unter Bildung von Jodmethyl-Trimethylammonium Jodid: J.Npjj y^, zur Addition gelangen. Wurden die Ausgangsmaterialien dagegen in einer Druckflasche im Wasserbade erhitzt, so wurde je nach der Dauer des Erhitzens Jodmethyl-Trimethylammoniumjodid, bezw. Tetramethylammoniumjodid gebildet. Eine Vereinigung von zwei Molekülen Trimethylamin mit einem Molekül Methylenjodid zu einem, dem Dipyridyl-Methylen Jodid entsprechenden Hexamethyl- Methylendiammonium Jodid: /ptr^\^T\T j^^^Hg, konnte dagegen weder in dem einen, noch in dem anderen Falle beobachtet werden. Da bei der Einwirkung von Methylenjodid auf Trimethylamin, je nach der angewendeten Temperatur und der Dauer des Erhitzens, eine wesentliche Verschiedenheit in dem Reaktionsverlauf obwaltet, so v,'a.v es von Interesse, die Versuche von Prescott und B a e r, welche nur in alkoholischer Lösung, unter Anwendung von Wasser- badwärme, zur Ausführung gelangten, auch bei gewöhnlicher Tem- peratur, und zwar mit und ohne Zusatz von Alkohol, zu wieder- holen. Sollte sich unter letzteren Versuchsbedingungen die Bildung von Jodmethyl-Pyridyljodid einigermaßen glatt vollziehen, so durfte bei der Beständigkeit und Reaktionsfähigkeit, welche die Pyridin- 1) Cheni. Centralbl. 1897, I., 241, u. Jahresb. d. Chem. 1896,1758. 2) Ann. d. Clum. 337, G7. E. Schmidt: l'yridinabköininlingo. 185 (Icrivato ziiineist im Vergleich zu den entsprechenden Trimethyl- aniinabköninilingen besitzen, wohl auch die MJicrliohkeit gegeben sein, dasselbe in Pyridylformocholin, entsprechend der Ueberführung des Jodmethyl-Triinethylanunoniunijodids in Forinocholin^), zu ver- wandeln. Die bezüglichen Versuche haben jedoch gelehrt, daß auch unter letzteren Versuchsbedingungen Jodnietliyl-Pyridyljodid in isolierbarer Menge nicht gebildet wird. Auch unter den ver- änderten Versuchsbedingungen konnte als Reaktionsprodukt nur das bereits von Prescott und B a e r (1. c.) dargestellte Di- pyridinniethylenjodid erhalten werden. Ich habe diese zum größten Teil bereits in den Jahren 1906 und 1907 ausgeführten Versuche, nachdem dieselben in der ange- deuteten Weise zum Abschluß gelangt waren, nicht weiter fortgesetzt, da in der Zwischenzeit die physiologischen Beziehungen, welche zwischen dem Cholin und dem Formocholin obwalten, von den Herren R e i d Hunt und R. de M. T a v e a u^) bereits studiert worden sind. Xach letzteren Versuchen ist das Formocholin deutlich mehr aktiv als das Cholin, besonders in der Verursachung des Sinkens des Blutdrucks. Dasselbe ist für Mäuse neunmal so giftig als Cholin. In der toxischen Wirkung dieser beiden Choline walten so- mit, obschon sich dieselben nur durch einen Mehr- oder Minder- gehalt einer CH.2- Gruppe in der Seitenkette voneinander unter- scheiden, wesentlich größere Differenzen ob, als dies bei den, im Vergleich zum Cholin. durch starke Giftigkeit ausgezeichneten Aethyläthern derselben der Fall ist (s. Hans M e y e r, Annal. d. Chem. 337, 50). Die bemerkenswerte Verschiedenheit, welche das Methylen- jodid unter gleichen Versuchsbedingungen in der Einwirkungs- weise auf Trimethylamin und auf Pyridin zeigt, ließ von Interesse erscheinen, auch das Verhalten des Aethylenbromids in der gleichen Richtung zu verfolgen. Die bczüslichen Versuche lehrten, daß sich der Reaktionsverlauf bei der Ein\\irkung des Aethylenbromids auf Pyridin wesentlich anders gestaltet, als dies bei dem Methylen- jodid der Fall ist, indem hierbei entgegen den vorliegenden Literatur- angaben, gleichzeitig die Bildung von Pyridyl-Bromäthylbromid (I) und von Dipyridyl-Aethylenbromid (II) stattfindet: C5H3X.Br I. C5H3N<:g2H4Br jj >C,H, CH.N.Br 1) Ibidem 337, 74. -) The effec'ts of a ninn])er of derivatos of Choline and analoLrous Compounds on tlic blood-prossuri', \A'ashington 1911. 186 E. Schmidt: Pyridinabkörnmlinge. Da beide Bromide sowohl bei gewöhnlicher Temperatur, als auch bei Wasserbad wärme durch direkte Vereinigung der Kom- ponenten gebildet werden, so unterscheidet sich dieser Reaktions- verlauf auch von dem, welcher sich bei der Einwirkung von Aethylen- bromid auf Trimethylamin abwickelt. Hierbei wird bei gewöhn- licher Temperatur und bei 50^ nur Bromäthyl-Trimethylammonium- bromid (I) gebildet, während bei 100", wie die Versuche von G. K 1 e i n e^) lehrten, neben Bromäthyl-Trimethylammonium- broniid (I), Hexamethyl-Aethylendiaminbromid (II), Neurinbromid, Trimethylaminhydrobromid, Dimethylaminliydrobromid, Acet- aldehyd und Aldehydharze entstehen: C H Rr (CH3)3N Br I. (CH3)3N<^gf^*^^ II. >C2H4 (CH3)3N.Br Das Verhalten der noch kohlenstoffreicheren Alkylenbromide gegen Pyridin soll, im Anschluß an die Arbeiten von G. Kleine (1. c.) über deren Einwirkung auf Trimethylamin, gelegentlich untersucht werden. Vorversuche, welche in dieser Richtung mit Trimethylenbromid angestellt wurden, lehrten, daß das- selbe ebenfalls zwei Pyridinverbindungen liefert, die in den Löslich- keitsverhältnissen den Aethylenbromidabkömmlingen entsprechen. A. Einwirkung von Methylenjodid auf Pyridin. Ueber die Einwirkung von Methylenjodid auf Pyridin liegt in der« Literatur nur eine Angabe von Prescott und B a e r (1. c.) vor. Diese Autoren erhitzten Pyridin und Methylenjodid m äqui- valenten Mengen, unter Zusatz eines gleichen Volumens absolutem Alkohol, am Rückflußkühler im Wasserbade und fügten dann dem Reaktionsprodukte wenig Aetlier zu. Beim Erkalten dieser Flüssig- keit erfolgte hierauf die Ausscheidung des Dipyridinmethylenjodids : (C5ll5N)2CIl2J2, in feinen, gelben, bei 220*^ sich zersetzenden Nadeln, löslich in Wasser, unlöslich in kaltem Alkohol, schwer löslich in OH T heißem Alkohol. Pyridinmethylenjodid : CjHgN^C-r ^ , wurde hierbei nicht erhalten. ") Bei der Wiederholung der Versuche von P r e s c o 1 1 und B a e r wurde ein Gemisch aus 10 g Pyridin, 10 g Methylalkohol und 35 g Methylenjodid, entsprechend einem molekularen Verhältnis von 1:1,2 Stunden lang am Rückflußkühler auf dem Wasserbade erwärmt. Beim Erkalten dieser Flüssigkeit scliieden sich direkt 7,5 g 1) Ann. d. Chem. 337, 81. E. iSchmidt: Pyridiuabkömmlinge. 187 kompakter, gelblich gefärbter Krystalle aus. Auf Zusatz von Yo Volum Aether erfolgte aus der zuvor wieder erwärmten Mutterlauge zunächst noch eine Ausscheidung von 2,6 g, und bei weiterem Aetherzusatz noch von 4,5 g gelb gefärbter Krystalle, die sich als identisch mit den direkt ausgeschiedenen erwiesen : Krystallisation I. Die von diesen Krystallen getrennte, rotbraun gefärbte Flüssigkeit, welche noch sehr beträchtliche Mengen von unverändert gebliebenem Methylenjodid enthielt, wurde hierauf bei mäßiger Wärme auf ein kleines Volum verdunstet und der Rückstand alsdann der Kry- stallisation überlassen. Beim Behandeln der allmählich krystallinisch erstari'ten Masse mit absolutem Alkohol resultierten noch 5,4 g rotbraun gefärbter Krystalle : Krystallisation II. Durch erneutes Eindampfen der von diesen Krystallen getrermten Mutter- lauge und abermaliges Behandeln des nur sehr langsam krystalli- sierenden Rückstandes mit absolutem Alkohol konnten noch 0,9 g Krystalle gewomien werden, die in ihren Eigenschaften mit denen der Krystallisation II übereinstimmten und daher hiermit vereinigt wurden. Die letzte Mutterlauge (III) lieferte direkt keine Krystalle mehr. Die bei langsamem Verdunsten hieraus restierende braune, dickflüssige Masse wurde daher in Wasser gelöst, die Lösung mit etwas schwefliger Säure erwärmt, alsdann mit frisch gefälltem Chlor- silber digeriert, die hierdurch von Jod befreite Flüssigkeit (III) durch Tierkohle entfärbt und zur Darstellung eines Platindoppelsalzcs verwendet. Krystallisation I. Die 14,6 g betragenden, gelb ge- färbten, gegen 220° schmelzenden Krystalle wurden zunächst aus siedendem Alkohol, worin dieselben ziemlich schwer löslich waren, umkrystallisiert. Hierdurch resultierten blaßgelbe, undurchsichtige, blättrige odei tafelförmige Krystalle, die bei 220*^ unter Zersetzung schmolzen. 0,5837 g verloren bei 100° 0,0198 g ^ 3,39% an Gewicht. Beim Stehen an der Luft nahm das getrocknete Jodid 0,0176 g = 3,01% Wasser wieder auf. 0,4328 g lufttrockener Substanz lieferten durch direkte Fällung mit Silbernitrat 0,4609 g AgJ. Gefunden: Berechnet fiu- (C5H5N)2CH2J, + HgO: HjO 3,39 4,05 J 57,54 57,21 Krystallisation II. Die 6,3 g betragenden, rotbraun gefärbten Krystalle ließen sich durch Umkrj'stallisieren aus siedendem Alkohol, unter Anwendung von etwas Tierkohle, ebenfalls in gelb- 188 E. Schmidt: Pyridinabkönimlinge. liehe Blättchen oder Täfelchen, die bei 220° unter Zersetzung schmolzen, verwandeln. 1. 0,4202 g hifttrockener Krystalle lieferten bei direkter Fällung durch Silbernitrat 0,4464 g AgJ. 2. 0,3582 g lufttrockener Ivrystalle lieferten nach C a r i u s 0,3802 g AgJ. Gefunden: Berechnet für 1. 2. (C5H5N)2CH2J2 + H2O: J 57,40 57,34 57,21 Die leicht krystallisierbaren, in kaltem Alkohol sehr wenig lös- lichen Anteile des Einwirkungsprodukts des Methylen] odids auf Pyridin bestanden somit, im Einklang mit den Angaben von Prescott und B a e r , nur aus D i p y r i d i n m e t h y 1 e n - Jodid, bezw. Met hylen-Dipyridyl Jodid: C5H5N.J >eH2. C,H,N.J Mutterlauge III. Die von Jod befreite und durch Tier- kohle entfärbte letzte Mutterlauge lieferte auf Zusatz von Platin- chlorid einen gelbroten, krystallinischen Niederschlag (N). Letzterer wurde gesammelt und die davon abgesogene Lösung (L) der frei- willigen Verdunstung überlassen. Beim Umkrystallisieren des Nieder- sclilags (N) aus siedendem Wasser blieb ein Teil desselben ungelöst. Derselbe bestand aus dem Platindoppelsalz des Dipyridinmethylen- chlorids (s. unten). Aus der hierbei erzielten Lösung schieden sich dagegen rotgelbe, prismatische Krystalle aus, welche bei 241 — 242" schmolzen. Die gleichen Krystalle wurden auch beim Verdunsten der Mutterlauge, sowie auch der Lösung (L) erhalten. Nach dem Schmelzpunkt und dem Platingehalt bestanden dieselben aus Pyridinplatinchlorid. 0,2712 g enthielten 0,0922 g Pt. Gefunden: Berechnet für (C5H5N, HClj.PtCli: Pt 34,0 34,30 Das aus diesem Platindoppelsalz dargestellte Golddoppelsalz bildete gelbe, nadeiförmige Krystalle, welche, entsprechend dem Pyridingoldclilorid, bei 260" noch nicht schmolzen. 0,349 g enthielten 0,1652 g Au. Gefunden: Berechnet für C'sHsN, HCl + AuClg: Au 47,33 46,99 Unter obigen Versuchsbedingungen war somit bei der Ein- wirkung von Methyleiijodid auf Pyiidin nur D i p y r i d i n - E. Schmidt: Pyridiiuihkönunlingc. 189 III (• t 1» y 1 f t; j «1 (l i d p;rbildet worden, wJlluon^^2 + HgO. ^5^-^5 Durch Umsetzung des Methylen-Dipyridyljodids in wässeriger Lösung mit Chlorsilber ei halten, scheidet sich das Methylen-Dipyridylchlorid beim Verdunsten in farblosen, tafelförmigen Krystallen aus, die bei 260" noch nicht schmelzen. Das bei 100" getrocknete Salz enthält noch 1 Molekül Krystallwasser. 0,3078 g verloren bei 100» 0,0078 g = 2,o3f',o an Gewicht. Die Trockensubstanz lieferte 0,3334 g AgCl. Gefimden: Berechnet für (C5H5X.Cl)oCH2 -r HjO: Gl 27,49 27,20 0,3096 g des ziuiächst bei 100" getrockneten Chlorids verloren bei 120" 0,0116 g = 3,75%, bei 135" 0,0216 g = 6,98% an Gewicht. Bei letzterer Temperatur nahm das Chlorid jedoch infolge beginnender Zersetzung eine schwach graubraune Färbung an. Für (C5H5N.C1)2CH2 + H2O berechnet sich 6,89% H2O. 0,288 g des bei 135" getrockneten Chlorids lieferten 0,3339 g AgCl = 28,68% Gl; die Verbindung (CgHäN.CljjCHj verlangt 29,22% Gl. K. Schinidt: Pyi"ifliM»hkr»niiiliiigü. l!).'} Mo th y 1 «' II- l) i ]) V ri (ly 1 - P 1 a t i nr li I o ri d: C',H,N.C1 UrystalJisiort aus hoiüer 8alz;-iäur(' in glänzenden, in A\'asser sehr schwer löshchen Bliittehi'n. welche bei 260" noch nieJit schmelzen. 0.2752 g ciithifitcii (>,0'.):52 g Pt. befunden: Berechnet für ((^HsN . ( 'l),('H,, i \'tV]^: Pt 3:i,87 ' :rAj)0 M e t h y ] c n - 1 ) i |) y r i d y 1 - G o 1 d h 1 o r i d : C^hJn'cI^^'^^ + 2AUCI3 scheidet sicli aus vei'dünntein Alkohol in gelben, nadeiförmigen, bei 260'' noch nicht schmelzenden Krystallen aus, welche in Wasser scliwer löslich sind. 0,3398 g ciitliicltm 0.1502 g Au. (U'fuudeu: Berechnet für (CsHäX.CIjoCHj + 2 AUCI3: Au 45,f)7 46,33 Q u t^ c k s i 1 b e r d o p j) e 1 s a 1 z e. Quecksilberchlorid ruft in der w iisserigen Lösung des Methylen-Dipyridylchlorids einen wiMßen. krystallinischen, in Wasser wenig löslichen Niederschlag licrvor, welcher durch L'mkrystallisieren aus siedendem, etwas Salzsäure enthaltendem Wasser, unter Zusatz von wenig Queck- silbefcOdoridlösung, leicht in lange, glänzende, bei 230'' schmelzende Xadeln verwandelt werden kann. 0,447 g lieferten 0.3126 g Hg8 und 0.4854 g AgCl. Cefuudon: Berechnet für (C5H5X. C1),CH2 + 4 HgCly: Hg 60,29 60,29 C'l 26,80 26,75 Bei freiwilliger \'erdunstung dov Mutterlauge des obigen Quecksilberdoppelsalzes resultierten noch große, tafelförmige, in Wasser leicht lösliche Kiystalle, welche bei 124 — 126" schmolzen. 0,4604 g lieferten 0,2U4 g HgS und 0,521 g AgCl. Gefunden: Berechnet für (C'sHjX.CUX'Ho + HgClg: Hg 39,56 ' 38,91 ri 27,99 27,63 Das M e t li y 1 (mi - D i p y r i d y 1 p i k r a t bildet lange, gelbe, in Wasser schwer lösliche Nadeln, Aveiche bei 230" schmelzen. Da das für die Darstellung des Pyridinformochoüns in Aus- sicht genommene Jodmethyl-Pyridyl Jodid: ('5H5NJ.CH2J, durch Einwirkung von Methylenjodid auf Pyridin unt(>r verschiedenen Arch. d. Pharm. CCLI. lUIs. :i. Ueft, 13 194 E. Schmidt; Pyridinal^kömiulinge. Versuchsbedingungen nicht erhalten werden konnte, liabe icii Herrn Dr. L. K r a u ß veranlaßt, das Verhalten des leicht zugäng- lichen Chlorids des Pyridylformocholin-Methylätliers (I) gegen Chlor- und Jod Wasserstoff säure zu studieren. Die Vermutung, daß es durch Abspaltung einer Metliylgrupj)e hierbei gelingen könnte, direkt zu dem Chlorid des Pyridinformocliolins (II) zu gelangen, hat sich jedoch nicht bestätigt: B. Ueber das Verhalten des PyridylformoeholinOIethyläthers gegen Chlor- und Jodwasserstoffsäure. Versuche von Dr. L. K r a u ß. Das zu den nachstehend beschriebenen Versuchen verwendete Chlorid des Pyridylformocholin-Methyläthers war nach den An- gaben von F. M. L i 1 1 e r s c h e i d^) durch Einwirkung von Chlor- methyläther: CHg.O.CHoCi, auf Pyridin dargestellt worden. Das- selbe wurde zur Abspaltung der Methylgruppe zunächst zwei Tage lang mit Jod Wasserstoff säure vom Siedepunkt 127" auf dem Wasser- bade erwärmt, das Reaktionsprodukt alsdann eingedampft, der Rückstand hierauf in Wasser gelöst und diese Lösung zur Ent- fernung des Jods mit frisch gefälltem Clilorsilber digeriert. Die auf diese Weise gewonnene Lösung diente schließlich zur Darstellung eines Golddoppelsalzes. Letzteres kiystallisierte in gelben, uadel- förmigen Krystallen, welche bei 250*^ noch nicht schmolzen. Die Mutterlauge dieser Krystalle lieferte beim \\eiteren Verdunsten nur noch ein Aurat von den gleichen Eigenschaften. 0,2334 g enthielten 0,1086 g Au. Gefunden: Berechnet für CgHsX, HCl -f- AuClj: Au 46,52 46,99 Aus diesen Daten geht hervor, daß bei der Einwirkung der Jodwasserstoff säure auf das Chlorid des Pyridylformocholin-Methyl- ätliers niclit nur die CHg-Gruppe, sondern die ganze Gruppe CH.^. O.CH3, unter Bildung von Pyridin, zur Abspaltung gelangt. Das gleiche war der Fall, als das Chlorid des P3a-idylforniocholin-Methyl- äthers 12 Stunden lang mit rauchender Salzsäure im geschlossenen Rolir im Wasserbade erhitzt wurde. Auch hier konnte durch Gold- elilorid aus dem Reaktionsprodukte nur das bei 250^* noch nicht schmelzende, nadeiförmige Pyridinaurat isoliert worden. 1) Ann. d. Cheni. 31G, 168. E. Schmidt: Pyridiiiabkruaniliiigp. ütö 0,2902 ^ enthielton 0,i:5G2 ji An. r.efundeii: ßeroclmot für ('iHiX, HCl : AuCly: Au AiiAKi 46,99 Da bfi audncn, fiiilicr hier ausgeführten Eutincthyliciua^'.s- voismlien sieh die riatiiidoppelsalze als geeigneteres Ausgangs- niateiial als die entsprechenden Chloride erwiesen hatten, so wurden (li( selben mit dem Platinat des Pyridylformocholin-Methyläthers wiederholt. Hierbei stellte .sieh zunächst heran.«, daB Salzsäure von 25'/(, bei zehnstiindigem Erhitzen im geschlossenen Rohre bei \\'asserbadtemperatur ohne Einwirkung auf das angewendete Platinat ist. \\'urde jedoch hierauf die Temperatur auf 125" gestei- gert, .so trat bei siebenstündigem Erhitzen ehie vollständigt" Zer- setzung, unter Bildung von Pyridin, ein. Die Analyse de? aus dem Reaktionsprodukte erhaltenen, bei 237" schmelzenden Platinats ergab folgende Werte: 0,2684 g enthielten 0.092 g Pt. Uefunden: Bcroeluict für (C5H5X.HC*l)2PtCl4; Pt 34,25 34,30 Die gleiche Spaltung war zu konstatieren, als das Platinat des Pyridylforniocholin-ilethyläthers drei Stunden lang mit Jod- wasserstoffsäure vom Siedepunkt 127" am Rückflußkühler gekocht wurde. Zur Identifizierung des Reaktionsproduktes wurde letzteres zunächst auf dem Wasserbade eingedampft, der Rüekijtand in heißem \Vasser gelöst und die Lösung durch Schwefelwasserstoff von Platin befreit. Nach Digestion der von Schwefelwasserstoff befreiten Flüssigkeit mit frisch gefälltem Chlorsilber wurde alsdann aus derselben ein Platin- und ein Golddop])elsalz dargestellt. 0,2632 g des bei 240" sfhiiielzenden Platinats enthielten 0,090 g Pt. Gefunden: Bereclinet für (C.H5X.HC'!)„Pf( '1^: Pt 34,19 34. .30 0,2444 g des bei 2.500 no(.}v uidit schiael/.eudeu Am'ats; eutliielt.t;ii 0.1142 g Au. Gefunden: Berechnet für C'äliäX, HCl -;- AUCI3: Au 46,72 * 46,99 ('. Einwirk luig von Aethylcnbroniid auf Pyiidiu. Die Einwirkinig des Aethylenbromids auf P^^ridüi ist zuerst von Davidson*) und später von B a e r und P r e s c o 1 1^) studiert worden. Nacli den Beobachtungen von Davidson soll sich ein Gemisch von Pvridin und Aethvlenbromid allmählicl» dunkler 1) Ann. d. C'lieui. 121, 2.34. *) Chem. Centralbl. 1897. L, 241, u. .lahresb. d. C'heni. 1896, 175S. 13* 106 E. Schmidt: Pyridinabkömmlinge. färben, schließlich sogar eine braune Farbe annehmen, ohne daß sich dabei Krystalle abscheiden. Wird dieses Gemisch von Pyridin und Aethylenbromid dagegen unter Zusatz von Ys bis ^/g Volum Alkohol direkt im geschlossenen Rohr auf 100 '^ erhitzt, so soll beim Erkalten die ganze Flüssigkeit zu einer seidenartigen, krystallinischen Masse, welche nur wenig gefärbt ist und aus Aethylendipyridylbromid besteht, erstarren. Nach den Angaben von B a e r und P r e s c o 1 1 liefert Aethjdenbromid und Pyridin beim längeren Erhitzen im Druckrohr Krystalle von Dipyridinäthylenbromid : (C5H5X)2C2H4Bro. Mono- pyridinprodukte wurden hierbei nicht erhalten. Sowohl die Angaben von Davidson, als auch die von B a e r und Prescott, haben sich bei dei; Wiederholung der bezüglichen Versuche nur zum Teil als richtig erwiesen. Wurden 10 g Pyridin mit 25 g Aethylenbromid. entsprechend einem molekularen Verhältnis von 1:1, gemischt, so \\a.v eine Ent- wickelung von Wärme nicht zu beobachten. Nach Verlauf von 2 bis 3 Tagen trat dann beim ruhigen Stehen zunächst eine Trübung und bei weiterer Aufbewahrung allmählich eine Aussclieidung von Kry- stallen ein, bis nach Verlauf von 2 bis 3 Wochen die Flüssigkeit zum größten Teil erstarrte, ohne daß dabei das Reaktionsprodukt mehr als eine blaßgelbliche Färbung annahm. Auf Zusatz von absolutem Alkohol schied sich alsdann eine reichliche Menge weißer Krystalle (K) aus, welche nach dem Absaugen durch Umkrystallisation aus siedendem Alkohol leicht in glänzende, bei 260" noch nicht schmel- zende, luftbeständige Blättchen verwandelt werden konnten. Dieses Reaktionsprodukt bestand aus dem von Davidson und von B a e r und Prescott unter anderen Versuchsbedingungen er- C-H-N.Br haltenen A e t h y 1 e n - D i p y r i d y 1 b r o m i d : r i^xj'V -d ^^^i^i- B a e r und Prescott fanden den Schmelzpunkt dieser Verbindung bei 295», A. S e e b e r g^) bei 287". 0,24.3 g lieferten bei direkter Fällung mit Silbernitrat 0,265 g AgBr. Gefunden: Berechnet für (C5H3X.Br)2C2H4: Er 46,41 46,23 Die von den ausgeschiedenen Krystallen (K) abgesogene alko- holische Lösung (LI), Melche noch sehr beträchtliche Mengen von unverändert gebliebenem Aethylenbromid und ansdieinend auch von Pyridin enthielt, wurde auf ein sehr kleines Volum eingedam])ft und der Rückstand hierauf einige Tage im Exsikkator aufbewahrt. ^) Inaug.-Diss. Marburg 1912. E. Schiniclt: Pyridinabköminlinge. 107 Hierbei seliied sich nocli eine geringe Menge von Aethylendipyrid} 1- broniid aus. die durch Auflösen der dickflüssigen Masse in absolutein Alkohol und Zufügen von etwas Aether noch eine geringe Vermehrung erfuhr. Die von dieser zweiten Krystallisation getrennte alkoholisch- ätherische Mutterlauge lieferte hierauf nach erneutem Ivindampfen einen blaßgelh gefärbten Sirup, der auch bei längerem Stehen im Exsikkator keine weiteren Krystalle ausschied. Zur Identifizieiimg dieses ebenfalls stark bromhaltigen Produkts wurde dasselbe in Wasser gelöst, die erzielte Lösung alsdann mit frisch gefälltem Chlor- silber kurze Zeit auf dem Wasserbade erwärmt und die hierdurch von ionisierbarem Brom befreite Flüssigkeit schließlich einer fraktio- nierten Fällung mit Platinchloridlösung unterworfen. Ein Teil der bei dieser Fällung erhaltenen Fraktion I erwies sich als fast unlöslich in siedendem Wasser, während die überwiegende HauiJtmenge sich darin allmählich auflöste und beim Erkalten der erzielten Lösung wieder in langen, orangeroten, bei 220 — 221" unter starkem Aufschäumen schmelzenden Nadeln aus- schied. Der in siedendem Wasser unlösliche Teil der Fraktion I löste sich allmählich in heißer Salzsäure auf und schied sich beim Erkalten dieser Lösung in kleinen, glänzenden Blättchen aus, welche bei 260** noch nicht schmolzen. In letzterer Verbindung lag das bereits von Davidson dargestellte Platindoppelsalz des Aethylen-Dipyridyl- chlorids vor. 0,204 g enthielten 0,067 g Pt. C^efimden: Berechnet für (C5H5X.C1),C2H4 -f PtCI,: Pt 32,84 32,82 Die nadeiförmigen, bei 220 — 221" schmelzenden Krystalle be- standen dagegen aus dem Platindopj)elsalz einer neuen Verbindung, aus B r o m ä t h y 1 - P y r i d y 1 p 1 a t i n c h 1 o r i d : (c,H,NH ,. L5rl5lN.v_i " ■* Das Aethylen-Dipyridylbroniid läßt sieh in wässeriger Lösung leieht durcli Digestion mit frisch gefälltem C'hlorsilber in das entsprechende Clilorid verwandeln, eine Verl)indun von F. Coppola (1. c.) dargestellt worden, und zwar ^v-urde zu diesem Zwecke Pyridineholin zunächst durch Einwirkung von Jod- -wasserst off säure in Jodäthyl-PjTidyljodid übergeführt und letzteres hierauf mit feuchtem Silberoxj'd in Pyridinneurin verwandelt. E>s war anzunehmen, daß das Bromäthyl-PjTidylbromid sich unter den gleichen Versuchsbedingungen ebenso verhalten würde. Der Versuch hat diese Annahme bestätigt. Bromäthylpjaidj'lbromid AMirde zu diesem Zwecke in ^vässeriger Lösung mit frisch gefälltem Silberoxyd in etwas mehr als der be- rechneten Menge versetzt, das Gemisch alsdann mehrere Stunden lang im Wasserbade er\Aärmt, hierauf filtriert und das Filtrat durch Zusatz von Salzsäure von kleinen Mengen gelösten Silbers befreit. Diese Lösung fand dann zur Darstellung des Gold- und Platindoppel- salzes Verwendung. Golddoppelsalz. Goldchlorid scheidet aus der wässe- rigen Lösung des Pyridinneurinchlorids einen gelben, krystallinischen Niederschlag aus, welcher durch Umkrystallisieren aus heißem Wasser in gelbe, lange Nadeln, die bei 178" schmelzen, verwandelt (). Koller n. O. Völker: Busen ji'is Delphiiiiiini Ajacis. 207 Mcrden kaim. F. (' o p p o 1 a crliit'lt dieses Golddoppelsalz nur im aniorphen Zustande. 0,2136 g enthielt. 'U 0,0!!.")^' Au. befunden: Berechnet für C5H5X.C'l-('.,H,, AuCl.,: Au 44,49 44,31 P 1 a t in d o p p e 1 s a 1 z. l'latinchlorid scheidet aus der wässerigen Lösung des Pyridinneurinchlorids einen gelbroten, krystallinisehen Niederschlag aus, der heim Umkrystallisiercn aus lieißem AN'assei- dünne, glänzende, bei 19.3" unter Aufschäumen schmelzende Täfelchen liefert. F. C o j) p o 1 a erhielt dieses Platinat nur im amoiphen Zustande. 0,224 g enthielten 0,0708 g Pt. Gefunden: Berechnet für (('5H3X.Cl-C,ir3)2PtCl4: Pt 31,62 31,34 Herrn Dr. R u d o 1 f G a z e , Melcher mich bei der Ausführung der zahlreichen Analysen unterstützt hat, möchte ich auch an dieser Stelle für seine Mitarbeit meinen verbindlichen Dank aussprechen. Mitteilungen aus dem pharmazeutisch-chemischen Institut der Universität Marburg. 242. Untersuchungen Über die Gruppe der Helleboreen. III. Mitteilung. Basen aus Delphinium Ajacis. Von Prof. Ü.skar Keller und Apotlieker 0. V ö 1 k e r. (Eingegangen den 29. I. 1913.) In einer früheren Mitteilung^) hat der eine von uns über die Auffindung mehrerer Basen in den Samen von Delphinium Coiisolida berichtet, von denen vorläufig eine in krystallisiertem Zustande er- halten werden konnte. Nur diese ließ sich daher näher charakteri- sieren. Zur weiteren Untersuchung der verschiedenen Alkaloide mußte zunächst erheblich mehr Material beschafft werden. Es wurden daher in der Fabrik von E. Merck 25 kg Samen nach unseren Angaben ^'erarbeitct, mit dem auffallenden Ergebnis, daß 1) Dieses Ai'chiv 1910, S. 468 u. f. 208 0. Keller u. O. Völker: Basen aus Delphinium Ajacis. nach der Methode, die vorher mit Erfolg angewandt ^^'ar, nur eine äußerst kleine Menge Rohchloride erhalten \A'urden^). Darauf wurden die wieder getrockneten Samen gemahlen und mit Alkohol erschöpft. Das nach dem Abdestillieren des Alkohols im Vakuum erhaltene Extrakt wurde mit Aether entfettet, der Aetherfettlösung durch Schütteln mit verdünnter Schwefelsäure die Alkaloide entzogen, diese Sulfatlösung dem Extrakt zugefügt und verfahren, wie bereits angegeben ist^), wobei eine beträchtliche Menge von Alkaloiden ge\Aonnen wurde. Schon die ersten Versuche ergaben, daß die Basen, wenigstens soweit sie krystallisierbar waren, nicht mit den aus Consolida-Samcii gewonnenen identisch waren. Es \Aar also vor allen Dingen not- "wendig, die Ursache für den auffälligen Unterschied im Verhalten der beiden Samenproben bei der Extraktion und hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe festzustellen. Diese Ursache Avurde in überraschend einfacher Weise darin gefunden, daß die verarbeiteten Samen der Art Delphinium Ajacis angehörten. Denn die wenigen bei der Aussaat erzielten Pflanzen — die Samen waren nur zu einem geringen Prozentsatz keimfähig — konnten als Vertreter der Art Delphinium Ajacis festgestellt werden; A\eiter konnte der eine von uns neuerdings bei Verarbeitung einer größeren Probe echter Ajacis -Samen dasselbe Alkaloid ge\\'innen, das im folgenden Berichte als Ajacin bezeichnet ist und als Haupt- alkaloid in den von M e r c k verarbeiteten Samen enthalten war. Aeußerlich und anatomisch sind die Samen von Delphinium Consolida und Delphinium Ajacis einander ganz gleich und daher leicht zu verwechseln. Außerdem sind zurzeit die Samen der ersten Art in größeren Mengen überhaupt nicht im Handel zu haben, wie uns auf Anfragen von Groß- Samenhandlungen und Drogenhäusern mitgeteilt wurde; sie werden nur spärlich gesammelt, während Delphinium Ajacis als beliebte Zierpflanze begehrt ist und angebaut wird. Die Lieferung von Ajacis- an Stelle von Consolida- Samen ist also erklärlich, zumal von einer Verschiedenheit der Inhaltsstoffe bisher nichts bekannt war. Es muß daher die weitere Untersuchung der Basen aus den Consolida- Samen bis zur Beschaffung von größeren Mengen von Ausgangsmaterial zurückgestellt werden. In- zwischen sollen die Basen von Delphinium Ajacis, deren Vorkommen bisher ebenfalls unbekannt war, einem Aveiteren Studium unterzogen Averden. Die Herstellung größerer ^) Dieses ArchiA- 1910, S. 471, Amnerkung. ^) Siehe auch O. Völker, Dissertation, Marburg 1913. O. Keller u. O. Völker: Basen aus Delphiniimi Ajacis. 209 Alkalüidinengen ist naiiezu vollendet, so daß weitere Untersuchungen in kurzer Zeit durchgeführt werden können. IVber die Ergebnisse unserer bisherigen Untersuchungen soll im folgenden berichtet werden. Bezüglich der Einzelheiten verweisen wir auf die Dissertation^) von Herrn O. Völker. Aus dem alkoholischen, entsprechend vorbereiteten Extrakte der zerkleinerten Samen ließen sich vier Alkaloidfraktionen ge- u innen, indem nacheinander mit Ammoniak und Aether, Ammoniak und Chloroform, Kalilauge und Aether, Kalilauge und Chloroform alkali.siert und ausgeschüttelt wurde. Nur die erste und dritte, also die mit Aether gewonnenen Fraktionen, waren genügend rein, so daß die Alkaloide ohne Schwierigkeit zum Krystallisieren gebracht A\ erden konnten. In beiden Fällen dürften einheitliche Substanzen vorliegen; sie blieben zum Teil schon direkt nach dem Abdestillieren des Aethers krystaliinisch zurück. Die erste Base ließ sich am besten aus Alkohol oder Methyl- alkohol von 50 — 60^Q umkrystaUisieren. Sie wurde in farblosen, feinen Nadeln erhalten, die meist zu halbkugeligen Warzen oder auch zu federbartartigen Gebilden v^ereinigt waren. Schmelzpunkt 142 bis 143". Der Base wurde der Name ,,A j a c i n" gegeben. Das zweite krystaUisierbare Alkaloid, mit Aether aus dem kali-alkalischen Extrakte gewonnen, erhielt den Namen ,,A j a - c o n i n". Es läßt sich am besten aus starkem (95%igen) Alkohol umkrystaUisieren, in dem man es heiß im Verhältnis 1:6 löst. Beim Erkalten der Lösung erhält man es in großen farblosen, wasserhellen Prismen, die meist zu Drusen vereinigt sind und beim Liegen an der Luft ihren schönen Glanz nicht verlieren. Der Schmelzpunkt des A j a c o n i n s liegt bei 162—163". Die Lösungen beider Alkaloide reagieren stark alkalisch; die des Ajacins in Alkohol besaß stets eine blaue Fluoreszenz, die bei Lösungen des Ajaconins nicht beobachtet wurde. Das Verhalten beider Stoffe gegen Alkaloidreagentien ergibt sich aus den Tabellen I und II ; besonders charakteristische Reaktionen \\-urden bisher ebensowenig wie bei anderen Delphinium-Alkaloiden beobachtet. Ajacin. Das reine Ajacin vom Schmelzpunkt 142 — 143° löst sich leicht in Methyl- und Aethylalkohol, Chloroform, Benzol, Ligroin, Aceton, schwerer in Aether und Essigester, wenig in Wasser. Alle Lösungen reagieren gegen Lackmus, Phenolphthalein und Jodeosin alkalisch. *) „Ueber die Basen von Delphinium Ajacis". Marburg 1913. Aroh d. Pharm. CCLL Bds. 3. H«ft. 14 210 O. Keller u. O.' Völker: Basen aus Delphinium Ajacis. Tab. I. Empfindlichkeit i?c?eu Reagentien. Sahsaures Salz von: Ajacin Ajaconin Verdünnung 1: lOü Ajacin Ajaconin 1000 Ajacin Ajaconin 5000 10 000 Kalium wismutjodid Kaliumcadmiuiiijodid . Kaliumquecksilberjodid Jodjodkalium Pikrinsäure Phosphormolydänsäure Phosphoi wolframsäure Platinohlorwasserstoff Aurichlorwasserstotf . Tannin (1:20) Quecksilberchlorid (1:2U) . Zinksulfat (gesättigt) .... Kaliumdichromat (gesättigt) NeMers Reagens Natronlauge (33%) . . . . Ammoniak (10%) Bromwasser . . . . + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + schwach + schwacli + + + + + schwach + schwach sehr ich wach schwach + schwach + + + + sehr schwach + sehr schwach schwach lehi schwach sehr schwach sehr schwach sehr schwach sehr schwach + schwach lehr schwach sehr schwach sehr schwach sehr schwach sehr schwach schwach beide sehr schwach Tab. II. Reagens Ajacin (fest) Ajaconin (fest) Konz. Schwefelsäure l y^n ' ' ' Konz. Schwefelsäure + 1 gtt. HNO3 Konz. Schwefelsäure, nach 4tägigem Stehen mit Phenol erwärmt Konz. Salpetersäure E r d m a n n's Reagens { i, o " * Molybdänschwefelsäure Molybdänschwefelsäure + 1 gtt. konz. Salzsäure Vanadinschwefelsäure ...... Perhydrolschwefelsävu-e (n. Schaer) farblos gelblich braun blaß gelblich ) braunrot, dann grün farblos farblos gelbbraun farblos farblos farblos farblos gelb braunrot braunrot In-auru-ot, dann grün farblos farblos farblos gelb gelb farblos farblos O. Keller u. O. Völker: Basen aiis Delphiniinn Ajacis. 211 Beim Liegen an der Luft verlieren die Krystalle ihien Glanz und nehmen um ca. l"o an Gewieht ab; beim Trocknen im Vakuum über Schwefelsäure oder bei 100" wird Kiy stall wasser abgegeben, wovon aber an der Luft sehr schnell wieder der größte Teil aufgenommen wird. Bei der Analyse ist dies Verhalten zu beachten. Beim f m- krystaUisieren zeigt die Base große Neigung zur Verharzung. Analysen: a) Frisch krystallisierte, lufttrockene Substanz: 1. 0.1646 g lieferten 0,3638 g COo und 0,12.30 g H.O. 2. (»,1989 g lieferten 0,4404 g CO, und 0,1474 g HjO. 3. 0,1574 g lieferten 0.3516 g VOl und 0,1238 g H.O. 4. 0,1780 g Heferten 0,3986 g L'O.^ und 0,1222 g HjO. 5. 0.1451 g: 5,8 ccni X, p = 748 mm, t = 15". 6. 0,1842 g: 7,4 com X, p = 743,5 nmi, t = 16". 7. 0,1388 g: 5,7 ccm X', p -= 740 mm, t = 19". 8. 0,1567 g: 5,9 ccm X', p = 755 mm, t = 22,5". 9. 0,2522 g verloren bei 100": 0,0128 g HgO. b) Wasserfreie Substanz: 10. 0,1886 g lieferten 0,4404 g CO, und 0,1474 g HjO. 11. 0,1586 g lieferten 0,3734 s CO, und 0,1020 g H2O. 12. 0,1518 g lieferten 0,.3ö92 g CO, und 0,1036 g HÖO. 13. 0,1294 g: 5,8 ccm X", p = 751 mm, t = 184. Aus diesen Daten berechnet sich als wahrscheinlichste Formel der Ausdruck: CijHj^XOj — HoO, deren Richtigkeit durch die Analyse einiger Verbindungen bestätigt wird. Gefunden : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. C 60,28 60,39 60,92 61.07 _____ H 8,36 8,29 8,8 7,68 _____ X — — — — 4,66 4,7 4,67 4,33 — H,0 ________ 5,08 Berechnet für CuHo^XO^. H/J: \; 60,56 H 7,8 X" 4,72 HjO 6,1 Femer gefunden: Berechnet für 10. 11. 12. 13. (',6H,iN0,: C 63,68 64,21 64,54 _ 64,47 H 8,74 7.16 7.63 — 7,6 X — — — ».2 5,03 14* 2,12 (). Keller II. (). Völker: Basen aus Delphinium Ajacis. Die Bestimmungen der Molekulaigröße lieferten Werte, die nifflit befriedigend untereinander übereinstimmten, am wenigsten die Verfahren nach Beckmann und R a o u 1 1. Bei der Titration wurde als -niedrigster Wert 319 gefunden, während die Formel Ci^H2iN04 + H2O die Zahl 297,2 verlangt.^) Die salzartigen Verbindungen des Ajacins besitzen bei großer Löslichkeit in Wasser, Alkohol u. a. sehr geringe Neigung zur Krystallisation. Am leichtesten krystallisiert anscheinend das Sulfat, bei Anwesenheit von überschüssiger Schwefelsäure; da es aber ebenfalls spielend leicht löslich ist, so ist es bisher nicht ge- lungen, die krystallisierte Verbindung ganz rein zu erhalten, jedoch scheint sie- nach der Formel (Ci5H2iN04)4.H2S04 zusammengesetzt zu sein. Von den Verbindungen mit den Halogenwasserstoffsäuren wurde daher nur das Hydrochlorid näher untersucht. Dieses Salz \vxirde erhalten, indem eine konzentrierte Lösung der Base in absolut- alkoholischer Salzsäure tropfenweise in viel Aether unter Um- rühren eingegossen wurde; die weiße flockige Fällung wurde ab- gesaugt, mit Aether gewaschen und im Vakuum bei Zimmer- t^imperatur bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Der Schmelz- punkt lag bei 93". 14. 0,1366 g ergaben 0,0269 g AgCl. 15. 0,173 g lieferten 0,3516 g CO2 und 0,112 g HgO. 1(5. 0,1394 g: 5 ccm N, p = 746 mm, t = 16,4«. ■ Gefunden: Berechnet für {Ci^lI.^iN0i)2H.Cl + 2H2O: Cl 4,86 5,62 C 55,43 55,76 M 7,24 7,52 N 4.16 4,45 Das Aurich lorat wurde durch Fällen der wässerigen, Salzsäuren Lösung des Ajacins mit Goldchloridlösung, Absaugen und Auswaschen des Niederschlages erhalten. Es bildete nach dem Trocknen über Schwefelsäure ein hellgelbes Pulver ohne bestimmten Zersetzungspunkt. 17. 0,2084 g ließen geglüht 0,0456 g Au zurück. 18. 0,1126 g: 3,2 ccm N, p = 742 mm, t = 18,5». Gefunden: Berechnet für (CisHjiNOJaHAuClj: Au ' 21,88 21,95 N 3.26 3,13 ^) Siehe Dissertation. Gefunden : O. Keller u. O. Völker: Basen ans Dolphiniuiii Ajacis. 213 In entsprechender Weise konnte das C h 1 o r o p 1 a t i n a f als gelbes Pulver dargestellt werden. ]Jieses Salz resultierte jedc)ch' je nach dem Mengenverhältnis zwischen Hydrochlorid und Platin- chlorid in zwei Formen: als normales und als basisches Salz; das- letztere \\Tarde nicht in ganz reinem Zustande gewonnen. a) Normales Salz: 19. 0,2884 g ergaben 0,0526 g Pt. b) Basisches Salz: 20. 0,1027 g ergaben 0,0132 g Pt. 21. 0,1174 g lieferten 0,1944 g €0.^ und 0.075 g HgO. 22. 0,1086 g: 3,9 com N, p = 744 mui, t = 20,3«. ' Berechnet für {C,5H2iN04)2H2PtCle: (('„H.jNOJ.HePtCl,: Pt 20,31 12,85 20.13 12,76 C - 45,16 - 47,17 H - 7,15 - 5,7 N - 4,09 - 3,7 Die bei dem zweiten Salz erhaltenen Werte weichen von den berechneten noch erheblich ab; Gold- und Platinsalze des Ajacins bedürfen einer weiteren Untersuchung. ••. * Eine absolut-alkoholische Lösung der Base entfärbt alkoho- lische Bromlösung ; es wird Brom aufgenommen unter Bildung eines Bromids. Leider konnte ein krystallisiertes Reaktionsprodukt nicht gewonnen werden. Bezüglich der Bindung des Stickstoffs und Sauerstoffs im Moleküle des Ajacins konnte bisher folgendes ermittelt werden. Die Prüfung auf ^lethoxylgruppen nach dem Verfahren von Z e i s e 1 verlief positiv : 23. 0,1932 g ergaben 0,299 g AgJ. Gefunden: Berechnet für Ci2Hi2NO(O.CH.,).,: OCH3 34,2 3.3,31 Danach sind drei — O.CHg-Gruppen vorhanden. Der V^er; such, die entmethylierte Verbindung aus den Rückständen " zu isolieren, gelang nicht. Die Bindungsweise des vierten Sauerstoffatomes ist noch nicht festgestellt worden. Da weder die Versuche zur Benzoylierung noch die zur Acetylierung unter verschiedenen Bedingungen Ai>- haltspunkte für eine Esterbildung ergaben, so scheint es nicht in Form einer Hj-droxylgruppe vorhanden zu sein. Ob es als Gärbonyl 214 O. Keller u. O. Völker: Basen aus Delphinimn Ajacis. ^^CO) oder als sogen. Brückensauerstoff vorliegt, müssen erst weitere Untersuchungen lehren. Bei Methylierungsversuchen mit Jodmethyl und Methyl- sulfat unter verschiedenen Bedingungen verhielt sich das Ajacin indifferent. Da bei der Einwirkung von salpetriger Säure das Alkaloid zum größten Teil unverändert aus dem Reaktionsgemisch zurückgewonnen, eine Nitrosoverbindung aber nicht gebildet wurde, so dürfte es als tertiäre Base anzusprechen sein. Mit dem Rest des vorhandenen Ajacins wurden eine Reihe von Spaltungsversuchen angestellt, die aber zunächst nur als Vor- \-ersuche zu betracliten sind: Oxydation mit Permanganat, das .sofort entfärbt wird, Zinkstaubdestillation, Einwirkung von starker Chlor- und Jodwasserstoff säure und von Bromcyan. Bei der Oxy- dation trat vviederliolt der Geruch nach Butter- oder Valeriansäure a'af. Bei der Zinkstaubdestillation wurde eine intensiv nach Benz- aldehyd riechende Fraktion erhalten; es gelang jedoch nicht die ge- nannten Stoffe zu isolieren. Bei der Einwirkung von Bromcyan nach J. v. Brau n^) konnte eine in feinen Nadeln krystallisierende Verbindung ge- wonnen werden, die bei 132 — 133" schmolz und nach dem Erhitzen mit rauchender Salpetersäure und Verdünnen der Lösung mit Wasser auf Zusatz von Silbernitrat eine starke, flockige Fällung gab. Hierbei scheint also eine Reaktion vor sich zu gehen, deren Verlauf und Er- gebnis an etwas größeren Materialmengen studiert werden soll. Vorläufig konnten diese Untersuchungen nicht weiter geführt v^erden, da das vorhegende reine Ajacin verbraucht war. Ajaconin. Das A j a c (j n i n zeigt ebensowenig wie das Ajacin ein be- sonders charakteristisches Verhalten gegen Alkaloidreagentien. Auch hinsichtlich seiner Löslichkeitsverhältnisse ähnelt es dem Ajacin. Es krystallisiert jedoch in schön glänzenden farblosen Prismen, die bei 162 — 163^' schmelzen. Krystallwasser enthält die Verbindung im Gegensatz zum Ajacin nicht. Von der Base standen leider nur wenige Gramm reines Material zur Verfügung, so daß die Unter- sucliung bisher nicht sehr weit gediehen ist. Was an positiven Resultaten dabei gewonnen wurde, mag im folgenden zusammen- gestellt sein. Schon die Elementaranalysen zeigen aus noch nicht auf- gefundenen Ursachen keine befriedigende Uebereinstiramung, so 1) Ber,_40, 3914, 3933; 42, 2219; 44, 1252. O. Kcllor II. O. Völker: Basen aus Delphinium Ajacis. 215 daß ich von der Aufstellung einer wahrscheinlichen Formel absehe I. 0.1348 g lieferten 0,3684 g CO^ und 0,1380 g H.O. ■2. (M308g lieferten 0,3465 g CO, vmd 0,100.5 g HjO. 3. 0,1568 g lieferten 0,4216 g CO, und 0,1413 g HjO. 4. 0,1530 g lieferten 0,4115 g CO., und 0,1380 g H...O. 5. 0,1395 g: 6 ccni N, p = 758 mm, t = 18«. 6. 0.1076 g: 4,2 ccm N, p = 742,5 mm, t = 18». 7. 0,1394 g: 5 com N, p = 748 mm, t = 16». 8. 0,1507 g: 5.4 ccm N, p = 752 mm, t = 14,5». 9. (»,1712 g: 6,8 ccm N, p =-- 749 mm, t = 18». 10. 0,1268 g: 5,2 ccm N, p = 733 mm, t = 18». Gefunden : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. C 74,53 72,25 73,33 73,35 ------ H 11.46 8,6 10,09 10,09 __-- — — N - - - - 5,03 4,47 4.17 4,22 4.59 4,64 Mit Walirscheinlichkeit ergibt sich nur, daß im Molekül der Base ein Stickstoff- und zwei Sauerstoff atome vorhanden sind. Da einige Versuche zeigten, daß auch die Salze des Ajaconins keine Neigung zur Krystallisation zeigen, so wurde vorläufig von der Herstellung salzartiger Verbindungen abgesehen. Methoxylgruppen konnten nicht nachgewiesen werden. Es tritt aber beim Erhitzen mit rauchender Jodwasserstoffsäure eine Spaltung ein. Aus dem Reaktionsgemisch ließen sich zwei Stoffe als Chloroplatinate in krystallisierter Form, allerdings nur in kleiner Menge, gewinnen, die nach Beschaffung von weiterem Material näher untersucht werden müssen. Durch Kochen des Ajaconins mit überschüssigem Jodmethyl am Rückflußkühler Miirde ein Jodmethylat erhalten. Es krystalli- sierte aus Wasser in feinen Xadeln, die bei 121" schmolzen. 11. 0,2728 g verloren bei 100» 0,0113 g an Gewicht. 12. 0,2615 g wasserfreies Jodid ergaben 0,1442 g AgJ. Gefunden : H2O 4,14 HJ 30,04 Diese Werte passen auf ein Jodmethylat der Zusammen- setzung (CjgHg^NOa.HJ + HoO): Berechnet: 4,10% HoO und Avasserfrei: 30,4% HJ. Der ursprünglichen Base käme dann die Formel Ci-HggNOa zu, auf die die Werte der Elenientaranalyse annähernd stimmen ; sie mag daher mit allem Vorbehalt hier angeführt werden. 216 O. Keller u. O. Völker: Basen aus Delphinium Ajacis. Durch Einwirkung von salpetriger Säure konnte durch Aus- schütteln mit Aether ein Reaktionsprodukt gewonnen werden, das die Lieberman n'sche Nitrosoreaktion gab, so daß es sich bei dem Ajaconin möglicherweise um eine sekundäre Base handelt. Endlich ließ sich das Alkaloid nach dem Verfahren von Schotten-Baumann ohne Schwierigkeit benzoylieren. Die Benzoylverbindung wurde in Gestalt öliger Tropfen erhalten und daher in das Goldsalz übergeführt: gelbes Pulver. 13. 0,1424 g lieferten 0,034 g Au. Gef xinden : Au 23,17 Nimmt man vorläufig die oben angeführte Formel an, so würde das Aurichlorat einer Di-benzoylverbindung Ci7H27N02(C6H5CO)2. HAUCI4 einen Gehalt von 23,84% Au verlangen. Danach würden sich zwei Benzoylreste einführen lassen, von denen einer sicher in eine — OH-Gruppe eintritt; der zweite kann auch an Stelle eines H-Atomes an den Stickstoff treten, da das Ajaconin allem Anschein nach eine sekundäre Base ist. Nach den bisherigen Untersuchungen läßt sich also über die Alkaloide von Delphi niun Ajacis folgendes aussagen : Aus den zerkleinerten Samen lassen sich mehrere Basen gewinnen, von denen bisher zwei im krystallisierten Zustande erhalten wurden A j a c i n, C16H21NO4 + HgO, krystallisiert in Nadeln. F. = 142 — 143". Seine Salze sind leicht löslich und neigen nicht zur KrystaUisation ; es kommen normale und basische Salze vor. Das Alkaloid enthält 3 Methoxylgruppen und ist höchstwahrschein- lich eine tertiäre Base. Ajaconin krystallisiert wasserfrei in glänzenden Prismen, F. = 162—163». Es bildet ebenfalls leicht lösliche, schwer krystalli- sierbare Salze. Methoxylgruppen sind nicht vorhanden, aber wenigstens eine Hydroxylgruppe; bei der Benzoylierung werden 2 Benzoylreste aufgenommen. Das Alkaloid addiert ein Molekül Jodmethyl und fungiert sehr wahrscheinlich als sekundäre Base. Als mögliche Formel kann, jedoch mit allem Vorbehalt, der Ausdruck Ci7H29N02 angegeben werden. A. W. van der Haar: Struktur der Saponine. 217 lieber die Struktur der natürlichen Saponine. (Die Sapogenine der Guajac- Saponine, des Saponins und Sapotoxins der levantinischen Saponaria, des Senegins und des Digitonins.) Von A. W. van der Haar. (Eingegangen den 9. II. 1913.) Vor kurzer Zeit^) habe ich in einer Mitteilung über Polyscias- und Hedera- Saponine berichtet, daß es mir unter anderem gelungen sei, das «-Hederagenin des von mir rein abgeschiedenen (/-Hederins zu einem terpenartigen Kohlenwasserstoffe abzubauen, und zwar mittels der Zinkstaubdestillation im Wasserstoff ströme. Die er- ^haltenen Produkte v^urden durch Wasserdampfdestillation in ein mit Wasserdampf flüchtiges, schwach gelbes, empyreumatisch-aroma- tisch riechendes Oel der Formel eines Sesquiterpens, und in ein mit Wasserdampf nicht flüchtiges Produkt getrennt. Das mit Wasserdampf flüchtige Produkt gab mit starker Schwefelsäure übergössen, oder noch besser beim Lösen einer selir kleinen Quantität in einer großen Quantität Eisessig, in welcher 1 Tropfen starker Schwefelsäure gelöst war, eine violette Färbung, wie das «-Hederagenin und das a-Hederin (mit Schwefelsäure und unter schwacher Erwärmung). Es gab flüssige HCl- Additionen und ein flüssiges Bromprodukt. Das mit Wasserdampf nicht flüchtige, als eine braungelbe, fluoreszierende Masse erhaltene Produkt gab eine blaue Färbung mit Eisessig- Schwefelsäure, also die L i e b e r m a n n'sche Cholestol- probe. Es lieferte ein festes Bromadditionsprodukt. Da nun die violette Schwefelsäurereaktion die einzige Reaktion ist, welche meines Wissens nach von allen Saponinen hervorgerufen wird, so lag der Gedanke nahe, daß auch den anderen Saponinen derselbe oder ein verwandter Kern zugrunde liegen könnte. In der Tat scheint dies bei den von mir in dieser Richtung untersuchten Saponinen der Fall zu sein. Werm ich die in der Ueberschrift angegebenen Saponine durch völlige Hydrolyse zerlegte, und das erhaltene Sapogenin mit Zink- staub im Wasserstoffstrome destillierte, väe bei «-Hederagenin an- ») Dieses Archiv Bd. 260, 424 (1912). 213 A. W. van der Haar: Struktur der Saponme. gegeben, so erhielt ich in allen Fällen ein ölartiges Produkt von terpenartigem, empyreumatischem Gerüche, manchmal stark fluor- eszierend, das sich mit Wasserdampf in 2 Teile trennen ließ. Das mit Wasserdampf flüchtige, war wieder ein hellgelbes, leichtes Oel von terpenartigem, empyreumatischem Gerüche, das nicht fluoreszierte. Es gab in allen Fällen wieder die violette Farbe mit Eisessig- Schwefelsäure; nur bei dem Sapogenin des Senegins (Polygalasäure) aus Polygala Senega gab sie eine blaue Farbe, wäh- rend das mit Wasserdampf nicht flüchtige Produkt die violette Farbe gab, wenn aucli diese Färbung bald verdeckt wurde und beim Erwärmen bald in eine grüne überging. In allen anderen Fällen gab das nicht mit Wasserdampf flüchtige Produkt die blaue Cholestolprobe, und ein festes Brom- additionsprodukt. Daß das Sapogenin des Senegins (Polygalasäure) sich umge- kelirt verhält wie die anderen ist zwar bemerkenswert, jedoch wird es dadurch nicht von den anderen grundverschieden. Die (jiiajac-Saponine. 25 g Guajacsaponin (von Merck) \\'urden mit 5% Schwefel- säure völlig invertiert, die erhaltenen Sapogenine gesammelt, aus- gewaschen und getrocknet. Es wurden + 12 g Sapogenin = + '^^% erhalten. Wurde diese Substanz wie bei cx-Hederagenin (1. e.) mit Zinkstaub im Wasserstoffstrome destilliert (in Portionen von 4 g mit 32 g Zinkstaub gut gemischt), so erhielt ich eine intensiv grün- gelb fluoreszierende Flüssigkeit mit empyreumatischem, terpen- artigem Gerüche. Wurde das erhaltene Produkt mit Wasserdampf destilliert, so erhielt ich + 10% eines nicht fluoreszierenden, gelben, leichten Oeles, von dem charakteristischen G«ruche; im Kolben blieb eine geruchlose, braungelbe, zähe Masse zu +40% des Sapogenins. Die Ausbeute war also + 50%, und das Verhältnis von dem flüchtigen zu dem nichtflüchtigen Produkt war 1 : + 4 (diese Zahlen sind jedoch nicht als quantitative aufzufassen). Wurde von dem leichten Oele eine Spur in Eisessig, der 1 Tropfen starke Schwefelsäure enthielt, gelöst, so trat die schön violette Farbe auf. Am besten ruft man die violette Färbung hervor, wenn man + ^2 Tropfen Schwefelsäure in 10 ccm Eisessig bringt und hierin so wenig von dem Oele, als an einem Glasstabe, der in das Oel getaucht ist, beim Herausnehmen an demselben hängen bleibt, auflöst. A. W. van der Haar: Struktur der Sapoiiine. 219 . Das mit Wasserdarapf nicht flüchtige Produkt gab, wie bei «-Hodcragcnin, nach dem Entfärben in Eises.sig mit Tierkohle, eine bhiue Farbe (Chole.stolprobe). Das leichte Oel gab ein flüssiges, das mit Wasserdampf iiit^lit flüchtige Produkt wieder ein festes Bromadditionsprodukt. l)i(^ Zusammensetzung des leichten Oeles ist etwas abweichend von tlcm, welches Ix'i «^-Hederagenin erhalten wurde; dasselbe ist aber auch ein Kohlenwasserstoff, oder ein Gemisch von Kohlen- wasserstoffen. p]s wurde über Natrium im Wasserstoffstrome destilliert. Die Verbrennung mit CuO im Sauerstoffstrome ergab folgende Daten : 1. 0,1660 g Substanz gaben 0,5395 g CO2 'ind 0,160 g HjO. 2. 0,1225 g Substanz gaben 0,4005 g COg und 0,120 g H/). 1. 2. Im Mittel: C = 88,64 89,17 88,91% H = 10,71 10,88 10,80% Aus obigen Zahlen läßt sich keine Formel berechnen; mir fehlte jetzt auch Substanz, um Molekulargewichtsbestimmungen auszuführen. Ueberdies können es auch Gemische sein. Das macht jedoch für diese Mitteilung nichts aus, da es sich jetzt nur darum handelt, die erhaltenen Tatsachen unter einem Gesichtspunkte zu betrachten. Jedenfalls handelt es sich um kohlenstoffreiche Kerne. Saponin aus der levantinischen Seifenwurzel. Das Sapogenin aus dem Saponin (von Merck, nur Spuren von Sapotoxin enthaltend) gab wie oben destilliert, wieder eine gelbe Masse in einer Ausbeute von + 34%. Der Greruch dieses Destillats war wieder an Bernsteinöl erinnernd. Dasselbe wurde ebenfalls durch Wasserdampf getrennt, wobei auch hier ein leichtes gelbes, empyreumatisch-terpenartig riechendes,^ nicht fluoreszieren- des Oel erhalten wurde, und zwar in einer Ausbeute von + 11% des Sapogenins, und eine geruchlose, zähe, gelbbraune Masse in einer Ausbeute von + 33%. Das Verhältnis von ersterem zum zweiten war also I : + 3, und die Gesamtausbeute + 44^^. Das leichte gelbe Oel gab wieder die violette Farbe mit Eisessig- Schwefelsäure, auch direkt mit Schwefelsäure nach einiger Zeit vom Rande aus. Es gab auch ein flüssiges Bromadditionsprodukt. Das nicht flüchtige Oel gab, mit Tierkohle entfärbt, die blaue Cholestolprobe wieder, und auch ein festes Bromadditionsprodukt. 220 A. W. van der Haar: Struktur der Saponine. Das leichte Oel wurde wieder über Natrium im Wasserstoff- strome destilliert. Wegen Substanzmangel konnte nur eine Verbrennung aus- geführt werden. Dieselbe gelangte mit CuO im Sauerstoff ströme zur Ausführung und gab folgende Daten: 0.173 g Substanz gaben 0,567 g CO2 und 0,167 g H2O. C = 89,39% H = 10,72% Die empirische Zusammensetzung ist also fast dieselbe wie bei Guajacsaponin gefunden. Sapotoxin aus der levantinischen Seifenwurzel. 25 g Sapotoxin (Merck) gaben bei der Inversion + 30% Sapotoxigenin. Letzteres wurde mit Tier kohle zum größten Teile entfärbt. Mit Zinkstaub im Wasserstoffstrome destilliert, resultierte wieder eine schwach fluoreszierende Masse von terpenartig-emp3^- reumatischem Gerüche. Bei der Wasserdampf destillation ^vurde wieder ein leichtes, nicht fluoreszierendes, gelbes Oel von charakteristischem Gerüche in einer Ausbeute von + 8% des Sapotoxigenins erhalten; es blieb wieder eine gelbbraune, zähe, geruchlose Masse in einer Ausbeute von + 20% zurück. Die Gesamtausbeute war also + 28% des Sapotoxigenins. Die beiden Produkte verhalten sich wie 1 : + 2,5. Das leichte Oel gab wieder die violette Farbe mit Eisessig- Schwefelsäure, das nicht flüchtige, nach Entfärben mit Tierkohle, die blaue Cholestolreaktion. Das leichte Oel wurde über Natrium destilliert und mit CuO im Sauerstoff Strome analysiert. 0,121 g Substanz gaben 0,3965 g CO2 und 0,1165 g H2O. C = 89,37% H = 10,70% Auch hier ist die Zusammensetzung die gleiche wie bei den aus Guajacsaponin und aus dem Saponin der levantinischen Seifen- wurzel erhaltenen Destillaten. Senegin (= Poly galasäure). 10 g Senegin (Merck) aus der Wurzel von Polygaia-Senega erhalten, gaben bei der Inversion + 25% Sapogenin. Bei der Destillation mit Zinkstaub im Wasserstoffstrome wurde wieder ein schwach fluoreszierendes Oel erhalten, jedoch war die Ausbeute geringer wie bei den anderen Saponin en. A. W. van der Haar: Struktur der Saponine. 221 Mittels Wasserdampfdestillation wurde + 4,6% flüchtiges Produkt von empyreumatischem Geruch und gelber Farbe, und + 8,2% nicht mit Wasserdampf flüchtiges Produkt erhalten, also ein W'rhalten von 1 : + 2, und zusammen zu + 12,8% des Sapo- genins. Hier lag der bemerkenswerte Fall vor, daß das mit Wasser- dampf flüclitige Oel eine schöne blaue Cholestolreaktion gab, und das mit Wasserdampf nicht flüchtige Produkt die violette Färbung liefert^i. Wie oben gesagt, verschwindet die violette Färbung nach einigem Stehen und geht, besonders beim Erwärmen, in Grün über. Substanz zu einer Verbrennung fehlte mir leider jetzt. Digitonm. 10 g dieses Saponins der Digitalisblätter (Merck) gaben nach der Inversion + 34% Digitogenin. Die Zinkstaubdestillation im Wasserstoff ströme gab wieder ein schwach grünbraun fluoresziereneds Oel von charakteristischem Geruch. Letzteres wurde wieder mittels Wasserdampf destillation getrennt in + 8% eines leichten, gelben, nicht fluoreszierenden Oeles und + 24% des Digitogenins, einer geruchlosen, zähen Masse. Die Gesamtausbeute war also + 32%, und die beiden Produkte ver- hielten sich wie 1 : +3. Das mit Wasserdampf flüclitige Oel gab wieder die violette Farbe mit Eisessig- Schwefelsäure, das andere die blaugrüne Cho- lestolreaktion. Material für eine Analyse fehlte leider jetzt. Nach einiger Zeit werden die mit Wasserdampf flüchtigen Gele etwas dunkler und etwas dickflüssiger. Bei, dem Sapotoxin aus der levantinischen Saponaria gibt das mit Wasserdampf flüchtige Produkt nach 14 Tagen nicht mehr die violette Schwefelsäure-Eisessigreaktion, sondern die blaue. Hier ist also eine Veränderung eingetreten, vielleicht eine Polymerisation oder Umlagerung oder beides. Da also der Uebergang des einen Produktes in das andere sich bei gewöhnlicher Temperatur voll- ziehen kann, so ist es wahrscheinlich, daß bei der hohen Temperatur der Zinkstaubdestillation dies noch mehr der Fall gewesen ist. Es ist daher geboten, die Bildung der Kohlenwasserstoffe bei möglichst niederer Temperatur sich vollziehen zu lassen, damit größere Ausbeute an primär gebildetem Produkt (das mit Waaserdampf flüchtige) erhalten wird. Es ist daher auch noch 222 A. W. van der Haar: Struktur der Saponine. eine bessere Methode A\ie die Zinkstaubdestillation auszuarbeiten. Vielleicht wird es dann gelingen, nur mit Wasserdampf flüchtiges, leichtes Oel zu erhalten. Während icli in meiner vorigen Mitteilung (1. c.) die Frage zum Teil offen ließ, ob das a-Hederin zu den Saponinen zu zählen ist, kann dieselbe jetzt bejaht werden, und zwar auf Grund des, wie bei oben genannten typischen Saponinen gefundenen Verhaltens seiner Spaltlinge, in bezug auf die Scln\efelsäurereaktionen. Ausdrücklich muß ich betonen, daß die ausgeführten Elementar- analysen noch nicht sich auf chemische Individuen zu beziehen brauchen. Die 1>etreffenden Produkte können auch Gemische sein. Zuerst nehme icli die weitere Untersuchung der Spaltlinge des «-Hederagenins wieder auf. Aus den oben zitierten Resultaten, welche noch vorläufige und nur orientierende sind, lassen sich aber für das weitere Studium des Saponins folgende Schlüsse ziehen: 1. Die Zinkstaubdestillation im W^asserstoffstron; hat gute Dienste geleistet, um einen ersten Einblick in die Struktur der Sapogenine zu erhalten. 2. Die für die bisher untersuchten Saponine charakteristische Schwefelsäurereaktion wird bei den Kohlenwasserstoffspaltlingen wiedergefunden. Zu entscheiden bleibt, welche Substanz oder Substanzen diese Reaktion hervorrufen. 3. Die 5 genannten Sapogenine und das «-Hederagenin haben verwandte Struktur. 4. Das mittels Zinkstaubdestillation erhaltene, mit Wasser- dampf flüchtige Produkt des Guajacsapogenins, des Sapogenins des Saponins und des Sapotoxigenins des Sapotoxins der levantinischen Seifenwurzel, haben dieselbe empirische Zusammen- setzung. 5. Das weitere Studium der Saponine ist in die Chemie der terpenartigen Kohlenwasserstoffe verlegt worden. Utrecht (Holland), Februar 1913. H. Matthes u. F. Küiiig: Rjlifaser- und Celluloseb&st. 223 Mitteilung aus dem Institut für Pharmazie und Nahrungs- mittelchemie der Universität Jena. Ueber die Bestimmung der Rohfaser und der Cellulose. Von H. M a 1 1 h e s und F. König. (Eingegaugeu den 12. III. 191:3.) Die Bestimmung der Rohfaser hat für die Untersuchung mancher Pflanzenstoffe eine große Bedeutung. Falls es gelingen würde, eine Methode auszuarbeiten, die Bestimmung der Cellulose in exakt wissenschaftlicher Weise auszufüliren, würde dies sehr wertvoll sein. Zurzeit kann man bei keiner der üblichen Methoden die Cellulose als solche unv-erändert und quantitativ erhalten. Es kann sich in allen Fällen nur um annähernde, konventionelle Werte handeln, und J. K ö n i g^) in Münster überschätzt den Wert seiner Bestimmungsmethoden der Rohfaser und der Cellulose ganz er- heblich, wenn er angibt, daß sie die quantitative Bestimmung der wahren Cellulose, frei von ihren sämtlichen Begleitsubstanzen, ebenso einfach wie sicher ermögliclien. Auf dem internationalen Kongreß für ange\vandte Chemie 1909 wurde dem Chlorverfahren von C r o ß und B e v a n der Vorzug eingeräumt. Unseres Er- achtens geschah dies mit vollem Rechte, und wir konnten auch durch die erwähnte Arbeit nicht in unserem Urteile beeinflußt werden. Vielmehr hielten wir es für erforderlich, die verschiedenen ]\lethodeu^) nochmals an dem gleichen Material zu prüfen. Als Ausgangsmaterial wählten wir Chinarinde. Die nach dem Henneberg- Weende, dem Koni g'schen und dem Chlorverfahren von C r o ß und B e V a n gewonnenen Rohfasern öder Reincellulosen w urden nach den verschiedenen Verfahren nochmals behandelt und die Produkte eingehend untersucht. Nach dem Verfahren von H enneberg- Weende ergab Chinarindenpulver 27, SS^^ Rohfaser mit 50,17% Kohlenstoff und 6,48% Wasserstoff-Gehalt. Jutefaser, der Tyi)us einer Lignocellulose, ^) J. König und Huhn, Bestimmung der Cellulose in Heiz- arten und Gespinstfasern. Berlin 1912, S. 63. 2) Eine Literaturübersicht an dieser Stelle zu geben, erübrigt sich. Es sei auf die Dis-sertation von F. König- Jena 1913 verwiesen. 224 H. Matthes u. F. König: Rohfaser- und Cellulosebest. enthält 46,5% C und 6,1% H; reine Cellulose enthält 44,44% C und 6,17% H und Baumwolle enthält 44,2% C und 6,3% H. Der Aschegehalt der Chinarindenrolifaser -Henneberg betrug 3,37, der Gehalt an Proteinsubstanzen 1,10%. Durch Koclien mit 5()%igem Alkohol wTirden aus der China- rohfaser 2,08% herausgelöst. Dagegen wurde durch Kochen mit 94%igem Alkohol eine Gewichtszunahme von 0,73% festgestellt. Die gleiche Beobachtung machte R e n k e r^), während König und H ü h n^) sie nicht bestätigen konnten. Bemerkenswert ist auch, daß die mit 95%igem Alkohol ge- kochte Faser, beim Durchströmen von Luft an der Saugpumpe eine starke Aufhellung zeigte. Die mit Alkohol gekochte Faser verlor durch Waschen mit Aether und Wasser die Zunahme, ja es trat dann eine Abnahme von 0,23% ein. In dem wässerigen Filtrat ließ sich mit Hilfe der Jodoform-Reaktion Alkohol nachweisen. Beim Eindampfen des farblosen, wässerigen Filtrates zeigte sich ein dunkler Rückstand, ein Beweis, daß immer noch färbende Bestandteile in Lösung zu bringen waren. Durch erneutes Zugeben von heißem Wasser wurden stets neue Mengen herausgelöst, ohne daß damit ein Ende erreicht wurde. Es ist so erklärlich, daß Rohfaser aus dem gleichen Material wechselnde Mengen wasserlöslicher Stoffe enthält. So verlor eine andere Chinarindenrohfaser beim weiteren Waschen noch 1,84%, obgleich die Filtrate völlig farblos waren. Die Verbrennung von zwei Stunden lang mit 50%igem Alkohol ausgekochter Chinarohfaser nach Henneberg ergab, daß die chemische Zusammensetzung die gleiche geblieben war. Der Aschengehalt fiel jedoch von 3,37 auf 2,34%, d. h. um 30,6%. Daraus ergibt sich, daß durch das Auskochen mit 50%igem Alkohol fast zu gleichen Teilen Mineralstoffe und färbende Extraktivstoffe gelöst werden. Nach dem Verfahren von J. König wurden durch Dämpfen von Chinarindenpulver mit Glyzerin- Schwefelsäure am Rückfluß- kühler 29,26%, durch Erhitzen im Autoklaven bei zwei Versuchen 28,47% Rohfaser erhalten. Der Reincellulosegehalt der beiden auf verschiedene Weise gewonnenen Rohfasem war fast gleich, 16,04% und 15,68%. Für die Praxis ist es demnach gleich, ob man im Autoklaven oder am Rückflußkühler bei genauer Ein- ^) R e n k e r, Bestimmungsmethoden der Cellulose, S. 22. ^) König und Huhn, Bestiromungsmethoden der Cellulose, Seite 15. H. Mattht's II. F. Ki'iuig: Rohfasei- und CoUnloKebest. 225 haltung der \orgeschiicbt'neii Temperatur arbeitet. Da unseie \'er.suche aueh für die Untersucliung der Drogen im Apotheken- laboratorium brauchbar «ein sollten, in denen meist kein Autoklav vorhanden ist, so wurde am Hückflußkühler gekoelit. Von größtem Interesse sind die l^-gebnisse, die l)eim Be- handeln der nach \'ersc-hiedenen Verfahren gewonnenen Rohfasern bei erneuter Behandlung nach anderen Rohfaserbestimmungs- methoden gefunden a\ urden. Chinarohfaser - H e n n e b e r g ver- lor nach König behandelt, 33,46% an Gewicht. Die Henne- b e r g - Rohfaser verlor bei der Behandlung mit Wasserstoffsuper- oxyd 26,16*^0 Lignine, bei der Behandlung mit Glyzerin-Schwefel- säure 33,46% ; 100 g H e n n e b e r g - Rohfaser enthalten also nur 66,54 g K ö n i g'sclie Rohfaser. Wasserstoffsuperoxyd löst besonders die kohlenstof freichen Lignine und läßt Cellulose ziemlich unverändert. Nach König soll Glyzerin- Schwefelsäure Cellulose; nicht lösen. Ist diese Behauptung zutreffend, so müßte die mit (ilyzerin-Schwefelsäure behandelte Rohfaser reinere Cellnlose sein als die mit Wasserstoffsuperoxyd behandelte, denn durch Glyzerin- Schwefelsäure sind fast 8% mehr herausgelöst worden als durch Wasserstoffsuperoxj^d. Der Kohlenstoffgehalt der mit Glyzerin- Schwefelsäure behandelten Rohfaser müßte auch niedriger sein als der mit W^asserstoffsuperoxyd behandelten Rohfaser. Das ist aber nicht der Fall. Denn die mit Glyzerin- Schwefelsäure be- handelte Rohfaser enthält 48,34, die mit Wasserstoffsuperoxyd behandelte 48,0*^o ^- -"^'^'^ diesen Versuchen geht also ganz un- zweifelhaft hervor, daß die Glyzerin-Schwefelsäure sehr erhebliche Mengen von Cellulose zerstört. Wasserstoffsuperoxyd löst im wesentlichen Lignine, die einen Kohlenstoffgehalt über 55°o haben. Je länger die Einwirkung des Wasserstoffsuperoxyds dauert, je mehr werden Lignine ab- oxj'diert, wobei ein cellulosereicheres also kohlenstoffärmeres Pro- dukt entsteht. Zu gleich interessanten Ergebnissen führte die Untersuchung der Koni g'schen Rohfaser aus Chinarinde. Chinarohfaser - König besaß einen Kohlenstoffgehalt von 53,64%, beim noch- maligen Behandeln mit Glyzerin-ScliMefelsäure wurden 22,64% gelöst. Der Kohlenstoffgehalt des Produktes fiel aber nur von 53,64 auf 53,22%. Durch die Behandlung von Chinarohfaser König mit Wasserstoffsuperox3^d werden 45,17% Lignine ab- oxydiert; Das Produkt enthielt 43,63% Kohlenstoff, gegenüber 53,64% C der ursprünglichen K ö n i g'schen Rohfaser. Aus den ^^>rten ist ersichtlich, daß bei der nochmaligen Behandlung von Arch. d. Pharm CCLI. Bdi :;. Hoft. 1"> 226 H. ^latthes u. F. König: Rohfaser- und Cellulosebest. Rollfaser - K ö n i g mit Glyzerin- Schwefelsäure ein erheblicher Teil der Rolifa.ser zerstört wird, und daß die zerstörten »Stoffe nicht nur L i g n i n e sind, sondern daß sämtliche in der R o h f a s e r enthaltenen Ver- bindungen also auch die C e 1 1 u 1 o s e annähernd gleich angegriffen werden. Denn der Kohlenstoff- gehalt des Produktes ist fast gleich hoch geblieben 53,64 gegen 53,22^0 C. Dagegen ist bei der Beliandlung mit Wasserstoffsuper- oxyd der Kohlenstoffgehalt des Produktes von 53,64 auf i^,63% C — also fast der Wert für Cellulose — gefallen. Es ist also z\\eifellos festgestellt, daß durch die Be- handlung mit G 1 y z e r i n - S e h w e f e 1 s ä u r e nach König Cellulose in ganz erliebliclier Menge zerstört w i r d. Wie schwierig diese Verhältnisse zu beurteilen sind, geht auch aus der neuesten Arbeit von König und H ü h n ^) hervor. Es heißt dort ^) : Bei den Rohfasern nach König konnte das Eintreten der Ligninreaktion nur schwierig beobachtet werden, da sich die Farbe dieser ohnehin ziemlich stark gefärbten Präparate *) nach Zusatz der Reagentien kaum änderte. Nur die Rotfärbung mit p-Nitranilm konnte bei den Holzarten beobachtet werden, auch bei Flachs zeigte sie sich mit einiger Deutlichkeit. Im übrigen versagten die Reaktionen, was sie aber wahrscheinlich nicht getan hätten, wenn erhebliche Mengen Lignin zugegen gewesen wären. Die Rohfaser nach König scheint demnach nur noch wenige, aber kräftig gefärbte Lignine zu enthalten.'" Im Gegensatz dazu lieißt es weiter unten*): ,.Ein Teil der Lignine ist außerordentlich widerstandsfähig und kann nur durch Hydrolyse aufgeschlossen werden, der Hauptteil jedoch widersteht der Hydrolyse, wird aber durch Oxydationsmittel in Lösung ge- bracht." ,,Man möchte demnach fast geneigt sein, analog der wahren und der Hemicellulose, auch bei den Ligninen wahre und Hemi- lignine zu unterscheiden, von denen nur die letzteren die üblichen Ligninreaktionen leicht und deutlich geben, während die ersteren auf diese Weise kaum oder gar nicht nachgewiesen werden können." ,, Besonders auffallend zeigte sich dieses bei den Präparaten nach Groß und B e v a n und H. Müller, in denen, wie aus ^) König und Huhn, Cellulosebestimmimg, BerHn 1912. *) König und Huhn, Cellulosebestimmung, Berlin, S. 31. •) König und Huhn, Cellulosebestimmung, Tabelle, S. 23. *) KönJu und H ü li n. Cellulosebe.stinmiantr. S. 48—49. H. ^[attlies II. F. König: Rol»ta.-..'i- mul Cüllulosebest. 227 der Tabelle ersiolitlicli, teilweise uoeh über 10% der ur.sprüiiglichen Ligninineiige enthalten sein uuißttMi, die aber trotzdem keine einzige Ligninreaktion mehr erkennen ließen; selbst bei den nach d e m V e r f a h r e n von J. Koni g^) g e w o n n e n e n R o li- fasern, i n d e n e n b i s z u 65^o derLignine des Aus- gangsmaterials zurückgeblieben waren, waren diese Reaktionen größtenteils ausgeblieben. Damit ist die Unzuver- läsöigkeit der Ligninreaktionen auf das schlagendste bewiesen, vnid es muß der Arbeit von R e n k e r als ein Fehler angerechnet werden, daß in derselben auf den Aui-fall dieser Reaktionen ein so großer Wert gelegt worden ist." Unseres Erachteus sind die aus den Verbrenimngen gezogenen Schlüsse die zuverlässigsten. Den Farbreaktionen konnten wir ebenfalls keinen großen Wert beilegen. Chinarohfaser nach König gab, mit 50%igem Alkohol ge- kocht, einen Verlust von 1,14%, mit 85%igem Alkohol gekocht 1,01% Verlust, obgleich die Faser vorher bereits nach M a t t li e s - Müller'^) mit oO%igem Alkohol bei Gegenwart von Säure aus- gekocht war. An Proteinsubstanz wurde in Chinarolifaser nach König 2,0%, bei Henneberg 1,1% gefunden. Versuche mit Filtrierpapier. Chemisch reines Filtrierpapier von Carl Schleicher & S c h ü 1 1 wurde nach dem Verfahren von J. König behandelt. Dabei wurde ein Verlust von 26,5% gefunden. R e n k e i*^) fand bei Sulfitzellstoff 25,85% Verlust, was auch König bestätigt. Koni g'*) machte noch folgenden Versuch. Er behandelte gebleich- ten Sulfitzellstoff derselben Fabrik, den man bei oberflächlicher Prüfung wohl für reinere Cellulose halten konnte als den ungebleichten mit Glyzerin- Schwefelsäure, fand jedoch nur 67,71% Rückstand, also fast 7^o weniger als bei dem ungebleichten Zellstoff. Er sagt weiter: ., Diese Tatsache ist nur so zu erklären, daß der Zellstoff durch die Bleichbehandlung angegriffen und Hydrocellulose, vor allem aber wohl Oxycellulose gebildet worden ist. Diese ist weniger widerstandsfähig als die wahre Cellulose, verhält sich also wie Hemicellulose und wird durcli das Dämpfen mit Glyzerin- ^) Sperrdruck findet sich nicht in der Origiualarbeit. *) M a 1 1 h e s - M ü 1 1 e r, Zeitschr. f. Unter.s. d. Nähr.- und Genußm. 12, Heft 3, 1906. ') R e n k e r, Bestiramungsmethoden, S. 36. *) K o e n i g und Huhn, Bestimmungsniethoden, S. 22. 15* 228 H. Matthes u. F. König: Rohfaser- und Cellulosebest. Schwefelsäure entfernt. In diesem Lichte betrachtet, muß man das Rolifaserbestimnuingsverfahren nach König ganz anders beurteilen, als R e n k e r es tut, denn das angeführte Beispiel, dem sich weiterhin noch melirere anschließen werden, lehrt, daß dies Verfahren durchaus geeignet ist, sämtliche Cellulosemodifikationen zu entfernen, die nicht wahre Cellulose sind." Damit könnte man sich noch einverstanden erklären, daß der für die oben angeführten Versuche verwandte Zellstoff durch die Herstellungsweise teilweise in andere Cellulosemodifikationen über- gegangen ist, die dann durch Glyzerin- Schwefelsäure leicht ent- fernt werden. Dieser Gedankengang Koni g's steht freilich im Widerspruch mit seiner Angabe^), man könne nicht umhin, den Waldheimer Sulfitzellstoff als nahezu völlig reine Cellulose anzu- sprechen, Aveil R e n k e r bei Anwendung dieses Zellstoffes fast durchweg bessere Ausbeuten erhielt. Der bei der Behandlung mit Glyzerin- Schwefelsäure übrig- bleibende Rückstand, gleich ca. % des angewandten Filtrierpapieres^) sollte bei chemisch reinem Filtrierpapier wirklich aus wahrer Cellulose bestehen, und dürfte nach König durch das Glyzerin- Schwefelsäure verfahren nicht weiter angegriffen werden, vor allen Dingen nicht in Lösung gehen. Wir fanden aber ganz andere Verhältnisse. Das nach König behandelte Filtrierpapier verlor 26,5% und beim nochmaligen Kochen mit Glyzerin- Schwefelsäure ergab sich ein weiterer Verlust von 27,47%. Das chemisch reine Filtrierpapier würde nach Abzug der beiden Verluste nur zu 53,31% aus reiner Cellulose bestehen. Das ist aber wohl gänzlich ausgeschlossen. Wir halten es daher im Gegensatz zu König und Huhn für sicher bewiesen, daß beim Dämpfen mit 2%iger Glyzerin- Schwefelsäure bei 133 — 135" ganz erhebliche Mengen von Cellulose verloren gehen. Dadurch wird der -wissenschaftliche Wert des Verfahrens von J. K o e n i g völlig in Frage gestellt, wie M a 1 1 h e s^) schon früher ausführte. Es ist weiter mit Sicherheit anzunehmen, daß die Cellulose durch das Verfahren nicht nur physikalisch, sondern auch chemisch erheblich verändert wird. Höchstwahrscheinlich wird sich erst Hydrocellulose bilden, die dann nach weiterem Abbau in Lösung geht. Denn das Filtrierpapier wurde nach dem Behandeln mit ^) König und Huhn, S. 16. -) Vergl. die Ausführungen von König und Kühn über Baumwolle, S. 43. 3) M a t t h e s. Ber. d. deutsch, ehem. (ies. 41. 1»08, S. 400 u. f. H. .Matt lies u. F. König: Fiohfaser- iiiicl Cellulosebest. 229 Olyzeria-Scliwefelsäure als f cm' n e s, leicht z c r r e i b 1 i c h e s Pulver erhalten. Haben wir jetzt gesehen, daß 2%ige Glyzerin-Schwefelsäure ( "ellulose löst, so ist nun das Verlialten von Zellulose gegen Wasser- stoffsuperoxyd zu besprecljen. Beim Uebergießen der Rohfaser mit Wasserstoffsuperoxyd- lösung M urde ein starkes Schäumen, w ie König angibt, nicht bemerkt. H e n n e b e r g - Rohfaser brauchte zwei Tage bis zum Verschwinden der Phloroglucin- Probe, Rohfaser nach König sechs Tage. H e n n e b e rg - Faser enthielt 2G,16"o Lignin, Faser nach König enthielt •45,17% Lignin. Die Farbe beider Fasern (C'ellulose) war schmutzig weiß. Zu interessanten Ergebnissen führte die Untersuchung der Konzentrationsgrade der bei der Oxydation der Lignine verwendeten \\'asserstoffsuperoxydlösungen an den einzelnen Tagen. Zu Beginn der Reaktion, wenn die größten Mengen an Lignin zu oxydieren sind, wird bedeutend weniger Wasserstoffsuperoxyd verbraucht als am Ende der Reaktion, wenn die Faser nur nocii schwach bräun- lich gefärbt ist. Man kann diese lebhafte Zersetzung am Ende der Reaktion nur durcii die Annahme erklären, daß allmählich KoUoide in Lösung gehen, die durch immer melir gesteigerte Ober- flächenwirkung das Wasserstoffsuperoxyd mechanisch zerstören. Das teure Reagenz ( P e r h y d r o 1) wird daher nur zu einem geringen Teile ausgenutzt. Um die Verluste, die beim Behandebi von Cellulose mit ^^'asser- stoffsuperoxyd entstehen, kennen zu lernen, gingen M a 1 1 h e s und S t r e i t b e r g e r^) von Filtrierpapier aus, welches sie längere Zeit dämpften, um eine sich mit Jod-Jodkalium blau färbende Substanz zu entfernen. Hierdurch wurde völlig reine Cellulose erlialten, wie sich aus den Zahlen der Verbrennung ergab: Gefunden: 44,62% C, 6,35% H. Berechnet: 44,44% C, 6,17% H. Solche reine Cellulose behandelten sie einen Tag lang mit Wasserstoffsuperoxydlösung und Ammoniak und fanden 2,79 bis 4.4«)% Verlust. Es steht danach fest, daß reine Cellulose schon V) Matt lies und Streitberge r, Ber. 40, 4195. Vergl. dazu E. E r d in a n n und C. Schäfer. Ber. 43, 2398. Trockene Destillation von Cellulose. Eine weitere ^'erul^reinigung des gewöhn- lichen Filtrierpapiers bildet eine stärkehaltige, Jod-Jodkalium blau färbende Substanz. 230 H. Matthes u. F. König: Rohfaser- und Cellulosebest. von 2%iger Wasserstoff superoxydlösung recht erheblich ange- griffen \Aard. Bei der Oxydationsmetliode von J. König liegen die Verhältnisse aber wesentlich ungünstiger. Einmal ist die Cellulose schon durch Kochen mit 2%iger Glyzerin- Schwefelsäure stark verändert und ZAvar niclit nur physikalisch, sondern auch chemiscli, dann aber erstreckt sich die Einwirkung von Wasserstoffsuper- oxyd und Ammoniak, um das Lignin völlig zu oxydieren und die Faser so weit wie möglich zu bleichen, stets auf bedeutend längere Zeit. Wir sahen oben, daß zwei Tage nötig waren, um H e n n e - b e r g - Rohfaser aus Chinarinde zu reinigen, und sechs Tage sogar, um den gleichen Effekt bei der Chinarohfaser nach König zu erreichen. Unter diesen Bedingungen MTirde Filtrierpapier derart be- handelt, daß es erst mit Glyzerin- Schwefelsäure gedämpft (Ver- lust 25,5%), dann mit Wasserstoff superoxydlösung und Ammoniak in der einen Versuchsreihe vier Tage lang und in der anderen sechs Tage lang behandelt wurde. Hierbei ergaben sich folgende Werte : Nach viertägigem Stehen entstand ein Verlust von 5,62%, nach seehstägigem Stehen ein Verlust von 10,12%, insgesamt also ein Verlust von 32,12 bis 36,62%. Die erhaltenen Zahlen zeigen, daß bei Anwendung der oben beschriebenen Versuchsbedingungen die den Verhältnissen beim Glyzerin- Schwefelsäure verfahren am besten Rechnung tragen, Ver- luste erhalten werden, die noch bedeutend größer sind, als die bis- her in der Literatur angegebenen. Die Angaben von K ö n i g^), daß die Anwendung von Wasser Stoffsuperoxyd und Ammoniak nicht oder doch nur in geringerem Grade angreifend auf reine Cellulose wirkt, selbst wenn man Lösungen von 2 — 3% und selbst hochprozentiges Wasserstoffsuperoxyd an- wendet, kann daher nicht richtig sein. Auch in ihrer neuesten Arbeit^) berücksichtigen König und Huhn diese Verhältnisse nicht, vielmehr sagen sie am Schlüsse der Arbeit, daß das Glyzerin- Schwefelsäure- Verfahren verbunden mit der Behandlung durch Wasserstoffsuperoxyd, für wissenschaft- liehe Zwecke das einzige sei, welches die quantitative Bestimmung der wahren Cellulose frei von ihren sämtlichen Begleitsubstanzen ebenso einfach wie sicher ermögliche. 1) K ö n i g, Zeitschr. f. Unters, d. Nähr.- u. Genvißm., Bd. 6, 776. 2) König und Huhn, Bestimmungsmethoden der Cellulose in Holzarten und Gespinstfasern. Berlin 1912. H. Mattheö u. F. Köiiiq:: Rohtuser- und Gel hi loschest. 2:\\ Bei der ganzen Saolüage muß man aus den oben angegebenen Analysenweiten das (Gegenteil von dem, was König über den Wert des Clyzeiiii-Scliwefelsilure-Verfahrens sagt, folgern. Mit der Bestimmung des Lignins und der Cellulose ist im wesentliehen das Verfaliren von J. König abgeschlossen. In der restierenden Cellulose kann man noch das Kutin durch Lösung der Cellulose in Kupferoxyd-Ammoniaklösung, ^^•obei das Kutin zurückbleibt, bestimmen. Aus der Kupferoxyd-Ammoniaklösung soll sich durch Fällen mit Säuren die Celhilose dann wieder ge- winnen lassen. In Anlehnung an K ö n i g' s i) Vorschrift wurden diese Be- stimmungen des Kutins und der Kupferoxyd- Ammoniak-Cellulose in Chinarohfaser nach Henneberg und König durchgeführt. In Chinarohfaser nach König Avurden 1,62%, in Chinaroh- faser nach Henneberg 1,95% Kutin gefunden. Chinacellulose nach König erhalten, in Kupferoxyd- Am- moniaklösung gelöst und wieder mit Schwefelsäure ausgefällt, ergab nur 85,89% Rückstand. Da ein erhebhcher Verlust eingetreten war, kann von einer quantitativen WiedergCM innung der gelösten Cellulose durch Fällen nicht die Rede sein. D m o c h o w s k i 2) fand auch Verluste, die bei Anwendung verschiedener Cellulosearten zwischen 1,23 und ll.94"<, schwanken. Die aus Kupferoxyd-Ammoniaklösung mit Schwefelsäure gefällte Henneberg- Cellulose ergab bei der Verbrennung einen Kohlenstoffgehalt von 46,30*^o. Als letzter Versuch mit Chinacellulose nach König wurde Cellulose + Kutin nochmals mit Glyzerin- Schwefelsäure behandelt, wobei ein Verlust von mindestens 20% eintrat. Entweder ist das, was man am Ende des Verfahrens von König erhält, keine wahre ,, Cellulose'", sondern reaktionsfähigere Hydrocelluloseund andere Derivate, oder aber es ist ,, wahre Cellulose", die dann durch die Säure angegriffen wird ; denn daß die Substanz : Cellulose -f Kutin noch 20% fremder Bestandteile enthalten sollte, ist ziemlich ausgeschlossen, was auch König selber zugeben wird, da es sonst auf die Güte des Verfahrens geschrieben werden müßte. Der geringe Gehalt an Kutin kann hierbei keine Rolle spielen. Ganz anders gestalteten sich die Verhältnisse bei der Durch- fülirung der gleichen Versuche nach dem Chlorverfahren von C r o ß und B e v a n. Mit l%iger Natronlauge behandelte Chinarinde M Zeitschr. t". Unters, d. Xahr.- u. (iemißni. XI i. :i88. *) Diss., Göttingen 1909. 232 H. ^latthes u. F. König: Rohfaser- und Cellulosebest. gab einen Reincellulosegehalt von 21,49% mit einem Kohlen- stoffgehalt von 45,29% und 0,23% Stickstoff Substanz. Da schon Renk er darauf aufmerksam macht, daß l%ige Natrolauge schädigend auf Cellulose wirkt, so wurde Chinarinde mit l%iger Sodalösung gekocht, clüoriert, getrocknet, gewogen und nochmals mit l%iger Sodalösung gekocht, um dann abermals chloriert zu werden. Beim zweiten Kochen mit l%iger Sodalösung verlor die Reincellulose 4,38% an GeAvicht, so daß selbst l%ige Soda- lösung vielleicht noch als zu stark angreifend bezeichnet werden muß. Beim nochmaligen Chlorieren verlor die Reincellulose nur 1,62%. Das Auskochen mit Alkohol, Wasser und alkalischen Zusätzen ist gar nicht zu umgehen, wenn die Cellulose nur einen Bruchteil der iirsprünglichen Substanz ausmacht. Die Faser muß erst gehörig freigelegt werden, damit das Chlor genügend einwirken kann. Da es sich meistens auch darum handeln wird, das Wasser- lösliche und Alkohollösliche in einem pflanzlichen Produkte zu bestimmen, so kann man die dabei erhaltenen Rückstände zweck- mäßig weiter auf Reincellulose durch Chlorieren verarbeiten. Stellt man die Ausbeuten und Verluste, welche man nach dem Verfahren von König und nach dem Chlorverfahren erhält, ein- ander gegenüber, so ergibt sich folgendes: 100 g Chinarinde geben nach König 16,04% Reincellulose gegen 21,49% nach dem Chlor verfahren. Die nach J. König ge- wonnene Reincellulose enthält 43,62 %, nach dem Chlorverfahren 45,29% Kohlenstoff. Chinareincellulose erleidet nach König mit Glyzerin- Schwefelsävu-e beliandelt rund 20% Verlust. Chinareincellulose nach dem Chlorverfahren nochmals behandelt, mit l%iger Soda- lösung erleidet 4,38% Verlust. Chinareincellulose nach dem Chlor verfahren nochmals mit Chlor eine Stunde lang behandelt, erleidet 1,62% Verlust. Der Verlust von 4,38%, welcher beim Behandeln mit l%iger Sodalösung eingetreten war, läßt sich natürlich bei Anwendung von weniger stark wirkenden Lösungen vermeiden oder wenigstens verringern. Da man bei einem quantitativen Verfahren 100% der an- gewandten Substanz nach Möglichkeit \Aäeder finden muß, so müssen die nach verschiedenen Verfahren gewonnenen Cellulosen bei einer abermaligen Behandlung mit den gleichen Reagentien annähernd 100% wieder ergeben. Die nach König isoherte , .wahre Cellulose'' ergab beim nochmaligen Behandeln mit Glyzerin-Schwefelsäure aber einen Verlust von mindestens 20%, die nach dem Chlorverfahren isolierte Cellulose dagegen nur einen Verlust von 1,62%. \i. .Matt lies u. F. König: Rolifaser- und ( 'elluloseljest. 2;J3 Aus diesen Verlusten erklärt sieh, daß die Ausbeute an Rein- celiulose bei König nur 1(),04%, beim C'hlorv^erfaliren dagegen 21,49*^,, beträgt. Ks werden nach dem Chlorverfahren also in der Tat etwa 25'*(, mehr Keineellulose gefunden als nach dem König- schen Rohfaser- und Wasserstoffsuperoxyd-Verfahren. Der BeMeis, dali ..wahre Cellulose'" bei den verschiedenen \'eifahren \ on J. König zerstört wird, ist in ganz einwandfreier W'ei.e auf analytischem Wege geliefert worden. Die beiden Ver- fahren von J. König können wohl als ..konventionelle" Be- st innnungsmethoden der Rohfaser und der Cellulose beibehalten werden, sie sind aber für wissenschaftliche Zwecke durchaus nicht verwendbar und gestatten nicht, „die quantitative Bestimmung der waliren Cellulose frei von ihren sämtlichen Begleitsubstanzen, ebenso einfach wie sicher zu ermöglichen". Da sie nur bedingt richtige, keine exakt wissenschaftlichen Werte liefern und gleichzeitig zeitraubend und kostspieliger sind als das Chlor verfahren, so ist diesem unbedingt der Vorzug zu geben. Im nachstehenden sei beschrieben, in welcher VV^eise wir das Chlor verfahi'en nacli C r o ß und B e v a n praktisch ausgeführt haben. Genaue Beschreibimg des Chlorverfahrens. Das mit geeigneten Lösungsmitteln wde Alkohol, Wasser, wenn nötig unter Zusatz von wenig Soda, ausgekochte Pflanzen- material \nrd im Vakuum gut getrocknet und quantitativ (ca. 0.2 — 0.3 g) in ca. 12 — 15 cm hohe und 6 — 7 cm breite Bechergläser hineingebracht. Zweckmäßig wägt man einen kleinen Blechlöffel stets mit. Das Löffelchen wird mit einer scharf fassenden Pinzette am Stiel gehalten und so die Substanz vorsichtig auf den Boden des Becherglases ohne Verlust durch Zerstäuben gebracht. Das Becherglas M"ird mit einem Llirglase und unterlegtem nassen Filtrier- papier bedeckt. Erst nach einiger Zeit, nachdem hygroskopische Sättigung eingetreten ist, kann man gefahrlos wenige Tropfen heißen Wassers zugeben, das Pulver mit einem Glasstab verrühren und, wenn nötig, noch mehr Wasser hinzufügen, so daß nur eine gute Durehfeuchtung, nicht ein zu dünner Brei entsteht. Die Masse wird mittels Glasstabes auf dem unteren Teile der Gefäßwand gleich- mäßig verteilt. Man läßt erkalt^^n und leitet Chlorgas ein, bis das Becherglas damit gefüllt ist, läßt 20 Minuten in Eiswasser stehen, legt dann das Glas auf die Seite, wobei man als Unterlage einen Porzellanteller benutzt und wartet eine Minute, bis das Chlorgas ausgeflossen ist. Bei gutziehendem Abzüge mit großem Teklu- brenner läßt sich dieses alles ohne Belästigung durch Chlorgas 234 H. Matthes u. F. König: Rohfaser- und Cellulosebest. ausführen. Die chlorierte Masse wird mit einem Glasstabe gut durch- gerührt. Besonders müssen die dunklen Punkte fein verteilt werden. Darauf wird wieder Chlor eingeleitet, 20 Minuten stehen gelassen, wieder gut durchgerieben und dann zum dritten Male Chlor ein- geleitet. Die Gesamtdauer des Chlorierens beträgt eine Stunde. Durch Uebergießen mit schwefliger Säure wird das überschüssige Chlor unschädlich gemacht und die Faser nach etwa einhalbstündiger Einwirkung durch einen Goochtiegel mit herausnehmbarem Boden filtriert, mit Wasser gewaschen und der ganze Inhalt des Tiegels in das gleiche Becherglas zurückgebracht. Mit 2%iger Natrium- sulfitlösung wird nachgespült und noch soviel hinzugegeben, daß die Gesamtmenge der Flüssigkeit 200 — 300 ccm beträgt. Nach zweistündigem Erwärmen auf dem Wasserbade wird durch einen Goochtiegel filtriert, gut mit heißem Wasser ausgewaschen und l%ige Kaliumpermanganatlösung zu der im Goochtiegel befindlichen Faser gegeben. Nach fünf Minuten langer Einwirkung wird abgesogen und verdünnte Lösung von schwefliger Säure hinzugegeben, um ausgeschiedenes Mangandioxyd zu beseitigen. Darauf wird wiederum mit heißem Wasser gewaschen, gut abgesogen, der Tiegel bei 105° bis zur Konstanz in großen Wägegläsern gewogen. Nach dem Veraschen wird gewogen. Aus der Differenz der beiden Wägungen ergibt sich die aschenfreie ,,Reincellulose". Experimenteller Teil. Die experimentell ermittelten Werte finden sich mit genauen Angaben der Arbeitsmethode in der Dissertation von F. König- Jena 1913. An dieser Stelle sei nur das Notwendigste angeführt: Nach dem Henneberg- Verfahren wurden folgende Werte erhalten : 1. 2,749 g Chinarindenpulver^) gaben 0,7659 g aschefreie Rohfaser. 2. 2,724 g Chinarindenpulver gaben 0,7688 g aschefreie Rohfaser. 3. 2,738 g Chinarindenpulver gaben 0,7538 g aschefreie Rohfas^r. Daraus berechnet sich 27,87, 28,16 und 27,53, im Mittel also 27,85% Rohfaser. Die Verbrennung der Chinarohfaser nach D e n u s t e d t*) ergab folgende Werte: Der Aschegehalt der Chinarohfaser betrug 3,37%. 1. 0,1466 g Substanz (aschefrei berechnet): 0,2699 g COj mid 0,0903 g HaO. ^) Zu allen Bestimmungen wurde die Substanz vorher zwei Tage im Vakuumexsikkator über Phosphorpentoxyd bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. ^) Sämtliche Verbrennungen wurden nach Dennstedt mit durchaus günstigem Erfolge ausgeführt. H. Mrttthes u. F. König: Kolifasor- und Cfllvilosrbest. 2^ö 2. 0,lö85 g Suhfitanz (aHcliefroi Ix-rnchnot) : 0,2918 g CO2 und 0,0902 g HjO. Gefunden im Mittel: 50,17% (J und 6.48% H. Versuch einer Reinigung der Hennfbfrg- R o h f a s e r mit Alkohol. Um die H e n n e b o r g - Rolifaser reiner zu tirhalton, wui'de sie 1. mit 50%igem Alkohol, 2. mit 94%igem Alkohol ausgekocht. Die ausgekochte Rohfaser wiu"de durch einen gewogenen Goochtiegel filtriert, mit Alkohol gewaschen, bei 105" getrocknet und gewogen. Folgende Zahlen wurden erhalten : 1. durch Auskochen mit 50"oigöux Alkohol eine Stunde lang. Angewandte Substanz Gewicht nach rviffp„^„„ 0/ Vprlnst Mittel getrocknet dem Kochen ^J'^erenz ,„ \ erlust Mittel 0,5300 (►.r)190 - 0,0110 2,08 j 0,33-46 0,3278 - 0,0068 2,03 2,08 0,4335 0,4243 - 0,0092 2,12 I 2. Auskochen mit 94%igem Alkohol eine Stunde lang: Angewandte Substanz Gewiclit nach r),ff„„p„„ 0/ 7n,i«hme Mittel getrocknet dem Kochen i^i^eienz ,0 Zunahme Mittel 0.4042 0,4071 +0,0029 0,718 | 0,3750 0,3778 + 0,0028 0,746 ) ' ' Aus diesen Zahlen ersieht man, daß verdünnter Alkohol Stoffe herauslöst, und daß beim Kochen mit 94%igem Alkohol eine Gewichts- zunahme eintritt. Die mit 94%igem Alkohol gekochte Rohfaser wurde mit Aether gewaschen, dabei zeigte sich wieder eine Abnahme des Gewichtes: Angewandte Gewicht nach Substanz dem Waschen Differenz % Abnahme Mittel getrocknet mit Aether 0,4071 0,4060 -0,0011 0,272 \ 0,3778 0,3767 - 0,0011 0,293 j ' Die so mit Aether gewaschene Faser wvu'de weiter mit Wasser behandelt, wodurch das Gewicht noch weiter abnahm: Angewandte Gewicht nach Substanz dem Waschen Differenz % Abnahme Mittel getrocknet mit Wasser 0,4060 0,4030 - 0,0028 0,689 \ 0,3767 0,3742 - 0,0025 0.663 / ' Die beiden durch Aether und Wasser bewirkten Gewichts- verminderungen wurden von der durch Behandeln mit 94%igera Alkohol hervorgerufenen Zunahme abgezogen: 0,73 - (0,28 + 0,68) = eine tatsächliche Abnahme um 0,23%. Das Wasser, welches zum Auswaschen der mit Alkohol behandelten Faser verwandt war, wurde der fraktionierten Destillation unterworfen. 236 H. "\Iatthes u. F. König: Rolifaser- und Cellulosebest. Das schließlich erhaltene Destillat wurde mit Alkali und Jod \'ersetzt, wodiu"ch deutlicher Geruch nach Jodoform her\'orgerufen wurde. Nach längerem Stehen schieden sich auch spärliche Mengen von Jodoform ab, ein Beweis, daß Alkohol von der Faser zurückgehalten worden war. Diese eigentümliche Erscheinung des Zurückhaltens von Alkohol, der durch Trocknen bei 105° nicht zu entfernen war, gab Veranlassung, zu untersuchen, ob bei Herstellung von Henneberg- Rohfaser ebenfalls Alkohol in irgendeiner Form gebiuiden war. Zu diesem Zwecke wm-de ( 'hiriarohfaser nach Henneberg bei 105" getrocknet und in kleinen Mengen quantitativ direkt in ge- wogene Goochtiegel gebracht, um dann mit 300 — 400 ccm Wasser von 40 — 50° gewaschen zvi werden. Da beim Uebergießen von getrockneten Pulver mit Wasser sehr leicht Verluste an Substanz entstehen, so wurden die mit Rohfaser beschickten Goochtiegel erst längere Zeit an feuchter Luft stehen ge- lassen, um dann mit Wasser behandelt zu werden. Es ergaben sich dabei folgende Verluste: Differenz % Verlast Mittel 0,0034 0,83 I 0,0030 0,83 [ 0,87 0,0036 0,95 ) , völliger Sicherheit nachgewiesen werden. Der Verlust von ca. 0,8 '^o ist auf wasserlösliche Extraktiv- stoffe zurückzuführen. Durch das Auskochen mit 50%igem Alkohol und nachher igem Auswaschen mit viel heißem Wasser wurde die Zusammensetzung der Rohfaser wenig beeiixflußt. Bemerkenswert ist nur, daß der Aachen- gehalt um 30,60% fiel, von 3,37 auf 2,34%. Die Verbrennung ergab folgende AVerte: 0,2577 g Substanz (aschefrei berechnet): 0,4634 g CO« und 0,1385 g HgO. Gefunden: 50,20% C und 6,16% H. Der Stickstoff gehalt der Chinarohfaser nach Henne- b e r g wiu"de nach K j e 1 d a h 1 bestimmt. 1,3795 g Substanz brauchten 1,75 ccm Vio-^--HCl. 1,3104 g Substanz brauchten 1,62 ccm V^o-N.-HCl. 1,3881 g Substanz brauchten 1,75 ccm Vio-N.-HCl. Daraus berechnet sich im Mittel ein Stickstoffhehalt von 0,179%, das entspricht 1,1 1°^ Proteinsubstanzen. Ziu" Darstellung der CTiinarohfaser nach dem Verfahren von J. König in Münster wurde genau das Verfahren eingehalten, nur wT^irde nach den Angaben von M a 1 1 h e s und Müller die Suh»stanz noch mit 50%igem Alkohol ausgekocht. Bei dem Kochen am Rückflußkühler unter genauer Einhaltung der Temperatur 131 — 133° wurden folgende Werte erhalten: Angewandte Substanz getrocknet Substanz nach dem Waschen 0,4074 0,4040 0,3625 0,3595 0,3803 0,3767 Alkohol konnte nicht m H. -Matthes vi. I'\ Kötiiu;: Rohfaser- und Cclliilosobest. 2.'{7 l,i);il7 g Substair/, aalxMi (».ä^illi. l.rfahren von J. König bei pflanzlichen Produkten vorliegen, am besten Rechnung zu tragen. Der so erhaltene, gereinigte Rückstand wurde dami mit Wasserstoffsuperoxydlösung und Ammoniak behandelt. Das nach König vorbehandelte Filtrierpapier blieb einmal 4 Tage, dann 6 Tage mit den Lösimgen stehen. Es ergaben sich folgende Zahlen: 1. 4 Tage lang behandelt: Substanz Rückstand % Mittel 0,2012 0,1879 94,48 \ 0,2838 0,2676 94,29 ) ' /° 2. 6 Tage lang behandelt: Substanz Rückstand % . Mittel 0,2730 0.2421 88,68 ] 0.2053 0,1849 90,07 89,88% 0,2483 0,2257 90,90 ) Die Bestimmimgen konnten nicht wie bei den anderen Versuchen mit Hilfe von Goochtiegeln ausgeführt werden, da die Filtrate auch bei öfterem Zurückgeben immer noch feine Trübungen zeigten. Die Versuche mußten dann unter Axxwendung von Barytfiltern von Schleicher & Schüll wiederholt worden. Feinste Trübungen wurden hierdurch beseitigt, die Filtrate waren tadellos blank. Bestimmung Yon Eutin und Wiedergewinnung von in Schweizer- scliem Reagenz gelöster Cellulose. Zunächst wurden von beiden Rohfasern größere Mengen mit Wasserstoffsuperoxydlösung und Ammoniak oxydiert, um so ein gleichmäßiges und sicher zu bearbeitendes Ausgangsmaterial zu erhalten. Die Auflösung der einzelnen Portionen geschah in Erlen- m e y e r - Kölbchen. 75 ccm Kupferoxydammoniaklösung^) wurden erst dann hinzugefügt, nachdem das Pulver mit wenig Wasser verrieben war. Beim direkten Zugeben entstanden kleine Klümp- chen, die erst wieder verteilt werden mußten und sich weniger leicht lösten. Nach zwei Stunden wurde auf dem Wasserbade schwach erwärmt und dann die Flüssigkeit durch Goochtiegel filtriert, zuerst mit wenig Kupferlösung, dann mit W^asser gewaschen. ^) Ueber starke Kupferlösung siehe R e n k e r, S. 23. Aroh. d. Pharm. CCLI. Bds. 4. Heft. 16 242 H. Matthes u. F. König: Rohfaser- und Cellulosebest. Nach dem Trocknen und Veraschen ergab sich so der in Kupfer- oxydammoniaklösung unlösliche Rückstand, das Kutin. Für die beiden Rohfasern fanden sich folgende Werte: 1. In Chinarohfaser nach König: Cellulose + Kutin Kutin % Mittel 0,2549 0,0043 1,69 ] 0,1950 0,0024 1,55 j ^''^^ /o 2. In Chinarohfaser nach Henneberg: Cellulose + Kutin Kutin % Mittel 0,4427 0,0091 2,05 ) " 0,2485 0,0046 1,85 j ^.«0/0 Weitere Versuche wxu'den angestellt, um zu sehen, ob die in Kupferoxyd -Ammoniaklösung gelöste Cellulose sich quantitativ wieder- gewinnen ließ. Nach Vorschrift von J. König wird die Cellulose mit Alkohol gefällt. Hierbei schieden sich aber so große Giengen von Kupferhydroxyd aus, daß eine Filtration unmöglich wurde. Deshalb wurde vorgezogen, mit verdünnter Schwefelsäure zu fällen. Diese Säure läßt sich leichter wie Essigsäure und Salzsäure, welche von Cellulose in merkbaren Mengen ziu-ückgehalten werden^), auswaschen. Beim Fällen mit verdünnter Schwefelsäure waren die Schwierig- keiten des Filtrierens ebenfalls sehr groß, selbst bei Anwendung von Goochtiegeln mit großer Saugfläche und bei öfterem Dekantieren nur geringer Mengen der angewandten Cellulose mit heißem Wasser. Auf Zusatz von kaltem Wasser wiu-de die Cellulose fein verteilt, daß sie sich mu" schwer wieder absetzte, was bei Zugabe \on kochend heißem Wasser bedeutend schneller geschah. Die wieder ausgefällte Cellulose war schwach gefärbt, wie das Ausgangsmaterial. Das Kutin wurde nicht abgetrennt, sondern mit der Cellulose, welche wieder ausgefällt war, abfiltriert, wodurch an den Prozentverhältnissen keine wesentliche Aenderung eintreten koimte. Für China - Cellulose aus Henneberg-Rohfaser ergaben sich Mittel 85,89% Verbrennung von Chinareincellulose Henneberg. Henneberg- Rohfaser wurde mit Wasserstoffsuperoxyd oxydiert, in Kupferoxydammoniaklösung gelöst und das Kutin abfiltriert. Die mit Schwefelsäure gefällte Cellulose wurde mehrere Male dekantiert, abfiltriert und getrocknet. Das erhaltene Pulver .so folgende Werte: Svibstanz Rückstand % 0,1510 0,1296 85,83 0,1495 0,1289 85,95 ^) Schwalbe, Chemie der Cellulose, S. 76. 0,1602 6,39 0.1548 6,21 0.1590 6,27 H. Matthes u. F. König: Rolifaser- und OUulosebost. 243 war nicht rein weiß, soiuleni zeigte einen Stich ins Bräunliche. Die \'erbrennung ergab folgende Werte: Die Cellulose enthielt 0,61% Asche. ,^"'f';"^ CO, o/oC H„0 o^'oK aschenfrei ber. : . /u . zu 0,2805 0.4778 46,46 0,2787 0,4729 46,28 0,2834 0.4796 46,16 Gefunden im ^littel: 46 .'iOo^ C, 6,29'^o H. Behandlung von Cellulose -f Kutin aus Chinaroh faser nach König mit Glyzerin- Schwefelsäure. Ohinarohfaser, nach König dargestellt, w urde mit Wasser- stoffsuperoxydlösung und Ammoniak oxydiert, abfiltriert, ge- trocknet und mit Glyzerin- Seil wefelsäure gedämpft. Dabei wurden unter Anwendung von Barytfiltern folgende Verluste gefunden: Substanz Rückstand % Mittel 0,3753 0,2670 71,15 j 0,4245 0,3425 80,68 75,29% 0,4712 0,3484 73.94 I Die Zahlen konnten nicht genauer erhalten werden, da feinste Suspensionen selbst durch gehärtete Filter nicht fortgenoinmen werden konnten. Bei Anwendung \-on C4oochtiegeln beliefen sich die Verluste bis gegen 45"„- Ligninbestimmung in Chinarohfaser König, hergestellt im Autoklaven. Chinarindenpulver Avurde im Autoklaven bei 137° = 3 Atmo- sphären Druck gedämpft, mit Alkohol, Aetlier, in früher beschriebener Weise gut ausgewasclien, im Vakiuim getrocknet und in Bechergläser luneingewogen : r. , , Cellulose — % Cellulose -f „. t- • Substanz ^.^^^.^ -^^^^^.^ o^^ L,gnm 0,2498 0,1345 55,85 44,15 0,2642 0,1487 56,29 43,71 Im Mittel: 55,07 «o Cellulose -f Kutin und 44,93% Lignin. 100 g Chinarinde ergalien mit (Jlyzerin- Schwefelsäure am Kück- flußkühler gekoclit 29,26 g Rohfaser. lOO g Rohfaser ergaben 54,82 g Reincellulose; 29,26 g Rohfaser = 100 g (liinarinde = 16,04% Rein- cellulose. In gleicher Weise berechnet, ergab die Au toklnven- Rohfaser 15,68% Reincellulose. 16* 244 H. Matthejs u. F. König: Ruhfaser- und Cellulosebest. Es wurde noch ein dritter Versuch gemacht, indem gewogenes Chinarindenpuher gedämpft und nach dem Abfiltrieren direkt weiter auf ReinceUulose verarbeitet wurde; dabei ergab sich ein Gehalt an Reincellulose von 15,23°o- (0,6730 Chinapuh-er == 0,1025 aschenfreier Rückstand = 15,23%.) Das Chlorverfahren. Auskochen mit l^gig^r Natronlauge. Chinarindenpulver wurde mit wenig Wasser gleichmäßig durchfeuchtet und eine Stunde lang chloriert. Die Chlorierung ver- lief sehr unwirksam, das Pulver zeigte in der Farbe wenig Verände- rung und war nach dem Behandeln mit Natriumsulfitlösung von sehr unreiner Beschaffenheit. Deshalb wurde Chinarindenpulver nun mit l%iger Natronlauge eine halbe Stunde gekocht. Dabei ergaben sich folgende Werte: Substanz Rückstand % Mittel 1,1131 0,3853 34.62 j 0,9284 0,3212 34,60 34,.57% 0,9277 0,3200 34,50 I Durch das Behandeln mit Natronlauge war also schon eine wesentliche Reinigung des Chinarindenpulvers eingetreten. Chlorierung der mit l%\geT Natronlauge gekochten Chinarinde. Eine größere Menge Chinarindenpulver wurde mit Natron- lauge ausgekocht, getrocknet und abgewogen. Nach gleichmäßigem Durchfeuchten wurde eine Stunde lang chloriert, wobei folgende Zahlen erhalten wurden; Mittel 62,15% Aus den beim Kochen mit Natronlauge und Chlorieren erhaltenen Zahlen berechnet sich der Cellulosegehalt des angewandten China - pulvers: 100 g Chinapulver geben mit l%iger Natronlauge gekocht == 34,57 g Rückstand; 100 g (Na OH) Rückstand geben chloriert 62,15.34,57 62,15 Rückstand. =21,49% Remcellulose. 100 ° Versuche über die Dauer des Chlorierens. Mit l%iger Natronlauge gekochtes Chinarindenpulver wurde einem Chlorstrom ausgesetzt, und zwar 30, 45, 60, 90 und 120 Minuten. Die Faser wurde dann mit 2%iger Natriumsulfitlösung behandelt Substanz Rückstand /o 0,2824 0,1758 62,26 0,2529 0,1571 62,12 0,2892 0,1795 62,07 H. Matthes u. F. König: Rohfaser- und Cellulosebest. 245 und nochmals chloriert. Als die Faser nach dem zweiten Chlorieren nochmals mit Natriumsulfitlösung übergössen wurde, zeigten die zwei ersten Proben noch eine Färbung, hv.\ den anderen dagegen war kein wesentlicher Unterschied zu bemerken. Die Verbrennung der Reincellulose ergab folgende Werte: Substanz ^^^ , ^^ ^^ ^ ,^^^^^ o/ Asche aschenfrei ber. : - /« 0,2757 0,4574 45,25 0,1565 6,3ö 0,0152 5,51 0,2094 0,3480 45,33 0,1236 6,60 0,0113 5,39 Im Mittel: 45,29% C, 6,48% H. Stickstoffbestini ni u n g in C h 1 o r f a s e r von China r i n d e n p u 1 v e r. Die Stickstoffbestirmnung geschah wie bei den anderen Fasern nach K j e 1 d a h l's Methode und ergab folgendes günstiges Resultat : Substanz ccni Vio N--HC1 N % N 0,9910 g 0,4 0,00056 0,0565 0,8331 g 0,12 0,00016 0,019 Im Mittel: 0,037%, 0,037.6,25 = 0,23O4^X-Substanz. Einwirkung von Soda^auf Chlorfaser. Chinarinde, die mit l%iger Sodalösung ausgekocht war, wurde einundeinehalbe Stunde chloriert, dann nochmals eine Stunde lang mit l%iger Sodalösung gekocht. Beim letzten Kochen mit Sodalösung trat folgender Verlust ein: Substanz Rückstand aschenfrei % Mittel 0,1068 0,1020 95,51 \ „o/ 0,0771 0,0738 95,73 | ^' '"* Verlust = 4,38%. Die Rückstände \\airden in gewogenen Filtern gesammelt. Einwirkung von Chlor auf Chlorfaser. Chinarinde wurde eine Stunde lang]^mit l%iger Sodalösung gekocht, einundeinehalbe Stunde chloriert, nochmals mit l%iger Sodalösung eine Stunde lang ausgekocht und dann wiederum ein- undeinehalbe Stunde lang chloriert. Bei diesem letzten Chlorieren trat ein Verlust von nur 1,62% ein. % :Mittel 98,60 \ 98,16 j ^^'-^ '^ Chlorfaser Rückstand 0,0930 0,0917 0,0976 0,0956 246 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. Mitteilung aus dem pharmazeutischen Institute der Herzoglich technischen Hochschule zu Braunschweig, Von H. Beckurts. Beiträge zur Erforschung der Angosturaalkaloide. Abbauversuche des Kusparins. Von J. Tröge r und W. Beck. (Eingegangen den 15. III. 1913.) Bei den ersten Versuchsreihen, welche J. T r ö g e r und O. Müller^) zum Zwecke eines Abbaues der Angosturaalkaloide unternahmen, die aber infolge der außergewöhnlichen Schwierig- keiten, welche diese Aufgabe beim Kusparin bot, über ein orien- tierendes Stadium nicht hinausgekommen sind, ist die von H, Beckurts und P. N e h r i n g*) für das genannte Alkaloid aufgestellte unitäre Formel C20H19NO3 zugrunde gelegt worden. Das zu solchen Versuchen dienende, sorgfältig gereinigte Kusparin war wiederholt analysiert worden und hatte bis auf den etwas zu niedrig gefundenen H- Gehalt für obige Formel ganz brauchbare Werte ergeben. Durch einen Zufall waren gelegentlich dieser Arbeit auch ziemlich große, schön ausgebildete rubinrote Krystalle von Kusparin erhalten worden, die auf eine Dimorphie dieses Alkaloides hinwiesen und bei denen sowohl ein für obige Formel etwas zu niederer H- als auch C-Gehalt erhalten wurde. Diesen unter sich sehr gut übereinstimmenden Analysenwerten wurde seinerzeit wenig Beachtung geschenkt, da genannte Autoren ein trotz seiner vor- züglichen Krystallisationsfähigkeit nicht ganz absolut reines Kus- parin unter den Händen zu haben glaubten. Gelegentlich der späteren Abbau versuche des Kusparins von J. T r ö g e r und H . R u n n e^) ist diese vermutete Dimorphie des Kusparins be- wiesen worden, doch sind mit dem zu den Abbauversuchen benutzten Alkaloid deshalb keine Analysen ausgefülirt, weil das hierzu ver- wendete Material noch von den Versuchen von J. Trog er und 0. Müller herrührte. Als nun aus einer neuen Extraktmenge 1) Apoth.-Ztg. 1909, No. 73 und Dissertation von O. Müller (1909). ») Arch. d. Pharm. 229, 591. •) Arch. d. Pharm. 249, 174-208. J. Tröger u. W. Beck: Angostureiftlkaloide. 247 das zu der vorliegenden Arbeit vorwendete Kusparin isoliert wurde, zeigte sich, daß dasselbe nach der sorgfältigsten Reinigung bei der Elementaranaly«e \N'erte ergab, die zwar im C-Gehalt der Formel C00H19NO3 ent.sinachen, die aber für den H-Gehalt fast V^% zu ni(Kliig ausfielen und sich im wesentlichen mit den von J. T r ö g e r und O. Mülle r für H ermittelten Werten deckton. Dieser regel- mäßig zu niedrig gefundene H-Gehalt war auffallend und ließ ver- muten, daß die ohne weiteres für das Kusparin als richtig an- genommene Forniel ('20^i9^^3 nicht zutreffen könne. Durch Ver- suchsreihen wurde schließlich ermittelt, daß man unter Einhaltung gewisser Bedingungen^) bei der Elenientaranalyse Werte erhält, die hinsichtUch des 0- und h' -Gehaltes der zuerst von Körner und B o e h r i n g e r^) für das Kusparin aufgestellten Formel Cj^H^yNOg entsprechen. Mit diesen gefundenen Werten stimmen aber auch diejenigen Werte sehr gut überein. die J. T r ö g e r und 0. Müller bei den schönen rubinroten Kusparinkrystallen ermittelt haben. Durch ein ziemlich umfangreiches analytisches Material, bei dem von vornherein solche Derivate ausgesucht wurden, die für die beiden möglichen Formeln des Kusparins möglichst große Differenzen im C- und H-Gehalt aiifwiesen, ist es gelungen, nachzuweisen, daß die zuerst von Körner und Boehringer für das Alkaloid auf- gestellte Formel die lichtige ist, und daß somit demselben die Zu- sanunensetzuug G^^Hj^NOg zukommt. Ferner wird durch die zu diesem Zwecke ausgeführten Versuchsreihen entgegen früheren Angaben bcAviesen, daß Kusparin nicht bloß mit Miner alsäuren, sondern mit Ausnahme der Essigsäure auch mit den sonst üblichen organischen Säuren sehr gut krystallisierende Salze liefert. Diese Salze mit organischen Säuren waren aber alle schwach gelb und nicht weiß gefärbt, so daß auch das früher für reines Kusparin aus- gesprochene Kriterium, daß dasselbe farblose Salze bilden müsse, nur in beschränktem Maße gelten kann. Gelegentlich der Unter- suchung über die Eigenschaften solcher Salze mit organischen Säuren wurde nun weiterhin die selir interessante Beobachtung gemacht, daß alle diese Salze beim Erhitzen über ihren Schmelzpunkt ein Produkt liefern, das mit dem von H. Beckurts und G. F r e r i c h s') erhaltenen Pyrokusparin identiscli ist. Nach dieser neuen Methode gelingt es diesen Körper im Gegensatz zu der früher angewandten Methode m vorzüglicher Ausbeute zu erhalten. Die früher für dieses *) Nicht zu starkes Erhitzen des als Reduktionsmittel für dns eventuell auftretende Stickoxyd benutzten Silberbimssteins. *) Gazz. chim. ital. 18, 363. «) Arch. d. Pharm. 248, 470. 248 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. Pyrokusparin gefundenen Analysenwerte wurden von neuem be- stätigt und führten zu einer von der Kusparinformel Ci^Hj^NOa um eine Differenz von CHg sich unterscheidenden Formel CigHigNOg. Methoxylbestimmungen dieses Produktes nach Z e i s e 1 lehrten die Abwesenheit der im Kusparin vorhandenen Methoxylgruppe." Es ist anzunehmen, daß bei dem genannten Vorgange außer der Ent- methylierung auch eine molekulare Umlagerung eintritt, da das Reaktionsprodukt nach vollständiger Abscheidung nicht mehr in wässeriger Natronlauge löslich ist. Bereits J. T r ö g e r und 0. Müller hatten durch Einwirkung von Salpetersäure einen partiellen Abbau des Kusparins unter gleichzeitiger Einführung einer NOg- Gruppe erreicht. Diese von J. T r ö g e r und H. R u n n e fortgesetzten Versuche führten zu einer Verbindung Ci7Hi4N02(N02) -j- HgO, die noch die im ursprünglichen Kusparin vorhandene Methoxylgruppe enthält und sich, \^'enn man von der eingetretenen N02-Gruppe absieht, um eine Differenz von C2H2O von der nunmehr als richtig erkannten älteren Kusparinformel CjgHj^NOg unter- scheidet. Nachdem bei den früheren oxydativen Abbauversuchen des Kusparins sich die Oxydation mit CrOg als mibrauchbar und diejenige mit KMn04 als wenig vorteilhaft erwiesen hatte, ist für die vor- liegende Arbeit verdünnte Salpetersäure als Oxydans zum Abbau gewählt worden. Wie schon in der Arbeit von J. T r ö g e r und W. K r o s e b e r g^) kurz erwähnt, zeigen die beiden Hauptalkaloide der Angosturai'inde, Kusparin und Galipin, gegenüber den übUchen Oxydationsmitteln ein sehr verschiedenes Verhalten. Beim Galipin gestatten CrOg und KMn04 einen relativ leichten Abbau, während HNO3 vorwiegend nur nitrierend wirkt. Beim Kusparin hingegen versagt CrOg gänzlich, KJV[n04 gestattet zwar einen Abbau, Jedoch mit einer sehr mangelliaften Ausbeute an Oxydationsprodukten; ver- dümite Salpetersäure hingegen wirkt erst nitrierend und oxydierend und führt schließlich zu einer NOg-freien Säure. Allerdings bedarf es auch zur Erlangung dieser Säure des Einhaltens ganz gewisser Bedingungen, da man sonst entweder zu einem nicht genügend abgebauten Produkte oder zu schmierigen, nicht krystallisierenden Stoffen gelangt. Dieser Abbau mit verdünnter HNOg führt nun über das oben erwähnte Nitroprodukt Ci^H^^NOalNOg) zu einer Säure C10H9NO4 = C10H7NO3 + H2O, che weiße Krystalle bildet, bei 140 ein Molekül H2O und beim Schmelzen ein Molekül COg verhert. Von der hierbei entstehenden Base läßt sich ein sehr gut 1) Arch. d. Pharm. 260, 503. J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. 249 krystallisierendes Platinsalz bereiten, das sich von der Verbindung O9II7NO ableitet. In der Mitteilung von J. T r ö g e r und O. M ü 1 1 e r ist bei der Zinkstaubdestillation des Kusparins nur Pyridin orlialten worden. Es war i\un von Interesse zu versuchen, ob man durch Zinkstaubdestillation der Säure C10H9NO4 zu Chinolin gelangen kann, da die Vermutung nahe lag, daß es sich in genannter Säure um eine Oxyclünohncarbonsäui'e handeln dürfte. Der V^ersuch hat diese Amiahme bestätigt, es gelang aus den Produkten der Zinkstaub- destillation ein gut krystallisiertes Platinsalz vom Chinolin zu be- reiten, wodiu'ch der Beweis erbracht ist, daß Kusparin ein Abkömm- ling des Chinolins ist. Es wäre nun von großem ^^'crte gewesen, wenn ciei' bekannte H o f m a n n'sche Abbau einen weiteren Einblick in die Konstitution des Kusparins ermöglicht hätte. Bereits H. Beckurts hat früher Versuche in dieser Richtung begonnen, bei denen er zu einem H^O- haltigen Methylknsparin glaubte gekommen zu sein, als er das Jod- methylat des Kusparins mit AgOH oder KOH behandelte. Eine Wiederholung dieser Versuche und analoge Behandlung des Jod- äthylates sowie des Jodpropylates mit KOH lehrten aber, daß man in allen drei Fällen, ganz gleich ob man vom Jodmethylat, Jod- äthylat oder Jodpropylat ausgeht, immer dieselbe Verbindung erhält, die, wenn sie bis zur Gewichtskonstanz getrocknet ist, Werte gibt, die mit der nunmehr als richtig befundenen älteren Kusparinformel GijH^^NOg gut in Einklang stehen. Da diese auf den drei genannten Wegen erhaltene Verbindung bei 194'' schmilzt, ^^'ährend Kusparin bekanntlich bei 92 — 93^ schmilzt, so muß es sich in dieser durch Abspaltung des Jodalkyls entstandenen Verbindung um ein Isomeres des Kusparins handeln. Crewinuung und Reinigung des Kusparins. Das zu der vorliegenden Arbeit benutzte Kusparin stammte aus dem von J. T r ö g e r und W. K r o s e b e r g^) verarbeiteten Extrakte der Angosturarinde und war von dem gleichzeitig aus dieser Rinde isolierten Galipm über das Oxalat getreimt \\orden. Auf- fallend ist, daß bei der Aufarbeitung des erwähnten Extraktes außer den beiden Hauptalkaloiden. dem Kusparin und Oalipin sowie öligen amorphen Basen andere Alkaloide in nennenswerter Menge nicht nachgewiesen werden konnten. Nicht bloß das Galipidin und Kus- paridin, deren Existenz fraglich erscheinen dürfte, waren abwesend, *) loc. cit. 250 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. sondern auch das schon in zwei Extrakten aufgefundene Kusparein. Nur eine sehr geringe Menge des von J. T r ö g e r und O. Müller zuerst erkannten und von J. Trog er und H. Runne analy- sierten Galipoidins konnte bei sorgfältigster Aufarbeitung des Ex- traktes erhalten werden, doch war die Menge (ca. 0,3 g) wesentlich geringer als das erste Mal, wo 'dieses Alkaloid doch wenigstens in einer Menge von ca. 1 g in reiner Form gewonnen werden konnte. Um dieses in so minimaler Menge in der Angosturarinde anzutreffende Galipoidin überhaupt fassen zu können, ist es bei der äußerst lang- wierigen Aufarbeitung des Rindenextraktes nötig, jeden Verlust an Alkaloid zu umgehen. Dieses wurde dadurch erreicht, daß die Ligroin- und Petrolätliermutterlaugen, die vom Umkrystallisieren der Alkaloide resultieren, von der letzten Alkaloidmenge vollständig befreit werden, was durch Ausschütteln mit einer warmen wässerigen Oxalsäure- lösung leicht zu erreichen ist. Man erwärmt zu diesem Zwecke unter häufigem Umschütteln in einem genügend großen Kolben die Ligroin- mutterlauge mit wässeriger Oxalsäure auf dem Wasserbade, bis etwa abgeschiedenes Oxalat in Lösung gegangen ist, und trennt die noch heißen Flüssigkeiten mittels eines Scheide trichters. Diese Methode zur Entziehung der Alkaloide hat gleichzeitig den Vorteil, daß sie aucli eine mehr oder minder gute Trennung der beiden Hauptalkaloide, des Kusparins und Galipins ermöglicht, indem Galipinoxalat in kaltem Wasser ziemlich leicht löslich, Kusparinoxalat aber relativ schwer löslich ist. Des weiteren ist, um jedwedem Alkaloidverlust vor- zubeugen, erforderlich, daß man nach dem Freimachen der Alkaloide aus ihren Salzen und Ausäthern die häufig zwischen Aether und wässeriger Schicht auftretenden schleimigen Absonderungen nicht verloren gehen läßt. Um dieses zu erreichen, wurden diese Ab- sonderungen in hohen Zylindern gesammelt und nacli längerem Stehen die überstehende klare Flüssigkeit von dem Bodensatz ge- trennt. Auch beim Umkrystallisieren des Kusparins müssen die auf dem Faltenfilter beim Filtrieren der scheinbar klaren Ligroin- lösung sich sammelnden Spuren von schwer löslichen Produkten berücksichtigt werden, was am besten so geschieht, daß man die verschiedenen zu filtrierenden Lösungen immer durcli dasselbe Filter filtriert. Um ein absolut einwandfreies Kusparin zu erhalten, wurde das Alkaloid mehrmals über das Oxalat gereinigt und das aus diesem Salze freigemachte Alkaloid vor der Wiederumwandlung hi das Oxalat mehrmals aus einem Gemisch von Ligroin und Petroläther krystalhsiert. Das so gereinigte Kusparin bildete schöne rein weiße Krystalle und sclimolz bei 92 — 93", zuweilen auch bei 92" und J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. 251 91 — 92", während K ö r n e r und B o e li v i n g o r als Sclmiolz- punkt für dieses Alkaloid 92" angeben^). Haben frühere Versuche von T r ö g e r und Müller sowie T r ö g e r und R u n n e schon eine Dimorphie des Kusparins be- wiesen, so scheint es nach den neueren Versuchen, als wenn Kusparin sogar die Erscheinung der Triniorphie aufzuweisen vermag. Durch einen Zufall gelang es dieses Mal beim l^nkrystallisieren des wieder- holt umkrystallisierten und über das Oxalat gereinigten Kusparins sehr schöne lange glänzende Krystalhiadeln von strohgelber Farbe zu erhalten, während alle anderen Krystallisationen aus demselben gei'einigten Ausgangsmaterial ein rein weißes iVlkaloid ergaben. Der Schmelzpunkt dieser neuen Krystallform, die beim langsamen Kiystallisieren aus einer Mutterlauge der Ligroinlösung entstanden war. ist der gleiche wie derjenige der rein weißen Krystalle, nämlich 91 — 92". Die Analyse bestätigt, daß es sich um ein Kusparin handelt, das sich von dem unter normalen Verhältnissen erhaltenen Alkaloid nur durch seine Farbe und Krystallform unterscheidet. Zur Isolierung des Galipoidins, dieses in dem Extrakte nur in sehr minimaler Menge anzutreffenden, hochschmelzenden Alkaloids (Scinuelzpunkt 233") wurde das Faltenfilter, durch welches die heißen Ligroinlösungen des Kusparins bei den wiederholten KrystalUsationen filtriert waren, getrocknet und mechanisch eine geringe Menge eines meist rötlich gefärbten Produktes von dem getrockneten Filter losgelöst. Durch Digestion mit kaltem Benzol lassen sich etwaige Beimengungen von Kusparm beseitigen. Man erhält so schließlich eine geringe Menge eines braunen, in kaltem Benzol unlöslichen Sedimentes, das nach Anederholtem Umkrystalli- sieren aus Alkohol unter Zuhilfenahme von Tierkohle in schönen, rein weißen Kry stallen vom Schmelzpunkt 233" erhalten wird. Die gelegentlich der ersten Isolierung dieses hochschmelzenden Alkaloides beobachtete Fluoreszenz seiner alkohoHschen Lösung trat auch dieses Mal auf. scheint aber, da sie nach wiederholtem Reinigen des Alkaloides sich verhert, nur von Verunreinigungen herzurühren. Dieses in der früheren Abhandlung von T r ö g e r und R u n n e als Gahpoidin bezeichnete Alkaloid ist also ein Begleiter des Kus- parins, doch ist seine Menge außerordentlich gering, da auf 460 g krystallisierter Alkaloide. die neben öligen Basen aus 5^2 kg Rinden- extrakt erhalten Maren, nur 0,3 g Gahpoidin gewonnen A\urden. Bei dieser Gelegenheit sei auch noch ein weiteres neues Alkaloid erwähnt, das von der von J. T r ö g e r und O. M ü 1 1 e r verarbeiteten *) Beekurts und Nehring geben als Schmelzpunkt 89* an. 262 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. Angosturarinde stammte, aber erst jetzt bei der Aufarbeitung einer hochschmelzenden Alkaloidfraktion in reiner Form erhalten werden konnte. Die Menge dieses neuen Alkaloides betrug etwa 0,4 g. Das- selbe wurde aus verschiedenen Fraktionen erhalten, deren Schmelz- punkt über 100^ lag und zeichnete sich durch eine schwefelgelbe Farbe sowie seine charakteristische Krj'^stallform aus. Galipoidin C19H15NO4. Für das von J. T r ö g e r und 0. Müller zuerst in der Angosturarinde erkannte hochschmelzende Alkaloid haben J. T r ö g e r und H. R u n n e durch die Elementaranalyse soAvie die Analyse des Platin- und Goldsalzes die obige Formel ermittelt. Der Schmelzpunkt dieses in Benzol unlöslichen und in Alkohol schwer löslichen Alkaloids wurde auch dieses Mal zu 233" gefunden. Weitere Derivate sind in Anbetracht der geringen Menge dieser Base vorläufig nicht dargestellt worden, doch wurde versucht, über die Zahl der in dieser Base enthaltenen Methoxylgruppen Aufschluß zu erhalten. Kusparin CiqHj^NOj enthält bekanntlich 1 (OCH3)-, Galipin C20H21NO3 3 (OCH3)-, Kusparein C^gH^gNOa 2 (OCHgj-Gruppen. Für die sauerstoff- reichste Base, das Galipoidin, haben die bisherigen Methoxyl- bestimmungen, die mit relativ geringer Substanzmenge ausgeführt wurden, Werte ergeben, die, wenn man obige Formel als richtig zugrunde legt, für 1 (OCH3) zu niedrig sind. Sollte durch spätere Untersuchungen die für das Galipoidin aufgestellte Formel be- stätigt werden, so bliebe danfi auch eine nochmalige Kontrolle der Methoxylbestimmungen über, da die beiden, die mit der geringen Alkaloidmenge ausgeführt wurden, vorläufig keinen Anhalt für die Zahl der anwesenden OCH 3- Gruppen bieten und höchstens für die Anwesenheit nur einer OCH3- Gruppe zu sprechen scheinen. Der Nachweis des OCH3 wurde nach Z e i s e 1 ausgeführt : 1. 0,1882 g Galipoidin gaben 0,0934 g AgJ = 0,05902 g CH, = 3,16% CH3. 2. 0,0824 g Galipoidin gaben 0,0386 g AgJ = 0,02465 g CH3 - 3,00Ob CH3. Die Anwesenheit einer Methoxylgruppe im Galipoidin würde 4,67% CH3 fordern für die Formel CJ9H15NO4. Wenn auch die Z e i s e 1 - Bestimnunigen keine allzu genauen Analysenwerte (ca. V2% Fehlergrenze) liefern, so sind die gefundenen Werte doch für 1 (OCH3) reichlich niedrig, und es hat fast den Anschein, als ob diesem sauer- stoffreichsten Alkaloide der Angosturarinde ein höheres Molekular- J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. 253 gewicht als der Formel (J19H15NO4 entspricht, zukäme, wogegen jedoch die früher ermittelten analytischen Daten des Platinsalzes sprechen dürften. Neues Alkaloid vom Schmelzpunkt 186 ^ Gelegentlich der Aufarbeitung der letzten Alkaloidreste, die von dem von T r ö g e r und Müller verarbeiteten Rindenextrakte stammten, war auch eine geringe Menge verschiedener Krystall- fraktionen von hellgelber Farbe erhalten worden, die zum Teil bei 122—140», 160—170«, 164—170», 100—130" schmolzen und schwer zu reinigen Maren. Als die gesamte Menge dieser Fraktionen mit wässeriger Oxalsäure in der \\'ärme behandelt wurde, entstand ein sehr schwer lösliches bezw. unlösliches, orangerotes Oxalat (A), das von der heißen Oxalatlösung durch Filtrieren getrennt wurde. Der lösliche Anteil der Oxalsäurelösung schied beim Erkalten ein Oxalat ab, das sich bei Ueberführung in die Base als ein Gemisch des neuen Alkaloides (charakteristisch durch seine Krystallforra) und federartiger Nadeln erwies, während die Umsetzung des in Wasser löshchen Anteiles etwas Kusparin ergab. Als das oben erwähnte schwer lösliche Oxalat (A) mit Soda in wässeriger Suspension in Gegenwart von Aether geschüttelt wurde, nahm der Aether nur sehr wenig des neuen Alkaloids (erkannt nach Reinigung durch die Krj'stallform) auf, ^\•äilrend die Hauptmenge der aus dem Oxalat entstandenen Base nach längerem Schütteln und Stehen als ein grauweißes Pulver resultierte, ^das nach dem Auswaschen mit Wasser in siedendem Alkohol gelöst eine gelbliche Lösung lieferte, aus der auf vorsichtigen Wasserzusatz das neue Alkaloid in rhombischen, charakteristischen Krystallen vom Schmelzpunkt 186» erhalten A^Tirde. Dieses neue Alkaloid bildet ein sandiges schwefelgelbes Pulver, das unter dem Mikroskop die genannte charakteristische Krystallform zeigte mid keinerlei fremde Beimengungen erkennen ließ. Aus den Mutterlaugen, sowie aus dem oben genannten Gemisch gelang es nicht ^^ eitere Mengen dieses Alkaloids zu isolieren, da eine Trennung an praktischen Schwierigkeiten scheiterte. Leider ist die Menge dieses neuen Alkaloids eine sehr geringg (0,4 g), so daß die durch die Analyse ermittelte Formel CigHigNOg noch der späteren Bestätigung bedarf, zumal infolge einer ver- unglückten X-Bestimmung ein Teil des Alkaloides verloren ging und eine relative kleine Menge zu der Stickstoffbestimmung somit nur übrig blieb. Es ist deshalb von einer Benennung dieses Alkaloides vorläufig abgesehen worden und ist die für das Alkaloid ermittelte Formel nur als mutmaßlich anzusehen. 254 J. Trog er u. W. Beck: Angosturaalkaloide. Analyse: 0,0928 g Substanz lieferten 0,0476 g HgO = 5,70% H und 0,2594 g CO2 = 76,23% C. 0,0626 g Substanz lieferten 3,1 ccm N bei 17« und 763 nun = 5,74% N. Berechnet auf die Formel CigHigNOg: Gefunden: C = 76,49 76,23% H = 5,18 - 5,70% X = 5,58 , 5,74% Kusparin Ci^Hi^NOg. Wie in der Einleitung zu dieser Arbeit bereits erwähnt, sollte entschieden m erden, ob die von Beckurts und N e h r i n g an Stelle der älteren Formel (Körner) für dieses Alkaloid aufgestellte Formel tatsächlich die richtige sei, da durch den fast immer bei der Elementaranalyse zu niedrig gefundenen H-Gelialt gewisse Bedenken gegen diese neue Formel sich geltend gemacht hatten. Letztere Formel war auf Grund eines zu hoch gefundenen C- Gehaltes seiner- zeit an Stelle der älteren Formel gewählt worden und hatte auch bei der Analyse für die meisten Derivate des Alkaloides, mit Ausnahme des Jodmethylates, annähernd befriedigende Werte geliefert. Eine sehr gründliche Prüfung dieser Frage zeigte nun, daß es wohl unter gewissen Bedingungen bei der Elementaranalyse gelingt, einwand- freie C-Werte für die Formel von Beckurts und N e h r i n g zu erhalten, daß aber niemals der für diese Formel geforderte H-Gehalt erreicht wird und fast immer um ca. ^2% ^^ ^i^f gefunden wird. Nachstehende Beispiele sollen dies belegen. T r ö g e r und Müller fanden bei ihren Analysen für C die Werte 74,65, 74,81, 74,50; für H 5,75, 5,59, 5,63%. Eigene Analysen gaben nachstehende Analysen werte: 1. 0,1069 g Substanz lieferten 0,2936 g CO., = 74,9% C und 0,0552 g H2O = 5,74% H. 2. 0,1021 g Substanz lieferten 0,2798 g CO2 = 74,74% C und ^0,0514 g H2O = 5,59% H. 3. 0,1008 g Substanz lieferten 0,2760 g CO2 = 74,68% C und 0,0524 g HjO = 5,78% H. 4. 0,0977 g Substanz lieferten 0,2684 g CO2 = 74,92% C und 0,0498 g H2O = 5,66% H. 5. 0,1009 g Substanz lieferten 0,2774 g CO2 = 74,90% C und 0,0522 g H2O = 5,75 "„ H. 6. 0,1700 g Substanz lieferten 0,4676 g COj = 75,01% C und 0,0874 g H2O = 5,71% H. J. Trog er u. W. Beck: Angostureialkaloide. 255 Im Gegensatz zu diesen Werten, bei denen untei- Zugrunde- legung der Formel von Körner und Boehringer immer zu hohe Zahlen für C gefunden \^-urden, haben T r ö g e r und Müller, als sie die durch einen Zufall erhaltene dimorphe Form des Kusparins (rubinrote Krystalle) analysierten, schon Werte bei der Elementaranalyse erhalten, die hinsichtlich des C- und H- Gehaltes selu- gut mit der älteren Kusparinformel übereinstimmen. Leider wurde seinerzeit dieser Tatsache nicht genügend Beachtung geschenkt, da damals irgend welcher Zweifel an der neuen Kusparin- formel mcht bestand und die für die neue Formel zu niederen C!- Werte auf eine geringe Venim'einigung des zwar prächtig krystalli- sierten, aber doch gefärbten Alkaloids zurückgeführt wurden. T r ö g e r und Müller fanden bei ihren Analysen für C und H folgende Zahlen: C — 74,30, 74,6<). 74,20, 74,29, 74,40 und H = 5,59. 5,53, 5,64, 5,83 (eine H-Bestimmung war verunglückt). Daß diese niederen C- Werte, die mit den von Körner und B o e h r i n g e r ermittelten Werten gut in Einklang stehen, bei einer ganz nonnal verlaufenden Elementaranalyse des Kusparins dann erhalten werden, wenn man den Silber bimsst^in^), der zur Zerlegung eventueller Stickoxyde dienen soll, möglichst niedrig erhitzt, beweisen nachstehende Analysen: 1. 0.0968 g Substanz lieferten 0.2638 g CO2 = 74.32% (" und 0.0.510 g H,0 = 5.85O0 H. 2. 0,1076 g Substanz lieferten 0,2923 g CO, = 74.08% C und 0.0544 g H.,0 = 5,62% H. 3. 0.2073 g Substanz lieferten 0,5628 g CO2 = "4,04% C und 0,1032 g HoO = .0,53% H. 4. 0,2038 g Substanz lieferten 0,5532 g COg = 74,03% C* und 0,0988 g H,0 = 5,38% H. 5. 0,2034 g Substanz lieferten 0,5520 g CO, = 74,01% C und 0,0998 g HjO = 5,45% H. 6. 0.1024 g Substanz lieferten 0,2788 g CO2 = 74,26% C und 0,0517 g H,0 = 5,61 So H. 7. 0,1086 g Substanz lieferten 0,2947 g CO, = 74.01% C mid 0.0544 g HjO = 5,57% H. 8. 0,2270 g Substanz lieferten 0,6206 g CO, = 74.56 «'b C und 0.1132 g H,0 = 5,54% H. Die folgenden Analysen sind mit einem Kusparinpräparat ausgeführt, das nicht in den üblichen kleinen weißen Krystallen, ^) Daß bei zu hohem Erhitzen der zu hoch gefundene C-Wert nicht von Stickoxyden herrühren kann, geht aus der H2O- Bestimmung hervor, die dann viel höhere Resultate hätte geben müssen, da auf- tretende Stickoxyde sich meist im Chlorcalciuni-Rohr zu erkennen geben. 256 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. sondern in langen, seideglänzenden, schwefelgelben Nadeln vom Schmelzpunkt 91 — 92'' erhalten worden war, als Ligroinmutter- laugen des Kusparins längere Zeit gestanden hatten. Diese neue Krystallform zeigte den Schmelzpunkt 91 — 92", der nach dem Mischen mit den weißen Krystallen sich nicht änderte. 9. 0,1083 g Substanz lieferten 0,2948 g CO, = 74,24% C und 0,0556 g H2O = 5,70% H. 10. 0,1133 g Substanz lieferten 0,3080 g CO, = 74,14% C und 0,05i8 g H2O = 5,37% H. 11. 0,1100 g Substanz lieferten 0,2988 g CO2 = 74,08% C und 0,0540 g H,0 = 5,45% H. Stickstoffbestimniungen: 12. 0,3028 g Substanz lieferten bei 22" und 750 mm Druck 12,6 com = 4,63% N. 13. 0,3017 g Substanz lieferten bei 220 ^^^d 751 mm Druck 12.3 ccm = 4,54% N. 14. 0,3006 g Substanz lieferten bei 21° vmd 752 rmn Druck 12.4 ccm = 4,60% N. Es werden somit bei vorsichtigem Verbrennen des Alkaloides regelmäßig Werte erhalten, die der älteren Formel sehr gut ent- sprechen. Es erhielten: Körner und Boehringer: C = 74,215% H = 5,57% N = 4,62% T r ö g e r und Müller bei dem dimorphen Kusparin : C = 74,30 74,60 74,20 74,29 74,40% H = 5,59 - 5,53 5,69 5,83% Eigene Analysen: C = 74,32 74,08 74,04 74,03 74,01% H = 5,85 5,62 5,53 5,38 5,45% C = 74,26 74,01 74,56 74,24 74,14 74,08% H = 5,61 5,57 5,54 5,70 5,37 5,45% Für N wurde gefunden: 4,63, 4,54, 4,60%. Die Formel von Die Formel von Körner und Boehringer Beckurts und N e h r i n g verlangt: verlangt: (',« = 74,23% C20 = 74,76% H„ = 5,58% Hij = 5,95% X = 4,56% N .= 4,36% O5 = 15,63% O3 = 14,93% J. Tröger lt. W. Bock: Angostiiraiilkaloiclo. 257 Da »Salze dos Jiuspariiis mit orji;auisch(m »Säuron bisher nicht dargestellt waren, so wurden derartige Salze bereitet, und zwar meist mit solchen Säuren, an die Alkaloide in den Drogen im ge- bundenen Zustande vorkommen können. Die nachstehend verzeich- neten Salze sind durchweg hellgelb gefärbt, gut krystallisiert und gehen, wie weiter unten gezeigt werden wird, beim Erliitzen auf ihren Schmelzpunkt in eine methoxylfreie Verbindung über, die mit dem von Beckurts und Frerichs durch Schmelzen des Kusparins mit Harnstoff erhaltenen Pyrokusparin identisch ist. Diese organischen Kusparinsalze gestatten, wie aus den Analysen zu ersehen ist, gleichfalls eine Entscheidung zwischen den beiden in Frage kommenden Kusparinformeln. Kusparinoxalat C^H 17NO3 . CgHA . 1 14 HgO. Dieses von Körner und B o e h r i n g e r schon zur Tren- nung der beiden Hauptalkaloide der Angosturarinde (Galipin und Kusparin) neben dem Sulfat benutzte Oxalat hat sich, wie schon in der Arbeit von T r ö g e r und Kroseberg gezeigt worden ist, als ein ganz vorzügliches Mittel zur Trennung der beiden ge- nannten Alkaloide erwiesen und gestattet selbst da noch eine Zer- legung von Kry Stallfraktionen, wo eine Reinigung über das Sulfat zu versagen anfängt. Das mit wässeriger Oxalsäurelösung erhaltene und aus Wasser wiederholt krystallisierte Oxalat bildet schwefel- gelbe, glänzende Krystallnadeln, die je nach der Art des Erhitzens, bei 140 — 150" schmelzen können. Das Salz ist kry stall wasserhaltig und scheint seinen Krystallwassergehalt beim Liegen etwas zu verändern, da ein lufttrockenes Oxalat ziemlich ungleichmäßige Analysen werte gibt. Analysen des lufttrockenen Oxalates. 1. 0,1512 g Substanz lieferten 0,3320 g CO2 = 59,88% C und 0,0783 g H,0 = 0,75% H. 2. 0,1111 g Substanz lieferten 0,2433 g CO, = 59,70% C und 0,0530 g H2O = 5,30% H. 3. 0,0991 g Substanz lieferten 0,2147 g CO, = 59,11% C und 0,0480 g H2O - 6,39% H. 4. 0,3007 g Substanz lieferten bei 23" und 755 mm Druck 9,5 ccm = 3,52% N. 5. 0,2984 g Substanz lieferten bei 22" und 752 mm Druck 9 ccm = 3,36% N. Es wurde deshalb das Salz vor der Verbrennung erst bei 105" getroclcnet. Arch. d. Pbarm. CCLI. Rds 4. Heft. 17 258 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. Wasser Verlust des bei 105" getrockneten Salzes: 1. 0,1080 g Substanz verloren 0,0068 g HjO = 6,30%. 2. 0,1112 g „ „ 0,0070 g H2O = 6,29%. 3. 0,5038 g „ „ 0,0328 g Hp = 6,51%. 4. 0,1064 g „ „ 0,0067 g HgO = 6,30%. 5. 0,0976 g „ „ 0,0060 g H^O = 6,15%. A Ji a 1 y s e n des bei 105 " bis zur G e w i c li t s k o n s t a n z getrockneten Salzes: 1. 0,1012 g Substanz lieferten 0,2354 g CO.^ = 63,44% C und 0,0429 g H2O = 4,71% H. 2. 0,1042 g Substanz lieferten 0,2430 g CO2 = 63,60% C und 0,0461 g HoO - 4,02% H. 3. 0,0997 g Substanz lieferten 0,2316 g COo = 63,35% C und 0,0432 g H2O = 4,81% H. 4. 0,0916 g Substanz lieferten 0,2126 g COo = 63,27% C und 0,0400 g H,0 = 4,85% H. 5. 0,4710 g Substanz lieferten bei 19'' und 755 mm Druck 14,8 ccm = 3,57% N. Berechnet auf die Fermel vf)n Berechnet auf die Fermel von Körner und B o e h r i n g e r 13 e c k u r t s und N e h r i n g ( ;, »Hl -XO3 . C2H2O4 . 1 y. HoO : ( '.>„Hi 9NO3 . CJl^O^ . 1 % HoO : (J H N H.O = 59,43% C = ( ßO,27% = 5,18% H = 5,48% = • 3,30% N = 3,19% > = 6,36% H^O^ 6.16% (_; ef imden : . 1. 2. 3. 4. 5. 59,88 59,70 59,11% — — 5,75 5,30 5,39% — — ■ — — — 3,52 3.360/0 6,30 6,29 6,51 6,30 6,15% c = H = N = H2O- Berechnet auf die Formel von Berechnet auf die Formel von Körner und Boehringer Beckurts und N e h r i n g C19H17NO3 . C2H2O4 : Cjo^io^Og . C2H2O4 : C - 63,48% C :- 64,23% H= 4,79% H= 5,11% N = 3,53% N = 3,41% Gefunden : 1. 2. 3. 4. 5. C = 63,44 63,60 63,35 63,27% - H = 4,71 4,92 4,81 4,85% - N = - . - - - 3,57% Die Analysen des Oxalates bestätigen auch hier, daß die zuerst für das Kusparin aufgestellte Formel die richtige ist. J. Tröger u. W. Bock: Angosturaalkaloide. 269 Umwandlung des Kusparinoxalales in Pyrokuspailii. Erhitzt mau das Kusparinoxalat in einem Reagciizglase oder Külbchenim Paraffinbado, so beginnt bei 155" eine Gasentwickelung, währcind bereits schon etwas früher in den oberen kälteren Teilen des Erhitzungsgefäßes Wasser tropf chen auftreten. Bei 185" etwa w ird die gelbe geschmolzene Masse fest. Bei dem erwähnten Erhitzen wurde die Gesamtgewichtsabnahme quantitativ ermitt(>ll. Sie betrug bei drei Versuchen 28%, 30% und 30,65«};^. Eine Abspaltung des ly^ Mol. Krystallwassers und der Oxal- säure in Form ihrer Zersetzungsprodukte (C()2, CO und HoO), sowie des bei diesem Vorgange austretenden GHg würde einem Gewichts- verlust von 30,89% verlangen. Es ist auch quantitativ die Menge der abgespaltenen COg und des gebildeten CO bestimmt worden. Hierbei wurde immer zu wenig CO (2,11, 2,39, 2,74% anstatt 6,6% für ein abgespaltenes C-0) erhalten, während die Menge der absorbierten CO2 zu hoch ausfiel (15,96% anstatt 10,38% für 1 COg). Da die in d(>m zur Wasserbestimmung dienenden Chlorcalcium-Rohr sich ansammelnde Flüssigkeit sauer reagierte, so ist die Möglichkeit der Bildung von Ameisensäure aus Oxalsäure nicht ausgeschlossen, wodurch die zu niedrig gefundenen CO-Werte sich erklären dürften. Analysen des G e w i c li t s v e r 1 u s t e s beim E j- li i ( /, c 11. 1. 1,0400 g Substanz verloren 0,3123 g =- 30,03%. 2. 1,0096 g „ „ 0,3095 g = 30,66%. 3. 1,0021 g „ „ 0,2813 g = 28,07%. CO2 - B e s t i m n^ u u g : 1,009G g Substanz lieferten 0,1608 g COg = 15,96% CO,. CO -Bestimmung: 1. 1,0021 g Substanz lieferten über Kalilauge aufgefangen 18,5 ccm CO bei 280 und 749 mm = 2,11 %> CO. 2. 0,5066 g Substanz lieferten bei 27" und 754 mm 9 ccm CO = 2,39% CO. 3. 1,0096 g Substanz lieferten 0,1608 g CO, und 0,1210 g HoO. Die Gewichtsabnahme betrug 0,3095 g. Aus der Differenz = 0,0277 g berechnet sich CO zu 2,74%. Methoxylbestimmungen nach Z e i s e 1 fielen immer negativ aus, ein Zeichen, daß bei dem Erliitzen des Oxalates zum Schmelzen eine Entmethylierung eingetreten ist. Pyrokusparin CigHigNOg. Zu diesem von Beckurts und G. F r e r i c h s durch Harnstoffschmelze aus dem Kusparin erhaltenen Körper, von dem 17* 260 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. bisher durch genannte Forscher nur die elementare Zusammen- setzung und von T r ö g c r und Müller die Zusammensetzung eines Platinsalzes festgestellt war, gelangt man in einer vorzüg- lichen Ausbeute, wenn man das Oxalat oder wie im folgenden noch gezeigt werden wird, ein geeignetes Salz des Kusparins mit einer organischen Säure bis zum Schmelzen erhitzt. (Analoges Erhitzen des Sulfats lieferte nach dem Zusammenschmelzen bei 100" und längerem Erhitzen bei 130 — 135° eine braungelbe Schmelze, die nach dem Erkalten zu einer gelblichweißen glasartigen Masse erstarrt, welche in Wasser löslich ist und mit Soda behandelt, das unveränderte Kusparin zurückliefert.) Zur Aufarbeitung des durch Schmelzen des Oxalates erhaltenen Rohpyrokusparins kann man die Schmelze durch anhaltendes Kochen mit viel Wasser und etwas Salzsäure in Lösung bringen. Es scheidet sich dann beim Erkalten das Chlor hydrat aus der Lösung krystallinisch ab und gibt nach Digestion mit Soda, Sammeln der freien Base und Umkrystalli- sieren aus Alkohol das Pyrokusparin. Fügt man zu dem Filtrat von dem festen Chlorhydrat, in dem scheinbar noch ein Teil des letzteren gelöst ist, Natronlauge, so tritt eine weiße Fällung ein, die durch Natronlauge-Ueberschuß wieder in Lösung geht und aus dieser Lösung durch Zusatz von Chlorammonium wieder erhalten werden kann. Auffallend ist, daß dieses Pyrokusparin nur dann in wässeriger NaOH löslich ist, wenn es in geringer Menge der Natronlauge gegenüber vorliegt, da es bisher nicht gelungen ist, Pyrokusparin mit konzentrierter wässeriger KOH oder NaOH vollständig in Lösung zu bringen. In alkoholischer Kalilauge ist jedoch Pyrokusparin sehr leicht löslich, doch wird die in dieser Lösung enthaltene Alkaliverbindung auf Wasserzusatz hydrolytisch unter Rückbildung des Pyrokusparins gespalten. Da die Z e i s e 1 - Bestimmung eine Entmethylierung anzeigt, wofür ja auch die zwischen der alten Kusparinformel C-igH^^NOg und der Pyro- kusparinformel CigHigNOg vorhandene Differenz CH2 spricht, so müßte eigentlich das Pyrokusparin oder entmethylierte Kusparin ähnlich dem Morphin Phenolcharakter zeigen und sich in wässeriger NaOH lösen. Dieses ist aber nicht oder doch nur in beschränktem Maße der Fall, da das Pyrokusparin nur eine sehr schwach saure Reaktion aufweist, wie obige hydrolytische Spaltung durch Wasser zeigt. Das beim Schmelzen des Kusparinoxalates erhaltene Roh- produkt läßt sich mit wässeriger Salzsäure nur nach sehr langem Erhitzen vollständig in Lösung bringen, es ist deshalb bei späterer Aufarbeitung des rohen Pyrokusparins ein anderer Reinigungsweg J. Tröger u. W. Bock: Angostiiraalkaloide. 261 eingeschlagen worden. Das Rohprodukt wurde in wenig alkoholischer Kalilauge gelöst und aus dieser Lösung durch Zusatz von Wasser und Ciilorammoniuni abgeschieden. Nach dem Umkrystallisieren aus Alkohol erhält man das Pyrckusparin in feinen weißen Nadeln, die eine filzige Masse bilden und bei 255" schmelzen. Daß dieses Produkt mit dem von ßeckurts und F r e r i c h s zuerst erhaltenen Pyrokusparin identisch ist, beweisen einerseits die nach- stehenden Analysen sowie auch der Umstand, daß beim Mischen der beiden Produkte eine erhebliche Schmelzpunktdepre.ssion nicht *-'^^^^"^^- Analysen: 1. 0,1074 g Substanz lieferten bei der Eleuioiiiaranalyso 0,2896 g CO, = 73,54% C und 0,0512 g HgO = 5,29% H. 2. 0,0915 g Substanz lieferten 0,2468 g COg = 73,56% C mid 0,0426 g H2O - 6,18% H. 3. 0,0990 g Substanz lieferten 0,2672 g CO2 -= 73,61% C und 0,0468 g H2O = 5,25% H. 4. 0,1067 g Substanz lit^ferton 0,2872 g CO2 -= 73,41% C und 0,0516 g H2O = 5,37% H. 5. 0,2112 g Substanz lieferten bei 25« und 758 iniu Druck 9,2 ccm = 4,82% N. j^-^ Formel CigHigNOg verlangt: C = 73,72% H = 5,12% N = 4,74% Gefunden : 3. 4. 5. 73,61 73,41% - 5,25 5,37% - - - 4,82% Chlorhydrat des Pyrokusparins CjgHjjNO^.HCl. Um dieses 8alz zu erhalten, löst man Pyrokusjjarin in einem Gemisch von alkoholischer und wässeriger konzentrierter Salzsäure uncl läßt erkalten. Man gewinnt so das Salz in weißen glänzenden sternförmig angeordneten Nadeln, die beim Trocknen bei 105" keinen Gewichtsverlust zeigten und bei 207° schmolzen nach vor- hergegangenem Sintern bei 200". Analysen: 1. 0,1887 g Substanz lieferten nacli Carius 0,0816 g AgCI, entsprechend 10,69% Cl. 2. 0,2703 g Substanz lieforten 0,1178 g AgCl = 10,78% Cl. Berechnet auf die Formel Gefunden: C.gHjgNOa.HCl: 1. 2. Cl = 10,77 10,69 10,78% 1. 2. c - 73,54 73,56 H = 5,29 5,18 N - — — 262 J. Trog er u. W. Beck: Angosturaalkaloide. Platinsalz des Pyrokusparins (Ci8Hi5N03)2.H2PtCl6. Dieses bereits von T r ö g e r und Müller dargestellte Salz wurde zur Kontrolle nochmals nach den Angaben genannter Autoren bereitet. Das Platinsalz schied sich in rotgelben glänzenden Nadeln ab, die keinen scharfen Schmelzpunkt zeigten, sondern oberhalb 150° unter Schäumen zusammenschmolzen. Der von obigen Autoren angegebene Schmelzpunkt 176*^ konnte nicht beobachtet Averden. Es scheint trotz des vorzüglichen Aussehens des Platinsalzes ein scharfer Schmelzpunkt sich nicht bestimmen zu lassen. Die Analysen bestätigen aber die schon früher für dieses Salz aufgestellte Formel: 1. 0,1194: g Svibstauz lieferten bei der Veraschuug 0,0230 g Platin, entsprechend 19,26%. 2. 0,1656 g Substanz lieferten 0,0324 g Pt = 19,67%. Berechnet auf die Forniel Gefunden: (Ci3Hi5N03),.H2PtCle: 1. 2. Pt = 19,60 19,26 19,57% Succinat des Kusparins (Ci9Hi7N03)2C4H604.4,5 HgO. Dieses neutrale, wasserfrei sowohl als auch mit 4i/^H20 erhaltene bernsteinsaure Salz wurde wasserfrei als fast weißes Salz erhalten, als eine alkoholische Lösung des Kusparins mit einer wässerigen Lösung der Bernsteinsäure versetzt und das Ganze dann bis zur Lösung erhitzt wurde. Dieses so gewonnene Salz schmolz bei 113*^ nach vorherigem Sintern bei 106°. Es wird leicht hydrolytisch ge- spalten. Daß es sich in dem weißen Salze um ein wasserfreies Succinat handelt, bestätigen nachstehende Analysen. Analysen: 1. 0,1021 g Substanz lieferten bei der Elenientaranalyse 0,2574 g COa = 68,76% C und 0,0514 g HgO - 5,59%, H. 2. 0,1048 g Substanz lieferten 0,2648 g CO2 =- 68,91% C und 0,0510 g H2O = 5,41 %o H. 3. 0,1059 g Substanz lieferten 0,2684 g CO2 = 69,12% C und 0,0527 g H2O = 5,53% H. 4. 0,1019 g Substanz lieferten 0,2557 g COo = 68,44% C und 0,0480 g H2O - 5,23% H. 5. 0,3058 g Substanz lieferten bei 17" und 754 mm Druck 9,2 ccni = 3,45o/„ N. 6. 0,3061 g Substanz lieferten bei 20" und 754 mm Druck 9,4 com = 3,47% N. J. Trögor u. W. Beck: Atigosturaalkaloide. 2(5:$ Berechnet auf die Formel von Berechnet auf die Formel von Körner und Boohringer: Beckurts und N e h r i n g : C42 = 68,85% C44 = 69,47% H40 = 5,46% H« = 5,80% N3 = 3,85% N2 ^ 3,68% 0,0 = 21,84% Gefunden : Oio = 21,05% 1. 2. 3. 4. 5. 6. c = = 68,76 68,91 69,12 68,44% — — H = = 5,59 5,41 5,53 5,23% - - N = - - - - 3,45 3,47% Zu einem mit 4V2 HgO krystallisierenden Succinat gelangt mau, wenn man Kusparin mit \\^asser und überschüssiger Bernsteinsäure zum Sieden erhitzt. Man erliält so das Salz in grünlichgelben Nadeln,' die schon bei 80" in ilireni Krystalh\asser schmelzen, beim Liegen im Exsikkator Wasser verlieren (bis 3,64% beobachtet) und an der Luft wieder HgO aufnehmen. Die Wasserbestimmungen fielen daher sehr schwankend^) aus und erst als das frisch bereitete Succinat, das nur kurze Zeit auf dem Tonteller gelegen hatte, analysiert wurde, konnten Wasserbestimmungen erhalten werden, die für einen HjO- Gehalt von 41/9 Molekülen sprechen. Wasserbestiinmungen des lufttrockenen Salzes: 1. 0,1102 g Substanz verloren bei 105« 0,011 g HgO = 9,98% H^ü. 2. 0,1354 g Substanz verloren bei 105« 0,013 g HgO = 9,60% H.O. Analyse des lufttrockenen Salzes: 0,0 979 g Substanz lieferten bei der Elenientaranalyse 0,2208 g COo = 61,51% C und 0,0510 g H,0 = 5,79% H. Bereclmet auf die Formel Grefixnden: CiaHioNAo-^yaHiO: 1. 2. 3. HaO-Gehalt = 9,96 9,98 9,60% - C = 61,99 - - 61,51% H = 6,03 - - 5,79% Zur weiteren Kontrolle wurde das bei 105" getrocknete Salz analysiert. Analysen: 1. 0,1224 g vSubstanz lieferten bei der Elementaranalysc 0,3094 g CO2 = 68,94% C und 0,0646 g Hp ^ 5,86% H. 2. 0,1110 g Substanz lieferten 0,2788 g CO2 = 68,50% C uiid 0,0508 g HjO = 5,08% H. i) Gefunden: 5,37%, 8,61%, 8,55%, 8,55%, HgO. 264 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide, 3. 0,0848 g Substanz lieferten 0,2132 g COa = 68,57% C und 0,0384 g H2O = 5,03% H. 4. 0,0998 g Substanz lieferten 0,2526 g CO2 =- 69,03% C und 0,0502 g H2O - 5,59% H. 5. 0,2866 g Substanz lieferten bei 20,5" und 744 mm Druck 10,4 ccm N = 4,04%. 6. 0,3060 g Substanz lieferten bei 18" und 750 mm Druck 10,8 ccm N = 3,96%. Vorgenannte Werte decken sich besser mit der älteren Formel als mit der späteren von B e c k u r t s und N e h r i n g vor- geschlagenen Formel. Das Succinat gibt mit Soda das Kusparin vom Schmelzpunkt 92 — 93" zurück. Erhitzt man es jedoch vorher zum Schmelzen, so gelangt man zu dem Pyrokusparin, das durch seinen Schmelzpunkt 255" und die Elementaranalyse identifiziert wurde. Analyse: 0,0686 g Substanz lieferten bei der Elementaranalyse 0,1854 g CO2 = 73,71% C und 0,0320 g HoO = 5,19% H. Die Formel CigH^gNOa verlangt: Gefunden: C = 73,72 73,71% H = 5,12 5,19% Malat des Kusparins C19H17NO3.C4H6O5. Das äpfelsaure Salz erhält man aus Kusparin und Aepfel- säure und Krystallisieren aus wässeriger Lösung. Es bildet derbe prismatische Krystalle, die in Wasser leicht löslich sind, bei 149" sintern und bei 152" schmelzen. Umsetzen mit Soda gibt das Kus- parin (Schmelzpunkt 92") zurück. Schmelzen des Malatcs gab das Pyrokusparin (Schmelzpunkt 254"). Durch die Analyse des Malates, das bei 105" keinen Gewichtsverlust gab, findet die ältere Kusparin- formel CigH^^NOs eine weitere Bestätigung. Analysen: 1. 0,0982 g Substanz lieferten bei der Elementar analyse 0,2250 g CO2 = 62,49% C und 0,0500 g H2O = 5,66% H. 2. 0,0980 g Substanz lieferten 0,2242 g CO2 = 62,39% C und 0,0466 g H2O = 5,28% H. 3. 0,1177 g Substanz lieferten 0,2698 g CO2 = 62,52% C und 0,0562 g H2O - 5,27% H. 4. 0,1036 g Substanz lieferten 0,2370 g CO2 =- 62,39% C und 0,0498 g H2O = 5,34% H. 5. 0,3094 g Substanz lieferten bei 19" und 755 nun Druck 9 ccm = 3,31% N. J. Trog er II. W. Beck: Angosturaalkaloide. 265 6. 0,2176 g Substanz licfertt-u 0,4998 g CO, =- 62,22% C und 0,1016 g HaO = 5,19% H. 7. 0,1462 g Substanz lieferten 0,3362 g COo = 62,72% C und 0,0684 g HgO = 5,19% H. Berechnet auf die Formel von Berechnet auf die Formel von Körner und Boehringer: Beckurts und N e h r i n g : ^23 = 62,59% C24 — 63,30% H23 = 5,22<% H25 = 5,49% N = 3,17% N = 3,07 <% Os = 29,02% Gt ;fiuuleu : Os = 28,14% 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. c = 62,49 62,39 62,52 62,39 — 62,22 62,72% H - 5,66 5,28 5,27 5,34 — 5,19 5,19% N = _ — — — 3,31% — — Tartrat des Kusparins Ci9Hi7N03.C4Hg06.1 HgO. Das aus Kusparin, Weinsäure und Wasser dargestellte und aus Wasser krystallisierte weinsaure Salz bildet gelbe mikroskopische Nadeln, die bei 159° sintern und bei 161 — 162° schmelzen. Mit Soda erhält man das Kusparin zurück, während beim Schmelzen des Tartrats das Pyrokusparin vom Schmelzpunkt 254° erhalten \\'ird. Analysen des wasserhaltigen Tartrats. 1. 0,1096 g Substanz lieferten bei der Elenientaranalyse 0,2342 g CO2 = 58,28% C und 0,0542 g HoO - 5,49% H. 2. 0,1092 g Substanz lieferten 0,2331 g CO2 = 58,22% C und 0,0526 g H2O = 5,35% H. 3. 0,3121 g Substanz lieferten bei 20° und 758 mm Druck 8,4 ccm N = 3,05%. 4. 0,2998 g Substanz lieferten bei 21 « und 754 iimi Druck 8 ccm N = 3,00%. Berechnet auf die Formel von Berechnet auf die Formel von Körner und Boehringer: Beckurts und N e h r i n g : Ci,Hi,N03 . C4He06 . H2O : C00H39NO3 . CiHgOe . HgO : C = 58,11% C = 58,89% H = 5,26% H = 5,520/0 N = 2,95% Gefunden : N = 2,86% 1. 2. 3. 4. c = 58,28 58,22% — H = 5,49 5,35% — N = — - 3,05, 3,00% 266 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. Wassergehalt beim Trocknen bei 105 •*. 1. 0,1030 g Substanz verloren 0,0038 g H2O = 3,69%. 2. 0,1022 g „ „ 0,0038 g HgO = 3,72%. 3. 0,1094 g „ „ 0,0040 g HgO = 3,66%. Berechnet auf die Formel von Berechnet auf die Formel von Körner und Boehringer: Beckurts und N e h r i n g : H2O = 3,79% H2O = 3,68% Gref unden : 1. 2. 3. H2O = 3,69 3,72 3,66% Analysen des bei 105" getrockneten Tartrats: 1. 0,0992 g Substanz lieferten bei der Elenientaranalyse 0,2192 g CO2 = 60,23% C und 0,0472 g H2O = 5,27% H. 2. 0,0984 g Substanz lieferten 0,2171 g COj = 60,17% C und 0,0486 g HgO = 5,48% H. Berechnet auf die Formel von Berechnet auf die Formel von Körner und Boehringer Beckurts und N e h r i n g C%Hi,N03.C,HeOe C = 60,39% H = 5,03% N = 3,06% C2oHi,N03.C4He< C - 61,15% H - 5,31% N = 2,97% Grefunden 1. 2. 60,23 60,17% 5,27 5,48% c H Citrat des Kusparins, CigHj^NOa . CeHgO,. Kusparin löst sich in einer konzentrierten wässerigen Lösung von Citronensäure in der Wärme leicht auf und scheidet diese Lösung beim Erkalten das Citrat in langen prismatischen schwefelgelben Nadeln ab, die bei 174*^ unter Schäumen nach vorherigem Sintern bei 170,5" schmelzen. Mit Soda gibt das Citrat das Kusparin (Schmelzpunkt 92") zurück, während man beim Schmelzen des Citrates das Pyrokusparin (Schmelzpunkt 251 — 252") erhält. Das Citrat \vurde beim Kristallisieren aus Wasser in geringem Maße liydrolytisch gespalten. Das Citrat verlor bei 105" nichts an Gewicht, ist demnach krystallwasserfrei. Analysen des lufttrockenen Citrats: 1. 0,1048 g Substanz lieferten bei der Elementaranalyse 0,2298 g CO2 = 59,81% C und 0,0480 g H2O = 6,09 «^o H. 2. 0,0998 g Substanz lieferten 0,2206 g CO2 = 60,28% C und 0,0448 g H2O = 5,00% H. J. Tröger u. W. Beck: Angüsturaalkaloide. 267 3. 0,1048 g Substanz lieferten 0,2320 g COg = 60,37% C und 0,0487 g H2O = 6,16% H. 4. 0,1020 g Substanz lieferten 0,2255 g COj =- 60,29«;, C und 0,0468 g H2O = 6,100;, H. 5. 0,1096 g Substanz lieferten 0,2410 g CO2 = 59,97% C und 0,0482 g H.O = 4,89«;, H. 6. 0.1027 g Substanz lieferten 0,2260 g CO2 =- 60,02% C und 0,0456 g H,0 :- 4,93% IT. 7. 0J070 g Subst&nz lieferten 0,2367 g COj = 60,33% C und 0,0496 g HjO = 5,15% H. 8. 0,2984 g Substanz lieferten bei 21" luid 754 nini Druck 7,6 cem N = 2,86%. 9. 0,3083 g Substcuiz lieferten ]>ei 22° und 754 min Druck 7,8 ccm X = 2,83%. Berechnet auf die Formel von Berechnet auf die Formel von Körner mid Boehringer Beckurts und X e h r i n g Cj.H^XOg.CeHgO,: c 20H19XO3 . CgHgO, : C = 60,12% C = 60,82% H = 5,01% H = 5,26% N = 2,81% GJef unden : N = 2,73% 1. 2. 3. 4. 5. C = 59,81 60,28 60,37 60,29 59,97% H = 5,09 5,00 5,16 5,10 4,89% 6. 7. 8. 9. C - 60,02 60,33% - - - H = 4,93 5,15% - - X == — - 2,86 2 ,83% Auch durch die Analysen des Citrates findet die ältere Forinol CJ9H17NO3 eine weitere Bestätigung, Jodmethylat des Kusparins C19H17NO3.CH3J. Um einen sicheren Entscheid zwischen den beiden Kusparin- formeln CigHj-NOg und C20H19NO3 treffen zu können, wurde das von Beckurts und N e h r i n g schon bescliriebene Jod- methylat dargestellt, da der von genannten Autoren für dieses Derivat ermittel t-e Jodgehalt für ihre eigene neu aufgestellte Formel zu hoch gefunden worden ist. Sie fanden J = 28,4%, die Formel C00HJ9XO3CH3J verlangt 27,43% J, die ältere Formel C19H17NO3. CH3J hingegen 28,29% Jod. Da von dem seinerzeit analysierten Jodmethylate von Beckurts und N e h r i n g noch etwas Substanz vorhanden war, so wurde dieses Präparat nach dem noch- maligen Umkrystallisieren aus Wasser analysiert (Analysen 6 und 7) 268 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. und lieferte Werte, die mit dem von Beckurts und N e h r i n g gefundenen Werte übereinstimmen. Es wurde ferner das Jodmethylat aus sorgfältigst gereinigtem Kusparin dargestellt und auch dieses Präparat gab die gleichen Werte, die wohl sehr gut mit der älteren Formel C19H17NO3, nicht aber mit der später aufgestellten Formel C20H19NO3 sich in Einklang bringen lassen. Als beste Methode zur Darstellung hat sich das achtstündige Erhitzen von 3 g Kus- parin mit 60 Tropfen CH3J und 20 Tropfen Methylalkohol im ge- schlossenen Rohre im Wasserbade bewäh/t. Der Rohrinhalt wurde nach dem Abdunsten des Lösungsmittels zerrieben, mehrmals aus Wasser und schließlich aus Alkohol krystallisiert. Man erhält so das Jodmethylat in gelben Prismen, die bei 176" sintern und bei 190" schmelzen. Analysen des bei 105" keinen Gewichtsverlust gebenden Jod- methylates : 1. 0,3076 g Substanz lieferten nach B a u b i g n y und Chavanne 0,1628 g AgJ = 28,60% Jod. 2. 0,3026 g Substanz lieferten 0,1606 g AgJ = 28,68% J. 3. 0,2998 g „ „ 0,1582'g AgJ = 28,52% J. 4. 0,2978 g „ „ 0,15662g AgJ = 28,42% J. 5. 0,3038 g „ „ 0,1598;g AgJ = 28,43% J. 6. 0,3044 g „ „ 0,1606~g AgJ = 28,52% J. 7. 0,2992 g „ „ 0,1562^g AgJ - 28,22% J. Berechnet auf die Formel von Berechnet auf die Formel von Körner und B o e h r i n g e r B e c k'u r t s und N e h r i n g CigHi^NOg . CH3 J : C20HUNO3CH3 J : J -= 28,29% J - 27,43% Gef vmden : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. J = 28,60 28,68 28,52 28,42 28,43 28,52 28,22% Auch die Elementaranalyse bestätigt die alte Kusparinformel. Analysen: 1. 0,1051 g Substanz lieferten bei der Elementar anal yse 0,2052 g COo - 53,26% C und 0,0436 g H2O = 4,61% H. 2. 0,1000 g Substanz lieferten 0,1965 g CO2 = 63,59% C und 0,0422 g H2O - 4,69% H. Berechnet auf die Formel von Berechnet auf die Formel von Körner und Boehringer Beckurts und N e h r i n g Cj^Hi^NOa . CH 3 J : CzoHi.NOs . CH3 J : C = 53,45% C = 54,43% H = 4,45% H - 4,75% J. Tröj2:er ii. W. Beck: An^nsturaalkaloido. 269 ( ii'tiiiiil(iii: I. 2. C = 03,25 53,59% H = 4,61 4,69% Jodäthylat des Kusparius C19H1-NO3.C2H5J. Dasselbe wurde analog dem Jodmethylat bereitet, indem Kusparin mit Acthyljodid und Aethylalkohol im Rohre im Wasser- bade niehrere Stunden erhitzt wurde. Der abgedampfte Rohrinhalt wurde erst aus Wasser, dann aus Alkohol kristallisiert und gab gelbe bis gelbbraune derbe prismatische Kristalle, die bei 200" sititern und bei 206° zuweilen auch bei 208° und 212" schmelzen. Bei 105" verlor das Jodäthylat kein Wasser. Da Beckurts und N e h r i n g nur eine Elementaranalyse von diesem Derivate angeben, so wurde die Jodbestimmung nach- geholt, die auf die ältere Kusparinformel stimmende Werte lieferte. Analysen: 1. 0,2718 g Substanz lieferten nach Baubigny und C h a V a n n e 0,1388 g AgJ = 27,60% J. 2. 0,3086 g Substanz lieferten nach C a r i u s 0,1558 g AgJ = 27,29% J. 3. 0,3152 g Substanz lieferten 0,1578 g Ag.T = 27,06% J. Berechnet auf die Formel von Berechnet auf die Formel von Körner und Boehringer Beckurts und N e h r i n g Ci.H^NOg . C2H5 J : CaoHj.NOs . C2H5 J : J := 27,43% J = 26,62% Grofunden : 1. 2. 3. J = 27,60 27,29 27,06% Es ist dieses Jodäthylat auch schon von Beckurts dar- gestellt und eine Elementaranalyse, aber keine Jod-Bestimmung ausgeführt worden . Der von Beckurts für C gefundene Wert ist für die ältere Formel C19H1-NO3C2H5J etwa ^4% ^^u hoch, für die Formel C20H19NO3C2H5J aber etwa y2% zu niedrig, liegt also zwischen den beiden fraglichen \Vertcn. Da der Jodgehalt jedoch keine große Differenz zeigt, so unterliegt es keinem Zweifel, daß die erstere Formel die richtige ist. Jod-n.-propylat des Kusparins Ci9Hi7N03.C3H,J. Dieses bisher noch nicht beschriebene Derivat wurde analog dem Jodmethylat und Jodäthylat mit n.-Propyljodid dargestellt und lieferte nach dem Umkristallisieren aus Alkohol und dann 270 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. aus Wasser die Verbindung in schönen eigelben Prismen, die bei 178" sintern und bei 187° unter Schäumen schmelzen. Analysen: 1. 0,2986 g Substanz lieferten nach B a u b i g n y und Chavanne 0,1485 g AgJ, entsprechend 26,88% J. 2. 0,2352 g Substanz lieferten nach Carius 0,1146 g AgJ - 26,34% J. »iSi Berechnet auf die Formel von Berechnet auf die Forniel von fv ö r n e r uiTd Boehringer Beckurts und N e h r i n g C„H,,N03 . C3H, J : C^oHi^NOg . C3H, J : J = 26,62% J = 25,86% Glef unden : 1. 2. J = 26,88 26,34% Auch hier bestätigte die Jodbestimmung, daß das Jodpropylat der älteren Formel C18H17NO3.C3H7J entspricht. Versuche zur Darstellung eines Chlorbenzylates. Als Kusparin mit Benzylchlorid im Holir im Wasserbade einige Stunden erhitzt und der flüssige Rohrinhalt eingeengt wurde, krystalHsierte nur unverändertes Kusparin vom Schmelzpunkt 92" aus. Der Versuch wurde dreimal ausgeführt und ergab immer das gleiche Resultat, zeigte also, daß eine Anlagerung von Benzyl- chlorid an Kusparin nicht gelingt. Abbau des Kusparins mit verdünnter Salpetersäure. Wie schon in der Einleitung zu dieser Arbeit erwähnt ist, gelingt beim Kusparin ein oxydativer Abbau durch längere Ein- wirkung von verdümiter Salpetersäure in der Wärme, während eine gleiche Behandlung des Gahpins unter genau denselben Bedingungen verwiegend NitrogaHpin neben sehr geringen Mengen einer schein- bar nitrierten Säure liefert. Läßt man auf Kusparin Salpetersäure (D 1,075) bei Wasser- badwärme reagieren, so beobachtet man eine deuthche Veränderung des Alkaloides, die zu dem Nitrat einer Nitroverbindung führt, die mit der von T r ö g e r und R u n n e erhaltenen Nitroverbindung C17H14N2O4 -\- H2O identisch ist. Auch nach dem Umkrystallisieren aus Alkohol zeigt die freie Nitroverbindung das Aussehen der von genannten Autoren beschriebenen und sehr eingehend untersuchten Verbindung. Leider gelang es nicht, diese Verbindung in absolut analysenreiner Form zu erhalten, da unter den angewandten Ver- J. Tröger u. W. Beck: An^osturaalkaloide. 271 suchsbedinguugcn die Einwirkung der Salpetersäure, die teils nitrierend, teils oxydierend wirkt, nicht so sich regeln läßt, wie es bei den von T r ö g e r und R u n n e ausgeführten Versuchen mög- lieh war. Infolgedessen fielen die Analysen des mit verdünnter Salpeter- säure erhaltenen Nitrokörpers, der gelbe bei 142 — 144" schmelzende Nadeln bildete, für eine Verbindung CJ7H14N2O.1.H0O zu niedrig aus. Analysen dos J) e i 105 " getrockneten Produktes. 1. 0,1000 g Sub.stanz lieferten bei der Elenientaranalyse (»,2384 g ('O2 -^ 65,02% C und 0,0372 g H^O = 4,13"o H. 2. 0,1361 g Sub.stanz lieferten 0,3233 g CO2 =- 64,78% C und n,05G8 g H2O = 4,64% H. 3. 0,1138 g Substanz lieferten 0,2710 g CO, = 64,94% C und (i.04r>r> g H2O = 4,55% H. 4. 0,2480 g Substanz gaben bei 22» und 752 nun I>uck 17,8 ccin N = 8,0%. ]^ie Wasser bestimniungen gaben jedoch auf die Formel (',-HnXo04.H,0 stimmende Werte. 5. 0,1683 g Substanz verloren bei 105« 0,0083 g Wasser, ent- sprechend 4,93% HoO. 6. 0,1437 g Substanz verloren 0,0076 g H,0, entsprechend 5,29% H.,0. Berechnet auf die Formeln C^Hj^N/Ji.HoO: C,,Hi,N204: H.X) = 5,49% C = 65,75% H - 4,56% N = 9,05% Gefunden : 1. 2. 3. 4. C = 65,02 64,78 64,94% ■ — H = 4,13 4,64 4,55% — N = - — — 8,00% 5. 6. H2O = 4,93 5,29% Der Wassergehalt stimmt annähernd für 1 Molekül H2O, jedoch sind die Werte für C und N zu niedrig, was für eine zu weit gegangene Oxydation zu sprechen scheint. Daß auch bei dem von T r ö g e r und R u n n e eingeschlagenen Nitrierverfahren die neben der Nitrierung gleichzeitig verlaufende Oxydation zu weit gehen kann, lehren nicht allein die von T r ö g e r und Müller für das Nitroprodukt erlialtenen \Verte, sondern auch neue Versuche, bei denen die Einwirkung der rauchenden Salpetersäure auf die Eisessiglösung des Kusparins etwas zu lange angehalten hatte. 272 J. Trögor u. W. Beck: Angostiiraalkaloide. Müller und Trog er fanden für ein bei 144 — 145" schmelzendes Nitroprodukt (bei 105" getrocknet) für C = 64,55; 64,60; 64,49; 64,52%. Aelmliche Werte 64,86; 64,67% C für bei 105" getrocknetes und 61,19% und 61,48% G für lufttrockenes Nitroprodukt wurden bei dem in Eisessig mit rauchender Salpetersäure bereiteten Nitro- körper erhalten, als die Einwirkung bei Wasserbadwärme etwas zu lange anhielt. Daß aber das von T r ö g e r und R u n n e beschriebene Nitroprodukt C17H14N2O4 , HgO tatsächlich entsteht, wenn man die Einwirkung der HNO3 i'^ richtigen Zeitpunkt unterbricht, bestätigen nachstehende Analysen, die mit einem Produkt vom Schmelzpunkt J420 (T r ö g e r und R u n n o geben den Schmelzpunkt 142,5 — 143" an) ausgeführt sind. Analysen des lufttrockenen Produktes: 1. 0,1036 g Substanz lieferten bei der Elementaranalyse 0,2.350 g CO2, entsprechend 61,87% C und 0,0469 g HgO = 5,03% H. 2. 0,1054 g Substanz lieferten 0,2390 g COo = 61,84% C und 0,0472 g H2O = 4,98% H. Die Formel C\7Hj4N204.H20 verlangt: C = 62,15% H = 4,92% Gefunden : 1. 2. C = 61,87 61,84% H = 5,03 4,98% W a s s e r b e s t i m m u n g e n bei 105 ". 1. 0,0970 g Substanz verloren 0,0050 g HgO = 5,15%. 2. 0,1154 g „ „ 0,0060 g H2O = 5,20%. 3. 0,1045 g „ „ 0,0053 g HgO = 5,07%. 4. 0,1209 g „ „ 0,0062 g HgO = 5,13%. Die Formel C1.H14N.P4.H2O verlangt: H2O = 5,49%. Gref unden : 1. 2. 3. 4, H2O - 5,15 5,20 5,07 5,13% Analysen des bei 105'' getrockneten Produktes: 1. 0,0992 g Substanz lieferten bei der Elernentaranalyse 0,2386 g CO2 = 66,60% C und 0,0427 g HgO = 4,78%, H. 2. 0,1147 g Substanz lieferten 0,2750 g CO2 = 66,39% C und 0,0476 g H2O = 4,61%, H. J. Tröger n. W. Beck: Angosturaalkaloide. 273 Berechnet auf die Formel CijHi^NoOi: C = 65,75% H - 4,56% Gefimd(ni : 1. 2. C = 65,60 65,39% H = 4,78 4,61% Da die Aufstellung der Formel für das Nitroabbauprodukt des Kuspaiiiis sclion v(3ii T r ö g e r und R u n n c zu einer sehr eingehenden Experinientaluntersuchung gemacht worden ist, so ist die Frage, ob l)ei der Einwirkung der verdünnten Salpetersäure auf das Kusparin ein absolut analysenreines Nitroprodukt «von der Zusammensetzung CJ7HJ4N2O4.H2O zu erhalten ist, nicht weiter experimentell gepi'üft worden, nachdem alle Anzeichen hierfür zu sprechen schienen, und es ist deshalb die längere Einwirkung der verdünnten Salpetersäure studiert M'orden, die zu einer N-haltigen aber NOg-freien Säure führt. Darstellung der Säure CJ0H9NO4 = CjoH^NOg-HgO durch lang- andauernde Einwirkung- von verdünnter Salpetersäure auf Kusparin. Die V^ersuche zur Darstellung sind sehr oft wiederholt worden und haben zuweilen recht wenig befriedigende Resultate gegeben. So viel steht fest, daß man mittels verdünnter Salpetersäiu'e das Kusparin bis zu der in der Ueberschrift genannten Säure abbauen kann, wenn man die richtigen Versuchsbedingungen anwendet. Ungenügende Oxydationszeit liefert eine Säure, die mehr oder weniger durch nitrierte Säuren verunreinigt ist, während zu lange Ein- wirkung von Salpetersäure die Säure zu zerstören scheint. Als beste Methode zur Darstellung der Säure hat sich auf Grund zahlreicher Versuchsreihen die folgende bewährt; Portionen von je 3 g Kusparin wnirden gleichzeitig in mehreren Kolben (etwa 2 1 Inhalt) mit je einem Liter Salpetersäure (D 1,075) ca. 10 Tage (90 bis 100 Stunden) auf dem siedenden Wasserbade erhitzt, indem der Kolbenhals mit einem eingehängten Trichter abgeschlossen wurde. Zu Anfang des Erhitzens bilden sich reicliliche Mengen des Nitrates von dem oben erwähnten Nitroprodukt, dessen Menge mit zu- nehmender Erhitzungszeit mehr und mehr abnimmt, bis schließlicli weder beim Erkalten der Flüssigkeit noch beim Verdünnen derselben mit Wasser und Alkalisieren einer Probe mit Soda eine Fällung erhalten wird. Dies beweist, daß weder Kusparin noch dessen Nitro- abbauprodukt in der Lösung enthalten sein können. Meist war nach 80 Stunden der oxydative Abbau vollendet, was man am Ar«h. d. Pharm. COLT. Bds. 4. Ueft 18 274 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. besten durch Verdunsten einer Probe der Reaktionsflüssigkeit und durch eine Prüfung des Verdunstungsrückstandes kontrolKert. Erhält man bei dieser Probe einen ziemlich rein weißen Rückstand (gelber Verdunstungsrückstand spricht für nitrierte Säuren) und löst sich dieser glatt in NagCOa, so werden die Reaktionsflüssigkeiten bei nicht zu hoher Temperatur auf dem Wasserbade auf ein kleines Volumen (1 — 200 ccm) eingeengt. Meist tritt dann nach längerem Stehen in der Kälte eine Krystallabscheidung von der entstandenen Säure ein, die eventuell auch durch Einimpfen mit fertiger Säure beschleunigt werden kann. Die Mutterlaugen werden, um die Säure- konzentration herabzumindern unter zeitweiligem HgO-Zusatz welter eingeengt und liefern dann gelblichweiße, beziehungsweise gelbe Produkte, in denen Gemische der gewünschten Säure mit nitrierten Säuren vorliegen können. Die einzelnen Säurefraktionen wurden nach dem Filtrieren mit Wasser nachgewaschen, in wenig Soda gelöst, durch Salzsäure wieder gefällt und schließlich aus viel Wasser umkrystallisiert. Anfangs wurde die Säure auch aus HCl- haltigem Wasser krystallisiert, doch ist dies kein Vorteil, da sie in schwach HCl-haltigem Wasser ebenso schwer löslich ist als in reinem Wasser. Ferner wurden die Säure zuweilen nach Ueber- führung ins Natriumsalz auch aus den Natriumsalzlösungen frak- tioniert gefällt, wobei entweder reinweiße oder gelblichweiße Frak- tionen nach dem Umkrystallisieren solcher Fällungen aus viel Wasser resultierten, die bei der Analyse alle aber dieselbe Zusammen- setzung zeigten. Die Schmelzpunkte der einzehaen Säurefraktionen, deren Analyse jedoch keine wesenthchen Differenzen zeigten, schwankten zuweilen etv/as, es wurden als solche 267°, 268,5'^, 269", 269,5"; 270° gefunden, doch ist es nicht ausgeschlossen, daß der etwas schwankende Schmelzpunkt von der Art des Erhitzens abhängig ist. Daß in den gelben amorphen Produkten, die man bei unge- nügender HNOg-Einwirkung erhält, nitrierte Säuren vorhegen müssen, zeigt nachstehende Analyse, der allerdings insofern keine große Bedeutung beizumessen ist, da die zur Analyse benutzte gelbe Säure weder durch KrystalHsieren zu reinigen war, noch in ein krystallisiertes Salz verwandelt werden konnte, das zu einer eventuellen Reinigung hätte dienen können. Analyse: 1. 0,1152 g Substanz lieferten bei der Elementaranalyse 0,2420 g CO,, entsprechend 67,29% C und 0,0344 g HaO ^- 3,32% H. 2. 0,0735 g Substanz lieferten bei 20 <> und 760 mm Druck (),G ccm N = 10,44%. J. Tröger u. W. Bock: Angostiiraalkaloide. 275 Diese Analyst^ zeigt eiium relativ hohen X-Gfhalt und geringe Abnahme in H und (J gc^genüber der NOa-freien Säurefraktion, was wohl in Verbindung mit der gelben Farbe für 'eine NOo-iialtige Säure sprechen dürfte. Da es sieh in solchen Produkteix um Zwischen- produkte handelt, die auf keine Weise in eine wolücharakterisierte Wrbindung übergeführt werden konnten, so ist die Untersuchung solcher Zwischenprodukte nicht weiter fortgesetzt worden. Zuweilen wurden auch Säurefraktiouen mit höherem Schmelz- punkt und höherem C-Oehalt erhalten. So zeigte eine Säure vom Schmelzpunkt 271 — 272", die aus Wasser in weißen Nadeln erhalten wurde, für eine Säure C'ioH9X04 zu hohe C- Werte, auch der N-Gehalt war zu hoch. Analysen: 1. 0,1128 g Substanz lieferten bei der Eleiaentaraaalysti 0,2480 g COg = 59,96% C luul 0,0424 g HjO = 4,18% H. 2. 0.1078 g Substanz gaben bei 12° imd 762 mm Druck 7.2 com X = 7,59%. Bei einer anderen, aber etwas niedriger schmelzenden Säiu-e- fraktion (Schmelzpunkt 267") wurde gleichfalls zu hoher C und N gefimden. 1. 0,0875 g Substanz lieferten 0,1930 g CO2 = 60,16% C und 0,0357 g HjO = 4,53% H. 2. 0,1169 g Substanz Ueferten bei 22" und 768 nun Druck 7,3 ccm X = 7,11%. Daß man aber bei normalem Verlauf der Oxydation zu einer Same gelangt, die melir oder weniger gut stimmende Weite füi- die Formel C'ioHgXO« liefert, beweisen nachstehende Anal5'.sen: I. Säure rein weiß, Schmelzpunkt 269,5": 1. 0,1336 g Substanz lieferten 0,2862 g CO.,, entsprechend 58,12% C und 0,0518 g H,0 = 4,32% H. II. Säure rein weiß, Schmelzpunkt 269 " : 2. 0,1490 g Substanz Ueferten 0,3172 g CO, = 58,06% C und 0,0570 g HjO = 4,25% H. 3. 0,1260 g Substanz lieferten 0,2684 g CO, = 58,10% C und 0,0488 g H,0 = 4,30% H. III. Säure gelblich weiß, Schmelzpunkt 268,5": 4. 0,1058 g Substanz lieferten 0,2250 g CO2, entsprechend 58,00% C und 0,0411 g U^O = 4,32% H. IV. Säure g e l b 1 i c h w e i ß, Schmelzpunkt 267 " : 5. 0,1607 g Substanz lieferten 0,3406 g COj = 57,80% C und 0,0624 g HjO - 4,31% H. 18* 276 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. Daß Schmelzpunkt und Farbe kein allzugroßes Kriterium für die Reinheit der Säure bieten, beweisen Analysen einer aus Wasser krystallisierten bei 267" schmelzenden Säure, die für C einen etwas zu hohen Wert ergab: 6. 0,1270 g Substanz lieferten 0,2728 g COg = •'>8,58% C und 0,0507 g H2O = 4,44% H. 7. 0,1161 g Substanz lieferten 0,2482 g COg = 58,31% C und 0,0458 g H2O = 4,38 "(, H. Die Stickstoff bestimmungen fielen anfangs, als die Säure vermutlich in weniger reiner Form vorlag, meist etwas zu hoch aus. Als die Säure zvim ersten Male als ein Abbauprodukt des Kusparins erhalten und aus salzsäurehaltigera Wasser umkrystallisiert worden war, zeigte sie nach vorherigem Sintern bei 265'' den Schmelzpunkt 267—268*' unter Braunfärbung und Zersetzung. Der Stickstoff- gehalt fiel in diesem Falle zu hoch aus (7,76%). Bei einer zweiten Säuredarstellung resultierte ein Produkt vom Schmelzpunkt 267", dessen N-Gehalt (7,23%) zwar schon etwas niederer, aber doch immer noch für eine Säure CJL0H9NO4 etwas zu hoch lag. Da bei diesem Produkt aber auch der C- Gehalt (58,58%; 58,31%, siehe oben) etwas zu hoch ausfiel, so scheint auch in diesem Produkt noch keine absolut reine Säure vorgelegen zu haben. Auch Säuren, bei denen wie oben gezeigt, der C- Gehalt viel zu hoch ausfiel (C = 59,96; 60,16), gaben einen etwas zu hohen N-Gehalt (7,59; 7,11%). Daß es sich aber bei allen diesen Säureproben mit zu hoch gefundenem N-Gehalt um nicht ganz reine Säure handelt, be- weist eine N-Bestimmung der Säureprobe vom Schmelzpunkt 2^9,5", die C = 58,12 und H = 4,32% ergab. Stickstoffbestimniung der Säure: 8. 0,1962 g Substanz ergaben bei 18" und 751 mm Druck 11,7 ccm N = 6,77%. Sieht man von einigen Werten ab, die mit nicht ganz einwand- freier Säure erhalten sind, so geben die Analysen der reinen Säure gute AVerte für die Formel C10H9NO4. Berechnet für die Säure C10H9NO4: C = 57,97% H = 4,35% N = 6,76% Gefunden : 3. 4. 5. 58,10 57,80 58,00%, 4,30 4,31 4,32%) 1. 2. C = 58,12 58,06 H = 4,32 4,25 J. Trögor u. W. Heck: Angustuiaulkaloidi'. 277 6. 7. 8. C = 58,58 58,31% - H = 4,44 4,38% - N = - - fi,77% In dieser Säure, die bei 105" keinen C4ewitht.sverlust erleidet, liaudell es sieh um eine Säure C10H.NO3 + HoO. die bei 140" erst ihr Wasser verHcrt. ^^' a s s e r b o s t i m 111 11 n g o n : 1. 0.1049 g Substanz verloren bei 140" 0,0094 g Wasser, ent- si)rechend 8,96% HoO. 2. 0.1180 g Substanz verloren bei 140» O.Olo:? g W^asser, ent- spreeheiid 8,73«o H„0. Berechn.t auf die Formel CioJI-XOj.VI^O: H,0 = 8,70%. Gefunden : 1. 2. H.,0 = 8.96 8.73% Es handelt sich hiernach um eine H-^O-haltige O x y e h i u o - 1 i n c a r b o n s ä u r e C9H5(OH)X .COOH -}- HjO, da man beim Erhitzen auf 140° das \\'asser und beim Sehnu'lzen CO., abspalten kann und so zu einem O x y c h i u o 1 i n gelangt. Eine quantitative Bestimmung, bei der eine gewogene Menge reiner Säure zum Schmelzen (270 — 271"^) im Paraffinbade im trockenen Luft-strom einige Zeit erhitzt und das abgespaltene H.2O in einem Chlorcalciumrohr, die abgespaltene CO., in einem Natronkalkrohr absorbiert wurde, lieferte neben einer geringen Menge eines Destillates 19,78»o CO., und 7.97% H^O, Werte, die in Anbetracht des Umstandes, daß diese Spaltung sich nicht absolut quantitativ ausführen ließ, ganz leidlich mit den füi- obige Formel berechneten W^erten (1 COg = 21,26%; 1 H.,0 = 8,70%) übereinstimmen. Daß es sich m obiger Säure CjoHgNOj um eine H.,0-haltige Säure CjoH-NOg handelt, geht einerseits aus obigen Wasserbestim- mungen, andererseits aber auch aus der Analyse eines Silbersalzes hervor, welches man beim Erkalten einer mit Silbernitrat versetzten Lösung der Säure in viel heißem A\'asser als weiße krystallinische Fällung erhält. Analysen: 1. 0.0219 g des Silborsalzes lieferten bei dor Veraschung 0.0079 g Ag. fnt.sjn-echend 36,08%. 2. 0,0736 g des Salzes lieferten 0,0266 g Ag. iMitspreehend 36,14% Ag. 278 J. Trögor u. W. Beck: Aiigosturaalkaloido. Berechnet auf die Formel CioHgNOgAg: Ag = 36,48%. Gefunden : 1. 2. Ag ^ 36,08 36,14% Eine weitere Probe der Säure C10H9NO4 wurde längere Zeit bei HO** bis zur Gewichtskonstanz erhitzt {H2O = 8,73% gefunden) und die so getrocknete Säure dann analysiert. Analyse der bei 140° bis zvir Ge^^'ichts konstant getrockneten Säure: 0,1077 g Substanz lieferte bei der Elementaranalyse 0,2524 g CO,, entsprechend 63,91% C mid 0,0398 g HgO = 4,11% H. Die Same CioH^NOj verlangt: Gefunden: C - 63,48% 63,91% H = 3,70% 4,11% Daß beim Erhitzen der Säure C10H9NO4 über den Schmelz- punkt (etwa 300") unter Wasser- und Kohlensäureabspaltung eine Base C9H7NO (Oxychinolin ?) entsteht, beweisen die Analysen von zwei Platinsalzproben, die aus dem Schmelzrückstand bereitet waren. Im einen Falle war die Säure auf ca. 300° erhitzt, der Schmelz- rückstand in wenig Salzsäure gelöst und die Lösung nach dem Ver- setzen mit Platinchloridlösung eingeengt worden. Es resultierten hierbei schöne, gelbrote Krystalle. Analysen: 1. 0,1105 g des bei 100" getrockneten Salzes lieferten bei der Veraschung 0,0304 g Platin, entsprechend 27,61% Pt. Bei einem zweiten Versuche waren CO2 und HgO beim Schmelzen der Säure quantitativ (siehe oben) bestimmt und der Schmelzrückstand auf das Platinsalz verarbeitet worden. Es wurde hierbei das Platinsalz in gelbroten, baumartig verzweigten Krystall- gebilden erhalten, die bei 210" sintern und bei 220° sich zersetzen. 2. 0,1996 g Substanz verloren bei 105» 0,0106 g Wasser und gaben 0,0526 g Platin. H2O - 5,31% Pt = 27,83% Eine andere Probe des Platinsalzes wurde der Elementar- analyse unterworfen. 3. 0,1438 g Substanz gaben bei 105" getrocknet, 0,0067 g Gewichts- verlust, entsprechend 4,66% HoO. 4. 0,1371 g Substanz lieferten bei der Elementaranalyse 0,1570 g CO2 = 31,23% C und 0,0286 g HgO == 2,32% H. J. Trögt.' r u. VV. Beck: Angosturaalkaloide. 271) Boroohnot auf die Furiuul Grefuiiden: ((;,H7NO)2H2PtCle2 IfoO: 1. 2. 3. H2O = 4,80 - 5,31 4,66% Pt = 27,85 27,51 27,83% - Berechnet auf die Formel ((',U7NO)2H2PtCle: Gefunden: C = 30,80 31,23% H = 2,29 2,82% Da bisher imnierliiu nur relativ geringe Mengen der neuen Säure vorlagen, so ist die Konstitution^) derselben nur insofern geklärt worden, als der Beweis geliefert ist, daß es sich um eine Oxychinolincarbonsäurc handelt. In welcher Stellung sich OH befindet, hat bis jetzt nicht ermittelt werden können. Daß es sich aber um ein Chinolinderivat handelt, lehrte die Zinkstaubdestillation der Säure, die in der üblichen Weise im Wasserstoffstrom aus- geführt wurde. Die Destillationsprodukte Avurden in vorgelegter Salzsäure aufgefangen und die filtrierte und mit Platinchlorid- lösung versetzte Salzsäurelösung genügend eingeengt. Beim Erkalten schied sich das Platinsalz in schönen braunen Nadeln al), die zu Krystallbüscheln vereint w rcn und die bei 214" schmolzen (Chinolin- Platinsalz schmilzt bei 218"). Die Analyse spricht für ein Platiiisalz des Chinolins. Analysen: 1. 0,1887 g Substajiz verloren bei 105" 0,0083 g H.,0, outsim-chend 4,40';„ H2Ü. 2. 0,1804 g Substanz lieferten beim Veraschen 0,0522 g Pt, entsprechend 28,94% Pt. Berechnet auf die Formel (C9H7N)2.1l2PtCl6.H20: Ciefimden: HgO =-5,11 4,40% Berechnet auf die Formel (CjH7N)2H2PtCl6: Gefunden: Pt = 29,19 28,94% Dieser sehr mülisame oxydative Abbau des Kusparins lehrt zunächst, daß Kusparin ein Chinolinabkömmling ist, ferner, daß kurze Behandlung mit starker und etM'as längere Behandlung mit verdünnter Salpetersäure in der Wärme einen partiellen oxydativen ^) Von den bisher bekannten Oxychinolincarbonsäuren scheint tue früher als Kynurensäure, jetzt als 4-Oxychinolincarbonsäure 3 bezeichnete Vorbindung, am ehesten in ihren Eigenschaften der als Abbauprodukt des Kusparins erhaltenen Säiu-e zu ähneln. Kynuren- säure schmilzt bei 266 — 267 <* unter Schäumen und verliert erst bei 140° ihr Krystallwassor. 280 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide Abbau bewirken, der zu dem Nitroderivat einer Verbindung Ci^Hj^NOg führt, die sich vom Kusparin CjgHj.NOa um eine Differenz von C2H2O unterscheidet und noch die im ursprünghchen Kusparin enthaltene Methoxylgruppe aufweist. Ueber die Natur dieses ab- gespaltenen Restes CjHgO lassen sich vorläufig keine Vermutungen aussjirechen, da alle zu diesem Zwecke unternommenen Versuche negativ ausfielen. Ueber dieses als Zwischenprodukt beim oxydativen Abbau auftretende Nitroprodukt geht nun die Oxydation bei lang- anhaltender Einwirkung von verdünnter Salpetersäure in der Wärme weiter zu der oben erwähnten Säure CJ0H9NO4, in der eine Säure vorliegt, die erst bei 140'^ ihr Wasser verliert, die somit als eine wasserhaltige Oxychinohncarbonsäure aufzufassen ist. Vermut- lich rührt die GOOH- Gruppe von einem C-Atom her, das die Bin- dung zwischen einem Chinolinkern und einem methoxyllialtigen Benzolkern vermittelt. Bei der Einwirkung der Salpetersäure scheint dieser letztgenannte Kern vollständig durch Oxydation zerstört zu sein. Es dürfte daher wahrscheinlich in dem Kusparin eine Verbindung vorliegen, in der eine CHg- Gruppe den OH- und CäHgO-haltigen Chinolinkern mit einem (0CH3)-haltigen Benzol- kern verbindet. l OH j I ! I \ — / Die Stellung der OCHg-Grupjte in letzterem sowie die der OH- Gruppe und die Natur des abgespaltenen (CgHgO) Restes sowie auch die Stellung der CH2- Gruppe im Chinolinkern bedürfen jedoch noch der Aufklärung. Ferner scheint die Annahme berechtigt zu sein, daß das durch den oxydativen Abbau erkannte OH nicht als freies Hj-droxyl im Kusparin vorhanden ist, da es bis jetzt weder bei dem Kusparin noch bei dem bei der Einwirkung von Salpeter- säure auf Kusparin als ZM'ischenprodukt auftretenden Nitroprodukt Ci-Hj^^^^i "T HgO gelungen ist, eine freie Hydroxylgruppe nach- zuweisen. Diesem negativen Ausfall des Nachweises einer freien OH-Gruppe ist allerdings beim Kusparin keine allzu große Be- deutung beizumessen, da eine solche Probe bei dem Pyrokusparin, das als Entmethylierungsprodukt des Kusparins anzusehen ist, auch negativ ausfiel. Allerdings sei bemerkt, daß in dem Kusparin eine große Neigung zu molekularen Umlagerungen zu bestehen scheint, die sowohl bei der Biklung des Pyiokuspaiins als auch bei den nach- stellend verzeichneten Veisuchsreihen sich bemerkbar macht. J. Tröger u. W. Beck: Aiigosturaalkiiloid«'. 281 > «TsnclH' (los Ifofmaiiirsclicn Ahliaus Ix'ini Kusparin und üIh'I' ein Isomoros dos Kusparins. Die ersten Versuche zum H o f m a n ii'.schen Altbau In-im Kusparin hat schon H. B c c k u r t s^) ausgeführt. Er liat aus dem Jodmetiiyhvt das Mcthylkusparin und nicht die Ammoniutnhase erhalten und beschreibt auch ein in analoger Weise aus dem Jod- äthylat erlialtenes Aethylkusparin. Als nun zum Zwecke des H o f - m a n irschen Abbaus das Jodmethylat des Kusparins mit AgOH bezw. KOH umgesetzt ^^•urde, resultierte zwar ein Produkt mit dem von H. Beckurts angegebenen Eigenschaften, jedoch von anderer Zusammensetzung als sie Mcthylkusparin zeigen mußte. B e (• k u r t s nimmt für seine als Methylkusparin bezeichnete N'crbindung eine l^ ^oO enthaltende Verbindung an, doch geschieht diese Annahme auf Grund der Elementaranalyse und nicht auf Grund einer besonderen Wasserbestimmung. Man kann aber wie die nachstehenden analytischen Daten lehren, bei diesem aus dem Jodmethylat mit AgOH oder KOH resultierenden Körper einen recht wechsehiden HoO-Gehalt^), ja selbst die abnorme Tatsache beobachten, daß sogar aus einem wasserfreien Lösungsmittel ein- mal wohl durch irgend einen Zufall ein wasserhaltiges Produkt erhalten wurde. Weiter auffallend war, daß die Analysen des bei 105" getrockneten Produktes Werte gaben, die sich mit denen des Kusparins decken. Das gleiche gilt aber auch für das Produkt, das man mit KOH aus dem Jodäthylat erhält und das eigentlich nach Angaben von Beckurts ein Aethylkusparin sein müßte. Für beide Körper aber, die einerseits aus dem Jodmethylat mit AgOH bezw. KOH, andererseits aus dem Jodäthylat durch KOH erhalten waren, ergab sich aber der gleiche Schmelzpunkt 194"^), der auch beim Wüschen beider Substanzen sich nicht wesentUch änderte. Es lag daher die Vermutung sehr nahe, daß eine Methy- lierung bezw. Aethyherung des Kvisparins überhaupt gar nicht ein- getreten, sondern vielmehr durch die Einwirkung des AgOH bezw. KOH der CHgJ- bezw. CoHsJ-Rest als solcher abgespalten ist und diese Abspaltung des Komplexes zu einem Isomeren des Kusparins, das durch molekulare Umlagerung entstanden sein dürfte, geführt hat. Hiermit steht auch die weitere Beobachtung in Einklang, daß 1) Arch. d. Pharm. 233, 410-423. *) Ob bei 105" Wassor oder ein anderer flüchtiger Bestandteil wegueht ist bisher noch unentschieden. ^) Beckurts gibt für Methylkusparin l'JU'', für Aethyl- kusparin 190—191" als Schmelzpunkt an. 282 J. Tröger u. W. Beck: Angosturaalkaloide. analoge Behandlung des Jodpropylates mit Kalilauge gleichfalls zu einem bei 194" schmelzenden Produkt führte. Einwirkung von AgOH auf das Jodmethylat des Kusparins. Digeriert man die Lösung des Jodmethylates in heißem Wasser mit feuchtem Silberoxyd in der Wärme und filtriert rasch die heiße Flüssigkeit, so erhält man aus dem Filtrate weiße prismatische Nadeln, die nach dem Umkrystallisieren aus Alkohol bei 194° schmelzen. Wenn man den Versuch im kleinen ausführt, und die lauwarme wässerige Jodmethylatlösung mit feuchtem AgOH schüttelt, so zeigt die vom AgOH und AgJ filtrierte Flüssigkeit alkalische Reaktion und setzt erst beim Stehen das Reaktionsprodukt ab, das man sonst direkt in heißer Lösung erhält. Diese alkalische Re- aktion der wässrigen Lösung spricht für eine Ammoniumbase, die erst vermuthch durch hohe Temperatur eine Spaltung unter Bildung des bei 194"* schmelzenden Reaktionsproduktes erfährt. Bei späteren Versuchen wurde dieselbe Verbindung dadurch bereitet, daß das in wenig Alkohol suspendierte Jodmethylat mit festem Aetzkali bis zur Lösung erhitzt, dann mit Wasser bis zur Krystallabscheidung verdünnt und schließhch die Fällung aus Alkohol, meist aber aus Benzol umkrystallisiert wurde. Ferner ist die Bildung des bei 194*^ schmelzenden Produktes noch beobachtet worden, als bei Darstellung des Jodmethylates Kusparin und Jod- methyl (letzteres in sehr großem Ueberschuß) erhitzt worden war. Das halogenfreie Reaktionsprodukt zeigte den obigen Schmelz- punkt und Analysenwerte, die mit denen eines Produktes überein- stimmten, das einmal aus Benzol erhalten und ohne nochmaliges Trocknen bei 105**, also nur lufttrocken analysiert war. Analysen des bei Einwirkung von überschüssig em Jodmethyl auf Kusparin erhaltenen Produktes vom Schmelzpunkt 194": 1. 0,1014 g Substanz lieferten bei der Elementaranalyse 0,2622 g CO2, entsprechend 70,62% C und 0,0542 g HgO = 5,94% H. 2. 0,1004 g Substanz lieferten 0,2588 g COg = 70,30% C und 0,0530 g HgO = 5,87% H. 3. 0,2825 g Substanz lieferten bei der Stickstoffbestinunuug bei 19" und 753 mm Druck 10,7 com = 4,29% N. Analysen eines aus Jodniethylat mit Kalilauge erhaltenen lufttrockenen bei 194" schmelzenden Produktes: 1. 0,1067 g Substanz lieferten 0,2746 g CO2 = 70,19% C und 0,0600 g H2O = 6,25% H. J. Trögor u. W. Bock: Augosturaalkaloido. 283 2. 0,1561 ii Substanz liofuitoii 0,4000 j,' COg = 70,93";, C und 0,0885 g H2O = 6,80% H. Analysen eines aus Benzol krystallisierton lj(;i 194" schmelzenden Produktes: 1. 0;i056 g Substanz lieferten 0,2736 g COg = 70,66% C und 0,0582 g H2O = 6,12% H. 2. 0,1230 g Substanz lieferten 0,3160 g COg = 70,07% C und 0,0636 g H2O - 6,70% H. Auffallend an solchen lufttrockenen Produkten ist ihr schwan- kender Gewichtsverlust, wenn man bei 105" bis zur Gewichtskonstanz troclaiet. So wurden zum Beispiel bei einem solchen Produkte, das aus Alkoliol kry;stallisiert war, folgende Werte erhalten: Gewichtsverluste bei 105°: 1. 0,0992 g Substanz verloren bei 105" 0,0056 g, entsprechend 6,64% Vrrlust. 2. 0,0706 g Substanz verloren 0,0052 g, entsprechend 6,79% Verlust. 3. 0,0956 g Substanz verloren 0,0058 g = 6,07%. 4. 0,1355 g „ „ 0,0113 g = 8,34%. 5. 0,1336 g „ „ 0,0134 g = 10,03%. Eine andere aus Benzol krystallisicrte Probe gab bei 105° folgen de Verluste: 1. 0,1045 g Substanz verloren 0,0057 g = 6,46%. 2. 0,1235 g „ „ 0,0062 g = 6,02%. 3. 0,1007 g „ „ 0,0056 g = 5,66%. 4. 0,1226 g „ „ 0,0071 g = 5,79%. Werden die bei 105" bis zur Gewichtskonstanz getrockneten Produkte analysiert, so erhält man immer die gleichen Werte, ganz gleich, ob man Alkohol oder Benzol zum KrystalHsieren be- nutzt hat. Analysen eines bei 105 " getrockneten Produktes (aus Alkohol Icj^stallisiort): 1. 0,0936 g Substanz lifferton bei der Eleuieutaranalyse 0,25:52 g CO2. entsprechend 73,78% C und 0,0484 g HgO = 5,70% H. 2. 0,0714 g Substanz lieferten 0,1948 g COg = 74,41% C und 0,0380 g H2O = 6,91% H. Analysen eines bei 105" getrockneten Produktes (aus Benzol krystallisiert) : 3. 0,1173 g Substanz lieferten 0,3190 g CO2 = 74,17% C und 0,0608 g H2O = 6,76% H. 284 J. Trögor u. W. Beck: Angosturaalkaloide. 4. 0,0988 g Substanz lieferten 0,2686 g CO2 = 74,14';'o C und 0,0495 g H2O = 6,57% H. 5. 0,0951 g Substanz lieferten 0,2597 g CO2 = 74,47% C und 0,0482 g H2O = 5,63% H. 6. 0,1155 g Substanz lieferten 0,3162 g CO^ = 74,66% C und 0,0591 g H2O = 5,69 Oq H. Daß man aber meist aus Benzol ein Produkt erhält, das bei 105" keinen Ge\nchtSA'erlust zeigt, lehren die Analysen eines lufttrockenen Produktes : 7. 0,1378 g Substanz lieferten 0,3752 g CO2 = 74,26% C und 0,0692 g H2O = 5,57% H. 8. 0,1352 g Substanz lieferten 0,3702 g CO2 = 74,67% C und 0,0692 g H2O = 5,69"o H. 9. 0,1784 g Substanz heferten 0,4824 g CO2 = 73,75% C und 0,0880 g H,0 = 5,48% H. 10. 0,1338 g Substanz lieferten 0,3636 g CO2 = 74,11% C und 0,0670 g H2O = 5,56% H. 11. 0,1026 g Substanz lieferten 0,2794 g CO2 = 74,26% C und 0,0532 g H2O = 5,80% H. 12. 0,0978 g Substanz lieferten 0,2656 g CO2 = 74,07% C und 0,0510 g H2O = 5,79''o H. 13. 0,0992 g Substanz lieferten 0,2704 g CO2 = 74,33% C und 0,0460 g H2O - 5,15 Po H. 14. 0,2552 g bei 105" getrockneter Substanz lieferten bei der Stickstoffbestimmung bei 24" und 759 mm Druck 10,5 ccm, ent- sprechend 4,58% N. Vergleicht mau die letzten Werte und diejenigen, welche mit dem bei 105'' getrockneten Produkte erhalten sind, so findet man, daß sie sehr gut mit der nunmehr als richtig erkannten älteren Kusparinformel in Einklang zu bringen sind. Berechnet auf die Formel Ci^Hi.NO«: C = 74,26"^ H = 5,57% X = 4,62% Gefunden : 1. 2. 3. 4. 5. C = 73,78 74,41 74,17 74,14 74,47% H = 5,75 5,91 5,76 5,57 5,63% 6. 7. 8. 9. 10. C = 74,66 74,26 74,67 73,75 74,11% H = 5,69 5,57 5,69 5,48 5,56% 11. 12. 13. 14. C = 74,26 74,07 74.33% — H = 5,80 5,79 5,15% — N = - — — 4,58% J. Träger u. W. Book: Angosturaalkaloide. 285 IMatinsiilz der bei J04" sehmelzcndon Verbiiidun;;. Dieses Salz erhält man duicli AufHist'ii der gcMianiiten Ver- bindung in alkoholischer Salzsäure und Filtrieren der heißen Lösung nach Zusatz von wässeriger Platinohloridlösung. Es bildet ein schwach eigelb gefärbtes Pulver, das unter dein Mikrosko]) Krystallnadcin erkennen läßt, die zu sternförmigen (Jebilden zusammengetreten sind. Der Schmelzpunkt ist unscharf oberlialb 185". A n a 1 y s e n des bei 105° g o t r o c k n o t e n P 1 a t i n s a 1 sc e s : 1. 0,1846 g Substanz lieferten beim Veraschen 0,0350 g Pt, cnt.sj)reclieud 18,96% Pt. 2. 0.2662 g Substanz lieferten 0,0498 g Pt = 18,71%. 3. 0,2317 g „ „ 0,0434 s Pt = 18,73%. 4. 0,2160 g „ „ 0,0406 g Pt = 18,80%. Bereclinet auf die Formel (Cj9Hi-N03)2H2PtClß: Pt = 19,04%. Gefmiden: 1. 2. 3. 4. Pt = 18,96 18,71 18,73 18,80",; Kitroverbindiing der bei 194" sclimelzenden Verbindung. Erhitzt man die bei 194" schmelzende Verbindung in Eis- essig mit rauchender Salpetersäure in analoger Weise wie es T r ö g e r und R u n n e beim Kusparin getan, so beobachtet man beim Erwärmen auf dem Wasserbade keine Kohlensäureentwickelung, wie es beim Kusparin der Fall ist. Nachdem man kurze Zeit auf dem Wasserbade erwärmt hat, gießt man in Wasser, sammelt den gelblichen schleimigen Niederschlag, setzt ihn durch Digerieren mit Wasser und Ammoniak bei \^'asserbadwärme um (für den Fall, daß das Nitrat des Nitroproduktes gebildet ist) und krystallisiert den abgesaugten und mit heißem Wasser gut nachgewaschenen Niederschlag aus viel Alkohol um. Auf diese Weise resultierte die Nitroverbindung in grünlichgelben (seluvefelgelben) Krystallen vom Schmelzpunkt 234 — 235". Das Produkt ist \\asserfrei, zeigte bei 105" keinen Gewichtsverlust. Analysen des Nitroproduktes verschiedener D a r s t e 11 ti n g : 1. 0.1040 g Substanz lieferten bei der Elenientaranalyse 0,2478 g COo = 64,S20o C imd 0,0434 g HgO = 4,64% H. 2. 0,1160 g Substanz lieferten 0,2749 g CO, = 64,63';o C und 0,0492 g H2O = 4,71% H. 3. 0,1192 g Substanz lieferten 0,2830 ,or)%. 3. 0,008S g „ ,, 0,01)05 g = !t,r)l%. 4. 0,105;J g „ „ 0,0076 g -= 7,21%. 6. 0,1052 g „ „ 0,0124 g = 11,79%. 6. 0,1040 g „ „ 0,0090 g = 8,65%. 7. 0,2916 g „ „ 0,0332 g = 11,39%. Es ist auch hier ohne weiteres nicht zu sagen, ob der bei 105" eintretende Ge\vichtsverhist von einer Abspaltung von Wasser oder eines flüchtigen Bestandteiles herrührt und ob möglicherweise die außerordentlich schwankenden Werte für den bei 105° eintreten- den Gewichtsverlust auf eine H2O- Auf nähme des Produktes beim Liegen an der Luft zui'ückzuführcn sind. Mögen nun auch diese Werte ziemlich schwankend ausfallen, so stimmen andererseits die Elementaranalysen werte eines bis zur Gewdchtskonstanz ge- trockneten Produktes gut unter sich und mit den für die ältere Kusparinformel berechneten Werten überein. Daß auch, wenn man hölier als 105" nämlich auf 140° erhitzt, die Zusammensetzung die gleiche bleibt, wie die eines bei 105° getrockneten Produktes, zeigen die Analysen (C = 73,96 und 74,38; H = 5,26 und 5,55%), die mit einem bei 140° bis zur Gewichtskonstanz erhitzten Produkt ausgeführt sind. Analysen des bei 105" getrockneten Produktes: 1. 0,1035 g Substanz lieferten bei der Elcinentaranalyse 0,2816 g CO2, entsprechend 74,20% C und 0,0500 g HgO = 5,37% H. 2. 0,1.141 g Sut>stanz lieferten 0,3088 g CO2 = 73,81 "o C imd 0,0574 g H2O = 5,69% H. 3. 0,0893 g Substanz lieferten 0,2414 g CO.. = 73,72% C und 0,0452 g H2O = 5,62% H. 4. 0,0977 g Substanz lieferten 0,2656 g CO, = 74,12% C und 0,0500 g H2O == 5,69% H. 5. 0,0928 g Substanz lieferten 0,2530 g CO, = 74,35% C und 0,0468 g H,0 - 5,60% H. 6. 0,0950 g Substanz lieferten 0,2591 g CO, = 74,38% C und 0,0470 g H2O = 5,50% H. 7. 0, 1003 g Substanz lieferton 0,2720 g CO,, entsprechend 73,96 %C »ukI 0,0475 g H,0 = 5,26% H. 8. 0,1317 g Substanz lieferten 0,3592 g CO2 = 74,38% C und 0,0658 g H2O = 5,55% H. 9. 0,2581 g Substanz lieferten bei der Stickstofflx'stiiiununi; hei 22" und 761 mm Druck 10,3 ccm N = 4,49%. Bereclmet auf die Fonnoln: C,,H,,NO.,: C,9H,sX0,.C,H,: C = 74,26 C = 75,22% H = 5,57 H = 6,27%» N ^ 4,62 N = 4,18%. 288 J. Tröger u. W. Beck: Angc )sturaalk8 iloide. c = H = 1. 74,20 5,37 2. 73,81 5,59 Gefunden : 3. 73,72 5,62 4. 74,12 5,69 5. 74,35% 5,60% C = H = 6. 74,38 5,50 7. 73,96 5,26 8. 74,38% 5,55% 9, N - - - - 4,49% Es liegt also nach diesen Analysenwerten unter keinen Um- ständen ein Aethylkusparin, sondern höchstens eine dem Kusparin isomere und mit der aus dem Jodmethylate bereiteten bei 194'' schmelzenden Verbindung identische Verbindung vor. Zur weiteren Kontrolle wurde auch hier ein Platinsalz be- reitet, das ein ähnliches Aussehen wie das bei der oben beschriebenen Verbindung (Schmelzpunkt 194°) erhaltene Platinsalz hatte. Platinsalz der bei 194 ^ schmelzenden Verbindung. Das Salz wird analog dem obigen Platinsalz bereitet und bildet ein schwach eigelbes Pulver, das aus mikroskopischen Nadeln be- steht, die zuweilen zu sternförmigen Gebilden zusammengetreten sind. Der Schmelzpunkt ist ebenfalls unscharf, er liegt oberhalb 185". Analysen des bei 105" getrockneten Platinsalzes: 1. 0,1770 g Substanz lieferten bei der Veraschung 0,0336 g Pt, entsprechend 18,98% Pt. 2. 0,1372 g Substanz lieferten 0.0258 g Pt = 18,80%. 3. 0,1566 g „ „ 0,0294 g Pt = 18,77%. Berechnet auf die Formeln: (C%Hi,N03)2H2PtCle : {C%Hi6N03C2H5)2H2PtCle : Pt = 19,04% Pt = 18,05% Gefunden : 1. 2. 3. Pt = 18,98 18,80 18,77% Einwirkung von KOH auf das Jodpropylat. Um die eigentlich schon so gut wie bewiesene Bildung einer dem Kusparin isomeren Verbindung bei Einwirkung von KOH auf das Jodmethylat und Jodäthylat noch mehr zu erhärten, ist mit dem Jodpropylat die gleiche Umsetzung ausgeführt, die mit KOH in wenig Alkohol zu einer Verbindung von dem Schmelz- punkt 194" führte. Die Verbindung bildet rein weiße glänzende Prismen, wenn man sie aus wenig Alkohol krystallisiert und zeigt nach dem Trocknen bei 105" bis zur Gewichtskonstanz die folgenden Werte : J. Tröger u. \V. Beck: Angosturaalkaloide. 289 G e w i c h t s \' e r 1 II s t bei 105": 1. 0,1352 g Substanz verloren beim Trocknen 0,0087 g = 6,43%. 2. 0,1228 g Substanz verloren 0,0073 g = 5,92%, 3. 0,0667 g „ ., 0,0034 g = 5,10%. 4. 0,1469 g „ „ 0,0079 g = 5,380,;. 5. 0,1300 g „ „ 0,0074 g = 5,69%. 6. 0.2114 g „ „ 0,0122 g - 5,770o- A n a 1 3^ s e n : 1. 0,0794 g Substanz lieferten bei der Elenientaranalyse 0,2154 g COo, ent.sprechend 73,98% C. (Die Wasserstoffbestinimung verunglückte.) 2. 0,1265 g Substanz lieferten 0,3454 g COo = 74,47% C und 0.0654 g HaO = ö.74«o H. 3. 0,1155 g Substanz lieferten 0,3144 g CO., = 74,240o C und 0,0578 g H2O = .>,56% H. 4. 0,0633 g Substanz lieferten 0,1712 g COo = 73,76% C und 0,0318 g HoO = 5,58 "o H. 5. 0,1390 g Substanz lieferten 0,3778 g CO., = 74,12?^ C und 0,0686 g HoO = 5,48% H. 6. 0,1226 g Substanz lieferten 0,3340 g CO., = 74,30% C und 0,0604 g H,0 = 5,47^0 H. 7. 0,1992 g Substanz lieferten bei 758 mm Druck und 23» 8,2 ccm N = 4,61%. Berechnet auf die Formel C'igHj-XOj: C ^ 74,26% H = 5,570^ N - 4,62% Gefunden : 3. 4. ö. 6. 7. 74,24 73,76 74,12 74,30% - 5,56 5,58 5,48 5,47% - - - - - 4,61% Da Jodmethylat, Jodäthylat und Jodpropylat bei der Be- handlung mit AgOH bezw. KOH zu der gleichen bei 194*^ schmelzen- den Verbindung von der Zusammensetzung des Kusparins führen, so spricht diese Umsetzung dafür, daß das Alkyl nicht für ein H-Atom unter Bildung eines Methyl-, Aeth3'l- oder Propylkusparins einge- treten ist, sondern ein Isomeres des Kusparins entstanden ist. Daß in allen Fällen das gleiche Produkt entsteht, beweisen nicht allein die Analysen, sondern auch der Umstand, daß das aus Propylat erhaltene Produkt vom Schmelzpunkt 194*^ seinen Schmelzpunkt nicht ändert, wenn man es mit der bei 194'^ schmelzenden Verbin- dung, die aus deui Jodmetliylat bezw . Jodäthylat bereitet iot, mischt. Aroh. d. Pharm. CCLI Bds 4 Heft. 19 1. 2. C = 73,98 74.47 H = - 5,74 N = - — 290 L. Variino u. P. Sachs: Anhang. Zum Schluß sei noch bemerkt, daß das zu obigen Versuchen dienende Kusparin keine optische Aktivität zeigt. Ferner gelang weder im Kusparin noch im Pyrokusparin noch in dem ]S[itroprodukt C17H14X2O4 der Nachweis einer OH- Gruppe, und die Anwesenheit einer Ketogruppe ließ sich im Kusparin mittels Oximierung nicht nachweisen. Spaltungsversuche des Ku.sparins mit alkohohscher Kahlauge und alkoholischer Salzsäure im Rohr bei Wasserbadwärme fielen gleichfalls negativ aus. Mitteilung aus dem Chemisclien Laboratorium der Akademie der Wissenschaften zu München. Ueber Verbindungen des Hexamethylentetramins mit verschiedenen Silbersalzen. Von L. V a n i n o und P. S a c h s. (Eingegangen den 3. IV. 1913.) Im Kommentar zum Deutschen Arzneibuch lesen wir auf S. 664, daß Hexamethylentetramin mit Silbernitrat eine Verbindung ein- geht, deren Zusammensetzung der Formel 2 C6H12N4 3 AgNOg ent- spricht. Verfolgt man die Literatur, so zeigt sich, daß schon dem Entdecker des Urotropins, B u 1 1 e r o w, bekannt vvar, daß diese Base mit Silbernitrat reagiert. Die ersten ziffernmäßigen Belege hierfür stammen von P r a t e s i ^). Zwecks Darstellung brachte genannter Forscher eine wässerige Hexamethylentetraminlösung mit einer wässerigen Lösung von Silbernitrat zusammen. Er fand die Zusammensetzung 3 AgNOg . 2 C6H12N4. Auch Delepine^) beschäftigte sich mit der Analyse des Salzes, fand aber die Zusammensetzung AgXOg.CeH.^X^. Einige Jahre später untersuchte Grützher ^) diese Ver- bindung und berichtete, daß sich Silbernitrat je nach den Bedin- 1) Gazz. chim. ital. 13 (1883), 437. 2) Cornpt. rend. 119 (1894), 1211. ') Arch. d. Pharm. 236 (1898), 370. Silbersalze des Hexainethylentetrainins. 291 gungen in verschiedenen Verhältnissen mit Hexametliylentetramin verbinden kann. Dieser Widersprucli veranlaßte uns, die genannte Reaktion einer nochmaUgen Untersuchung zu unterziehen, und wir gestatten uns darüber zu berichten. Nach der schon erwähnten Methode von P r a t e s i erhielten wir keine konstanten Werte, nach der einen Methode von Grützner dagegen, die darin besteht, daß man zu über- schüssiger Silbeilösung eine wässerige Lösung von Hexa- metliylentetramin gibt, erhielten wir die Verbindung AgN03.C6Ni2N4. Die gleiche Verbindung erhielten wir aus einer konzentrierten 8ilbernitratlösung und salpetersaurem Hexamethylentetramin unter Kühlung, sowie aus einer annnoniakalischen Silberlösung mit salpetersaurem Urotropin. Immer resultierte das Verhältnis 1:1. Resultate: Berechnet auf AgN03.C6Hi2N4: 23,23% C 3,90% H 34,80% Ag eiefunden 23,38"o C 4,29% H 34,96, 34,52, 34,88, 34,63, 34,67% Ag Im Anschluß daran möchten wir noch über einige Verbin- dungen des Hexamethylentetramins mit Silbersalzen berichten. Hexamethylenteti-amin-FIuorsilber : C6H12N4.AgF.3H2O. Zur Darstellung dieses Salzes gibt man tropfenweise be- rechnete Mengen einer konzentrierten, wässerigen Fluorsilberlösung zu konzentrierter wässeriger Hexamethylentetraminlösung. Sofort entsteht ein Niederschlag, der, wenig gewaschen, auf Ton gepreßt und in einem Platingefäß im Exsikkator getrocknet wurde. Analyse: Berechnet: 33,61% Ag 22,43% C 5,65% H Gefunden: 34,07% Ag 22,74% C 5,75% H Die Verbindung krystallisiert in feinen Nadeln und zersetzt sich leicht in Glasgefäßen. Hexamethylentetraniin-Chiorsilber : C6H12N4 . 4 AgCl. Die Verbindung ist bereits von D e 1 e p i n e ^) beschrieben worden. Genannter Forscher erhielt sie aus Hexamethylentetramin- chlorhydrat und Silbernitrat, Lösen des Niederschlags in Ammoniak und Verdunsten der Lösung im Vakuum. 1) Compt. rend. 119 (1894), 1211. 19^ 292 L. Vanino u. P. Sachs: Einfach läßt sich die Verbindung auch darstellen aus einer ammoniakalischen Chlorsilberlösung und konzentrierter wässeriger Hexamethylentetraminlösung. Sie büdet harte, prismatische Krystalle. Berechnet: 60,40% Ag lO.Og^o C l,69"o H Gefunden: 60J2o^ Ag 10,51% C 1,99% H - 10,02% C 1,83% H Hexamethylentetramin-Bromsilber : C6H12N4 . 3 AgBr. Die Darstellung gelingt, wenn man zu einer alkoholischen Hexamethylentetraminlösung tropfenweise eine entsprechende Menge einer erwärmten konzentrierten ammoniakahschen Brom- silberlösung hinzugibt. Die letztere muß so konzentriert sein, daß beim Erkalten eine Ausscheidung erfolgt. Der entstandene Nieder- schlag ist so fein krystalHnisch, daß er .sich nur schwer filtrieren läßt. ]\Iit Alkohol gewaschen und auf Ton getrocknet gibt das Produkt folgende Werte: Berechnet: 46,01% Ag l(),23°o^' 1.76"o H Gefunden: 45,620o Ag 9,96'^o C 2,06Oo H Hexamethylentetramin- Jodsilber : CeH^gN^.S AgJ. Jodsüber wird in JodkaUum gelöst und mit der ent,sprechenden Menge einer konzentrierten wässerigen Hexamethylentetraminlösung versetzt. Es scheidet sich sofort ein feinpulveriger, schwer zu fil- trierender Niederschlag ab. der mit JodkaUumlösung, Wasser und Alkohol gewaschen \\'urde. Berechnet: 38,32'^o Ag SM°o ^' ^^^^^o H Gefunden: 38,08 «^ Ag 9,07% C 1,86^0 H - 9,01% C l,96"o H Diese Halogensüberverbindungen zeigen die interessante Eigen- schaft, hchtbeständig zu sein mit Ausnahme des Fluorsilbers. Hexamethylentetramin-Silberchlorat : CßHigN^.AgClOg.HoO. Hexametliylentetramin in Alkohol gelöst gibt mit alkoholischer Silberchloratlösung unter Zusatz von etwas Wasser einen weißen Niederschlag. Berechnet: 30,86^« Ag 20,60% C 4,03^^ H Gefunden: 30,90^^ Ag 20,55% C 4,40'^^, H .30,74% Ag Die Verbindung ist in Wasser ziemlich leicht löslich. Beim Erhitzen verpufft .sie unter dumpfen Knall. Silbersalze des Hexamethylentetramins. 293 Hexaniothyleiitetraiiiin-Silberoxalat : CeHi2N4.Ag2C204. Man löst Silberoxalat in konzentriertem Ammoniak und versetzt es mit konzentrierter Hexamethyk^ntetraminlösung, es fällt zunächst noch kein deutlic'ner Niederschlag aus. Erwärmt man aber diese Lösung auf dem Wasserbad unter gelindem Druck (zugestopftem Erlenmeyerkolben), so scheidet sich eine m ciße, krystal- linische Masse aus. Die Analyse zeigt jedoch, daß die Werte stets zwischen den aus CeHi2N4.Ag2Co04 und (C6Hi2N4)2 . Ag2C204 theore- tisch berechneten schwanken. Es fallen die beiden Salze in wechseln- dem Verhältnisse nebeneinander aus. Läßt man die Lösung dagegen im Exsikkator langsam abdunsten, so bilden sich schöne Sphäriten von feinen Kristallnadeln. Die Silberbestimmung ergab folgenden Wert: Berechnet: 48,60% Gefiuiden: 0,1741 angew. Substanz 48,30% 0,2301 angew. Substanz 48,95% Die Silberbestimmung wurde in der Weise ausgeführt, daß das betreffende Salz, soweit es eine zerstörbare Silber Verbindung enthielt, verglüht \\airde. Der Silberrückstand, in Salpetersäure aufgelöst, konnte direkt mit Rhodanammon titriert werden. Bei den Verbindungen, die die beständigen Halogensilbersalze enthielten, Murde das Salz in verdünnter Salpetersäure gelöst, gekocht, bis keine Formaldehyddämpfe sich entwickelten, und das unlösliche Halogensilbersalz direkt gewogen. Silberchlorat-Hexa- methylentetramin verpufft beim Erhitzen, daher mußte hier durch anhaltendes Erhitzen mit salpetersäurehaltigem Wasser ev. unter Zusatz von schwefliger Säure das Chlorat allmählich in Chlorid übergeführt und dieses direkt im Goochtiegel bestimmt werden. 294 L. Vanino: Ferrum carbouicum saccharatum. lieber das Ferrum carbonicum saccharatum. Von L. V a n i n o. (Eingegangen den 3. IV. 1913.) Das Eisenkarbonat wird bekanntlich mit Rohrzucker versetzt, um es gegen den Sauerstoff der Luft widerstandsfähiger zu machen. Bland und V a 1 1 e t führten dieses Präparat in den Arznei- schätz ein. In welcher Weise die Wirkung des Zuckers zu denken ist. dafür, lesen wdr in dem ausgezeichneten Kommentar zum Arznei- buch von B. H a g e r, Fischer und H a r t w i c h, ist noch keine hinreichende Erklärung gegeben worden. Die übliche Redens- art: „der Zucker wirkt reduzierend", umschreibt die Tatsache, erklärt sie aber nicht. Diese Redensart ist meiner Ansicht nach widersinnig, denn bekanntlich wirkt der Rohrzucker erst dann reduzierend, wenn er in Monosen übergeht. Viel plausibler scheint mir es, wenn man dem Zucker die Rolle eines verzögernd Avirkenden Katalysators zuspricht, also die gleiche Rolle, welche unter Umständen dem Alkohol oder Zinn- chlorür bei den Sulfiten zukommt. Die Oxydation kann bei den- selben bedeutend verzögert werden, wenn man z. B. den Lösungen der Sulfite Alkohol oder Spuren von Zinnchlorür hinzufügt. Man könnte mir allerdings entgegenhalten, daß dieses bis jetzt nur bei den Lösungen beobachtet worden ist. Demgegenüber möchte ich darauf hinweisen, daß auch der Feuchtigkeitsgehalt der Luft in Erwägung gezogen werden muß. E. Rupp u. >f. Mäder; Bestitiiiiumg des Hydroxylamins. 295 Mitteilung aus dem pharmazeutisch-chemischen Institut der Universität Königsberg. Zur Bestimmung des Hydroxylamins. Von E. Rupp und H. Mäder. (Eingegangen den 15. IV. 1913.) Xacli M e y e r i n g h^) soll Hydroxylamin im Sinne der Gleichung 2 XH,.OH - 2 J, = X.,0 - HoO - 4 H.T jodonietrisch bestimmbar .sein, indem man bei Gegenwart von ,, Magnesia" oder Xatriumpho.sphat mit überschüssiger Jodlösung oxydiert und mit Thiosulfat zurücktitriert. Diese Bestimmungsweise ist in verschiedene, zum Teil aller- iitueste Lehrbücher der analytischen Chemie übergegangen, und findet man als jodwasserstoffbindendes Agens selbst gebrannte Magnesia empfohlen. Wir haben das Verfahren einer Nachprüfung unterzogen, da uns folgende Bedenken gegen dessen Exaktheit zu bestehen .scheinen : 1. Es ist Mahrscheinhch, daß weiße Magnesia, d. h. basisches Magnesiumkarbonat, und natürlich noch vielmehr gebrannte Magne- sia genügend Hydroxylionen in Lösung senden, um eine merkbare Menge Jod als Jodid bzw. HypoJodid zu binden, das für die Rück- titration verloren geht bzw. mit Thiosulfat anders reagiert wie ^elementares Jod. 2. Es ist unwahrscheinlich, daß in einem j od- Jodwasserstoff - haltigen Reaktionsgemische eine Festlagerung auf die labile Ox}-- dationsstufe Stickoxydul statthaben sollte. Zu 1 ^\•urden 10 ccm ° j^-Jod und ca. 25 ccm Wasser mit 0,5 g des Xeutralisators versetzt und nach 5 — 60 dünnten mit "^/jo-Tliiosulfat austitriert. Es erwiesen sich als gebunden von XaoHPOi nach ö Min. 0,1 ccm "J^Q-Jod Xa.,HPO, Xa:HPOi . 30 . 60 bas. MgCOs . bas. MffCO, , bas. MsCO, , .5 , 30 . 60 MgO M2O 5 . 30 , 60 0,1.5 ,. 2.5 .. 1 8 .. 2 3 ,. 2 i .. ö .. ö 85 .. 5 95 .. 1) Bari. Ber. 10, 1940. 296 E. Rupp u. H. Mäder: Bestimmung des Hydroxylamins. Die Versuche zeigen, daß die vermutete Fehlerquelle in der Tat vorhanden ist, wenn auch in den jod^^asserstoffent^vickelnden Reaktionsgeinfschen des Hydroxylamins, der ,, innere Jodverbrauch" den hohen Betrag der neutralen Blindversuche nicht erreichen wird. Wir wendeten uns nun einer Prüfung der Beständigkeit von Stickoxydul als jodoxydi metrischem Hydroxylaminprodukt zu, denn diese vorausgesetzt, wäre obige Fehlerursache unter Um- ständen dadurch ausschaltbar ge\\esen, daß man den Jodüberschuß nicht in neutraler, sondern in nachträglich gesäuerter Lösung zurücktitrierte. Existierte die Stickoxj^dulbeständigkeit, so mußte die Konstanz der Titrationswerte erhalten bleiben, gleichgültig, wie lange Jod und Hydroxjdamin vor der Titration miteinander in Reaktion verblieben. Meyeringh selbst sagt diesbezüglich nur: ,,Ich versetzte die Hydroxylaminlösung mit einer genügenden Menge Magnesia oder Natriumphosphat und einem geringen Ueberschuß von Jodlösung und titrierte zurück mit Hyposulfit." No. Neutralisa tor Reaktiuns dauer n/iQ-Joclverbraucli 1 Bas.MgCO3 0,5-lg 1/2 Std. 2 „ 0,5-1 g 12 „ 3 MgO 0,5 g V2 ,, 4 Natr.-Bikarb.i) 1 g v^ . 5 lg 12 „ 6 0,5 g V2 -^ 7 0,5 g 12 „ 8 2g % .. 9 NaK-Tartr. ..lg V2 ,, 10 lg 12 „ 11 2,5 g Vi .. 12 2,5 g 12 „ 13 ög ¥2 » 14 5 g 12 „ 15 Na-Acet. .... lg Vz ,, 16 lg 12 „ 17 Na-Phosphat . 0,5 g y2 '^ 18 3g Vi .. 19 zusatzfrei ^2 ,> 20 " 12 „ 13,07- -13,2 com = 121,2-123,3% 13,16- -13,2 , = 121,9-123,3% 17,00- -20,5 , = 159,0-190,0% 14,26- -14,34 , = 132,1-132,9% 14,22 , = 130.9% 13,32- -13,44 , = 123,4-124,6% 13,50 , = 125,1% 14,95 , = 138,5% 12,78- -12,82 , = 118,4-118,9% 10,95 , = 101,5% 14,50- -14,54 , = 134,3-134,7% 14,10 , — 130,8% 14,90- -15,03 , = 138,l-140,0Oo 14,54- -14,83 , = 134,7-137,4% 12,24- -12.31 , = 113,4-114,1% 12,11- -12,14 , = 112,2-112,500 10,65 , = 98,70% 12,10 , ' — 112,00% 4,52 , = 41,88% 6,15 , = 56,97% ^) Von T. H a g a mit der Bedingung ganz bestimmter (im voraus kaum ermittelbarer) Konzentrationsverhältnisse empfohlen. Berl. Ber. 20, Ref. 802. E. Rnpp u. H. Mädor: BcstiTiimunIen«en arseniger Säure. ab C An- Berechnet .2 tis 5 M "w ä « S-« s|- Berecbnet äuf 100 ccm gewendet auf 100 ccm J3 h ^l •5.2 " o a ä ^ t Anenigjänrcanhjdrid 3 2 fe o > > Arsenig- säarc- anhjdrid Be(Ofl), Arsenig- säure- iBe(OH).. anhydrid > •• fl e " * 6e a -s *^ S N 2 zurUck- blieben auf- genom- men ccm mg mg mg mg IS" ccm com mg mg 1 450 300 1091 66,6 242.44 3.636 10 5 13,30 (5 65,8 0,8 2 450 600 1091 133,3 242,44 1,818 10 7 26.28 130,0 3,3 •A 450 000 1091 200,0 242.44 1.212 10 b|39,32 194,5 5,4 4 450 1200 1091 266,6 242,44 0,909 10 5,15 251,8 14,8 5 450 1500 1091 333.3 242,44 0,727 10 6,35 314,2 19,1 6 ! 450 1800 1091 400.0 242,44 0,606 10 7.60 375,4 24,5 7 450 2100 1091 466,6 242,44 0,519 10 8,85 438,0 28,6 8 450 2400 1091 533,3 242,44 0,453 10 10,10 499,5 33,7 450 2700 1091 600,0 242,44 0,404 10 11,30 559,1 40,8 10 450 3000 1091 660,6 242,44 0,363 10 12,55 611,9 44,7 11 450 3300 1091 733,3 242,44 0.330 10 13,85 695,3 48,0 12 450 3600 1091 800.0 242,44 0,303 10 15,10 747,1 52,8 13 450 3900 1091 866,6 242,44 0.279 10 16,35 809,1 57,5 \i 450 4200 1091 933,3 242,44 0,265 10 17,65 870,6 62,6 15 450 4500 1091 1000.0 242,44 0,242 10 18,90 935,3 64,6 kularen Stoffen und kommt darin den Hydrogelen der Kieselsäure und des Aluminiumoxyds nahe, für die schon wiederholt eine relativ geringe Oberflächenenergie festgestellt wurde. Das gefällte Beryl- liumhydroxyd erleidet außerdem sehr rasch Aveitgehende Verände- rungen durch molekulare Umsetzungen, welche sich hauptsächlich durch Verminderung der Oberfläehenwirkung kenntlich machen. Das frisch gefällte Berylliumhydroxyd ., altert'" so schnell, daß schon einige Stunden nach der Fällung das Hydroxyd einen dynamisch ganz veränderten Zustand auf\\eist. Da es nicht möglich war, für alle anzustellenden Versuche das hierzu benötigte Berylliumhydroxyd auf einmal zu fällen und zu dosieren, um so eine möghchst gleiche Beschaffenheit des verwendeten Be(0H)2 zu gewährleisten, ergaben sich dadui'ch große Fehlern! öglichkeiten, die das Endresultat erheb- lich beeinflußten. Es mußte deshalb die Arbeitsweise, die für Eisenhydroxydgel, das ein großes Aufnahmevermögen gegenüber arseniger Säure und 312 B. Bleyer u. Er. Müller: Berylliumarsenite. die Alterungserscheinungen nicht in so erheblichem Maße zeigt, sehr befriedigende Ergebnisse brachte, aufgegeben werden. Die geschilderten Mißlichkeiten suchten wir dadurch zu umgehen, daß wir nicht fertiges Hydroxyd verwendeten, sondern dies in statu nascendi auf die arsenige Säure einwirken ließen. Die neue Versuchsanordnung ähnelte der von L o c k e m a n n und Paucke^). Das Wesen der neuen Arbeitsweise bestand darin, daß die Lösung der arsenigen Säure mit Berylliumsalzlösung ge- mischt und durch Hinzufügen der nötigen Ammoniakmenge das Berylliumhydroxyd gefällt wurde. Da das Beryllium mit dem Arsen vorher in der Lösung gleichmäßig verteilt ist, hat das Beryl- humhydroxyd bei seiner Abscheidung die Möglichkeit, an der ganzer. Oberfläche seiner wabigen Struktur das gleichmäßig verteilte Arsen aufzunehmen, während vorher ausgefälltes zusammengeballtes Hydro- oxyd nur eine bedeutend kleinere Oberfläche dem Arsen gegenüber zur Wirkung bringen kann. IL Versuche mit Berylliumhydroxyd in statu nascendi. Für diese Versuche wurden folgende Lösungen hergestellt: 1. Lösung von arseniger Säure: Durch Auflösen von glasigem Arsenigsäureanhydrid in Wasser. 1 ccm enthielt 10 mg Arsenigsäureanhydrid. Kontrolle durch Titration mit Jod- lösung. 2. Lösung von Berylliumsalz: 51,375 g reines BeS04.4H20 (mit bekanntem Gehalt an BeO) wurden in Wasser zu einem Liter gelöst. 1 ccm entsprach 12,5 mg Berylliumhydroxj'd. 3. Zur Fällung des Berylliamhydroxyds wurde eine Ammoniak- flüssigkeit benützt, die in 1 ccm 211 mg NH^OH enthielt (hergestellt durch Verdünnen einer konzentrierten Ammoniak- flüssigkeit und Kontrolle durch Titration mit °/i-HCl). Diese eigenartige Verdünnungsweise wurde aus Zweckmäßig- keitsgründen gewählt, um bei den Versuchen ein konstantes Volumen einhalten zu können. 4. Zur vollständigen Koaguherung und Beschleunigung der Abscheidung des Berylliumhydroxyds wurde eine 10°,^ige Ammoniumchloridlösung bereitgestellt. a) V o r - V e r s u c h e. Es mußten in erster Linie Versuche angestellt werden, um die günstigste Reihenfolge der Mischung der verschiedenen ^) loc. cit. B. Bloyer u. Br. Müllor: Beryll iumarsenite. 313 Lösungen bezüglich fler Aufnahmewirkung festzustellen. Die Miscluing erfolgte in drei verschiedenen Anordnungen: "■) 1. Arsenlösung, 2. Berylliumlösung, 3. Ammoniurachlorid und Ammoniak. ji) 1. Arsenlösung, 2. Ammoniumchlorid und Ammoniak, 3. Berjdliumlösung. y) 1. Berylliuinlösung, 2. Ammoninmchlorid und Ammoniak, 3. Arsenlösung. Es ergab sich für die unter u) angegebene Mischungsreihenfolge die günstigste Wirkungsweise. Die Versuche wurden demnach folgendermaßen vorgenommen : Eine konstante Menge Berylliumlösung wurde mit wechselnden Mengen Arsenigsäurelösung vermengt, dann soviel Wasser hinzu- gegeben, daß nach Hinzufügen der Ammoniumchlorid- und Ammo- niakmenge ein konstantes Volumen erreicht wurde und schließlich unter Umschütteln die entsprechenden Mengen Ammoniumchlorid- und Ammoniaklösungen hinzugegeben. Hierauf wurde das Gemisch bei konstanten Temperaturen so lange geschüttelt, bis sich der Arsen- gehalt der Lösung nicht mehr änderte. Nach dem Absitzen AAiirde die überstehende Flüssigkeit abfiltriert und in aHquoten Teilen des klaren Filtrates nach Neutrahsierung des noch vorhandenen Ammo- niaks mit °/io-HCl (Methylorange als Indikator) die noch vorhandene Arsenmenge in üblicher Weise bestimmt. (Die ersten Tropfen des Filtrates wurden stets verworfen.) Bei allen Reaktionen, die zu einem GleichgeA^-icht führen, ist der Einfluß der Versuchstemperatur mehr oder weniger zu be- rücksichtigen. Das Adsorptionsgleichgewicht zwischen Eisen- oxydhydrat und arseniger Säure wird z. B. in der Kälte viel schneller erreicht als in der Wärme, während beim Aluminiumoxydhydrat die Verhältnisse umgekehrt liegen. Mit dem Berylliumoxydhydrat wurden analoge Versuche bei Zimmertemperatur und in der Siede- hitze (990 + 0,30) angestellt. Letztere Versuchstemperatur wurde dadurch erzielt, daß das Gemisch der einzelnen Komponenten in Jenaer Glasgeräten auf der Asbestplatte unter Rückfluß gekocht wurde. Mehrere Versuche ergaben, daß das GleichgewicJit in allen Fällen bei Zimmertemperatur nach dreistündigem Schütteln und bei der Siedetemperatur nach einstündiger Kochdauer erreicht wift'de. (Ein Absitzeniassen war bei den Kochversuchen unnötig, da die Trennung von Bodenkörper und Lösung schnell erfolgte.) Das Berylliumhydroxyd wird nur von überschüssigem Ammo- niak vollständig abgeschieden, wodurch wieder eine Beeinträchti- 314 B. Bleyer u. Br. Müller: Beryllimwarsemte. giing der Oberflächenenergie erwartet werden könnte, da die Kolloide erwiesenermaßen bei der AusAvahl verschiedener aufzunehmender iondisperser Stoffe in erster Linie ihnen chemisch affine Stoffe bevorzugen, wodurch die Oberflächenenergie zum Teil gebunden wird und nur noch nebensächlich für die Aufnahme der anderen Stoffe in Betracht kommt. Versuche ergaben infolge der geringen chemischen Affinität zwischen dem Berylliumhydroxyd und Ammo- niak einen kaum merklichen Einfluß der verwendeten Ammoniak- menge auf die Oberflächen Wirkung des Berylliumhydroxyds. Zur Erzielung vergleichbarer Resultate \Aurde bei allen Versuchen eine Ammoniakmenge angewendet, die der vorhandenen Berylhumsalz- menge doppelt äquivalent war (Be" + 2-1-2 (OH)') und zur voll- ständigen Koagulation und Beschleunigung der Abscheidung des Berylliumhydroxyds vor der Fällung mit Ammoniak gleichmäßig 20 ccm 10%ige Ammoniumchloridlösung zugegeben. Die endgültige Versuchsanordnung ergab sich aus vorstehen- dem also so, daß die in Büretten genau abgemessenen Flüssigkeits- mengen in der angegebenen Reihenfolge vermengt, das Gemiscli bei Zimmertemperatur 3 Stunden lang geschüttelt bezw. 1 Stunde lang gekocht und in dem nach dem Absitzenlassen erhaltenen klaren Filtrat die noch vorhandene Menge von arseniger Säure ermittelt wurde. b) E n d g ü 1 1 i g e V e r s u c h e. (Reaktionsisothermen zwischen frisch gefälltem Beryllium- hydroxyd und Arsenigsäurelösung bei Zimmer- und bei Siede- temperatur [99« + 0,3"]). Die nachstehenden Tabellen geben Aufschluß über die Anord- nung, Durchführung und das Ergebnis der einzelnen Versuche. Tabelle 2: Verteilung der arsenigen Säure zwischen Be- rylliumhydroxyd und Wasser bei Zimmertemperatur. Zur besseren Veranschauhchung der in der Tabelle nieder- gelegten Resultate wurden in einem rechtwinkeligen Koordinaten- system der -fünffache Wert der nach dem Schütteln noch vorhan- denen Menge Arsenigsäureanhydrides als Abscisse und der zwanzig- fache Wert des aufgenommenen Arsenigsäureanhydrids als Ordinate aufgetragen. Wie aus der Figur 2 (Kurve Ij ersiclitlich ist, zerfällt die erhaltene, gegen die Abscisse konkave Kurve deutlich in zwei sich schneidende Aeste. Beide Aeste zeigen den für Adsorptiohs- erscheinungen typischen Verlauf und scheinen am besten durch die allgemeine Form einer Parabel dargestellt zu werden, also durch die Gleichung y = b.x* oder log y = a.log x -^ log b oder wenn B. Bleyer u. Er. Müller: Berylliumarsenite. 315 Tabelle 2. Aufuahiiu' von aisciiitror Säuic durch Borylliumhjiiroxyd in statu naseendi bei Zininicitcnjporatur ((jiIcichmMvicht nach drcistiindi!>cni Scliiittcln). Ivonstanto Menden von Bcrylliunihydr(».\yd. konstante Vcisuchsvolunicn, konstante .\ninioniaknicni,MMi (doppelt äquivaUMif), wechselnde Men<^:en arsenlu:er Säure. An- ewendet Argenig- sänre- anhjdrid mg 1 480 300 9 480 600 :J 480 900 1 4 480 1200 3 1 480 1500 6 480 1800 7 480 2100 8 480 2400 9 480 2700 10 480 3000 1 11 480 3300 1 12 , 480 3600 13 : 480 3900 650 650 650 650 650 650 650 650 650 650 650 650 650 Berechnet auf 100 ccm Arsenig- säure- anhydrid mg: 62,5 125.0 187.5 250,0 312,5 375,0 437,5 500,0 562,5 625,0 687,5 750,0 812,5 ße(OH)o 141,67 141,67 141.67 141,67 141,67 141,67 141,67 141,67 141.67 141,67 141,67 141,67 141,67 Z ■■et ^ x p a -a £ o ccm 2,266 50 1.133 50 0,755 50 0.566 50 0,443 25 0,369 25 0,316 25 0.270 25 0.246 10 0.221 10 0,201 10 0.184 10 0,170 10 4.25 9,17 14.30 19.54 12.42 15,12 17,84 20,64 9.46 10,63 11,81 12,99 14,17 Berechnet aaf 100 ccm Arsenigsäaresnhjdrid ge- blieben mg 42,0 90,7 141,5 193,3 245,9 299,2 353,2 410,5 468,2 526,2 584,5 643,0 701,4 CX auf- genom- men mg 20,4 34,2 45,9 56,6 66,5 75,7 84,2 89,4 94,2 98.8 103,0 107,0 111. 1 (_'<., K, K„ No. be- im be- im obachtet Mittel obachtet Mitte! 1 1,6869 2 1,6932 3 4 1,6916 1,6939 1,6922 5 1,6958 6 1,6921 7 8,0634 8 8.0595 9 8.0582 1 10 8.0593 / 8,0691 11 8,0562 12 8,0556 13 8.1230 316 B. Bleyer u. Er. JMüller: Berylliuniarsenite. man, um diese Formel mit den Versuchen in Verbindung zu bringen. 1 statt V = Co. statt X = C?, statt b = K und statt a = — setzt : •^ P 1 Cv '" ::: :: ::;; '■.W'.iUwM': ».•.. o> -= Berechnet auf 100 ccm AsjOj Asjüg zurück- anf- ge- genom- blieben men Cd) CK ccm mg mg mg mg ^« ccm ccm mg me 1 480 300 650 62,5 141,67 2,266 50 5,99 59,3 3,2 0,05396 2 480 900 650 187,5 141,67 0,755 50 17,98 177,8 9,5 0,05363 3 480 1800 650 375,0 141,67 0,369 25 17,95 355,4 19,5 0,05500 4 480 2700 650 562,5 141,67 0.246 10 10,80 533,5 29,0 0,05436 5 480 3600 650 750,0 141,67 1 0.184 10 14.38 711,6 38,3 0,05392 • CX Coj 0,05417 (Mittel) = K kann wohl damit begründet werden, daß die Gele im allgemeinen und das Berylliumhydroxydgel ganz besonders beim Erhitzen ihre Struktur vollständig verändern, indem sie dicht wurden (diese Erscheinung konnte leicht beobachtet werden ; während die Trennung von Bodenkörper und Flüssigkeit bei den Schüttelversuchen bei gewöhnlicher Temperatur langsam vor sich ging, setzte sich der Bodenkörper bei den Koch versuchen sehr schnell ab), ihre Hohl- räume beinahe oder ganz verlieren und so von ihrer Oberflächen- wirkung erhebliches einbüßen. Neben dieser mehr ,, mechanischen" Erklärung könnte man auch anführen, daß beim Erhitzen neue ,, chemische" Modifikationen der Hydroxyde entstehen. Eine Ent- scheidung, ob die ,,physikahsche" oder die ,, chemische" Anschauung vorzuziehen ist, ist zurzeit noch nicht möglich. Trägt man, wie bei dem obigem Diagramm Figur 2 (Kurve II) den fünffachen Wert der noch vorhandenen Menge arseniger Säure ' als Abscisse und den zwanzigfachen Wert der aufgenommenen Menge arseniger Säure als Ordinate eines rechtwinkeligen Koordi- natensystems auf, so erhält man eine Kurve, die sich einer Geraden sehr nalie anschheßt. Das Verhältnis der Konzentration der arsenigen B. Bleyo,- u. Br. ^lüllor: Berylliurnarscnite. 319 Säure auf der Obeifläclu- des Hydrogels zur Konzentration der Co arsenigen Säure in der Kndlösung -r— steht auch in einem einfachen linearen Verhältnis und wird durch den Faktor K = 0,05417 aus- gedrückt. Die Abweichung der einzelnen Versuche von dem mitt- leren K ist nicht bedeutend und wird durch die große Wirkung der Fehlcrmöglichkeiten bei der geringen Aufnahme bedingt. Der Exponentialfaktor der für Adsorption geltenden Fonneln C..,P X 1 -;— - = K bezw. = K.Cp (siehe Seite 307) c;. m gellt also bei der Wrteilung der arsenigen Säure zwischen Wasser und frisch gefälltem BeryUiumhydroxyd bei Siedetemperatur in den Wert = 1 übei . Für diese Verteilung ist also das H e n r y'sche Gesetz maßgebend. Z usammenf assiing. 1. Definierte BeryHiumarsenite konnten nicht erhalten werden. 2. Berylliumhydroxydgel nimmt arsenige Säure aus wässeriger Lösung auf. Die Aufnahmefähigkeit ist am größten, wenn das Berylliumhydroxyd in statu nascendi auf die arsenige Säure einwirkt. Gesondert hergestelltes Berylhumhydroxyd- gel nimmt nur wenig arsenige Säure auf. 3. Frisch gefälltes Berylliumhydroxyd in statu nascendi adsorbiert arsenige Säure bei Zimmertemperatur nach Maßgabe der Adsorptionsgesetze (Freundlich, van B e m m e 1 e n. B i 1 1 z u. a.). 4. Frisch gefälltes Berylljumhydroxyd in statu nascendi nimmt bei Siedetemperatur arsenige Säure nach Maßgabe des H e n r v'schen Gesetzes auf. 320 E. Scliinidt: Ueber das Ephedrin. Ueber das Ephedrin. Von Ernst Schmidt. Die Frage, in welcher Weise in den beiden stereoisomeren, ineinander überführbaren Basen Ephedrin und Pseudoephedrin die in denselben enthaltenen beiden asymmetrischen Kohlenstoffatome an der Asymmetrie dieser Alkaloide direkt beteiligt sind, ist theoretisch bereits von H. E m d e^) und von J. G a d a m e r^) erörtert worden. Bei der weiteren Untersuchung dieser Basen hatte ich Veranlassung dieser Frage experimentell näher zu treten und möchte ich hier nur kurz über einige hierbei gemachte Be- obachtungen berichten, mir ausführlichere Darlegungen für eine spätere zusammenfassende Mitteilung versparend. Wenn in dem Ephedrin und Pseudoephedrin: CßHg — CH. OH — CH(NH.CH3) — CHg, die Asymmetrie nur allein an das Vorhandensein der Gruppe CH.OH geknüpft wäre, so müßte durch Ersatz, der OH-Gruppe durch Wasserstoff eine optisch inaktive Base CgHs— CHg— CH(NH.CH3)— CHg resultieren. Dies ist jedoch nicht der Fall, vielmehr erwies sich diese Base, welche ich in Gestalt ihres gut krystallisierenden Hydrochlorids untersuchte, als rechts d r e h e n d : «[D] = -|- 19,14^ ^). Diese Base kann somit die Asymmetrie nur dem Vorhandensein der Gruppe CH. (NH.CHg) verdanken. Durch die optische Aktivität derselben ist zugleich auch ein v/eiterer Beweis erbracht, daß die Gruppe NH .CHg nicht endstän*dig in der Seitenkette C3H7 ein- gefügt sein kann. Die Base CjoHjgN, welche auch als Platin- und Golddoppel- salz zur Analyse gelangte, habe ich dargestellt, indem ich Ephedrin- hydrochlorid durch Einwirkung von Phosphorpentabromid in das in glänzenden Blättchen krystaUisierende Bromid CioHi4BrN, HBr überführte und letzteres dann mit Zink und Salzsäure reduzierte. Die Gruppe CH.OH scheint jedoch für die Asymmetrie des Ephedrins auch von einer gewissen Bedeutung zu sein. Als das Brom der Verbindung CioH^^BrN durch Erwärmen mit wässeriger Silbernitratlösung wieder gegen OH ausgetauscht wurde, resultierte nicht regeneriertes bez. inaktiviertes Ephedrin, sondern es wurde glatt Pseudoephedrin: Schmelzpunkt 117''; Drehungsvermögen .,[D^ = + 49,450, gebildet. Die Untersuchung des bei der Spaltung des Ephedrins er- haltenen Alkylenoxyds CgHjoO, welche mich noch beschäftigt, dürfte vielleicht in dieser Richtung auch noch weitere Anhaltspunkte liefern. Ueber das eigentümliche optische Verhalten der Lösung des Ephedrins und Pseudoephedrins in reiner Schwefelsäure (dieses Archiv 250, 162), welches auf die intermediäre Bildung einer stark rechtsdrehenden: a^D^ = -f 106, 5'^, Schwefelsäureverbindung zurück- zuführen ist, soU demnächst weiter berichtet werden. i] Dieses Archiv 245, 662 und 247, 54. 2) Dieses Archiv 246, 556 und Jouni. f. prakt. Cham. 87, 386. ^) Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Prof. O. Keller. ^^U^U^Ifi^U^U^tFif^mf^f^f^f^if^ Bestellen Sie die Ergänzungstaxe zur Deutschen Arzneitaxe 1913 Die Positionen d. amtlichen Taxe sind alphabetisch eingeordnet In abwaschb. Leinen flexib. geb. Oktavform. M. 2,50 Durchschossene Exemplare sind zum Preise von M. 3,50 bei Voreinsendung zu beziehen vom Deutsclien Apotheker-Verein, Berlin nw 87. s s g " " 1 Geben Sie uns jetzt schon Ihre Bestellung auf die Ende Juli dieses Jahres erscheinende dritte Auflage der Nach Erscheinen der vorigen Auflage war die Kommission zur Bearbeitung der Taxe weiter bemüht, von den Fabrikanten die Erfüllung ihrer Wünsche zu erreichen, die darauf gerichtet sind, für die den Apotheken vorbehaltenen Mittel einen Mindest- rabatt von 37 % % zu erhalten. Diese Bemühungen haben den erwarteten Erfolg gehabt. Sowohl durch die hierdurch entstandene Aenderung der Verkaufspreise als auch durch die im letzten Jahre im Handel erschienenen neuen Spezialitäten und veränderten Packungen ist die Herausgabe einer neuen Taxe notwendig geworden. Auch sind auf Wunsch einzelner Pachgenossen verschiedene Aenderungen in der An- ordnung vorgenommen worden. Perner sollen in einer Beilage zur Liste sämtliche im Handel befindlichen Kassenpackungen mit aufgeführt werden, so daß die Taxe für die Folge auch bei Abschlüssen von Verträgen mit Krankenkassen als Grundlage dienen kann. Die zweite Auflage der Spezialitätentaxe hat, wie aus vorstehendem hervorgeht, so viele Abänderungen erfahren, daß die dritte Auflage eine ganz neue Taxe darstellt. Wer die Spezialitätentaxe also weiter benutzen will — sie hat sich be- kanntlich sehr gut eingeführt und allgemeinen Beifall gefunden — wird sich die dritte Auflage anschaffen müssen. In abwaschbarem Leinen flexib. geb. Oktavform. M 3. — Durchschossene Exemplare sind zum Preise von M 4. — bei Voreinsendung zu beziehen vom Deutschen Apotheker -Verein, Berlin NW 87. Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker m. b. H. Berlin NW. 21, Dortmunderstr. 12 Breslau — Göln — Dresden — Hamburg — München. Die Weinabteilung Berlin empfiehlt den Herren Apothekenbesitzern, auch Nichtniitgliedern, unter eigener Kontrolle stehende Medizinal-Weine, Cognacs etc.: Tokayer, Sherry, Portwein, Malaga, Bordeaux», Rhein- und Mosel- weine, deutsche und französische Cognacs und Schaumweine. Außer diesen genannten können sämtliche anderen Weine und Spirituosen von uns bezogen werden, man verlange ausführliche Preisliste. Bei Aufträgen von M. 50. — an in Stillweinen, Rum, Arrak oder Cognac vergütet die Weinkellerei Berlin die einfache Bahnfracht innerhalb Deutschlands. Den Mitgliedern der Handelsgesellschaft werden alle gefl. Wein- einkäufe bei der Gewinnverteilung in Anrechnung gebracht, weshalb wir bitten, auch den Bedarf in Weinen für den Privatgebrauch bei der Handelsgesellschaft zu decken. ICHTHYOL. Der Erfolg des von uns hergestellten speziellen Schwdelpräparats hat viele sogenannte Ersatzmittel hervorgerufen, welche nicht identisch mit unserem Präparat sind und welche obendrein unter sich verschieden sind, wofür wir in jedem einzelnen Falle den Beweis antreten können. Da diese angeblichen Ersatzpräparate anscheinend unter Mißbrauch unserer Marken „Ichthyol" und „Sulfo-ichthyolicum" auch manchmal fälschlicherweise mit Ichthyol oder Ammoiiinin sulf o - iehthyolicnin gekennzeichnet werden, trotzdem unter dieser Kennzeichnung nur unser spezielles Erzeugnis, welches einzig und allein allen klinischen Versuchen zugrunde gelegen hat, verstanden wird, so bitten wir um gütige Mit- teilung zwecks gerichtlicher Verfolgung, wenn irgendwo tatsächlich solche Unterschiebungen stattfinden. IcMliy Ol - Gesellscliaft Cordes, Hermanni & Co. HAMBURG. Diesem Heft liegen Prospekte von nachstehenden Firmen bei: Dr Thilo & Co., Mainz, betreffend „Chloraethyl Dr. Thilo", sowie Hermann Meusser, Berlin W, betreffend „Real-Enzyklopädie". Böraenbachdruckerei Denter & Nicolas, Berlin C, Nene Friedrichstraße 43. ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben ▼om D eutsclieii Ap otlieker -Terein anter Redaktion von E. Schmidt und H. Becknrts. Band 251. Heft 5. BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins. 1913. Ausgegeben den 23. August 1913. INHALT. Seite G. Frerichs und P. Stoepel, Beiträge zur Kenntnis des Berberins. Ueber Berberrubin 321 H. Kühl, Der desinfektorische Wert des reinen und des Qvaeek- silbercyanid haltenden Quecksilberoxycyanids 340 P. W. DanckTTOrtt, Zur Abhandlung von L. Van in o: „Ueber das Ferrum carbonicum saccharatum" 350 K. Bournot^ Gewinnung von Lapachol aus dem Kernholz von Avicennia tomentosa 351 Y. Asahina, Notiz über Seneciosäure 355 Derselbe mid T. Sugil, Ueber die Identität des Lycorins und Narcissins 357 0. Anselmino, Der Alkaloidgehalt der Bilsenkrautblätter, der Tollkirschenblätter und ihrer Extrakte 361 Derselbe und E. Gllg, Die Bilsenkrautblätter des Handels . . 367 H. 3Iatthes und H. Holtz, Ueber Kapoksamen und Kapoköl . . 376 W. Hennig, Ueber das Benzylkreatinin 396 filngegangeiie Beiträge. E. Schmidt, Ueber das Ephedrin und Pseudoephedrin. (Geschlossen den 16. VIII. 1913.) Zu kaufen Vir9 gesucht: «ir Die geehrten Leser werden „Ajrchiv der Pharmazie" Bd. 237—244. 1905—1912. Offerten erb^ unter L. U. 3278 durch | ^^'^^^ ^^ ^^jj^^ == Rudolf Mosse, Leipzig. =— * gebeten, bei Bestellungen auf die Anzeigen unserer Zeitschrift Lehrvertrag bearbeitet vom Dentschen Apotheker- Verein. Vordruck zur Benutzung für die beiden Vertragscbließenden; auf holz- freiem Papier; zwei Exemplare einschließlich Porto 25 Pfennig. Zu beziehen vom Deutschen Apotheker -Verein, Berlin NW 87. A nzeigen, » i Seite zum Preise von M 50.— ; Va Seite zum Preise von M 30.— ; 1/4 Seite zum Preise von M 20.— ; V» Seite zum Preise von M 10.—. Die Grundschrift ist Petit. Beilage-Gebühr für das Tausend der Auflage — 5600 — M 10.—. Für Beilagen, welche nicht dem Format des „Archiv" entsprechen, bleibt besondere Vereinbarung yorbehalten. G. Frericlis u. P. Stoepel: Berberrubin. 321 Beiträge zur Kenntnis des Berberins. Ueber Berberrubin. L!8R, II. Mitteilung. pg^^ ^ Von G. F r e r i c h s und P. S t o e p e 1. 60TAN QARD (Eingegangen den 20. V. 1913.) Das Berberrubin, Cu,Hj5N04, entsteht aus dem Berberin- chlorid durch Abspaltung von Methylchlorid. C20H18NO4CI = C,9Hi,N0, + CHgQ. Zur Darstellung wurde von G. F r e r i c h s früher^) das Er- hitzen von Berberinchlorid mit Harnstoff auf etwa 200" vorgeschlagen. Dieses Verfahren liefert aber keine gute Ausbeute und ist recht umständlich wegen der schwierigen Isolierung des gebildeten Berberrubins. Wir fanden nun, daß das Berberinchlorid ziemlich glatt in Berberrubin übergeführt werden kann, wenn man es gut ge- trocknet, ohne weiteren Zusatz, in nicht zu dicker Schicht in einem Glaskolben im Paraffinbade auf etwa 190" erhitzt, wobei die Luft aus dem Kolben durch einen schwachen Kohlendioxydstrom ver- drängt ward. Bei Anwendung von etwa 30 g Berberinchlorid ist der Inhalt des Kolbens nach einer halben Stunde dunkel rotbraun ge- worden und besteht größtenteils aus Berberrubin neben unver- ändertem Berberinchlorid. Nach dem Erkalten wird die Masse in heißem Wasser gelöst, und die Lösung mit Chloroform ^viederholt ausgeschüttelt. Die weitere Verarbeitung ist dann die gleiche, wie bei dem früheren Verfahren. Die Firma Dr. Knoll & Co., Chemische Fabrik, in Ludwigs- hafen, hatte die große Freundlichkeit, nach diesem Verfahren Yo kg Berberinchlorid auf Berberrubin zu verarbeiten und uns letzteres für unsere U^ntersuchung zur Verfügung zu stellen. Wir sagen der genannten Firma für die hebenswürdige Unterstützung unserer Arbeit auch an dieser Stelle verbindhchsten Dank. Die in der I. Mitteilung angegebene Konstitutions- formel des Berberrubins muß richtiggestellt werden mit 1) Arch. d. Pharm. 1910, 276 — 284. Atoh. d. Pharm. CCLI. Bds. 6. Heft 21 322 G. Frerichs u. P. Stoepel: Berberrubin. Rücksicht auf die richtige Stellung der beiden Methoxylgrupj^en des Berberin s. CO — ^^CHg ^^ -CO HC* CH CH C[ HCl iir« IV ^CH N I I in H3COCL ^!^^ C CH o CH3" Cl Berberin Chlorid . jC €H, HCf H,COcL CH CH C ^ ilC CO — CHg HC==^^CO IV Ich c II CH, CH C -c III N iCH, CH, Berberrubin (wasserfrei). Da das Berberrubin Krystallwasser enthält (3 Mol.) und da es in wasserfreiem Zustande (bei 100 *' getrocknet), sehr begierig wieder Wasser aufnimmt, selbst im Chlore alciumexsikkator, so ist auch die hydratische Formel CO — CH, HC^-^|CO CH CH C HC?*^^ HoCOC^ jlC ||c "c Ch OH ^€H IC JcHa OH CH, nicht von der Hand zu weisen. Das Berberrubin ist also ein in einer der beiden Methoxyl- gruppen entmethyhertes Berberin und da es, Avie schon in der I. Mitteilung beschrieben, sehr leicht durch Methyherung mit Jodmethyl wieder in Berberin zurückverwandelt werden kann, so bietet es die Möghchkeit zur Darstellung von homologen Berberinen. Durch Einwirkung von Jodäthyl erhielten wir ganz glatt Aethylberberrubinjodid, CO— CHo HC* CH CH C HC? nCO i>CH IC HsCOCj;^;^^^^^.,,^^^^-;^]^^^^ ^^CH2 H,C,OC CU J CH, 'C 'N das in seinen Eigenschaften dem Berberin Jodid durchaus ähn- lich ist. G. Frericlis u. P. Stoopel: Berborrubin. 323 Wie das Berberin sich mit A c e t o n zu dem gut krystallisie- ronden A c e t o n b e r b e r i u vereinigt, so liefert auch das Aethylberberrubin oder Homoberberin ganz glatt eine Aceton- Verbindung, aus der, wie beim Berberin, durch Kochen mit verdünnten Säuren, die verschiedenen Salze des Homoberberins erhalten werden können. Weitere homologe Berberinc haben wir vorläufig nicht näher luitersucht, doch zeigten einige Probe versuche, daß auch andere Jodalkyle von dem Berberrubin ganz glatt addiert werden. Die nähere Untersuchung der homologen Berberine soll später ausgeführt werden. Wie Jodalkyle, so werden auch andere organische Halogen- verbindungen von dem Berberrubin addiert. So erhielten wir durch Einwirkung von Monobromessigsäureäthylester auf das Berberrubin das Berberrubinessigsäureäthylesterbromid, CO — 1CH2 HCr=^^,CO CH CH C| llpTT C CH br CH, O CH2COOC2H5 das durch Einwirkung von Alkalien oder feuchtem Silberoxyd leicht in Berberrubinessigsäure, CO--1CH2 CH CH d HCf^^ ;CH iic ^C ^c HgCOcts^^lS^^^^^'CHa C V,E CHg o I CHj CO ein betainartiges inneres Salz übergeführt werden kann. Die Einwirkung von a-M o n o b r o m p r o p i o n s ä u r e - ä t h y 1 e s t e r führt ebenso glatt zur Bildung der entsprechenden Verbindungen *21 324 G. Frorichs u. P. Stoepel: Berberrubin. CH CH C CO — ^^CH HCr HoCOcl r,CO l'cH CO — 1CH2 HCr^^CO CH CH d JCH, HCr HXOCi CH ßr CH, H3C.CHCOOC0H5 Berberrubinpropionsäureäthyl- esterbromid. C O HX.CH- ^CH jC JcHj CH CH, I CO Berberrubinpropionsäure. Dagegen war der Versuch, mit j5 - M o n o j o d p r o p i o 11 - Säureäthylester die den erwähnten entsprechenden Ver- bindungen darzustellen, erfolglos. Berberrubinessigsäure und Berberrubinpropionsäure sind ^ie das Berberin gelb gefärbt und bilden mit Säuren gut krystallisierende gelbgefärbte Salze, die als Carbonsäuren der Salze des Berberins und des Homoberberins aufzufassen sind, z. B. mit der Carboxyl- gruppe in der einen Methoxylgruppe oder beim Homoberberin in der Aethoxylgruppe CO — ,CH, HCp== CH CH Q HCr^~^,r?: '^ jCO Ich IC Xlfci CH. jC H3COC ^^ O HOOC.CH2 Berberrubinessigfeäurehydrochlorid. Oxydation des Berberrubins. Oxydierende Mittel wirken auf das Berber rubin wesent- lich anders ein als auf das Berberin. Durch die Entmethylierung der einen Methyoxylgruppe ist der Benzolkern I (siehe die Formel S. 322) der bei der Oxydation des Berberins meist unangegriffen bleibt, leicht angreifbar geworden, viel leichter als die übrigen Gruppen. Infolgedessen liefert das Berberrubin ganz andere Oxydations- produkte als das Berberin. Die bisher von uns untersuchten Oxy- dationsreaktionen des Berberrubins zeichnen sich dadurch aus, daß sie sehr glatt verlaufen und vorzüglich krystallisierende Ver- bindungen liefern. Erwärmt man Berberrubin mit etwa 25%iger Salpeter- säure, so entstellen zwei Oxydationsprodukte : 1 . ein o - C h i n o n, G. Frerichs u. P. Stoepel: Berbenubin. 325 2. €Mne D i c a r b o 11 s ä u r e , die beide als N i t r a t e kiystalliniscli erhalten werden. Je nach der Art der Ausführung der Einwirkung von Salpetersäure entstehen die beiden Verbindungen in verschie- denen Mengen. Anscheinend entstehen nebenher auch kleine Mengen weiterer nicht leicht faßbarer Verbindungen. Bei langdauernder Einwirkung von Salpetersäure wurden beträchtliche Mengen von Oxalsäure erhalten. Das durch Einwirkung von Salpetersäure auf Berberrubin entstehende o-Chinon — Berberriibinon — bildet als N i t r a t dunkel- grüne, fast schwarze Kiystalle, die im durchfallenden Lichte dunkel- rot erscheinen. Die Konstitution wird durch nachstehende Formel wiedergegeben : CO— ,CH2 CO— ^CH HC=^^CÖ HCf^^CO CH CH C \r,-a HCr^ :;C C C OC^^^^^S^^CHs CO CH OH CHa CH CH C i(3jj ^^^ ic^^^cT^^c^ OC^^Ji^^s \^C'H2 CO CH NO3 CHa Berberriibinon. Berberrubinonnitrat. Das freie B e r b e r r u b i u o n haben wir bisher nicht rein erhalten, wohl aber läßt sich das Nitrat in das Sulfat um- wandeln, durch Auflösen in heißer verdünnter Schwefelsäure. Beim Erkalten scheidet sich dann das Sulfat in ebenfalls fast schwarzen Krystallen aus. Versetzt man die Lösung des Berberrubinons in verdünnter Schwefelsäure mit schwefliger Säure, so wird das Chinon zu dem Hydrochinon reduziert, das sich als Sulfat in gelben amorphen Flocken ausscheidet. Wir haben das Hydrochinon als Berberrubinol bezeichnet. Das freie Berberrubinol kann aus dem Sulfat durch Zerlegen mit N a t r i u m b i c a r b o n a t als dunkel rotbraunes, nicht kiystallinisches Pulver erhalten werden. Für das freie Berberrubinol kommen wie beim Berberrubin zwei Formeln in Betracht, die Hydratformel und die Anhydridformel (Phenolbetainf ormel) : CO — CH 2 CO — CH HC **^^c6 HC==^^c6 CH CH C =^^CH IC und ^^^ CH CH cl !(^,jj ^ IC ~~^c ^c 1 'n x' 1 HOC. ^^^^^^^^'CH^ COH CH OH CH2 ^; (Sti ^CHa 326 G. Frerichs u. P. Stoepel: Berberrubin. Durch Trocknen bei 100*^ entsteht das Anhydrid. Das Ber- berrubinol ist also ein völlig entmethyliertes Berberin. Die hier für das Berberrubinol aufgestellte Formel hat P e r k i n^) angenommen für eine Verbindung, die er aus Berberin durch Erhitzen mit kon- zentrierter Jodwasserstoffsäure erhielt und deren Sulfat ebenfalls gelbe amorphe Flocken bildete. Diese Verbindung hat P e r k i n als B e r b e r o 1 i n bezeichnet. Wir haben den von P e r k i n beschriebenen Versuch wieder- holt, erhielten aber eine Verbindung, die in ihren Eigenschaften von unserem Berberrubinolsulfat abwich. Inzwischen ist auch von anderer Seite^) festgestellt worden, daß durch die Einwirkung von Jodwasserstoff nach P e r k i n auch die Oxymethylengruppe des zweiten Benzolkernes der Berberins angegriffen wird, und daß ein völhg entalkyliertes Berberin entsteht mit 4 OH- Gruppen. Neben dem Berberrubinon entsteht durch Einwirkung von Salpetersäure infolge weitergehender Oxydation unter Aufspaltung des I. Benzolkernes des Berberins eine Verbindung, die wir als Berberrubinsäiire bezeichnen, und die in Form des Nitrates, CO — ^^CHa HCf= ^^^CO HOOC .CH: iHC.Gf CH c "^ ^^CH HOOC. dl ^_^ N r ^CHg "Cfl^j i%m 2 Berberrub insäurenitrat, in gut ausgebildeten Krystallen und in reichlicher Menge leicht erhalten wird. Das Berberrubinsäurenitrat gibt an Wasser die Salpetersäure zum größten Teil ab. Die freie Berberrubinsäure ist amorph. Sie konnte nicht ganz frei von Nitrat erhalten werden. Durch Auflösen in heißer verdünnter Salzsäure erhält man aus der nicht ganz reinen freien Berberrubinsäure leicht das Hydrochlorid in goldglänzenden Krystallen. In der freien Berberrubinsäure ist eine betainartige innere Salzbildung z'wdschen der einen Carboxylgruppe und dem N-Atora anzunehmen 1) Beil stein, Bd. III, S. 803. *) Die Literaturangobe ist uns leider verloren gegangen, und wir haben sie bisher nicht wieder auffinden können, weil die Arbeit im Chemischen Centralblatt wenigstens vuiter Berberin oder Berberolin nicht verzeichnet ist. G. Frericlis u. P. Stoepel: Berberrubin. 327 CO- -,CHa CH C HOOC.C'H:HC.C,< c ^C I CHI CHa OC O Einwirkung von Natrinmhypochiorit auf Berberrubin. Durch Natriumhypochlorit wird das Berberrubin in Mono- chlorberberrubin, C19H14CLNO4, übergeführt. Bei längerer Ein- wirkung des Hypochlorits findet ein Abbau des Berberrubins statt, bis zu der bereits als Abbauprodukt des Berberins bekannten o)-Aminoäthylpiperonylcarbonsäure, die in Form des bisher nicht bekannten Laktamchlorids CO — |CHa HCr^^CO OU C riTT H2C CH2 erhalten wird. Diese Verbindung kann auch leicht durch Einwirkung von Natrium hyi^ochlorit auf Berberin erhalten werden. Da diese Verbindung auch aus dem reinen M o n o c li 1 o r - berberrubin durch Einwirkung von Natriumhypochlorit ent- steht, kann das Cl-Atom des Monochlorberberrubins nicht in dem Piperonylkem (IV) stehen. Es muß also in dem anderen Benzolkern (I) stehen, und zwar aller Wahrscheinhchkeit nach in der Parastellung zu der Phenolgruppe des Berberrubins. Die Konstitution des Monochlorberberrubins ist also die folgende : CO— CHa HCf^^CO IV ll CGI CH Ci I I " H,COGL Ip ICH C |G III i ^ JCH, G GH GH» O '. 328 G. Frerichs u. P. Stoepel: Berberrubin. Das MonochlorberbeiTubin ist wie das Berberrubin rotgefärbt und gibt gelbe Salze. Zum Unterschied vom Berberrubin ist es aber in Wasser und Alkohol unlöslich. Wie das Berberin und Berberrubin läßt sich das Mono- chlorberberrubin reduzieren zu Tetrahydromonochlorberberriibin, C19HJ8CIXO4, CO — ^^CHg HCr^^CO CGI GHj C iGH C HsCOG^^^^^'^^CHa G CHj CH2 OH Tetrahydromonochlorberberrubin. Wie das Berberrubin mit Hilfe von Jodmethyl in Berberin, so wird das Monochlorberberrubin ebensoleicht in 3Ionochlorberberin, ^aoHisClNOj, übergeführt, das sich ganz wie Berberin verhält und wie dieses auch eine Acetonverbindung CoH^yClNO^ . CH2COCH3 hefert. In gleicher Weise wie beim Xatriumhypochlorit verläuft auch die Einwirkung von Natriumhypobromit auf Berberrubin. Es entsteht M o n o b r o m b e r b e r r u b i n Ci9Hi4BrN04 und bei längerer Einwirkung w-Aminoäthylpiperonyl- carbonsäure, die hier in Form des Anhydrids, nicht aber als Laktambromid erhalten ^^'ird. Das Monobromberberrubin läßt sich durch Reduktion in Tetrahydromonobromberberrubin, Ci9Hi8BrN04, und durch Jodmethyl in Monobromberberin, C2oHi8BrX05, über- führen. Letzteres gibt M-ie das Berberin eine krystallinische Acetonverbindung, CgoHi-BrNO^ . CH2COCH3. ^ Ansführnng der Versuche. Aethvlberberrubin = Homoberberin (C2H,OMCH30) C,9H,3X03 = C^iH^iNO^. 10 g Berberrubin wurden mit einem großen Ueberschuß an Aethyljodid (150 g) 5 Stunden auf dem Wasserbade am Rückfluß- kühler erhitzt. Dann AMirde das überschüssige Aethyljodid ab- destilhert, der Rückstand mit Alkohol auf die Xutsche gebracht, mit Alkohol ausgewaschen und ein Teil des so erhaltenen A e t h y 1 - berberrubinjodids, C21H20XO4 . J, aus viel Wasser um- G. Frericlis u. P. Stoepol: Berberrubin. 329 krystallisiert. Das Jodid bildet fi'iiu' gelbe bis gelbbraune Nadeln. Es ist in Wasser sehr schwer löslich aber et\Aas leichter als Berberin- jodid. Aethylberberrubin-Aeeton = Homoberbcrin-Aceton C2iH2oN04.CH2COCH3 - C24H25NO5. 10 g Aethylberberrubinjodid wurden mit 100 ocm alkoholischer ^ N.-KaHlauge und 100 ccm Aceton zum Sieden erhitzt. Die Flüssigkeit wurde dann mit Wasser bis zu starker Trübung versetzt. Die nach 24 stündigem Stehen ausgeschiedenen Krystalle wurden abgesogen, mit Wasser und verdünntem Alkohol gewaschen und aus Aceton umkrystallisiert. Das Aethylberberrubin-Aeeton gleicht in seinen Eigenschaften durchaus dem Berberin- Aceton. Es schmilzt bei 159". Durch Erhitzen mit verdünnten Säuren Avird es zerlegt und gibt dann die entsprechenden Salze des Aethylberberrubins. 0,1707 g gaben 0,4415 g CO2 -= 70,63% C und 0,0959 g HoO = 6,28% H. Berechnet für C24H25NO5: Gefunden: C 70,70 " 70,63% H 6,10 6,28% Aethylberberrubinchlorid CäiHaoNO^.Cl-f 2H2O. 6 g Aethylberberrubin-Aeeton wurden mit 40 ccm verdünnter Salzsäure (12,5%) und 120 ccm Wasser 5 Minuten lang gekocht. Die filtrierte Flüssigkeit erstarrte beim Erkalten zu einem dicken Krystallbrei, der auf der Nutsche abgesogen und mit wenig Wasser nachgewaschen A^-urde. Das Salz gleicht in seinen Eigenschaften durchaus dem Berberinchlorid. 0,8751 g verloren bei 100" 0,0731 g = 8,35% H.O; berechnet für C^iH2oN04.Cl + 2H2O = 8,54%. 0,4506 g gaben 0,1584 g AgCI = 8,7 "o t'l; berechnet für C2,H,oN04.Cl + 2H2O = 8,41% Cl." Tetrahydroaethylberberrubin = Tetrahydrohomoberberin (C2H5O) (CH3O) C18H15NO2 = C21H23NO4. 3 g Aethylberberrubinchlorid wurden mit einem Gemisch von 100 com Wasser 10 g konz. Schwefelsäure und 10 g Eisessig durch Erhitzen gelöst und die Lösung auf dem Wasserbade einige Stunden lang mit gekörntem Zink und einem Stückchen Platin- blech erhitzt bis die Flüssigkeit nur noch schwach gelblich gefärbt war. Die von dem überschüssigen Zink abfiltrierte Flüssigkeit 330 G. Frerichs u. P. Stoepel: Berberrubin. wurde nach dem Erkalten mit Ammoniakflüssigkeit im Ueber- schuß versetzt. Die nach längerem Stehen ausgeschiedene Tetra- hydrobase wurde abgesogen, mit Wasser gewaschen und in etwa 40 ccm Alkohol gelöst. Aus der filtrierten Lösung schieden sieh nach längerem Stehen schwach gelblich gefärbte Krystalle aus, die bei 129^ schmolzen. Die Verbindung gleicht in ihren Eigenschaften durchaus dem Tetrahydroberberin. 0,2609 g gaben 0,6815 g CO, = 71,25% C und 0,1575 g HjO = 6,75% H. Berechnet für C21H23NO4: Gefunden: C 71,35 71,25%, H 6,56 6,75% Berberrubin und Bromessigsäureäthylester. Berber rubinessigsäureäthylesterbromid: C^gH^aNOeBr. 5 g Berberrubin wurden mit 3 g Bromessigester und 50 ccm Alkohol 6 Stunden lang auf dem Wasserbade am Rückflußkühler, erhitzt. Die nach 24 stündigem Stehen ausgeschiedenen gelben Krystalle wurden abgesogen und mit Alkohol und Aether gewaschen. Die Verbindung enthält kein Kry stall wasser, sie ist in Wasser ziemHch leicht löshch, schwerer in Alkohol. 0,2170 g gaben 0,0845 g AgBr = 16,56% Br; berechnet für C23H22N06Br = 16,37% Br. Berberrubin essigsaure: C2iHi7NO^ + 5 HgO. 2 g Berberrubinessigsäureesterbromid wurden in 100 ccm heißem Wasser gelöst und die Lösung ^4 Stunde lang mit über- schüssigem feuchten Silberoxyd erhitzt. Die aus der filtrierten Lösung nach 24 Stunden ausgeschiedenen Krystalle wurden ab- gesogen und mit wenig Wasser gewaschen. Die Verbindung ist in Wasser ziemlich leicht lösHch. Das Kry stall wasser entweicht erst bei 115" vollständig. 2,0127 g verloren bei 115" 0,3735 g H2O = 18,56%) H2O; be- rechnet für C21H17NO6 + 5 H2O = 19,20% H2O. 0,2285 g (bei HS« getrocknet) gaben 0,5583 g CO, und 0,0924 g HoO = 66,34% C und 4,52% H. Berechnet für C2xHi7N06: Gefunden: C 66,46 66,63% H 4,52 4,52% (;. FroricJis u. P. Stoepol: Berberrubin. .'{31 B c r b e r !• u b i n e s s i g s ä u r e - H y d r o (! h 1 () r i d : CoiHi^NOß.HCH- 2H2O. 1,5 g Berberrubinessigsäurc wurden in etwa 75 ccm Wasser gelöst und die heiße Lösung mit 10 ccm Normal-Salzsäure versetzt. Beim Erkalten scliieden sich hellgelbe Krystalle aus, die abgesogen und mit Alkohol und Aether ausgewaschen wurden. 1,1720 g verloren bei 100» 0,0840 g H,0 = 7,16% H2O; be- rechnet für CoiH^NOg.HCl + 2 HoO = 7,97% HgO. 0,2705 g (bei 100» getrocknet) gaben 0,0916 g AgCl =■-- 8,38% Cl; berechnet für CoiH^^XOe-HCl = 8,53% Cl. Berberruhin und '/-Brompropionsäureäthylester. B e r b e r r u b i n p r o p i o n s ä u r e ä t h y 1 e s t e r b r o ni i d : C24H24N06Br. 3 g Berberrubin wurden mit 3 g '/-Brompropionsäureäthylester und 50 com Alkohol 12 Stunden lang auf dem Wasserbade am Rückflußkühler erhitzt. Die nach dem Erkalten ausgeschiedenen Krystalle wurden abgesogen und mit Alkohol und Aether gewaschen. Die Verbindung bildet gelbe Nadeln, die krystall wasserfrei sind und sich in Wasser ziemhch leicht lösen. 0,2347 g gaben 0,0880 g AgBr = 15,96% Br; berechnet für Cj^HgiNOgBr = 15,91% Br. Berberrubinpropionsäure: C22H19NO6 -f- 2 HjO. 2 g Berberrubinpropionsäureesterbromid wurden in etwa 150 ccm Wasser gelöst und die Lösung etwa I4 Stunde lang mit überschüssigem feuchten Silberoxyd gekocht. Beim Erkalten der filtrierten Lösung schieden sich gelbe Nadeln ab, die abgesogen, mit Alkohol gewaschen und aus Wasser umkrystallisiert unirden. Das Krystallwasser entweicht erst bei 115'' vollständig. Aus der mit wenig Salzsäure versetzten heißen wässerigen Lösung der Verbindung scheidet sich das H 3' d r o c h 1 o r i d in gelben Nadeln aus. 0,7372 g verloren bei HS" 0,650 g H2O = 8,82% HgO; be- rechnet für C22H19NO« + 2H,0 = 9,16% HjO. 0,2042 g (bei 100« getrocknet) gaben 0,5033 g CO, und 0,0895 g H2O = 67,12% C vuid 4,95% H. Berechnet für CojHijXOr: Gefunden: C 67,15" 67,12% H 4,98 4,95% 332 G. Frerichs u. P. Stoepel: Berberrubin. Einwirkung von Salpetersäure auf Berberrubin. Berberrubmon. Berber rubinon-Nitrat: C18H12NO4 . NO3. 5 g Berberrubin werden in 100 g Wasser durch Kochen gelöst; die heiße Lösung wijd mit 25 g konz. Salpetersäure (spez. Gew. 1,4) versetzt und einige Augenblicke im Sieden erhalten. Es scheiden sich dunkelgrüne Krystalle aus, die noch heiß abgesogen, mit Alkohol und Aether gewaschen und an der Luft getrocknet werden. Die Krystalle sind im auffallenden Licht grünscliAvarz, zerrieben und im durchfallenden Licht dunkelrot. Sie bestehen aus Berber- rubinon-Nitrat, CigHj2N04 . NO3. Die Ausbeute beträgt etwa 40% des angewandten Berberrubins. Aus der Mutterlauge kann das Berberrubinsäure-Nitrat gewonnen werden, indem man sie bis auf die Hälfte eindampft und dann einige Zeit stehen läßt. 0,9695 g Berberrubinon Nitrat verloren bei 100" 0,0403 g HoO = 4,16% HoO; berechnet für CisH,2N04.N03 + HoO = 4,660o H^b. 0,3084 g (bei 100" getrocknet) eaben 0,6645 g CO2 = 58,76% C und 0,0999 g HoO = 3,63% H. 0,2783 g (bei 100" getrocknet) gaben bei 20,5" und 753 mm B. 18,3 com Stickstoff = 7,4% N. Berechnet für C18H12NO4.NO3: Gefunden: C 58,68 58,76% H 3,29 3,63% N 7,61 7,40% Berberrubinon- Sulfat. 1 g Berberrubinon-Nitrat wurde kurze Zeit mit etwa 30 ccm verdünnter Schwefelsäure erhitzt. Nach dem Erkalten wurden die ausgeschiedenen Krystalle abgesogen und mit Alkohol und Aether gewaschen. Sie Avaren äußerlich dem angewandten Berberrubinon- Nitrat durchaus ähnlich. Bei einem Versuch, die Krystalle mit Hilfe von Diphenylamin-ScliAvefelsäure auf etwa nicht umgewandeltes Nitrat zu prüfen, stellte sich heraus, daß das Berberrubinon -Sul- fat sich in konzentrierter Schwefelsäure (ohne Diphenylamin) mit tief blauer Farbe löst. Das Nitrat dagegen gibt mit konz. SchA\ efelsäure eine violette Färbung und die tiefblaue Lösung des Sulfates in Schwefelsäure wird auf Zusatz von sehr geringen Mengen Salpetersäure violett. Die Bestimmung der Schwefelsäure in dem Berberrubinon- Sulfat ergab, daß anscheinend ein Gemisch eines neutralen und eines sauren Sulfates vorlag. n. Frcrichs u. P. wSloopel: Bmborrubiii. 333 Hpii)(Miiihinol: Ci^HiaNGj. 5 g Berbenubinoii-Nitrat wurden in einem Kolben von 500 com Inhalt mit 250 ecm Wasser und 10 ccm verdünnter Schwefel- säure bis zum Sieden erhitzt. In kleinen Mengen wurden dann, ohne Unterbrechung des Erhitzens, etwa 25 ccm einer 30%igen Natriumbisulfatlösung zugesetzt bis keine dunkelen Teilchen von Berberrubinon-Nitrat mehr zu bemerken waren. Die dunkele Farbe der Berberrubinonlösung v'erschwindet sofort nach Zusatz von Natrium- bisulfit, und es scheiden sich hellgelbe Flocken von Berber- rubinolsulfat aus. Nach dem Erkalten wurde dies abgesogen, mit Wasser, Alkohol und Aether gewaschen. Das so erhaltene Sulfat ist nach der Analyse nicht einheitlich, sondern anscheinend ein Gemisok aus saurem und neutralem Sulfat. Das freie Berberrubinol erhält man auf folgende Weise : Berberrubinon-Nitrat wird, wie oben beschrieben, mit Wasser, verdünnter Schwefelsäure und Natriumbisulfatlösung erhitzt. Nach beendeter Reduktion wird die noch heiße Flüssigkeit unter weiterem Erhitzen allmählich mit einer gesättigten Lösung von N a t r i u m b i c a r b o n a t versetzt. Der entstandene dunkelrote Niederschlag wird noch heiß abgesogen, mit Wasser, Alkohol und Aether gewaschen und an der Luft getrocknet. Das Berberrubinol bildet ein amorphes dunkelrotes Pulver. Es ist in Wasser, Alkohol, Aether, Chloroform unlöslich. Mit Säuren gibt es gelbe, nicht krystallisierende Salze. Die Zusammensetzung entspricht der Formel C18H13NO4 + 3 H2O. 0,5117 g lufttrockenes Berberrubinol verloren hei 100" unter vernündertem Druck 0,0840 g = 14,7% HjO; berechnet für CigHuXO^ -r 3 H2O = 14,96%. 0,2144 g getrocknetes Berberrubinol gaben 0,0965 g HoO = 4,30% H und 0,5513 g CO2 = 70,07% C. Berechnet für C18HJ3NO4: Gefunden: C 70,33 70,07% H 4,27 4,30% Berberrubinsäure. B e r b e r r u b i n s ä u r e - N i t r a t : Ci8Hi4NOe . NO3. 5 g Berberrubin werden in einem Erlenmeyerkolben von 200 ccm mit 50 ccm 25%iger Salpetersäure erwärmt, bis eine lebhafte Re- aktion eintritt. Nach dem Aufhören der Entw ickelung von Stick- oxyden erhitzt man noch einmal bis zum Wiedereintritt der Reaktion und saugt das ausgeschiedene Berberrubinoni\itrat noch heiß ab. 334 G. Frerichs u. P. Stoepel: Berberrubin. Das Filtrat (ohne Waschwasser) \^'ird auf etwa 30 ccm em- gedampft und erkalten gelassen. Das in dunkel rotgelben KrystaUen sich ausscheidende Berberubinsäure-Nitrat Tsird ab- gesogen, mit verdünnter Salpetersäure, Alkohol und Aether ge- waschen und aus etwa 10%iger Salpetersäure umkrystallisiert. Es bildet so goldglänzende Kr\^stalle die beim Zusammenbringen mit Wasser matt werden, da durch Wasser eine Zerlegung in Sali)eter- säure und die freie amorphe Berberrubinsäure bewirkt wird. Das Berberrubinsäure-Xitrat krystaUisiert wasserfrei. Es löst sich in konz. Schwefelsäure mit gelber Farbe. 0,3451 g gaben 0,6818 g CO, = .53,90% C und 0,1050 g HgO - 3,42% H. 0,3612 g gaben bei lö» und 754 mrn B. 21,1 ccin Stickstoff = 6,76% X. Berechnet für CigHiiXOg.XOg: Gtefmaden: C 53,73 53,90% H 3,48 3,42% X 6,96 6,76% Verreibt man Berberrubinsäure mit Wasser und wäscht mit Wasser aus, so erhält man die freie Berherrubinsäure als ein gelbes, nicht krystalHnisches Pulver, allerdings nicht ganz frei von Nitrat, aus der durch Auflösen in heißer verdünnter Salzsäure das Berberrubinsäure-Hydrochlorid CigHi4N06 . Cl entstellt, das sich beim Abkühlen der Lösung in goldglänzenden KrystaUen ausscheidet. Es wird mit verdünnter Salzsäure, dann mit Alkohol und Aether ausgewaschen. Durch Wasser wird es ebenso wie das Nitrat zerlegt. 0,2450 g gaben nach Carius 0,0891 g AgCl = 9,56% Cl. 0,2120 g gaben 0,4470 g CO2 = 57,51% C und 0,0700 g H,0 = 3,7% H. Berechnet für C,.H,iXO«.Cl: Gefunden: Cl 9,44 9,56% C 57,51 57,38% H 3,76 3,70% Einwirkung von Natriumhypochlorit auf Berberrubin. Chlorberberrubin: C18HJ4CINO4. 10 g Berberrubin woirden in 500 ccm Wasser heiß gelöst und die filtrierte Lösung unter Erwärmen auf dem Wa^sserbade so lange mit je 5 ccm Natriumhypochloritlösung (6% wirksames Chlor) versetzt, bis ein auf Filtrierpapier gebrachter Tropfen der Flüssig- G. Frerichs u. P. Stoepel: Berberrubin. 336 keit einen gelben Rand zeigte. Solange noch unverändertes Berber- rubin vorhanden ist, ist der Rand rot gefärbt. Es wurden hierzu 50 com der Natrium hypochloritlösung verbraucht. Das als tief rot- gefärbter Niederschlag ausgeschiedene Chlorberberrubin wurde noch heiß abgesogen, mit Wasser, dann mit Alkohol und Aetlier gewaschen. Es bildet so ein dunkelrotes aus sehr kleinen Krystallen bestehendes Pulver, das in allen gebräuchlichen Lösungsmitteln unlöslich ist. Es löst sich aber ziemlich leicht in heißem Anilin und scheidet sich beim Erkalten in langen dunkel rotbraunen Nadeln aus, die von dem anhaftenden Anilin leicht durch Waschen mit Alkohol und Aether befreit werden. 0,2461 g gaben 0,1018 g AgCl = 10,24% Cl. 0,2323 g gaben 0,5452 g CO^ = 63,99% C und 0,0838 g HjO = 4,00 % H. Berechnet für C19H14CINO4: Gefimden: C 63,95 63,99% H 3,96 4,00% Cl 9,95 10,24% C h 1 o r b e r b e r r u b i n c h 1 o r i d: Ci9HigClN04 . Cl + 3 HgO. 1,5 g Chlorberberrubin wurden in 10 ecm Normal- Salzsäure und 10 ccm Wasser heiß gelöst. Aus der Lösung schied sich das Salz in orangegelben Krystallen aus und wurde mit Alkohol und Aether gewaschen. Es enthält Krystallwasser. 1,4777 g verloren bei lOO» 0,1824 g = 12,3% H^O; berechnet für C19H15CINO4.CI + 3H2O = 12,1%. 0,4474 g (getrocknet) gaben 0,1636 g AgCl = 9,07^0 HCl; be- rechnet für C19H15CINO4.CI = 9,05% HCl. Zur Bestimmung des Chlorwasserstoffs wurde das Salz in Wasser heiß gelöst, die Lösung zur Ausscheidung des Chlor berber- rubins mit Ammoniak versetzt und das Filtrat nach dem Ansäuern mit Salpetersäure mit Silbernitrat gefällt. (•j-Aminoäthylpiperonylsäurelaktamchlorid: C10H8NO3CI. 5 g Berberrubin wurden in 500 ccm Wasser heiß gelöst und die Lösung allmählich mit soviel Natriumhypochloritlösung versetzt, daß das entstandene Chlor berberrubin sich zum größten Teil wieder auflöste und die Flüssigkeit eine hellgelbe Farbe zeigte. Aus der heiß filtrierten Flüssigkeit schieden sich beim Erkalten lange farblose Nadeln ab, die abgesogen, mit Wasser gewaschen und an der Luft 336 G. Frerichs u. P. Stoepel: Berberrubin. getrocknet wurden. SchmelziDunkt lli"^. Aus Kaliumjodid macht es Jod frei. 0,2620 g gaben 0,5130 g CO., = 53,4% C und 0,0906. g HoO = 3,87% H. 0,3136 g gaben nach C a r i u .s 0,2000 g AgCl = 15,78% Cl. Berechnet für CjQHgXOo Cl : Gefunden: C 53,21 53,40% H 3,58 3,87% Cl 15,73 15,78% Aus dem Chlorid wurde das c^ - A m i n o ä t h y 1 p i p e r - onylsäurelaktam C10H9NO3 leicht durch EinAAärkung von schwefhger Säure erhalten, indem 2 g des CMorids mit einer Lösung von 2 g NatriumsuLfit in etwa 20 ccm Wasser bis zur Lösung erhitzt wurden. Die ausgeschiedenen nadelförmigen Krystalie zeigten nach dem Trocknen den für die Verbindung von P e r k i n angegebenen Schmelzpunkt 181°. cü-Aminoäthylpiperonylcarbonsäurelaktam- chlorid aus Berberin. Versetzt man eine heiße Lösung von Berberrinchlorid (etwa 1 g + 100 g HgO) in kleinen Mengen mit Xatriumhypocliloritlösung, so scheidet sich eine gelbbraune, harzige Masse aus (die nicht näher untersucht wurde), und aus der heiß abfiltrierten farblosen oder schwach gelbhch gefärbten Flüssigkeit scheidet sich in langen Nadeln das Aminoäthylpiperonylcarbonsäurelaktamchlorid aus, das dem aus Berberrubin erhaltenen vollkommen gleich ist. Die gleiche Verbindung erhält man auch auf gleiche Weise aus Chlorberberrubin und Bromberberrubin. Tetrahydrochlorberberrubin: C19H18CINO4. 5 g Chlorberberrubin ^vurden in einem Kolben von 300 ccm in 150 ccm Wasser, 15 ccm Eisessig und 10 ccm konz. Schwefel- säure gelöst. Die Lösung \vurde auf dem Wasserbade mit einem Stück Platinblech und etwa 10 — 15 g gekörntem Zink solange er- wärmt, bis sie nur noch schwach gelb gefärbt war. Die von dem überschüssigen Zink abfiltrierte Lösung wurde noch heiß mit ge- sättigter Kochsalzlösung versetzt. Der entstandene hellgelbhche Niederschlag von Hydroberberrubinhydrochlorid wurde abgesogen, mit verdünnter Kochsalzlösung, dann mit Alkohol und Aether ge- waschen. Zur Abscheidung der freien Base wurde das Hydrochlorid (!. Proriclis ii. V. Stoepel: l3erbrrrul)iii. .'{.17 mit wenig Wasser und Aninioniunicarbonatlösung in einer Keib- schale fein verrieben, die ausgeschiedene Base abgesogen, mit Wasser gewasehen und aus Alkoliol umkrystallisiert. Das so gewonnene Tetraliydroclilorberberrubin bildete rötlichgi'aue Krystalle. In ganz reinem Zustande ist es farblos. Schmelzpunkt 142''. Es ist in Wasser unlöslich, 0,2.362 g gaben 0,0031 g AgCl = 0,78% C'I; her* clmoi für C„H,8C1N04 - 9,86^;;, Cl. Das H y <^ r o c h 1 o r i d d e s T e t r a h y d r o v \\ 1 o r - b erbe r r u b i n s ist in Wasser außerordentlich schwer löslich. iVIan erhält es als ein weilJcs krystallinisches Pulver, wenn man 1 g TetrahydrtH^ilorberberrubin in 50 ccm 10%iger Essigsäuii^ heiß aufl()st und die heiße Lösung mit dei- gleichen Menge heiüer etwa lO'^'.Jaer Salzsäure versetzt. Chlorberborin: aoHigClNO^. 3 g Chlorberberrubin ^\■urden mit etwa 2.5 g Methyljodid in geschlossenem Glasrohr etwa G Stunden lang im Wassei'bade erhi'tzt. Der gelbe Rohrinhalt wurde mit Alkohol vnid AcIIkm' gewasclien und aus viel Wasser umkrystallisiert. Aus dem so erhaltenen C h 1 o r b e r b e r i n j o d i d, C^oH] -C1N0.| . J, das dem Berberinjodid durchaus ähnlich ist, wurde die Aceton- verbindung, das C h 1 o r b e r b e r i n - A c e t o n C.,oHj-ClN04 . CHoCOCH,^ in folgender Weise dargestellt. 2 g Chlorberberinjodid wurden mit etwa 20 ccm alkoholischer ^/o N-Kalilauge und 20 ccm Aceton einige Minuten lang erhitzt. Nach dem Erkalten wurde Wasser bis zur eben beginnenden Trübung zugesetzt und durch Zusatz von einigen Tropfen Alkohol die Lösung wieder geklärt. Die nach eintägigem Stehen ausgeschiedene Aceton- v(n'bindung wurde durch Auflösen in Aceton und Zusatz von Wasser zu der Lösung bis zur beginnenden Trübung umkrystallisiert. Sie bildet gelbliche Krystalle, die hv\ 171" schmelzen. 0,2176 g gaben 0,5154 g CO., = 64,59% C und 0,1005 g HoO = 5,18% H. ^ Berechnet für CojHooClNOj: Gefundc^i : C 64.50 64,59% H 5,14 .5.180,, A.rch d. Pharm. CCLl. Bds. r.. Heft. 22 ^V^H Ol. Prcrichs u. P. St 00230!: Berberrubin. Einwirkung von l\latriumhypobromit auf Berberrubin. BromberbeiTubin: Ci9Hi4BrN04. 5 g Berberrubin wTirden in 250 ccm Wasser heiß gelöst. Die filtrierte Lösung WTirde unter Erhitzen auf dem Wasserbade all- mählich mit einer Lösung von 5 g Brom in 100 ccm 6%iger Natron- lauge versetzt, bis ein auf Filtrierpapier gebrachter Tropfen der Flüssigkeit einen gelben Rand zeigte. Der ausgeschiedene dunkel- rote Niederschlag wurde abgesogen, mit Wasser, Alkohol und Aether gewaschen. Durch Umkrystallisieren aus siedendem Anilin crliäU. man das Bromberberrubin in dunkel rotbraunen Nadeln. Es ist ebenso wie das Chlorberberrubin in Wasser und den gebräuclilichen organischen Lösungsmitteln unlöslich. 0,30C9 o cjfiben 0,140.5 o- AgBr = 19,49% Er. 0,2696 g gaben 0,.56.30 g CO. = .56,95<^o C und 0,0890 g TLO = 3,71% H. . Borochnet für Cj9Hj4BrNO,,: Gefunden: C 56,84 56,95% H 3,52 3,71% Br 19,92 19,490/0 Mit 8äuren bildet das Bromborberrubin gelbe Salze. B r o m b e r b e r r u b i n c h 1 o r i d: Cj9Hj5BrN04.Cl -f 3 H^O. Zur Darstellung des Chlorids wurden 1,4 g Bromberber- rubin durch Erhitzen mit 20 ccm Wasser unter Zusatz der nötigen Menge Salzsäure (etv/a 10 Tropfen) gelöst. Aus der Lösung scliied sich das Chlorid nach kurzer Zeit in gelben Krystallen aus. 1,4073 g Broniberberrubinchlorid verloren bei 100" 0,1598 g = 11,36% HoO; berechnet für die Formel CjgHjsBrNO^.Cl + 3 H,0 = 11,02% Hob. 0,4507 g (bei lOO^ getrocknet) gaben 0,1506 g AgCl == 8,27^;,, CI; berechnet für die Formel Ci9Hi5BrN04.Cl = 8,1% Cl. Die Bestimmung des Chlorwasserstoffs wurde genau so aus* geführt wie beim Chlorberberrubinchlorid angegeben. TetrahydrobromberbeiTubin : Ci9Hi8BrN04. 5 g Bromberberrubin wurden in der gleichen Weise, wie unter Tetraliydrochlorberberrubin angegeben, mit Zink und Schwefel- säure bei Gegenwart von Platin reduziert. Nach der Reduktion wurde das Tetrahydrobromberberrubin durch Zusatz von Natrium- chlorid als Hydrochlorid ausgefällt und aus diesem durch Ammonium - carbonat die frei Base abgeschieden, die aus Alkohol umkrystallisiert (>. Froriohs n. V. Stoop'ol: Berberrubin. 3.39 graurötliche Krystalle bildet, die bei 145" schmelzen. In ganz reinem Zustande ist es farblos. In Wasser ist es unlöslich. 0,2035 g gaben 0,4200 g CO^ = 56,43% C und 0,0851 j^ H.,0 = 4,68% H. " 0,2136 g gaben 0,1010 g AgBr ^ 20,09% Br. Bcrecluiot für Ci9H,gBrN04: Gefund(>n: C 56,43 56,28% H 4,49 4,68% Br 19,78 20,09% Bromberberiii : CaoHigBrNOg. 3 g Bromberberrubin wurden mit etwa 25 g Methyljodid im geschlossenen Glasrohr etwa 6 Stunden lang im Wasserbade eihitzt. Der gelb gewordene Rohrinhalt wurde auf der Nutsclie mit Alkohol und Aether gewaschen. Das so erhaltene B r o m b e r b e r i n - Jodid, C.,oHi7BrN04J, wurde zum Teil aus Wasser umkrystallisiert. Es bildet goldgelbe Blättchen. Der Rest des rohen Bromberberlnjodids wurde durch Erhitzen mit alkoholisclier Kalilauge und Aceton in der unter Chlorberberin bescluiebenen Weise in die Acetonverbindung übergeführt. B r o m b e r b e r i n a c e t o n : C2oHi7BrN04 . CH2COCH3. Die Verbindung bildet gelbliche Krystalle, die bei 153° schmelzen. 0,1570 g Brontberberinacoton gaben 0,3369 g CO. = 58,52% C und 0,0715 g H2O = 5,1% H. Berechnet füi' CagHjaBrNO^: Gefunden: C 58,47 58,52% H 4,66 • 5,10% 22^ 840 H. Kühl: Queclwilberoxycyanicl. Der desinfektorische Wert des reinen und des Quecksilbercyanid haltenden Quecksilberoxycyanids. Von H. K ü h 1, Kiol. (Einoo;>anQ;on den 15. VI. 1913.) Die vorliegende Arbeit wurde veranlaßt dureh die Tatsaclie, daß dae Queeksilberoxycyanid des Handels stets wechselnde Mengen Quecksilbercyanid enthält, mithin alle bakteriologischen Untersuchun- gen in Kliniken nicht mit reinem Oxycyanid ausgeführt wurden. Es liegt die Frage nahe, wird die desinfektorische Wirkung d(^s Oxycyanid wesentlich herabgesetzt durch das sehr wenig wirk- samem Cyanid. ^ Von Prof. Dr. R u p p - Königsberg waren mir zwei Präparate zur Verfügung gestellt, das eine nach Merck mit 33,3% Oxycyaind und 66,6% Cyanid, das andere nach H o 1 d e r m a n n mit 90'}o Oxycyanid. Beide Präparate sollten zunächst in bezug auf ihren Desinfektionswert vei'glichen werden. Weiterhin gab der genannte Autor die Anregung, bakterizide Versuche anzustellen mit 1 — 10%igen Quecksilbercyanidlösungen, die alkalisiert sind mit 1 — 5% Natriumbikarbonat — 1 — 5% Soda — 0,1 — 5% Natriuni- hydrooxyd. Dieser Anregung habe ich aus Mangel an Zeit leider nicht folgen können, meine Untersuchungen beziehen sich lediglich auf die beiden obengenannten Präparate. Es schien mir wertvoll zu sein, diese auf nachfolgend mitgeteilte Wirkungen zu prüfen: 1. Die Reizwirkung. 2. Die wachstumhemmende Wirkung. 3. Die bakterizide Wirkung auf Bakterien. 4. Die bakterizide Wirkung auf Bazillen. Man darf es fast als allgemeine Regel hinstellen, daß die «an sich wirksame Lösung eines Giftstoffes in äußerst schwacher Kon- zentration die Entwickelung niederer pflanzlicher Organismen fördert. Sobald aber die Konzentration eine bestimmte Stärke erreicht hat, tritt eine Wachstumhemmung ein und in wiederum stärkerer Kon- zentration bewirkt die Lösung desselben (Giftstoffes den Tod des Organismus. Es darf nicht unerwähnt bk^ibcn, daß die bakterizide H. Kühl: Qiiccksinxroxycyanül. Ii4 [ Wirkung nicht immer mit wachsender Konzentrati»ju Hi<;li gleit^li- mäßig steigert. Aus zwei Gründen erschien es mir wertvoll, die Reiz Wirkung des Quecksilberoxy Cyanid, die sich in "^Lösungen ^/2ooooo stark bemerkbar macht, zu ermitteln. Einmal war es rein biologisch interessant, auch gewährte die Kenntnis dieses Wertes einen voll- ständigeren Einblick in die Wirkungsweise des Quecksilberoxycyanid; sodaim war es mir möglich, bei der experimentellen Feststellung des bakteriziden \^'ertes die Tatsache zu benutzen, daß das (Queck- silberoxycyanid in äußerst geringen Mengen das Waclistum der Bakterien fördert und nicht hemmt. Die Begründung werde ich später geben. Experimenteller Teil. 1. Bestimmunf? der lleizwirkung. Das Präparat von M e r c k ist kurzweg als M, das nach Hol- der m a n n als H bezeichnet. Als Test diente eine Aufschwemmung von Cohbakterien in Bouillon, 1 ccm der Testkultur enthielt im Mittel von 6 Zählungen 522 wachstumsfällige Keime. 1. Platte 475 Keime ■2. „ 518 3. „ 493 4. „ 614 „ 5. „ 525 ß. ,, 507 6 PlattL-u 3132 Keime; 1 Platte 522 Keime. Die Testkultur wurde — je 9 ccm — in sterile Reagensröhrchen abgefüllt, dann zu drei Röhrchen je 1 ccm der Lösung M "''Viooo zu l^drei weiteren Röhrchen M °'"^7iooo gesetzt. In entsprechender Weise impfte ich sechs weitere Bouillonröhrchen mit H "'"^/looo und "'"^Viooo- '*'°Viooo entspricht einer Konzentration des Gift- stoffes ^/2ooooo i"i Substrat, dementsprechend "'"^°/iooo einer Konzentration ^/4ooooo- Die Kulturen wurden 24 Stunden bei 20 — 21" C. im Wärme- schrank belassen. Dami w urde nach gleichmäßiger Mischung, Rollen des Reagenzglases in senkrechter Lage zw ischen den Handflächen, 0.2 ccm mit steriler Pipette in 9 ccm Bouillongelatine übergeführt und nach gründlicher Mischung eine Platte gegossen. Auf diese Weise legte ich aus jedem Reagenzrohr zwei Platten an, beließ die- selben bei 20 — 21" C. und zählte nach 24 Stunden. 342 H. Kühl: Quecksilberoxycyanid. Kc.nzfntration G^efundene Keimzahl % pro ccm Wirkliche Keimzahl Keimzuiiahnie M Aooooo 2480 2728 2206 ■"I Aoonoo 2840 3124 2602 ■■^ /400000 2775 3051 2529 H ^200000 2830 3113 2591 Kontrollkultur 2050 2050 1528 Die tabellarische Zusammenstellung läßt deutlich erkennen, daß das Quecksilberoxycyanid in wässerigen Lösungen sehr geringer Konzentration auf das Wachstum niederer Organismen fördernd wirkt. Bemerkenswert ist, daß das M e r c k'sche Präparat, das nur 33,3% Quecksilberoxycyanid enthielt, dem H o 1 d e r m a n n'schen durchaus nicht nachstand. Bestimmung: der wachstumhemmenden Wirkung. In bestimmten Konzentrationen vermag jedes Desinfektions- mittel die Entwicklung niederer pflanzlicher Organismen zu hemmen. Der hemmende Einfluß kann sich in dreierlei Weise äußern, nämlich 1. Die Virulenz A\-ird aufgehoben, es werden z. B. durch Gärungs- organismen keine Gärprozesse ausgelöst. In diesem Falle kann man auf rein chemischem Wege die Hemmung konstatieren. 2. Die Entwickelung sporenfreier Bakterien wird sistiert. 3. Das Auskeimen der Sporen wird verhindert. Versuchsreihe 1. Für alle nachfolgenden Versuche wurde eine Stammlösung der Präparate 1 : 100 verwendet. Durch entsprechende Verdünnung gewann ich die anderen Konzentrationen. In der ersten Veisuchs- reihe ging ich aus von einer Lösung der Präparate (M — Merck und H — Holdermann) °'^/ioo- Es wurden zMci Versuche unter Ein- schaltung eines Kontrollversuches angestellt, zu je 99 bezw. 100 ccm Magermilch wurde in mit Wattebausch verschlossenen Kolben je 1 bezw. 0,1 ccm der Lösung °'^/ioo hinzugeführt. Beobachtet wurde das Ausbleiben bezw. Eintreten der Milchgerinnung. Die Resultate sind tabellarisch zusammengestellt, der Gehalt des Sub- strates an Giftstoff ist in Prozenten angegeben. Entwickelungs- hemmung ist durch ein Kreuz bezeichnet, Ausbleiben der Entwicke- lungshemmung durch einen Strich. Präjjarat Konzentration Hemmung M 0.005% + H 0,005% + M 0,005% - H 0,005% - il. Kühl: QiKtksilhcroxyc'yanid. 34l{ V e !• s u c h s r c i h e 2. Ks w urdc die Eiiiw ii kung dor Präparate auf die aDimoniakaliscthe (lärung des Harnes beobaehtet. Angesetzt wurden je vier Kulturen unter Benutzung der beiden Präparate und eine Kontrollkultur und zwar versetzte ieh in mit Wattebauseli versehlossenem Kolben i\) 99 ceni Harn mit 1 com der Salzlösung 1 : 100, b) 95 com mit 5 ecm der Lösung des Desinfiziens, c) 90 ccm mit 10 com, d) 80 ccm Harn mit 20 cem der Salzlösung H bezw. M. Die Kulturen stellten mithin Lösungen des Giftstoffes in folgen- der Konzentration dar: a) 0,01%ig, b) 0,05%ig, c) 0,l%ig, d) 0,2%ig. Für den Kontrollversueh wurden 100 ccm Harn ohne Zusatz des Salzes verwendet. Sämtliche Kulturen wurden bei 20" C. im Thermostaten be- lassen. Nach 24 Stunden zeigten die Kulturen a — d keine Verände- rung, während der Hain des Kontroll Versuches sich getrübt hatte und deutlich den Nachweis der ammoniakalischen Gärung ge- stattete. Um ein wandsfrei den Nachweis zu führen, wie weit die Ent- A\ ickelungshemmung um sich gegriffen hatte, mit anderen Worten ihren Grad festzustellen, verfuhr ich in nachfolgender Weise: Den Kulturen der Reilie H bezw. M wurden mit sterilisierter Pipette je 0,1 ccm entnommen und sterile Harnagarröhrchen (10 ccm Inhalt) geimpft. Durch vorsichtiges Drehen der Reagenzgläsei' zw isehen den Handflächen erzielte ich eine innige Mischung des nocli eben flüssigen Agar mit dem Impfmaterial. Sobald diese erreicht war, goß ich Platten. Die so hergestellten Plattenkulturen H bezw. M a^, b^ c^, d^, K^ (Kontrollkultur), entsprechend den Ausgangs- kulturen a, b, c, d, K (Kontrolle) enthielten mit Ausnahme der zur Kontrolle der Nährböden angelegten Kultur noch geringe Mengen der Präparate, nämlich a) 0,OOOÖDl%, b) 0,000005%, c) 0,00001% und d) 0,00002%. Es war eine vollständige Wachstumshemmung eingetreten, wie eine achttägige Beobachtung erwies. Beide mir zur Verfügung gestellten Präparate äußerten in 0,005%iger Lösung im natürlichen Substrat noch Wachstumshemmung (Verhinderung der Milch- gerinnung); in 0,01%iger Lösung war jegliches Wachstum unter- bunden. Nach diesen Feststellungen wandte ich mich der Bestimmung der bakteriziden Wirkung zu. Um sichere Schlüsse ziehen, beide Präparate einwandsfrei mit einander vergleichen zu können, suchte ich folgende Fragen experimentell zu beantworten: 344 H. Külil: Quecksilbcroxycyanid. 1. Wie stark ist die Giftwirkung bei dem einen und dem anderen Präparat gegenüber Rohkulturen im natürlichen Substrat? 2. Wie stark ist die bakterizide Wirkung gegenüber Rohkul- turen im künstlichen Nährboden? 3. Wie verhalten sich die Präparate gegenüber Reinkulturen? Bestimmung der bakteriziden Kraft. Eingangs erwähnte ich, daß den Giftstoffen durchgängig eine das Wachstum fördernde Kraft in äußerst geringen Konzentrationen wässeriger Lösungen zukommt. Für die zur Untersuchung vorliegen- den Präparate führte ich dann im ersten Teil den experimentellen Nachweis. Diese als Reizwirkung bekannte Kraft geringer Gift- mengen benutzte ich zur Bestimmung der bakteriziden Wirkung. Ich verzichtete darauf, den Giftstoff völlig zu entfernen in der An- nahme, die ich experimentell bestätigt fand, daß äußerst geringe Mengen des Giftstoffes das Untersuchungsresultat nicht beeinflussen. Versuchsreihe 1. Als Testmaterial verwandte ich rohe Milch, die stets eine reich- haltige Flora aufweist und mir daher geeignet zu sein schien. Es wurden fünf Versuche und ein Kontrollversuch angesetzt. In mit Wattebausch verschlossenen Erlenmeyer kölbchen fügte ich zu 25 ccni Rohmilch je 0,1, 0,2, 0,3, 0,4, 0,5 ccm der Lösung des Präparates M bezw. H 1 : 100. Eine Veränderung trat im Laufe der nächsten beiden Tage in keiner Rohkultur ein, während die nicht mit einem der Präparate versetzte Kontrollmilch geronn. Ich impfte jetzt aus den Kulturen 1 — 5 0,2 ccm jedesmal in 100 ccm sterile Molken, die für Milchbakterien naturgemäß einen vorzüglichen Nährboden bilden. Die äußerst geringen übertragenen Mengen der Queck- silberpräparate konnten höchstens eine Reiz Wirkung, aber nie eine ^Hemmung ausüben. Die Entwickelung nicht abgetöteter Keime in den wasserklaren Molken A\ar schon makroskopisch an auftretenden Trübungen zu erkennen. Zur Ergänzung dieses Versuches wurde gleichzeitig in analoger Weise in sterile Bouillon übergeimpft. Die Bouillonkulturcn wurden nacli zwei Tagen bakteriologisch im hängenden Tropfen untersucht. Es war kein Wachstum 'wahrnehmbar. In den Molken, die biologisch ein geeigneteres Substrat dar- stellten, traten nach Verlauf von fünf Tagen folgende Veränderungen ein: Bei 1 war eine stärkere Trübung wahrnehmbar, diese nahm in den folgenden Kulturen stetig ab, war in 4 kaum noch wahrnehmbar und in 5 nicht mehr vorhanden. H. Kühl: Qiu;cksilboroxyi;yanitl. 345 Die mikroskopische Untersuchung ergab folgendes Resultat: 1. Im hängenden Tropfen werden Hefezellcn, Streptokokken (Streptococcus lacticus — Syn Güntheri) und schlanke bewegliche Stäbchen (ßacterium acidi lactici) beobachtet. 2. Flora wie bei 1. 3. Die Flora ist sichtlich gehemmt, Streptokokken fehlen. 4. Im hängenden Tropfen zeigen sich vereinzelt Hefezellen. 5. Es wird kein Wachstum beobachtet. Zur Kontrolle dieser Feststellungen wurden unter Verwendung von Bouillonmilchzuckeragar Platten gegossen und zwar natürlich unter Berücksichtigung der Serie M und H (M — Merck, H — H o 1 d e r m a n n , s. o.). Die Kulturen bestätigten den soeben angegebenen Befund. Es resultiert, daß 1 mg Hydrargyrum oxycyanatum nach H o 1- d e r m a n n genau in derselben Weis© wie das nach Angabe von Professor Dr. R u p p nur 33,3% Oxycyanid haltende M e r c k'sche Präparat v\irkte. 1 mg wirkte in 25 ccm Rohmilch stark hemmend auf das Wachstum der Bakterien, 3 mg waren für die Streptokokken bei dreitägiger Einwirkung bakterizid, 5 mg genügten alles organische Leben zu vernichten. Versuchsreihe 2. Als Testmaterial diente stark tuberkulöse Milch, die mir in liebenswürdig entgegenkonnnender Weise von dem Institut für Tierseuchen zur Verfügung gestellt wurde. Die Versuchsanordnung war eine wesentlich andere als in der ersten Reihe. Ich ging aus von Lösungen der Präparate 1 : 500. Kleine, vorher im Ajitoklaven sterilisierte Leinenläppchen, Größe ca. 2 qcm, wurden in die tuber- kulöse Milch gebracht, in die sie I/4 Stunde belassen wurden. Darauf überführte ich unter Innehaltung steriler Bedingungen a) zwei Läppchen in der Lösung M 1 : 500, b) zwei andere in die Lösung H 1 : 500, c) zwei weitere überführte ich endlich in 500 ccm physio- logischer Kochsalzlösung. In den Salzlösungen beließ ich die Läppehen 1/2 Stunde, \\ährcnd dieser Zeit sorgte ich durch Umschwenken des mit Wattebausch verschlossenen Glases für möglichst gute Durch- dringung der Läppchen mit dem Giftstoff. Beobachtet wurde hier- bei, daß die milchige Flüssigkeit sclüierenförmig in die Desinfektions- flüssigkeit sank, und daß bei dem Präparat nach Merck eine Klä- rung erfolgte. Von der Desinfektionsflüssigkeit wurden die Läppchen in 500 ccm physiologischer Kochsalzlösung gebracht. Die Anordnung war, um eine Anreicherung des Giftstoffes in der Kochsalzlösung zu vermeiden, so getroffen, daß für jeden Desinfektionsversuch 346 H. Kühl: Queckäilberoxycyaiiid. und für den Kontroll versuch jedesmal 500 ecm «terile Kochsalz- lösung Verwendung fanden. Nach gutem Auswaschen des anhaften- den Giftstoffes, welches 10 Minuten beanspruchte, brachte ich die Läppchen in sterile noch etwas warme, etwa Körperwärme haltende Petrischalen und überschichtete sie mit noch gerade flüssigem Glyzerinagar. Dieser durchdrang die Leinenläppchen gut, es waren mithin rein äußerlich günstige Wachstumsbedingungen für die etwa vorhandenen lebensfähigen Keime geschaffen. Nach dem gleich- mäßigen Erstarren des Agar wurden die Petrischalen in feuchter Kammer bei 37 — 38° C. im Brutschrank belassen. Beobachtet Avurde drei Tage hindurch. In dieser Zeit zeigten weder die Kulturen M noch H irgendwelches Wachstum. Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß Tuberkelbazillen auf Glyzerinagar wohl vorwärtskommen, aber keine besonders günstigen Lebensbedingungen haben, so daß immerhin die Möglichkeit offen steht, daß starkgeschwächte Keime nicht mehr vorx^ärts kommen. Absolut ein wandsfrei ist nur der tierphysiologische Versuch. Während in den beiden mitgeteilten Versuchsreihen die Wir- kung der Präparate auf Bakterien studiert wurde, die sich in ihrem natürlichen Substrat befanden, ging ich jetzt dazu über, den bakteri- ziden Wert gegenüber einer Bakterienflora festzustellen, die auf künstlichem Nährboden gezüchtet war. Versuchsreihe 3. Als Untersuchungsmaterial benutzte ich aus 1. Magen und Mageninhalt, 2. Darm und Darminhalt, 3. großem und kleinem Gehirn einer exk-amierten Leiche, die in Fäulnis übergegangen Avar, die Flora. Die bakteriologische Untersuchung der auf Bouillonagar- nährböden bei 30" C. kultivierten Flora ergab das Vorherrschen sporenhaltiger Fäulnisbakterien. Letztere isoherte ich durch Platten- kultur und benutzte sie als Testbakterien in folgender Weise. Zunächst stellte ich mir eine Aufschwemmung der Bakterien in physiologischer Kochsalzlösung her, brachte in diese entfettete sterile Wollfäden. Nach völliger Durchfeuchtung trocknete ich die Wollfäden in steriler Petrischale mit nicht fest aufliegendem Deckel. Die trockenen Wollfäden legte ich 14 Stunde in Quecksilbersalz- lösung nach Holdermann(L Teil), in die Lösung des Präparates M (2. Teil). Die Lösungen lagen in der Konzentration 1 : 250, 1 : 500, 1 : 1000. Dann wurden die Wollfäden in sterilem destil- liertem Wasser ausgespült, nochmals in eine kleine Menge steriles Wasser gebracht und dann zur Anreicherung und Kräftigung der etwa vorhandenen, nicht abgetöteten Keime in Bouillon, die bei H. Kiilil: Qiicc^ksillMiiixycyHiiid. 347 30" 0. im J3iul.sfliraiik bolasscu wurde. Nach Vcilaut' von zwei Tagen legte ich Kulturen an auf Bouillonagarböden, und zwar benutzte ich die Wollfäden, weU^he mit dem noc^ii eben flüssigen Agar in Petri- schalen Übergossen wurden und d'e Bouillon. ])ie Kulturen verbii(>l)en vier Tage bei 30" C in feuchter Kammer, 8io wurden täglich beobachtet. Das Ergebnis ist aus nachfolgender Tabelle ersichtlich. W a c h s t. 11 in Kultur nach ] Tage nach 2 Tagen nacli ',i Ta-cn nach i 'l'aM^n M 1 : 250 (» M l : 500 M 1 : 1000 + 4- -f + H 1 : 250 H 1 : 500 H 1 : 1000 -f 4- + 4- . Beide Präparate wirkten also in der Konzentration 1 : 500 bakterizid, während die Lösungen 1 : 1000 nicht mehr ausreichten zur Tötung der sporogenen Fäulniserreger. Versuchsreihe 4. Zur weiteren Untersuchung des medizinisch so wichtigen Desinfiziens studierte ich seine bakterizide Wirkung gegenüber einer Reinkultur von Staphylococcus pyogenes, einer Bakterie, die großes medizinisch-bakteriologisches Interesse beansprucht. Richter fand, daß eine Quecksilberoxycyanidlösung in eiweißhaltigem Nähr- substrat Staphj^lokokken in der Konzentration 1 : 1000 innerhalb 214 Stunden tötet, während Sublimat in derselben Konzentration binnen 15 Minuten bakterizid wirkte. Ich verfuhr in der Weise, daß ich in eine Aufschwemmung der Bakterien in physiologischer Kochsalzlösung sterile und entfettete Wollfäden brachte und dann, wie schon oben angegeben wurde, arl)eitete. Die Präparate verwandte ich in der Konzentration 1 : 250, ] : 500, 1 : 1000. Darauf folgend schloß ich eine weitere Versuchs- reihe an, um genau zu ermitteln, in welcher Konzentration Gift- wirkung erfolgte. Wachstum Kultiu' nach 1 Tage nach 2 Tagen nach 3 Tagen nach 4 Tagen M 1 : 250 M 1 : 500 M 1 : 1000 + -f 4- + H 1 : 250 H 1 : 500 H 1 : 1000 4- + 4- + Der bakterizide Wert der Präparate in wässeriger Lösung lag demnach zwischen den Konzentrationen 1 : 500 und 1-: 1000. 348 H. Kühl: Quecksilberoxycyan id. Kultur nach 1 Tat'c M 1 : 600 M 1 : 750 M 1 : 800 + M 1 : 900 + H 1 : 600 H 1 : 750 H 1 : 800 + . H 1 : 900 + W a c h s t u m nach 2 Tauen nach 3 Tagen nach 4 Ta^en + + + + i- + + + + + + + Der bakterizide Wert der Präparate wurde also bei 14 stündiger Einwirkung auf Staphylococcus pyogenes in der Konzentration der wässerigen Lösung 1 : 750 gefunden. Die Untersuchung der mir zur Verfügung gestellten Präparat«, von denen das eine eine Mischung von Quecksilberoxycyanid mit Quecksilbercyanid darstellte, das andere dagegen ein hochprozentigen Oxy Cyanid war, ergab das überraschende Resultat, daß kein wahr- nehmbarer Unterschied in der Desinfektionswirkung vorhanden war. Um diese zunächst auffallende Erscheinung zu ergründen, wTirde eine weitere Versuchsreihe angeordnet, in der ich die Wirkung des reinen Hydrargyrum oxycyanatum mit einem Präparat verglich, das aus zwei Teilen des reinen Salzes und einem Teil Kochsalz bestand. Als Testmaterial dienten mir kleine Leinenläppchen 2x2 cm, die mit einer Aufschwemmung von Staphylococcus pyogenes in physio- logischer Kochsalzlösung behandelt waren. Die Versuchsanordnung ^\•ar dieselbe, wie oben angegeben, so daß ich mich nicht zu wieder- holen brauche. Das reine Salz ist als A, die Mischung als B bezeichnet. Wachstum Kultur nach 1 Tage nach 2 Tagen nach 3 Tagen A 1 : 250 * A 1 : 500 • A 1 : 600 A 1 : 700 A 1 : 750 A 1 : 800 + -f + A 1 : 900 + + + A 1 : 1000 + + + B 1 : 250 B 1 : 500 B 1 : 000 B 1 : 700 ■ B 1 : 800 0.0 B 1 : 000 + _|- + B 1 : 1000 + -f- + Aus den Versuchen resultiert, daß der Kochsalzzusatz eine Erhöhung der Desinfektionskraft bedingte. Eine Vermehrung des Kochsalzgehaltes hatte, Avie ich weiterhin feststellen konnte, keine Steigerung der desinfektorischen Wirkung zur Folge. Mischte ich zwei Teile Kochsalz mit einem Teil Oxycyanid, H. KiUil: Quecksilberoxycyanitl. .S40 so erhielt ich die Grenze der bakteriziden Wirkung bei der Kon- zentration 1 : 700. Wenn ich das Gesamtresultat der Arbeit zusammenfasse, so komme icli zu folgenden Schlüssen: 1. Setzt man zu deu: Lösung eines Giftstoffes in Wasser die Lösung eines an sich geringer bakteriziden Salzes, so wird die Gift- wirkinig nicht immer herabgedrückt, wie K r ö n i g und P a u P) fanden. Zuiuichst ist festzustellen, daß den OH-Ionen eine gi-oße Bedeutung zukommt, sodann den von S p i r o und H r u n s^) zuerst gefundenen Beziehungen zwischen Giftstoff und Lösungsmittel einerseits sowie Giftstoff und Protoplasma andererseits. 2. Auf die positiven Ergebnisse der vorliegenden Arbeit niicli stützend glaube ich sagen zu können, daß dem OH-Ionen eine be- deutende Rolle zufiel, daß von noch größerer Bedeutung aber die Beziehungen zwischen Protoplasma des Zellleibes und Giftstoff waren. Die stärkere Desinfektionswirkung bei Zusatz von (^'hlor- natrium im Verhältnis 1 : 2 dürfte wohl darauf zurückzuführen sein, daß die Beziehungen zwischen Giftstoff und Protoplasma begünstigt wurden. Es fand also keine Verstärkung des Giftstoffes statt, das C'hlornatrium an sich ist desinfektorisch wenig wirksam, aber es wui'dc die .Aufnahme des Giftstoffes vom Protoplasma begünstigt. 3. Eine einheitliche, erschöpfende Theorie läßt sich nicht auf- stellen, die von K r ö n i g und Paul geschaffene Lehre kann wohl als Richtschnur dienen, sie darf aber keineswegs verallgemeinert werden, da die biologischen Verhältnisse nicht genügende Berück- sichtigimg finden. Das lebende Protoplasma in allen Funktionen verhält sich wesentlich anders als das tote, es ist unmöglich die Zelle in eine starre Formel hineinzubringen. Es tritt dieses am schärfsten zutage, wenn wir den Giftstoff einmal im eiweißhaltigen Substrat, einmal in destilliertem sterilem Wasser mit den Testbakterien zu- sammenbringen. Im günstigen Nährboden widersteht die Bakterie viel mehr dem Desinfektionsstoff. Die ausführliche theoretische Behandlung der Versuchsrcsul- tatc möchte ich mir für später vorbehalten, es müßten noch zahl- reiche Versuche unter den verschiedensten Bedingungen ausgeführt werden, bevor es möglich ist, über das Zustandekommen der Gift- wirkung des Quecksilberoxycyanids an sich und in Verbindung mit Neutralsalzen ein Urteil abzugeben, das unanfechtbar ist. Literatur. L K r ö n i g und Paul: Die chciniöchcn Grundlagen der Lehre von der Giftwirkung und Desinfektion. Ztschr. f. Hyfi. 2.5, S. l. 2. Spiro und Bruns: Zur Theorie iler Desinfektion. Arcli- f. experiment. Patliol. u. Pharmocol. 41, S. 3öö, 18!)9. 350 P. W. Danckwortt: Forrum carbon. saccharat. Zur Abhandlung von L. Vanino: „Ueter das Ferrum carbonicum saccharatum". Von P. W. Danckwortt. (Eingegangen den 24. VI. 1913.) In dem letzten Heft>) dieser Zeitschrift veröffentliclit L. Van i n o eine knrze Notiz „Ueber das Ferrum carbonicum .mccharatum^\ in der er schreibt, daß in dem Kommentar znin Arzneibuche von B. Hager, Fischer und H a r t w i c h noch keine hinreicliende Erklärung gegeben worden sei, in welclier Weise die Wirkung des Zuckers zu denken ist. Die Redensart, ,,der Zucker wirkt reduzierend", sei widersinnig. Nun ist aber der an- geführte Kommentar im Jahre 1911 von A n s e 1 m i n o und G i 1 g neu bearbeitet herausgegeben worden und, da icli als Ver- fasser der anorganischen Artikel im Vorwort genannt bin, möchte ich einige Worte erwidern. Daß L. Vanino die ältere Auflage des Kommentars zitiert, ist um so merkwürdiger, als er wenige Seiten^) vorher in einem anderen Artikel die jüngste Auflage berücksichtigt. Ich habe bei der Bearbeitung dieser letzten Auflage die Ansicht von der Re- duktionswirkung des Zuckers weggelassen und den Zucker vielmehr als negativen Katalysator aufgefaßt, indem ich schrieb, ,,daß man durch Verreiben des Ferrokarbonats mit Zucker erreicht, daß das Ferrokarbonat gegen den Sauerstoff der Luft erhebhch widerstands- fähiger wird". Den Ausdruck ,, eines verzögernd wirkenden Kata- lysators", wie auch Vanino sagt, ließ ich weg, weil auch er die Tatsache nur umschreibt, aber sie nicht erklärt. Was wir über die Wirkung des Rohrzuckers beim Ferrum carbonicum saccharatum wissen, ist noch nicht viel. Daß der Rohr- zucker erst dann reduzierend wirkt, wenn er in Monosen übergeht, ist schon aus struktur-cheraischen Gründen anzunehmen. Anderer- seits hat sich aber gezeigt^), daß bei der Reduktion der F e h 1 i n g - sehen Lösung Lävulose und Galaktose verzögernd wirken können, also die umgekehrte Wirkung haben. 1) Seite 294. 2) Seite 290. 3) A 1 11 h n, Journ. f. prakt. Chem. 22, 46 (1880); S o x h 1 o t, Chem. Zentralbl. 9, 236 (1878) ; K o d c w a 1 d und T o 11 o n s, Bor. d. ohcm. CJos. 11, 2076 (1878). K. Bournot: Lapachol. ^öl Auch die Gegenwart von Wasser kann sowohl reaktions- beschleunigend, als auch verzögernd wirken. Zuletzt sei noch er- wähnt, daß auch das Licht einen Einfluß auf die Haltbarkeit des Ferrum carhonicum saccharatnm hat. Die Inversion des Rohr- zuckers durch das Licht wird durch die Gegenwart des Eisens wesentlich beschleunigt, wie N e u b e r g und S c h e w k e t^) gezeigt haben. Bei dieser Sachlage war es bei der Bearbeitung des Koinnu'utais geboten nur von einer Widerstandsfähigkeit des IMiiparates gegen den Sauerstoff der Luft zu sprechen. Aus dem pharmakologischen Institut der Universität Leipzig. Gewinnung von Lapachol aus dem Kernholz von Avicennia tomentosa. Von Dr. K o n i- a d B o u r n o t. (Eingegangen den 21. VI. 1913.) Aus dein Kernholz von Avicennia tomentosa, einer an den Küsten Ost- und West-Indiena und an der Westküste Afrikas wachsenden Verbenacee, war durch Extraktion mit Aether, Benzol und Petrolätlier eine gut krystallisierende Substanz gewoiuien worden, welche nach folgender Methode in etwas größerer Menge dargestellt wurde. 1. Darstellung der Lapacho- Säure. 500 g mittelfein gepulvertes Kernholz A^urden mit ungefähr 2 Liter Aether im M o h r'schen Apparat extrahiert, bis der ab- tropfende Aether nicht mehr gefärbt war. Der Aether wurde ab- destilliert. Es hinterblieb ein bräunlicher, teilweise krystallisierender Harzrückstand (43 g), der mit kalter 3%iger Sodalösung voll- ständig extrahiert wurde. Nachdem die dunkelrote Sodalösung mit verdünnter Schwefelsäure angesäuert und ein hellgelber Körper ausgefällt worden war, Avurde liiervon abfiltriert. Aus dem gelben Filtrat Moirde durch Ausschüttehi mit Aether noch etwas Substanz gewonnen (ca. 3% der Gesamtausbeute), Der gelbe, ausgewaschene und getrocknete Filterrückstand wurde mehrmals aus Aceton und Eisessig umkrystallisiert; man erhielt einen bei 140 — 141" 1) Biochem. Ztschr. 64, 965 (1912). 352 Iv. Bournot: Lapachol. schmelzenden, in gelben an den Ecken abgeschnittenen Täfelchen krystalhsierenden Körper (5 g, also 1% Ausbeute). Die Analyse dieses bei 100" bis zur Gewichtskonstanz ge- trockneten Stoffes ergab folgende Werte: 1. 0,1092 g Substanz lieferten 0,0614 g HgO = 6,29% H und 0,2986 g CO2 = 74,58% C. 2. 0,1004 K Substanz lieferten 0,0569 g 11,0 = 6,34% H und 0,2737 g CO2 = 74,35% C. Im Mittel: H = 6,31% C = 74,47% Diese Werte, die annähernd der Formel C15HJ4O3 (berechnet H = 5,78%, C = 74,38%) entsprechen, machten die Identität unserer Substanz mit der hauptsächlich von P a t e r n o^) und von H o o k e r^) bearbeiteten Lapacho-Säure, einem 2 Metlio(2^)buten- (2^)yl-3-Oxynaphthocliinon O .-^ "^.-^ ^|CHo(3H=C(CH3)2 O wahrscheinlicli. 2. Identifizierung des Präpafats. Durch folgende für Lapachol cliarakteristische Eigenschaften und Reaktionen wurde die Identität unserer Substanz mit der Lapacho-Säure nachgewiesen. ■ Der Schmelzpunkt ist 140". Die Substanz krystallisiert in gelben an den Ecken abgeschnittenen Täf eichen (Pater no*)). Die Substanz, fast unlöshch in Wasser, löslich in Aether, Benzol, Alkohol, schwerer in Petroläther, ist in Ammoniak, kohlen- sauren und kaustischen Alkalien mit roter Farbe leicht löslich. Sie bildet ein tiefrotes Silbersalz, ein gelbes Quecksilbersalz, ein ziegelrotes Bleisalz, ein braunes Kupfer- und Eisensalz, ein orange- farbiges Antimonsalz. Die mit Zink und Natronlauge behandelte Substanz wird farblos, geht also in Hydrolapachol- Säure über; letztere wird an der Luft sehr leicht zu Lapachol rückoxydiert. Durch Kochen mit Essigsäureanhydrid (1 Teil Substanz, 1 Teil Natriumacetat, 3 Teile Essigsäureanliydrid), 25 Minuten lang, wurde das in farblosen Nadeln aus Alkohol krystallisierende Diacetylderivat (Schmelzpunkt 130") erhalten. Es ist löslich in 1) Gaz. chim. ital. 12, 337. ') Am. ehem. jnurn. II, 267; .1. of tho (iif-ni. soc. 61, 635 und 69, 1356. 3) Gaz. chim. ital. 10, 80. -fsk pJi ;t bis jetzt gefunden worden: L Im Greenheartholze, Stammpflanze: Nectandra Rodiaei S c h o m b., einer Laurinee aus Surinam (S t e i n^)). Kürzlich hat O e s t e r 1 e^) nachgewiesen, daß das Laurineen- Greenheart- holz (Stammpflanze Nectandra Rodiaei) kein Lapachol enthält; der Autor vermutet, daß Stein jedenfalls ein Bignoniaceen-Green- iicartholz untersucht hat. IL Im Lapacho- oder Taigu-Holz, von Tecoma-Arten aus Südamerika stammend, zur Famihe der Bignoniaceen gehörig (Patern o*), A r n a u d o n*)). O e s t e r 1 e^) fand, daß auch die aus dem Ipe-tabaco-Holz (Stammpflanze Tecoma chrysotrichn Mart.) gewoimene, alsChrysophansäure beschriebene und als Tecomin bezeichnete Substanz nicht Chrysophansäure, sondern Lapachol ist. 1) 1. c. 2) .Jovirn. f. prakt. CIkmii. B.l. XCIX; Zoitschr. f. C'hoin. 1867, 112. 3) Arch. fl. IM. arm. 251. :?(H. *) CJaz. chini. ital. 12, :{:}7. ') Jahreslier. ü. <1. Fortsclir. d. Chom. lSo8, 264. «) 1. 0. Arch. d. Pharm. COLI. Bda. 6. Heft 23 354 K. Bournot: Lapachol. III. Im Beth-a-barra-Holz, welches nach den Autoren Green und H o o k e r^) wahrscheinlich von einer Tecoma-Species aus Westafrika stammt. — Bis jetzt ist es mir noch nicht gelungen, mit Sicherheit die Stammpflanze des Beth-a-barra-Holzes fest- zustellen. Als vierte Droge wäre das oben behandelte Kernholz von Avicennia tomentosa zu nennen, welches insofern dem Taigu-Holze nahe steht, als die Stammpflanze der den Bignoniaceen verwandten Familie der Verbenaceen angehört, 5. Beschreibimg und Mikroskopie der Droge. Das Kernholz von Avicennia tomentosa ist sehr schwer, dunkel- grün und läßt makroskopisch die Jahresringe und Markstrahlen erkennen. An das Kernholz schließt sich ein schmaler, viel helleicr Ring von Splintholz an. Zur Bestimmung der Identität unseres Holzes, das aus Kamerun stammte, wurde ein Quer- und Längsschliff des Kern- holzes hergestellt. Der Querschnitt zeigt einige Eigentümlichkeiten, die für Avicennia besonders charakteristisch sind. Wir finden hier in un- gefähr gleichen Abständen konzentrische Steinzellenringe, zwischen denen sich immer Xylcm und Phloem befinden. Nach De B a r y^) ist diese Anomalie in folgender Weise zu erklären. Wie gewöhn- lich bei den Dikotyledonen bildet das Kambium von Avicennia im ersten Jahre Xylem und Phloem. Außerdem wird an der Innen- seite der Außenrinde ein Steinzellenring gebildet — ebenfalls eine häufig vorkommende Erscheinung. Im zweiten Jahre entsteht nun in der primären Außenrinde und zwar noch außerhalb des Steinzv'^llenringes ein neues Meristem, das seinerseit,? wiederum Xylem nach innen, Phloem und Steinzellenring nach außen zu bildet. Derselbe Vorgang wiederholt sich alle Jahre. So sehen wir auf unserer Photograpliie die anomalen Zuwachszonen zweier Jahre mit ihren Sklerenchymringen, Holz- und Siebteilen. Letztere treten in Gruppen auf, die voneinander und vom Xjdem durch derb- wandige zu Dauerelementen ge\\'ordenen Kambiumzellen getrennt sind. Z^\'ischcn den ein- bis zweireihigen Markstrahlen sind neben den Parenchym Zellen und Holzfasern weitlumige (bis L35 ^i) und dunih eine sehr feine Tüpfclung ausgezeichnete (Gefäße bei stärkerer Vergrößerung zu erkennen. ') Am. clicm. joiini. 11, 207. *) VeroloiolK^iHlc Anatoiuic. Y. Asnliiiia: StMicciosänro. 355 Mitteilung aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Tokio (Japan). Notiz Über Seneciosäure, Von Y. A s a h i n a. (Eingogan<>(>n den 28. VL 1013.) Vor etwa 20 Jaluen hatte S li i in oy a m a^) in dorn Hhi/.oin von Liijulana tussilarjinea M a k i n o {Senecio Kämpfen Sieb, et Z u c c.), einer in Japan einheimischen Composite, eine un- gesättigte Fettsäure von der Zusammensetzung CjHgOo, die er S e n e e i o s ä u r e nannte, aufgefunden. Diese Säure soll bei 65" schmelzen, ein Dibromid (Schmelzpunkt 107"), sowie ein Hydro- bromid (Schmelzpunkt 71") geben, und das Calciumsalz soll 3 Mol. Krystallwassei- enthalten. Durch Natriumamalgam konnte ei- Seiieciosäure nicht zu einer entsprechenden gesättigten Verbindung reduzieren. Es sind heute unter den neun theoretisch möglichen, un- gesättigten Fettsäuren, welche dieselbe Zusammensetzung wie Seneeiosäure besitzen, sieben bekannt: 1. Angelicasäure (Schmelzpunkt 45"),. CHj.CH^C (CH3).C0ÜH. 2. Tiglinsäure (Sclnnelzpunkt 64.5"), CH3.CH=C(CH3).COOH. 3 Allylessigsäure (Siedepunkt 187"), CH.,=CH.CH.,.CH2.C00H. 4. Propylidcnessigsäure . . . (Siedepunkt 197"), CHg^CHo.CH^CH.COOH. 5. Aethylidenpropionsäure . . (Siedepunkt 196"), CH3.CH=CH.CH2.COOH. 0. p-Dimethylacrylsäure . . . (Schmelzpunkt 70"), (CH3)2=C=CH.COOH. 7. '/-Aethylacrylsäure .... (Schmelzpunkt 45"), QH2-C.C2H5.COOH. Unbekannt sind : 8. a-Methylvinylessigsäure, CH2=CH.CH (CH3).C001I. 9. |i -Metl ly 1 v i ny lessigsäu re , C H 2 = C . (CH 3) . C H o . COO 1 1 . Mitteilungen aiis der Med. FakuUät der Universität Tokio. «and I, Heft 5, S. 29 (1893). Vw-il. E. S c li 111 i d t, Pharmazeutische Chemie 5. Aufl., Bd. Tl. S. 753. 23* 356 Y. Asahina: Seneciosäiire. Shimoyama hatte Seneciosäure hauptsächlich mit Tiglin- säure verghchen und Nichtidentität beider Substanzen festgestellt. Merk-s^ürdigev weise hatte er seine Säure nicht mit j3-Dimethyl- aeryLsäure v(n*glichen, die in manchen Eigenschaften noch besser mit Seneciosäure übereinstimmt: Freie Säure Dibromid Hydrobromid Wasserp-phalt Schmp. Schmp. Schmp. des Ca- Salzes Tislinsäurc . . 64,5 » 86,5« 66,5" 3 Mol. Soneciosäure . 65» 107" 71» 3 Mol. ß-Dimethyl- acrylsäure . 70« 106» 73,5° 4 Mol. Da ich zufällig unter den Sammlungen des hiesigen Labora- toriums das Originalpräparat von dem verstorbenen Professor Shimoyama gefunden habe, so habe ich versucht, diese Säure mit künstlich dargestellter jS-Dimethylacrylsäure näher zu ver- gleichen. Es hat sich dabei gezeigt, daß die beiden Verbindungen tatsächlich identisch sind. Zur Darstellung der [i-Dimethylacrylsäure habe ich nach 1* e r k i n^) « -Bromiso valeriansäureäthylester mit Chinolin auf 170" erhitzt und den so erhaltenen |3-Dimethylacrylsäureäthylester mit Alkali verseift. Die aus kochendem Wasser umkrystallisierte Säure stellt glänzend weiße, lange, prismatische Nadeln dar und ist der Seneciosäure täuschend ähnlich. Im Capillarröhrchen erhitzt, schmelzen j3-DimethylacryLsäure, Seneciosäure, wie auch eine Mischprobe beider Substanzen, scharf und gleichzeitig bei 69 — 70". Seinerseits hatte Shimoyama im seneciosauren Calcium 3 Mol. Krystallwasser gefunden, während das Calciumsalz der p-Dimetliylacrylsäure mit 4 Mol. Wasser krystallisiert. Ich habe nun die Krystallwasserbestimmung des seneciosauren Calciums wiederholt und 4 Mol. Wasser bestätigt: 0,3 g Seneciosäure Avurden mit wenig Calciumkarbonat und Wasser gekocht und das neutrale Filtrat im Vakuum über Chlorcalcium eingedunstet. Die so er- haltenen, nadeiförmigen Krystalle wurden auf Tonplatten gepreßt und kurze Zeit an der Luft getrocknet. 0,3222 g Calciumsalz ver- loren bei 130" 0,0772 g Wasser. Borochuft für (('^H.COo)2C'a + 4H,0: Gefunden: H.O '23,2¥ " 23,97% Toki o, 10. Mai 1013. 1) Sor-. fii). 1471. y. Af5»liiiia u. Y. .Siigii: J^yiiu uinl Xilr^■l^sMill. oö? Mitteilung aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Tokio (Japan). Ueber die Identität des Lycorins und Narcissins. Von Y. A s a h i n a und Y. S ii g i i. (Eüxgegangeu den 28. VI. 1913.) Im Jahre 1897 hat M o r i s h i m a^) die Zwiebehi von Lycoris nifliala Herb. (Aniaryllidaceae), welche emeti.sch wirken, unter- siuht und darin zwei Ba.sen, L y e o r i n und S e k i s a n i n, ge- funden. Er hat für die crstere die Formel C32H32N2O8 aufgestellt; eme Molekulargewichtsbestimmung wurde aber nicht ausgeführt. Ferner liat er das Hydrochlorid und Platindoppelsalz des Lycorins analysiert. Sechs Jahre später hat T. Y a m a n o u c h i^) im M o r i s h i m a' sehen Laboratorium Narcissus Tazetta L. sowohl iheniisch als auch pharmakologisch mitersucht und in den Zwiebeln dieser Pflanze em ebenfalls brechenerregend wirkendes, wahr- scheinlich mit dem Lycorin identisches Alkaloid aufgefunden. Xeulicii hat E w i n s^) aus Zwiebeln von Narcissus Pseudonarcissm ein Alkaloid N a r c i s s i n isoliert. Gestützt durch die Molekular- gewichtsbestimmung nach der Barger' sehen mikroskopisclien Metiiode*) ließ er dem Xarcissin die Formel C18H17XO4 zukonmien. Xach diesem Forscher enthält Xarcissin weder Methoxyl- noch Carboxylgnjppen, und sein Jodmethylat ist amorph. Wemi man das Alkaloid im Röhrchen über freier Flamme erhitzt, so erhält man ein Zersetzungsprodukt, dessen wässerige Lösung durch Eisen- chlorid einen braunen Xiederschlag und eine violette Färbung gibt. Aus dieser Reaktion schloß E w ins das Vorhandensein einer Methylenoxydgruppe üu Xarcissinmolekül. Bald nach der Entdeckung dieses Alkaloides durch F, w i n s hat T u t i n^) in der Wurzel von Buphane disticha (Aniarillidaceae) neben Acetovanillon, Ciielidonsäurc und einer amorphen Base B u p h a n i n, auch das Vorkommen von Xarcissin konstatiert. Obwohl die Literaturangaben über das Lycorin und das Xar- cissin keineswegs miteinander übereinstimmen, so hat doch der 1) Arch. f. experim. Path. u. Phainiak. 40, 221 (1897). 2) Joiu-n. of Pharm. Soc. of Japan 1902, S. 986. •) Jouni. of Cheni. Soc. London 1910, S. 2406. *) Ebenda 1904, S. 286. *) Joum. of Chem. Soc. London 1911, S. 1240. 358 Y. A«ahiiia u. Y. Sugii; Lycorin und Narcissin. Umstand, daß sie gleichzeitig in den systematisch nahe verwandten Pflanzen vorkommen und ihre prozentische Zusammensetzungen kaum voneinander zu unterscheiden sind, uns veranlaßt, die Frage näher zu studieren und festzustellen, ob die beiden Basen wirklich identisch sind oder nicht. Wie die nachstehend angegebene Tabelle zeigt, glauben \\ ir be\\"iesen zu haben, daß Narcissin nur ein Synonym Lyc( (M o r i s h i ni a) )rin ( A s a h i n a und Sugii) Narcissin (E wi n s) Zusammen- t^salS^sa^a^s CieHjvNOj CibHi.NO, setzung und Ber. Gef. {^ 287,15) Ber. Gef. Molekular - C 67,13 66,76 Ber. Gef. C 66,88 66,90 große H 5,59 5,86 C 66,88 66,97 H 5,97 5,90 N 4,90 5,30 H 5,97 5,80 N 4,88 5,30 Molekulargewicht Gef. 301.8 N 4,88 5,40 Krystallform farblose, körnige dieselbe farblose, kurze Polyeder Prismen Schmelzpunkt gegen 235° färbt gegen 240° färbt in einem auf der Base sie sich allmählich sie sich gelblich, 250" vorgewärm- gelb und bei 250» gegen 270 "sintert ten Bade erhitzt. schmilzt sie zu sie zusammen und schmilzt sie bei einer braunen bei 275" schmilzt 266 bis 267" Masse sie unter Zersetzung Chlorhyürat farblose. dieselben lange, dünne glänzende Nadeln Krystallc Prismen Schmp. 208" Schmp. 217" Schmp. 198-199" Pikrat — gelbe Blättchen ; gelbe Blättchen; gegen 195" fängt Schmp. 196-199" es an zu schmelzen (T u t i n) und bei 202" schmilzt es unter Zersetzung Methoxyl- — keine keine gruppe i Methylenoxyd - — G a e b e 1 sehe ? gruppe Reaktion^) positiv [«]d — -123,7" -95,8" i) Dieses Archiv 248, S. 225 (1910). Y. A.saliiiui u. Y. Sugii: Lyuoriu und Xarcissin. SöM (U's Lyc-orius darstellt. Freilicli koiinteu wir einige AI)\veichung) Asclifnnrückstand : Auszug I: ji^ 24g Flüssigkeit (= 5g Droge) hiuterli-ßcn 1,043 g Trockenrückstand = 4,35'^'o = auf Droge berechnet 20,86Oo- 1,030 g Trockenrückstand = i,29"o = auf Droge berechnet 20,60%. Auszug II: je 28 g Flüssigkeit (= 10 g Droge) hinterließen 0,4598 g Trockenrückstand == 1,64% = auf Droge berechnet 4,60%. 0,4518 g Trockenrückstand = l,01*^o = '^^^^ Droge berechnet i,ö2%. Die durchschnittliche Suiiiiiie der Trockenrückständc in beiden Auszügen beträgt demnach 25,3 v. H. der Uifttrockenen Blätter. d) Alkaloidgehalt: Auszug I: Angewandt wurden je 96 g Flüssigkeit (= 20 g Droge), die auf dem Wasserljade eingeengt und dann nach der A'orschrift des Arzneibuchs behandelt wurden. Verbraucht wiu-den 4,67 ccm n/ioo Salzsäure — 0,021% = auf Droge berechnet 0,101%. Verbraucht wurden 4,48 ccm "/m,, Salzsäure ^ 0,020% = auf Droge berechnet 0,097 "o- Auszug II: Angewandt wurden je 56,6 g Flüssigkeit (= 20 g Droge). Verbraucht wiu-den 0,49 ccm «/!„„ Salzsäure = 0,004% = auf Droge berechnet 0,011%. Verbraucht wurden 0,39 ccm »/ioq Salzsäure = 0,003% = auf Droge berechnet 0,009%. Die durchschnittliche Summe de« Alkaloidgehalts in beiden Auszügen beträgt demnach 0,109 v. H. der lufttrockenen Blätter. 364 ü. Anöulniino: Bilsouki'aut- und Tollkirscheiiblätter. 3. Das Extrakt aus den Bilscnkiautblätteriil. 1190 g Auszug I und 707 g Auszug II (= 250 g Droge) wurden zu Extractum spissuni verarbeitet. Die Menge des ausgeschiedenen Chlorophylls usw. betrug 8 g (= 3% der Droge). An fertigem Extrakt wurden erhalten 55 g = 22% der ange^^ andten Droge. a) Fcuchtigkeitsgelialt : 1,170 g Extrakt verloi'en beim Troclaien 0,189 g an Gewicht - 16,1%. b) Alkaloidgehalt nach D. A.-B, 5: Verbraucht wurden 3,41 com «/^u Sulzsäure = 0,493% = auf Droge berechnet 0,108%. Verbrauclit wurden 3,51 ccm n/^m, Salzsäure ^ 0,507% = auf Droge berechnet 0,111%. 4. F o 1 i a H y o s c y a m i II. Der Alkaloidgehalt der Blätter betrug 0,065%, der Alkaloid- gehalt der vereinigten Auszüge 0,104%, das Extractum spissuni ist bei der Fertigstellung verunglückt. Es Nvurden noch weitere Proben von Bilsenkrautblättern untersucht, um noch weitere zahlenmäßige Belege für die Schluß- folgerung zu erhalten. Diese Untersuchungen lieferten aber ganz abweichende Resultate, was den Anstoß gab, die Bilsenkrautblättcr des Handels einer genauen Prüfung zu unterwerfen. Die Ergebnisse sind in der folgenden Mitteilung niedergelegt. Belladonna. 1. Folia Belladonnae. a) Feuchtigkeitsgehalt : 4,92 g BlätttT verlo!'eu beim Trocknen 0,385 g an Gewicht = 1,S%. 1,75 g Blätter verloren beim Trocknen 0,136 g an Gewicht = 7,8%. b) Aschengehalt: 1,919 g Blätter hinterließen 0,259 g Asche = 13,4%. 3,000 g Blätter hinterließen 0,409 g Asche = 13,6%. c) Alkaloidgehalt: Verbraucht wurden 11,85 ccm ^/loü Salzsäure = 0,341%. Verbraucht wurden 11,43 ccm ^/mo Salzsäure = 0,330%. 2. Die Auszüge der Tollkirschenblätter. a) Vom Auszug I wiu-den erhalten aus 200 g Droge 930 g. Vom Auszug II win-den erhalten aus 200 g Droge 560 g. b) Spezifisches Gewicht: Der zum Ausziehen verwendete Spir. dil. 0,898. Auszug I 0,916. Auszug II 0,905. O. Ansolmino: Bilsonlcraiit- und Tollkirsclienblätter. 365 c) Trockenrückstand: Auszug I: 25,365 g Flüssigkeit, hinterließen 0,934 g Trocken- rückstand = 3,7% = auf Droge berechnet 17,1%. Auszug II: 22,557 g Flüssigkeit hitit*;rließen 0,263 g Trocken- rüclcstand = 1»2% = auf Droge berechnet 3,3%. Die durchschnittliche Summe der Trockenrückstände in beiden Auszügen beträgt demnach 20,4 v. H. der lufttrockenen Blätter. d) Alkaloidgelialt: Aus>.ug I : Angewandt wurden je 93 g Flib^sigkeit ( = 20 g Droge). Verbraiieht wiu'den 14,8 ccni n/^^^ Salzsäure = 0,070% = auf Droge ber(-chn( = 0,068% = auf Droge berechnet 0,317%. Auszug II : Angewandt wurden je 56 g Flüssigkeit ( = 20 g Droge). Verbraucht wurden 1,1 ccm n/jo,, Salzsäure = 0,008% = auf Droge berechnet 0,024 <^;,. Verbraucht wurden 1,2 ccm "/mo Salzsäure = 0,009% = auf Droge berechnet 0,026%. Bei der Analyse einer zweiten Extraktion verbrauchte die 20 g Droge entsprechende Menge des Gemisches der Auszüge in zwei Ver- su<'lien übenünstiinmend 16,5 ecni n/,,,^ Salzsäun« = auf Droge be- reelinet 0,357%. Die durchsclinittliche Summe des Alkaloidgehalts in beiden Auszügen beträgt demnach 0,344 v. H. der lufttrockenen Blätter. 3. Das Extrakt aus den T o 1 1 k i i- s c h e n b 1 ä 1 1 e r n. Aus 500 g Folia wurden 3700 g Auszüge erhalten. Die Hälfte davon, 1850 g {— 250 g Droge) wurden zu Extractum spissum verarbeitet. Die Menge des ausgeschiedenen Chloiophylls betrug S g (== 3% der Blätter). An fertigem Extrakt wurden eihalten 53 g = 21,2% der angewandten Droge. a) Feuchtigkeitsgehalt : 1,040 g Extrakt verlonui beim Trocknen 0.136 g an (irwiclit = 13,1%. b) Alkaloidgelialt: 3,706 g Extrakt verbraueliten 12,9 ecni "/,„„ Salzsäure = l.r)2% = auf Droge bereehnt^t 0,323%. 2,844 g Extrakt verbraueliten 10,2 ccm "/,„„ Salzsäure = 1,56% = auf Droge berechnet 0,330%. Das Ergebnis ist also kurz zusammengefaßt, jeweils auf Droge bereehnet, folgendes : B i 1 s e n k r a u t I: Die Blätter enthielten (nach D. A.-B. 5) 0,07% Alkaloide, die Auszüge zusammen 0,108%, das Extrakt 366 O. Anselmino: Bilsenkraut- und Tollkirschenblätter. 0,109%. Die Menge des E:S:traktes betrug 22%, sein absoluter Alkaloidgehalt 0,5%. Bilsenkraut II : Die Blätter enthielten 0,065% Alkaloide, die Auszüge zusammen 0,104%. Tollkirschen: Die Blätter enthielten 0,335% Alkaloide, die Auszüge zusammen 0,344%, das Extrakt 0,327%. Die Menge des Extraktes betrug 21%, sein absoluter Alkaloidgehalt 1,54%. Die für die Blätter und die Extrakte gefundenen Alkaloid- mengen stimmen also mit den vom Arzneibuch geforderten Zahlen überein. Bilsenkrautblätter mit 0,07% Alkaloid gaben ein Extrakt mit 0,5%, Tollkirschenblätter mit 0,3% ein Extrakt mit 1,5%. Bezieht man jedoch den Alkaloidgehalt der Extrakte auf die Blätter, so kommen für Bilsenkrautblätter 0,109 statt 0,07% heraus, während sich die Zahl für Tollkirschenblätter nicht erhöht. Es war nun erforderlich zu untersuchen, ob durch doppelte Extraktion der Bilsenkrautblätter mit Aether derselbe Alkaloid- gelialt wie in den weingeistigen Auszügen gefunden wird. Zunächst wurden die Blätter nach der Vorschrift des Arznei- buches beliandelt, dabei wurden 2,48 ccm "/jqq Salzsäure verbraucht, was 0,0717% Alkaloid entspricht. Darauf wurden die Blätter mit dem Rest des Aethers und der zugesetzten Lauge auf dem Wasser- bade erwärmt, bis aller Aether verdunstet war und darauf abermals mit Aether extrahiert. Bei der zweiten Titratio;i wurden 2,2 ccm "/loo Salzsäure verbraucht. In dem Rückstande war, da nur die Hälfte des Aethers zur Titration verwendet wird, noch dieselbe Menge Alkaloid enthalten. Es war also in den Blättern eine Alkaloid- menge vorhanden, die entsprach 2,48 ccm (I. Titration) + 2,2 ccm (II. Titration) -j- 2,2 ccm (Rückstand) = 6,88 ccm "/,o(, Salzsäure oder 0,099% Alkaloide in den lufttrockenen Blättern. Die vom Arzneibuch vorgeschriebene Methode für die Gehalts- bestimmung der Bilsenkrautblätter ergibt also nicht den wahren Gehalt an Alkaloid, sondern einen zu niedrigen Wert. Während aus den Tollkirschenblättern durch verdünnten Wein- geist dieselbe Menge Alkaloid ausgezogen wird (in Form von Alkaloid- salz) wie nach dem Versetzen mit Lauge durch Aether, gehen bei den Bilsenkrautblättern mehr Alkaloide in den Weingeist über als in den Aether, oder vielmehr es werden in den eingedampften alkoliolischen Auszügen jnehr Alkaloide gefunden, als in der kalten Aetherausschüttelung. Da bei beiden Drogen das angewandte Verfahren vollkommen dasselbe ist, so kann der Grund des ver- s(;hiedenen Vculialtens darin erblickt werd(^n, daß in den Bilsen- krautblättern ein anderes AlkaloiducMnisch als in den Tollkirschen- O. Anselmino u. E. Oilg: Bilsenkrautblätter. 367 blättern enthalten ist, oder nocli wahrscheinlicher, daß die Art der Bindung der Alkaloide in beiden Drogen verschieden ist, daß ein Teil der Bilsenkrautalkaloide in einei' Form vorliegt, die durch das Verfahren bei der Alkaloidbestinnnung der Blätter nicht gespalten wird. Bei der äußerst geringen Menge Alkaloid, die in dem Bilsen- kraut vorkommt, dürfte es wohl aussichtslos sein, einen exakten Nachweis dieser Vermutung zu erbringen, oder die Differenzierung der Alkaloidformen zu ermöglichen. Das Ergebnis der in der folgenden Mitteilung niedergelegten Untersuchungen läßt indes noch eine andere Deutung zu, insofern nämlich, als das Alkaloidgemisch, das nur teilweise in die kalte Aetlierausschüttclung übergeht, nicht den Folia Hyoscyami, sondern der Herba Hyoscyami entstammt. Die Bilsenkrautblätter des Handels. Von (). A n s e 1 m i n o und E. (I i 1 g. (Eiaoepanoen don 5. VII. 191.'i.) In vorstehender Mitteilung wurde gezeigt, daß die Extrakte der Bilsenkrautblätter mehr Alkaloide enthalten, als man auf fJrund der Alkaloidbestimmung der Blätter erwarten kann. Bei der Absicht, diesen Befund, abgesehen von den Zahlen- angaben des Arzneibuches, durch mehr als zwei Beispiele zu stützen, erhielten wir bei Verwendung einer neuen Sendung Bilsenkraut- ))lätter abweichende Resultate insofern, als die Alkaloidbestimmungen der Blätter, der Auszüge und der Extrakte Werte ei'gaben, die nicht mit denen der übrigen Bilsenkiautblätter und -Präparate übereinstimmten, sondern, die im Sinne der bei den Belladonna- blättern gemachten Erfahrungen verliefen. Das fertige Extrakt unterschied sich von dem Bilsenkraut- extrakt durch seine Farbe, die mehr rotbraun war, ganz besonders aber dadurch, djCß sein Geruch von dem typischen Geruch dös Bils(Mikrautextraktes merklich abwich. Der auffallendste Unter- sehied zeigte sicli aber beim Eintrocknen des Extraktt^s in düimer Schicht zum Zwecke der Bestinunung des Wassergehaltes. Während Bilsenkrautextrakt, das den Anforderungen des Arzneibuchs ent- spricht, sich dabei aufblälitc und der graubraune Trockenrückstand eine ungleichmäßige Obeifläche zeigte, war der llüc^kstand des in 368 O. Anselmino u. E. Gilg: Bilsenkrautblätter. Rede stehenden Extraktes glatt, mit lederartiger Oberfläche und von hell braunroter Farbe, ganz ähnlich dem eingetrockneten Belladonnaextrakt. Die mikroskopische Betrachtung des Blätterpulvers zeigte das reichliche Vorhandensein von Drusen, während nach der Literatur und auch dem Arzneibuch fast nur Einzelkrystalle vor- lianden sein sollen. Die Untersuchung einer zweiten Sendung Blätterpulver hatte dasselbe Resultat. Wir beschafften uns darauf die ganze, nicht zerkleinerte Droge, an der außer der Größe des Blattes der abnorm lange, über 1 dm messende Blattstiel auffallen mußte. Wir wandten uns nunmehr an die Firma Caesar&Loretz um Auskunft über die verschiedenen Handelssorten von Bilsen- krautblättern und erhielten in dankenswerter Weise folgende Mit- teilung : ,, Heute werden Folia Hyoscyami hauptsächlich in Belgien angebaut, welches ein in der Farbe leidlich grünes, aber ziemlicli langstieliges Blatt liefert; in kleinerem Maßstabe wird der Artikel angebaut in Deutschland, besonders in der Darmstädter Gegend. Das Gros der mittleren Sorten kommt aus Ungarn, während geringe (Qualitäten in großen Mengen aus Rußland eingefülirt werden." Nach der ziemlich allgemein angenommenen Ansicht ist Ilyoscyamus niger eine sehr variable Pflanze. Als die echte L i n n 6'sche Art sieht man gewöhnlich eine zweijährige Pflanze an, die im ersten Jahre nur eine Rosette großer, stattlicher, lang- gestielter Blattei' bildet; im folgenden Jahre entwickelt sich in deren Mitte ein hoher beblätterter Sproß, der sitzende oder sehr kurz gestielte Blätter und an seinem Ende in reicher Fülle die dunkel purpurn netzaderigen Blüten trägt. Die Rosette ist im zweiten Jahre vertrocknet. Als Varietät oder Form (agrestis W. et K.) davon sieht man eine Pflanze an, die einjährig ist und niemals eine Rosette bildet. Ihr dünnerer, niedrigerer Stengel führt am Grunde nur wenige länger gestielte, fast ganzrandige Blätter, die bald von sitzenden Stengelblättern abgelöst werden. Die Blüten haben im allgemeinen eine helleie Farbe. Das Deutsc^lie Arzneibuch 5 sagt von den Bilsenkrautblättern (Folia Hyoscyami) folgendes: ,,Die getroeknettMi, zur Blütezeit gesammelten Laubblätter von Hyoscyamus niger L. Die grund- ständigen Blätter sind bis 30 cm lang und bis 10 cm breit; ihre S|)rcit(> ist länglich-eifruniig, alhiiählich in den Blattstiel übeT- gchciul, bald tiefer, bald flaclier gezähnt, seltener ganzrandig odci' fast fi(Hlerspa]lig-bii('htig. Die Stengelblätter sind kleiner, sitzend O. Ansehnino n. E. Oilg: Bilsonkrautblattor. :iGn oder halbsteiigeluinfaHSoiul, sj)itz und tragen j<>derscits l — 4 große, breite, zugespitzte Zähne. Alle Blatter sind matt graugrün, beider- seits reichlich behaart, fiedernervig, mit heller und breiter Mittel- rippe versehen. Bilsenkrautblätter riechen betäubend und schmecken etwas bitter und scharf." Das Arzneibuch v e r 1 a n g t d e m n a c h Blätter, die entweder von der einjährigen Pflanze stammen, oder aber von der zweijährigen Pflanze vom blühenden Stengel abgestreift worden sind; die im ersten Jahre gebildeten Rosettenblätter der- zweijährigen Pflanze sind also vom Gebrauche ausgeschlossen. Ueber den mikroskopischen Befund gibt das Arzneibuch folgende Angaben: „Die Wände der beiderseitigen Epidermis- zellen sind wt^llig-buchtig. Spaltöffnungen mit drei bis vier Neben- zellen sind auf beiden Seiten vorhanden, jedoch reichlicher auf der Unteiseitt>. Im Schwammparenchym unter der einreihigen Pali- sadenschicht und im Gewebe der Nerven findet sich Calciumoxalat in Form verschieden gestaltetei', meist säulenförmiger Einzel- krystalle oder Zwillingskrystalle, seltener in Form verhältnismäßig einfacher Drusen, sehr selten als Krystallsand. Die Haare der Blätter sind meist lange, sehr dünnwandige, einfache, glatte, zwei- bis vierzellige, höchstens zehnzellige Gliederhaare oder langgestielte, schlaffe Drüsenhaare mit ein- bis vielzelligem Köpfc^hen. Kurze Drüsenhaare mit kugeligen oder rose ttenförm igen Köpfchen sind spärlich vorhanden." Es sei gleich hier hervorgehoben, daß sich die genannten Angaben des Arzneibuches für alle untersuchten »Sorten des Handels als zutreffend erwiesen haben mit Ausnahme der Angaben über die Krystalle. Dies soll im folgenden weiter darsetan werden. Wir untersuchten eine Anzahl von Folia Hyoscynmi, die von den zuverlässigsten deutschen Großdrogenhäusern bezogen waren, sowohl morphologisch als auch anatomisch. Die Präparate wiu'den durchgängig mit Chloralhydratlösung behandelt. 1. Folia Ilyoscyami deutsch, 1912 er. Eine sehr gut aussehende, hellgrüne (offenbar ül)ei- einei' Darre getrocknete) H e r b a mit Blüten und unreifen und tcMlweise reifen Flüchten. — Die Droge hätte de m n a c h n i (; h t als Folia H y o s e y a m i, s o n d e r n a l s He r h a H y o s - c y a m i b e z e i e h n e t w e r d v n m ü s s e n. Arch. d. Pharm, CCLI. Bds. 5. Heft 24 370 O. Anselmino u. E. Gilg: Bilsenkrautblättor. Die Stengel waren 20 — 25 cm lang und trugen nur an der Basis einige kurzgestielte, kleine Blätter; die Blumenkrone war von hellgelber Farbe. Es unterliegt demnach keinem Zweifel, daß hier die einjährige ,,Form" oder ,, Varietät" (agtestis) vorliegt. Es wurde aus dieser Droge eine ausgezeichnet erhaltene Pflanze ausgesucht und in allen Teilen geprüft. a) Ein ganz junges Blatt erwies sich von dünner Konsistenz und konnte durch Einlegen in Chloralhydrat vollständig durchsichtig gemacht werden. Die Krystalle waren nur in der Nähe der Hauptnerven als sehr kleine Einzelkry stalle vertreten. b) Ein etwas älteres Blatt, das ebenfalls noch eine dünne Konsistenz aufwies und durch Cliloralhydratbehandlung schön durchsichtig gemacht werden konnte, zeigte schon dicht gedrängte, sehr reichliche, recht ansehnliche Einzelkrystalle, daneben aber auch teilweise solche, die einen Uebergang zu einfachen Drusen zeigten, teilweise auch an Sphaorokry stalle erinnerten. c) Ein altes, ausgewachsenes Blatt wurde selbst nach tagelangem Liegen in Chloralhydrat nicht durchsichtig. Die Konsistenz war demnach gegenüber den jüngeren Blättern be- deutend derber geworden. Das Blatt enthielt gewaltige Kry stall- mengen; in dem Mesophyll zwischen den Nerven fanden sich sehr große Einzelkrystalle, die oft in einfache Drusen übergingen. In der Nähe der Nerven war die Anreicherung an Krystallen in den Zellen besonders auffallend. Die Krystalle erwiesen sich als ein- fache oder sogar recht komplizierte große Drusen. d) Die Kelch zipfel an den jungen Früchten (die ja einen nicht unwesentlichen Bestandteil des Pulvers ausmachen können) führten hauptsächlich ziemlich komplizierte kleine stachelige Drusen ; nur ein Fünftel der Krystallmenge bestand schätzungsweise aus Einzelkry stallen . Aus diesem Befund lassen sich folgende Schlüsse ziehen: 1 . Das Blatt nimmt mit zunehmendem Alter beträchtlich an Dicke zu. 2. In jungen Blättern sind erst verhältnis- mäßig spärliche Einzelkrystalle vorhanden. 3. Je ä 1 1 e r d a s B 1 a 1 1 w i r d, desto m e h r n i m m t die Zahl der Krystalle zu und desto mehr ent- wickeln sie sich zu einfachen oder sogar oft recht komplizierten Drusen. Vom botanisch-physiologischen Standpunkt aus ist der ge- schilderte Befund nicht auffallend. Man weiß, daß Oxalsäure bei der Veratmung der Assimilate als ein für die Pflanze äußerst lästiges, (). Ausolmino u. K. (Jilg: Bili-oiikrautblätt(n werden. 2. Foiia Ilyoscyami doutseh, 1911 or. Eine wi>nig gut aussehende, grünlielibraune Droge, nur aus Blättern bestehend. Diese Blätter sind mittelgroß, sehwach ge- buchtet und mit einem dii' Blattspreite oft an Länge erreichenden, breiten und dicken, stark behaarten Stiele versehen. Zweifellos stammt diese Droge von der zweijährigen Form, und z\\ar besteht sie aus den Rosettenblättern des ersten Jahres. Die Blätter sind stark mit Gesteinsjiartikelchen bedeckt, so daß jene stellenweise einen fast homogenen Ueberzug davon tragen. Bei dieser Droge konnte man natürlich nicht in gleiclier Weise wie bei der vorigen vorgelien, da keine vollständigen Rosetten vorlianden, die Blätter vielmelir isoliert waren. Trotzdem konnte man aus der Droge größere dickere und kleinere dünnere Blätter auslesen, die für ältere und jüngere angesprochen werden mußten. Der mikroskopische Befund entsprach in bezug auf Menge und Ausbildung der Krystalle im ganzen den Resultaten an der vorigen Droge, d. h. die jüngeren Blätter führen ebenfalls spärlich kleine Einzelkrystalle, mit zunehmendem Alter tritt eine Vermehrung und starke Größenzunahme der Einzelkrystalle ein, und besonders in der Nähe der stärkeren Nerven treten mehr und mehr oft komplizierte Drusen auf, die manchmal zwei Drittel der gesamten Krystallmasse ausmachen. 3. Folia Hyoscyarai belgisch, 1912 er. Eine sehr schön aussehende, grüne, nur eine schwach bräun- liche Tönung zeigende Droge, die wie vorige nur aus recht gut er- haltenen Blättern besteht und fast keine Bruchstücke enthält. Die Blätter sind bedeutend größer als bei voriger Droge, scliwach gebuchtet und mit einem die Blattspreite oft an Länge erreichenden sehr breiten und dicken, stark behaarten Blattstiel versehen. Be- sonders bei dieser Droge maclien die Stielteile einen bedeutenden Anteil aus. Genau wie bei voriger Droge liegen hier die erstjährigen Rosettenblätter der zweijährigen Form vor. Die Droge ist sorg- fältig gesammelt und ist daher veihältnismäßig wenig mit Boden- partikeln verunreinigt. Die Blätter sind wenig zerknittert, sehen 2-4* 372 O. Anselmino n. E. Gilg: Bilsenlcrautblätter. oft wie gepreßt aus und sind zweifellos auf einer Darre künstlich getrocknet. Für die Krystalle gilt dasselbe, was bei der vorigen Droge ausgeführt wurde. 4. Folia Hyoscyami ungarisch, 1911 er. Eine wenig ansehnliche Droge, nur aus schwärzlichgrünen, stark zerknitterten, förmlich zusammengeballten Blättern be- stehend. Die einzelnen Blätter sind mittelgroß bis ziemlich klein, höchstens "von der Größe der Droge No. 2. Sie bestehen auch aus den erstjährigen Rosettenblättern der zweijährigen Form. Mikroskopischer Befund wie bei den vorigen, doch scheinen hier die Drusen seltener zu sein. 5. Folia Hyoscyami russisch, 1910 er. Sehr schlechte Droge von graugrünem bis bräunlich-schwärz- lichem Aussehen mit vielen Verunreinigungen (Federn, Wurzeln, Gras, sogar Erde etc.). Eine Her ba mit Blüten und unreifen bis reifen Früchten, die ganzen Pflanzen in Ballen fest miteinander verklebt. Die Droge besteht aus niedrigen Pflanzen und stammt somit mit großer Walirscheinlichkeit von der einjährigen Form. Bezüglich der mikroskopischen Verhältnisse kann auf das bei No. 1 Gesagte verwiesen werden. Was bei Verwendung dieser Droge zu Pulver resultiert, kann aus No. 7 erselien Avin-den. 6. Folia Hyoscyami eleeta. Mit voller Sicherheit die belgische Droge. 7. Folia Hyoscyami Pulv. gross. Ein sehr schlechtes Pulver, zweifellos aus einer Herba her- gestellt, Blattfetzen, Stengelbruchstücke, Samenschalfetzen, Pollen- körner, außerordentlich reiche Gesteinspartikelchen, Pilzsporen etc. zeigend. Nach diesem Befund läßt sich das i*ulvei' nur auf eine russische Droge zurückführen. Auffällig ist, daß iu den Blattfetzen meist Einzelkrystalle beobachtet wurden. 8. Folia Hyoscyami Ph. G. 5 eleeta Pulv. gross. No. la. Ein l'ulvcr, das zweifellos nur aus Blättern hergestcillt ist, und wahlscheinlich von einer Droge stammt, wie sie oben untei' No. 2 oder 3 beschrieben wurde. Verunreinigung außerordentlich (). AiiHohninu u. bl. Gilg: Biläonkrautblättur. 373 V-'t-iiii;^'. Di«' Mcsophyllfctzcn von scliöii giiinoi' Farln-. Xiivli ck-in olxMi Aus^ofülirten kann es niclit auffallen, daß die einen Mesopliyll- fetzen nur Einzeikrystallc und gelegentlich einzelne Drusen ent- halten, während andere fast nur hoehkoniplizierte Drusen führen. 9. Herha Hyoscyami Piilv. subt. Sieb. No. 6. VAn Pulver, das mit Sicherheit aus einer Herba Hyoscyami stau mit und reichlich Pollenkörner sowie Sanienschalenbruehstücke, daneben aber auch reichlich Bodenpartikelchen enthält. Die cheniiscljc Untersuchung (zusammen mit S. Neustadt) der belgischen Blätter und eines aus dem Handel bezogenen reinen Blätterpulvers, das vermutlich aus der belgischen Droge hergc.'stellt worden ist, sowie der Extrakte daraus, ergab folgende Werte: I, F o 1 i a Hyoscyami jd u 1 v. gross. 1. Feuchtigkeit 7,4%. 2. Ascrhe 2:3,8%. 3. Alkaluidgelmlt 0,060%. 4. Er.^ter Auszug: a) Six-zifisches GewicliL U.'Jll (Spir. dil. 0,892). b) Extraktgehalt 3,82% berechnet auf Auszug, 17,72"o berechnet auf Droge. c) Alkaloidgehalt 0,042% berechnet auf Droge-. 5. Zweiter iA.uszug: a) Spezifisclie-s üewiclit 0,903. b) Extraktgehalt 1,40% berechaet auf Au,szug, 3,82% berechnet auf Droge. c) Alkaloidgehalt 0,022% berechnet auf Droge. 6. Extractuni spissimi: a) Ausbeute 22% der Droge. b) Wassergehalt 18,60o. c) Alkaloid-rehalt 0,278«^ berechnet auf Extrakt, 0,061% berechnet auf Droge. II. Folia Hyoscyami tot. 1. Feuchtigkeit 11,0%. 2. Asche 22,5%. 3. Alkaloidgehalt 0,053%. 4. Erster Auszug: a) Spezifisches Gewicht 0,910 (Spii-. diJ. 0,892). b) Extraktgehalt 3,50% berechnet auf Auszug, 22, 76°^ berechnet auf Droge, e) Alkaloidgehalt 0,049% berechnet auf Droge. 5. Zweiter Auszug: a) Spezifisches GJewicht 0,901. 374 O. Anselmino u. E. Clilg: Bilsenkiautblätter. b) Extraktgehalt 0,92% bert-cluiet auf Auszug, 4,46% berechnet auf Di'oge. c) Alkaloidgchalt 0,0l% berechnet auf Droge. 6. Extractum spisHiun: a) Ausbeute 28,6% clor Droge. b) Wassorgehiilt 18,3%. c) Alkaloiditehalt 0,18% berechnet auf Extrakt, 0,052% berechnet auf Droge. Die bei dieser Droge erzielte hohe Extraktausbeute mag darauf zurückzuführen sein, daß nicht Drogenpulver, sondern die nur grob zerkleinerte Droge mit verdünntem Weingeist, und not- gedrungen auch mit mehr als der vorschriftsmäßigen Menge davon ausgezogen wurde. Im Gegensatz zu der Forderung des Arzneibuches ist bei den Extrakten aus beiden Drogen keine Anreicherung des Alkaloid- gehalts gegenüber dem Gehalt der Droge selbst zu bemerken, sondern der Gehalt der Extrakte entspricht dem der Blätter. Ob dies eine Eigenschaft der Rosettenblätter der zweijährigen Pflanze ist, oder ob dies das normale Verhalten der Hyoscyamusblätter allgemein ist, kann nicht mit Sicherheit entschieden werden. Es wäre denkbar, daß das dem Arzneibuche entsprechende Verhalten dem Drogenpulver aus Herba Hyoscyami (also teilweise Samen enthaltend) zukommt. Von der Droge, aus der das erste der Extrakte, die in vorstehender Mitteilung beschrieben sind, hergestellt wurde, war zwar nichts mehr vorrätig und die Droge ist auch vor ihrer Auf- arbeitung nicht mikroskopisch untersucht worden. Die Droge aber, die das zweite vorschriftsmäßige Extrakt lieferte, oder wenigstens die Auszüge dazu, ist unzweifelhaft nicht Folia, sondern Herba Hyoscyami gewesen. Ueber den Alkaloidgehalt der Folia Hyoscyami D. A.-B. 5 findet sich bei Caesar & Loretz, Jahresbericht 1912, die Angabe, daß ganze Blätter mit ausreichendem Alkaloidgehalt selten sind. Von einem Bilsenkrautextrakt, das aus unzweifelhafter Blätterdroge hergestellt war, gibt D a n c k w o r 1 1^) den Alkaloid- gehalt zu 0,355% an. An derselben Stelle wird darauf hin- gewiesen, daß Belladonnablätter weniger Alkaloid enthalten als das ganze Kraut. Anschließend seien noch die Befunde der Untersuchung des Blätterpulvers No. 7 der obigen Aufzählung mitgeteilt: Feuchtigkeit 7,5% Aschengehalt 32,5% Alkaloidgehalt 0,064%o- 1) Dieses Archiv 249, 252 (1911). Ü. An8cliiiim) u. K. <;il;j;: Uil^enkrautbliitter. .'{75 Schill Blfüljji'runjJ!;flaeht. Die Scliale besteht aus einem äußeren, harten, glatten, tief- braunen, zuweilen fast schwarzen Intcgument, das schon makro- skopisch als mehrschichtig erkennbar ist, ca. 40% des Gesamt- 3'80 H. Mattliü« u. H. lloltz: Kapoksamoii und Kapoköl. gewichtes der Samen ausmacht und sich ziemUch leicht von dem Samenkern trennen läßt. Das innere, sehr zarte Integument liegt dem Sanienkern dicht an und ist nur schwach gelblich gefärbt. Der Samenkern ist fast \vei(J und von verhältnismäßig weicher Konsistenz. Er besteht nur aus dem Embryo, der auf kurzer Achse zwei große tiefgefaltete, blattartige, durchweg weißhchgelbe (elfenbeinfarbene) Cotyledonen trägt, die sich nach längerem Einvv^eichen der Samen in Wasser vollständig entfalten lassen, nach dem Trocknen aber brüchig sind. Ferner hat der Embiyo eine ziemlich kräftige Radicula. Endosperm ist nicht vorhanden. Fig. 1 zeigt den von der Samenschale gänzlich befreiten Embryo (Radicula und Cotyledonen), Fig. 3 einen Längsschnitt durch den Embryo, wobei die komplizierte Faltung der Cotyledonen zutage tritt. Die Samenschale (Fig. 8 und 8a) ist außen begrenzt von einer braunen Epidermis (Fig. 7), welche, von der Fläche gesehen, aus dicht schließenden, polygonalen, in ihren regelmäßigsten Formen annähernd sechsseitigen Zellen zusammengesetzt scheint. Auf dem Querschnitt erscheinen die Zellen annähernd rechteckig. Sie bilden meist nur eine Zellenlage, an der Unterseite der Samen aber, besonders an der das Hilum umgebenden Partie, viele Schichten, die sich fast borkig abheben. Spaltöffnungen fehlen ganz. An der Oberfläche und den Seiten fehlen Anhangsgebilde. An der Unter- seite der Samen, besonders an der das Hilum umgebenden melu'- schiciitigen Partie, befinden sich allenthalben meist leere Insertions- öffnungen von Trichomen. Die Epidermiszellen (Fig. 7 und 7a) sind rings um den Haarfuß regelmäßig radial angeordnet, meist 6 — 8 den ersten Kreis bildend. Der Einfluß der radialen Anordnung des ersten Kreises läßt sich meist noch bis zu einem zweiten und dritten Kreise erkennen^). Vereinzelt fanden sich noch kurze Haarreste in den Insertionsstellen. Ganz vereinzelt längere. Die Haare sind einzellig, englumig, lufterfüllt, im Querschnitt rund, mehrere Zenti- meter lang. Ihre Grundmasse bestand aus Lignozcllulose, die durch fett- oder wachsartige Stoffe imprägniert und durch etwas Pigment gefärbt ist. Auf direkte Beizung mit Chlorzinkjod oder mit ScliM^efel- säurejodjodkali tritt Blaufärbung zunächst nicht auf, sondern Gelb- färbung, die vom Jod herrührt. Erst nach Erwärmen der Deckglas- präparate mit ca. ^ n. alkohol. Kalilauge und Auswaschen dieser mit Wasser wurde durch Chlorzinkjod oder Jodjodkali allein sofort 1) Die Kapoktrichome sind trotzdem im wesentlichen dem Innen- karpell entspringend. H. Matthos u. H. IToltz: Kapoksamon und Kapoköl. 381 Blaufärbung der Zollulose-Onindsubstanz erzielt. Auch gaben die in der bcsehriebenen Weise von Jniprägniei"ungsstoffon befreiten Triehonie nach Aviederholteni Eintrocknenlassen alkoholischer Phloro- glucinlösung und nachfolgendem Zusatz konzentrierter Salzsäure eine deutliche Rotfärbung: Lignin. Von Zellinhaltstoffen ist in den Epidermiszellen außer den plasniatischen Gebilden keine Gerbsäure, wohl aber Fett und Aleuron gefunden worden. Das Pigment ließ rieh weder durch 24 stündiges Liegen in konzentriertem Chloralhydrat, noch durch Alkohol ent- fernen, am besten gelang es durch Behandlung mit alkoholischer KaUlauge. Nach Behandlung mit Alkohol, dann Jodjodkali, woirden einzelne große und mehrere kleine Aleuronkörner, wie auch das Gerüst des Plasmas und der Zellkern deutlich sichtbar. Die mit Alkohol behandelten, mit Wasser ausgewaschenen Präparate gaben mit wässeriger schwefelsaurer Eisenoxydlösung keine Blaugrün- färbung (Fehlen der Gerbsäure). Die beiden unter der Epidermis liegenden völlig getrennten Schichten der äußeren Samensc^hale sind anatomisch ganz gleich- artig gebaut. Meist liegen nach außen eine oder zwei Reihen sehr regelmäßig: reihenförmig angeordneter, gelbbraun fingierter Sklerenchymzellen (Fig. 8a), nach innen folgt eine Schicht skleren- chymatischer, englumiger, dicht aneinanderschließender Palisaden- zellen, die ebenfalls gelb fingiert sind. Die Wandungen aller dieser Sklerenchymelemente sind durch zahlreiche Tüpfelkanäle gefurcht. Die Sciiale der Unterseite der Samen, besonders in der Umgebung des Hilum, ist von einer schwärzlichen (Fig. 8), borkeartigen, meist nicht fest ansitzenden Außenschicht bedeckt, an der vielfach eine Differenzierung der Gewebselementc oder die p]ntscheidung, ob sie aus der Epidermis oder der äußeren Sklerenchymlage hervor- gegangen ist, nicht mehr möglich ist. Auf die sklerenchymatische Partie folgt nach innen eine etwa gleich mächtige Schicht mehrerer Reihen nichts Charakteristisches bietender parenchjnnatischer Zellen, die mit besonders weitlumigen Zellen an die Sklcrenchymschicht anschließt. Die zweite Schalensehicht (Fig. 8a) ist der ersten analog gebaut, mit den stark verdickten Sklerenchymelementen nach außen be- giimend. Das zarte Innenintegument (Fig. 9) beginnt nach außen mit einer mehrreihigen Schicht sternförmiger Zellen mit starken Membran- wcllungen. Diese Zellen sind teilweise leer, teilweise schleimerfüllt. Dann folgt eine mehrreihige Schicht nmdlirher jilasnialischei' Parenchvmzellen. 382 H. Matthos u. H. Holtz: Kapok'^amen und Kapoköl. Der Keim, der die Samenschale ganz ausfüllt, besteht im wesentlichen aus Würzelchen und Cotyledonen (Fig. 1). Die beiden Cotyledonen sind anatomisch (Fig. 10) sehr einfach gebaut. Sie sind bereits von einer zusammenhängenden Epidermis überzogen, die aus ziemlich quadratischen Zellen mit kräftigen Membranen besteht. Nach Behandlung mit Kalilauge, Auswaschen und Zugabe von Jodlösung tritt Blaufärbung der Wandungen (Zellulose) ein. Die Epidermis der Cotyledonen umschließt ein parenchymatisches Gewebe, das der Gefäßbündel wie sklerotischer oder stärker vei- dickter Elemente ganz entbehrt. Die Parenchymzellen sind von verhältnismäßig großen Dimensionen, aber ungleich groß und dicht aneinanderschließend. Der Inhalt der meisten ist eine farblose körnige Masse, in der Krystalle nicht gefunden wurden und in deren Zusammensetzung nur mit Hilfe von Reagentien ein Einblick ge- wonnen werden kann. Der Hauptsache nach sind es winzige Fett- tröpfchen, die in weingeistiger Chloralhydratlösung am besten sichtbar waren. Durch Aether und andere Lösungsmittel löste sich das Fett leicht auf. Alkanna färbte dasselbe intensiv rot; wurden die Schnitte in Cliromosmiumessigsäure gelegt, so hoben sicli die Aleuronkörner hell ab von dem gebräunten Oelplasma. — Beobachtet man die Aleuronkörnei in Alkohol und läßt Jod zufließen, so treten die Details an den Aleuronkörnern hervor. Bei den meisten, den kleineren, kann eine Differenzierung der Grundmasse nicht erkannt werden. Bei den größeren fand sich zuweilen ein in der Hauptmasse eingeschlossenes, rhomboedrisches, meist unvollkommen ausgebildetes Proteinkrystalloid. Gewölinlich fanden sich nur ein, zuweilen zwei große Aleuronkörner neben zahlreichen kleineren. — Dieselben gaben mit M i 1 1 o n's Reagens die Eiweißreaktion : gelbrote Fär- bung, — In den Ej)idermiszellen wurden Aleuronkörner nicht fest- gestellt. — In den durch Alkohol entfetteten Schnitten war ein Netz feinen derben Dauerplasmas erkennbar. Auch der Zellkern war meist deutlich erkennbar, er ist gewöhnlich durch anastomo- sierende Fäden aufgehängt (Fig. 11). — In den durch Alkohol ent- fetteten Schnitten konnte Stärke durch Jodlösung nicht nacli- gewiesen werden. — Durch Aetzkali wurde die Grundmasse nicht gelb gefärbt. Die Radicula ist keulenförmig. Sie tritt namentlich nach Einlegen der Samen in verdünntes Aetzkali aus den Samen hervor. Auch das Gewebe der Radicula (Fig. 4, 5 und 6) besteht aus dünn- wandigem Parenchyni. Die Zellen der Randschicht sind ziemlich regelmäßig in konzentrischen Kreisen angeordnet. Etwa 10 — 13 dieser Kreise folgen aufeinander. Die Zellen der peripheren Kreise H. Matthos u. II. Holt/.: Jvnpoksamon und Kapoköl. .'J83 sind sehr klein. — Der zentrale Bündelzylinder besteht aus zahl- reii'hen Strängen von Procanibiuni. In einigen dieser Bündel sind bereits junge (Jefäßv' zu bemerken. — In tler Mitte liegt «^ zartes X'crbindudgsgewebe. Der Inhalt der Zellen der lladieula besteht aucli aus Oelplasma, in weleheni Aleuronkörner eingebettet sind. Cheniiseho L'nlcrsuchung der Samen. Die eheniisclu- l'ntersuelunig^) der Samen in lufttrockenem Zustand cTirab: Wa.'^sor jiolm 1 1 Fettes Oel Stickstoff (Rnhprotein nach K j e 1 d a h 1) *^o Asche 7,76-7,5 7,G3 2r,,6 3,327 3,34 20,79 20,87 5,6 5,69 Die stark alkalische Asche war reich an Phosphorsäure und Kali. Sie enthielt ferner Kalk. Maurnesia. t'hlor inid Schwefelsäure. \\\ Spuren waren vertreten Natron, Kisenoxyd, Kieselsäure und Aluminium. Mangan wurde nicht gefunden. Die (quantitative Analyse ergab: Salzsäure-Unlösliches 2,17% (Sand + Siü.). Im salzsäurelösliehen Teil der Asche wurden gefunden: Kalk CaO Magne- sium MgO % Kali K,0 _/o_ Natron Na.,0 /o "■ , Kiesel- säore P2O5 % saure SIC, Sehwafel- säare SO3 0/ /o Chlor Cl Eisen + Alu- minium FeoO, + AI,.0., % Mungan MnO 4 21 8,27 44,30 0.80 38,24 Spuren 2,60 Spuren 0,21 Uobersicht über die Untersuchungsergebiiisse des Kapoköles. Das bezogene durch Fremdkörperchen, Faserreste usw. ge- trübte Handelsöl hatte einen gelben Farbton, etwa wie ein helleres Leinöl oder dunkleres Olivenöl. Der Geruch des unerwärmten Oeles war schwach, eigenartig, nicht besonders chaiakteristisch. Ein eigenartiger modriger Geruch trat markant hervor, wenn selbst ganz geringe Mengen Oel (einige ^) Diese Befunde stimmen auch mit den im Pfluizt^r 1908 ari- pegebenen Zalden von Greshoff überein. Die Oriüiiialarheit von M. G r e s li o f f ..Schctscn von nuttiuc indisclic planten, Am^t-rd-un 1894-1900, par. 183" lag nicht vor. 384 H. Matthes u. H. Holtz: Kapoksamen und Kapoköl. Tropfen) in einem Gefäße mit kochendem Wasser Übergossen woirden. Der gleiche Geruch entsteht, wenn die Samenhaare des Kapoks mit Wasser erhitzt werden. Das Oel war bei 15° dickflüssig und schied bei längerem Stehen wie selbst bei + 20*' noch größere Mengen fester Bestandteile ab; es wurde erst bei 28 — 29° ganz klar. Der Erstarrungspunkt läßt sich nicht scharf angeben. Eine im Zeitraum von zwei Stunden von -\- 35° an gleichmäßig langsam abgekühlte Probe begann sich erst bei +15" bis 14° leicht zu trüben. Das Oel läßt sich durch Stehenlassen und Filtrieren bei ver- schiedenen Temperaturen in verschiedene Teile teilen. So lieferten 150 g Oel 24 Stunden bei 10° zu breiartiger Masse gekühlt, dann auf ein Filter gebracht, bei abermals 24 stündigem Stehen bei 10° 74 g = 49% Filtrat. Der Rest, im Dampf trichter filtriert, gab noch 70 g. Der bei 10° flüssige Anteil hatte einen helleren Farbton als das flüssige Originalöl, während der beim Filtrieren zurück- gebliebene Satz nach dem Schmelzen einen dunkelen, ins Bräunliche spielenden Ton aufwies. Der Geschmack des vorliegenden Handelsöles war im ersten Augenblick angenehm. Dann trat aber anhaltendes Kratzen im Schlünde ein. In der vorliegenden Form wäre das Oel zu Speise- zwecken nicht verwendbar gewesen. Das zur Kontrolle des Handelsöles durch Petrolätherextraktion aus den Kapoksamen selbsthergestellte Oel zeigte im allgemeinen dieselben äußeren Eigenschaften, nur war es einen Ton heller und der Geschmack war, entsprechend einer geringeren Säurezahl, mild, ohne Kratzen zu verursachen. Die beim Abkühlen abgeschiedene Menge Stearin war etwas geringer. Die spezifisclien Gewichte beider Oele waren nahe überein- stimmend: Für Handelsöl bei 15° 0,9218, für extrahiertes Oel 0,9198. Das spezifische Gewicht hält demnach etwa die Mitte zwischen Leinöl und Olivenöl und stimmt mit dem für Cottonöl in der Literatur angegebenen ziemlich überein. Der Brechungsindex des Handelsöles mit 1,4630 bei 40° liegt in der Mitte zwischen den beiden in der Literatur für Kapoköl angegebenen Werten. Der Breclumgsindex der selbstextrahierten Oele war ebenfalls 1,4630 bei 40°. Auch der Brechungsindex der bei -)- 10° festen und flüssigen, getrennten Bestandteile war 1,4630 bei 40". In Toluol gelöst ergab sich die optische Inaktivität der Oele selbst, wie auch der daraus hergestellten Fettsäuren. An sich ist dies für die meisten fetten Oele normal. Da das Oel zu Speise- Schematische Darstellung des anatomischen Baues des Kapoksamens. H. Matthos u. H. Holtz: Kapokpjimcn und Kapoköl. 38;' zwecken, wohl auch zur Margarinefabrikation verwandt werden dürfte, gibt die optische Inaktivitcät eine gewisse Gewähr seiner gesundheitlichen Unschädlichkeit. Die Viskosität des Oeles wurde mit dem Viskosimeter von K n g 1 e r bestimmt. Bei 20° betrug die Auslaufzeit im Mittel iiielirerer Bestimmungen 610 Sekunden (Wasser 53 »Sekiniden). l>''r \'isk()silätsgrad ist demnach ^ 610 ^ = 11,5. Die Jodzahlen mit 88,7 für das Handelsöl und 93,3 und 94,5 für die solbstextrahierten Oele, müssen als übereinstimmend auf- gefaßt werden, da das Handelsöl, wie auch die hohe Säurezahl anzeigt, schon weitergehende Veränderungen (Oxydationen), die allein schon durch ein längeres Aufbewahren an der Luft herbei- geführt werden können, erfahren hatte. Diese erniedrigen aber die Jodzahl. An sich sind die Jodzahlen für ein schwach trocknendes Oel normal. Da sie bei 2- bis 3- bis 18-stündigen Kontrollen sich von der 3- zur 18 stündigen Probe nur unwesentlich änderten, wurde in allen Fällen nur nocli 3 Stunden stehen gelassen. Die Säurezahl des untersuchten Handelsöles ist mit 21,6 ziendich hoch, die des selbstextrahierten Oeles mit 3,4 und 4,6 entsprechend niedrig. Die Vcrseifungszahlen beider Oele liegen abei- so nahe zusammen (192,3 und 196,3), daß auch sie für die Gleichheit des Handelsöles und des selbsthergestellten Oeles sprechen. Die Reichert-Meißl- Zahl ist niedriger gefunden worden als die von P h i 1 i p p e ermittelte : 0,8 (statt 3,3). Die'P o I e n s k e - Zahl ist schwankend zwischen 0,14 — 0,34, also auch sehr niedrig, so daß den vorhandenen flüchtigen Säuren kein besonderer Einfluß auf die Zusammensetzung des Oeles beizumessen ist. Der Schmelzpunkt der Fettsäuren nach H e h n e r lag bei 34 — 35", für die von Phytosterin befreiten Gesamtfettsäuren bei 36", ist denniach sehr hoch und kann zur Identifizierung gegenüber anderen Oelen dienen oder auch den Nachweis des Kapoköles in anderen Oelen erleichtern. Der Erstarrungspunkt der H e h n e r - Fettsäuren war 28 — 30", der der phytosterinbef reiten Gesamt- fettsäuren 31—32". In besonderem Maße zur Identifizierung des Kapoköles ge- eignet sind die qualitativen Reaktionen, so daß damit die Möglich- keit gegeben ist, das Oel auch in anderen Fetten nachzuweisen. Uebereinstimmend gaben die vorliegenden Kapoköle die Proben nach Halphen, Becchi und die Salpetcrsäureprobe. Arch. d. Pharm CCLI. Bdi. 6. Heft. 25 386 H. Matthes u. H. Holtz: Kapoksamen und KapokÖl. Die Rotfärbung bei der H a 1 p h e n'schen Probe^), die auch für andere Malvaceenöle (Cottonöl, Baobaöl) charakteristisch ist, trat sehr intensiv auch bei längerem Stehen der Mischung in der Kälte ein. Selbst 1% Oel im Schmalz gab noch deutlich Rotfärbung. Die von Phytosterin befreiten, wie auch die phytosterinhaltigen Ge- samtfettsäuren, auch die flüssigen Fettsäuren, die. nach der Bleisalz- benzolmethode gewonnen waren, gaben die Reaktion. Nur das 6 Monate lang in Glas eingeschmolzen dem intensivsten Tageslicht ausgesetzt gewesene Oel zeigte die Reaktion schwächer, etwa wie ein 5% frisches Oel enthaltendes Schmalz. Die zur Kontrolle frisch isolierten Rohphytosterine des Oels gaben die H a 1 p h e n'sche Reaktion nicht. Der Träger der Reaktion findet sich demnach in den Fettsäuren und nicht in den unverseifbaren Anteilen. Die B e c c h i - Reaktion-) gab in der Modifikation nach M i 1 1 i a u^) mit den flüssigen Fettsäuren der Bleisalzbenzolmethode (F a r n s t e i n e r) wie mit den phy tosterinfreien H e h n e r - Fettsäuren sofortige Reduktion in der Kälte. In der Modifikation T o r t e 1 1 i und R u g g e r i^) trat dagegen bei den Gesamtfettsäuren erst nach längerem Stehen in der Kälte, bei den flüssigen Fettsäuren erst nach kurzem Erwärmen auf 60 — 70" Reduktion des Silbernitrats ein. — Cottonölfettsäuren geben die Reduktionen erst in der Wärme. Schwefelhaltige Körper, die nach einzelnen Autoren^) als Ursache der B e c c h i - Reaktion aufgefaßt ^\'erden, konnten nicht festgestellt werden. Die Salpetersäurereaktion gab mit den Originalölen nach kurzem Stehen intensive Kaffeebraunfärbung. Eine l%ige Lösung in Schmalz gab gleichfalls noch deutliche Braunfärbung gegenüber einer gleichzeitigen Kontiollprobe mit reinem Schmalz. Mit W e 1 m a n's Reagens®) gaben die frischen Kapoköle intensive Blaugrünfärbungen, die nach längerem Stehen in Dunkel- blau übergingen. Ebenso mit S e r g e r's Reagens') (Molybdän- Schwefelsäure). Das gebleichte, 6 Monate dem Sonnenlicht aus- gesetzte Oel wurde nur blaßgrün inid langsam intensiver grün. i) Journ. rimnn. Chim., 6-80(1. 2) Z. f. a. eil. 1894, 33, 561. 3) Compt. rond. 188, 106, 550. 4) Selmi 1898. 5) O i 1 1 vuid D o n n i s o n, f'lioin. News, 1889, 59, 33. 6) W e 1 m a n s, Ph. Zto-. 1891, 36. 798; Durand imd B a u d, Ann. cliini. nppl. 1903, 8, 328. ^) C'hcin.-Ztg. 1911, 65, 581. H. Matthos n. IL Holtz: Kapoksamon und Kapoköl. 387 Die K r e i s'schc Reaktion^) gab mit dem Handelskapoköl keine Färbung. Das gebk^clite Oel zeigte sofort kräftige Himbeerrot- färbung, das extrahierte Oel eine ganz kMchte Rotfärbung. Die Elaidinprobe gab eine weieiie Masse, da die flüssigen Fettsäuren nur zum Teil aus Oelsäure bestehen. Eine Probe des Oeles auf einer Glasplatte dünn ausgestrichen und vor Staub geschützt in ständiger Reiührung mit der Atmosphäre belassen, trocknete selbst nach 4 Monaten nicht hart auf, wurde aber zäher, blieb jedoch mit dem Finger verreibl>ar. J)a Kapoköl also langsam eintrocknet, ist es zu Schmierzwecken nicht ver- wendbar. 10 g Kapoköl in einer runden flachen Schale von 11 cm Durch- messer, in ständiger Berührung mit der Atmosphäre vor Staul) gc- scliützt, d(Mn Soi\n('nh'cht ausgesetzt, dickten langsam unter konstanter Vermehnmg des (icnvichtes zu einer heim Neig<»n der Schale unhewcg- Hchen ]Masse ein. Die Beohachtungsdauer betrug zmuichst fünf Wo(;lien von Ende Juni bis Anfang August. Aus der beigefügten Tabelle ergibt sich, daß die Gewichtszunahme zunächst (liiie trägen; war, in der zweittni und dritteln Woche ihren Höhepunkt erreichte, xun in der vierttsn und fünften Woche langsam zu fallen. In ähnlicher Weise wurden Proben mit filtriertem Originalöl in weiten Erlenmeyer- Kolben aiisgefülirt, di(> täglich geschüttelt und gewogen wurden: Probe I, mit Wattepfropf locker imd staubdicht verschlossen, blieb mit der Atmosphäre in Berührung, Probe II, mit durchbohrtf^n Gunnuikork und Glasrolu' verschließbar, wiu-de mit wasserdampfgesättigtem Sauerstoff, Probe TU in gllt. — Der nach Verdunsten des Aethers erhaltene Rückstand wiu-de mit alkoholischer Kalilauge verseift, die Seife mit verdünnter Schwefelsäure zerlegt, die freigemachte Fettsäure mit Aether ausgeschüttelt, mit Wasser gewaschen und d'^r Aether im \'akuum unter Wasserstoffdvu-chleiten verdunstet. Die erhaltene Säure war wasserhell mit einem Stich ins Grelbe und ergab die Jodzahlen 170,6 und 169,3. (0,1515 g add. 0,2755 g Jod; 0,1333 g add. 0,2257 g.) (Die berechnete Jodzahl beträgt 181,42 nach L e w k o w i t s c h für Linolsäure.) Der Brechungsiiidex war bei 40" 1,4645. Die Elaidm- probe ergab kein festes Produkt. Das nach der Fällung der Bromide aus alkoholisch essigsaurer Lösung erhaltene Filtrat wurde im Vakvium vollends emgedampft und d'^T dickölige Rückstand mit Petroläther zum Sieden erhitzt. Es lösto sich alles, luid es fiel auch nach dem Abkühlen im Eissclirank nichts melir aus. (Das Tetrabromid war demnach in der allioholischen Lösung \ollständig ausgefallen.) Nach Abdunsten des Petroläthers in Vakuum imd Wasserstoffatniosphäre blieb ein hellbraunes Dibromid zurück. Ausbeute 6,04 g, entsprechend 3,86 g Oelsäure. Das nach der Fällung des Tetrabromids aus der gekühlten Petrolätherlösimg erhaltene Filtrat, lieferte nach dem Abdunsten des Petroläthers auf dem Wasserbad (also ohne Schutz gegen Oxydation), eüi dicköliges braunes Dibromid, das sich an der Luft inuner dunkler färbte. Die Ausbeute war 13,00 g, entsprechend 8,3 g Oelsäiu-e. II. Die 25% noch übrige Eisessiglösung, Tetra-, Dibromid und Brom enthaltend, wurde direkt durch größeres Quantum Wasser (olme Alkoholzusatz) gefällt. Hier war die Fällung 1) Methode von B e d f o r d, Diss., Halle 1906, über die un« gesättigten Säuren des Leinöls. 392 H. Mattlies u. H. Holtz: Kapoksamuii und Kapoköl. eine quantitative, denn in der abfiltiierten Flüssigkeit entstand durch Wasser kein Niederschlag mehr, und eine Probe eingedampft, hinter- ließ keinen Rückstand. Die gefällten Bromide waren jedoch zäher, sclunieriger, als bei der Fällung aus alkoholisch-wässeriger Lösung. Bei der jetzigen Fällung war das gesamte Dibromid gleichzeitig mit dem Tetrabromid ausgefallen, — Die Trennung des Di- und Tetrabromids ' wurde wieder mit Petroläther durchgefülvt. Das Dibromid wurde im Vakuum unter Wasserstoffdurchleiten getrocknet. Die Ausbeute war : Dibromid 4,23 g, entsprechend 2,7 g Oelsäure. Tetrabromid 4,49 g, entsprechend 2,1 g Linolsäure. Die Bestimmung des Bromgehaltes der Dibromide nach der L i e b i g - Kalkmethodo ergab verschiedene Resultate : a) das helle erste Bromid, im Vakuum getrocknet, 33,24 und 32,87% Brom. Bereclnaet für CjgHgiOaBra = 36,15% Brom. Gefunden: 0,1356 g Dibromid ^ 0,1059 g AgBr = 33,24% Brom; 0,1266 g Dibromid = 0,0977 g AgBr = 32,87% Brom; b) das dunkle an der Luft getrocknete Bromid: 30,92 und 31,19% Brom. Gefunden: 0,1299 g Dibromid = 0,0952 g AgBr = 31,19% Brom; 0,1090 g Dibromid = 0,0792 g AgBr ^ 30,92% Brom; c) das lediglich durch Wasser gefällte helle Bromid: 40,45 und 40,63% Brom. Gefunden: 0,1205 g Dibromid = 0,1148 g AgBr = 40,45% Brom; 0,1483 g Dibromid = 0,1416 g AgBr = 40,63% Brom. Der Miiadergehalt der ersten Bromide erklärt sich aus geringer Oxydation. Der Mehrgehalt des letzten Bromids wohl aus einem ge- ringen Gehalt an Tetrabromid. Das Dibromid mit dem Bromgehalt 31% uiirde, wie bei Tetra- bromid beschrieben, reduziert. Die daraus unter möglichster Vermeidung von Oxydation gewonnene Oelsäure war hellbraun und hatte, fast theoretisch richtig, die Jodzahl 86,8 (statt 90). a) Jodzahl 86,57 (0,3126 g addiert 0,2706 Jod). b) Jodzahl 87,10 (0,2915 g addiert 0,2539 Jod). Zur weiteren Identifizierung der gewonnenen Oelsäure wurde die Elaidin probe gemacht. Die Säure wurde mit verdünnter Salpeter- säure etwas erwärmt und dem Gemisch Kaliumnitrit in geringer Menge zugefügt, kräftig diu"chgeschüttelt vmd etwa 2 Stunden lang unter bis- weiligem Durchschütteln bei 25° stehen gelassen. Die Säiu-e erstarrte alsbald zu einer gelblichen Masse, die, aus Wasser mehrmals umge- schmolzen, schließlich aus absolutem Alkohol umkrystallisiert wurde. Der Schmelzpimkt war 52°. Refraktion war bei 60° 1,4585. Die Trennung nach der Oxydationsmothode verlief in nachstehender Weise: H. MattlioH u. H. Holtz: Kapoksaiiieu und Ku[)okül. 'i\}3 PiLizip diT OxydutiüDsiac'thod«' ist: iiiijicsättigtti Fcttbäun-u iiddicirou diu'ch Kaliiiniperiiiauganat in alkalischer Lösung so vif'l Hydroxylgruppen^ als luigesättigte Valenzen vorhanden sind. Die orhaltonen liydi'oxylierten gesättigten Fettsäuren Ijesitzon charak- toristisc;hen Schmelzpunkt und charakteristisches Verhalten gegen Lösungsmittel). 25 g des flüssigen Fettsäuregemenges nebst .'{0 g Kalilauge (spez. Gew. 1,27) wurden in 1600-1700 g Wasser gelöst und 1660 g Kaliuinponnanganatlösung (25,0 g Kaliumpermanganat enthaltend) in di'umem Strahl unter UmriUiren zugegeben. Gleichzeitig wurde das Reaktionsgefä(3 diu"ch kaltes Wasser gekühlt. Nachdem das Reaktions- gejuisch einige Zeit gestanden hatte, wurde unter ständigem Umrüliren eine wässerige Lösung von schwefliger Säure zugefügt, bis das gefällto Mangansuperoxydhydrat aufgelöst war und saure Reaktion eintrat. Die gefällten Fettsäiu'en waren rein weiß. Gefällt konnten sein: Dioxy- und Tetroxystearinsäuren. In Lösimg konnten sein Linusin- imd Isolinusinsäure als Hexoxystearin- säuren . Nach dem Filtrieren, Absaugen, Nachwaschen mit Wj'sser wurden die gefällten Fettsäuren im Vakuumexsikkator über Schwefel- säure getrocknet. Die Ausbeute betrug 25,5 g Di- -f Tetroxystearin- säuren (nebst eventuell nicht oxydierten sekundären Produkten). Um die Spuren der ursprünglichen Säiu-en, die der Oxydation entgangen sein konnten, auszuwaschen, wurde mit wenig kaltem Aethei^) nachgewaschen. Bei dieser Aetherextraktion hatten sich 1,4 g gelöst. Das Gemenge der Di- und Tetroxystearinsäi.u"e, 24,1 g, wurde bei gewöhnlicher Temperatur mit 2400 ccm Aether (auf 1 g Substanz 100 ccm) mazeriert. Der Aether löst die Dioxystearinsäure und Reste der ursprimg- lichen Oelsäurer, während die Sativinsäure nicht gelöst wird. Das tJewicht der letzteren nach dem Trocknen war 9,3 g. Aus der Differenz der Gesanitfällung berechnet sich für Dioxystearinsäure höchstens 14,8 g (24,1 minus 9,!? g gleich 14,8 g). Die Ausbeute aus 25 g Oelsäuregemisch war auf Oel- und Lhiol- säure berechnet: 13,2 g Oelsäure und 7,5 g Linolsäure. Prozentual «irgäbe das auf 23,6 g barcchnet (1,4 g wiu-den gleich schon durch Aetlur ausgewaschen) 32% Linol- und 56*^^, Oelsäure, miter Voraussetzung, daß die Dioxy- und Tetroxystearinsäiu'c rein waren, was m bezug auf die Dioxystearinsäure nicht eintraf. Die Methode macht auch keinen Anspruch darauf quantitativ zu sein, deiui es gelang nicht, die Oxy- ^) Lewko witsch, Chem. Techn. IL, S. 393; Keimatsu, Chcm.-Ztg. 35, 839. 2) Nach L e w k o w i t s c h's Angaben; empfehlenswerter ist es, nach Keimatsu (Chem. -Ztg. 35, 393) mit siedendem Petrolätln-r am Rückflußkülilcr zu behandeln. 394 H. Mattlies u. H. Holtz: Kapoksamen und Kapoköl. datioji«produkte bis auf 100% herauszuarbeiten, wohl aber ist sie zu qualitativen Proben geeignet, denn es gelang, die Di- und Tetroxy- stearinsäure als solche zu identifizieren: Die ätherische Lösung der Dioxystearinsäiire wurde bis auf ^/i3 ilires ursprünglichen Volumens vom Aether befreit. Die in der Kälte sich abscheidenden krystallinischen Fettsäuren wurden für sich gesammelt und diu-ch Nachwaschen mit Petroläther gereinigt. Das ätherische Filtrat wurde im Vakuum unter Wasserstoff- durchleiten vollständig eingeengt, es blieb eine dickölige mit Ivrystallen durchsetzte Flüssigkeit übrig. Diese %vurde mit Petroläthei zum Sieden erhitzt und nach längerem Stehen von den weißen krystallinischen Abscheidungen abfiltriert. Das Filtrat \^T^irde in Vakuum und Wasser- stoffatmosphäre eingeengt. Nach längerem Stehen schied sich daim nur noch wenig Krystallinisches ab. Die Vermutung, daß es sich vim gänzlich unoxydierte Oelsäure handeln könnte, bestätigte sich nicht, denn die Jodzahlen waren im Mittel 35,7. Vor der Petrolätherbehandlung waren dieselben 27,4. Die getrockneten Dioxystearinsäurekrystalle hatten den Schmelz- punkt 133 — 134"^). Das durch Titration ermittelte Molekulargewicht war 318,1. Berechnet fiü" Ci8H.,40.(OH)2 : 316,29. (2,1070 g vers. 13,25 ccm i/2iiK0H = V.-Z. 176,4; 2,0143 g vers. 12,68 ccm 1/2 n KOH == V.-Z. 176,6). Die Verbrennung ergab: Berechnet für Dioxystearinsävire 62,07% C und 10,34% H. Gefunden 61,74% C und 10,48% H (0,1821 g Substanz = 0,4122 g CO,, 0,1690 g H,0). Die Tctroxysteariiij^äure. Die in Aether unlöslich abgeschiedene Tetroxysteuriusäiu"e hatte zunächst keinen scharfen Schmelzpimkt : b.i 146" beginnend, war sie bei etwa 151° vollständig geschmolzen. Zlu" weiteren Reiuigimg kann man aus großen Mengen kochenden Wassers^), oder aus 60 — 70%igem Alkohol^) umki'ystallisit-ren. Durch wiederholtes Auskochen mit je oOO ccm Wasser wurcU-ii zunächst 6 Fraktionen und Rückstand erhalten. Die jedesmalige Aus- kochung wurde siedend lieiß filtriert und blieb 24 Stunden kalt stehen. Die jetzt ausgeschiedenen Säuren wurden abfiltriert und bei 100" ge- ^) In der Literatur sind verschiedene Dioxystearinsäuren be- schrieben : Synthetisch: Schmp. 126«, Journ. Phys. 1909, 363. Aus tierischer Leber: Schmp. 129,5", Jovu-n. Phys. 1909, 363. Aus Rindertalg: Schmp. 125—125,5", Journ. Phys. 1909, 363. Aus Sojabolmenöl : 126—127", Chem.-Ztg. 35, 839 (Keimatsu). Aus Olivenöl: 134", Trans. Chem. Soc. 1898, S. 267; Chem.-Ztg. 99, I., 1068, Edm. und Albitzky. Dieser letzten Säure kommt die gefundene anscheinend am nächsten. ^) L e w k o w i t s c h, Chem. Techn. 1905. 3) Keimatsu, Chem.-Zt^. 35, S. 839. H. Matthes u. H. Holtz: Kaix)ksaiuuii uiu^\apoköl. 3ü5 trocknet. Die erste und zweite Fraktion, je 0,2 bis 0,;{ j^, hatten eijieu Selinielzpiuikt von 155 — 150", wurden aber erst zwischen 200 und 210" \ollkoninien klar. Die weiteren Fraktionen hatten ö(.^n Schmelz- punkt 156 — 157", wälirend der Rückstand 146 — 149" zeigte. Um den hodisohmelzenden Körper mögliclist fassen zu können, win-de die erste imd zweite Fraktion, in denen beigemischte LLiuisin- säure, die den JSclnni'lzpunkt 203 — 205" hat, vermutet wurde, ge- meinsiim mit siedendem aijsoiutem Alkohol behandelt, in dem die Linusinsäure schwer löslich ist (wälirend die Tetroxystearinsäure löslich ist). Das zuerst Ausgefällte wurde abfiltriert, imd da es sich um eine selir geringe Menge handelte, mitsamt dem Filter nochmals mit Wasser ausgekocht luid die wässerige Lösimg zur Trockne gebracht. Der Schmelzpunkt lug zwischen 205 — 210° ohne scharf beobachtet werden zu kömien, da die Substanz sich gleichzeitig stark bräunte. Wemi dabei auch angenommen werden kann, daß es sich im wesent- lichen um Linusinsäure handelte, .so waren es andererseits nur so ge- ringe Mengen, daß sie für die Zusammensetzung des Oeles nicht in Betracht kommen^). Auch die gesamten wässerigen Filtrate der Frak- tionen wurden eingedampft. Die Rückstände konnten nicht Linusin- säuie sein. Die Oxyfettsäuren mit dem Schmelzpimkt 156 — 157" wurden auu 60 — 70%igem Alkohol melirmals lunkrystallisiert und ergaben schließlidi den Schmelzpimkt 160 — 161"^), wälirend die Hauptmengti des ursprünglichen Rückstandes den Schmelzpunkt 146 — 149" bei- behielt, also nicht einheitlich erhalt;31'\," 1) Annal. d. Chem. 119, 45). 398 W. Hennig: Benzylkreatinin. Platindoppel salz. Das Platindoppelsalz des Benzyl- kreatinins ist wesentlich leichter löslich als das Aurat. Dasselbe scheidet sich beim freiwilligen Verdunsten seiner wässerigen Lösuijg in wasserfreien, gut ausgebildeten, roten Krystallen aus, die bei 177 — 178" schmelzen. 0,3008 g Pnt.liielten 0,0722 g Pt. Gefunden •! Berechnet für [C4H6(C6H5 . CH.,)NoO, HC'l]oPtCl, : Pt 24,00 2.3,88% Benzylkreatinin. Zur Gewinnung des freien Benzylkreatinins löste ich 4 g des Hydrochlorids in etwa 100 g Wasser und fügte zu dieser Lösung frisch gefälltes Bleihydroxyd in solcher Menge, daß die Salzsäure gebunden sein mußte. Hierauf saugte ich den Niederschlag mit der Pumpe ab, wusch denselben mit kaltem Wasser aus und ent- fernte aus dem Filtrat das in Lösung gegangene Blei durch Schwefel- wasserstoff. Die abermals filtrierte, durch Erwärmen von Schwefel- wasserstoff befreite Lösung habe icli alsdann zur Entfernung von noch kleinen Mengen von Salzsäure mit etwas frisch gefälltem Silberkarbonat geschüttelt, die von neuem filtrierte Lösung hierauf durch Schwefelwasserstoff von Silber befreit und sie dann bei mäßiger Wärine eingedunstet. Hierbei verblieb eine gelb gefärbte, zähe oder syrupartige Masse, welche unter Anwendung von ver- schiedenen Lösungsmitteln direkt nicht zur Krystallisation zu bringen war. Es wurde diese Masse daher in absolutem Alkohol gelöst und diese Lösung hierauf in einem verschlossenen Gefäße mit Aether überschichtet. Auf diese Weise gelang es kleine, blaß- gelb gefärbte Krystalle zu gewinnen, welche bei 225" schmolzen. Dieselben erwiesen sich als frei von Krystallwasser. Li Wasser und in Alkohol waren sie leiclit löslich, und zwar mit neutraler Reaktion. 1. OJOr^Gg lieferten 0,251 g COg und 0,0618g H.,0. 2. 0,1824 g lieferten 33,6 ocm Stickstoff bei 744 mm Druck mid 23«. G( »fluiden Berechnet für 1. ' 2. C,Hß(CV.H5.CH,)N30: C 65,02 — 64,82% H 6,54 — 6,40% N — 20,79 20,68% Aus diesen Daten geht liervf)r, daß in der analysierten Ver- bindung ein Mojiobeiizylkreatinin vorlag. Es hatte somit bei dei- Einwirkung von Benzylchlorid auf Kreatinin, ebenso wie der Ein- wirkung von Jodalkyl, eine Substitution und keine Addition statt- gefunden. W. Ht worden (Journ, of thc ehem. Soc, 55, 619). Dersellw schmolz bei 77-78", nach Dixon bei 74-74,5". E. Schmidt. \1 A A A A A A A A A AI A A A A A A A A A A.b^ i Spezialitäten -Taxe für das Deutsche Reich 3. Auflage 1913 Herausgegeben vom Deutschen Apotheker-Verein Die Taxe enthält 2 Rubriken für die Standorte (Apotheke und Vorrat) Bei Nachbestellungen 1000 gummierte Preiszottel (geschnitten in Beuteln ä 100 Stück) M. 0,70 In Leinwand gebunden .... 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Den Mitgliedern der Handelsgesellschaft werden alle gefl. Wein- einkäufe bei der Gewinnverteilung in Anrechnung gebracht, weshalb wir bitten, auch den Bedarf in Weinen für den Privatgebrauch bei der Handelsgesellschaft zu decken. ICHTHYOL. Der Erfolg des von uns hergestellten speziellen Schwefelpräparats hat viele sogenannte Ersatzmittel hervorgerufen, welche nicht identisch mit unserem Präparat sind und welche obendrein unter sich verschieden sind, wofür wir in jedem einzelnen Falle den Beweis antreten können. Da diese angeblichen Ersatzpräparate anscheinend unter Mißbrauch unserer Marken „Ichthyol" und „Suifo-ichthyollcum" auch manchmal fälschlicherweise mit Ichibyol oder Ammoiiinin snlfo - iebtbyolicnin gekennzeichnet werden, trotzdem unter dieser Kennzeichnung nur unser spezielles Erzeugnis, welches einzig und allein allen klinischen Versuchen zugrunde gelegen hat, verstanden wird, so bitten wir um gütige Mit- teilung zwecks gerichtlicher Verfolgung, wenn irgendwo tatsächlich solche Unterschiebungen stattfinden. IcMliyol- Gesellscliaft Cordes, Hermanni «& Co. HAMBURG. Diesem Heft liegen zwei Prospekte bei: 1. von Dr. Thilo & Co., Mainz, betreffend „Chloraethyl Dr. Thilo", 2. von G. Rüdenberg jun., Hannover und Wien, betreffend „Photo- graphische Apparate". BOrsenbuchdruokerei Deuter & Nicolas, Berlin C, Neue Friedricbstrafie 43. ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben vom D eutsclien Ap otlieker -Terein anter Redaktion von £. Schmidt and H. Becknrts. Band 251. Heft 6 BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins. 1913. Ausgegeben den 22.|Oktober 1913. INHALT. Seite A. Heiduschka und Ch. Ehudadad, Zur Kenntnis des Retens HI 401 H. Matthes und L. Streicher, Ueber Kapok und Akon und ihre Bitterstoffe, Wachse und Harze 438 H. Schulze und A. Liebner, Ueber das Pyrakonitin, ein Beitrag zur Kenntnis der Akonitalkaloide 453 K. Feist und H. Haun, Vergleichende Untersuchungen über die Konstitution des Tannins aus türkischen und chinpsischen Galläpfeln ... 468 Eingegangene Beiträge. E. Schmidt, Ueber das Ephedrin und Pseudoephedrin. (Geschlossen den 15. X. 1913.) Zu kaU|Cn Wir5 gesucht: j «r Die geehrten Leser werden „ArchiT der Pharmazie'' gebeten, bei Bestellungen auf Bd. 232-250. 1894-1912. ! die Anzeigen unserer Zeitschrift Offerten erb. nnter L. G. 4546 an „ , ,, «^mh = Rudolf Mosse, Leipzig. = | ^^^"2 "«hmen ZU wollen. -W ^jJok^titiiLJijli^üiktktfejl' tt: 4iA4;;kMülakti-jwgy;AMuk«t4;j» Ja^^ Diese Zeitschrift ersclieint in zwanglosen Heften (In der Regel monatlich einmal) in einem Jährlichen Umfange von 40 bis 50 Bogen. Ladenpreis für den Jahrgang Mk. 12,—. Alle Beiträge für das „Archiv" sind an die A.rch.iv - X^eda^ktiou Herrn Geh. Reg.-Rat Professor Dr. B. Schmidt in Marburg (Hessen) oder Herrn Geh. Med.-Rat Professor Dr. H. Beckurts in ßraunschweig, alle die Anzeigen u. s. w., überhaupt die Archiv -Verwaltung und den Wohnungswechsel betreffenden Mitteilungen an den . Deutsclien A j>otli.el; vorwiegend. A. HcMdnscIika u. Ch. Khudadad: Retoii, 403 vcrmittolH wässoiiger oder aikoliolisclior Kalilauge, so entstehen und jJ-Metliylauhydroacetonbenzyl als Hauptkondensatioi's- j)rodukte und IX'sylcnjnctliyliithylketon in s<'lir g<'iinger AuKbeule als Nebcnpiodul:!. I )C0 I ^CO CVHb -<'--C'/ CJTg-C CH \H2 \ \ OH OH CH3 a-Al'otliylauhyciroacetonlKi/jl. ßMctliylaiiliytlroiH'ctonljciizil. H \co CeH^-CO ^CH, Dosylenjiietliyläthylketon. Da man bei der Kondensation von Aceton mit Benzyl ein aldolartiges Kondenßationsprodukt mit offener Kette (Aceton- benzyP) hat isolieren können, dürfte man den allgemeinen Reaktion.-«- vcrlauf zwischen Ketoncn der Form RCHoCOCHg (wo R keine negative Gruppe bedeutet) und Benzil ungefähr in der folgenden Weise erklären: Als erstes Reaktionsprodukt entsteht zunächst ein Additions- produkt und zwar durch Aldolkondensation zwischen der Methyl- gruppe^) des Ketons und einem Karbonyl des Benzils, im eben angegebenen Beispiel also: HO I H2 (£) Cr. H 6 - C - C - CO - - (JHo - CH3 C c^T^) («) Dieses Additionsprodukt geht dann durch Wasserabspaltung teilweise in Desylenmethyläthylketon (1"=''- ■='" oder r*'**- *'*"'') und teilweise durch Wasserabspaltung zwischen der f-Methylen- Gruppe und dem a-Karbonyl in f/-Methylanhydroacetonbenzil über. Die Entstehung der j3- Verbindung ist durch die Umlage rung 1) Japp und Miller. B. 18, 180; Soo. 47, 23. *) Ver'rlei(!he die eiiio;an£rs erwähnt<' Regel für die Kondensation zwiseheii Beuzaldohyd und Ketoneii. 26* 404 A. Heiduschka a. Ch. Kliudadad: Keten. des Desylenmethyläthylketonsi) (jedenfalls r'^'*'' '^'^ - Form) leicht , erklärbar. Man köinite die Entstehung des «-Methylanhydroaceton- benzils auch sehr leicht durch die Annahme erklären, daß zuerst die Methylengruppe des Methyläthylketons mit einem Karbonyl des Benzils unter Wasseraüstritt reagiert und das so entstandene Produkt sich dann zum «-Methylanhydroacetonbenzil umlagert. Diese Annahme aber steht weder in Uebereinstimmung mit der eingangs erwähnten Regel für die Kondensation von Ketonen mit Benzaldehyd, noch mit der Tatsache, daß bis jetzt vermittels Kali- lauge kein Kondensationsprodukt mit offener Kette durch Um- setzung der dem Karbonyl benachbarten Methylengruppe eines Ketons der Form R — CHg — CO — CH3 (wo R nicht eine negative Gruppe bedeutet) mit einem Karbonyl des Benzils erhalten worden ist. Auch bei der vorliegenden Untersuchung über die Konden- sation von Retenchinon mit Ketonen ist ein derartige!" Reaktions- verlauf, wie wir später sehen werden, nicht beobachtet worden. Die Kondensation von Phenanthrenchinon mit Ketonen ver- mittels Alkalilauge ist nur wenig studiert worden. Aus Aceton und Phenanthrenchinon hat man zwei Additionsprodukte — Aceton- phenanthrenchinon und Diacetonphenanthrenchinon^) — und ein Kondensationsprodukt, Anhydroacetonphenanthrenchinon^) , dies letztere aber in sehr geringer Ausbeute, dargestellt. Bei der Kon- densation von Acetessigester mit Phenanthrenchinon in Gegen- wart von Kalilauge reagiert die Methylengruppe des Esters mit einem Karbonyl des Phenanthrenchinons unter Wasseraustritt und Bildung einer Verbindung mit Oxfener Kette, des sogenannten Phenanthroxylenacetessigesters^). Bei der Kondensation von Phenylaceton mit Phenanthren- chinon durch wässerige oder alkoholische Kalilauge (und auch durch Piperidin) reagiert die Methylengruppe des Phenylacetons mit einem Karbonyl des Phenanthrenchinons unter Wasseraustritt, während zugleich die Methylgruppe mit dem zweiten Karbonyl des Phenanthrenchinons sich aldolartig verbindet unter Bildung einer dem «-Methylanhydroacetonbenzyl ähnlich konstituierten Verbindung mit geschlossener Kette, des schlechtweg genannten ^) Japp und M e 1 d r u m (1. c.) behaupten, daß ihr Dcsylen- methyläthylketon Fc'», trans . Form hat. 2) J a p p und M i 11 e r, B. 17, 2826 und 2828; Soc. 47, 18 und 17. 3) Japp und S t r e a t f i e 1 d, 15. 16, 27;-); Soc. 43, 28. J a ]) ]> und K i i n g e m a n n, Soc. 59, 14. A. Heiduschkii u. Cli. K liudadiul: llctcii. 405 IMiciiarithroxylenphenylacetons; hierbei entstellt auch eine sehr geringe Menge einer isomeren Verbindung mit offener Kette'). Es ist liier zu bemerken, daß bei dieser Kondensation die lleaktionsfähigkcit der Methylengruppc des Phcnylacetons die der Methylgruppe übei'trifft, während bei der Kondensation von Benz- aldehyd mit Phenylaceton in alkalischer Lösung der Fall gerade umgekelirt ist. Es schien nun von Interesse zu untersuchen, in welcher Weisen die Reaktion zwischen Retenchinon (8-Metliyl-2-lsopropyl-Phe- nanthrenchinon^) und Ketonen in Gegenwart von Kalilauge verliefe. Zunächst wurde daher die Einwirkung von wichtigen Ketonen der aliphatischen Reihe, die außer dem Karbonyl kein anderes negatives Radikal enthalten, auf Retenchinon in Gegenwart von wässeriger und alkoholischer Kahlauge untersucht und festgestellt, daß in jedem Falle 1 Mol. Keton (auch bei der Anwendung eines Ueberschusses) auf 1 Mol. Retencliinon wirkt, wobei 1 Mol. Wasser eliminiert wird. Ferner in jedem einzelnen Falle entsteht dasselbe Kondensationsprodukt, ob man wässerige oder alkoholische Kali- lauge als Kondensationsmittel verwendet, nur in letzterem Falle ist die Ausbeute im allgemeinen . bedeutend besser als bei der An- wendung von wässeriger Lauge. Analog der Kondensation von Benzil mit derartigen Ketonen stand es zu erwarten, daß auch bei den äluilicheu Kondensationen mit Retenchinon mindestens zwei verschiedene dem u-- und dem |i Methylanhydroacetonbenzil ent- sprechende Koudensationsprodukte entstehen würden. In unserem Falle hat sich aber diese Erwartung nicht erfüllt, trotzdem die Versuchsbedingungen in mehreren Kondensationen auf das mannig- fachste variiert worden sind. Alle in Frage stehenden Konden- sationsprodukte entsprechen, wie sogleich gezeigt werden wird, dem j3-Methylanhydroacetonbenzil, und bei keiner Reaktion ist ein Stoff erhalten worden, der eine dem a-Methylanhydroaceton- benzil ähnliche Struktur besitzt. Nur bei der Darstellung von Methylanhydroacetonretenchinon in großer Menge ist die, Ent- stehung eines isomeren Stoffes in sehr geringer Ausbeute beobaclitet worden; diesem aber kommt seinem Verhalten nach tnne dem von .1 a p p und M e 1 d r u m beschriebenen Desylenmethyläthylketon entsprechende Struktur zu. 1) Lan 2, M. 26, 199-215. ^) lieber die Konstitution d« s Hertens sielio F o r t n e r, ]\r. 25, 451 (1904); Schulze, A. 350, 132 (1908); Lux, M. 29, 763 (1908); Buch er, Arn. Soc. 32, 314-381 (1910). 406 A. Heiduschka u. Cli. Khudadad: Reten. Was die Konstitution der in Rede stehenden Stoffe betrifft, so kommen für den Reaktionsverlauf verschiedene Möglichkeiten in Betracht. Abgesehen davon, daß die Karbonylgruppen des Retenchinons wegen der vorhandenen Seitengruppen im Biphenylen- rest nicht mehr als gleichwertig betrachtet werden können^), und unter der durch frühere Ai'beiten und auch durch die vorliegende Untersuchung gestützten Voraussetzung, daß bei der Kondensation zwischen aromatischen 1 ,2-Diketonen und einem Keton der Form R — CH2 — CO — CHg nur die dem Karbonyl benachbarten Methyl- und Methylengruppen an der Kondensation teilnehmen, sind füj- das aus dem Keton und Retenchinon durch Eliminierung eines Moleküls Wasser erhaltene ungesättigte Kondensationsprodukt naturgemäß nur die vier nachstehenden Strukturformeln denkbar, HO H _C=C-C-CH2-R -c=a I- (CifiHie) l_ n. (CißHie) | ^CO I h\r OH R R -C^C-CO-CH, -C = C\ in. (CieHic) 1 - I^^ (CieH,«) I >co -0=0 -c-c/ I Ha OH Bei I und II enthält die Aethylengruppe direkt ein Wasser- stoffatom, in III und IV ist dieses ersetzt durch ein Radial R. Es ist nun eine bekannte Tatsache, daß Verbindungen der ersten Art vom B a e y e r 'sehen Reagens^) im allgemeinen bedeutend rascher angegriffen werden, als die der zweiten Art. Eine alkalische Per- ') Unter der Annahme, daß jede der beiden Karbouylgrupi)tn des Retenchinons an der unter Wasseraustritt stattfindenden Kon- densation teilnehmen kann, wird die Zahl der denkbaren Struktur- formeln natürlich doppelt so groß, nänilich 8. Da diese Kondensatiors- prodiikte je eine Doppelbindung enthalten, sird die anderen Möglich- keiten (wie z. B. ein ,,oxydisclu:s" Anhydrid) außer Betracht gezogen. 2) Baeyer, A. 245, 146-147; 251, 307, 309. Japp und Lander, Soc. 71, 129, 139—140. Japp und Findlay, Soc. 75, 1019. Japp und M e 1 d r u m, Soc. 79, 1026. L a 11 g, M. 26, 213, 214. Es sei noch darauf hingewiesen, daß Japp und M e 1 d r u4ii bei einigen ihrer Versuche mit Stoffen des Typus II und IV niur geringe Unterschiede beobachten konnten. Eine Verbindung mit offener Kette von der Struktur I wird jedoch von Permanganatlösung nach den bisherigen Erfahrungen immer schneller angegriffen als eine Verbindung mit geschlossener Kette (1. e. 1025, 1031, 1037). A. Hoidiischka u. Cli. Klnidiidiid: Rckii. 407 inanganatlösuiig wird also clurcli einen Stoff von Struktur 1 oder II sehr rasch, durch einen solchen der Struktur III oder IV hingegen nur langsam und alhnälüich entfärbt. Die Untersuchungen zeigten dann auch, daß Anhydroaceton- retenchinon und seine Homologen Metliyl-, Aethyl- und n-Amyl- Auhydroacetonretenchinon das B a e y e r'sche Reagens fast augen- bhckhch entfärben, ^\'ährend bei dem später erwälinten Kondensa- tionsprodukt von Retenchinon mit sym-Acetondikarbonsäurediäthyl- ester, in dem kein mit der Aethylengruppe direkt verbundenes H- Atom vorhanden ist, die Entfärbung des Reagenses^) in der Kälte nur langsam eintritt. Schon diese Tatsache macht es sehr wahrschein- lich, daß bei der Entstehung der Homologen des Anhydroacetonreten- chinons die Wasserstoffatome der dem Karbonyl benachbarten Methylgruppe und nicht die der Methylengruppc des Ketons ehminiei't worden sind. Durch das V-'erhalten dieser Kondensationsprodukte gegen Benzaldehyd in alkalischer Lösung läßt sich aber ein sicherer und noch tieferer Emblick in ihre Konstitution ge^^innen. Bei der Kon- densation eines Ketons mit Benzaldeiiyd ist die Bildung einer Benzylidenverbindung ein Beweis für das Vorhandensein eiiier mit dem Karbonyl direkt verbundenen Methylen- oder Methylgruppe^) im Keton. Die Reaktion ist verwendbar sowohl für Ketone mit offener Kette, als auch für cyklische Ketone und auch ganz allgemein für ungesättigte Verbindungen^). Japp*) und seine Mitarbeiter 1) Die Reaktion wurde in der folgenden Weise ausgeführt: Eine Icalte Lösung des Stoffes in reinem Alkohol wurde zuerst durch einen Tropfen Natriumkarbonatlösung alkaliseh gemacht und dann zu der Jjösung 1 — 2 Tropfen verdünnter Permanganatlösung hinzugefügt. Als Kontrollflüssigkeit wurde eine reine Alkoholprobe mit der gleichen Permanganatmenge versetzt. Zur Prüfung der in Alkohol schwer lös- liehen Stoffe kann man vorteilhaft die Permanganatlösung vorher mit Soda versetzten. *) C 1 a i s e n, B. 14, 345, 2468. C 1 a i s e n und C I a p a r e d e. B. 14, 349, 2460, 2472. Schmidt, B. 14, 1460. Baeyer und Dre wsen, B. 15, 2856. C 1 ais e n, A. 218, 121, 129, 145, 170; 223, 137. Japp und Klingemann, B. 21, 2934. H a 1 1 e r, Compt. rend. 113, 22. Knoevenagel und W e i ß g e r b e r, B. 26, 436, 441 usw. Literaturzusammenstellung bei H. Meyer: Konstitutions- ermittelinig der organischen Verbindungen, Aufl. 2, S. 687 — 688. ') Siehe H. M e y e r, 1. c. *) Japp und Findlay, Soc. 75, 1017—1027. Japp und Meldrum, Soc. 79, 1030, 1039, 1040. Japp und K n o x, Soc. 87, 677. <|08 A. Heidvxschka u. Ch. Khudadad: Reten. haben sich zur Unterscheidung zwischen ihren a- und |3- Verbindungen dieser Benzaldehydreaktion mit gutem Erfolg bedient. Ebenso hat diese Reaktion bei der Konstitutionsbestimmung der Homologen des Anhydroacetonretenohinons wertvolle Dienste geleistet. Kondensiert man das Anhydroacetonretenchinon mit Benz- aldehyd vermittels alkoholischer Kalilauge, so tritt die Reaktion schnell ein und vollendet sich schon nach vier- bis sechstägiger Ein- wirkung unter Bildung des Benzylidenanhydroacetonretenchinons^). Hingegen reagieren Methylanhydroacetonretenchinon, Aetliyl- anhydroacetonretenchinon, n-Amylanhydroacetonretenchinon und (y-Methyl-j':J-Butenyl)- Anhydroacetonretenchinon mit Benzaldehyd überhaupt nicht, selbst nach 10 bis IStägiger Einwirkung, und aucli bei Aenderung der Versuchsbedingungen tritt keine Reaktion ein^). Das negative Resultat dieser Versuche berechtigt die Annahme, daß in den oben genannten Homologen des Anhydroacetonretenchinons keine dem Karbonyl benachbarte Methylen- oder Methylgruppe vorhanden ist, so daß diesem Kondensationsprodukte die Struktur II, ähnlich der Konstitution des /5-MethylanhydroacetonbenziIs zu- kommt. Damit ist auch die oben erwähnte Annahme-"') gerecht- fertigt, daß bei der Kondensation von Retenchinon mit Ketonen die dem Karbonyl nicht direkt verbundenen Methyl- oder Methylen- gruppen des Ketones reaktionsunfähig sind, was eigentlich a priori zu erAvarten gewesen war. Das analoge Verhalten, welches Anhydroacetonretenchinon und seine Homologen untereinander zeigen, macht es sehr wahr- scheinlich, daß diese Verbinaungen eine analoge Struktur besitzen, auch in bezug auf die Stellungen der Methyl- und Isopropylgruppeu des Retenchinonrestes zu den eingetretenen Ketonresten. Das heißt, bei jeder Reaktion zwischen den angewandten aliphatischen Ketonen und Retenchinon scheint stets dieselbe Karbonylgruppe des letzteren mit dem Keton unter Wasseraustritt zu reagieren, was auch dadurch bestätigt wird, daß bei diesen Kondensationen Stoffe vom Typus des rx-Methylanhydroacetonbenzyls nicht entstehen. Andererseits muß darauf hingewiesen Averden, daß hierbei, wie gezeigt wurde, auch Stoffe vom Typus III und IV^) nicht ent- stehen, und man kann daher annehmen, daß bei der unter Wasser- austritt stattfindenden Kondensation nur die der Karbonylgrujipe benachbarte Methylgruppe der Ketone R — CHg — CO — CH3, wo R 1) Siehe Seite 416. 2) Siehe Seiten 418, 423; 426. 3) Siehe Seite 406. A. Hcichiscliki. ii. Cli. Kliudadad: lickMi. 400 iiKilit oine negative Gruppe bedeutet, mit dem Retetu^liiiifui ia Reaktion tritt. Unter diesen Voraussetzungen und durch sein Verhalten B a e y e r'scliem Reagens gegenüber muß man nun in dem einzigen Falle, wo zwei isomere Kondensationsprodukte erhalten wuiden, nämlich bei der Kondensation von Retenchinon mit Methyläthyl- keton^) annehmen, daß dem in geringer Ausbeute erhaltenen Iso- meren des Methylanhydroacetonretenciiinons nur die Struktur I zukommt. Bei der Reduktion des Anhydroacetonretenchinons und des Methylanhydroacetonretenchinons durch Zinkstaub in Eisessig- lösung geben diese Stoffe ein Sauerstoffatom ab, was höchst wahr- scheinlich durch Addition von 2 Atomen Wasserstoff an die Kolilen- stoffatome der Aethylengruppe und gleichzeitige Wasser abspal tu ng geschieht. Die Konstitution der hierbei entstandenen (Jyklo- pent^nonderivate ist im experimentellen Teile der vorliegenden Arbeit erörtert worden^). Auch bei der Reduktion des Methylanhydro- acetonretenchinons durch Jodwasserstoff säure entsteht dasselbe Produkt (Methylisopropylbiphenylen-Methylcyklopentenon) wie durch Reduktion vermittels Zinkstaub und Eisessig. Hingegen beim mehrstündigen Einwirken von Zink und alkoholischer Salzsäure auf Methylanhydroacetonretenchinon in der Wärme findet eine Ad- dition von 4 Atomen Wasserstoff unter gleichzeitiger Wasserab- spaltung statt, und es resultiert dabei Methylisopropylbiphenylen- Methylcy klopentanou^) . Bei der Einwirkung von Brom auf Methyl- anhydroacetonretenchinon, gelöst in trockenem Clilorofovm, werden, wie zu erwarten war, 2 Atome Brom addiert*). In bezug auf das Anhydroacetonretenchinou ist noch zu bemerken, daß weder die Entstehung einer Benzylidenverbindung noch seine Reduzierbarkeit unt^r Wasserabspaltung zur Unterschei- dung zwischen einer Konstitution mit offener Kette und einer solchen mit geschlossener Kette geeignet ist. Aber aus dem Verhalten seiner Homologen und mit Rücksicht auf das Anhydroacetonbenzyl und dessen Homologen müssen wir auch hier annehmen, daß ein Cyklopentenolonderivat vorliegt. Die Kondensation von Retenchinon mit Mesityloxyd vermittels alkoholischer Kalilauoe verläuft wie die Kondensation zwischen 1) Siehe Seite 419. 2) giehe Seite 421. ') Siehe Seite 422. *) Siehe Seite 422. 410 A. Heiduschka u. Ch. Khudadad: Reten. Retenchinon und anderen aliphatischen Ketonen. Nach der Kon- stitution des entsprechenden Kondensationsproduktes von Benzil und Mesityloxyd, bei dem die Reaktion unter Ringbildung einge- treten ist^), dürfte man vielleicht auch bei dem Isopropylidenanhydio- acetonretenchinon eine solche Riiigbildung annehmen. Wir müssen aber mangels eines direkten Beweises die Frage der Struktur dieses Stoffes vorläufig offen lassen, besonders in Anbetracht der Tatsache, daß bei der Kondensation von Benzil mit Benzylidenaceton ver- mittels alkoholischer Kalilauge eine Verbindung mit offener Kette entsteht^). Versuche, Benzyhdenaceton mit Retenchinon direkt^) zu kon- densieren, führten nur zu harzigen Massen, aus denen kiystallinische Stoffe nicht erhalten werden konnten. Bei der Kondensation von Retenchinon mit Benzylmethyl- keton (Phenylaceton) ist bis jetzt kein Stoff erhalten worden, der als Anhydrophenylacetonretenchinon angesprochen werden kann, ob- wohl die Reaktion in Gegenwart von wässeriger und alkohoHscher Kalilauge und auch von Piperidin ausgefühi't wurde. Bei Verwen- dung von alkoholischer Kalilauge als Kondensationsmittel entsteht analog der Bildung des Acetonbenzils und des Acetonphenanthren- chinons ein Aldolkondensationsprodukt, Phenylacetonretenchinon*), das beim Behandeln mit Eisessig in Anhydrophenylacetonretenchinon- acetat übergeht^). Das letztere entstellt auch, wenn man die aus Phenylaceton und Retenchinon durch Piperidin als Kondensations- mittel erhaltene harzige Masse mit Eisessig behandelt.^) Bei Ver- wendung von wässeriger Kalilauge als Kondeiisationsmittel entsteht ein Gemisch aus einer zur Krystallisation nicht geeigneten harzigen Masse, die durch Behandeln mit Eisessig ebenfalls Anhydrophenyl- acetonretenchinonacetat liefert, und zwei krystallinischen Stoffen, die durch Kondensation zwischen 1 Mol. Retenchinon und 2 (bzw. 3) Mol. Phenylaceton entstanden sind. Bei der Kondensation von Phenanthrenchinon mit Phenyl- aceton ist nach Lang') die Methylengi'uppe des letzteren reaktions- fähiger als die Methylgruppe. Darnach und nach der Konstitution ^) J a p p und K n o x, Soc. 87, 674. 2) J a p p und F i n d 1 a y, Soc. 76, 1023, 1026. ') Indirekte Kondensation dieser Stoffe siehe Seite 416. *) Siehe Seite 434. ^) Siehe Seite 434. «) Siehe Seite 434. ') Siehe Seite 405. A. Heiduficli kii u. (.Mi. Kliiicludacl: KcÜ'.m. 411 des Acctonbenzils und Acetonphenanthrenchinons kotiirnt dem l'henylacetonretenchinoii die Machstehende Formel zu : ^OH H^CeHg - Q>^ Q— CO - CH3 (<\6Hi«) I In dem vorliegenden Falle scheinen die beiden Kaibonyl- gruppen des Retenchinons der Methylengruppe des Phenylacetons gegenüber gleichwertig zu sein, Avas aus der Struktur*) des Kon- densationsproduktes von Retenchinon mit 2 Mol. Phenylaceton hervorgeht. Die Kondensation zwischen Retenchinon und sym-Aceton- dikarbonsäurediäthylester vermittels alkoholischer Kalilauge in der Kälte verläuft wie die zwischen Retenchinon und aliphatischen Ketonen. Das entstandene Kondensationsprodukt ist eine un- gesättigte Verbindung, was aus seinem Verhalten B a e y e r'schem Reagens gegenüber hervorgeht. Man kann daher dem Anhydro- acetonretenchinondikarbonsäurediäthylester die Konstitution eines Tetrahydro-y-Pyronderivates^) nicht erteilen. Aus den übrigen zwei Möglichkeiten ist die Formel mit geschlossener Kette mehr wahr- scheinlich, als die mit offener Kette. Wenn, ^vie ^vir gesehen haben, ein Keton der Form RCHgCOCHg (wo R nicht eine negative Gruppe bedeutet) sich mit Retenchinon unter Bildung einer Verbmdung mit geschlossener Kette kondensiert, so ist es um so wahrscheinlicher, daß eine Ringschließung bei der Kondensation von Retenchinon mit einem Keton der Form RCHaCOCHgR (wo R eine stark negative Gruppe bedeutet) eintritt. Diese Annahme wird ferner bestätigt durch Ringschließung bei der Kondensation von Benzil mit Dibenzyl- keton^) und Acetondikarbonsäure*) vermittels Kalilauge. ^) Siehe Seite 431 ; vergleiche auch die Kondensation von Beuzoyl- essi!2;( ster mit Retenchinon und mit Phf^uantlirenchinon Soc. 87, 712-715). *) Vcrgltiche die Entstehung des Diphenyltetrahydro-Tf-pyron- dikarboiisäurcdiäthylesters uns 2 Mol. Benzaldehyd nnd 1 Mol. Aceton- dikarbcmsäurediäthylestcr. K r i t s c h e n k o und S t a n i s c h e w s k i B. 29, 994. ') H e n d e r s o n vuid C o r s t o r p h r i n e, Soc. 79, 1 256 ; r. 1901, n. 1310. *) J a p p und Lander, Soc. 71, 139. Aus einer der Karboxyl- j^ruppeii bei dieser Kondensation wird aber gleichzeitig durch warme Kalilauge CO2 abgespalten. 412 A. Heiduschka u. Ch. Khudadad: Reteii. Der Reaktionsverlauf z\^ischen Retencbinon und Benzoyl- essigester in Gegenwart von Essigsäureanhydrid verläuft wie der- jenige^) zwischen Phenantlirenchinon und Benzoylessigester, wonach sich Biphenylendibenzoylmuconsäurediäthylester bildet. Dem hier- bei entstandenen Kondensationsprodukt ist die nachstehende Struktur^) zuzuteilen. HsCg CO \ -C-C-COOC2H5 (t^'ieHie) I -C^C-COOCaH. \ CO Demnach scheinen die beiden Karbonylgruj)pen des Reten- chinons gegen Stoffe, welche eine Methylengiiippe zwischen zwei negativen Radikalen enthalten, gleiche Reaktionsfähigkeit zu be- sitzen^), obwohl ein Kondensationsprodukt von Retencbinon mit 2 Mol. Acetessigester bis jetzt nicht gewonnen werden konnte. Experimenteller Teil. I. Kondensation von Retenchinon mit Aceton. A. Wässerige Kalilauge als Kondensationsmittel. 25 g (1 Mol.) fein gepulvertes Retenchinon und 16,5 g (3 Mol.) Aceton (aus der Bisulfitverbindung) wurden mit 0,7 ccm Kali- lauge (30 g KOH in 100 g Wasser) versetzt. Beim Umschütteln ging das Retenchinon unter Wärmeentuickelung allmähhch in Lösung und die Flüssigkeit nahm zugleich eine dunkle Färbung an. Nun wurden noch 25 ccm der obigen Kalilauge hinzugefügt und nachdem sich die Mischung etwas abgekühlt hatte, A\Tirde sie eine halbe Stunde lang auf dem Wasserbade (am Rückflußkühler) unter öfterem Schütteln erhitzt. Nach 20 stündigem Stehen war die Flüssigkeit zu einer dunkelbraunen Masse erstarrt. Aus dieser konnte nun durch Auskochen mit Wasser, nachheriges Trocknen auf Ton und Waschen mit Aether eine gelbliche Substanz erhalten werden, die nach mehrmaligem Umkrystalhsieren aus Benzol kon- 1) Japp und Wood, Soc. 87, 714; C. 1905, II. 250. 2) Siehe Seite 437. 3) Siehe Seite 411. A. Hoidnsflikü n. Cli. K lindadad : Roton. 413 staut hei 2(>(),r)" s«;liin<)lz. Die Auslx-uto Ix^trug uiigcfälir 6 g. Aus der JJcnzollösung scheidet sieh der Stoff in Form von koiizentriseh gru|)l)ieiteii. farblonen, feinen, seidenartigen Nadeln ab. Er ist fast unlöslieh in Petroiäthei' luid Ligroin, seliwer löslich in Aether, kaltem Benzol, kaltem Alkohol und JOssigäther, löslieh in Aceton, Chloroform, Eisessig und in heißem Alkohol, Benzol und Essig- äther, und leicht löslich in Schwefelkohlenstoff, heißem Aceton und Chloroform. Die Analysen ergaben eine prozentische Zusammensetzung, die folgender Formel am besten entspricht: 1. 0,1542 s^ Substanz j>aben 0,4664 g CO, und 0,0908 ? H^O. 2. 0,1530 ^ Substanz c^aben 0,4644 k COo und 0,0948 ji HÖO. Gefunden: Berechnet für: 1. 2. C'2iH2o02- (• 82,49 82.78 82,85% H 6,58 6,9.'} G,ß:i% Nach den Analysenergebnissen und der Entstehungsweise ist der erhaltene Stoff ein Kondensationsprodukt des Retenchinons mit Aceton und zwar ist die Kondensation unter Austritt von 1 Mol. Wasser vor sich gegangen. Die Verbindung kann daher am besten als Anhydroacetonretenchinon bezeichnet werden. Sie ist wahr- scheinlicli nach der folgenden Gleichung entstanden: -c=o Gl «Hl« I + GHgCOCHg-CiHsoO^ + H^O. -C-0 Der Stoff muß nach der Konstitution von Anhydroaceton- benzil und seiner Homologen als ein Cyklopentenolonderivat auf- gefaßt werden, was durch die analoge Struktur der später be- schriebenen Kondensationsprodukte von Retenchinon und der Homologen des Acetons bestätigt wird. H I -C|— ^Cv -t- -G/ I H^ OH Er ist daher als 3-Oxy-l Keto-3, 4-[Metyl (3'oder 3)-Isopropyl (4 oder 4')-Biphenylen (2,2')]-2, 3-Dihydro-R-Penten zu bezeichnen. Die bisher angestellten Versuche, ein Phenylhydrazon dar- zustellen, verhefen resultatlos. Weder das v e r t o n'sche Verfahren^) ^) B. 26, 20. Sit'lie auc^h Hans Meyer, Konstitutions- (M'inittelun«: organis('lier VerJ)indun Substanz gaben 0,3340 g COg und 0,0682 g H2O. Gefunden: Berechnet für C21H20O: C 87,59 87,45% H 7,34 7,00% Die Entstehung des Stoffes läßt sich durch die folgende Gleichung erklären : ^^21^20^2 + Hg = C21H20O + HgO. Der Reaktions verlauf ist demnach analog wde bei der Reduktion des später beschriebenen Methylanhydroacetonretenchinons^), und der hier vorliegende Stoff läßt sich also als 2-Keto-4, 5-[Methyl (3' oder 3)-Isopropyl (4 oder 4')-Biphenylen (2, 20]-2, 3-Dihydro- R-Penten bezeichnen. Kondensation von Anhydroacetonretenchinon mit Benzaldehyd. 3 g Anhydroacetonretenchinon und 2,5 g frisch destillierter Benzaldehyd A^Tirden mit 40 ccm alkoholischer Kahlauge (1 g KOH + 200 ccm absolutem Alkohol) versetzt und das Reaktionsgemisch in einem gut verkorkten Kolben sich selbst überlassen. Nach vier- tägiger Ein^virkung ging das Anhydroacetonretenchinon in Lösung und bald darauf begann eine gelbe krystallinische Substanz sich auszuscheiden. Xach 2 — 3 tägigem weiteren Stehen %\Tirde das Ganze mit Wasser versetzt, die ausgeschiedene Krystallmasse in Aether aufgenommen, die ätherische Flüssigkeit mit Natrium- bisulfit- und Natriumkarbonatlösung gewaschen, über Chlor- calcium getrocknet und dann verdunsten gelassen. Die so erhaltenen gelben Krystalle ergaben nach nochmahger Umkrystallisation aus Alkohol hellgelbe, schöne, glänzende Nädelchen, die bei 203 — 204" unter geringer Zersetzung schmolzen. Die Ausbeute an reinem Produkt betrug 1 g. Den folgenden Analysenzahlen nach liegt hier das erwartete Benzylidenanhydroacetonretenchinon vor. 0,0984 g Substanz -abf-n 0,3082 g CO2 und 0,0564 g H2O. Gefunden: Berechnet für C28H24O2: C 85,36 85,67% H 6,41 6,17% 1) Siehe Seite 421. A. HciduschkM u. Cli. Kli ikIixImcI : Kctcn. 4l7 Unter Zuffrutulclegun^ cloi' oben (Mwälintcii Konstituticjii (los Anhydroacctonretcimliinons wird der Stoff als 3-Oxy-l-Keto- 2-Benzyliden-3, 4 [Metliyl (3' oder 3)-Isoi)r()j)yl (4 oder 4')-Biphenylen (2, 20]-2, 3-Dihydro-R-Penten bezeiclinet. 2. Kondensation von Retenchinon mit Methyläthylketon. A. Wässerige Kalilauge als Kondensationsmitlel. 50 g sehr fein gepulvertes Retenehinon (1 Mol.) und 41 g reines Methyläthylketon (3 Mol.) wurden mit 20 ccra Kahlauge (30 KOH + 100 ccm Wasser) versetzt, kurze Zeit auf dem Wasserbade er- wärmt, und bis zur Lösung des Chinons geschüttelt. Hierauf wurden noch 50 ccm Kalilauge hinzugefügt und das Gemisch mit einem weiten, langen Luftkühlei' auf dem Wasserbade II/2 Stunden lang erhitzt und dann über Nacht stehen gelassen. Die schA\'arzbraune Krystallmasse, die sich am anderen Morgen ausgeschieden hatte, ergab nach dem Waschen mit kaltem und warmem Wasser, kaltei', sehr verdünnter Essigsäure und sehr verdünntem Alkohol und nach dem Trocknen auf Ton eine braungelblich gefärbte Substanz. Bei der Behandlung dieses braungelben Krystallpulvers mit Aether lösten sich in demselben neben einem Teile des Hauptreaktions- produktes fast alle Verunreinigungen, und es blieben nahezu farb- lose Krystalle vom Schmelzpunkt 201 — 202" zurück, die beim Umlösen aus Benzol als farblose, feine Nadeln vom Schmelzpunkt 205" auskrystallisierten. Durch weiteres Umkrystallisieren ver- änderte sich der Schmelzpunkt nicht mehr. Aus dem Aether konnten durch Hinzufügen von Ligroin noch weitere Mengen desselben Stoffes abgeschieden werden, die ebenfalls durch Umlösen aus Benzol gereinigt wurden. Die gesamte Ausbeute des Kondensationsproduktes betrug 20 g. Aus Essigäther krystallisiert der Stoff in Form schneeweißer Nüdelchen; aus Alkohol und Methylalkohol in langen, weißen Nadeln. Er ist löshch in heißem Aethylalkohol, Methylalkohol, Benzol und Essigäther, schwer löslich in Aether, kaltem Alkohol und Benzol, sehr schwer löslich in Ligroin und kaltem Methylalkohol und praktisch unlöslich in Petroläther und Wasser. 1. 0,1738 g Substanz gaben 0.5284 u CO2 vnd 0,1142 r 3)- Isopropyl (4 oder 40-Biphenylen (2, 2')]-2, 3-Dihydro-R-Penten zu bezeichnen. 3. Mittels Zink und Salzsäure. 2 g Methyianhydroacetonretenchinon wurden in Alkohol ge- löst und mit der berechneten Menge Zink und einem Ueberschuß von Salzsäure mehrere Stunden lang (bis zur Lösung des Zinks) auf dem Wasserbade erwärmt. Nach dem Erkalten wurde das Re- aktionsgemisch mit Wasser versetzt, die abgeschiedene rotgelbe Masse mit Wasser und etwas Alkohol gewaschen und zweimal aus Benzol 2) Soc. 51, 422; 71, 141, 146; 71», in:{2. 1(>;53; 83, 28(5; 87, 67ü. Vcr.^leiche aucli C. 1896. II. 7U7. 422 A. Heiduschka u. Ch. Khudadad: Reten. und Ligroin oder aus Eisessig umkrystallisiert. Der Stoff kiystalii- sierte aus Eisessig in ziegelrot und aus Benzol und Ligroin in rötlich gefärbten Krj^stäUchen, die bei 192 — lOS** unter Schwärzung schmol- zen. Die Menge des erhaltenen Stoffes reichte gerade für eine Analyse : 0,1154 p Substanz gaben 0,3668 g CO2 und 0,0766 g HoO. Ciefunden : Berechnet für C22H24O : C 86,69 86,790o " H 7,43 7.95O0 Der Stoff entsteht wahrscheinlich nach der folgenden Gleichung : . C22H22O2 -f 2 Hg = C22H24O + H2O. Der Reaktionsvorgang ^vürde sich demnach in analoger Weise abgespielt haben, wie es von L a n g^) bei der Reduktion des Phenyl- anhydroacetonphenanthrenchinons mittels Zink und Salzsäure be- obachtet worden ist, wobei (Biphenylen)-Phenylcyklopentanon ent- stand. Unserem Stoff käme dann in analoger W^eise die folgende Konstitution zu: H H^H(CH3) CieHie ^ I -c a H H^CH3(H) und er wäre als l-Keto-2 oder 5-Methyl-3, 4-[Methyl (3')-Isopropyl (4)- Biphenylen (2, 20]-R-Pentamethylen zu bezeichnen. Einwirkung von Brom auf Methyl an hydro- acetonretenchinon. 2 g Methylanhydroacetonretenchinon wurden in 30 ccm trockenem Chloroform gelöst und zu der mit kaltem Wasser gekülilten Lösung allmähhch die berechnete Menge Brom ebenfalls in Chloro- form (10 ccm) gelöst hinzugefügt. Nach etwa 20stündigem Stehen in einem dunklen Raum ^-urde das Chloroform an der Luft verdunstet, die zurückgebhebene teigartige Masse mehrmals mit Aether ge- waschen, der so erhaltene krystallirüsche Rückstand auf Ton ab- gepreßt und aus Essigäther oder Chloroform umkrj^stalhsiert. Die so erhaltenen, fast farblosen glänzenden KrystäÜchen sind löslich in heißem Chloroform, schwer löshch in Essigäther, Benzol und Alkohol und fast unlöshch in Aether und Ligroin. Beim langsamen Erhitzen beginnen sie bei 145° sich zu röten, bei steigender Tem- peratur werden sie immer dunkler (bei 170'' braun) und sind ungefähr bei 195° zu einer rötlichbraunen Schmiere geschmolzen. Bei längerem Kochen mit Alkohol zersetzt sich der Stoff unter Rötung. 1) M. 26, 206; C. 1905, I., 932. A. Heiduschka u. Cli. Khudadad: Ki-tcMi. 423 Die folgende Analyse rechtfertigt die Annalnne, daß das er- wartete Dibroniadditionsprodukt vorliegt, nämlich: 3-Oxy-l-Keto- 2-Methyl-4, 5-Dibroni-3, 4-[Meihyl (3' oder 3)-Isopropyl (4 oder 4')- Biphenylen (2, 20]-R-Pentamethylen. 0,1048 p; Substanz: dr). Gpf linden: Berechnet für C22H2202Bro: Br 32,90 33,44% Aus dem zum Reinigen dieses Stoffes benutzten Aetlier ließ sich noch eine geringe Menge einer anderen bromhaltigen, bei 114" schmelzenden Substanz isolieren. Für weitere Untersuchungen war die Menge aber zu gering. 3. Kondensation von Retenchinon mit IVIethyl-n-propylketon. A. Wässerige Kalilauge als Kondensationsraittel. 13,2 g fein gepulvertes Retenchinon (1 Mol.), 12,9 g Methyl- propylketon (3 Mol.) und 20 ccm Kalilauge (30 KOH + 100 H-^O) Nvurden gut durcheinander geschüttelt und mit einem Luftkühler auf dem Wasserbade 20 Minuten lang erhitzt, wobei das Retenchinon in Lösung ging und die Flüssigkeit eine grünlichbraune Färbung bekam. Nach 12 bis ISstündigem Stehen wurde die ausgeschiedene grüne, schmierige Masse abfiltriert, mit kaltem Wasser gewaschen, auf Ton gestrichen und dann im Vakuum gut getrocknet. Nach zwei- bis dreimaligem Waschen der so erhaltenen spröden Masse mit einem Gemisch von Aether und Petroläther (1:2) wurden 6 — 7 g einer grünlichweißen Substanz erhalten, die sich durch Umkrystallisieren aus Benzol leicht reinigen ließ. Sie krystallisierte aus der Benzollösung in farblosen feinen Nadeln und nach zweimaliger Kiystallisation schmolz sie konstant bei 186 — 187*'. Der Stoff ist fast unlöslich in Petroläther, Ligroin und Wasser, schwer löslich in Aether, kaltem Alkohol und Benzol, und löslich in heißem Alkohol und Benzol. 1. 0,1386 i>- SabsLaiiü; liabü (1,4208 g La}., ''"(l 0,0048 y HjO. 2. 0,1536 s Substanz gaben 0,4684 ff CO^ und 0,1060 u: H,0. Gt^fundi'n : BiTocliuer für 1. 2. ^\sB.,,0,: ■ C 82,80 83,17 83,08'^, H 7,65 7,28 7,28';o Der Stoff entsteht demnach analog den bisherigen Konden- sationen zwischen Ketonen und Retenchinon nach der folgenden Gleichung : 424 A. Heiduschka ii. Ch. Khudadad: Reten. -(" = (' H,o I + H3C-CO-C3H, - C03H24O0 + H2O -C = und wird daher Aethylanhydroacetonretenchinon genannt. Bei der Einwirkung von Benzaldehyd auf diesem Stoff unter den gleichen Bedingungen wie bei der Darstellung von Benzyliden- anhydroacetonretenchinon^) entstehen in sehr mangelhafter Ausbeute farblose Krystalle vom 8chmelzj)unkt 241", die nicht als Benzyliden- verbindung des Aethylanhydroacetonretenchinons betrachtet werden können, weil derselbe Stoff allein schon durch Einwirkung von O,o%iger alkoholischer Kalilauge auf Aethylanhydroacf-ton- retenchinon entsteht. Leider entsteht er nur in so geringer Menge, daß an eine nähere Untersuchung des Stoffes nicht herangegangen werden konnte. Selbst nach fünfwöchiger Einwirkung der Kali- lauge ließ sich die Ausbeute nicht verbessern. Bei der Anwendung von 8%iger alkoholischer Kalilauge entstand dieser Stoff vom Schmelzpunkt 241" überhaupt nicht; hingegen resultierte ein rotes Harz, aus dem nur eine geringe Menge des unveränderten Aethyl- anhydroacetonretenchinons \\'iedergewonnen werden konnte. Die Tatsache, daß Aethylanhydroacetonretenchinon mit Benz- aldehyd keine Benzylidenverbindung liefert, führt zu der Annahme, daß in seinem Moleküle keine CH3CO- oder CHaCO-Gruppe vor- handen ist. Demnach besitzt dieser Stoff eine analoge Konstitution, wie z. B. das vorher beschriebene Methylanhydroacetonretenchinon und zwar folgende: H -C =C. -C C^ \ H OH C2H5 und er wird als 3-Oxy-l-Keto-2-Aethyl-3, 4-[Methyl (3' oder 3)-Iso- propyl (4 oder 4')-Biphenylen (2, 2')]-2, 3-Dihydro-R-Penten be- zeichnet. In Uebereinstimmung mit dieser Konstitution steht auch die TatssLche, daß eine kalte, durch Natriumkarbonat alkalisch ge- machte Lösung des Stoffes in reinem Alkohol Kaliumpermanganat- lösung fast augenblicklich entfärbt.^) Die Menge des Methylpropylketons in dieser Reaktion scheint einen großen Einfluß auf die Ausbeute zu haben. Bei einem Versuch, z. B. wo auf 1 Molekül Retenchinon nur 2 Moleküle des Ketons ») Siehe Seite 416. «) Siehe Seite 406. A. Hi'iduschka u. Cli. KIukIikI ad : Kctcii. 425 angewendet wurden, war die Ausbeute ungefälir scclisinal sclüeehtcr, wie bei obiger Versuclisanordnung. B. Alkoholische Kalilauge als Kondensationsinittel. Bei Verwendung von alkoholischer Kalilauge, wie wir es mit Vorteil insbesondere bei den Kondensationen von Retenchinon mit Methyläthylketon und Metliylhexylketon ausführen konnten, blieb hier der Erfolg aus. Es wurden die Versuche in der gleichen Weise ausgeführt, wie dort, nämlich 1 Mol. Retenchinon auf 1 — 2 Mol. Keton in Gegenwart von 0,5%iger Kalilauge (auf 10 g Chinon 100 ccm Lauge). 4. Kondensation von Retenchinon mit IVIethyl-n-hexylketon. A. Wässerige Kalilauge als Kondensationsmittel. 11,6g fein gepulvertes Retenchinon (1 Mol.), 11g Methyl- hexylketon (2 Mol.) und 20 ccm Kahlauge (30 KOH + 100 H^O) wurden mit einem Steigrohr 20 Minuten lang auf dem Wasserbade erhitzt, wobei ein grüngefärbter Sirup resultierte, der nach 15 stündigem Stehen zu einer dicken, zähen Masse erstarrte. Diese wurde mehrmals mit warmem Wasser gut gewaschen und auf Ton getrocknet. Das so erhaltene Pulver ergab nach zweimaligem Um- krystallisieren aus' Benzol eine grünlichweiße, krystallinische Substanz. Aus der Benzolmutterlauge nach dem Kochen mit Tier- kohle und Versetzen mit Petroläther wurde noch eine weitere Menge derselben Substanz gewonnen. Die Ausbeute betrug ungefähr 2 g. Zur weiteren Reinigung wurde der Stoff mit Alkohol und dann mehrmals mit wenig Aether gewaschen, wobei die grüngefärbte Verunreinigung in Lösung ging und schließlich aus Benzol so lange umkrystallisiert, bis sich der Schmelzpunkt nicht mehr änderte, was meist nach zweimaligem L'f^mkrystallisieren der Fall war. Aus Benzol krystallisiert der Stoff in farblosen feinen Nadeln, die bei 181 — 182" schmelzen. Er ist löslich in Eisessig, siedendem Alkohol und Benzol, schwer löslich in Aether und kaltem Alkohol und fast unlöslich in Ligroin und Petroläther. 1. 0,1522 g Substanz H2O. 2. 0,1290 g Substanz gaben 0,3938 g CO.^ und 0,0956 g HgO. Gefunden: Berechnet für l. 2. C,,U,,0^'. U 83,29 83,26 83.37 ^„ H 8,53 8,29 8,08% 426 A. Heiduschka u. Ch. Khudadad: Reten. Der Stoff entsteht demnach nach der folgenden Gleichung; CeH.e I + HgC-COCeHjj = C^eHj^Oo + H^O. -C-0 und wird daher n-Amylanliydroacetonretenchinon genannt. Zur Aufklärung der Konstitution dieses Stoffes wurde versucht, ihn mit Benzaldehyd zu kondensieren, aber ohne Erfolg. Auch nach IStägiger Einwirkung in alkalischer Lösung tritt keine Kondensation zwischen den beiden Stoffen ein. Dieses negative Resultat recht- fertigt die Annahme, daß auch im n-Amylanhydroacetonretenchinon keine dem Karbonyl unmittelbar benachbarte Methyl- oder Methylen- Gruppe vorhanden ist, so daß auch diesem Stoff die folgende Strukturformel zukommt : H -c=a I H\{HaC)4CH3 OH Daher ist er als 3-Oxy-l-Keto-2-n-Amyl-3, 4-[Metliyl (3' oder 3)-Isopropyl-(4 oder 40-Biphenylen (2,20]-2, 3-Dihydro-R-Penten zu bezeichnen Diese Konstitution wird weiter bestätigt durch das Verhalten des Stoffes dem B a e y e r'schen Reagens gegenüber. B. Alkoholische Kalilauge als Kondensationsmittel. Das Amylanhydroacetonretenchinon läßt sich in viel besserer Ausbeute folgendermaßen darstellen: 10 g fein gepulvertes Retenchinon und 11,7 g Methyl-n-Hexyl- keton werden mit 100 ccm alkoholischer Kahlauge (1 g KOH 4- 200 ccm abs. Alkohol) versetzt und dann bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Nach etwa ZAveitägigem Stehen geht alles Reten- chinon allmählich in Lösung und bald darauf beginnen farblose Nadeln sich auszuscheiden. Nach achttägigem Stehen in verkorktem Kolben läßt man den Ueberschuß von Alkohol an der Luft verdunsten, saugt die fast farblose, krystallinische Masse ab, wäscht mit ver- dünnter Essigsäure und verdünntem Alkohol nach und krystaUisiert sie aus kochendem Alkohol um. Die Ausbeute beträgt jetzt 10 — 11 g. 5. Kondensation von Retenchinon mit Methylheptenon. 11,7 g fein pulverisiertes Retenchinon (1 Mol.), 14 g Methyl- heptenon (etwa 2,5 Mol.) und 20 ccm Kahlauge (30 KOH + 100 HgO) wurden am Rückflußkühler auf dem Wasserbade 1 — 1^ Stunden A. Heiduschka u. Ch. Khudadad: Roten. 427 laug unter öfterem Schütteln erhitzt. Das Retenchinon ging in Lösung und die Flüssigkeit bekam eine rötlich dunkle Färbung, die allniähhch in dunkel Braun (bei einem zweiten Versuch in Grün) überging. Nach zwölfstündigem Stehen und nachherigem Waschen der hierbei ausgeschiedenen, dunkelbraunen, zähen Masse erst mit warmeni Wasser, dann mit kaltem Alkohol und endlich mit Aether, resultierte nach dem Trocknen auf Ton ein braunes Pulver, das nach dem Umkrystallisieren aus Benzol gelbhchweiße Krystalle vom Schmp. 197 — 199" ergab. Die Ausbeute an diesen Krystallen betrug etwa 3 g. Die so erhaltenen Krystalle erwiesen sich noch wesenthch verunreinigt. Erst durch weiteres Umlaystalhsieren aus Benzol un^d kochendem Alkohol und durch Behandeln mit Tierkohle wurden sternförmig gruppierte, farblose feine Nadeln erhalten, die bei 211" erweichen und bei 213 — 214" zu einer röthchen Flüssigkeit schmelzen. Sie sind löslich in Benzol, Essigäther und kochendem Alkohol, schwer löslich in Aether, kaltem Benzol [und Alkohol, unlöslich in Ligroin und Petroläther. 1. 0,0996 - Substanz gaben' 0,3058 <> CO., und 0,0722 y U.,0. 2. 0.0942 (x Substanz gaben 0,2896 ^ C'Oo und 0.0672 iX H.O. Gefunden: Berechnet für 1. 2. CoeHagOo: C 83,74 83,85 83,82% H 8.11 7.98 7,58% Nach der Entstehungsweise und auf Grmid der Analysen- resultate wird man auch hier nicht in der Annahme fehlgehen, daß sich der erhaltene Stoff nach folgender Reaktionsgleichung gebildet hat. -(' = <-',6H,6 I + CcHuCOCHg = CocH^sO, + H„0. -c=o Zur Aufklärung der Konstitution des erhaltenen Kondensations- produktes wurde untersucht, 'wie sich Benzaldehyd dem Stoff gegenüber bei Gegenwart von alkoholischer Kalilauge verhält. Die Reaktion %vurde in der früher angegebenen^) Weise ausgeführt, aber eine Kondensation trat nicht ein, auch nicht bei Aenderung der Versuchsbedingung, wie Verdoppelung der alkoholischen Kali- lauge (um alles während der Reaktion in Lösmig zu halten), An- wendung einei' stärkeren Kalilauge und eines größeren Ueberschusses an Ben.zaldehyd. Bei all diesen Versuchen \\'urde immer nur das 1) Siehe Seite 4 IG. 428 A. Heiduschka u. Ch. Khudadad: Reteii. ursprüngliche Keton in mehr oder minder reinem Zustande un- verändert zurückerhalten. Das negative Resultat dieses Versuches macht es sehr wahr- scheinlich, daß in dem Kondensations-Produkt von Retenchinon mit Methylheptenon keine dem Karbonyl benachbarte CHg- oder CHg-Gruppe vorhanden ist. Nach diesem Resultat und nach der Konstitution analoger Verbindungen, die durch ähnliche Reaktion erhalten worden sind, wird man berechtigt sein, dem Kondensations- produkt folgende Konstitution zuzuerteilen : H -C=C-CO CigHie I I Hg H /CH3 -C CH-C-C=C/ Der Stoff wird daher als 3-Oxy-l-Keto-2-[y-Methyl-p-Bute- nyl]-3,4-[Methyl (3' oder 3)-Isopropyl (4 oder 4')-Biphenylen (2,2')]- 2,3-Dihydro-R-Penten bezeichnet. 6. Kondensation von Retench'mon mit iVlethylisobutenyllii 0,3074 g CO2 und 0,0590 g HX). Gefunden: Berechnet für C!45H4(,02: C 87,94 88,19% H 6,92 6,59% Der Stoff ist demnach nach der folgenden Gleichung ent- standen : -C = ^leHje I ~ 3 ( 'gHjCHjCOCHa = C45H40O2 -f 311,0. -C=0 Die Bildung des Stoffes von Schmp. 200—202" läßt sich durch die nachstehende Gleichung ausdrücken: -C = ^'isHiB I + SOgHgCHaCOCHg = CggHggOj + 2 HgO. -C=0 Der Stoff C36H32O2 entsteht demnach nach demselben Vor- gange, welchen WM s 1 i c e n u s und L e h m 3. n n^) bei der Kon- densation von Benzil und Acetophenon festgestellt haben, wonach Dibenzoyldiphenylbutadien neben Anhydroacetophenonbenzil ent- ^) A. 302, 195; Lehmann, Dissertation, Leipzig 1897. A. Hcidiischka u. Cli. Kluuladad: Rclxii, 431 stallt. Kill analoger Rcaktionsvoigaiig ist aucli von J a p p und. VV o o d') bei dor Kondensation von Plienanthreneliinon und Benzoyl- essigcster in Gegenwait von Essigsäureanhydi'id beobaciitet worden. Obwohl L e h ni a n n^) die Konstitution des Dibenzoyldiphenyl- butadicns durch zwei verschiedene Formeln darstellt, ist es jedoch sehr waliischeinlich, daß in unserem Falle die Kondensation zwischen beiden Karbonylgruppen des Retenchinons und den Methylen- gruppen zweier Moleküle Phenylacctons stattfindet, wie bei der von J a p p und W o o d^) ausgefüluten Kondensation von Phenan- threiKihinon und Benzoylessigester. Demnach käme dem in Frage stehenden Stoff die folgende Konstitution*) zu: _C=C- -CO-CHj _C=C~-C0-CH3 und er ist daher als Diacetyl-diphenylmethylisopropylbiphenylen- butadien (oder |3(i-Diketo-;'4-Diphenyl-öf -[Methyl (3')-Isopropyl (4)- Biphcnylen {2,2')]->'t-Oktadien) zu bezeichnen. Der Stoff C45H40O2 vom Schmp. 214— 215« scheint nun durch eine Kondensation eines weiteren Moleküls Phenylaceton mit dem eben beschriebenen Diacetyldiphenylmethylisopropylbiphenylen- butadien entstanden zu sein. Bei « dem Reinigungsprozeß der zwei vorher beschriebenen Kondensationsprodukte des Phenylacetons mit Retenchinon hinter- blieb eine Mutterlauge, die beim Verdampfen eine rötlich harzige Masse ergab. Dieselbe wurde durch Behandeln mit Methylalkohol von den letzten Spuren der oben genannten Kondensationsprodukte befreit und der Rückstand dann 5 — 10 Minuten lang mit Eisessig erhitzt. Nach dem Erkalten erstarrte das Ganze zu einer rötlich- gelben Krystallmasse, die beim Waschen mit verdünntem Alkohol und Aether fast farblos wurde. Die so erhaltene Substanz ergab nacii dem Umkrystallisieren aus Essigäther ganz farblose Nadeln oder Blättohen, die bei 202" sich rötlich färbten und bei 210—212» 1) C. (1905), IL, 250; Sog. 87, 712. 2) A. 302, 195; Lehmann, Dissertation, Leipzig 1897. ^) G o 1 d s c h ni i e d t und Knopfe r (M. 19, 419) beschreiben eini! Kondensation von 1 Mol. Benzaldehyd und 2 Mol. Phenylaceton, bei der sie einen Kiiigschluß annehmen. Eine derartige Kondensation dürfte in vorliegendem Falle wegen des Vorhandenseins zweier CO- Gruppen im Retenchinon, wie auch bei Benzil und Phcnanthrenchinon der Fall ist, nicht anzunehmen sein. 432 A. Heiduschka n. Ch. Kliudadad: Reten; zu einer roten Flüssigkeit schmolzen. Der Stoff ist löslich in heißem Benzol, Essigäther und Eisessig, schwer löslich in Aether und Alkohol und fast unlöslich in Ligroin und Petroläther. 0,1430 g Substanz gaben 0,4324 g CO2 und 0,0786 g H^O. Grefunden: Berechnet für CogHaeOg: C 82,47 82,42%' H 6,15 6,210o Dieser Stoff entsteht auch, wie später gezeigt werden -ward, beim Erhitzen von Phenylacetonretenchinon^) mit Eisessig. Man kann daher annehmen, daß in dem harzigen Teil des bei der oben ausgefülirten Kondensation erhaltenen Reaktionsproduktes sich Phenylacetonretenchinon befindet, was durch die Isolierung einer kleinen Menge dieses aus dem eben erwähnten Harz^) bestätigt wird. Der Uebergang des Phenylacetonretenchinons in den in Frage stehenden Stoff läßt sich durch die folgende Gleichung erklären: -c=o t'ieHie I + CßHsCHXOCHa + CH3COOH = C^gHseOg-r 2 H,0. -C = Der Stoff wird als Anhydrophenylacetonretenchinonacetat bezeichnet. Aus der vorher erwähnten harzigen Masse konnte durch zahl- reiches Umkrystallisieren aus einem Gemisch von Aether und Petrol- äther (Sdp. 30—50") eine kleine Menge einer hellgelben, bei 190—192» unter Bräunung schmelzenden Substanz gewonnen werden. Trotzdem hierzu ein wesentlicher Teil dieser Masse benutzt wurde, war doch die Ausbeute von dieser krystallinischen Substanz zu gering, um weitere Versuche damit anstellen zu können. Sie ist sehr wahr- scheinhch identisch mit dem später beschriebenen Phenylaceton- retenchinon. Es sei erwähnt, daß auch bei einer sorgfältigen Untersuchung aller Mutterlaugen dieser eben beschriebenen Reaktion kein Stoff sich finden ließ, der als Anhydroj)henylacetonretenchinon ange- sprochen werden konnte. B. Piperidin als Kondensationsmittel. 2,6 g Retenchinon und 2 g Phenylaceton in abs.-alkohohscher Lösung unter Zusatz von wenig Piperidin wurden mehrere Stunden lang auf dem Wasserbade erhitzt, das Gemisch nach dem Entfernen des Alkohols mit Eisessig erwärmt und einige Tage stehen gelassen. 1) Siehe Seite 434. *) Siehe Seite 433. A. Hoidusclika ii. Cli. Kliudadad: Roten. 433 Ih'V so cilialtciie Krystallbrci eifjab nach dem Abfiltricren, Trocknen, Lösen in Benzol und Ausfällen mit Alkoliol bräunlioliweiße, feine Nadeln, die naeli dem Umkrystaiiisieren aus Essigäther bei 212" sclimolzen. Die Analyse ergab die folgenden Zahlen: 0,1120 g Substanz gaben 0,3382 g CO2 und 0,0654 g H./). Gefunden: Berechnet für C29H26O3: C 82,35 82,42% H 0.53 6,21% Der Stoff ist seiner Analyse und seinem Verhalten nach identisch mit dem oben beschriebenen Anhydrophenylacetonreten- chinonaoetat. C. Alkoholische Kalilauge als Kondensationsmittel. 3 g fein pulverisiertes Retenchinon und 2,2 g Phenylaeeton wurden mit 30 ccm 0,5%iger abs.- alkoholischer Kalilauge versetzt. Nach 24 stündigem Stehen konnte dabei eine Reaktion nicht be- obachtet werden. Das Retenchinon ging erst in Lösung, nachdem man da^ Gemisch mit weiteren 50 ccm ungefähr 3,5%iger alko- holischer Kalilauge versetzte und 7 Tage stehen ließ. Dann \\Tirde der Alkohol bei gewöhnlicher Temperatur verdunsten gelassen und nach 2 — 3 tägigcm weiteren Stehen mit Wasser versetzt. Die ausgeschiedene hellgelbe Krystallmasse ergab nach dem Waschen mit sehr verdünntem Alkohol, verdünnter Essigsäure und Wasser und Trocknen auf Ton ein gelbes Pulver, das zuerst aus verdürmtem Methylalkohol und dann zwei- bis dreimal aus Aether-Petroläther umkrystallisiert wurde. Die so erhaltenen hellgelben Krystalle schmelzen unter Zer- setzung bei 190 — 192" zu einer braunen Schmiere, die erst über 200" klar Avird. Sie sind leicht löslich in Aethylalkohol, Methyl- alkohol und Aether, schwer löslich in Ligroin und fast unlöslich in Petroläther. Die Ausbeute an rohem Produkt betrug mehr als 3 g. 0,0974 g Substanz gaben 0,2898 g COj und 0,0592 g H2O. ,, ,. T Berechnet für Berechnet für Gefunden: r< tt n • r Ti n . C 81,15 81,35 81,14% H 6,80 6,58 6,81% Die Analysenresultate stimmen sowohl auf ein Aldol-Konden- sationsprodukt von 1 Mol. Retenchinon + 1 Mol. Phenylaeeton, als auch auf ein solches von 1 Mol. Retenchinon -f 2 Mol. Phenyl- aeeton. Da aber, wie nachher gezeigt werden wird, bei der Einwirkung von Eisessig Anliydiophenylacetonretenchinonacetat entsteht, so Arch. d. Pharm. CGLI. Bds. 6. Heft. 28 434 A. Heiduschka u. Ch. Khudadad: Reten. dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach der Stoff durch eine Aldol- kondensation im ersten Sinne entstehen, und man kann ihn als Phenylacetonretenchinon bezeichnen. Wir können uns die Konstitution der Stoffes analog der des Acetonphenanthrenchinons^) und der des Acetonbenzyls^) vor- stellen, demnach ist er als ein 1,4-Diketonderivat und nicht als ein Derivat des Cyclopentanons aufzufassen. Mit der höchst wahrscheinlichen Voraussetzung, daß die Me- thylen- und nicht die Methylgruppe des Phenylacetons an der Kon- densation mit Retenchinon teilnimmt^), gestaltet sich die Struktur- formel unseres Phenylacetonretenchinons folgendermaßen: OH CeHs - C CH - CO - CHg ^16^16 I -C=~0 Der Stoff ist demnach als f:f-Oxy-a6-Diketo-aj3-[Methyl (3' oder 3)-Isopropyl (4 oder 4')-Biphenylen (2,2')]->'-Phenylpentan zu bezeichnen. Einwirkung von Eisessig auf Phenylaceton- retenchinon. Bei 3 — 4 Minuten langem Kochen von einer kleinen Menge des rohen Phenylacetonretenchinons mit Eisessig und nachherigem Erkalten der so erhaltenen Lösung wurden gelbliche Krystalle erhalten; die nach Waschen mit Aether bei 198 — 200" rötlich wurden und bei 202 — 204'' zu einer roten Flüssigkeit schmolzen. Nach dem Umkrystalli iieren aus Essigäther wurden sie fast farblos und. schmolzen bei 208 — 210** unter vorheriger Rötung zu einer roten Flüssigkeit. Das vorher beschriebene Anhydrophenylacetonreten- chinonacetat schmilzt bei 210 — 212" ebenfalls unter vorheriger Rötung. Ein zweiter Versuch, dieses Anhydrophenylacetonretenchinon- acetat aus Phenylacetonretenchinon in größerer Menge herzustellen, schlug fehl, wahrscheinlich, weil mit Eisessig nicht wie vorher kurze Zeit gekocht, sondern 30 — 40 Stunden lang auf dem Wasserbade erwärmt wurde. Es entstand dabei ein Stoff in geringer Menge, der in farblosen Blättchen krystallisierte und bei 295" noch nicht schmolz. 1) Sog. 47, 17, B. 17, 2828. 2) B. 18, 179; Soc. 47, 23. 3) Siehe Seite 410. Vergleiche Lang, M. 26, 199-215. A. Hoiduschkn u. Cli. Kluuliulacl: Roten. 435 8. Kondensation von Retenchinon mit Acetondikarbonsäurediätliylester. 4,5 g fein pulverisiertes Retenchinon und 5 g sym-Aceton- clilcarbousäurcdiätiiylcster wurden mit 45 ccm alkoliolischer Kali- lauge (1 g KOH + 200 ccm abs. Alkohol) versetzt und bei Zimmer- temperatur stehen gelassen. Nach dreitägigem Stehen wurden noch A\eitere 45 ccm dieser Kalilauge hinzugefügt und das Reaktions- geniisch wieder sich selbst überlassen. Innerhalb von 7 — 8 Tagen verwandelte sich das Retenchinon allmählich in hellgelbe Nädelchen. Diese wurden abgesaugt und das Filtrat an der Luft bis zum be- endeten Krystallisieren verdunsten gelassen. Das so erhaltene Pro- dukt (4,5 g), das sich zum größten Teil in Alkohol löste, konnte mit Hilfe dieses Lösungsmittels leicht gereinigt werden. Die so erhaltenen Krystalle sind löslich in Benzol, Chloroform, Aceton, Aetlier, Aethyl- alkohol und Methylalkohol, sch■^^'cr löslich in Ligroin und praktisch unlöslich in Wasser und Petroläther. Der Stoff krystallisiert aus 96%igem Alkohol in gelben feinen Nädelchen und aus verdünntem Alkohol in hellgelben glänzenden Blättchen, die beim langsamen Erhitzen bei 185 — 187" unter Bräunung und starker Zersetzung schmelzen. 1. 0,1604 g Substanz gaben 0,4238 g COg und 0,0952 g HgO. 2. 0,1168 g Substanz gaben 0,3090 g COo und 0,0702 g H.,0. Gefunden: Berechnet für 1. 2. Co^H^sO«: C 72,06 72,15 72,29% H 6,64 6,73 6,30% Der Stoff ist demnach gemäß der nachstehenden Gleichung entstanden : -C=0 CjgHie I + C'gHj^Og — C27H28O6 4- H2O -C = Die Struktur dieses Stoffes muß nach der Konstitution von Anhydroacetonretenchinon als ein Cj^clopentenolonderivat aufgefaßt werden, was durch die analoge Konstitution der aus Benzil und sym- Acetondikarbonsäure beim Erhitzen mit wässeriger Kahlauge er- haltenen Anhydroacetonbenzilmonokarbonsäure^) bestätigt wird. Er ist daher als 3-Oxy-l-Keto-3, 4-[Methyl (3' oder 3)-Isopropyl (4 oder 40-Biphenylen (2,20]-2, 3-Dihydro-R-Penten-2, 5-Dikarbon- säurediäthylester zu bezeichnen. Die Tatsache, daß eine alkoholische 1) F. K. Japp und G. D. Lander, Soc. 71, 139. C. 1897, I., 630. 28* 436 A. Heiduschka u. Ch. Khudadad: Üeten. Lösung des Stoffes eine alkalische Permanganatlösung entfärbt, ist iii Uebereinstimmung mit dieser Strukturformel im Gegensatz zu der Hydropyronf ormel ^) . 9. Kondensation von Retenchinon mit Benzoyiessigester. 13 g Retenchinon (1 Mol.), 20 g Benzoyiessigester (etwas mehr als 2 Mol.) und 70 com frisch destilliertes Essigsäureanhydrid wurden mit 2 com konzentrierter Schwefelsäure tropfenweise unter Um- schütteln versetzt, wobei des Retenchinon unter Wärmeentwickelung in Lösung ging, und dami das Reaktionsgemisch bei Zimmertempe- ratur sich selbst überlassen. Nach sechstägigem Stehen wurde, um die Menge der ausgeschiedenen Krystalle zu vermehren, 3 Stunden lang durch Einstellen in Eiswasser gekühlt, und die dabei sich ab- scheidenden bräunlichweißen Krystalle schnell abfiltriert. Die er- haltenen, sehr spröden Krystalle wurden mit etwas Alkohol ge- waschen, auf Ton getrocknet und dann auf Filter mehrmals mit Aether gewaschen und schließlich aus Benzol -f- Alkohol oder kochen- dem Eisessig event. unter Zusatz von Tierkohle umkrystallisiert. Die so resultierenden, sehr schwach gelbhch gefärbten feinen Nadeln erweichen beim langsamen Erhitzen bei 228° und schmelzen bei 235** zu einer rötlichen Flüssigkeit. Die Aurbeute betrug 3 g. Dieser Stoff läßt sich in viel besserer Ausbeute und reinerem Zustand herstellen, wenn man ungefähr die Versuchsbedingungen einliält, die J a p p und W o o d^) bei der Darstellung von Biphenylen- dibenzoylmuconsäurediäthylester gewählt haben. Die Arbeitsweise ist die folgende: 10 g fein pulverisiertes Retenchinon und 15 g Benzoyiessig- ester werden mit 40 ccm frisch destilliertem Essigsäureanhydrid und 16 Tropfen konzentrierter Schwefelsäure versetzt und 15 Tage (90 — 100 Stunden) lang bei 45 — 50" mit einem Chlorcalciumrohr erwärmt, wobei sich das orangegelbe Retenchinon allmählich in einen fast farblosen krystalhnischen Stoff verwandelt. Dieser wird abgesaugt, zuerst mit wenig kaltem Eisessig und dann mit Wasser und Alkohol gewaschen und auf Ton getrocknet. Die Ausbeute be- trägt 4,5 g. Durch einmaliges Umkrystallisieren aus Benzol + Al- kohol erhält man den reinen Stoff in Form glänzender, fast rein weißer Nädelchen, die bei 226" erweichen und zusammensintern und bei 235" zu einer röthchen Flüssigkeit schmelzen. Der Stoff ist ziem- lich leicht löslich in heißem Benzol, schwer löshch in heißem Essig- 1) Siehe Seite 403. 2) Sog. 87, 712. A. Heidusrhkii ii. Cli. J'Llmdadiid: Rott'u. 137 äthcr und Eisessig, selir schwer löslicli iji kochendem Alkohol, nur spurenvveise löslich in Aether, und fast unlöslich in Ligroiu und Petroläther. 1. 0,1410 g Substanz fjaben 0,4034 g CO2 und 0,0784 g H.O. 2. 0,1044 g Substanz gaben 0,2996 g COg und 0,0602 g HoO. 3. 0,1146 g Substanz gaben 0,3280 g COg und 0,0642 g HoO. 4. 0,0984 g Substanz gaben 0,2830 g CO2 und 0,0542 -^ HgO. 5. 0,1018 g Substanz gaben 0,2910 g COj und 0,0574 g HjO. Gefunden: Berechnet für. 1. 2. 3. 4. 5. C4oH360e: C 78,03 78.27 78,06 78,44 77,96 78,39% H 6,22 6,45 6,27 6,16 6,31 5,93% Der Stoff entsteht demnach durch Kondensation von 1 Mol. Retenchinon und 2 Mol. Benzoylessigester unter Austritt zweier Moleküle Wasser, und zwar höchstwahrscheinlich nach demselbeii Vorgange, welchen J a p p und W o o d^) bei der Kondensation von Phenanthrencliinon mit Benzoylessigester in Gegenwart von Essig- säureanhydrid festgestellt haben, wonach Biphenylen-dibenzoyl- muconsäurediäthylester entsteht. -C = CißHie I + 2 C6Hi,COCH,COOC2H5 = -c=o O 0.^«"^ -C=C^^ COOC2H5 CieH,« I + ■iüzO _C = C COOCaHg II ^CeHg O Der Stoff ist als a(^-Diphenyl-a4-Diketo-yö-[Methyl (3')-Iso- propyl (4)-Biphenylen (2,20]-|iö-Hexadien-^fc-Dikarbonsäurediäthyl- ester zu bezeichnen. 1) vSoc. 87, 712-714. C. 1905, II., 250. Vergleiche aucli Seite 431. 4:}8 H. Matthes u. L. Streicher: Kapon und Alcon. Mitteilung aus dem Institut für Pharmazie und Nabrungsmittelchemie der Universität Jena. Ueber Kapok und Akon und ihre Bitterstoffe, Wachse und Harze. Von Hermann Matthes und Lothar Streicher. (Eingegangen am 22. VIII. 1913.) Im Anschluß an die von H. M a 1 1 h e s^) und H. H o 1 1 z vorgenommenen Untersuchungen über Kapoksamen und Kapoköl führten wir solche von Kapok- und Akon-Wollhaaren aus. Beide Fasern sind bisher wenig untersucht worden. Bei Javakapok ist ein Cellulosegehalt von 64,3%, ein Ligningehalt von 13% und ein Pentosangehalt von 23 — 24% festgestellt^) worden. Hierdurch ist Kapok scharf von der Baumwolle unterschieden, die 95 — 96% Cellulose, kein Lignin und 1 — 3% Pentosane enthält. Unsere Untersuchungen erstreckten sich insbesondere auf den Gehalt an in Wasser, Alkohol, Alkohol-Benzol- Gemisch und Petroleumbenzin lösliche Stoffe, Zerlegung dieser Extrakte in ihre Bestandteile (Wachs, Harz, Bitterstoff, Kohlenhydrate und Mineralstoffe) und Charakterisierung der einzelnen Teile. Die Kapok- und Akonfasern wurden von der Firma G. Immenkamp- Chemnitz bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Ergebnisse der Untersuchungen. Der rohe Kapok bildete bis zu 4 cm lange Fasern von großer Feinheit und seidenähnlichem starken Glänze. Die wollige Masse war ziemlich frei von Unreinheiten, nur fanden sich Saraenkörjier von Kapok darin. Die mechanisch durch Durchschlagen von Samenkörnern- una anderen Vei'unreinigungen befreiten Kapoksorten hatten an Glanz erheblich eingebüßt. Akon hat/te fast das gleiche Aussehen. Alle Fasersorten besaßen licht gelbbraune Farbe, fühlten sich leicht fettig an und ließen sich zwischen den Fingern zu Pulver zerreiben, waren also im Gegensatz zu Baumwolle äußerst spröde. 1) H. Matthes und H. H u 1 1 z, dieses i\i-chiv 1913, S. 367. 2) Schwalbe, Chemie der Cellulose I, Aufl. S. 469. H. Miitthes 11. L. Stiu^iclior: Kapok und Akun. 439 Besonders beim Zerschneiden machte sich diese Eigenschaft un- lit'bsani bemerkbar, da die umlierfHegendcn zarten Faserteilchen Jucken im Gesicht und an den Händen und Niesreiz sowie Kratzen im Hals liervorriefen. Der Gehalt an Feuchtigkeit betrug bei Kapok im Mittel 8,6, bei Akon 7,2%. Die gereinigte Faser besaß den gleichen Feuchtigkeitsgehalt wie die rohe, während bei Baumwolle^) die rohe Faser einen bedeutend höheren Feuchtigkeitsgehalt aufweist. Diese Erscheinung kann leicht durch die verschiedenen Reinigungs- verfahren erklärt werden. Akon und Kapok werden nur auf mechanische Weise von den Verunreinigungen befreit, während Baumwolle auf bedeutend umständlichere Ai't, auch durch Be- handehi mit Chemikalien gereinigt werden muß, und so hygro- skopische Stoffe, die den hohen Feuchtigkeitsgehalt der rohen Baumwolle mit bedingen, entfernt werden. Der Gehalt an wasserlöslichen Bestandteilen ist bei Akon- und Kapok auffallend hoch. Er schwankt zwischen 4,74 — 9,74%. Merkwürdigerweise gehen in den wässerigen Auszug der Fasern nicht unbeträchthche Mengen ätherlöslicher Stoffe über. Die in Wasser löslichen Bestandteile sind sehr hygroskopisch und beeinflussen den Wassergehalt der Fasern ebenso stark, wie es bei der Baumwolle der Fall ist. Der Mineralstoffgehalt betrug bei rohem Kapok im Mittel 3,58%, bei gereinigtem Kapok schwankte er zwischen 0,93 — 2,62%, und bei gereinigtem Akon betrug er im Mittel 3,64%. Von besonderem Interesse ist das Prüfungsergebnis auf w a c h s a r t i g e Bestandteile. Je nach dem angewandten Lösungsmittel wurden verschiedene Mengen erhalten. Fetroleumbenzin löste aus Kapok bis zu 0,8, aus Akon 0,6%. Alkohol-Benzolgemisch zu gleichen Teilen löste ganz erhebUch mehr, aus Kapok bis zu 4,97%, aus Akon bis zu 4,63%. Die entfetteten Kapok- und Akonfasern \\airden zwar be- deutend leichter von Wasser benetzt als das nicht entfettete Material, sanken aber auf Wasser geworfen nicht unter. Das spezifische Gewicht der Kapok- und Akonfaser ist also bedeutend kleiner als 1. Das Aufsaugungsvermögen, wenn man überhaupt von einem solchen reden kann, für Wasser ist auch bei sorgfältigst entfettetem, oder richtiger ,, entwachstem" Kapok und Akon sehr ^) M a 1 1 h e s und Streicher, Pharmazeutische Zentral- hallc 1913, S. 637. 440 H. Matthes u. L. Streicher: Kapok und Akon. gering. Schon aus diesem Grunde sind diese Fasern als Verband- material nicht geeignet. Der in einer Alkohol- Benzolmischung lösliche in den Kapok- und Akonfasem enthaltene Stoff ist kein Fett, sondern seiner chemischen Zusammensetzung nach ein Wach s. Glyzerin konnte nicht nachgewiesen werden. Der Gehalt an unverseifbaren Be- standteilen war dagegen recht hoch. Er betrug in Akon wachs etwa 31, in Kapokwachs etwa 28%, und bestand aus festem und flüssigem Phytosterin und Melissylalkohol, neben 0,6% eines bei 69" schmelzenden Kohlenwasserstoffes (C20H42). Dieser ist jeden- falls mit dem von Matthes und S a n d e r i) im Lorbeerfett gefundenen L a u r a n identisch. Das aus dem Akonwachs isoHerte Phytosterin ist nicht einheitlich. Es wurde ein Phytosterin vom Schmelzpunkt 170° (Stigmasterin) und eines vom Schmelzpunkt 136" (Phytosterin) neben flüssigen, unverseifbaren Anteilen mit starker Phytosterin- reaktion gewonnen. Kapok- und Akonwachs besaßen folgende Eigenschaften: Akon Konsistenz wachsartig Farlje || grünlichgelb Löslichkeit . Kapok wachsartig, etwas weicher als Akonwachs braunrot in Aether und Benzol leichtj in Aether und Benzol leicht ji und klar löslich I und klar löslich Greschmack . . . 'i müd mild Genich i eigenartig | eigenartig K o n s t a n t e n d e r W a c h s e. Akon Kapok Brechungsindex nn bei 40«» ' 1,4682 1,4618 Schmelzpunkt 30,5» 24» Spezifisches Drehungsverniögen +0 iO Säurezahl 65,09 59,85 Esterzahl 106,43 110,29 Verseifvmgszahl 171,52 170,14 Jodzahl 70,52 69,44 Reicher t-Me iß 1-Zahl 1,76 2,02 Polenske- Zahl 1.05 0,97 Die Fettsäuren des Akonwachses bestanden aus ca. 20% festen und 80% flüssigen Säuren, die Fettsäuren des Kapok- ^) Matthes und Sander, dieses Archiv 1908, S. 165. H. Mttttlu'S II. L. Stri'iclier: Kapok und Akun. 441 Wachses aus etwa 15% festen und 85% flüssigen Säuren. Die festen Fettsäuren des Akon- und des Kapokwa,chses bestanden nur aus Palmitinsäure. Es gelang nicht andere Fettsäuren nach- zuweisen. Die flüssigen Fettsäuren enthielten etwa 1% Linolensäure, etwa 38% Linolsäure und etwa 61% Oelsäure. Während also das in den Kapoksamen enthaltene fette Oel em echtes Fett ist, das nach den üntersucliungen von M a 1 1 h e s imd H o 1 1 z^) aus den Glyzerinestern der Palraitin-, Linol- und Oelsäure besteht, enthalten die Kapokfasern kein Fett, sondern einen dem Bienenwachs nahestehenden Stoff. Die Verhältnisse liegen bei Baumwollsamen und Baumwollfasern ähnlicli. Außer dem Kapok- und Akonwachs scheint auch der gelb- braune Farbstoff die schwere Benetzbarkeit der Faser zu bedingen. Der Kapok- mid Akonfarbstoff ist weder durch Behandlung mit Wasser, noch mit verdünnten Säuren, noch mit verdünnten Alkalien, noch mit Alkohol, Aether, Chloroform und anderen Lösungsmitt^hi vollständig aus den Fasern zu entfernen. Behandelt .man Akon- oder Kapokfasern mit Chlorzinkjod- lösung, so tritt trotz des hohen Cellulosegehaltes keine Blaufärbung ein. Auch die entfetteten Fasern geben mit Chlorzink jodlösung erst nach längerer Zeit Blaufärbung. Zerstörte man aber durch Kochen mit konzentriertem Alkali den Farbstoff, so rief Chlor- zinkjodlösung schnell Blaufärbung hervor. Durch die Behandlung mit Alkali wird aber die Faser sehr stark angegriffen. Da Akon und Kapok einen bitteren Geschmack, der besonders stark beim längeren Kauen auftrat, besitzen, so erschien es wichtig, die Fasern auf das Vorhandensein glykosid- und alkaloidartiger Stoffe zu prüfen. Trotz sorgfältigster Unter- suchungen nach verschiedenen Methoden konnte ein Glykosid oder ein Alkaloid nicht gefunden werden. Die Untersuchungen %\'urden mit größeren Mengen Akon durchgeführt, da dieser Stoff viel bitterer schmeckte als Kapok. Nach der biochemischen Methode von Bourquelot^) zum Nachweis von Rohrzucker und Glykosiden neben reduzierendem Zucker wurde in Akon neben Traubenzucker etwa 0,4 ^o Rohrzucker nachge-niesen. 1) H. Matthes und H. H o It z, dieses Archiv 1913, Bd. 251, S. 367. *) R o s e n t h a I e r, (.4ruudzü;je der cluMuischeii Pflanzeu- imtersuchung. 442 H. Mattlics u. L. Streicher: Kapok und Akon. Erst die sorgfältige Untersuchung des durch Extrahieren mit verdünntem Alkohol gewonnenen, zum Extrakt eingedickten Auszuges aus Akon nach dem von M a 1 1 h e s und S e r g e r^) zur Wertbestimmung von Drogen empfohlenen Gange führte zu greifbaren Ergebnissen. Der den bitteren Geschmack bedingende Stoff wurde als ein gelber, zähflüssiger, wasserlöalicher Körper isoliert, der folgendes charakteristisches Verhalten zeigte: Geschmack: sehr stark bitter. Mit konzentrierter Schwefelsäure und Kaliumdichromat : Blaufärbung, die nach einiger Zeit in Grün überging. Ammoniakalische Silbernitratlösung wurde stark reduziert. F e h 1 i n g'sche Lösung wurde reduziert. In Salpetersäure mit gelber Farbe löslich, bei Zusatz von Natronlauge dunkler werdend. Pliosphorwolf ramsäure, Tannin, Pikrinsäure, Phosphor- molybdänsäure, Kaliumwismutjodid, Jodjodkalium- lösung riefen Niederschläge hervor. Stickstoff war nicht vorhanden. Der Stoff zeigte starke Giftwirkung. Ein Frosch von 50 g Gewicht wurde durch etwa 0,05 g innerhalb 20 Minuten getötet. Kochte man die Substanz längere Zeit mit Chloroform, so trübte sich die Lösung und nach dem Filtrieren blieb ein gelber, zähflüssiger, stark bitter schmeckender Körper zurück. Dieser nunmehr in Chloroform unlösliche Stoff gab die vorbeschriebene •Reaktion mit Schwefelsäure und Kaliumdichromat stärker als der in Chloroform lösliche Teil. Der aus Akon isolierte Bitterstoff zeigt ein ähnliches Ver- halten wie Pikrotoxin, das bei wiederholtem Kochen mit Benzol auch in das in Lösung bleibende Pikrotoxinin und das unlösliche Pikrotin gespalten wird. Leider reichte die Materialmenge nicht zu weiteren Ver- suchen aus. Durch die Auffindung dieses stark giftigen Bitter- stoffes wird aber die Tatsache, daß die Eingeborenen in der Heimat Kapok und Akon mit Vorhebe als Polsterung ihrer Lagerstätten be- nutzen, weil sich kein Ungeziefer darin aufhalten soll, leicht erklärlich. Jedenfalls sollen durch die feinste Verteilung eines stark giftigen Bitterstoffes in den Fruchthaaren in erster Linie die Samen vor Insektenfraß geschützt^ werden, deshalb ist auch die Fest- stellung von M a 1 1 h e s und H o 1 1 z^), daß auch Samenhaare 1) M a 1 1 h c s und S e r g e r, dieses Archiv 1909, S. 418. 2) H. Matthes und H.Holtz, dieses Arch. 1913, Bd. 251, S. 3HU. H. Mattlies ii. L. Streicher: Kapuk und Akun. 443 vorhaudon sind, besonders beachtenswert. Aus dieser Tatsache ist wohl mit vollem Recht zu schließen, daß der Bitterstoff als Schutzvorrichtung wirken soll. Wir haben hier also wieder eine der sinnreichen Schutzvorrichtungen der Samen vor Insektenfraß. Zugleich lehrt uns diese Naturerscheinung, in welcher Weise es uns vielleicht gelingen wird, andere Pflanzenfasern, die als Polstern! aterial verwendet werden, gegen Mottenfraß usw. zu schützen. Wir müssen die ganze Faser mit einem bitterschmeckenden Stoff, wie z. B. Aloeharzlösung, einer verdünnten Pikrotoxinlösung oder anderen Stoffen durchtränken und so einen künstlichen Schutz schaffen, wie ihn bei Kapok und Akon die Natur selbst schuf. Weiter fand sich in den Akonfasern Chlorophyll vor. Dann \\Tirde noch ein Harz, welches seiner äußeren Be- schaffenheit nach dem Aloeharz gleicht, gefunden. Es gab charakte- ristische Harzreaktionen. Ferner wurde aus den Akonfasern ein Körper in würfel- förmigen, stark lichtbrechenden, dem Rohrzucker ähnlichen Krystallen isoliert. Experimenteller Teili). Wassergehalt. Die Kapok- oder Akonfasern wurden vor dem Wiegen im Wägezinimer einige Zeit ausgebreitet, dann MTirde eine beliebige Menge (meistens 2 — 3 g) in Wägegläschen mit sorgfältig ein- geschliffenem Stopfen gebracht, genau gewogen und im möglichst vollkommen evakuierten Exsikkator bis zum konstanten Gewicht — meist sechs Tage — stehen gelassen. Die Ergebnisse sind in nachfolgender Tabelle zusammen- gestellt : Material Allgewandte lufttrockene Substanz Wasser- gehalt Wasser- gehalt in Prozenten Akon, gereinigt I 2,0957 Akon, „ ' 1 2,0710 Kapok, roh i 2,0392 Kapok, „ ' 2,0301 Kapok, gereinigt i 3,2260 Kapok, Kapok, Kapok, I II II 2,8630 1,9810 2,0027 0,1502 0,1496 0,1754 0,1770 0,2748 0,2414 0,1726 0,1768 7,22 7,17 8,60 8,72 8,52 8,43 8,71 8,83 ^) Vor den eiiizelueii Versuchen wurde da.s Ausgaagsniaterial sorgfältig von beigemengten Verunreinigungen durch Auslesen mit einer Pinzette befreit. 444 H. Matthes u. L. Streicher: Kapok und Akon. Besttmmimg der in Wasser löslichen Bestandteile. Die getrockneten Fasern wurden auf dem Wasserbad sechsmal mit je 100 com Wasser ausgezogen, die Flüssigkeit wnirde durch Filtrieren von den unlöslichen Bestandteilen getrennt, in tarierten Schälchen eingedampft und bei 100" zwei Stunden getrocknet. Die Resultate, auf lufttrockene Substanz bezogen, sind in nachstehender Tabelle zusammengefaßt: Angewandte Wasser- lösliche Wasser- lösliche • Material lufttrockene Bestand- Bestand- Substanz teile g teile in Prozenten Akon, gereinigt 2,0957 0,1752 Akon, „ 2,0710 0,1740 Kapok, roh , 2,0392 0,1986 Kapok, „ i 2,0301 0,1949 Kapok, gereiniort I i 3,2260 0,2400 Kapok, „1 I 2,8636 0,2165 Kapok, „ II I 1,9810 0,0967 Kapok, „ II il 2,2027 0,0949 8,36 8,40 9,74 9,60 7,44 7,56 4,88 4,31 Bestimmung der Aschen. Die Aschebestimmungen %vurden in gesonderten Proben aus- cfeführl. Material Angewandte lufttrockene Substanz Asche Asche in Prozenten Akon, gereinigt . , Akon, ,, . , Kapok, roh ... Kapok, ,,..., Kapok, gereinigt I Kapok, ,, I Kapok, „ II Kapok, ,, II 0,9988 1,0028 1,0232 1,0280 1,0080 0,9988 0,9878 0,9972 0,0367 0,0361 0,0364 0,0370 0,0252 0,0262 0,0092 0,0096 3,67 3,60 3,56 3,60 2,50 2,62 0,93 0,96 Bestimmung der in einem Alkohol-Benzolgemisch löslichen wachs- und harzartigen Bestandteile in den vom Wasser- löslichen befreiten Fasern. Die von wasserlöslichen Substanzen befreiten Fasern wurden im S o X h 1 e t - Apparat mit einem Gemisch von gleichen Teilen Alkohol und Benzol acht Stunden lang ausgezogen, die Flüssigkeit abfiltriert und die Faser mit einem Alkohol-Benzolgemisch heiß H. Matthes u. L. Streicher: Kapok und Akon. 44f ausgewaschen. Die vereinigten Filtrate wurden in tarierten Kölbchen eingedampft und bei 80" zwei Stunden getrocknet. Material Aiinewandtt! lufttrockene Substanz Alkohol. Benzol- Lösliches g Alkohol- Bon 'zol- Lösliches in Prozenten Akon, gereinigt i 2,0957 0,0245 1,17 Akon, „ 2,0710 0,0277 1,34 Kapok, roh , 2,0392 , 0,0360 1,76 Kapok, „ I 2,0301 0,0345 1,72 Kapok, goreinigt I I 3,2260 0,0388 1,30 Kapok, „ J il 2,8636 0,0334 1,17 Kapok, „ II 1,9810 0,0246 1,24 Kapok, „ 11 Il 2,0027 0,0258 1,29 Die Bestimmung der in einem Alkohol-Benzolgemisch löslichen wachs- und harzartigen Bestandteile in gesonderten Proben hatte folgendes Ergebnis: Material Angewandte lufttrockene Substanz Alkohol- Benzol - Lösliches g Alkohol- Benzol- Lösliches in Prozenten Akon, gereinigt 1,9806 0,0913 4,61 Akon, „ 1,9502 0,0902 4,63 Kapok, roh 1,9990 0,0993 4,97 Kapok, „ 1,9715 0,0958 4,86 Kapok, gereinigt I \ 1,9579 0,0826 4,22 Kapok, „ I 2,0370 0,0866 4,2^ Kapok, „ II 2,0320 0,0528 2,60 Kapok, „ II 1,9697 0,0493 2,50 Die Bestimmung der in Petroleum-Benzin löslichen wachs- und harz- artigen Bestandteile in gesonderten Proben ergab : Material Angewandte lufttrockene Substanz Petroleum Benzin- Lösliches g Petrolemn- Benzin- Lösliches in Prozenten Akon, gereinigt . , Akon, ,, Kapok, roh . . . , Kapok, ,, . . . Kapok, gereinigt I Kapok, ,, I Kapok, ,, II Kapok, „ II 2,0308 1,9957 1,9980 1,9960 2,0018 1,9860 2,0147 2,0214 0,0123 0,0116 0,0160 0,0152 0,0069 0,0063 0,0062 0,0068 0,61 0,58 0,80 0,76 0,34 0,32 0,31 0,34 446 H. Matthos u. L. Streicher: Kapok und Akon. Um die im Kapok und Akon enthaltenen bitter- schmeck enden Stoffe zu fassen , Avurde nach E, o s e n - t h a 1 e r. „Grundzüge der chemischen Pflanzenuntersuchungen" gearbeitet. Die Verfahren, sowie die Untersuchung nach S t a s - Otto und die biochemische Methode von Bourquelot zum Nachweis von Glykosiden und Rohrzucker neben reduzierendem Zucker werden genau in der Dissertation von Lothar Streicher- Jena beschrieben. Zerlegung des Alkohoiextraktes von Akon und Kapok. Eine größere Menge Rohmaterial wurde durch Behandeln mit kaltem Petroleum-Benzin von wachsartigen Bestandteilen, die besonders untersucht wurden, befreit. Die ausgepreßten Fasern wurden mit verdünntem Alkohol heiß ausgelaugt und die ab- filtrierte Flüssigkeit auf dem Wasserbad eingedampft. Hierbei wTirden etwa 10 g eines dunkelbraunen, zähen Extraktes von bitterem Geschmack, das in Wasser in jedem Verhältnis, in ab- soluten Alkohol nur zum Teil löshch war, erhalten. Nachweis von Chlorophyll im Alkoholextrakt. Das Extrakt wurde mit Seesand gemischt und im Soxhlet- Apparat mit Petroleum-Benzin ausgezogen. Die letzten Reste der fettartigen Bestandteile gingen mit tief grüner Farbe in Lösung. Das Petroleum-Benzin wurde abgedampft und das Fett mit Benzol aufgenommen. Die Lösung war bei auffallendem Licht rot, bei durchfallendem Licht grün gefärbt. Der Farbstoff wurde auf spektroskopischem Wege alr Chlorophyll identifiziert. Die Benzol- lösung des Fettes zeigte das für das ChlorophyUspektrum charakte- ristische Bild. Nachweis eines Harzes im Alkoholextrakt. Das mit Petroleum-Benzin ausgezogene Extrakt wurde von heißem absoluten Alkohol mit braungelber Farbe gelöst. Beim Erkalten schied sich e